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Montag, 27. Januar 2025

Friedrich Schelling 250. Geburtstag



Friedrich Schelling wurde vor 250 Jahren am 27. Januar 1775 in Leonberg im Herzogtum Württemberg geboren.

Friedrich Schelling war ein deutscher Philosoph, Anthropologe, Theoretiker der sogenannten Romantischen Medizin und einer der Hauptvertreter des Deutschen Idealismus. Er war der Hauptbegründer der spekulativen Naturphilosophie, die von etwa 1800 bis 1830 in Deutschland fast alle Gebiete der damaligen Naturwissenschaften prägte.

Schelling schließt kritisch an Fichtes Wissenschaftslehre an. Natur und Geist bilden eine Einheit. Sie sind zwei Offenbarungen desselben Prinzips, der „Weltseele“. Alles im Universum ist beseelt. Die Kunst ist die höchste Gestaltung alles Irdischen.

1798 wurde der erst Dreiundzwanzigjährige mit der Unterstützung Goethes zum außerordentlichen Professor nach Jena berufen. Er lehrte an der Universität Jena neben Fichte, der allerdings schon 1799 wegen des Vorwurfs des Atheismus seinen Lehrstuhl verlor.

1799 veröffentlichte Schelling seinen Ersten Entwurf zu einem System der Naturphilosophie und es entstand das System des transzendentalen Idealismus (1800), in welchem Schelling Naturphilosophie und Transzendentalphilosophie als gleichberechtigte Grundwissenschaften darstellte.

1803 wurde der Protestant Schelling im Zuge der durch die Säkularisation erforderlichen Neuordnung an die vom Katholizismus geprägte Universität Würzburg berufen. Im Wintersemester 1803/04 begann er dort, wo der Physiologe und Naturphilosoph Johann Joseph Dömling sein Wegbereiter war, seine Tätigkeit als Professor der Philosophie.

Im Frühjahr 1806 ging Schelling nach München, wo er in den bayerischen Staatsdienst eintrat, Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften wurde und bis 1820 blieb. In dieser Zeit hatte Schelling keine akademische Lehrtätigkeit inne.

Ab 1810 arbeitete er jahrelang an der Philosophie der Weltalter, die eine große Philosophie und Theologie der Geschichte werden sollte, aber nie fertiggestellt wurde.

Von 1820 bis 1826 dozierte Schelling als Honorarprofessor ohne feste Lehrverpflichtung in Erlangen.

1827 wurde er als ordentlicher Professor an die neu errichtete Universität München berufen, wo er bis 1841 in seiner zweiten Münchener Zeit Vorlesungen hielt.

Friedrich Schelling starb am 20. August 1854 während eines Kuraufenthaltes in Ragaz im Kanton St. Gallen.

Dienstag, 15. Oktober 2024

Friedrich Nietzsche 180. Geburtstag


Friedrich Nietzsche

Friedrich Nietzsche wurde am 15. Oktober 1844 in Röcken bei Leipzig als Sohn eines evangelischen Pfarres geboren. Nietzsche gilt als einer der bedeutendsten und einflussreichsten Denker aller Zeiten. Der Relgionskritiker entwickelte eine neue Morallehre und eine eigene Philosophie, die den willen in den Mittelpunkt der Betrachtung stellt. Nietzsche gilt ala unzeitgemäßer Philosoph, der mit dem Hammer philosophierte und dabei bestehende Moralvorstellungen zertrümmerte.



1870 wurde Friedrich Nietzsche mit 25 Jahren und noch ohne Promotion als Professor nach Basel berufen. Mit seinem ersten Buch "Die Geburt der Tragödie aus dem Geist der Musik" (1871) erregte er einen handfesten Skandal, welcher seine akademische Karriere ruinierte. Darin verherrlichte er das tragische Lebensgefühl und feierte den umstrittenen Komponisten und Operndichter Richard Wagner als Neubegründer der deutschen Kultur.

Nietzsche, dessen Stil durch den Gebrauch von Aphorismen und Metaphern geprägt ist, war ein scharfer Religionskritiker. Sein Ziel war es, die Hintergründe und Motive, die die Grundlage der westlichen Philosophie, Kunst und Kultur bilden, freizulegen und zu interpretieren. Seine Philosophie in der Tradition der Aufklärung war eine Abrechnung mit den tradierten Moralvorstellungen des Christentums.

Seine Haltung kommt durch seinen berühmten Satz »Gott ist tot« gut zum Ausdruck. Er propagierte die »Umwertung aller Werte« und die Schaffung eines "Übermenschen" anstelle des traditionellen Christentums. Als seine wohl wichtigste Schrift gilt sein vierbändiges Hauptwerk »Also sprach Zarathustra« (1883-1885). Weitere bedeutende Veröffentlichungen des Philosophen sind »Unzeitgemäße Betrachtungen« (1873-1876) und der nach seinem Tod erschienene Band »Der Wille zur Macht« (1901).



Nietzsche begann seine Laufbahn als Philologe, begriff sich selbst aber zunehmend als Philosoph oder als „freier Denker“. Er durchlief in seinen Werken auf dem Weg zum eigenständigen Denker einen Reifungs- und Emanzipationsprozeß: an dem er an die Stelle der Kunst die Philosophie als den Gipfelpunkt der Kultur setzte und seine allmähliche Loslösung von seinen Vorbildern Arthur Schopenhauer und Richard Wagner betrieb.

Nietzsche hat wie kaum ein Zweiter mit den Lehrsätzen der Philosophie und Theologie aufgeräumt und abgrechnet. Mit der Kritik der Moral hängt eine Kritik bisheriger Philosophien zusammen. Sein Werk enthält scharfe Kritiken an Moral, Religion, Philosophie, Wissenschaft und Formen der Kunst. Er kritisierte die überkommenen Werte der christlichen Moral und forderte eine Abkehr vom Christentum. In seinen Werken wandte sich der Moralphilosoph gegen die überkommenen christlichen Werte. Das Christentum lehnte er als eine Religion für die Schwachen ab.

Seine Philosophie betonte den Wert des Lebens für die Moral. Die Frage nach dem Wert der Moral für das Leben bildete eine Grundfrage seiner Moralkritik. Nach Nietzsche haben Menschen des »Ressentiment«, deren Wille sich gegen das Leben richtet, eine Moral, ein System von Werten erfunden, das ihnen über ihre Schwäche hinweghilft.

Der radikale Denker erhob den Menschen selbst zum Schöpfer und forderte einen neuen, vollkommenen höchsten Menschen - den »Übermenschen« als Verkünder einer neuen, höherwertigen Moral.

