Samstag, 28. Februar 2015

»Das Kapital im 21. Jahrhundert« von Thomas Piketty


Das Kapital im 21. Jahrhundert

»Das Kapital im 21. Jahrhundert« von Thomas Piketty ist ein Werk von außergewöhnlichem Ehrgeiz, von großer Originalität und von beeindruckendem Rigorismus. Es lenkt unser ganzes Verständnis von Ökonomie in neue Bahnen und konfrontiert uns mit ernüchternden Lektionen für unsere Gegenwart.Marx wäre von den heutigen Krisenerscheinungen kaum überrascht gewesen – weder vom Phänomen der Working Poor, von der Zunahme an Depressionen durch Überarbeitung, der Erosion des Zusammenlebens und des Klimas noch von den verheerenden Wirtschaftskrisen.

Das Werk geht der Frage nach: Wie funktioniert die Akkumulation und Distribution von Kapital? Welche dynamischen Faktoren sind dafür entscheidend? Jede politische Ökonomie umkreist die Fragen nach der langfristigen Evolution von Ungleichheit, der Konzentration von Wohlstand und den Chancen für ökonomisches Wachstum. Aber befriedigende Antworten gab es bislang kaum, weil geeignete Daten und eine klare Theorie fehlten.
Thomas Piketty
In seinem Werk »Das Kapital im 21. Jahrhundert« untersucht der französische Ökonom Thomas Piketty Daten aus 20 Ländern, mit Rückgriffen bis ins 18. Jahrhundert, um die entscheidenden ökonomischen und sozialen Muster freizulegen. Seine Ergebnisse werden die Debatte verändern und setzen die Agenda für eine neue Diskussion über Wohlstand und Ungleichheit in der nächsten Generation.

Piketty zeigt, dass das moderne ökonomische Wachstum und die Verbreitung des Wissens es uns ermöglicht haben, Ungleichheit in dem apokalyptischen Ausmaß abzuwenden, das Karl Marx prophezeit hatte. Aber wir haben die Strukturen von Kapital und Ungleichheit nicht in dem Umfang verändert, den uns die optimistischen Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg suggeriert haben.


Piketty verweist zu Recht auf das vielleicht wichtigste Legitimitätsproblem des Kapitalismus - die ungleiche Verteilung von Wohlstand, auf die ja auch der französische Ökonom Thomas Piketty in seinem Bestseller "Das Kapital im 21. Jahrhundert hinweist". Die Verteilungsfrage ist vielleicht die größte Herausforderung für den Kapitalismus seit der Zeit der großen Kartellgesetze zum Ende des 19. Jahrhunderts.

Der Haupttreiber der Ungleichheit - dass Gewinne aus Kapital höher sind als die Wachstumsraten - droht heute vielmehr extreme Formen von Ungleichheit hervorzubringen, die den sozialen Frieden gefährden und die Werte der Demokratie unterminieren. Doch ökonomische Trends sind keine Handlungen Gottes. Politisches Handeln hat ökonomische Ungleichheiten in der Vergangenheit korrigiert, sagt Piketty, und kann das auch wieder tun.

Piketty sieht sich in der Tradition klassischer Ökonomen des 19. Jahrhunderts. Abstrakte mathematische Modelle, wie sie heute an den Universitäten verbreitet sind, lehnt er ab. Stattdessen trägt er Indizien zusammen und zieht daraus Schlüsse. Diese Methode hat ihre Grenzen. So kann er nicht schlüssig erklären, warum die Vermögenserträge dauerhaft so hoch sind. Dennoch sprechen seine Daten eine klare Sprache – und selbst konservative Institutionen wie der Internationale Währungsfonds warnen inzwischen vor der wachsenden Ungleichheit auf der Welt.

Literatur:


Das Kapital im 21. Jahrhundert
von Thomas Piketty und Ilse Utz (Übersetzerin)

Das Kapital im 21. Jahrhundert - Kulturzeit-Video 3 Sat Mediathek

Blog-Artikel:

Wer hat, dem wird gegeben ... - Stadtschreiber-Blog - http://stadtschreiber.blog.de

Mittwoch, 25. Februar 2015

Die Griechen spüren den kalten Hauch des Turbo-Kapitalismus der Finanzwirtschaft

Griechenland ist ein Beispiel dafür, was passiert, wenn man ein Land unter den Sparvorgaben der EU zugrundegehen lässt. Am Ende ist das Land saniert und die Bevölkerung kaputtgespart.

Es sind die "Sparvorgaben seiner Gläubiger", gegen die sich Griechenland wehrt. Es sind genau diese Sparvorgaben, die die Staaten vor der Finanzwirtschaft in die Knie zwingen sollte, wie man sich Staaten einverleibt und auf demokratischer Basis die Diktatur des Kapitals weiter ausweitet und festigt.

Ob Griechenland das so sieht? Es könnte so sein. - Und wenn nicht, so ahnen und spüren die Griechen doch schon etwas von dem kalten Hauch des Turbo-Kapitalismus der Finanzwirtschaft, der Staaten sozial verwüstet und ausgebeutet zurückläßt, wenn man ihn dereguliert walten läßt.

Man sollte Griechenlands Haltung als Signal verstehen, als Signal für eine sozial-ökonomischen Schieflage, die es zu korrigieren gilt, will man den sozialen Frieden und Europa auf eine solide Grundlage stellen. Ein in die Armut entlassenes Griechenland ist eine Gefahr für die EU.

Europa ist nicht nur eine Wirtschaftsgemeinschaft und ein "Markt", sie ist vor allem eine Gemeinschaft von Menschen. Wer Europa bewahren will, muss sich den Menschen zuwenden.

Dienstag, 24. Februar 2015

»Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung« von Joseph Schumpeter

Der österreichische Ökonom Joseph Schumpeter war ein österreichischer Nationalökonom und Politiker. In seinem Frühwerk »Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung« (1911) stellte er sich dem Problem, die wirtschaftliche Entwicklung des Kapitalismus zu erklären.

Schumpeter versuchte, von der stationären Betrachtung der Ökonomie ausgehend eine Theorie der wirtschaftlichen Dynamik aufzustellen, die (ähnlich wie zuvor Marx' Akkumulations- und Zusammenbruchstheorie) wirtschaftliche Entwicklung(en) erklären konnte.

Der österreichische Ökonom Joseph Schumpeter entwickelte die Idee, daß der Kapitalismus ein fortwährender Sturm der schöpferischen Zerstörung ist. Sein Verdienst ist es, die Dynamik der Wirtschaft und ökonomischer Prozesse erkannt zu haben. Mit jeden Zyklus gibt es eine neue Firma, die eine alte zerstört.

Schumpeter zufolge wird ein innovativer Unternehmer durch seine Innovation zu einem Monopolist - so lange, bis Nachahmer auftreten (oder seine Innovation durch andere Entwicklungen verblasst). Schumpeter erkannte damit das Wechselspiel aus Innovation und Imitation als Triebkraft des Wettbewerbs.

Es bildet die Grundlage für eine Reihe von Konjunkturmodellen. Die Begriffe 'Schöpferische Zerstörung' und 'Kreative Zerstörung' sind in der Makroökonomie bis heute bekannt. Es ist heute jedoch die Frage zu stellen, ob mit der 'Schöpferische Zerstörung' nicht die Axt an die Wurzel der Zukunft gelegt wird.

Samstag, 21. Februar 2015

Das Unbehagen am Kapitalismus wächst

Der Kapitalismus ist ein innovatives und schöpferisch-produktives Wirtschaftssystem, das sich mit Innovationen immer wieder neu erfindet und dabei auf die regulativen Kräfte des Marktes setzt. Er beinhaltete auch einmal ein großes Glücksversprechen: Wohlstand für alle, doch davon hat er sich heute in Zeiten der Globalisierung weit entfernt.

Schon Karl Marx hatte erkannt: Der Kapitalismus wirbt mit einer trügerischen Verheißung. Sie lautet: Folge meinem Gesetz, gehe ein Risiko ein, und du wirst reich belohnt. Auch wenn dabei das gute Alte auf der Strecke bleibt, so ist die Zerstörung doch schöpferisch, und am Ende fällt der Wohlstand den Menschen wie eine reife Frucht in den Schoß.

Das Kapital
Das Kapital
von Karl Marx

Das Unbehagen am Kapitalismus wächst. Man muss kein Marxist sein, um zu sehen, dass es um die kapitalistische Verheißung derzeit nicht gut bestellt ist. Der Beinahe-Crash des Finanzsystems gibt all jenen recht, für die die unsichtbare Hand des Marktes nur deshalb unsichtbar ist, weil es sie gar nicht gibt. Nun ist die Ratlosigkeit groß.

Kapital lesen 2016

Noch gestern wollten die ökonomischen Eliten den Staat zum Hilfskellner im Kasino-Kapitalismus degradieren. Heute rufen sie kleinlaut nach seiner helfenden Hand, damit er brav ihre Zeche zahlt.

Weblink:

Der große Ausverkauf - www.zeit.de

Gleichschritt von Politik und Ökonomie

In den Zeiten einer zunehmenden Ökonomisierung ist es zu einem Gleichschritt von Politik und Ökonomie gekommen. Beide sind in einem bemerkenswerten gesellschaftlichen Gleichschritt unterwegs. es geht um die Angleichung marktkonformen Verhaltens in der Politik.

Lange Zeit schien es schien so, als sei es überflüssig daran zu erinnern, dass gemeinwohlorientiertes Handeln noch nie konstitutives Element ökonomischer Logik war - einer Logik, die die Werte der Demokratie eher unterminiert.

Das Demokratieverständnis der Kanzlerin jedoch zeigt, dass dies voreilig wäre. Frau Merkel meint, so hat sie uns vor Jahren wissen lassen, es sei angebracht, "die parlamentarische Mitbestimmung so zu gestalten, dass sie trotzdem auch marktkonform ist."

Nicht, dass der Primat der Politik nicht längst faktisch aufgegeben wäre, den Kotau vor der Ökonomie allerdings zum Programm zu erheben, gar als Zukunftsvision zu adeln, das hatten vorher nicht einmal die Liberalen gewagt. Das Egalitäre ist getilgt.

Die neoliberale Ökonomie hat seit geraumer Zeit als selbsternannte ultimative Deutungsmacht übernommen. Der Markt als ein universelles Verfahren. Die Ökonomie stilisiert den Markt quasi zur neuen naturnotwendigen Struktur der Freiheit.

Mehr Demokratie wagen! - wie es noch Willy Brandt formulierte - war gestern. Heute gilt offensichtlich die Formel Mehr Kapitalismus! wagen, wie es zur Unzeit und ungeschickt der wirtschaftspolische Sprecher der Union Friedrich Merz herausposaunte.

