Freitag, 26. April 2019

Ludwig Wittgenstein 130. Geburtstag


Ludwig Wittgenstein wurde vor 130 Jahren am 26. April 1889 als Sohn des Großindustriellen Karl Wittgenstein in Wien geboren. Ludwig Wittgenstein war ein berühmter österreichisch-britischer Philosoph, der durch sein Denken und seine Methodik die Philosophie des 20. Jahrhunderts maßgeblich beeinflußte.

Wittgenstein gilt als einer der grössten des 20. Jahrhunderts und Erneuerer der Philosophie. Er gilt als Hauptvertreter der analytischen Philosophie und war der Schüler des Mathematikers und Philosophen Bertrand Russell. Er war ein analytischer Philosoph der Sprache und sprachkritischer Philosoph und gilt als Begründer der sprachanalytischen Philosophie.


Wittgenstein war ein Ingenieur, der Klarheit in die Philosophie brachte. Er lieferte einen neuen Denkansatz in der neuzeitlichen Philosophie: Er war der Auffassung, das philosophische Probleme aus der Verwendung von Wörtern aus unpassenden Kontexten entstehen.

Er ist der Schöpfer bahnbrechender Herangehensweisen für die Philosophie der Logik, der Sprache und des Bewusstseins. Der wortgewandte Philosoph definierte Sprache neu und setzte dabei auch gleich die Grenzen hinsichtlich der Begreifbarkeit von Sprache.



»Wovon man nicht sprechen kann,

darüber muss man schweigen.«



Sprachskepsis bezeichnet an der Wende zum 20. Jahrhundert den Zweifel an einer objektiv wahrnehmbaren Wirklichkeit und an der Fähigkeit der Sprache diese Wirklichkeit abzubilden. Die theoretische Grundlage geht auf den Wiener Kreis, vor allem auf Ludwig Wittgensteins »Tractatus logico-philosophicus« zurück.

Die Besonderheit an Ludwig Wittgenstein war sein radikal neuer Denkstil. Ein unreflektierter Sprachgebrauch und die konventionelle Verwendung von Begriffen innerhalb der Philosophie sind für Wittgenstein die Ursache der Ver wirrung beim Lösen philosophischer Probleme. Die sinnvolle Sprachverwen dung einer normalen Sprache in sinnvollen Kontexten ist sein Lösungsansatz. Wittgenstein lieferte jedoch keine explizit formulierte Theorie und ließ trotz seiner konzisen, klaren Sprache Spielraum für die eigenen Gedanken des Lesers.

Ludwig Wittgenstein schrieb zwei Hauptwerke, früh die strenge »Logisch-philosophische Abhandlung«, spät die offeneren, lebendig in immer neuen Anläufen vorgetragenen »Philosophischen Untersuchungen«, mit denen der Begriff des »Sprachspiels« in die Welt gekommen ist.

1922 veröffentlichte Wittgenstein eine zweisprachige Ausgabe seines einzigen zu Lebzeiten erschienen Werkes, welches unter dem heute bekannten Titel der englischen Übersetzung erschien: »Tractatus Logico-Philosophicus«. - Mit der Veröffentlichung der »Logisch-philosophischen Abhandlung« glaubte Wittgenstein, seinen Beitrag für die Philosophie geleistet zu haben, und wandte sich anderen Tätigkeiten zu.

Noch während der Kriegsgefangenschaft als österreichischer Freiwilliger im Ersten Weltkrieg entschied der Soldat und Weltkriegsteilnehmer in Italien sich - vermutlich unter dem Eindruck der Lektüre von Leo Tolstoi - für den Beruf des Lehrers, den er nach dem Ersten Weltkrieg ausübte.

Wittgenstein war überzeugt, ale Probleme des Seins gelöst zu haben. 1929 gab Wittgenstein seinen Job als Volksschullehrer auf und kehrte auf Umwegen nach Cambridge zurück. Während der dreißiger Jahre gab Wittgenstein zahlreiche Kurse und Vorlesungen. Immer wieder versuchte er, seine neuartigen Gedanken, die er unter anderem in Auseinandersetzung mit seinem Erstlingswerk entwickelte, in Buchform zu verfassen.

Ludwig Wittgenstein starb am 29. April 1951 in Cambridge an einêm Krebsleiden. Sein philosophisches Werk hatte großen Einfluss auf die sprachanalytische Philosophie und die Geisteswissenschaften des 20. Jahrhunderts.

