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Samstag, 17. September 2022

Religionen als menschengemachte Fallen

Die philosophische Hintertreppe: 34 großen Philosophen in Alltag und Denken
Die philosophische Hintertreppe:
34 großen Philosophen in Alltag und Denken

Der ehemalige Professor für Philosophie Wilhelm Weischedel (1905 - 1975), der an der Universität Tübingen und später an der FU in Berlin unterrichtete, bietet mit seiner "Philosophischen Hintertreppe" einen ungewöhnlichen Zugang zu den Werken der bekanntesten Philosophen des Abendlandes.

Statt staubtrockene Einführungen, plagiatorische Zusammenfassungen oder anbiederisch kommentierende Interpretatiönchen zu den Schriften der großen Denker zu verfassen, erstellte er lieber eine leserfreundliche Sammelung anekdotischer Daten oder witziger Merkwürdigkeiten des Privatlebens neben den monumentalen Thesen der Seinsdeutung der Herren Kant und Co. zusammen. Das Ergebnis ist ein unterhaltsames, mitunter sogar launiges Buch, das zugleich als leichte und dennoch gute Einführung in das Werk jener systematisch das vernommene Sein Deutenden dienen kann.

Religionen sind menschengemachte Fallen. Ein wahrer, wacher Philosoph darf da nicht hineintappen aus einer zwar menschlich verständlichen, aber einem freien Geist nicht zuträglichen Bedürftigkeit nach fragwürdigem Halt. Wilhelm Weischedel ergänzt das noch:"Aufgabe der Philosophie ist es, dafür zu sorgen, daß das Denken der Falle entgeht, die ihm die Sprache stellt".


Literatur:

Die philosophische Hintertreppe: 34 großen Philosophen in Alltag und Denken
Die philosophische Hintertreppe: 34 großen Philosophen in Alltag und Denken
von Wilhelm Weischedel

Samstag, 21. November 2020

Der alte dogmatische Glaube ist tot


Der alte bekannte überlieferte und eingeprägte Gott der Christen, etwa die Trinität, Jesus als Lamm Gottes, das die Sünden der Welt hinweg nimmt, nicht mehr lebendig ist und nicht mehr innerlich verehrt und akzeptiert wird. Darüber gibt es eigentlich keine Diskussion, das ist auch empirisch erwiesen: Der alte dogmatische Glaube, der zum Dogma erstarrte Glaube, ist tot. Dogmen sind bei den Menschen nicht mehr gefragt. Jeder macht sich seine persönliche „Glaubensmelange“.

Man werfe heute nur ein Blick in die Kirchen am Sonntag: der Gottesdienst-Besuch lässt in ganz Europa ständig nach. In manchen Ländern geht er gegen Null. Die dort verbreiteten Gotteslehren und oft auch in eins mit Morallehren sind nicht mehr nachvollziehbar. Das Mönchleben und die Orden sterben aus. Große Begeisterung, Pfarrer zu werden, ist kaum zu spüren, viele theologische Fakultäten stehen etwa in Deutschland vor der Schließung.

In früheren christlichen Zeiten galt ein ohne Glaube geführtes Leben als sinnlos und ohne Gott als Sünde. Heute ist Gott in den Herzen der Menschen nicht mehr lebendig.

Alle Religionen, die es nicht mehr gibt, wurden von den guten Religionen , entweder missioniert oder massakriert. z.B. im Fall von den Maya wurden sie von den Christen massakriert oder missioniert , weil der christliche Gott natürlich besser ist. Das ist das Grundmerkmal einer guten Religion, daß der liebe Gott nicht nur barmherzig , sondern auch besser bewaffnet ist.

Woran kann man überhaupt noch glauben? Wir brauchen den Glauben weil er uns tröstet, im Angesicht unserer Sterblichkeit und weil die Welt schlecht ist. Das ist ja für viele die höchste göttlich Wahrheit. Das stimmt nicht. Das ist ein Irrglaube. Dieser Irrglaube hat die größte Glaubensgemeinschaft in Deutschland. Der Orden der Jammerlappen.

Die Welt ist besser als wir glauben, aber wir kriegen das nicht mit, weil sich unser Glauben nicht an Fakten orientiert sondern an dem was man so erzählt. Deshalb sind wir so empfindlich wenn jemand an unserem Glauben zweifelt, weil damit unser Weltbild zerstört wird. Was Nietzsche empört hatte war, dass alle so weiter machen und weiter leben wie bisher, als sei dieser Gott gerade nicht tot. Sie flüchten in den Schein und den Selbstbetrug.