In dem Maße allerdings, wie die neoliberale kapitalistische Rationalität die gesamten Lebenszusammenhänge der Menschen dominiert und durchdringt, sich zur universellen Deutungs- und Definitionsmacht aufgeschwungen hat, ja sich als Hort der Freiheit geriert, entzieht sie sich selbst ihre intellektuellen Reproduktionsbedingungen, indem sie durch den Versuch unmittelbarer und ausschließlicher ökonomischer Verwertbarkeit menschlichen Wissens Fachidiotentum produziert. Die Fallstricke, in denen sie sich verfängt, hat sie selber ausgelegt.

Mehr als 150 Jahre nach Heine und mehr als 200 Jahre nach Kant sind wir also nach vorübergegangener Einsicht wieder beim status quo ante angelangt. Wenn es sich - eine Lehre der Aufklärung - bei Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität um universelle Werte handelt, dann muss diesen wieder neuen Leben eingehaucht weden.

Weblink:

Die infizierte Gesellschaft - Rudolf Homann-Blog - http://rudolf-homann.blog.de

Thomas Piketty über die ungleiche Verteilung von Wohlstand

Thomas Piketty

Thomas Piketty zeigt, dass das moderne ökonomische Wachstum und die Verbreitung des Wissens es uns ermöglicht haben, Ungleichheit in dem apokalyptischen Ausmaß abzuwenden, das Karl Marx prophezeit hatte.

Thomas Piketty verweist zu Recht auf das vielleicht wichtigste Legitimitätsproblem des Kapitalismus - die ungleiche Verteilung von Wohlstand, auf die ja auch der französische Ökonom Thomas Piketty in seinem Bestseller »Das Kapital im 21. Jahrhundert« hinweist. Die Verteilungsfrage ist vielleicht die größte Herausforderung für den Kapitalismus seit der Zeit der großen Kartellgesetze zum Ende des 19. Jahrhunderts.

Das Kapital im 21. Jahrhundert
Das Kapital im 21. Jahrhundert

Der Haupttreiber der Ungleichheit - dass Gewinne aus Kapital höher sind als die Wachstumsraten - droht heute vielmehr extreme Formen von Ungleichheit hervorzubringen, die den sozialen Frieden gefährden und die Werte der Demokratie unterminieren. Doch ökonomische Trends sind keine Handlungen Gottes. Politisches Handeln hat ökonomische Ungleichheiten in der Vergangenheit korrigiert, sagt Piketty, und kann das auch wieder tun.

Kapital lesen 2016

Es gibt aber auch einen Gegenentwurf: das skandinavische Sozialstaatsmodell mit hohen Steuersätzen für alle bei einer zugleich hohen Staatsquote die für eine gleiche Verteilung von Wohlstand sorgt. Sicherlich kein schlechtes Modell, auch wenn die Skandinavier gerade in den letzen Jahren auch mit erheblichen politischen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten.


Weblink:

Die USA: Kapitalismus im Endstadium - /www.danielflorian.de


Literatur:

Das Kapital im 21. Jahrhundert
Das Kapital im 21. Jahrhundert
von Thomas Piketty

Donnerstag, 19. Februar 2015

Pierre-Joseph Proudhon 150. Todestag

Pierre-Joseph Proudhon

Pierre-Joseph Proudhon starb am 19. Januar 1865 in Passy bei Paris. Proudhon war ein französischer Ökonom und Soziologe. Er war so etwas wie ein praktischer Anarchist. Er darf als einer der ersten Vertreter des solidarischen Anarchismus gelten. Er war der Vertreter eines libertären Gesellschaftsmodells. Er setzte sich für die Abschaffung der Ausbeutung, der Regierung des Menschen durch den Menschen, Kooperation, Gerechtigkeit und Freiheit, Mutualismus und Föderalismus ein. Er führte Untersuchungen über den Ursprung und die Grundlagen des Rechts und der Herrschaft durch.

In seiner "Theorie des Eigentums" (1866) unterzog Pierre-Joseph Proudhon das kapitalistische Eigentum einer wissenschaftlichen und politischen Grundsatzkritik. Deren Aktualität erweist sich besonders da, wo er es als Instrument wachsender wirtschaftlicher und politischer Macht und als Gegenstand immer schärferer innergesellschaftlicher Konflikte charakterisiert.

Vielzitiert ist der Satz „Eigentum ist Diebstahl“ aus seinem Werk "Was ist das Eigentum?: Untersuchungen über den Ursprung und die Grundlagen des Rechts und der Herrschaft" ("Qu’est ce que la propriété? Ou recherches sur le principe du droit et du gouvernement"). Der Band ist das erste grundlegende Werk zu Proudhons Philosophie des Anarchismus; es wurde 1840 erstveröffentlicht. Die Schrift, die Proudhons provokativste Postulate enthält – Eigentum ist Diebstahl! – Gott ist alles Übel! – Anarchie ist die beste Regierung! – erlangte ihre wichtigste Bedeutung in der 1848er Revolution und ist eine der Begründungsschriften des Anarchismus überhaupt, auf die sich insbesondere die syndikalistische Arbeiterbewegung in Frankreich und die kommunistischen Anarchisten um Kropotkin bezogen.

Auch Karl Marx, der in den frühen 1840ern noch sehr befreundet mit Proudhon war, lobhudelte die Veröffentlichung: 'Herausfordernder Trotz, der das ökonomische ›Allerheiligste‹ antastet, geistreiche Paradoxie, womit der gemeine Bürgerverstand gefoppt wird, zerreißendes Urteil, bittre Ironie … revolutionärer Ernst.'

In der Februarrevolution von 1848 traf er Michail Bakunin und entwickelte als Abgeordneter der französischen Nationalversammlung ein Arbeitsprogramm. Er erstrebte eine Entwicklung zum Sozialismus ohne Gewalt, getragen von der freien Entscheidung der Arbeiter. Proudhon lehnte jede staatliche Gewalt ab und prägte die Überzeugung der Anarchisten, wonach die unbegrenzte Freiheit der Menschen die Grundvoraussetzung für eine sozialistische Ordnung sei.

Proudhon war ein Mensch nicht frei von Widersprüchen: Er kritierte Eigentum und Staat, um dann beides zu verteidigen, er kritisierte Wahlen und kandidierte dann selbst. Diese Logik wird verständlich, wenn man weiß, daß Proudhon das kapitalistische Eigentum kritisierte, das libertäre aber veretidigte, daß er den kapitalistischen Staat geißelte, den Staat als föderalistischen Raum aber begrüßte, daß er keine bürgerlichen Wahlen wollte, sie aber uneterstüztze, wenn sie dem Anarchismus dienten.

Pierre-Joseph Proudhon wurde am am 15. Januar 1809 in Besançon geboren.

Weblinks:

 Theorie des Eigentums 

Theorie des Eigentums von Pierre-Joseph Proudhon

Was ist das Eigentum?: Untersuchungen über den Ursprung und die Grundlagen des Rechts und der HerrschaftWas ist das Eigentum?: Untersuchungen über den Ursprung und die Grundlagen des Rechts und der Herrschaft

von Pierre-Joseph Proudhon

Samstag, 14. Februar 2015

Zunehmende Ökonomisierung der Gesellschaft

Der Begriff der »Ökonomisierung« bezeichnet die Ausbreitung des Marktes samt seinen Prinzipien und Prioritäten auf Bereiche, in denen ökonomische Überlegungen in der Vergangenheit eine eher untergeordnete Rolle spielten bzw. die solidarisch oder privat organisiert waren. Die Ökonomisierung der Gesellschaft nimmt zu. Sie ist ein Ausdruck der neoliberalen kapitalistischen Rationalität. Das führt dazu, dass die Wirtschaft in andere und immer weitere Bereiche des Lebens (Familie, Medien, Politik, Recht, Medizin, etc.) vordringt und dort ihre spezifischen Operationen vornimmt, die dort nicht hingehören. Welche Konsequenzen hat die Ökonomisierung? - Betrachtet man die Entwicklung, die sich in den Ländern der westlichen Welt in den letzten 200 Jahren vollzogen hat, so stellt man leicht fest, dass der Bereich der Sozialnormen stark zurückgegangen ist. Der Bereich der Marktnormen dagegen hat unausgesetzt zugenommen. Der Bereich der Marktnormen überlagert die Sozialnormen in einer Weise, dass sie dort, wo sie soziale Standards aushöhlt, schädlich für das soziale System geworden ist. Der Mensch wird immer mehr zum "ökonomischen Faktor" und bloßen Konsumenten reduziert. Ein Beispiel ist die organisatorische Neuordnung staatlicher Verwaltungen, bei der durch interne Rationalisierung und die Übernahme marktpreissimulierter Kosten-Ertrags-Kalküle angestrebt wird, die Qualität öffentlicher Dienstleistungen zu verbessern und gleichzeitig deren Produktionskosten zu senken. Die Ökonomie ist für die Menschen so bestimmend wie die Schiolastik für die Mönche. In dem Maße allerdings, wie die neoliberale kapitalistische Rationalität die gesamten Lebenszusammenhänge der Menschen dominiert und durchdringt, sich zur universellen Deutungs- und Definitionsmacht aufgeschwungen hat, ja sich als Hort der Freiheit geriert, verdrängt sie soziale Standards. Im schlimmsten Falle kommt es zu einer totalen Unterwerfung des sozialen Lebens unter die Interessen des Kapitals. Die Ökonomisierung wird zur Totalität. Die Ökonomisierung hat im Zuge des Neoliberalismus erschreckende Ausmaße angenommen, besonders bei sozialen Standards aushöhlenden Internet-Konzernen, bei betrügerischen Internet- und Versicherungsunternehmen und in der Werbung, im Bereich des Fernsehen und im Radio, eingenommen. Hier werden die Menschen bereits offen terrorisiert. Unister GmbH unter Verdacht: Abzocke-Vorwürfe - www.wbs-law.de

Samstag, 7. Februar 2015

Wer bestimmt die Richtung der Wirtschaft?

Wichtig an der Wirtschaft ist, daß die Richtung stimmt. Doch war wacht tatsächlich über die Richtung? Anders als im 18. Jahrhundert haben Philosophen heute keinen Einfluß mehr auf die Politik.

An ihre Stelle sind die Ökonomen getreten, die großen Wirtschaftsführer und Lobbyisten, die Spin-Doktors, PR-Berater und Consultants. Ihr Thema freilich ist nicht die Zukunft, sondern Markt- und Karrierechancen. Und es ist der Erhalt des Status quo.

Die Richtung der Wirtschaft zu bestimmen, bedeutet dabei nicht einfach, ihren Kreislauf in Gang zu halten. Es meint zugleich, Entscheidungen darüber zu treffen, womit man eine Gesellschaft befeuert. Welche Sinnbedürfnisse werden befriedigt und welche nicht? In unserer Gesellschaft und der Ökonomie ist dies nicht in erster Linie der Konsum.

Sind die, welche die Richtung der Wirtschaft bestimmen, sich der richtigen Richtung bewusst oder steuert alles in die falsche Richtung, weil alles durch die ;unsichtbare Hand Adams Smiths in diese Richtung (fehl-)gelenkt wird?