Weblinks:

Ludwig Wittgenstein-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de


Ludwig Wittgenstein-Zitate - Zitate-Portal www.die-zitate.de


Ludwig Wittgenstein - www.famousphilosophers.org


Literatur:

Ludwig Wittgenstein
Ludwig Wittgenstein
von Joachim Schulte


Blog-Artikel:

Ludwig Wittgenstein

Mittwoch, 24. April 2019

Immanuel Kant: "Der Mensch ist von Natur böse."

Im April 1792 publizierte Kant in der Berlinischen Wochenschrift den Aufsatz »Über das radikal Böse« in der menschlichen Natur, den er dann als Erstes Stück in seine ein Jahr später erscheinenden Schrift über »Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft« aufnahm. Das Böse wird darin anthropologisch als Wesen des Menschen und seiner Nautr begründet.

Das Böse bestimmt Kant als Option der menschlichen Freiheit, entgegen den „objektiven Gesetzen der Sittlichkeit“ zu Handeln, die für ihn das Gute bestimmen. Nach Kant ist das Böse radikal, insofern es als Neigung oder „Hang zum Bösen“ in der menschlichen Natur verwurzelt ist, d. h. es hat anthropologischen Rang. Der Hang zum Bösen ist hier der „subjektive[…] Grund[…] der Möglichkeit einer Abweichung der Maximen vom moralischen Gesetze“ (Immanuel Kant: AA VI, 29[1]) und muss selbst als ein „Actus der Freiheit“ (Immanuel Kant: AA VI, 21[2]) verstanden werden, der „dem moralischen Vermögen der Willkür ankleben [muss]“ (Immanuel Kant: AA VI, 31[3]) – sonst ließe sich das Verhalten nämlich gar nicht moralisch bewerten.

"Der Mensch ist von Natur böse."

Immanuel Kant

Der Mensch hat also von Natur einen Hang zum Bösen. Dabei grenzt Kant die Natur des Menschen von seinem allgemeinen Naturbegriff ab (vgl. Immanuel Kant: AA VI, 21[4]). „Die Natur“ meint das Gesamtsystem der Erscheinungen, die durch das Kausalprinzip in Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen verbunden sind. Dieser Natur hatte Kant schon in der Kritik der reinen Vernunft die Möglichkeit transzendentaler Freiheit gegenübergestellt. In der „Natur des Menschen“ oder vielmehr im menschlichen Wesen sind Freiheit und Kausalität miteinander verbunden: Wenn dem konkreten Verhalten ein auf Gründen und Maximen beruhender individueller „Gebrauch“ der transzendentalen Freiheit (Spontaneität) zugrunde liegt, kann es als zurechnungsfähiges Handeln verstanden werden. Mit der Möglichkeit dieses individuellen Gebrauchs enthält die menschliche Natur sowohl die „Anlage zum Guten“ wie den „Hang zum Bösen“.

Diesen Hang zum Bösen bestimmt Kant bereits in der Kritik der praktischen Vernunft (KpV) und in der Grundlegung zur Metaphysik der Sitten (GMS). Kant spricht davon, dass der Mensch in seinem Streben nach Glückseligkeit, der Erfüllung aller Bedürfnisse und Neigungen, ein „mächtiges Gegengewicht“ zum kategorischen Imperativ besitzt. Daraus entspringe „eine natürliche Dialektik“, die er als „Hang“ des Menschen bezeichnet, „wider die Gesetze der Pflicht zu vernünfteln, und ihre Gültigkeit […] in Zweifel zu ziehen“ (Immanuel Kant: AA IV, 405[5]: GMS). Diesen Gedanken greift er in der KpV wieder auf. Dort bestimmt er den Hang als „Selbstliebe“ und „Eigendünkel“, als Neigung des Menschen, „sich selbst nach den subjectiven Bestimmungsgründen seiner Willkür zum objectiven Bestimmungsgrunde des Willens überhaupt zu machen“ (Immanuel Kant: AA V, 47[6]: KpV). D. h. die Selbstliebe mit ihrem Streben nach Glück wird durch die freie Vernunftbestimmung zum unbedingten Gesetz des eigenen Handelns, anstatt des moralischen Gesetzes.