Aber dieser verstorbene Gott war früher sozusagen der oberste Garant einer Werte – Ordnung: „Für Gott und Vaterland“, man erinnert sich an den Spruch; Gott ist die oberste Wahrheit; alles Erkennen geschieht in göttlichem Licht; Gott ist der Schöpfer der Welt usw.

Wenn dieser Gott der obersten Werte und vertrauten Weltbilder tot ist, dann bricht eine Welt zusammen. Dann wird den Menschen der Boden entzogen. Der antike Philosoph Plotin lehrte, daß die Welt nicht verachtet werden darf, weil Gott in ihr wohnt.

Weblink:

Nietzsche - gefährlich anregend. Ein Vortrag im religionsphilosophischen Salon - Religionsphilosophischen Salon

Dienstag, 15. Oktober 2019

Friedrich Nietzsche 175. Geburtstag


Friedrich Nietzsche


Friedrich Nietzsche wurde vor 175 Jahren am 15. Oktober 1844 in Röcken bei Leipzig als Sohn eines evangelischen Pfarres geboren. Nietzsche stellte bestehende Grundsätze in Frage und gilt als einer der bedeutendsten und einflussreichsten Denker. Der unzeitgemäße Philosoph entwickelte in Abkehr vom Christentum eine neue Morallehre und später eine eigene Philosophie, welche den Willen in den Mittelpunkt der Betrachtung stellt. Nietzsche gilt als unzeitgemäßer Philosoph, der mit dem Hammer philosophierte und dabei bestehende Moralvorstellungen zertrümmert hat.



Friedrich Nietzsche  wurde 1870 im Alter von 25 Jahren und noch ohne Promotion als Professor nach Basel berufen. Mit seinem ersten Buch "Die Geburt der Tragödie aus dem Geist der Musik" (1871) erregte er einen handfesten Skandal, welcher seine akademische Karriere ruinierte. Darin verherrlichte er das tragische Lebensgefühl und feierte den umstrittenen Komponisten und Operndichter Richard Wagner als Neubegründer der deutschen Kultur.

Nietzsche, desen unzeitgemäßes Denken in Aphorismen seine Form gefunden hat, war ein Religionskritiker, der das Christentum und sein Werte hinterfragte. Sein Ziel war es, die Hintergründe und Motive, welche die Grundlage der westlichen Philosophie, Kunst und Kultur bilden, freizulegen und zu interpretieren. Seine Philosophie in der Tradition der Aufklärung war eine Abrechnung mit den tradierten Moralvorstellungen des Christentums.

Seine Haltung kommt durch seinen berühmten Satz »Gott ist tot« gut zum Ausdruck. Er stand in seinen Betrachtungen für einen radkikalen Wechsel der Perspektive und propagierte die »Umwertung aller Werte« und die Schaffung eines "Übermenschen" anstelle des traditionellen Christentums. Als seine wohl wichtigste Schrift gilt sein vierbändiges Hauptwerk »Also sprach Zarathustra« (1883-1885). Weitere bedeutende Veröffentlichungen des Philosophen sind »Unzeitgemäße Betrachtungen« (1873-1876) und der nach seinem Tod erschienene Band »Der Wille zur Macht« (1901).



Nietzsche begann seine Laufbahn als Philologe, begriff sich selbst aber zunehmend als Philosoph oder als „freier Denker“. Er durchlief in seinen Werken auf dem Weg zum eigenständigen Denker einen Reifungs- und Emanzipationsprozeß: an dem er an die Stelle der Kunst die Philosophie als den Gipfelpunkt der Kultur setzte und seine allmähliche Loslösung von seinen Vorbildern Arthur Schopenhauer und Richard Wagner betrieb.

Der scharfsinnige Denker hat wie kaum ein Zweiter mit den Lehrsätzen der Philosophie und Theologie aufgeräumt und abgerechnet. Mit der Kritik der Moral hängt eine Kritik bisheriger Philosophien zusammen. Sein Werk enthält scharfe Kritiken an Moral, Religion, Philosophie, Wissenschaft und Formen der Kunst Er kritisierte die überkommenen Werte der christlichen Moral und forderte eine Abkehr vom Christentum. In seinen Werken wandte sich der Moralphilosoph gegen die überkommenen christlichen Werte. Das Christentum lehnte er als eine Religion für die Schwachen ab.

Seine Philosophie betonte den Wert des Lebens für die Moral. Die Frage nach dem Wert der Moral für das Leben bildete eine Grundfrage seiner Moralkritik. Nach Nietzsche haben Menschen des »Ressentiment«, deren Wille sich gegen das Leben richtet, eine Moral, ein System von Werten erfunden, das ihnen über ihre Schwäche hinweghilft.