Dienstag, 27. Januar 2015

Friedrich Schelling 240. Geburtstag



Friedrich Schelling wurde am 27. Januar 1775 in Leonberg im Herzogtum Württemberg geboren.

Friedrich Schelling war ein deutscher Philosoph, Anthropologe, Theoretiker der sogenannten Romantischen Medizin und einer der Hauptvertreter des Deutschen Idealismus. Er war der Hauptbegründer der spekulativen Naturphilosophie, die von etwa 1800 bis 1830 in Deutschland fast alle Gebiete der damaligen Naturwissenschaften prägte.

Schelling schließt kritisch an Fichtes Wissenschaftslehre an. Natur und Geist bilden eine Einheit. Sie sind zwei Offenbarungen desselben Prinzips, der „Weltseele“. Alles im Universum ist beseelt. Die Kunst ist die höchste Gestaltung alles Irdischen.

1798 wurde der erst Dreiundzwanzigjährige mit der Unterstützung Goethes zum außerordentlichen Professor nach Jena berufen. Er lehrte an der Universität Jena neben Fichte, der allerdings schon 1799 wegen des Vorwurfs des Atheismus seinen Lehrstuhl verlor.

1799 veröffentlichte Schelling seinen Ersten Entwurf zu einem System der Naturphilosophie und es entstand das System des transzendentalen Idealismus (1800), in welchem Schelling Naturphilosophie und Transzendentalphilosophie als gleichberechtigte Grundwissenschaften darstellte.

1803 wurde der Protestant Schelling im Zuge der durch die Säkularisation erforderlichen Neuordnung an die vom Katholizismus geprägte Universität Würzburg berufen. Im Wintersemester 1803/04 begann er dort, wo der Physiologe und Naturphilosoph Johann Joseph Dömling sein Wegbereiter war, seine Tätigkeit als Professor der Philosophie.

Im Frühjahr 1806 ging Schelling nach München, wo er in den bayerischen Staatsdienst eintrat, Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften wurde und bis 1820 blieb. In dieser Zeit hatte Schelling keine akademische Lehrtätigkeit inne.

Ab 1810 arbeitete er jahrelang an der Philosophie der Weltalter, die eine große Philosophie und Theologie der Geschichte werden sollte, aber nie fertiggestellt wurde.

Von 1820 bis 1826 dozierte Schelling als Honorarprofessor ohne feste Lehrverpflichtung in Erlangen.

1827 wurde er als ordentlicher Professor an die neu errichtete Universität München berufen, wo er bis 1841 in seiner zweiten Münchener Zeit Vorlesungen hielt.

Friedrich Schelling starb am 20. August 1854 während eines Kuraufenthaltes in Ragaz im Kanton St. Gallen.

Samstag, 24. Januar 2015

Philosophische Betrachtungen zu Meinungs- und Pressefreiheit

Verständlicherweise haben manche Vertreter der Presse nach dem Anschlag auf das Satire-Magazin »Charlie Hebdo« in erster Linie die Meinungs- und Pressefreiheit in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen gestellt und auch Voltaire zum Zeugen der Unantastbarkeit dieses Grundrechts gemacht.

Die volle „Wahrheit“ über die Gedanken Voltaires und des anderen großen Aufklärers, Kant, zur Idee der „Freiheit“ wurde jedoch in den Betrachtungen ausgeklammert bzw. vorenthalten. Sowohl Kant als auch Voltaire haben Freiheit - und damit auch die Meinungs- und Pressefreiheit - keineswegs schrankenlos gesehen, sondern sie ausdrücklich mit Grenzen versehen, Grenzen, die durch Verantwortung und Vernunft bestimmt werden.

Das Grundgesetz hat – vom Kant’schen Geiste erfüllt – die Meinungsfreiheit bekanntlich im Grundrecht in Worte gefasst und dabei – ebenfalls im Kant’schen Sinne – dieser Freiheit durchaus auch Grenzen gesetzt: So werden diese Grenzen durch Beleidigungen oder Schmähkritik im Sinne der §§ 185 ff. StGB eindeutig überschritten.

Epikur und seine Lehre vom Glück


Epikur ( 341 v. Chr. - 306 v. Chr.) ist der Begründer einer der bekanntesten griechischen Philosophieschulen.

Grundlage seiner Philosophie war die atomistische Welterklärung Demokrits, der alle Erscheinungen als von Naturgesetzen hervorgerufen darstellt und damit den Einfluss übernatürlicher Kräfte ausschließt.

Epikur betrachtete es als seine Aufgabe den Menschen die Furcht vor dem Tod zu nehmen und sie zu einer irdischen Glückseligkeit zu führen.

Ihm geht es bei allem nicht um ein zügelloses Jagen nach Sinneslust, sondern er sieht das Ziel des Menschen im Gewinnen von Lust und im Vermeiden von Unlust - dies nämlich ist für ihn Ausdruck erstrebenswerter Glückseligkeit.

Der Philosoph weiß, dass auf Ausschweifungen jeder Art schmerzliche Rückschläge zu folgen pflegen. Insofern muss Vernunft das Streben nach Glück leiten und zügeln. Die Vernunft aber lehrt, dass das eigentliche Glück viel eher in heiterer Beschaulichkeit als in ausgeglichener Ruhe des Geistes zu finden ist.
Folgende Sentenz soll darauf verweisen, was Epikur im Sinn hatte:

An alle Begierden sollten wir die Frage stellen: Was wird mir geschehen, wenn erfüllt wird, was ich begehre und was, wenn es nicht erfüllt wird?

Epikur rät zurückgezogen zu leben und sich darüber im Klaren zu werden, dass man keine Angst vor der Gottheit zu haben brauche, dass der Tod Empfindungslosigkeit bedeute, Gutes leicht zu beschaffen und das Schlimme einfach zu ertragen sei, wenn man sich seine Philosophie zu eigen gemacht habe.

Glück findet man in heiterer Beschaulichkeit.


"Selbst Epikur tröstete sich, als das Ende nahte, mit der Nützlichkeit und Unvergänglichkeit seiner Schriften." Montaigne.

»Glück - Alles, was Sie darüber wissen müssen« von Wilhelm Schmid

Glück: Alles, was Sie darüber wissen müssen, und warum es nicht das Wichtigste im Leben ist
Glück: Alles, was Sie darüber wissen müssen,
und warum es nicht das Wichtigste im Leben ist
Alle reden vom Glück. Nicht wenige Menschen aber werden unglücklich, nur weil sie glauben, immer glücklich sein zu müssen. Einfach nur glücklich sein ist offenbar ein schwieriges Unterfangen. In seinem 2007 erschienen Buch »Glück: Alles, was Sie darüber wissen müssen« denkt Wilhelm Schmid darüber nach, was unser Glück ausmacht, was die Philosophie dazu beitragen kann und was wir persönlich tun können und müssen. Es geht um die geistige Haltung, die wir dem Leben gegenüber einnehmen; die Kunst, neben den Höhen auch die Tiefen des Lebens anzunehmen; und das Erkennen von Sinn und Zusammenhängen mit allen Sinnen. Was ist Glück? Die Frage danach treibt uns um. Könnte es aber sein, daß gerade die ständige die Jagd nach Glück unglücklich macht? Dabei ist Glück nichts als ein Wort. Entscheidend ist, was damit bezeichnet wird, welche Bedeutung dem Wort gegeben wird, das nicht nur »das« Glück in der Einzahl bezeichnet. Der Lebenskunst-Philosoph Wilhelm Schmid unterzieht in seinem neuen Buch die Vielfalt der Bedeutungen einer genaueren Betrachtung: das Zufallsglück, das Wohlfühlglück, das Glück der Fülle, das Glück des Unglücklichseins. Gegen die Glückspropheten, die mit wohlfeilen Rezepten alle Welt beglücken wollen, macht Schmid geltend, daß Glück nur ein Stellvertreterbegriff für die wichtigere Frage nach »Sinn« ist. Wenn aber Sinn nicht mehr von selbst zur Verfügung steht, dann wird eine Art von Arbeit daraus, Sinn zu finden und neu zu gründen. Schmid verwahrt sich bereits mit seinen ersten Sätzen dagegen, dass dieses Buch dazu beitragen wird, dass man sein Glück finden kann. Wozu ist es denn dann gut, dieses "Glücksbuch"? Welchen Sinn offenbart es? "Einen Moment des Nachdenkens, sonst nichts. Eine kleine Atempause inmitten der Glückshysterie, die um sich greift", so der Autor. Und Recht hat er. Alle reden vom Glück. Nicht wenige Menschen aber werden unglücklich, nur weil sie glauben, immer glücklich sein zu müssen. Schmid möchte diese "Glückshysterie" etwas dämpfen und in nachdenklichere Bahnen lenken. Weblink: Glück: Alles, was Sie darüber wissen müssen, und warum es nicht das Wichtigste im Leben ist
Glück: Alles, was Sie darüber wissen müssen, und warum es nicht das Wichtigste im Leben ist
von Wilhelm Schmid

Donnerstag, 22. Januar 2015

"Theorie des Eigentums" von Pierre-Joseph Proudhon"

Theorie des EigentumsTheorie des Eigentums

In seiner "Theorie des Eigentums" (1866) unterzieht Pierre-Joseph Proudhon das kapitalistische Eigentum einer wissenschaftlichen und politischen Grundsatzkritik. Deren Aktualität erweist sich besonders da, wo er es als Instrument wachsender wirtschaftlicher und politischer Macht und als Gegenstand immer schärferer innergesellschaftlicher Konflikte charakterisiert.

Vielzitiert ist der Satz „Eigentum ist Diebstahl“ aus seinem Werk "Was ist das Eigentum?: Untersuchungen über den Ursprung und die Grundlagen des Rechts und der Herrschaft" ("Qu’est ce que la propriété? Ou recherches sur le principe du droit et du gouvernement").

Der Band ist das erste grundlegende Werk zu Proudhons Philosophie des Anarchismus; es wurde 1840 erstveröffentlicht. Die Schrift, die Proudhons provokativste Postulate enthält – Eigentum ist Diebstahl! – Gott ist alles Übel! – Anarchie ist die beste Regierung! – erlangte ihre wichtigste Bedeutung in der 1848er Revolution und ist eine der Begründungsschriften des Anarchismus überhaupt, auf die sich insbesondere die syndikalistische Arbeiterbewegung in Frankreich und die kommunistischen Anarchisten um Kropotkin bezogen. Kropotkin: 'Nachdem er bewiesen hat, dass das Eigentum bloß eine Form des Raubes, der Plünderung und des Diebstahls ist, zeigte Proudhon, dass eine Hauptfolge des Eigentums die Despotie ist.'

Auch Karl Marx, der in den frühen 1840ern noch sehr befreundet mit Proudhon war, lobhudelte die Veröffentlichung: 'Herausfordernder Trotz, der das ökonomische ›Allerheiligste‹ antastet, geistreiche Paradoxie, womit der gemeine Bürgerverstand gefoppt wird, zerreißendes Urteil, bittre Ironie … revolutionärer Ernst.'