Nietzsche philosophierte mit dem Hammer und zertrümmerte bestehende Moralvorstellungen und entwickelte eine höhere Moral »Jenseits von Gut und Böse«. Der Philosoph sah im »Willen zur Macht« die Triebfeder allen Lebens. Ziel und Sinn aller Entwicklung war für Nietzsche der »Übermensch«.

Jenseits von Gut und Böse

Bekannt wurde Nietzsche auch für seine versierte Sprachschöpfung und die sprachlich anspruchsvolle Dichtkunst. Zu seinen bekanntesten - zumeist aphoristischen Werken - gehören »Also sprach Zarathustra«, »Genealogie der Moral«, »Jenseits von Gut und Böse«, »Menschliches, Allzumenschliches«.

Nietzsche beeinflusste durch sein vielseitiges Werk nachhaltig die Philosophie der Neuzeit. Er gilt als der einflussreichste Philosoph der Neuzeit. Grossen Einfluss übte er durch seinen Ansatzpunkt, den Menschen in den Mittelpunkt seiner Philosophie zu stellen, auf die spätere Existenzphilosopie aus.

Friedrich Nietzsche bot mit seiner Philosophie Perspektiven in zweifacher Hinsicht an. Zum einen bot er einen Gegenentwurf zu den Erlösungs- und Heilsvorstellungen der Religion an. Zum anderen entwickelte er eine Utopie der Selbstverantwortung des Menschen - repräsentiert durch den Übermenschen.

Selten hat jemand einen so hohen Preis für sein Genie bezahlt. Bereits im Alter von 45 Jahren kam es endgltigen Zusammenbruch, dem sich ein letztes Lebensjahrzehnt in geistiger Umnachtung anschloss.

Weblinks:

Friedrich Nietzsche-Biografie

-

Biografien-Portal

- www.die-biografien.de

Friedrich Nietzsche-Zitate

-

Zitate-Portal

- www.die-zitate.de

Friedrich Nietzsche - philosophiestudium.blogspot.com


Friedrich Nietzsche-Werke:

Also sprach Zarathustra
Also sprach Zarathustra
von Friedrich Nietzsche

Ecce Homo, Sonderausgabe
Ecce Homo - Sonderausgabe


Genealogie der Moral
Genealogie der Moral


Zarathustra
Zarathustra



Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik

Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik

Samstag, 10. August 2024

Friedrich Nietzsche - ein Philosoph auf Wanderschaft


Friedrich Nietzsche

Friedrich Nietzsche war ab Mitte der 1870 Jahre ein Philosoph auf Wanderschaft, ein vagabundierender Denker. 1876 begannen mit Nietzsches Beurlaubung die Jahre seiner unablässigen Wanderschaft. 1878 gab Nietzsche wegen unerträglicher Kopf- und Augenschmerzen sein Lehramt in Basel auf. Er wurde danach zum »freien Denker« und zum umherziehenden philosophierenden Nomaden. Getrieben von seinen Krankheiten auf der ständigen Suche nach für ihn optimalen Klimabedingungen, reiste er nun viel und lebte von 1879 bis 1889 als freier Autor an verschiedenen Orten.


Friedrich Nietzsche


Immer wieder ist der Nomade Nietzsche auf seiner Odyssee durch Mittel- und Südeuropa auf der Suche nach einem Ort, an dem es sich für ihn, den Augen-, den Magen-, den Migränekranken, den an Herz und Kopf Leidenden, endlich, endlich leben ließe. Jeder neue Ort soll der einzig wahre, der heilende, der erlösende Ort sein mit dem reinen, wolken- und gottlosen Himmel, den Nietzsche braucht. Und jeder Ort entpuppt sich als der falsche - nur der unablässige Wechsel von jäh aufkeimender Hoffnung und jäher Enttäuschung ist beständig.



Nietzsches Nomadenleben ist im Gegensatz zu den magischen Beschwörungen seiner Philosophie der "Ewigen Wiederkunft des Gleichen" eine einzige Nichtwiederkehr. Auch wenn die Zyklik der Bewegung zwischen Alpen und Mittelmeer sich jahreszeitlich bedingt erneuert - zu Hause ist Nietzsche nirgendwo und nie. Nur in Sils-Maria, daneben in Genua, Venedig und Nizza, findet er eine dauerhaftere Bleibe.

Erst der Wahn wird ihn buchstäblich stationär machen. Sein Leben ist ein andauerndes Leidensleben, der dunkle Basso continuo eine unablässige Klage.

Weblink:

Ich leide an zerrissenen Stiefeln - www.zeit.de

Friedrich Nietzsche - www.die-biografien.de

Samstag, 13. Juli 2024

Aristoteles lehrte die Segel richtig setzen



"Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen!"


Dieses Zitat wird Aristoteles zugeschrieben, wo der Wind für den äußeren Einfluss steht, das Segel als Instrument für die Veränderung dient und wir selbst der Kapitän sind, der über die notwendige Aktivität entscheidet.

Denn oft machen wir den Wind dafür verantwortlich, dass wir unsere Ziele nicht erreichen. Das ist leider sehr einfach gedacht, denn wenn der Wind die Verantwortung trägt, brauchen wir ja nichts verändern und schauen zu, wie das Leben an uns vorbeizieht.

Was man tun kann, ist das eigene Denken und das persönliche Handeln so zu verändern, dass man mit dem Wind an sein Ziel kommt. Manchmal ist es der direkte Weg, manchmal sind dafür Umwege notwendig.

Das Ruder in die Hand zu nehmen, die Segel so zu setzen, dass man trotz, wegen oder mit dem Wind das Ziel erreicht, bedeutet, die Initiative zu ergreifen, Veränderungen zu initiieren und sich nicht dem Schicksal zu ergeben, sondern sein Schicksal selbst zu gestalten.

Donnerstag, 23. Februar 2023

Karl Jaspers 140. Geburtstag

Karl Jaspers


Karl Jaspers wurde vor 140 Jahren am 23. Februar 1883 in Oldenburg geboren.

Karl Jaspers war ein berühmter deutscher Philosoph des 20. Jahrhunderts. Er gilt neben Martin Heidegger und Jean-Paul Sartre als bedeutendster Vertreter der Existenzphilosophie.

Karl Jaspers begründete die deutsche Existenzphilosophie. Die Existenzphilosophie kam nach dem Ersten Weltkrieg vor allem in Deutschland und Frankreich auf und stellte die menschliche Existenz in den Mittelpunkt des Fragens.


Jean-Paul Sartre


Jaspers gilt als herausragender Vertreter der Existenzphilosophie, die er jedoch vom Existentialismus Jean Paul Sartres strikt unterschied.

Jaspers arbeitete zunächst zu theoretischen Fragen der Psychopathologie und habilitierte sich 1913 bei Professor Windelband im Fach Psychologie.