Nietzsche war ein Philosoph der Erkenntnis.
Der radikale Denker erhob den Menschen selbst zum Schöpfer und forderte einen neuen, vollkommenen höchsten Menschen - den »Übermenschen« als Verkünder einer neuen, höherwertigen Moral.

Nietzsche philosophierte mit dem Hammer und zertrümmerte bestehende Moralvorstellungen und entwickelte eine höhere Moral »Jenseits von Gut und Böse«. Der Philosoph sah im »Willen zur Macht« die Triebfeder allen Lebens. Ziel und Sinn aller Entwicklung war für Nietzsche der »Übermensch«.

Jenseits von Gut und Böse

Bekannt wurde Nietzsche auch für seine versierte Sprachschöpfung und die sprachlich anspruchsvolle Dichtkunst. Zu seinen bekanntesten - zumeist aphoristischen Werken - gehören »Also sprach Zarathustra«, »Genealogie der Moral«, »Jenseits von Gut und Böse«, »Menschliches, Allzumenschliches«.

Nietzsche beeinflusste durch sein vielseitiges Werk nachhaltig die Philosophie der Neuzeit. Er gilt als der einflussreichste Philosoph der Neuzeit. Grossen Einfluss übte er durch seinen Ansatzpunkt, den Menschen in den Mittelpunkt seiner Philosophie zu stellen, auf die spätere Existenzphilosopie aus.

Der Anti-Metaphysiker und Religionskritiker Friedrich Nietzsche bot mit seiner Philosophie Perspektiven in zweifacher Hinsicht an. Zum einen bot er einen Gegenentwurf zu den Erlösungs- und Heilsvorstellungen der Religion an. Zum anderen entwickelte er eine Utopie der Selbstverantwortung des Menschen - repräsentiert durch den Übermenschen.

Selten hat jemand einen so hohen Preis für sein Genie bezahlt. Bereits im Alter von 45 Jahren kam es endgültigen Zusammenbruch, dem sich ein letztes Lebensjahrzehnt in geistiger Umnachtung anschloss.

Weblinks:

Friedrich Nietzsche-Biografie

-

Biografien-Portal

- www.die-biografien.de

Friedrich Nietzsche-Zitate - Zitate-Portal

- www.die-zitate.de

Friedrich Nietzsche - philosophiestudium.blogspot.com


Friedrich Nietzsche-Werke:

Also sprach Zarathustra
Also sprach Zarathustra
von Friedrich Nietzsche

Ecce Homo, Sonderausgabe
Ecce Homo - Sonderausgabe


Genealogie der Moral
Genealogie der Moral


Zarathustra
Zarathustra



Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik

Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik

Mittwoch, 21. November 2018

Friedrich Schleiermacher 250. Geburtstag

Friedrich Schleiermacher

Friedrich Schleiermacher wurde vor 250 Jahren am 21. November 1768 in Breslau, Schlesien geboren. Friedrich Schleiermacher war ein deutscher evangelischer Theologe, Altphilologe, Philosoph, Publizist, Staatstheoretiker, Kirchenpolitiker und Pädagoge. Der Theologe gilt als protestantischer Kirchenvater des 19. Jahrhunderts.

Schleiermacher wurde von der Tradition des Pietismus der Herrnhuter Brüdergemeinde geprägt. Er gehörte zum "Schlegelkreis" und gilt als einer der wichtigsten Vertreter des deutschen Idealismus.

1799 entstand sein Frühwerk "Über die Religion. Reden an die Gebildeten unter den Verächtern". Vorübergehend als Universitätsprediger an der Universität Halle wurde Schleiermacher 1810 zum Professor der Theologie der neuen Berliner Universität ernannt.

Wegen der kriegsbedingten zeitweiligen Schließung der Universität Halle nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt begab er sich 1807 nach Berlin, wo er ab 1809 als bedeutender und einflussreicher Prediger an der Dreifaltigkeitskirche wirkte und in einem der beiden Pfarrhäuser wohnte. Er trat mit seiner Frau im selben Jahr in Carl Friedrich Zelters Sing-Akademie zu Berlin ein, die sich zu einem geistig kulturellen Zentrum Berlins zu entwickeln begann und der er bis zu seinem Tode angehörte.

Schleiermacher wurde 1810 erster Dekan der Theologischen Fakultät der neugegründeten Berliner Universität. Zugleich wird er Mitglied der »Sektion für den öffentlichen Unterricht« im »Departement für den Kultus und das Unterrichtswesen« des preußischen Innenministeriums.