Weblinks:

Theorie des EigentumsTheorie des Eigentums

von Pierre-Joseph Proudhon

Was ist das Eigentum?: Untersuchungen über den Ursprung und die Grundlagen des Rechts und der HerrschaftWas ist das Eigentum?: Untersuchungen über den Ursprung und die Grundlagen des Rechts und der Herrschaft

von Pierre-Joseph Proudhon

Mittwoch, 21. Januar 2015

Philosoph Bernard-Henri Lévy: Prognose für das Jahr 2015

Bernard-Henri Lévy gilt als bekanntester und wohl auch umstrittenster politischer Intellektueller Frankreichs.
Für das Jahr 2015 gibt Bernard-Henri Lévy, Journalist und Publizist, eine Prognose ab.

»Wir sind in eine Zeit der Turbulenzen eingetreten, wie ich sie noch nie gekannt habe.
Wir dachten doch, der Kalte Krieg sei beendet und: Wladimir Putin fängt ihn mit einer aggressiven Politik neu an.

Wir dachten die Geschichte sei in eine Art "Ewigen Sonntag" übergegangen und: der Aufstieg des "Islamischen Staates" zeigt, daß es neue, tragische und unüberwindbare Konflikte gibt.
Dazu der Niedergang Amerikas und ein Europa, dass sich unter unseren Augen zerlegt, obwohl sein Aufbau gerade beendet ist.
...
Europa ist die einzige Idee, die es den Staaten, die das "Alte Europa" bilden, erlauben wird, aus dem wachsenden Elend wieder herauszukommen, das drohende Chaos zu bannen und in der Geschichte zu bleiben.
...
Wir werden sehen: Wenn wir künftig das europäische Projekt zerfallen lassen, dann werden wir in Europa nicht weniger Arbeitslosigkeit haben, sondern viel mehr.«

Dienstag, 20. Januar 2015

Christentum und die griechischen Philosophie

Das antike Griechenland war die Wiege der abendländischen Kultur und die griechischen Philosophen sind die Stammväter der abendländischen Philosophie.

In der Wiederaufnahme der platonischen Philosophie in den 2. und 3. nachchristlichen Jahrhunderten durch die verschiedenen Schulen des Mittel- und Neuplatonismus wird noch einmal der Grundidee der griechischen Philosophie Ausdruck verliehen: der Idee des Kosmos als organischem Körper mit einer Weltseele.

In einer Zeit, in der das Christentum erstarkte und sich zu einer dezidierten Konkurrenz spätantiker philosophischer Schulen entwickelte, gab es immer wieder Berührungspunkte zwischen griechischer Philosophie und dem noch jungen Christentum, die sich vor allem durch die Übernahme griechischer Konzeptionen auf frühe christliche Theoriesysteme auszeichneten.

So waren es insbesondere christliche Neuplatoniker, die sich in der Spätantike mit der platonischen Lehre auseinandersetzten, sie auf dem christlichen Siegeszug durch das Mittelalter trugen und ihr durch die Renaissance der Antike im 15. Jahrhundert in Italien zu seiner buchstäblichen „Wiedergeburt“ verhalfen.

Der Aufstieg des Christentums und die damit verbundenen religiösen und philosophischen Entwicklungen vollzogen sich zeitlich bereits in der Antike. Er wurde begünstigt durch die Inbesitznahme der griechische Philosophie.

Friedrich Nietzsche präsentiert in seinem aphoristischen Werk »Die Fröhliche Wissenschaft« bereits einige der Kernthemen seines späteren Hauptwerks »Also sprach Zarathustra« - vor allem die Dekonstruktion der Sinngebäude des christlichen Abendlandes.

Friedrich Nietzsche ist der Auffassung, dass "das Christentum die griechische Philosophie in Besitz genommen hat. Das Christentum hat uns um die Früchte der Antike betrogen", behauptete er.

Weblink:

Neuplatonismus und Christentum - www.grin.com

Samstag, 17. Januar 2015

Charlie Hebdo: Mitverantwortung tragen wir alle

Von Jacques Bénigne Bossuet (1627-1704) stammt die Aussage, Gott lache über die Leute, die die Auswirkungen beweinen, deren Ursachen sie gehegt und gepflegt haben. Da fällt einen ein, daß zu Bossuets Zeit die Sage berichtete, daß Krokodile wie kleine Kinder weinten, um Opfer anzulocken und sie dann zu verschlingen.

Die anläßlich des Charlie Hebdo-Attentats in einer Pariser Nebengasse [1] vergossenen Krokodilstränen des tonangebenden politischen „Establishments“ haben eine weit über den aktuellen Anlaß hinausgehende nachhaltige Bedeutung nicht nur im Hinblick auf die mit Einschränkung der bürgerlichen Freiheiten erkaufte scheinbare Sicherheit oder die nächsten Urnengänge.

In dieser Zeit ohne besondere Eigenschaften, in der sich immerhin große Veränderungen ankündigen, ist das Geschehen in Paris allerdings nur eines von vielen, denen eine ähnliche der politischen Macht dienende Rolle zugeschrieben werden kann. Und wie einige andere, wirft auch dieses Pariser Verbrechen bei einigen die Frage nach Schuld und Verantwortung ganz allgemein auf.

Daß dieselbe Frage gerade im Fall von Charlie Hebdo weder von dem engen Kreis der obersten Pharisäer noch von der Masse der Mitläufer da und dort wahrheitsgemäß beantwortet werden wird, liegt auf der Hand. Für alle Vernünftigen und Ahnenden heißt es aber kühlen Kopf zu bewahren, die Dinge sachlich und unvoreingenommen zu hinterfragen und Krokodilstränen und Heuchelei an die Absender zu retounieren.

Auch wenn die unmittelbar Schuldigen eines Verbrechens, wie jenes in Paris, schnell ausgemacht sind, so bedarf die Frage der weiteren Verantwortlichkeit in dem erwähnten und in jedem anderen Fall jedenfalls eines gründlichen Nachdenkens um der Sache gerecht werden zu können. Kurz, man sollte auch hier hinter die Kulissen blicken, wo gelegentlich gruselige Dinge, dazu auch der 11. September 2001 gehört, ausgeheckt zu werden scheinen. Und wo zeitgleich mit dem jeweiligen Verbrechen auch schon die Schuldigen präsentiert werden.

Im Falle der Mörder von Charlie Hebdo-Leuten haben wir es, im Sinne Karl Jaspers, sowohl mit einer kriminellen und, selbst wenn die Tat ihnen befohlen wurde, auch mit einer moralischen Schuld zu tun. Die politische Schuld hingegen wird verdrängt werden. Sie besteht darin, daß durch politisch verantwortungsloses Handeln oder bewußtes nicht Handeln dieses von wem immer angeordnete Verbrechen ermöglicht wurde. Nicht allzu selten durch der Mehrheit Passivität begünstigt.

Die Frage nach dem Sinn in der Philosophie

Eine Philosophie ist ein Weltbild, das mit der Zeit in Frage gestellt wird. Nach dem Zerbrechen eines alten Systems werden immer wieder neue Versuche der Welterklärung gedacht, bei der die Frage nach dem Sinn von zentraler Bedeutung ist und neu gestellt wird.

Mit dem Ende des metaphysischen Weltbildes mußte der Mensch ein System verlassen, daß ihm Sicherheit und Schutz vor den Wechselfällen des Lebens gewährt hatte.

Das große, auf einem Schöpfergott begründete, Sinndeutungssystem verlor in einer säkularisierten Welt seine Bedeutung. Gott war Ursprung und Ziel aller Dinge und damit Garant für einen allumfassenden Sinn.
Mit dem Zerbrechen des metaphysischen Weltbildes tauchte erstmals die Sinnfrage für das einzelne Individuum auf. Kant versuchte, die Sinnfrage im praktischen Handeln zu begründen.

Auch nach Kant haben unterschiedliche Denker die Frage nach dem Sinn immer wieder neu gestellt. Die dabei entstandenen Denkmodelle sind jeweils Audruck ihrer Zeit.

Weblink:

Die Sinnfrage in der Philosophie - www.muenster.de

Samstag, 10. Januar 2015

Die Frage nach den sinnlichen Genüssen

Die alte, im Griechentum weit verbreitete Frage lautet: Wie halte ich es mit den sinnlichen Genüssen? Machen sie das Leben gut oder stören sie das gute Leben? - Auch für Platon ist die Frage eine Kernfrage: Vernunft oder Lust - was macht auf lange Sicht glücklicher?

Die Antwort darauf ist ziemlich eindeutig: Federleicht wiegen die flüchigen Augenblicke und Annehmlichkeiten der Lust gegen die dauerhafte Zufiedenheit durch ein gutes und rechtschaffenes Leben.
Geht es nach Platon, so hält uns der Leib mit seinen starken Trieben und Bedürfnissen bei der Glückssuche eigentlich nur auf. Immer wieder führt er uns in Versuchungen und auf Irrwege. Und wer sich davon frei macht, ist tatsächlich frei.

Ein wahrhaft glückliches Leben - Platons Wort dafür ist eudaimonia - befreit davon, das Leben auf billige Weise stets nach Lust und Unlust zu beurteilen. Denn wer das tut, bleibt in Bezug auf seine geistige Reife ein Leben lang in der Pubertät.

Da alle Sinnengenüsse zeitlich begrenzt sind und da jedes sinnliche Glück schnell in sein Gegenteil umschlagen kann, wählt Platon eine Lebensform mit eingebauter Risikoversicherung: Leidvermeidung statt Lustgewinnung.

Seneca und die Frage nach dem Glück

„Alle wünschen sich ein glückliches Leben“, schrieb der römische Dichter und Staatsmann Seneca. Wir alle streben nach Glück, nach einem Zustand, der uns mit uns selbst und der Welt im Reinen sein lässt - doch wie ist dieses Ziel zu erreichen?

Für den römischen Philosophen und Staatsmann Seneca (4-65 n. Chr.) liegt der Schlüssel zu beständiger Glückseligkeit nicht in Lust und Sinnenfreude, sondern in der Seelenruhe, die jeder Einzelne sich durch ein tugendhaftes, naturgemäßes Leben, durch Bescheidenheit, Freundschaft und den Dienst an der Allgemeinheit erst erwerben muss.

Das Glück habe nichts mit Reichtum oder dem Urteil der Menschen zu tun, sondern sei geistiger Natur, urteilte Seneca. Der Glückliche verachte, was allgemein bewundert wird, „kennt keinen, mit dem er tauschen möchte“ und „beurteilt einen Menschen nur nach seinem menschlichen Wert“, lehrte der Stoiker Seneca.

Nach Seneca gehört es zum Wesen des Menschen, nach Glück zu streben. Glück ist gleichzeitig aber das einzige und höchste Gut nach dem zu streben sich lohnt, denn es ist als einziges ein beständiges. Es ist ein inneres Gut.