Es sind also nicht die individuellen biologischen Bedürfnisse und persönlichen Neigungen selbst, die den Hang zum Bösen ausmachen, sondern die darüber hinausgehende Neigung der Vernunft, diese subjektiven und nicht-allgemeinen Bestimmungsgründe des Willens mit den objektiven zu verwechseln und ihre Erfüllung zur unbedingten Maxime des eigenen Handelns zu machen. Der kategorische Imperativ ist nun gerade das Gebot, aus objektiven Gründen zu handeln: „[…] handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, daß sie ein allgemeines Gesetz werde.“ (Immanuel Kant: AA IV, 421[7]: GMS). Die praktische Vernunft besitzt in der „Achtung“ für das moralische Gesetz bzw. für dessen Unterscheidung vom Prinzip der Selbstliebe eine „Triebfeder“, um die Willkür zur Entscheidung für die Umsetzung des moralischen Gesetzes zu bewegen. Nur wenn der Mensch dem moralischen Gesetz folge leistet, ist er nach Kant autonom, d. h. er wird seinem Wesen als Mensch gerecht. Lässt sich der Mensch dagegen von seiner Selbstliebe und dem Streben nach Glück leiten, so ist er fremdbestimmt.

„Dieses Böse ist radical, weil es den Grund aller Maximen verdirbt; zugleich auch als natürlicher Hang durch menschliche Kräfte nicht zu vertilgen, weil dieses nur durch gute Maximen geschehen könnte, welches, wenn der oberste subjective Grund aller Maximen als verderbt vorausgesetzt wird, nicht statt finden kann; gleichwohl aber muß er zu überwiegen möglich sein, weil er in dem Menschen als frei handelndem Wesen angetroffen wird.“

– Immanuel Kant: AA VI, 37[8]

Das Böse ist also radikal, weil es ebenso wie die Anlage zum Guten in der Tiefe des menschlichen Freiheitsvermögens wurzelt und damit den „Grund aller Maximen“ verderben kann. Anlage und Hang sind dabei nicht gleichrangig, denn die Anlage zum Guten gehört notwendig zur Möglichkeit des menschlichen Wesens, während der Hang zum Bösen „für die Menschheit zufällig“ (Immanuel Kant: AA VI, 25[9]) ist, d. h. der Hang zum Bösen ist für den Menschen begrifflich nicht wesentlich, obwohl er allgemein zur menschlichen Gattung gehört. Kant unterscheidet nämlich die „Anlage zur Tierheit“, die Menschen als biologischen Lebewesen zukommt, und die „Anlage für die Menschheit“, die die menschliche Natur als vernünftiges Wesen ausmacht, von der individuellen Anlage „für seine Persönlichkeit“. Nur durch letztere ist der Einzelne ein moralischer „Zurechnung fähig[es] Wesen“ (Immanuel Kant: AA VI, 26[10]), also eine Person, die für ihre eigenen Taten individuell verantwortlich gemacht werden kann. Die Anlage für die Persönlichkeit besteht in der „Empfänglichkeit der Achtung für das moralisch Gesetz, als einer für sich hinreichenden Triebfeder der Willkür“ (Immanuel Kant: AA VI, 27[11]).

Ist die Empfänglichkeit für die Achtung nun individuell schwach ausgeprägt, so ist der individuelle Hang zum Bösen, den Kant auch als „Verderbtheit (corruptio) des menschlichen Herzens“ (Immanuel Kant: AA VI, 30[12]) bezeichnet, sehr stark, wodurch die Anlage zur Menschheit, zur Autonomie, pervertiert wird (vgl. Immanuel Kant: AA VI, 30[13]): statt des moralischen Gesetzes bestimmen individuelle Neigungen und Neigungen der Gattung das Handeln. Durch Mängel auf den anderen Stufen der Anlage wird der Hang verstärkt, nämlich durch die „Gebrechlichkeit (fragilitas) der menschlichen Natur“ und „die Unlauterkeit des menschlichen Herzens“ (Immanuel Kant: AA VI, 30[14]), d. h. besondere biologische Bedürftigkeit und mangelnde Wahrhaftigkeit gegenüber sich selbst. Das Böse ist dabei keine eigene „Triebfeder“, sondern die „Verkehrtheit (perversitas) des menschlichen Herzens“ (Immanuel Kant: AA VI, 30[15]): Die Achtung für das moralische Gesetz wird in der Bestimmung des Willens der Selbstliebe untergeordnet und damit die „sittliche Ordnung der Triebfedern“ (Immanuel Kant: AA VI, 36[16]) umgedreht.