Zu seinen bevorzugtsten Autoren zählte - neben Spinoza, Kant, Schelling, Hegel und Nietzsche - der dänische Denker Sören Kirekegaard, der als Begründer der Existenzphilösoophie gilt.

Karl Jaspers wurde in seinem Denken von Max Weber beeinflußt. Max Weber war für Karl Jaspers der Prototyp eines großen Gelehrten. Weber trat für die eine wertungsfreie Forschung in der Wissenschaft ein.

Philosophie ist per se keine Lebenshilfe, sondern zeigt uns Wahrnehmungen und Wege Leben anzuschauen und zu deuten. Platon weigerte sich Philosophie in Buchform zu fassen und als Verkünden von Weisheiten zu betreiben. So steht Karl Jaspers mit seiner Philosophie - Betrachtung in der Reihe derer, die hinterfragen, was hinter dem Offensichtlichen liegt.

Weblinks:

Karl Jaspers-Biografie

Samstag, 14. Januar 2023

Das Sinnproblem in der heutigen Zeit


Häufig wird in der heutigen Zeit die Frage nach dem Sinnproblem gestellt. Die moderne Gesellschaft ist dabei auf seltsame Weise gespalten: Den Menschen scheint der Sinn für ihr Sein auszugehen, vielen erscheint die Welt immer mehr sinnentleert. Nichts ist schlimmer als eine Gesellschaft, welcher der Sinn ausgeht. Technisch gesehen erscheint sie dagegen immer fortschrittlicher. Der Fortschritt ist der Fetisch der modernen Industriegesellschaft. Auf die Frage kann man sicher die verschiedensten Antworten geben.

Das Sinnproblem liegt sicher nicht zuletzt an der Technisierung unserer Welt, denn die Technisierung der Welt bringt mit sich einen gewissen Fortschrittsglauben, mit dem unsere Väter etwa in den Ersten Weltkrieg hineingeschritten sind. Dass dieser Fortschrittsglaube von der Technik zum mindesten nahegelegt wird, ist ja ohne weiteres verständlich. Wenn man sich einmal an die Geistesgeschichte erinnert − sei es an die Geschichte der Dichtung, der Kunst oder der Philosophie −, beobachtet man ja, dass jede Generation von vorne anfangen muss.

Philosophisch gibt es heute im Prinzip keine anderen Problemsätze als bei den Vorsokratikern, und darum sind die führenden Philosophen ja im Wesentlichen auch Interpreten dessen, was etwa frühere Philosophen gesagt haben.

Jede Generation fängt von neuem an. Keiner kann von seinem Vater eine Weltanschauung erben, und selbst wenn er, sagen wir einmal, ebenfalls Christ ist wie seine Eltern, dann ist er es in einem echten Sinne doch nur, wenn er durch eigene Anfechtungen hindurchgegangen ist und jenes Richtunggebende auf seinem Weg erlitten und erfahren hat.

Jede Generation fängt − geistesgeschichtlich − von neuem an, aber technisch ist das anders: Wenn man ein Kriegsschiff sieht oder einen Düsenjäger oder ein Elektronengehirn, dann weiß man: hier sind ganze Generationen von Technikern miteinander am Werk; hier steht einer auf den Schultern des anderen. Keiner fängt neu an.

Während es in der Geistesgeschichte Rückschläge gibt und auch Epigonen und Dekadenz-Erscheinungen eintreten nach Höhepunkten, ist das in der Technik anders. Die Technik kennt keine Rückschläge in diesem Sinne. Sie schreitet voran, und es ist schlechterdings undenkbar, dass nach unseren prachtvollen Autos mit ihrer hohen PS-Zahl und ihrer guten Straßenlage noch einmal plötzlich hochrädrige, stinkende, pannenreiche Benzinkutschen die Straßen erfüllen würden.

Weblink:

Die Frage nach dem Sinn unseres Lebens - www.der-uebersee-club.de

Samstag, 5. November 2022

Musk Absolutist der freien Rede

Elon Musk Twitter

Kürzlich bezeichnete sich Musk als »Absolutist der freien Rede« - also ein Monarch auf dem Meinungsthron. Ist das Selfmade-Ich Elon Musk gar ein »Fichtianer«, wenn er die freie Rede verabsolutieren muss? - Freie Rede bedeute, dass »jemand, den man nicht mag, etwas sagen kann, das man nicht mag«. Und dies sollte auch im Leitmedium des digitalen Zeitalters möglich sein, also auf Twitter.

Elon Musk will also den politischen Dialog ausgerechent durch Twitter wieder auf gesundere Beine stellen. Das wäre mindestens so verdienstvoll wie die Neuerfindung des Elektroautos oder seine unternehmerischen Pioniertaten im Weltraum.

Musk betont, daß er mit dem Kauf von Twitter politische Ziele verfolge. Er will sich zum ersten Kaiser des neuen Amerikanischen Imperiums ausrufen lassen.Man kann sich nicht vorstellen, daß Elon Musk anders sein soll als alle anderen Globalisten auch. Was zählt ist Geld und Macht und nichts anderes.

Johann Gottlieb Fichte (1762 - 1814) wusste über das Recht der freien Rede in seiner »Rede« kundig vorzutragen:


»Da jedoch dieses Recht des freien Mittheilens sich auf kein Gebot, sondern bloss auf eine Erlaubniss des Sittengesetzes gründet, und demnach, an sich betrachtet, nicht unveräusserlich ist; da ferner zur Möglichkeit der Ausübung desselben die Einwilligung des Anderen, sein Annehmen meiner Gaben, erfordert wird: so ist es an sich wohl denkbar, dass die Gesellschaft einmal für alle diese Einwilligung aufgehoben, dass sie sich von jedem Mitgliede beim Eintritt in dieselbe hätte versprechen lassen, seine Ueberzeugungen überhaupt niemandem bedankt zu machen.«


Die freie Rede im Internet kann auch eine Illusion sein, die viel Geld kostet und nichts einbringt.
Ob die Rechnung von Musk aufgeht, wird sich in der Zukunft zeigen.

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Mittwoch, 12. Oktober 2022

Platons Höhlengleichnis

Das Höhlengleichnis ist eines der bekanntesten Gleichnisse der antiken Philosophie. Es stammt von dem griechischen Philosophen Platon.

Platons Höhlengleichnis erzählt von der Trägheit der Menschen, sich dem Licht der Erkenntnis zu stellen.

Die Menschen in der Höhle scheuen das Licht der Erkenntnis und betrachten lieber die Schatten an der Wand, die sie als natürliche Abbilder halten. Die Höhle wirft je nach subjektiver Positionierung subjektive Schatten der Handlungsbasis.


