Sonntag, 26. Mai 2013

Kierkegaards Vorstellung vom Glauben

Kierkegaard entwickelt einen neuen Glaubensbegriff, der zentral für seine Philosophie ist. Für Kierkegaard ist Glaube nicht vernünftiges Denken, sondern irrationale Entscheidung, unbedingtes Wagnis, ein "Sprung" ins Ungewisse. Glauben bedeutet Wahl, die radikale Existenzentscheidung, der Sprung ins Offene.

Genau damit wird er Ahnherr des modernen Existenzialismus. Mit Kierkegaard beginnt "das Denken der radikalen, in Experimenten schwebenden Modernität". Wer wie Hegel zentrale Glaubensvorstellungen in allgemeingültige Vernunftwahrheiten zu überführen versuche, zerstöre nur das Eigentliche des Glaubens, die existenzielle Unmittelbarkeit zu Gott.

Jeder Mensch steht, wie Kierkegaard in einer Analyse der geplanten Opferung Isaaks durch Abraham deutlich macht, unter existenziellem Entscheidungszwang. Jeder muss sich entscheiden, wie er sein Leben führen will. Wer nur auf Konsum und Lebensgenuss setze, werde in dieser "ästhetischen Stufe" niemals Sinnleere und Existenzekel überwinden können.

Erst auf der "ethischen Stufe" werde das Ich zur Person, das sich seiner Wahlfreiheit zwischen zwei alternativen Lebensentwürfen bewusst werde: Man könne entweder sich selbst wählen, in sündhafter Selbstfixierung das eigene endliche Ich absolut setzen, oder aber den "Sprung" in den Glauben wagen.

Dieser Sprung in die höchste, die "religiöse Stufe" des Lebens ist ein Salto mortale des Glaubensernstes, verdeutlicht an Abraham, der zum gottgewollten Sohnesmord bereit war. Für Kierkegaard ist diese Mordbereitschaft der Inbegriff strengsten Glaubensgehorsams.

Abraham habe "sich als Einzelner in ein absolutes Verhältnis zum Absoluten" gesetzt. Wahrer Glaube lasse alles innerweltlich Allgemeine, etwa die Regeln unseres Zusammenlebens, zugunsten unbedingter Einzelheit hinter sich.

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Glauben, wie er ihn versteht, ist nicht das fromme Dösen mit der Gewissheit der Erlösung, nicht der "komfortable Nachahmungstrieb im ekklesialen Rahmen" (Sloterdijk) - den katholischen und evangelischen Happenings und Massen-Events der Stunde würde Kierkegaard erheblich misstrauen.

Glauben bedeutet Wahl, die radikale Existenzentscheidung, der Sprung ins Offene. In diesem Sinn, so Sloterdijk, beginne mit Kierkegaard "das Denken der radikalen, in Experimenten schwebenden Modernität". -->

Sonntag, 19. Mai 2013

Kierkegaards Religionskritik

Søren Kierkegaard

Die große Leidenschaft des dänischen Existenzialisten Sören Kierkegaard (1813–1855) war das Paradox – der logische Widerspruch, aus dem Erkenntnis hervorbrechen kann wie Lava aus gebrochenem Gestein.

Kierkegaard war ein Denker des Widerspruchs und wollte es mit dem gewaltigsten Paradox aufnehmen, das menschliches Denken herausfordert: mit Gott. Und so hat der religionskritsche Philosoph die Differenz zwischen Vernunft und Glaube nicht verwischt, nicht fortgefrömmelt, sondern auf die Spitze getrieben. Bis er an jenen Punkt geriet, da die Vernunft zu denken versucht, was sie nicht denken kann.

An dieser Stelle macht Kierkegaard nicht Halt, wie seine religionskritischen Zeitgenossen Feuerbach oder Marx. Kierkegaard wagt einen kühnen Sprung jenseits alle Vernünftigkeit und nennt die absolute Zumutung an die Vernunft: Gott – das "schlechthinnige Paradox".

So holt Kierkegaard Religiosität aus dem Reich des Mythischen, macht Glauben zu einer Frage der Entscheidung – springen oder nicht springen – und weiß, dass er sein Denkgebäude damit "über dem Abgrunde" erbaut.

Mit der Amtskirche hat er größte Probleme. Denn erst in der christlichen Praxis, der radikal gelebten Caritas, erweist sich für Kierkegaard, ob einer den Sprung zu Gott vollzieht. Diesem Anspruch konnte mancher Pastor nicht genügen.

Weblink:

Vor 200 Jahren geboren: der Philosoph Sören Kierkegaard - www.rp-online.de

Sonntag, 12. Mai 2013

Sören Kierkegaard war eine nordische Gestalt

Søren Kierkegaard
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Sören Kierkegaard wurde am 5. Mai 1813 als jüngstes von sieben Kindern in Kopenhagen geboren. Er war ein schwächlicher Junge, geprägt von der Schwermut des Vaters, eines wohlhabenden Wollhändlers und strenggläubigen Christen.