Böse Handlungen sind nach Kant individuell verschuldet und müssen trotz des allgemeinen Hangs individuell verantwortet werden. Zurechnungsfähig ist aber für Kant nur das, was durch eigene Tat geschieht. Der Hang zum Bösen selbst kann aber nicht das Resultat einer empirischen Handlung sein, weil er als der subjektive Bestimmungsgrund der Willkür definiert wird und daher a priori zu jeder konkreten (empirischen) Handlung sein muss. Kant löst das Problem, indem er eine „intelligible Tat“ (Immanuel Kant: AA VI, 31[17]) postuliert, in der der Mensch seine oberste Maxime festlegt, von der alle anderen Maximen abhängen. Diese hat einen reinen Vernunftursprung und keinen zeitlichen Ursprung und kann, wenn überhaupt, deshalb bloß durch reine Vernunft und ohne alle Zeitbedingungen erkennbar sein. Unter diesem Gesichtspunkt ist jeder Mensch durch die Wahl seiner Maxime entweder gut oder böse. Bei einer empirischen Beurteilung der Handlungen können diese nicht nach den Extremen bewertet werden, sondern fallen in Grauzonen der Gleichgültigkeit gegenüber dem Gesetz oder der Mischung von Selbstliebe und Achtung (Vgl. Fußnote zu Immanuel Kant: AA VI, 39[18]).

Samstag, 20. April 2019

Menschen und ihre Angst vor der Zerstörung


Zu den menschlichen Ängsten gehört auch die Angst vor der Zerstörung. Durch einen Brand in Teilen zerstört wurde nun die römisch-katholische Kathedrale »Notre-Dame de Paris«. Die weltberühmte Kathedrale Notre-Dame stand stundenlang in Flammen und ist schwer beschädigt.

Kathedrale »Notre-Dame de Paris« ist eine Ikone der mittelalterlichen Baukunst, ein Symbol für die Nation, für die Menschen und ihren Glauben und ein Monument der Identifikation. Nichts verbindet die Franzosen mehr wie die Kathedrale Notre Dame auf der Ile de Seine - das geistig-kulturelle Zentrum von Frankreich, nahe der Universität Sorbonne und dem Quartier Latin. Der gotische Baustil ist eine französische Schöpfung. Die wichtigsten Merkmale sind: Spitzbogen, Rippengewölbe, Strebewerk (Strebepfeiler und Strebebogen am Außenbau zur Entlastung des Gewölbes), Maßwerk, Triforium (Zwischengeschoß zwischen Bogenreihe und Fenstergeschoß). Im Allgemeinen: schmal und hoch, aufsteigend.

Mit dem verheerenden Brand ist auch ein Symbol zerstört worden. Der Mensch unterscheidet sich vom Tier unter anderem dadurch, dass er bedeutungs- und sinntragende Symbole entwickelt hat, die Menschen über ihren Individualismus oder die Familie hinweg verstehen können. Katastrophen haben, ganz besonders, wenn sie solch gemeinsame Symbole betreffen, eine einigende, positive Wirkung auf den Zusammenhalt.

Je tiefer und verankerter die Symbolik eines Objektes in einem Volk oder bei Menschen ist, desto größter ist die Anteilnahme im Falle einer Zerstörung oder eines auftretenden Schadens. Das dürfte für viele Franzosen ein nicht zu verachtender Effekt der Katastrophe sein, ganz besonders in Zeiten, wo der Blick auf das Gemeinsame mehr und mehr verlorenzugehen droht.


Die römisch-katholische Kirche »Notre-Dame de Paris« (»Unsere Liebe Frau von Paris«) ist die Kathedrale des Erzbistums Paris. Die Unserer Lieben Frau, also der Gottesmutter Maria, geweihte Kirche wurde in den Jahren von 1163 bis 1345 errichtet und ist somit eines der frühesten gotischen Kirchengebäude Frankreichs.

»Fluctuat net mergitur« - das ist der Wahlspruch im Wappen von Paris. Die brennende Kathedrale mag schwanken, aber sie wird nicht untergehen.

Die Architekturgeschichte bedeutender Baudenkmäler lehrt, daß diese niemals architektonisch und baulich vollendet sein werden. Weder der Kölner Dom, noch der Petersdom, noch ein neu aufgebautes Notre Dame werden so gesehen jemals fertig werden. Derartige Bauwerke werden immer "Baustellen der Ewigkeit" sein. Was die Menschen dann auch an die Ewigkeit erinnern sollte ist, wie vergänglich diese Bauten sein können.