„Das höchste Gut ist eine Gesinnung, die Zufälligkeiten verachtet, aber Freude an seiner Tugend findet, oder: Sie ist die Kraft eines ungebrochenen Geistes, mit Lebenserfahrung, voll ruhiger Tatkraft, die sich im Verkehr mit Mitmenschen sehr umgänglich und fürsorglich zeigt.“

Weblink:

Von der Seelenruhe / Vom glücklichen Leben / Von der Muße / Von der Kürze des Lebens
Von der Seelenruhe / Vom glücklichen Leben / Von der Muße / Von der Kürze des Lebens
von Seneca

Sonntag, 4. Januar 2015

Kommerzialisierung von Medien

Der Philosoph Jürgen Habermas ist auch als Medienkritiker bekannt. Jürgen Habermas hat die spätestens im 19. Jahrhundert durchgesetzte Kommerzialisierung von Medien so beschrieben:

„Schon an jener frühen Penny-Presse lässt sich beobachten, wie sie für die Maximierung ihres Absatzes mit einer Entpolitisierung des Inhaltes zahlt (…). Die journalistischen Grundsätze der Bildzeitung haben eine ehrwürdige Tradition.“ 

Der Philosoph beschreibt den medialen Boulevard als „mixtum compositum eines angenehmen und zugleich annehmlichen Unterhaltungsstoffs, der tendenziell Realitätsgerechtigkeit durch Konsumreife ersetzt und eher zum unpersönlichen Verbrauch von Entspannungsreizen verleitet als zum öffentlichen Gebrauch der Vernunft anleitet.“

Seine Medienkritik richtet sich gegen die immer stärker werdende Kommerzialisierung. Habermas schrieb schon 1962 über die Medien:

„Im Maße ihrer Kommerzialisierung und der ökonomischen, technologischen wie organisatorischen Konzentration sind sie aber während der letzten hundert Jahre zu Komplexen gesellschaftlicher Macht geronnen, so dass gerade der Verbleib in privater Hand die kritischen Funktionen der Publizistik vielfach bedrohte.“
 
Bis heute fordert der große Philosoph als einer von ganz Wenigen eine öffentliche Verantwortung für die Informationsversorgung der Bevölkerung (für die es sicher bessere Organisationsformen gäbe als beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk und Fernsehen).

Weblink:

„Lügenpresse“- das Unwort des Jahres - www.nachdenkseiten.de

Samstag, 3. Januar 2015

Philosophie und die Frage nach dem Glück

Wenige Frage haben die Menschheit so sehr beschäftigt wie die Frage nach dem Glück. Glück ist ein Zustand vollkommener Befriedigung und vollkommener Wunschlosigkeit. Aber schon die alten Griechen haben das Glück als die Gunst des Schicksals von dem Glücksgefühl unterschieden, wenn man sein eigenes Glück bemerkt.

Die Frage nach dem Glück durchzieht die 2.500 Jahre alte Philosophiegeschichte. Voraussetzung für eine differenzierte Betrachtung des Glücks und dessen Realisierung hat bereits die antike Philosophie geschaffen.

Philosophen haben seit vielen Jahrhunderten den Versuch unternommen, zu definieren, was Glück ist und sind zu unterschiedlichen Ergebnissse gekommen. Es gibt daher so viele Ansichten und Begriffe vom Glück wie Philosophen.

Aristoteles sah das damals ganz pragmatisch. Für ihn galt als glücklicher Mensch, wer sein Leben tugendgemäß verbrachte und noch dazu mit äußeren Gütern ausreichend gut ausgestattet war.

Epikur, der Glücksphilosoph der Antike, dagegen sah das ganz bescheiden, denn für ihn bedeutete Glück einfach Schmerzfreiheit. Solange es uns nicht schlecht geht, wird es uns höchstwahrscheinlich gut gehen.
Denn Glück funktioniert nun mal nur mit seinem Gegenpart. Ohne Nacht können wir uns auch über keinen Sonnenaufgang freuen.

Weblink:

Der Weg zum Glück
Der Weg zum Glück
von Epikur

Sonntag, 28. Dezember 2014

Die Zeit zwischen den Jahren ist ein Mysterium

Die Zeit zwischen den Jahren ist ein Übergang zwischen dem Gewesenen und dem Kommenden. Die Zeit ist ein Abschnitt in der Abfolge der Zeit, der an sich nicht zu lokalisieren ist.

Das Alte ist noch nicht zu Ende, allerdings bereits vergangen und das Neue noch nicht begonnen, doch bereits in Sicht. Zwischen den Jahren, das ist sowohl ein Abschied von der Vergangenheit, wie eine Art von Vorbereitung auf die Zukunft - aber beides zugleich.

Durch diese Unbestimmtheit des Zeitraums liegt ein Mysterium über jene Tage und sie eigenen sich bestens für allerlei Spekulationen, besonders für jene über die Zukunft. Bereits in der fernen Vergangenheit hatte man dieses Mysterium erkannt und versuchte, es zu ergründen.

Natürlich stets in der naiven Lesart der unaufgeklärten Kulturen. Da gibt es in der Tat jede Menge Bräuche, die noch aus dem tiefsten Altertum abstammen und zwecks Bestimmung der Zukunft dienen. Der bekannteste darunter ist wohl das neujährliche Bleigiessen.

Das sind natürlich nur kurze Zeitrelationen, auf die man sich dabei bezieht, in der Regel über die Dauer eines Menschenlebens nicht hinausgehend. Doch die Zeit zwischen den Jahren ist wegen seiner Unbestimmtheit nicht weniger geeignet, über die ganzen Äonen zu spekulieren.

Weblink:

Zwischen den Jahren - Kungfutius-Blog.de - kungfutius.blog.de

Samstag, 27. Dezember 2014

Der Philosoph Slavoj Zižek über das Jahr 2014

Slavoj Žižek


Slavoj Zižek betrachet die Welt in einem globalen Blick und macht sich notizhaft seine Gedanken zur Beschaffenheit der Welt. Auch zu dem krisenhaften Jahr 2014 hat Zižek seine Meinung.

"Die globale Welt ist heute so beschaffen, dass es irgendwann einen großen Knall geben wird", sagt Zižek. Denn für die Krisen ist noch immer allein eine Ideologie verantwortlich: der globale Kapitalismus. "Aber erst wenn wir das als unausweichliches Schicksal akzeptieren, können wir auch wirklich etwas dagegen tun." Unsere Welt ist in eine Schieflage geraten.

Zižek erklärt in einem globalen Blick seine Gründe warum:

Aufklärung ...

"Aufklärung, das kann für mich nie nur persönliche Freiheiten bedeuten", sagt Zižek. "Aufklärung heißt nicht, dass ich mit allen Sex haben kann oder alle Bücher lesen kann, die ich will. Aufklärung bedeutet, dass die Menschen in der Lage sind, sich politisch zu mobilisieren, um die grundlegende soziale Struktur der Gesellschaft zu verändern, in der sie leben."


Russland ...

"Ich halte alle diese Ideen, dass Putin die alte Sowjetunion oder den KGB verkörpert, für extrem dumm", so Žižek. "Nein, es ist ein neuer, autoritärer Kapitalismus. Ich mache mir wirklich Sorgen, kein Witz. Wir sind heute Zeugen einer gefährlichen Entwicklung, nämlich der Scheidung der vermeintlich ewigen Ehe zwischen Demokratie und Kapitalismus."


Demokratie ...

"Es gibt kein staatliches Organ mehr, das noch als unvoreingenommen wahrgenommen wird", ist Žižek überzeugt. "Auf einmal stellt man fest, dass illegale und brutale Gewalt waltet. Da ist ein Zeichen, dass etwas so fundamental schief läuft in unserer Gesellschaft, sodass wir noch nicht einmal einen Weg finden, darauf direkt und rational zu reagieren. Das ist ein sehr gefährliches Phänomen."


Ideologie ...

"Heute funktioniert Ideologie nicht mehr, indem sie uns unterdrückt", so der Theoretiker. "Im Gegenteil: Wir sind dazu verpflichtet, immer mehr zu wollen, uns neu zu erfinden, mit Sex zu experimentieren. So, als ob wir unter dem Einfluss eines obszönen Super-Egos stehen würden, das sich daran erfreut, dass wir immer mehr verlangen. Genau das führt zur Depression."

Folter ...

"Uns ist die ethische Substanz verloren gegangen", so der Philosoph. "Es ist schrecklich, wenn man auf einmal offen über Folter diskutieren kann. Es spielt keine Rolle, ob du dabei dafür oder dagegen bist. Auf eine gewisse Art ist es sogar gefährlicher, wenn du dagegen bist. Wenn du dich für Folter aussprichst, wirkst du wie ein rechter, autoritärer Idiot. Wenn du aber gegen Folter bist, wahrst du die Haltung eines rationalen Liberalen. Nichtsdestotrotz machst du das Thema damit salonfähig."


Samstag, 20. Dezember 2014

Plotin - der bekannteste Vertreter des Neuplatonismus

Plotin und der Neuplatonismus

Plotin lebte von 205 bis 270 v. Chr. Der antike Philosoph war der Begründer und bekannteste Vertreter des Neuplatonismus, einer Verbindung der Ideenlehre Platons mit orientalisch-mystischen Elementen, nach der der Mensch nur durch Loslösung von der sinnlichen Welt zur Vollendung kommen kann.

Plotin prägte maßgeblich die Philosophie der Spätantike und hatte darüber hinaus größten Einfluss auf die gesamte metaphysische Tradition des Mittelalters, der Renaissance und der Neuzeit.

Der ab 260 als Alleinherrscher regierende, für kulturelle Belange aufgeschlossene Kaiser Gallienus und seine Frau Salonina schätzten und förderten Plotin. Unter dem Eindruck der kaiserlichen Gunst fasste Plotin den Plan der Neubesiedlung einer verlassenen Stadt in Kampanien. Sie sollte nach den von Platon entworfenen Gesetzen regiert werden und Platonopolis heißen.

Er selbst wollte mit seinen Schülern dorthin ziehen. Porphyrios berichtet, dieses Vorhaben habe dank Plotins Einfluss beim Kaiser gute Aussicht auf Verwirklichung gehabt, sei aber an Hofintrigen gescheitert.

Nicht nur als Philosophielehrer war Plotin in der politischen Führungsschicht angesehen. In Streitfällen wählte man ihn gern als Schiedsrichter. Viele vornehme Römer bestimmten ihn vor ihrem Tod zum Vormund ihrer noch unmündigen Kinder. Sein Haus war daher voll von Heranwachsenden beiderlei Geschlechts, deren Vermögen er gewissenhaft verwaltete. Bei der Erziehungstätigkeit kam ihm seine von Porphyrios gerühmte außergewöhnliche Menschenkenntnis zugute.