Platon beschreibt die massive Beschränkung bzw. Manipulation sehr anschaulich in seinem Höhlengleichnis und Kant weisst den Weg aus diesem Dilemma durch die Erziehung des Menschen zur Mündigkeit.


Wenn sich sog. gebildete Menschen dem Draufblick anderen Realitäten, geformt in Sozialstrukturen, die dann wohl einfältig ungebildet verdingt werden, verweigern, kommt der irrige Gedanke auf, dass es ohne Relation identische Moralnormen geben muss bzw. kann. Die Höhle wirft je nach subjektiver Positionierung eben subjektive Schatten der Handlungsbasis.

Weblinks:

Platons Höhlengleichnis

Stufen der Erziehung zur Mündigkeit

Freitag, 7. Oktober 2022

Macht Denken unglücklich?

Der Denker Skulptur

Denken ist keine beliebte oder anerkannte Kategorie. Denken macht oft unglücklich. Das klingt zwar absurd, ist aber in den Neurowissenschaften erwiesen. Das Gehirn hört niemals auf zu arbeiten, es rattert und rattert und findet keine Ruhe. Dieses Grübeln ist eng verbunden mit dem Gefühl des Unglücklichseins.

Was können wir dagegen tun? Wir können unser Gehirn durch Unterbrechung dieses Teufelskreises zur Ruhe bringen. Wir schauen uns einen Baum, eine Blume, eine Landschaft oder einen Gegenstand genau an. Diese Technik der Achtsamkeit beginnt auch dort, wo wir bewusst Musik hören oder ein Buch lesen. Viel Medienkonsum und die Präsenz von Internet und Bildern aus dem Fernsehen überfordern unser Gehirn und machen uns unglücklich.

Man ist meistens nur durch Nachdenken unglücklich.

Joseph Joubert, französischer Moralist


Aus Sicht der Hirnforschung hängt das Erleben von Glücksgefühlen sehr eng mit Motivation und Belohnung zusammen. Es gibt im Gehirn ein spezielles Zentrum, das "Belohnungs- und Motivationssystem", welches dafür sorgt, dass wir in bestimmten Situationen Glück empfinden. Wenn wir etwas Schönes erleben oder eine Aufgabe bewältigt haben, signalisiert uns dieses Zentrum: "Gut gemacht!" und es wird das Glückshormon Dopamin ausgeschüttet. Im Ergebnis fühlen wir uns stolz und glücklich und, besonders wichtig: Wir sind motiviert zu neuen Anstrengungen, um diesen Moment des Glücks wiederholen zu können.

Denn ohne viel Anstrengungen lässt sich das Glückssystem auch durch Alkohol oder Drogen stimulieren. Das heißt eine Sucht gaukelt uns Glück vor, sie bedient sich der gleichen Mechanismen wie das Glückssystem in unserem Gehirn. Um das Glückssystem anzukurbeln, müssen wir uns nicht mehr anstrengen, es reicht eine Flasche Wein, eine Zigarette oder ein Joint. Das ist das Gefährliche an der Sucht.

Manche Menschen fallen nach einem Hochgefühl des Glücks in ein Loch, was sich jedoch vermeiden lässt. Das Glückssystem ist auch dazu da, um uns zu motivieren. Wenn wir zufrieden mit einem Erlebnis sind, und das Gefühl des Glücks durchströmt uns, dann wollen wir das wiederhaben. Das spornt uns an zu neuen Leistungen oder neuer Kreativität. Die Entwicklung der Zivilisation ist nur durch dieses biologisch wichtige System vorangetrieben worden. Das Loch nach einem Hochgefühl des Glücks gibt es eigentlich nicht, weil das Gehirn diesen Glückszustand wiederholen möchte.

Mittwoch, 18. Mai 2022

Bertrand Russell 150. Geburtstag

Bertrand Russell



Bertrand Russell wurde vor 150 Jahren am 18. Mai 1872 in Trellech (Monmouthshire) in Südwales in eine adlige Familie geboren.

Bertrand Russell war Philosoph, Logiker, Mathematiker und Sozialkritiker. Er wurde in Südwales geboren, studierte Mathematik und Philosophie in Cambridge und wurde später dort Dozent für Mathematik.

Bertrand Russell

Russellr war einer der bedeutendsten britischen Mathematiker und Philosophen des 20. Jahrhunderts. Er war einer der elegantesten und radikalsten Verteidiger der Aufklärung mit einer anarchistisch-pazifistischen Grundhaltung.

Die philosophische Strömung der analytischen Philosophie, entwickelte sich in England Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Bertrand Russell war einer der Initiatoren der philosophischen Strömung der analytischen Philosophie, die sich in England Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte.

Bertrand Russell war der Lehrer Ludwig Wittgensteins und großer Erneuerer im Bereich Sprache und Denken. Ludwig Wittgenstein, ein Schüler und Freund von Bertrand Russell, übte großen Einfluss auf ihn aus.

1917 musste Russell aufgrund seines aktiven Pazifismus für drei Monate ins Gefängnis. 1938 erhielt er eine Gastprofessur an der Uni von Chicago und New York. 1944 lehrte er wieder in England.

Für sein Buch »Ehe und Moral«, worin er den Standpunkt der freien Liebe und unkonventioneller Partnerschaften vertritt, erhielt er 1950 den Nobelpreis für Literatur verliehen.

In seiner Arbeit stützte er sich unter anderem auf Leibniz, Peano und Frege. Ludwig Wittgenstein war teils sein Schüler, teils sein Gesprächspartner. Er wurde von ihm angeregt, seine Arbeit weiter zu treiben.

Bertrand Russell

Bertrand Russell gilt als einer der Väter der Analytischen Philosophie und entwickelte eine skeptische Erkenntnistheorie. Russell wird zusammen mit George Edward Moore als Begründer der Analytischen Philosophie und einiger deren Teildisziplinen betrachtet.

Auf Russell berufen sich die Sprachphilosophie (in der Ausrichtung der Philosophie der idealen Sprache) und auch der Logische Positivismus. Die einflussreichste Periode seiner philosophischen Arbeit mündete in seiner Version des Logischen Atomismus.

Bertrand Russell Zitat

Er gilt als Vertreter des Sensualismus, einer Theorie, die alles erkennen aus Sinneseindrücken und Empfindungen ableitet. Alle Dinge bestehen nur aus wahrgenommenen Sinnesdaten, sind also nur logische Konstruktionen.

Er unterrichtete zeitweise am Trinity College in Cambridge, in Oxford, London, an der Harvard University und in Peking und war bedeutendes Mitglied der »Cambridge Apostles«.