Bauwerke sind nicht für die Ewigkeit erschaffen, sondern vom Verfall bedroht.

Die Kathedrale ist ein Monument der Ewigkeit, ihre Zerstörung erinnert jedoch an die Vergänglichkeit der Welt, denn Bauwerke sind nicht für die Ewigkeit erschaffen. Kunst und auch Bauwerke überdauern die Zeit nicht. Der Brand der Kathedrale Notre-Dame macht deutlich, daß von Menschen erschaffene Bauwerke und Gebäude keine Werke für die Ewigkeit, sondern alle Bauwerke von durchaus vergänglicher Natur und Dauer sind. Auch die Vorstellungen von Ewigkeit sind einem steten Wandel unterzogen und haben sich heute durchaus verändert. Solche "Ewigkeitswerte" scheinen heute aber leider in großen Teilen der Bevölkerung zunehmend von anderen, ebenso kurzlebigen wie fragwürdigen "Werten" verdrängt zu werden, so dass sich viele ihrer echten Werte oft gar nicht mehr richtig bewusst sind.

Der Mensch und die Welt, in der er lebt und die er - auch mit seinen Bauwerken erschafft - beide sind vergänglich wie die Zeit. Beide unterliegen dem ewigen Kreislauf des Lebens: Geburt, Heranwachsen, Erwachsenwerden und Tod. Dieser Zyklus schließt auch die Wiedergeburt mit ein. Im Zyklus eines Bauwerkes folgen dem Aufbau die Blüte und der Verfall - und einer Zerstörung folgt der Wideraufbau. Diese Erkenntnis spendet Trost auch in Zeiten der Not oder Katastrophe wie dem Brand von Notre Dame.

Zu den menschlichen Ängsten gehört auch die Angst vor dem Verfall - und von Gebäuden im Besonderen.
Deren Verfall droht, wenn man nicht genügend Anstrengungen unternimmt, Geschichte zu achten und zu bewahren, und sie für kommende Generationen in materiellem Wert und immatiellem Wesen zu erhalten.

Zu Napoleon Bonapartes und Victor Hugos Zeiten am Beginn des 19. Jahrhunderts war die Kathedrale Notre Dame aufgrund von Geldmangel durch Revolutions- und Kriegseinflüße akut vom Verfall bedroht - ein Grund um dem drohenden Vorfall vorzubeugen.



Im Jahr 1831 schrieb Victor Hugo seinen historischen Roman »Der Glöckner von Notre Dame« (»Notre Dame de Paris«), der als sein Meisterwerk gilt. Der historische Roman verdankt seine Entstehung dem drohenden Verfall der Kathdrale Notre Dame. Mit diesem Roman wollte Victor Hugo durch einen patriotischen Akt für den Erhalt von »Notre-Dame de Paris« einstehen. Durch das Erscheinen seines erfolgreichen Romans konnte das Bauwerk damals vor dem Verfall gerettet werden und so wird die Notre Dame auch nach dem verheerenden Brand durch gemeinschaftliche Anstrengung schon bald wiederaufgebaut werden. Diese Anstrengungen sind immer aller Mühen wert. - »Fluctuat net mergitur«.

Marcel Proust hat 1904 - wie Victor Hugo 70 Jahre zuvor - den "Tod der Kathedralen" beklagt. In einem Zeitungsartikel schrieb er: "Ach, es ist immer noch besser, eine Kirche zu verwüsten, als sie ihrem Zweck zu entfremden. Wenn das Opfer von Christi Fleisch und Blut nicht mehr in den Kirchen zelebriert wird, werden sie ohne Leben sein."


Blog-Artikel:

Die Kathedrale Notre Dame von Paris - Kulturwelt-Blog

»Der Glöckner von Notre Dame« von Victor Hugo - Literatenwelt-Blog


Literatur:

Kathedralen
Kathedralen
von Uwe Toman


Die großen Kathedralen. Gotische Baukunst in Europa
von Uwe A. Oster

Samstag, 6. April 2019

Descartes Denken gilt als »Cartesianische Wende«


René Descartes



Descartes Philosophie und sein Denken gilt als »cartesianische Wende« in der Geistesgeschichte der abendländischen Welt. Descartes hat mit seiner Sichtweise des Denkens den Bezugsrahmen und das Koordinatensystem des bis dahin gültigen Denkens so verändert, da man von einer »Cartesianische Wende« spricht. Das scholastische und das dualistische Weltbild wurden abgelöst durch eine völlig neue Selbstbestimmung des Menschen. Descartes' berühmter Satz „Cogito ergo sum - Ich denke also bin ich" konzentriert dieses neue Denken in einem Punkt. Im Mittelpunkt steht jetzt das