Als junger Student legte Sören Kierkegaard sich den Ruf eines Dandys zu. Er liebte die Oper, Kaffeehäuser und auffällige Kleidung und pflegte mit dem Geld seines Vaters einen aufwendigen Lebensstil. Die Trennung von seiner Verlobten nach nur einem Jahr verursachte einen Skandal im bürgerlichen Kopenhagen.

Er war ein Lebemann und zugleich ein tiefreligiöser Christ. Schon bald behrte der junge Mann gegen Obrigkeit und Religion auf. Kierkegaard experimentierte damit, ein erheblich mehr individualisiertes Lebenskonzept zu verwirklichen als es damals unter dem Horizont orthodoxer Frömmigkeit oder braver Staatsloyalität oder ehelicher Treue denkbar schien.



Sören Kierkegaard gilt außerdem als Wegbereiter des Existenzialismus. Er vertrat die Auffassung, dass Wahrheit nicht ohne subjektive Erfahrungen zu finden ist. Kierkegaard gilt damit als der Begründer des philosophischen Existenzialismus. Bis heute prägen seine Schriften die Theologie und Philosophie.

"Kierkegaard war […] eine echt nordische Gestalt von unheimlichen Klüften und unauslotbaren Abgründen […] Er war einer der geheimnisvollsten Menschen, die je gelebt haben", so der prominente Schweizer Kirchenhistoriker Walter Nigg über den dänischen Theologen und Philosophen Sören Kierkegaard.

Kierkegaard wurde berühmt für sein tiefes philosophisches und theologisches Denken. Die Religion stand im Mittelpunkt seines Denkens. "Ich bin ein religiöser Schriftsteller", sagte Kierkegaard über sich selbst. Der unbequeme Wahrheitssucher gilt als einer der größten Denker der Neuzeit.

Und er war ein streitbarer Christ. Gegen die Bequemlichkeit, die er der Christenheit seiner Zeit vorwarf, stellte er die Überzeugung: Der Glaube müsse sich konkret im Leben widerspiegeln. Kierkegaard sah sich als Werkzeug Gottes, das den Menschen das wahre Gesicht der Christenheit zeigte.

Sören Kierkegaard starb am 11. November 1855 in Kopenhagen.

Weblink:

Ein Mann voller Abgründe - www.deutschlandradiokultur.de

Sonntag, 5. Mai 2013

Søren Kierkegaard - 200. Geburtstag

Søren Kierkegaard

Der dänische Philosoph Søren Kierkegaard wurde am 5. Mai 1813 geboren. Kierkegaard gilt als der Begründer des philosophischen Existenzialismus. Søren Kierkegaard war ein berühmter dänischer Religionsphilosoph im 19. Jahrhundert, dessen Thesen den modernen (atheistischen) Existenzialismus vorbereiteten.

Der streitbare Kirchengegner gilt als Wegbereiter der modernen Philosophie. Der unbequeme Wahrheitssucher gilt als einer der größten Denker der Neuzeit. Der zentrale Begriff bei Kierkegaard, dem "Gründer" der Existenzphilosophie, ist die Angst.

Während die großen Geister - von Platon bis Hegel - über den Menschen und das Menschsein im allgmeinen nachdachten, stellte der protestantische Kaufmannssohn das Individuum mit seiner konkreten Existenz in das Zentrum seines Denkens.



Kierkegaards Philosophie ist in entscheidender Weise von der Auseinandersetzung mit Hegels idealistischem Denken bestimmt. Sie stellt einen Bruch mit der Philosphie des Idealismus dar. Im Mittelpunkt seiner philosophischen Denkrichtung steht die Existenz des Einzelnen, das Individuum, dem Kierkegaard den Weg in die Freiheit weist.

Der studierte Philosophie und Theologe ist besonders für seine Kritik der rationalen Philosophie und Hegels berühmt. Nach Kierkegaards Ansicht kann der Mensch nicht nur in einem abstrakten System leben, er braucht dazu vielmehr auch Religion und damit das Christentum.

Kierkegaard sah sich als Werkzeug Gottes, das den Menschen das wahre Gesicht der Christenheit zeigte. Um dieses Ziel zu erreichen, übte er starke Kritik an der dänischen Staatskirche, die ihm zufolge anstatt Diener Gottes zu sein, zu Dienern des Staates geworden waren. Die Bedeutung Kierkegaards wurde erst Jahrzehnte nach seinem Tod richtig eingeschätzt.

Kierkegaard experimentierte damit, ein erheblich mehr individualisiertes Lebenskonzept zu verwirklichen als es damals unter dem Horizont orthodoxer Frömmigkeit oder braver Staatsloyalität oder ehelicher Treue denkbar schien.

Theologen wie Karl Barth und Martin Buber und Philosophen wie Karl Jaspers und Martin Heidegger verhalfen seiner existentialistischen Philosophie zwischen den beiden Weltkriegen zu internationaler Verbreitung und Anerkennung.

Weblinks:

Søren Kierkegaard-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Søren Kierkegaard-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

Søren Kierkegaard

Literatur:

Sören Kierkegaard: Biographie
Sören Kierkegaard: Biographie
von Joakim Garff


Existenzphilosophie - Karl Jaspers - Karl Jaspers Stiftung - www.jaspers-stiftung.ch