Sein erstes Buch schrieb Bertrand Russell über die deutsche Sozialdemokratie (1896). Neben seinen mathematischen Schriften veröffentlichte er noch viele weitere gesellschaftskritische und philosophische Studien.

Zusammen mit Alfred North Whitehead schrieb er die »Principia Mathematica«, eines der wichtigsten Werke mathematischer Grundlagenforschung, nach den Erschütterungen der Mathematik Anfang des 20. Jahrhunderts.

Der Verfechter des Positivismus war Lehrer des angehenden Philosophen Ludwig Wittgenstein und trug entscheidend zur Anerkennung des Empirismus als Erkenntnistheorie bei. Wissen wird nach Russell durch unmittelbare Erfahrung gewonnen.

Mit dem Ersten Weltkrieg verschob sich sein Interesse Richtung Politik. Seit dem Ersten Weltkrieg wurde er zunehmend politisch, kam sogar ins Gefängnis, weil er entgegen der allgemeinen Kriegseuphorie die Sinnhaftigkeit des Krieges anzweifelte.


Literatur:

Philosophie des Abendlandes
Philosophie des Abendlandes
von Bertrand Russell Der Philosoph war radikaler Pazifist und setzte sich als Vorkämpfer der Friedensbewegung gegen die Atomrüstung und das amerikanische Eingreifen in Vietnam ein. Russell war ein weltweit bekannter Aktivist für Frieden und Abrüstung und galt als eine Leitfigur des Pazifismus, auch wenn er selbst kein strikter Pazifist war.

Für seine Schriften, in denen er humanistische Ideale und die Gedankenfreiheit vertat, bekam er 1950 den Nobelpreis für Literatur verliehen.

Für Russell war würdevolles Leben einzig in einer aufgeklärten Gesellschaft vorstellbar. Die Welt braucht einen furchtlosen Ausblick in die Zukunft und eine freie Intelligenz.

Bertrand Russell starb am 2. Februar 1970 in Penrhyndeudraeth (Gwynedd), Wales.

Sonntag, 7. November 2021

Albert Camus 110. Geburtstag

Albert Camus

Vor 110 Jahren wurde Albert Camus am 7. November 1913 in der Stadt Mondovi in Nordalgerien geboren. Camus war ein bedeutender französischer Schriftsteller und Philosoph des 20. Jahrhunderts. Albert Camus war ein unabhängiger, unbeirrbarer Geist, der weder Ideologien noch Intrigen oblag. Der Denker war einer der bekanntesten französischen Autoren und ein bedeutender Vertreter des Existentialismus.

Er sei kein Philosoph, betonte Albert Camus, er glaube nicht genug an die Vernunft, um an ein System zu glauben, »mich interessiert die Frage, wie man sich verhalten sollte«. - Der französische Schriftsteller und Philosoph beeinflusste nach 1945 als Schlüsselfigur des Existenzialismus maßgeblich die Entwicklung des geistigen Lebens in Europa. Camus gilt als unbestechlicher Intellektueller, der auch heute noch als einer der größten Denker des 20. Jahrhunderts gefeiert wird.


Nach dem Studium der Philosophie war Camus Schauspieler und Bühnenautor und gehörte während des Zweiten Weltkrieges der französischen Widerstandsbewegung an, der er 1942 beitrat. Im Zweiten Weltkrieg war Camus einer der Führer der französischen Résistance.

Der Fremde

Der Roman »Der Fremde« und der philosophische Essay »Der Mythos des Sisyphos« wurden 1942 veröffentlicht. Darin setzt sich Camus mit dem Sinnlosen und dem Absurden auseinander und erlangte erstmalig literarisches Ansehen. Camus wurde 1943 Mitbegründer der illegalen Zeitung "Combat". Ende 1943 arbeitete Camus als Lektor bei dem Verlag Gallimard und veröffentlichte den ersten "Brief an einen deutschen Freund".

Albert Camus-Werke

Der Fremde
Der Fremde
Die Pest
Die Pest
Der Fall
Der Fall
Der glückliche Tod
Der glück
liche Tod
Der erste Mensch
Der erste
Mensch
Der Mensch in der Revolte
Der Mensch in
der Revolte

Albert Camus

Er wurde früh sehr stark vom französischen Existenzialismus und von dem Philosophen Jean-Paul Satre geprägt, Bekanntschaft er 1944 machte. Der Existenzialismus entsprach einem Lebensgefühl, das von der Erfahrung des Zweiten Weltkriegs, des politischen Widerstands in der Résistance und des Zerfalls traditioneller Wertordnungen und Orientierungen geprägt ist. Es findet seinen Ausdruck in einer besonderen Sensibilität für die Absurdität der menschlichen Existenz, die für diese Generation von Philosophen charakteristisch ist.

Der Mensch in der Revolte


In den Nachkriegsjahren war er zusammen mit Jean-Paul Sartre - mit dem ihn kurze Zeit auch ein freundschaftliches Verhältnis verband - einer der Vordenker des Existentialismus. Sein bekanntestes philosophisches Werk aus dieser Zeit ist die Essay-Sammlung »Der Mensch in der Revolte« (1947-1951), die ihm neben viel Beifall auch vielerlei Polemik eintrug, nicht zuletzt die von Sartre, der ihm den Verrat linker Ideale vorwarf.



Die Ausgangsposition von Camus atheistischer Weltanschauung lautet: Es gibt keinen Gott. Die Existenz des Menschen ist sinnlos. Was dem Einzelnen in dieser Situation bleibt, ist die Revolte. Die "permanente Revolte" sah er als Weg zur Überwindung des Absurden an. Der Mensch muss in der Lage sein, die Last der Sinnlosigkeit zu ertragen, Selbstverantwortung übernehmen und nach Glück streben. Nur so wird er Herr seines Schicksals und kann der die Absurdität des Lebens überwinden.

Camus prägende Erfahrung war der Zweite Weltkrieg und die Besetzung Frankreichs. Wer erkannt hat, was absurd ist, muss danach handeln und leben. Er entwickelte sein Denken aus den Erfahrungen des Krieges. Camus Philosophie ohne Gott ist der Versuch, dem Leben durch bewußte Anerkennung des Absurden einen Sinn zu geben. In seinen Werken schildert die Verantwortung des Menschen in einer absurden Welt, d.h. in einer Welt, in der der Mensch ohne Gott, sich selbst überlassen ist.

Nach Ansicht von Albert Camus lebt der Mensch - wie zur Zeit des Zweiten Weltkrieges - in einer absurden Welt, welche ihm kein lebenswertes Dasein ermöglicht. Da diese Welt immer stärker als das Individuum ist, hat der Mensch auch keine Chance sich gegen dieses Schicksal aufzulehnen. Das Absurde hat nur insofern einen Sinn, als man sich nicht mit ihm abfindet. Gegen die Absurdität des Lebens hilft nur die menschliche Solidarität.