Wie bei den antiken Philosophen üblich fasste Plotin die Philosophie nicht als eine unverbindliche Beschäftigung mit gedanklichen Konstrukten auf, sondern als ideale Lebensweise, die im Alltag konsequent zu verwirklichen war. Dazu gehörte für ihn eine asketische Ernährung, wenig Schlaf und unablässige Konzentration auf den eigenen Geist bei allen Tätigkeiten.

Das Erkenntnisstreben war bei ihm zugleich ein religiöses Erlösungsstreben. Sein religiöses Leben spielte sich aber nicht im Rahmen gemeinschaftlicher Betätigung nach den traditionellen Gepflogenheiten eines Kults ab, sondern bildete einen strikt privaten Bereich. An den herkömmlichen religiösen Festen, Riten und Opfern beteiligte er sich nicht. Bekannt ist sein programmatischer Ausspruch, er nehme nicht am Gottesdienst teil, denn „jene (die Götter) müssen zu mir kommen, nicht ich zu ihnen“.

Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf die „formlose“ Gottheit, mit der er sich zu vereinigen strebte. Porphyrios schreibt, diese Vereinigung sei Plotin in den fünf Jahren, die sie zusammen verbrachten, viermal zuteilgeworden. Ein solches Erlebnis wird mit dem griechischen Fachbegriff „Henosis“ (Vereinigung, Einswerdung) bezeichnet.

Ab 244 lebte er in Rom, wo er eine Philosophenschule gründete, die er bis zu seiner tödlichen Erkrankung leitete.

Weblinks:
Plotin und der Neuplatonismus
Plotin und der Neuplatonismus
von Jens Halfwassen

Plotin: Eine Einführung
Plotin: Eine Einführung
von Susanne Möbuß

Dienstag, 16. Dezember 2014

Die Bedeutung der »Bekenntnisse« des heiligen Augustinus

Augustinus


Durch die grundsätzlichen Erwägungen über das Wesen des Menschen sind die »Bekenntnisse« des heiligen Augustinus mehr als nur eine Biographie - sie gelten vielmehr als die erste Autobiographie der Literatur.

Wie Augustinus bemerkt, hat der Titel zwei Bedeutungen: "Confession" im Sinne von "Schuldbekenntnis" und "Confessio" im Sinne von "Glaubensbekenntnis".

Autobiografische Elemente, philosophisch-theologische Betrachtungen, Gebet und psychologische Analyse verbinden sich zu einem einziartigen Geamtkunstwerk, das viele in seinen Bann geuogen hat.

Bekenntnisse
Bekenntnisse


In den dreizehn Büchern der »Bekenntnisse« schildert Augustinus sein Leben und gibt Einblick in die Höhen und Tiefen der menschlichen Seele und des menschlichen Wesens.

Die »Bekenntnisse« beschreiben introspektiv die Phasen der geistigen Entwicklung Augustins. Er analysiert sein frühes Leben, seine ständige Suche nach Wahrheit und seine Bekehrung.

Neben den unmittelbar theologischen Einsichten geben die »Confessiones« Einblick in das menschliche Seelenleben überhaupt und offenbaren dabei eine bis heute unerreichte Tiefe und Subtilität.

Aurelius Augustinus stellte sich in seinen »Confessiones« u.a. die Frage, was Gott tat, bevor er die Welt erschuf.

Weblink:

Bekenntnisse
Bekenntnisse
von Aurelius Augustinus

Samstag, 13. Dezember 2014

»Bekenntnisse« von Aurelius Augustinus

<center><img title="»Bekenntnisse« von Aurelius Augustinus" src="https://encrypted-tbn0.gstatic.com/images?q=tbn:ANd9GcQhcSxiyBrERuobsc8xfkomWQk91_5DFwa95PnT3pksjNoDX6pM" height="125" width="150" alt="Augustinus"/></center> 

Die »Bekenntnisse« aus der Feder des Philosophen und Kirchenlehrers Augustinus gehören zu den berühmtesten Autobiographie des Abendlandes. Der Kirchenvater Aurelius Augustinus beschreibt darin seine Entwicklung hin zu Gott.

Die <a title="»Bekenntnisse« von Aurelius Augustinus" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3423300930/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank">»Bekenntnisse«</a> sind eine Mischung aus verzweifelter Anrufung Gottes, philosophisch-theologischer Spekulation und Autobiografie. Die 13 Bücher richten sich an Gott, schildern den stilisierten Werdegang des Verfassers so, dass der Leser sich darin wiederfinden kann.

Die »Bekenntnisse« von Aurelius Augustinus schildern den Kampf zwischen den körperlichen und geistigen Dimensionen des Menschen, die Auseinandersetzung einer faszinierenden Person mit sich selbst und seiner Biografie, die dem Leser zugleich Wegweiser zu Gott sein soll. Es ist die Geschichte einer Bekehrung, fesselnd in ihrer Suche nach Ruhe und absoluter Wahrheit, erschreckend in der konsequenten Ablehnung des körperlichen Menschen.

<!-- Augustinus beginnt mit harscher Kritik an den Bildungsinhalten, die er in der Schule erlernte, die ihn aber nur von Gott entfernten. Ebenso scharf geht er mit sinnlichen und körperlichen Vergnügungen ins Gericht. Ausführlich beschreibt er seine fehlgeleitete Leidenschaft, die er auf körperliche Genüsse und materiellen Reichtum zurückführte, anstatt sie als eine Sehnsucht nach Gott zu verstehen. Mit Verachtung schildert er seine Jugendzeit voller Irrtümer, Vergehen und Sünden, berichtet von seinem geistigen »Irrweg« zur heidnischen Philosophie und zum Manichäismus. -->Über die Lehren Platons kommt Augustinus zu Paulus und zur Einsicht Gottes. »Nimm und lies« fordert ihn im 8. Buch eine Stimme auf. Er greift zum Römerbrief und wird von der zweifelsfreien Einsicht übermannt. In einem Akt der Erleuchtung begreift er Gott als das Zentrum seiner Hoffnungen, Wünsche und Sehnsüchte.

Weblink:

<a title="»Bekenntnisse« von Aurelius Augustinus" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3423300930/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank"><img alt="Bekenntnisse" src="http://images-eu.amazon.com/images/P/3423300930.03.TZZZZZZZ.jpg" height="75" width="57" border="0"/><br />Bekenntnisse</a> von Aurelius Augustinus

<!--
Zunächst nur eingestreut finden sich knappe Bestimmungen fundamentaler philosophischer Begriffe wie des Schönen. Nach der Schilderung seiner Bekehrung bestimmen diese theologisch-philosophischen Spekulationen und Reflexionen die weiteren Bücher. Augustinus entwirft darin eine Theorie des Geistes, der Sinne und des Gedächtnisses sowie eine Auslegung der Genesis. Berühmt ist die Abhandlung über die Zeit im 11. Buch.

Die Bekenntnisse sind eine Mischung aus verzweifelter Anrufung Gottes, philosophisch-theologischer Spekulation und Autobiografie. Die 13 Bücher richten sich an Gott, schildern den stilisierten Werdegang des Verfassers so, dass der Leser sich darin wiederfinden kann.

Die Schriften des Augustinus haben das christliche Abendland zutiefst geprägt; durch seine Verbindung von philosophischer Reflexion und christlichem Glauben kann er als Vater der Theologie gelten. Mit den Bekenntnissen schuf er das Genre der Autobiografie; er prägte eine Literaturform, die den eigenen Werdegang reflektiert, das Individuelle mit dem Allgemeinen verbindet und damit dem Leser Anleitung zur Selbstreflexion gibt. Bereits zu Lebzeiten, im Mittelalter, in der Renaissance und bis in die Moderne hinein war und ist Augstinus der wohl meistgelesene christliche Philosoph. -->

<!-- Die »Bekenntnisse« zeugen von einer Epoche, die man als »Zeitalter der Angst« bezeichnet hat. Die römische Welt versank: Bereits in zwei Teile gespalten, wurde Rom von wandernden Völkern angegriffen, im Jahr 410 von den Goten erobert. Um 400 zogen die Wandalen durch römische Provinzen und eroberten 438 Karthago. Der christliche Glaube war Staatsreligion geworden und hatte den Kaiserkult abgelöst.

 Die Strukturen des römischen Reiches waren einem tief greifenden Wandel unterzogen; historisch kann vom Ende der Antike gesprochen werden. Mit Augustinus beginnt die Geistesgeschichte des christlichen Mittelalters, die in den Bekenntnissen ihren exemplarischen Ausgangspunkt erhält. -->

Samstag, 6. Dezember 2014

»Woran glauben wir?«

Glaube
;

Es ist der Glaube, der uns antreibt. Was aber bedeutet Glaube? Zunächst einmal: Glauben kann man alles, was nicht als falsch bewiesen wurde. Glauben entsteht dort, wo die Erkenntnis an Grenzen stößt und der Zweifel entsteht. <i>»Der Glaube ist nicht der Anfang, sondern das Ende alles Wissens«</i>, sagte bereits Goethe.

Viele glauben aber nicht mehr, was in der christlichen Lehre steht. Dennoch ist der Wille zu glauben ungebrochen. Je stärker die von den Religionen angebotenen Sinndeutungssysteme fragwürdig werden, desto stärker versucht der Mensch, eigene, oder besser gesagt neue Sinndeutungssysteme zu entwickeln.

Der Glaube ist göttlich, denn durch den Glauben kommt man zur Einsicht Gottes. Der Kirchenvater Augustinus kam über die Lehren Platons zu Paulus und zu dieser Einsicht. Doch nicht jeder begreift diese Einsicht als göttlich. Viele kommen durch den Glauben zur Einsicht, aber die ist nicht mehr göttlich. Durch den Glauben kann man auch zu sich selbst finden.

Der Glaube des Menschen an das Abbild Gottes schwindet. Wir verdienen es gar nicht, an einen Gott zu glauben, der uns nach seinem Abbild erschaffen haben soll. - <i>»Woran glauben wir?«</i> - Woran man glaubt, dass muss nicht mehr Gott sein. Was man sich ins Jenseits projeziert, denkt man sich selbst aus.

Die Glaubensinhalte sind so verschieden wie die Menschen. Der Mensch heutzutage will glauben, aber nicht jeder der glaubt, ist auch ein Gläubiger! Gebote und Verbote - alles ist heute irgendwie beschwerlich und hinderlich. Die Menschen wollen selbst bestimmen, woran sie glauben.

Auch die Bekenntnisse, woran man glaubt, ändern sich. Sie müssen nicht unbedingt religiöser Natur sein. Die Glaubensinhalte wandeln sich und werden meist vorgegeben. Häufig wabert der Glaube über der Leere des Lebens.

Glauben ist heute ein Religionsersatz für Skeptiker und Zweifler. Wer glaubt, mag hadern, aber er ist doch über grundsätzliche Zweifel erhaben. Leider ist Glaube Argumenten gegenüber häufig resistent.