Eine Wende von „kopernikanischer“ Tragweite trat im europäischen Kulturkreis mit der Neuzeit im 17. Jahrhundert ein; sie ist mit dem Namen René Descartes unlösbar verbunden. Es ist die »cartesianische Wende« in der Geistesgeschichte der abendländischen Welt. Das scholastische und das dualistische Weltbild wurden abgelöst durch eine völlig neue Selbstbestimmung des Menschen. Descartes berühmter Satz „Cogito ergo sum – ich denke also bin ich“ konzentriert dieses neue Denken in einem Punkt.

René Descartes

Descartes Denken ist der Ausdruck der Selbstgewissheit des Ich-Bewußtseins.
Im Mittelpunkt steht jetzt das Ich des Menschen, und dieses seiner selbst bewusste Ich ist die Grundlage und Voraussetzung aller Realität. Die Wirklichkeit des Menschen entspringt seinem Ich, seinem Selbstbewusstsein. So unterscheidet Descartes grundlegend zwischen res cogitans und res extensa, zwischen dem denkenden Selbst und allen außerhalb des Ich liegenden Dingen, d.h. allem, was sich in Raum und Zeit ausdehnt. Man könnte von der Entdeckung des Subjektes sprechen, das die Welt der Objekte aus sich heraus setzt oder auch außerhalb seiner selbst vorfindet und sie sich gegenüberstellt. Nicht mehr Materie und Geist, Dunkel und Licht sind die bestimmenden Gegensätze, sondern das absolute Ich, das seiner Welt gegenübertritt.

Schon Leibniz fragte grundsätzlich: „Warum ist überhaupt etwas und nicht vielmehr nichts?“ Descartes antwortet: Indem ich mich selbst denkend erkenne, ist erst etwas, nämlich alles das, was meinem Ich als Objekt gegenüber tritt. Es ist etwas, weil ich denke: Cogito ergo sum ergo est mundus. Indem ich mich denke, gibt es mich und die Welt um mich herum. Die eigene Vernunft wird nun zum alles bestimmenden Werkzeug der Welterklärung und der Welteroberung; sie ist das entscheidende Organ aller Welterkenntnis des Menschen. Zwar ist sie begrenzt, aber innerhalb dieser Grenzen allgemein gültig und zuverlässig.

Descartes hatte mit seinen Überlegungen auch Gott abgeschafft. Und noch während er schrieb „Cogito, ergo sum" stellte er auf einmal fest, daß er soeben über die gedankliche Autonomiebezeugung des Menschen Gott abgeschafft habe, was man heute als »Cartesianische Wende« bezeichnet. Er war so irritiert darüber, daß er sofort entschied, diese Gedanken nur unter einem Pseudonym zu veröffentlichen.

In seiner »Abhandlung über die Methode« ermuntert Descartes jene, die sich in einem Wald verlaufen haben, „so geradewegs wie möglich immer in derselben Richtung zu laufen“. Es geht darum, entschlossen eine Linie beizubehalten, selbst wenn man im Zweifel ist.

Descartes ist zu verdanken, daß der Zweifel zu einer Methode der Erkenntnis geworden ist. Mit den Mitteln radiklen Skepsis gab René Descartes der Philosophie ein neues Fundament und wurde zum Vater der neuzeitlichen Philosophie.

Dort wo der Zweifel Einzug hält, ist die Gewißheit einer Aussage nur so lange haltbar, solange sie nicht wiederlegt worden ist. Erkenntnistheoretisch hat er den Skeptizismus begründet.

So ist auch Cartesius ganzes Werk ist der Ausdruck radikalen Zweifelns und der zugrundeliegenden Methodik.

Das cartesianische Denken stellt in der Geschichte der Philosophie die größte Neuerung des Denkens vor Kant (1724 - 1804) und eine Wende philosophischer Betrachtung und in den Grundlagen des Denkens in der Philosophie dar, welcher im Nachhall der Skepsis bis heute spürbar ist.


Weblinks:

René Descartes-Biografie - Biografien-Portal.- www.die-biografien.de

René Descartes-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

Literatur:

Rene Descartes
Rene Descartes
von Dominik Perler

Descartes zur Einführung
Descartes zur Einführung
von Peter Prechtl