An seinem 100. Geburtstag ist Albert Camus' Denken im Namen der Freiheit und in Zeiten der Krise aktueller denn je: Mut, Mäßigung, Ehrlichkeit, Menschlichkeit, Gerechtigkeit. Camus handelte als Philosoph und philosophierte als handelnder Mensch. Er ist ein Vorbild gerade auch in schwierigen Zeiten, ein Maßstab, mit dem Leben, das ganz einfache Leben gelingen kann.

Alber Camus zum 100. Geburtstag:

Literarischer Lebensbegleiter: Albert Camus zum 100. Geburtstag - Literaturcafe - www.literaturcafe.de

Nackt in der Welt - 100. Geburtstag von Albert Camus - www.taz.de


Weblinks:

Albert Camus-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de


Albert Camus-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de


Jean-Paul Satre-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de

Camus lebt - www.camus-lebt.de

Philosophisches Kopfkino - Was ist Existentialismus? - 3Sat - www.3sat.de/specials

Samstag, 16. Oktober 2021

Nietzsches Vermächtnis


Friedrich Nietzsche


Der Anti-Metaphysiker und Religionskritiker Friedrich Nietzsche gilt als einer der dunklen, aber neuzeitlich-fortschrittlichen Philosophen. Er stich durch seine poetische Sprachkraft hervor und beeindruckt durch die Macht seiner Paradoxien. Seine Arbeit ist aufklärerisch, positivistisch und vor allem psychologisch.

Als Verkünder der ästhetischen Daseinsform übte Nietzsche von Anfang an großen kulturellen Einfluss aus. Inzwischen hat er sich nicht nur in der Wissenschaftstheorie etabliert, sondern ist aus der globalen Popkultur ebenso wenig wegzudenken wie aus der Rhetorik.

"Wehe! Es kommt die Zeit, wo der dem Mensch nicht mehr den Pfeil seiner Sehnsucht über den Menschen hinauswirft, und die Sehne seines Bogens verlernt hat zu schwirren! Ich sage euch: man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Ich sage euch: ihr habt noch Chaos in euch.
Wehe! Es kommt die Zeit, wo der Mensch keinen Stern mehr gebären wird. Wehe! Es kommt die Zeit des verächtlichsten Menschen, der sich selber nicht mehr verachten kann. Seht! Ich zeige euch den letzten Menschen."


Mit diesen großen Worten leitet Zarathustra seine Rede vom letzten Menschen ein. Der letzte Mensch ist für Nietzsche das verachtenswerteste Geschöpf der Erde. Der letzte Mensch hat es fertig gebracht, alle Sehnsucht, allen Willen zu Größerem zu verlieren.

Er ist Endpunkt der tragischen Entwicklung, die unsere Gesellschaft, laut Nietzsche, durch macht. Scheinbar völlig mit sich selbst zufrieden lebt, oder besser vegetiert, der letzte Mensch vor sich hin. Er markiert den tragischen Endpunkt der Entwicklung der Menschheit. Nietzsches Vermächtnis Kritik der Kultur Infragestellen der Moral Umwertung aller Werte Produktive Skepsis.

Sollen wir das festgegründete Reich der Vernunft verlassen und aufs offene Meer des Unbekannten hinausfahren, hatte Kant gefragt und dafür plädiert, hier zu bleiben. Nietzsche aber war hinausgefahren, mit seinem Denken kommt man nirgendwo an, es gibt kein Ergebnis, kein Resultat.

Für Habermas stellt Nietzsche einen entscheidenden Wendepunkt der Philosophiegeschichte dar (die Drehscheibe zum Eintritt in die Postmoderne), und zwar, weil er nach Kant, Hegel und Marx die Erkenntnistheorie zu einer metakritischen Auflösung von Erkenntnis überhaupt weitergetrieben habe, was die "Selbstverleugnung der Reflexion" bedeute.

Samstag, 7. August 2021

Nietzsche und die ewige Wiederkehr des Gleichen

Nietzsche-Stein


1881 verbrachte Friedrich Nietzsche seinen ersten Sommer in Sils-Maria im Oberengadin. Hier im Hochgebirge, „6000 Fuß jenseits von Mensch und Zeit“, hat er an einem hellen Augustvormittag 1881 ein Offenbarungserlebnis, das er im Rückblick immer stärker mystifizieren wird: die Erkenntnis von der ewigen Wiederkehr.

Die Ewige Wiederkunft des Gleichen ist ein zentraler Gedanke in Friedrich Nietzsches Philosophie, dem zufolge sich alle Ereignisse unendlich oft wiederholen. Dieses zyklische Zeitverständnis ist für Nietzsche die Grundlage höchster Lebensbejahung. Nietzsches Gleichnis von der ewigen Wiederkehr besagt, daß das Leben der unendlichen Kreisbewegung von Entstehen und Vergehen im ewigen Spiel der Naturkräfte folgt.

Nach buddhistischer Vorstellung befinden sich alle Lebewesen in einem fortlaufenden Kreislauf aus Geburt, Werden und Tod. Das ist das Samsara. Die Ursache dafür ist das Karma. Die Befreiung vom ewigen Kreis der Die Ursache dafür ist das Karma. Die Befreiung vom ewigen Kreis der Wiedergeburt ist nur durch Erleuchtung möglich: Dann entsteht kein neues Karma mehr. Im Nirwana gibt es keine Wiedergeburt mehr, aber auch keinen Tod.

Samsara nennen Hindus und Buddhisten den ewigen Kreislauf des Lebens. Hindus und Buddhisten glauben, dass der Geist eines jedes Lebewesens nach seinem Tod immer wieder in einem neuen Körper geboren wird. Dabei entscheiden die Gedanken und Taten eines Menschen jeweils darüber, in welchem Körper, in welcher Umgebung und unter welchen Umständen er sein nächstes Leben verbringt.

Die Konstellation der äußeren Bedingungen, die (auch) unser Er-Leben ausmachen - in sehr, sehr weit entfernter Zukunft - kehrt wieder, die immerwährende Bewegung der Materie und die Abhängigkeit des Lebens-Bewusstseins von Materie und Quantenzuständen vorausgesetzt.

Nun können wir davon ausgehen, dass die Geschichte des Universums diese Wiederholung nicht mehr hergeben wird: Es berstet auseinander, bis es uns leer erscheinen müsste. Daher werden die selben Konstellationen hier wohl nicht mehr hergestellt.


Wenn wir aber annehmen, dass schon unendlich viele ähnliche Universen wie das unsere per Urknall entstanden sind und noch unendlich viele entstehen werden, dann wird Nietzsche recht gegeben werden müssen: Der Zeitraum der Ewigkeit gibt diese Möglichkeit zwingend her.

