Donnerstag, 27. April 2023

Edmund Husserl 85. Todestag

Edmund Husserl

Edmund Husserl starb vor 85 Jahren am 27. April 1938 in Freiburg. Edmund Husserl war ein deutscher Philosoph, Mathematiker und Begründer der philosophischen Strömung der Phänomenologie. Er gilt als einer der einflussreichsten Denker des 20. Jahrhunderts.

Nach dem Abitur nahm er das Studium der Mathematik, Astronomie, Physik und Philosophie in Leipzig auf, das er ab 1878 in Berlin fortsetzte.

Es folgte die Promotion in Wien und – angeregt durch den Einfluß Franz Brentanos – die Habilitation mit einer psychologisch-mathematischen Arbeit bei Carl Stumpf in Halle.

Nach verschiedenen Lehrtätigkeiten erhielt Husserl 1906 eine Professur in Göttingen.

Die berühmtesten Werke erschienen in großen Abständen, davon zu Lebzeiten zwei unvollständig: die »Ideen zu einer reinen Phänomemologie« (1913) und die »Krisis der europäischen Wissenschaften« (1936). Diese programmatischen Einführungen in die Grundprobleme der Phänomenologie werden zeitlebens durch unveröffentlichte Analysen ergänzt, die Husserl auf etwa 45.000 Seiten in Gabelsberger Stenographie niederschrieb.

1916 folgte er dem Ruf an die Universität Freiburg, wo Martin Heidegger sein wohl berühmtester Schüler wurde.

Seine Konversion zum Christentum schützte die Familie Husserl nicht vor den Schikanen der Nazis, die die Familie 1937 aus ihrer Freiburger Wohnung vertrieben.

Edmund Husserl wurde am 8. April 1859 als Sohn einer jüdischen Tuchhändlerfamilie in Prossnitz in Mähren geboren.

Samstag, 15. April 2023

Erklärung des Populismus als politisches Phänomen



Der Populismus ist der etwas vornehmere Bruder der Demagogie und ein augenzwinkerndes Stiefkind der Politik-von der Politik immer etwas stiefmütterlich behandelt. Populismus und Demagogie - derzeit in vieler Munde - sind Lehnwörter aus den klassischen Sprachen. Das eine leitet sich von dem lateinischen Begriff für Volk, populus, ab, das andere ist ein Gräzismus für das, was Volksführer – oder eben auch Volksverführer tun. Als Prototypen der - demagogischen - Populisten gelten die Brüder Tiberius und Gaius Gracchus, deren Politik am Ende des zweiten vorchristlichen Jahrhunderts die römische Republik erschütterte.

Das Wort Populismus leitet sich von populus, dem Begriff für Volk, ab. Der populus Romanus war die Gesamtheit der römischen Bürger, die sich in unterschiedlichen Gliederungen zur Volksversammlung auf dem Forum traf. Dort wurden Magistrate gewählt und Gesetze beschlossen. Politische Debatten indes fanden nicht auf dem Forum statt, sondern hinter den verschlossenen Türen des Senates – ganz anders als etwa in Athen, wo die Agora ein Ort hitziger Diskussion war. Dass die römische Führungsschicht, die Nobilität, den populus aus der politischen Entscheidungsfindung heraushalten wollte, hatte seinen guten Grund: Die Politisierung der Volksversammlung würde das Ende des Grundkonsenses bedeuten, der die oligarchische Elite an der Macht hielt.

Der Populismus hat eine eigene spezifische und identifizierbare innere Logik: Jeder Populismus ist notwendigerweise anti-eltitär, doch das ist noch keine hinreichende Beschreibung. Dazu kommt notwendig ein Anti-Pluralismus. Populisten haben den Anspruch, nur sie verträten das Volk. Alle anderen politischen Akteure handelten deshalb illegitim. So ist der Populismus notwendigerweise antidemokratisch, auch wenn er im Gewande der Demokratie auftritt, weil er allen anderen Parteien die Legitimität abspricht, auch für das Volk zu sprechen.

Als "populistisch" werden vor allem zwei Positionen bezeichnet, die immer zugleich eingenommen werden: Einerseits eine Haltung, die gegen das Establishment und gegen das Elitäre auftritt, und andererseits wird der Anspruch erhoben, daß nur die Populisten allein das wahre Volk repräsentieren würden. Letzteres wird nicht als eine empirische Aussage behauptet, sondern wird als ein moralischer Auftrag vom „Volk“ verstanden.

Samstag, 1. April 2023

Was ist moralischer Bankrott?


Menschen sind stets gut beraten, auf dem Pfad der Tugend zu wandeln und von diesem nicht abzuweichen, denn sobald sie diesen Pfad verlassen, geraten sie auf Abwege und laufen Gefahr, über kurz oder lang in ernsthafte Schwierigkeiten zu geraten.

Im Mittelalter gemahnte die holde Geistlichkeit durch die sieben Todsünden alle Taugenichtse dieser Welt als abschreckende Beispiele an ein tugendhaftes und gottgefälliges Leben. Mit Todsünde werden in der katholischen Kirche besonders schwerwiegende Arten der Sünde bezeichnet, durch die der Mensch die Gemeinschaft mit Gott bewusst und willentlich verlässt. Ein besonders grobes Vergehen wird auch himmelschreiende Sünde genannt.