Weblinks:

Religion - Gedanken über Kirche und Religion - autorenseite.wordpress.com Woran glauben-Blog - BR-Blog- blog.br.de

Sonntag, 23. November 2014

Pascals Offenbarungserlebnis in der Novembernacht 1654

Blaise Pascal



Ein religiöses Offenbarungserlebnis in einer Novembernacht 1654 ließ den französischen Mathematiker und Philosophen Blaise Pascal zu einem beherzten Streiter für das Christentum werden. In der Nacht des 23. November 1654 hatte Blaise Pascal ein Offenbarungserlebnis, das er noch nachts auf einem erhaltenen Blatt Papier, dem »Mémorial« (Erinnerungsblatt), aufzuzeichnen versuchte.

Es handelt sich um einen Text auf einem schmalen Pergamentstreifen, den Pascal bis zu seinem Tod offensichtlich immer wieder neu in das Futter seines Rockes eingenäht hatte und der nach seinem Tod von einem Diener zufällig entdeckt wurde.

Pascal trug diesen Zettel immer bei sich. Diese mystische Erfahrung musste ihm also sehr viel bedeutet haben. In stammelnden Worten, Rufen und mit langen Gedankenstrichen beschreibt sie Pascal.

Inhaltlich sagt er, dass Gott nicht über das Denken zu finden sei in philosophischen Gottesbeweisen ("nicht der Gott der Philosophen und Gelehrten"), sondern dass Gott eine Erfahrung sei wie Feuer, wobei er mit seinen Worten auf die Erzählung vom brennenden Dornbusch ausdrücklich anspielt.

Die von Pascal hinterlassenen Zeilen besagen, daß Pascal aus dem November-Erlebnis Schlüsse ziehen werde, die sein religiöses Dasein berühren: "Vollkommene Unterwerfung unter Jesus Christus und meinen geistlichen Führer".

Literatur:

Gedanken
Gedanken
von Blaise Pascal

Der Tod aus philosophischer Betrachtung

Keine Frage hat die Menschheit so sehr beschäftigt wie die Frage nach dem Tode - ob sie sich dem Problem bewußt gestellt hat oder ob sie ihm ausgewichen ist oder ob sie es zu verdrängen suchte.

Ebenso alt wie die Menschheit ist der Glaube, daß der Tod nicht sein Ende, sondern eine Fortsetzung oder ein Neubeginn ist, eine Fortsetzung zum Besseren oder zum Schlechteren. - Oder aber erwas ganz Neues, etwas  diameteral anderes, und sei es auch das Nichts.

»Der Tod ist der eigentlich inspirierende Genius der <a href="http://www.die-zitate.de/themen/492.php" target="blank">Philosophie</a>« schrieb bereits der pessimstische <a title="Arthur Schopenhauer-Biografien" href="http://www.die-biografien.de/biografien/492.php" target="blank">Arthur Schopenhauer</a>. »Schwerlich würde ohne den Tod philosophiert werden.« Und bereits über 2000 Jahre vor ihm hatte Platon gesagt, das ganze Leben der Philosophen sei ein Studium des Todes.

Die Ergebnisse der Betrachtung waren so vielfältig wie die Kulturen und Religionen der Menschheit es sind. Für viele östliche Religionen ist alles, was vor der Schwelle des Todes liegt, Trugbild und Schein. Erst hinter ihr beginnt die eigentliche Wirklichkeit.

Dem ist die abendländische Weltanschauung entgegengesetzt, für die das allein Wirkliche und darum allein Erstrebenswerte die Welt der gesunden Sinne ist. So wird das Leben des Menschen in der Spannung gehalten zwischen Todestrieb und Todesangst.

<!--
Welche Meinung wir auch immer über den Tod zu haben belieben, wir können sicher sein, dass sie bedeutungslos und wertlos ist.

Es gibt das Leben, aber es strebt von Anfang an auf die eigene Vernichtung zu. Wir werden geboren, um zu sterben, kommen in die Welt, um sie wieder zu verlassen. Wir sind, um nicht mehr zu sein. &lt;! - - (Seite 226) - - &gt;

Wie geht nun die Philosophie mit dem existenziellen Thema Tod und Sterben um? Wenn das Leben nun eine Entwicklung zum Tode hin ist, wie macht das Leben dann überhaupt Sinn? - Für Philosophen stellt sich die Frage der Diesseitigkeit.

Philosophen haben durchaus unterschiedliche Ansätze geliefert, sich dem Thema Tod gedanklich anzunähern. Das Los des irdischen Daseins tritt dabei in ganz unterschiedlicher Weise in Beziehung zum Tod.

Epikur forderte seinr Anhänger vor allem auf, sich von Ängsten, z.B. vor dem Tod und von materiellen Ängsten freizumachen, um Lust zu empfinden. Nach Ansicht des griechischen Philosophen Epikur wird das Unglück der Menschen in seinen Augen u.a. durch die Todesfurcht ausgelöst.

Der Epikureismus betont die Befreiung des Geistes von grundlosen Vorstellungen, die das Leben bedrohen wie z.B., dass der Tod ein Übel sei, das man fürchten müsse.

Der absurde Mensch rechnet zwar nicht mit der Zukunft, sondern eher mit dem Tod. Daraus resultiert aber gerade Lebenslust und -besessenheit, der absurde Mensch "hat es eilig, seine Zeit ist jetzt". Der absurde Mensch lebt im "Hier und Jetzt", er ist kein Aufschieber seines Lebens in eine ferne Zukunft. "Das Leben", schreibt der Epikureer Camus, "erleuchtet uns auch mit einem plötzlichen und verrückten Glück, das uns teilhaben lässt."

Der absurde Mensch rechnet zwar nicht mit der Zukunft, sondern eher mit dem Tod. Daraus resultiert aber gerade Lebenslust und -besessenheit, der absurde Mensch "hat es eilig, seine Zeit ist jetzt". Der absurde Mensch lebt im "Hier und Jetzt", er ist kein Aufschieber seines Lebens in eine ferne Zukunft. "Das Leben", schreibt der Epikureer Camus, "erleuchtet uns auch mit einem plötzlichen und verrückten Glück, das uns teilhaben lässt."

Für Albert Camus ist das Leben absurd, aber genauso absurd ist es, das Leben zu beenden. Camus zufolge bleibt uns nur, dieses absurde Leben zu wollen und die Absurdität mit diesem Willen und einem erklärten Ja zum Leben zu überwinden.

Für Heidegger beginnt das Trübsal des Lebens bereits in der Diesseitigkeit. Für ihn ist das Leben eine trübselige Veranstaltung. Heidegger begründete sein Denken vom Tod des einzelnen Menschen her und nicht von der Geburt. &lt;! - - Für Heidegger ist der Tod ein wesentliches Existenzial. - - &gt;

Das Los des irdischen Daseins ist für ihn auf den Tod hin angelegt. Für ihn ist das Leben bereits auf den Tod hin angelegt. Der Tod, d.h. das Nicht-Sein ist eine Weise des Seins, die das Dasein übernimmt, sobald es ist.

Heidegger hat der Religion die Frage nach dem Sinn des Seins abgenommen. Der Sinn des Seins ist nach Heidegger »zukunftsbezogener Daseinsentwurf« auf den Tod hin und gipfelt in dem Bewusstsein um seine Sterblichkeit.

Nach Heidegger ist das Bewusstsein um seine Sterblichkeit eine Möglichkeit zum »Selbstsein«. Menschliches Dasein ist nach Heidegger durch seine Zukunftgerichtetheit letztendlich »Sein-zum-Tode«.

Im Gegensatz zu Heidegger begründete Arendt ihr Denken von der Geburt des einzelnen Menschen her und nicht vom Tod.

Durch dieses »Sein-zum-Tode« ist Existenz »Hineingehaltensein in das Nichts«. Im Gegensatz zu Sartre ist für Heidegger der Mensch aber nicht der Schöpfer des Nichts.

- - -
Die Religion erleichtert die Frage nach dem Sinn des Lebens, da nach dem Tod gemäß religiöser Vorstellungen das Leben ja weitergeht.

Für Albert Camus besteht der Sinn des Lebens in der Überwindung der Absurdität.

In der Philosophie Heideggers findet das Leben einen düsteren Ausgang.

Im Gegensatz zu Heidegger begründete Arendt ihr Denken von der Geburt des einzelnen Menschen her und nicht vom Tod.

- - -
Die Last das nahen Todes

Dass die Lebenserwartung der Men-
schen steigt, weiß man. Doch sind die
gewonnenen Jahre auch gute Jahre?
Lange Zeit dachte man: Nein, länger
wird bloß die Phase des Leidens am
Lebensende. Inzwischen wissen Epide-
miologen: Die gewonnenen Jahre sind
Jahre bei guter Gesundheit. Entspre-
chend steigt bei Älteren die Zufrieden-
heit mit dem eigenen Leben leicht an;
erst in den letzten vier Jahren vor dem
Tod sinkt sie, sagt der Psychologe Denis
Gerstorf. Die „Last des nahen Todes“
zeige sich in Gestalt von Krankheiten,
die die Fähigkeiten des Einzelnen
überfordern, zufrieden zu bleiben.

Süddeutsche, Silveste 2010, Seite 11
- - -

Epikur, Ausgewählte Schriften

Nach Ansicht des griechischen Philosophen Epikur stehen vor allem drei Dinge der menschlichen Glückseligkeit im Weg: die Todesfurcht, die Furcht vor den Göttern und die Unklarheit über das Wesen von Lust und Unlust.

Das Unglück der Menschen wird in seinen Augen u.a. durch die Todesfurcht und die Unklarheit über das Wesen von Lust und Unlust ausgelöst.

Allen dreien begegnet Epikur mit der Naturwissenschaft sowie mit der Einsicht, dass uns die Bedürfnislosigkeit unbekümmerter und unabhängiger macht als ein Leben des Überflusses.

Im Mittelpunkt der epikureischen Philosophie stehen also Diesseitigkeit und Individualismus, die Freiheit des menschlichen Willens, die Lust und nicht zuletzt die Freundschaft.


Der absurde Mensch rechnet zwar nicht mit der Zukunft, sondern eher mit dem Tod. Daraus resultiert aber gerade Lebenslust und -besessenheit, der absurde Mensch "hat es eilig, seine Zeit ist jetzt". Der absurde Mensch lebt im "Hier und Jetzt", er ist kein Aufschieber seines Lebens in eine ferne Zukunft. "Das Leben", schreibt der Epikureer Camus, "erleuchtet uns auch mit einem plötzlichen und verrückten Glück, das uns teilhaben lässt."

Camus lehnt sich mit seiner »Philosophie des Augenblicks« eng an Epikur an. Schon der antike Philosoph Epikur vertrat eine Ethik, die Lust als höchstes Gut ansah und das Glu&#776;ck als Ziel, dazu die seelische Ausgeglichenheit und das frei sein von Schmerzen. Wie der Epikureismus war auch der Stoizismus eine diesseitig orientierte Philosophie ohne transzendente Elemente im Sinne konkreter Jenseitsvorstellungen. --><!--
Bildhaftes Denken bei Ernst Bloch

Ernst Bloch war vom Geist der Utopie umgetrieben. Utopisches Denken bewegt sich im Bereich dessen, was noch nicht ist; vermutlich ist es wesentlich bildhaft.