Das Heute ist ab morgen nicht für alle Ewigkeit Gestern ist, es kommt - wie die Wellen des Meeres, allerdings in unvorstellbar langen Intervallen, immer wieder. Dieses Heute in ferner Zukunft baut sich nicht auf das Heute jetzt auf. Es gibt keine Fortsetzung des Lebens jetzt.


Diese Theorie sagt lediglich aus, dass alles was ist, schon früher so war und später wieder so sein wird. Ohne Option auf Erinnerung. Erinnerung höbe ja die Gleichheit auf.

Für das Leben bedeutet Nietzsches Lehre von der ewigen Wiederkehr: Der Tod ist zwar das Ende des Lebens. Aber dieses Leben käme wieder, so wie es war. Wenn man Nietzsche glauben darf, dann wiederholt sich das Leben in einem ewigen weltlichen Kreislauf.




Nietzsche leitet aus seiner Lehre von der ewigen Wiederkehr des Gleichen das Recht ab, sich als ersten tragischen Philosophen zu sehen, der das Gegenteil des pessimsistischen Philsosophen (also Schopenhauer) ist und damit auch die Griechen in ihrer tragischen Weisheit noch übersteigt.

Literatur:


Friedrich Nietzsche: Wanderer und freier Geist
von Sabine Appel


Videos:

Die Wiederkehr des ewig Gleichen - Nihilismus - YouTube

Die ewige Wiederkehr des immer Gleichen - YouTube

Samstag, 31. Juli 2021

Jean-Jacques Rousseau und die Freiheit in der Krise



In Corona-Zeiten wird die Freiheit im Hinblick auf die Gewährung von Rechten neu verhandelt. In der Krise sind ganz neuze Formen der Freiheit entstanden. Die Freiheit der bereits Geimpften, die Freiheit der Nichtgeimpften und der Impfunwilligen, sich nicht Impfen zu lassen.

In Debatten über das Corona-Virus werden der Erhalt der Gesundheit von möglichst vielen Menschen und die Freiheit des Einzelnen häufig als diametrale Gegensätze dargestellt. Nur Einschränkungen und Verbote könnten die Verbreitung der Krankheit aufhalten. Vor diesem Hintergrund wird nun selbst die Pflicht zum Tragen eines Mundschutzes im öffentlichen Raum, die in Deutschland ab diesem Montag gilt, von vielen als weiterer Eingriff in ihre Rechte verstanden - die nächste Stufe der staatlich verordneten Restriktionen.

Wie kann ich diese am besten schützen? Da die Pandemie noch lange nicht vorbei ist, muss der Schutz der Mitmenschen auf absehbare Zeit all unser Handeln prägen, wenn wir wieder miteinander in Kontakt treten.

Das eine ist der zwingende Abstand von zwei Metern zu allen anderen. Das andere ist das unbedingte Tragen einer Maske. Untersuchungen haben gezeigt, dass eine einfache Maske nicht viel dazu beiträgt, eine Person vor einer Ansteckung zu schützen, aber sie kann wirksam verhindern, dass jemand andere ansteckt. Effektiver Schtuz funktioniert nur wechselseitig: Eine Person schützt andere im täglichen Leben und andere wiederum schützen diese vor ihnen.

Damit der Herden-Schutz jedoch funktioniert, müssen alle mitmachen und genau hier kommt Rousseau ins Spiel. Im »Gesellschaftsvertrag«, dem »Contrat social«, seiner monumentalen Abhandlung aus dem Jahr 1762, legte der Philosoph dar, wie der einzelne einen "Souverän" legitimiert, der dann den allgemeinen Willen als Gemeinwohl durchsetzt. Aber, wie Rousseau einräumt, kann das individuelle Eigeninteresse ein ganz anders sein, als das Interesse der Gemeinschaft.

Diese individuellen Eigeninteressen sind wohl besonders hoch in Deutschland, das bisher von den hohen Opferzahlen anderer Nationen verschont geblieben ist. Viele glauben daher, das Schlimmste sei vorbei, und wollen wieder ihr altes Leben zurück. Oder sie glauben, alles sei unter Kontrolle und lassen deshalb alle Vorsicht fahren. Dort, wo ich lebe, legen die Massen von Menschen unterwegs mit unbedeckten Gesichtern, diesen Schluss jedenfalls nahe.

Regeln müssen durchgesetzt werden. Oder, um es mit Rousseaus Worten zu sagen: Wir müssen zum Gehorsam gezwungen werden, denn dies "bedeutet nichts weniger, als dass jeder Einzelne gezwungen wird, frei zu sein". Seiner Meinung nach erhöhen die von allen eingehaltenen Regeln unsere Freiheit, da sie uns vor "persönlicher Abhängigkeit" schützen. Ob nun mit mündlichen Ermahnungen, Platzverweisen oder sogar Geldstrafen - die Einschränkungen dieser nächsten Phase im Kampf gegen das Coronavirus müssen von allen eingehalten werden. Nur dann können sie jeden Menschen davor schützen, dass sein individuelles Recht - einschließlich des Rechts, von einem anderen nicht verletzt zu werden - durch die Launen eines anderen verletzt wird. Die erzwungenen Einschränkungen für alle maximieren die Rechte jedes Einzelnen in der Gesellschaft.

Samstag, 27. Februar 2021

»Eine Theorie der Gerechtigkeit« von John Rawls

Eine Theorie der Gerechtigkeit


Eine Theorie der Gerechtigkeit


John Rawls Hauptwerk "Eine Theorie der Gerechtigkeit" ist zweifellos ein Klassiker der praktischen Philosophie. Auf der Grundlage der klassischen Vertragstheorie - mit allerlei Rückgriffen auf Kant, Locke und Rousseau - entwickelt Rawls entlang der Grundgedanken der Entscheidungs- und Spieltheorie eine moderne Konzeption der Gerechtigkeit und damit der gesellschaftlichen Institutionen insgesamt. Das Werk gilt als das Standardwerk der Gerechtigkeitsforschung des 20. Jahrhunderts, auf das sich alle weiteren Entwicklungen zum Thema Gerechtigkeit im 20. Und 21. Jahrhundert beziehen.

Es gilt als Verdienst von John Rawls, dass er der klassischen politischen Theorie, in denen die Klassiker von Platon und Aristoteles nach wie vor eine dominante Rolle einnehmen, eine Wiederbelebung in der Moderne verpasst hat. Mit seiner Theorie der Gerechtigkeit gelang ihm eine Symbiose von liberalem und sozialem Denken – oder einfacher ausgedrückt von „linkem“ und „rechtem“ Gedankengut.