Sündhaftigkeit bedeutet, die Welt gewissentlich und absichtsvoll und willentlich zu verlassen, wo es sich doch lohnt, besser dieser gemeinschaftlich beizuwohnen. Dies bedeutet, daß Menschen tunlichst gut beraten sind, sich an geltenden Sittenkodex zu halten, denn wo sie dieses nicht tun, geraten in Konfliket und gelangen auf Abwege, die zu beschreiten nicht empfehlenswert ist. Doch alle Moralität schützt vor Verwerflichkeit nicht.

Alle Zeiten und Epochen haben ihre eigenen Wüstlinge und Verderber hervorgebracht, welche es in ihrer waltende Untugend verstanden haben, Menschen gefügig zu machen und ihren Willen, anderen aufzuzwingen. Einer dieser veritablen und haltlosen Wüstlinge war Commodus, der dekadente Sohn des Kaisers Marc Aurel, der im alten Rom gelebt hat. Und es ist eben genau dieser Commodus, der sich in späteren Zeiten als Sinnbild des Wüstlings fortgelebt hat.

Commodus ist für die Herbeiführung sittenloser Zustände wie im alten Rom unter Commodus, dem dekadenten Sohn von Marc Aurel verantwortlich: Eltern, die nicht wissen, was ihre Kinder hinter ihrem Rücken tun, verfolgungswütige Halbwüchsige, die durchknallen, aufgehetzte Nachbarn, die sich nur noch durch Provokation gefallen - alles überschaut durch systematische Überwachung - dazu ein portables Überwachungssystem auf Handys, wie es sich George Orwell nicht hätte schlimmer ausdenken können.

Ein Bubenstück wie aus dem abgeschmackten Tollhause hat wundersame Kapriolen wie die Aufhetzung von Nachbarn, muntere Zeitverschwendung und totale Überwachung an den Tag gebracht und die beteiligten Akteure , die sich nur noch in Provokation ergehen, auf den Weg gebracht

Commodus hat durch sein Einwirken so wunderbar putzige Zauberlehrlinge mit dem Verstand von Seifensiedern und der Fertigkeit von Notbeleuchtern hervorgebracht, daß es geradewegs eine Freude ist, diese täppisch und tolldreist agieren zu sehen und schelmisch zu necken.

»Denn aus Gemeinem ist der Mensch gemacht, und die Gewohnheit nennt er seine Amme.«

»Wallensteins Tod« I, 4 / »Wallenstein«


Verwerfliche Charaktere haben immer einen schweren Stand in dem Moment, in dem ihr Vergehen bekannt wird. Es empfiehlt sich also, früh im Leben zu lernen, mit Problemen umgehen zu können. Wer mit auftretenden Problemen nicht umgehen kann, der ist für die Demokratie nicht tauglich. Es muss offensichtlich verdeutlicht werden, was Demokratie nicht ist.

Mit Amphytrions Diener Sosias bleibt zu fragen: "Wo kam der Witz ihm her?" - Es muss wohl das Ansehen der eigenen Person gewesen sein, welche in einem Anfall von Hochmut die Pforte der Verwerflichkeit geöffnet hat.

Zur Verwerflcihetit gehört, Menschen gefügig zu machen, um sich ihre als Werkzeuge - um nicht zu sagen als "Automaten" - für eigene Zwecke bedienen zu können. Ist erst einmal die Einheit von Person und Tat durchbrochen und der Urheber damit aus dem Schneider, dann sprießen alsbald die bizarrsten Zauberblumen aus den geistigen Beeten der Abwegigkeit empor. Außenstehende stehen vor einem Rätsel, daß zu entschlüsseln sie lieber nicht anzugehen wagen, und die Ordnungshüter vor einem Problem, wo die Täterschaft wohl überlegt entflochten wurde und falsche Annahmen über die sich munter fortentwickelnde Kriminalität vermutet werden, so daß sich die Untaten der eigentlich notwendigen Ermittlungen entziehen. Bis zur Verwerflichkeit problematisch sind Methode, Ausführung, Art der Problembewältigung und in besonderen die Grundhaltung, Schwächen des Opfers ausnützen zu können.

Zu einem komfortablen moralischen Bankrott gehört in fortgeschrittenem Stadium auch, daß der Frevel der Handlungen durch die Nutznießer des kriminellen Systems immer weiter geht, solange die Ursachen des Übels beseitigt werden - genauer gesagt: solange versäumt wird, die Ursachen des Übels zu beseitigen. Wo nichts geschieht, geht das Verbrechen weiter. Solange hier nichts geschieht, gilt die Vermutung, daß ein Kranker sich buchstäblich alles erlauben darf, ohne Strafe befürchten zu müssen.

Ein recht veritabler Skandal entsteht aber erst in der Entgrenzung der vier Seiten der Umfriedung: Urheber, Beteiligte / Mitmachende, Außenstehende und der Unfähigkeit der Staatsorgane, sich ihres unfähigen Personals zu entledigen. Das Lehrstück ist eine Parabel auf die Unfähgkeit der Eliten, demokratiefeindliche Politiker in die Schranken zu weisen.

Da man sich sicher sein darf, daß der "Problemlöser" solches am ihm selber zugemutete Verhalten missbilligen würde, sollte er gefälligst davon absehen, es anderen zuteil werden lassen, so bekommt er auch mal eine Horde vorbeigeschickt, die den Laden vor seiner Hütte ordentlich aufmischt!
Die elegisch gestimmten Worte eines deutschen Lyrikers zu vorgerückter Tageszeit sind jedermann bekannt. Also gute Nacht Deutschland! Man muss nur ordentlich genug durch... können, um ganz ungeneirt weiter zu machen. Gemeinschaftlich abgründig organisiert schaffen wir es.

Weblink:

Commodus - Wikipedia