Ich möchte im Folgenden den Nachweis des wesentlich bildhaften Sprechens Blochs erbringen. Ich beziehe mich auf „Das Prinzip Hoffnung“, Frankfurt/M. 1959.

Im Vorwort schreibt Bloch: Der Tod „ist ein Umgang jenes Nichts, das vom utopischen Zug ins Sein verschlungen wird“ (S. 16). Hier sind zwei bildhafte Aussagen miteinander verbunden: 1. Der Tod ist ein Umgang des Nichts. 2. Das Nichts wird vom utopischen Zug ins Sein verschlungen.  ....

noberto-42.blog.de --><!--

Welche Meinung wir auch immer über den Tod zu haben belieben, wir können sicher sein, dass sie bedeutungslos und wertlos ist. Der Tod hat nicht von uns verlangt, ihm einen Tag freizuhalten. - das heisst, er kommt, wann er will.

- Eines Tages wurden wir geboren; eines Tages sterben wir; am selben Tag, im selben Augenblick, genügt Ihnen das nicht?

- Wir fragen immer nur, ob es ein Leben nach dem Tode gebe. Wir sollten fragen: Gibt es ein Leben nach der Geburt? - Oder anders herum: Gibt es ein Leben vor dem Tod?

http://existenz.blog.de/2006/07/12/samuel_beckett_1906_1989_und_das_absurde~953858/  -->

Samstag, 22. November 2014

»Candide« von Voltaire

Candide
Candide
von Voltaire
Die philosophische Erzählung »Candide oder Der Optimismus« von Voltaire ist eine durchgängig witzige Parodie der Liebes-, Abenteuer- und Reiseromane seiner Zeit. Darin findet er die Leibnizsche Auffassung, es könne keine bessere Welt geben, naiv und machte den Denker lächerlich. Voltaire wusste in der Erzählung die Parodie als Stilmittel einzusetzen.

In seinem philosophischen Roman »Candide« kehrt Voltaire die von Gottfried Wilhelm Leibniz aufgestellte These von »dieser Welt als der besten aller möglichen« ins Ironische um, indem er die Welt als eine in sich fragwürdige Konstruktion darstellt. Der Roman ist eines der wichtigsten Werke der französischen Aufklärung.

Voltaires Grundüberzeugungen von einer vernünftigen Einrichtung der Welt waren durch die Beendigung seiner Freundschaft mit König Friedrich II. von Preußen (1712–86), durch Berichte über den Siebenjährigen Krieg (1756–63) sowie durch das Erdbeben von Lissabon (1755) erschüttert worden. Seine daraus entstehenden Zweifel an einem optimistischen Weltbild der Metaphysik nahm Voltaire zum Anlass, diese in einem Roman auszudrücken.

Candide Auf der Suche nach seiner geliebten Cunegonde zieht Candide quer durch Europa bis nach Südamerika und zurück. Zahlreiche Erlebnisse und Begegnungen zeigen dem neugierigen jungen Herrn die Welt, wie sie tatsächlich ist, nämlich keinesfalls nur zum Besten der Menschen, wie sein Lehrer Panglos behauptet hatte.

Voltaire hat mit diesem philosophisch-satirischen Roman eines der wichtigsten Werke der französischen Aufklärung geschrieben. Hier übt er zum einen harsche Kritik an den politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen seiner Zeit, zum anderen zweifelt er offen an der Existenz eines Gottes, der alles zum Guten lenkt und »die beste aller möglichen Welten« geschaffen habe.

Weblinks:

Candide
Candide
von Voltaire

Candide
Candide
von Voltaire

Freitag, 21. November 2014

Voltaire 320. Geburtstag

Voltaire


François Marie Voltaire, eigentlich François-Marie Arouet, wurde am 21. November 1694 als Sohn eines Notars in Paris geboren. Voltaires ist ein berühmter französischer Schriftsteller und Philosoph und gilt als die bedeutendste Persönlichkeit der europäischen Aufklärung im 18. Jahrhundert.

Voltaire wirkte auch als bedeutender Philosoph der europäischen Aufklärung. In seiner Heimat begegnete dem Großmeister der Aufklärung in der Zeit des Absolutismus jedoch zunehmend religiöse Intoleranz und Zensur.

Die weiteste und dauerhafteste Verbreitung fanden seine philosophischen Erzählungen (»contes philosophiques«), in welchen er zentrale Gedanken der Aufklärung auf undogmatische und unterhaltsame Weise einem breiten Publikum näher brachte.

In seinen philosophischen und literarischen Werken formulierte er die Werte der Vernunft, Toleranz, Menschenrechte und Menschenwürde. Er setzte sich vehement für das Verbot der Leibeigenschaft ein und engagierte sich mehrfach in Justizverfahren, die durch religiösen Fanatismus einseitig beeinflusst wurden.

Voltaires Leben und sein Kampf gegen Absolutismus und Dunkelmänner sind Ausdruck der Verfolgung: Gefangenschaft in der Bastille, Flucht in das freiheitliche England, Freundschaft zu Friedrich II. in Potsdam.

Der französische Philosoph gebrauchte die Waffen des Geistes. Seine Waffen im Kampf gegen seine Gegner waren ein präziser und gemeinverständlicher Stil, Sarkasmus und Ironie. Nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit Witz und Sarkasmus kritisiert Voltaire die Missstände seiner Zeit, aber auch persönliche Gegner.

Er war Ankläger von Justizverbrechen, Gegner Rousseaus, meistgespielter Bühnenautor Frankreichs, gerissener Geschäftsmann und Großgrundbesitzer, Satiriker, Romancier, Religionskritiker, Philosoph der Vernunft und der modernen Toleranz und des Optimismus.

Voltaire starb im Alter von 83 Jahren am 30. Mai 1778 in Paris. Da ihm in Paris die Beisetzung verweigert wurde, beerdigte man Voltaire in Sellières. Als die Revolution ab 1789 tobte, verlegte man den Verstorbenen 1791 ins Panthéon.

Weblinks:

Candide
Candide
von Voltaire

Mittwoch, 19. November 2014

»Das Prinzip Hoffnung« von Ernst Bloch

Ernst Bloch

»Das Prinzip Hoffnung« ist das philosophische Hauptwerk von Ernst Bloch und entstand in den Jahren 1938 bis 1947. Das Werk gilt als epochales philosophisches Werk des 20. Jahrhunderts.

Der Titel des Buches ist bereits Programm: In fünf Teilen wird der Begriff der Hoffnung klar definiert und sehr breitgefächert analysiert. Hoffnung soll in die Wirklichkeit umgesetzt werden. Bloch spricht deshalb von der Hoffnung als einer „konkreten Utopie“.

»Es kommt darauf an, das Hoffen zu lernen.«

Ernst Bloch

»Das Prinzip Hoffnung« handelt von Kunst, Literatur, Musik, von Religion und Sozialtheorien, der Technik und den Einzelwissenschaften sowie deren vorwissenschaftlichen Frühstadien. In philosophiegeschichtlicher Hinsicht bekennt sich Bloch zur Humanität des Marxismus.

Ernst Blochs Opus magnum einer Seinslehre (Ontologie) des "Noch-nicht-Seins" enthält eine Menschheitsgeschichte, die von jeher für qualitativ Neues offen ist. Unter dem Titel »Der Traum vom besseren Leben« entstand »Das Prinzip Hoffnung« während der Emigration in den USA.

Ein Schwerpunkt der philosophischen Untersuchung Blochs ist die Kategorie der Möglichkeit. Der Mensch ist »die reale Möglichkeit all dessen, was in der Geschichte aus ihm geworden ist und vor allem mit ungesperrtem Fortschritt noch werden kann«.

Möglichkeit ist der »Seinszustand der Welt«, dem Bloch eine enzyklopädische Gesamtschau von Indizien des Noch-nicht-Erschienenen widmet.

Literatur:

Das Prinzip Hoffnung
Das Prinzip Hoffnung
von Ernst Bloch


Samstag, 15. November 2014

»Marx verstehen« von Robert Misik

Marx verstehen
Marx verstehen

Als Prophet war er ein Versager, als Soziologe ein Riese, als Ökonom vor allem ein gelehrter Mann: Karl Marx, der Theoretiker des Industriekapitalismus, wollte nicht nur zu revolutionären Ergebnissen kommen, sondern die Notwendigkeit der Revolution beweisen. Der Mauerfall hat ihn ideologisch entlastet und als originellen Denker rehabilitiert.

Der Marxismus ist die neben dem Christentum einzige universelle Theorie zur Humanisierung der Erde, welche eben vor allem als analytisch-theoretisches Instrument zum Verständnis von Wirklichkeit sich eignet.

Ein wesentliches Anliegen von Marx und Engels war, den Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft zu erheben, damit er nicht bloß geglaubt oder ersehnt werden muss, sondern rational begründet werden kann. Auch seine historisch-materiellen Voraussetzungen sollten benannt werden können. Kurz: Eine Reflexion der Methode wissenschaftlicher Forschung und Darstellung war nötig.

Marx bezeichnet seine Methode als dialektisch »und stellt sich damit bewusst in die Tradition der Hegelschen Philosophie. An ihrem Kern hält er fest, kritisiert aber ihre mystifizierte Form. Laut Marx ist die Dialektik «dem Bürgertum [...] ein Gräuel, weil sie in dem positiven Verständnis des Bestehenden zugleich auch das Verständnis [...] seines notwendigen Untergangs einschließt, jede gewordene Form [...] auch nach ihrer vergänglichen Seite auffasst, sich durch nichts imponieren lässt, ihrem Wesen nach kritisch und revolutionär ist.« (MEW: 23, 28)

Der Marxismus ist tot, doch die tote Lehre hat das Werk überdauert: Marx' Werk aber ist lebendiger denn je – »Das Kapital« und das »Kommunistische Manifest« sind verblüffend aktuell. Die Gegner ebenso wie die Befürworter der globalisierten Wirtschaft entdecken in den Theorien des großen Denkers den besten Schlüssel zum Verständnis unserer Zeit.

Hegel war der Lehrer von Marx und es war Lenin, der gesagt hatte, daß Marxens »Kapital« ohne Studium der »Phänomenologie des Geistes« Hegels nicht verstanden werden könne.

Der vielfach ausgezeichnete Journalist Robert Misik stellt die aus heutiger Sicht wichtigsten Marx'schen Ideen vor und skizziert anhand ausgewählter Selbstzeugnisse das facettenreiche Porträt eines herrschsüchtigen Visionärs, der stets über seine Verhältnisse lebte.

Das Werk gerät dem Autor jedoch zur Lobhudelei für den Wegbereiter des zweitgrößten Verbrechens der Menschheitsgeschichte.


Literatur:

Marx verstehen
Marx verstehen
von Robert Misik