Denn seine Argumentation, die er in seinen bekannten zwei Gerechtigkeitsgrundsätzen zusammenfasst, zielt sowohl auf eine möglichst große Zahl von Grundrechten und trägt somit dem liberalen Denken Rechnung als auch auf die soziale Gerechtigkeit, insofern er soziale Ungleichheiten im Staat nur dann für gerechtfertigt hält, wenn sie den sozial Schwachen zugutekommen. Zur Begründung seiner Grundsätze benutzt er ein fiktives Szenario, das er Urzustand nennt. In diesem beraten Protagonisten über das Modell eines künftiges Staates, ohne ihre soziale Rolle und ihre Fähigkeiten in diesem zu kennen. Sie beraten unter dem sog. „Schleier des Nichtwissens“.

Seine politischen Vorstellungen kommen im Ganzen sehr idealistisch daher, denn es scheint klar zu sein, dass eine größtmögliche Anzahl von Freiheits- und Grundrechten leider nur dann möglich ist, wenn bestimmte andere Freiheiten eingeschränkt werden. Völlige Freiheit würde Anarchie bedeuten, das wäre dann aber überhaupt kein Staat mehr und wohl auch nicht mehr im Sinne von Rawls. Gerechtigkeit und liberales Denken stehen demnach in einem gewissen Spannungsverhältnis, da eine wirklich liberale Gesellschaft – gemäß ihrer Überzeugung – auch gewisse Abweichungen vom Recht bzw. der Gerechtigkeit in Kauf nehmen sollte.

Auch die Forderung nach Verteilungsgerechtigkeit aus dem zweiten Grundsatz scheint insofern schwierig zu sein, da es schwer zu bemessen ist, wann soziale Ungleichheiten den sozial Schwachen auch nützen und ob eine derartige Regel überhaupt mit den vorherrschenden gesellschaftlichen Kräften durchsetzbar wäre. Daneben schweift Rawls auch noch in den Bereich der Ethik ab. Der gute Mensch ist für ihn gemäß seiner politischen Philosophie der „gerechte“ Mensch, der sich um der Gerechtigkeit willen für die beiden Gerechtigkeitsgrundsätze von Rawls - hier betreibt Rawls Werbung in eigener Sache - entscheiden würde, um somit eine liberale und zugleich soziale Gesellschaft zu ermöglichen. Die Theorie der Gerechtigkeit ist ein eindrucksvolles Plädoyer für eine liberal-soziale Gesellschaft – obgleich von hohem Idealismus getragen.

Wer sich für die egalitäre Gesellschaftstheorie interessiert, kommt an diesem Werk nicht vorbei. Der detaillierte Aufbau seiner "Theorie der Gerechtigkeit" lässt Rawls zu Recht als einen hervoragenden Denker und Theoretiker verstehen. Die Kritik seitens der Libertärianer, insbesondere Nozicks mögen für Manchen von Relevanz sein, sprechen aber dieser Gesellschaftstheorie, im Sinne einer Vertragstheorie nicht die Bedeutung für eine gerechtere Gesellschaft ab.

Rawls "Theorie der Gerechtigkeit" besagt, daß in einem Urzustand der menschlichen Gesellschaft zwei Grundsätze aufgestellt würden: Die Gleichheit der Grundrechte und -pflichten und der Grundsatz, daß soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten nur dann gerecht sind, wenn sich aus ihnen Vorteile für jedermann ergeben. Bestehende Ungerechtigkeiten sind dann noch sinvoll, wenn die Verteilung immer noch besser ist, wenn auch noch der schwächste der Gesellschaft davon profitiert.

Arg verkürzt lässt sich dies auf die Formel herunterbrechen: "Eine Gesellschaft ist dann gerecht, wenn es dem am schlechtesten Gestellten am besten geht (im Vergleich zu allen anderen möglichen Welten)." Damit stellt sich Rawls der Auffassung des klassischen Utilitarismus entgegen, wonach der höchste Grad an Gerechtigkeit erreicht wäre, wenn die größte Anzahl von Individuen das größtmögliche Maß an Glück erzielte.

"Die Grundlagen der Gerechtigkeit werden hinter dem Schleier des Nichtwissens gewählt."



Literatur:

Eine Theorie der Gerechtigkeit
Eine Theorie der Gerechtigkeit
von John Rawls


Video:

John Rawls' geniale Theorie der Gerechtigkeit einfach erklärt - Youtube

Samstag, 13. Februar 2021

Corona und der kritische Geist


Das Corona-Virus scheint auch den kritischen Geist befallen zu haben, denn viele Entscheidungen scheinen erstaunlich unzureichend fundiert zu fallen. Kritisch heißt, sich seine eigenen Meinung zu bilden. Das Subjekt ist der Träger der Erkenntis.

Von Experten empfohlene Handlungen führen in der Politik meist zu Problemen mit der Legitimation. Dabei ist doch gerade kritischer Geist nötig, um die bestehenden Zustände zu hinterfragen und die in einer Krise nötigen pragmatischen Entscheidungen fundiert treffen zu können.

Zu einem kritischen Geist, der im Gegensatz zu einem platonischen Geist steht, gehören die Kantischen Forderungen »Wage es, weise zu sein.« sowie »Habe Mut, dich deines Verstandes zu bedienen.«

Ein kritischer Geist ist für einen tiefen Blick auf den tiefen Grund, den analytischen Zugang zu Problemen, das Erkennen von Zusammenhängen, das Abwägen der Alternativen und das Abschätzen der Folgen politischer Handlungen, zur Lösung von drängenden Problemen in der Krise notwendig. Der unreflektierte Geist als sein blasser Vertreter ist dagegen für einfache Lösungen schnell zur Hand .

Ein kritischer Geist wird die Alternativen von Handlungen sorgfältig abwägen und zu einer angemessenen, ausgewogenen und (sozial) gerechten Lösung finden. Für diesen sind dabei Lösungen von vornherein (a priori) alles andere als alternativlos.


Nur vom kritischen Geist getragen, ist eine Krise zu bewältigen. Dazu gehört die Sammlung und Überprüfung der Tatsachen, die abschließende Entscheidung auf Basis der erhobenen Daten.

»Also Wage es, kritisch zu sein und die Zustände zu hinterfragen!« möchte man den politischen Akteuren in der Krise zurufen. Dann würden sie die momentane Lage womöglich anders als alternativlos einschätzen. - Übrigens: Politische Ratschläge werden vom kritischen Geist rezeptfrei erteilt.

Kant-Kritiken in vier Bänden:

Die drei Kritiken, 4 Bde.
Die drei Kritiken
4 Bände
von Immanuel Kant