Samstag, 17. September 2016

Regierung im Sinne Foucaults

Ein theoretischer Anknüpfungspunkt für die Analyse und die Kritik der gegenwärtigen Gesellschaft ist der Begriff der Gouvernementalität, wie ihn der französische Philosoph Foucault in seinen Arbeiten Ende der 1970er Jahre skizziert hatte.

Foucault untersucht hier Machtbeziehungen unter dem Blickwinkel der Führung, als eine Art und Weise, das Handlungsfeld von Subjekten zu strukturieren und zu beeinflussen. Der Begriff der Regierung ist ein umfassender, er bezieht sich auf Institutionen und Praktiken, mittels derer Menschen ‚gelenkt‘ werden.

Eine Regierungsweise umfasst als diskursives Feld, auf dem die Ausübung von Macht „rationalisiert wird“ , Wissensformen, Machttechnologien und Subjektivierungsmodi gleichermaßen. Die Machtanalyse von Foucault in Überwachen und Strafen befasste sich mit Institutionen des Zwangs, mit Diskursen und Apparaten, die auf die Unterwerfung des Subjekts zielen.

Der Begriff der Regierung relativiert diesen Aspekt der Unterwerfung, indem Regierung als Kontaktpunkt zwischen Fremd- und Selbstführung aufgefasst wird. Foucault geht also davon aus, dass es freier, nicht unterworfener Subjekte bedarf, dass aber die Freiheit in bestimmten Bahnen verläuft, die an die Ziele einer Regierung gekoppelt sind.

Regierung im Sinne Foucaults operiert also nicht ausschließlich und notwendig über Verbote, sondern auch und gerade durch die Macht, Subjekte zu einem ganz bestimmten Handeln zu bewegen, ihr Handlungsfeld zu bearbeiten.

Weblink:

Das Wahrheitsregime prekärer Verhältnisse - www.diss-duisburg.de

Samstag, 10. September 2016

Was vermag die Vernunft?

Der Begriff Vernunft bezeichnet in seiner modernen Verwendung die Fähigkeit des menschlichen Denkens, aus den im Verstand durch Beobachtung und Erfahrung erfassten Sachverhalten universelle Zusammenhänge der Wirklichkeit durch Schlussfolgerung herzustellen, deren Bedeutung zu erkennen, Regeln und Prinzipien aufzustellen und danach zu handeln.

Soweit sich die Vernunft auf Prinzipien des Erkennens und der Wissenschaften richtet, spricht man von theoretischer Vernunft. Ist die Vernunft auf das Handeln oder die Lebenshaltung ausgerichtet, folgt sie den Prinzipien praktischer Vernunft, die sich in moralischen Fragen an Werten oder zur Erreichung von Effizienz am ökonomischen Prinzip orientieren kann.

Wie erklärt sich diese unheimliche Macht der Vernunft, die zum Besten, aber auch zum Schlimmsten fähig ist? Warum ist die Vernunft so stark, wenn sie die Natur erforscht, aber so unvernünftig, wenn sie sich die Welt zum Untertan macht? Vermag die Vernunft wirklich alles?

Scheint sie doch dem Leben nur schwerlich einen Sinn verleihen zu können ... Muss man wie Faust einen Pakt mit dem Irrationalen schließen, um der Vernunft zu entgehen? Oder daran glauben, dass die Vernunft der Moral zugrunde liegt? Wo steht die Vernunft im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Moral? Stößt die Vernunft bei der Maßlosigkeit an ihre Grenzen? Und scheitert sie am Wahnsinn?

Weblink:

Was vermag die Vernunft? - www.arte.tv