Schleiermacher wurde 1811 zum Mitglied der »Königlichen Akademie der Wissenschaften« ernannt.

Unter dem Einfluss des Freiherrn vom Stein und Wilhelm von Humboldts setzte er sich für die Gründung der »Friedrich-Wilhelms-Universität« ein, an der er ab 1810 ebenfalls bis zu seinem Lebensende als ordentlicher Professor der Theologie lehrte.

Philosophisch wurde er von Platon beeinflusst, dessen Werk er übersetzte. Mit seinem Werk ("Dialektik", 1811) entwickelte er eine neue philosophische Hermeneutik, die er als "Kunstlehre des Verstehens" bezeichnete.

Der Theologe Schleiermacher lehrte, daß die Religion Einssein des Einzelnen mit dem Unendlichen ist. Religion, so Friedrich Schleiermacher, kommt von Innen. "Religion ist ein Gefühl" - www.deutschlandfunk.de

Genialer Denker der Unendlichkeit - www.evangelisch.de
Reihe zum Theologen Friedrich Schleiermacher - www.pro-medienmagazin.de

Samstag, 2. Dezember 2017

»Gott in der Philosophie der Antike« von Anthony Kenny

Anthony Kenny

Das Volk der Griechen hat sich in der Antike einen ganzen Götterhimmel erschaffen. Für jeden praktischen Zweck des Lebens gab es auch einen Gott - wie praktisch, dieser Polytheismus! - Wie sah nun der erschaffene Götterhimmel in der Antike aus?

»Gott in der Philosophie der Antike« von Anthony Kenny ist eine Philosophiegeschichte, die sich damit beschäftigt, wie sich die antiken Denker vom menschenähnlichen Götterhimmel verabschiedeten.

Der britische Philosophiehistoriker Anthony Kenny erhellt den griechischen Götterhimmel und erklärt, wie der polytheistische Götterhimmel in der Vorstellung der antiken Denker vom Monotheismus abgelöst wurde.

Xenophanes war der erste Philosoph, der den Polytheismus der griechischen Religion hart attackiert hat. Xenophanes importierte den längst kursierenden wesentlichen Gedanken der jüdischen Propheten in die Philosophie: Es gibt nur einen Gott und der ist anders als die Sterblichen.

Platon und Aristoteles haben diesen Faden weitergesponnen und darüber nachgedacht, was dieser eine Gott mit dem Ursprung der Welt zu tun hatte. Die Gottesfrage ist seit dem nie wieder aus der Philosophie verschwunden.

Den antiken Denkern verdanken wir einen zweiten Zugang zu Gott. Man muss nicht nur einfach an sich glauben, weil es eine Offenbarung gegeben hat, sondern Gott kann auch gedacht werden - als Ergebnis von rationaler Argumentation.

Anthony Kenny hat sich getraut, eine Geschichte der abendländischen Philosophie in vier dicken Bänden zu schreiben. »Gott in der Philosophie der Antike« ist nur ein kleiner Ausschnitt daraus.

Anthony Kenny ist in seinem vierbändigen Werk etwas gelungen, wonach man im deutschen Sprachraum vergeblich sucht: eine ohne Vorkenntnisse verständliche, ja sogar unterhaltsam geschriebene Philosophiegeschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart. Der renommierte britische Philosoph erzählt die abenteuerliche Geschichte der Philosophie explizit aufbereitet für einen breiten Leserkreis.

Literatur:

Gott in der Philosophie der Antike
Gott in der Philosophie der Antike
von Anthony Kenny

Samstag, 18. November 2017

Nietzsche Bild von Luther

Friedrich Nietzsche

Für Friedrich Nietzsche hat Für die einen war Martin Luther gerade dann das Christentum wiederhergestellt, als es schon daniederlag. Der Reformator, laut Nietzsche ein „Verhängnis von Mönch“, taucht in den Schriften des Philosophen immer wieder auf.

Nietzsche hat Luther in seinem Werk ganz unterschiedlich „eingesetzt“ – je nach argumentativem Kontext. Man kann ihn gönnerhaft von oben als tapsigen Bauern und Grobian und Barbaren in die Ecke stellen. An anderer Stelle scheint er für ein paar Jahrhunderte in der europäischen Geschichte eine Schlüsselfunktion zu haben. Nietzsche scheint da nicht so festgelegt zu sein. Wir sollten uns hüten, Nietzsche selbst festlegen zu wollen. Denn der war ein großer Irritationskünstler, deshalb nehme man von ihm auch keine neuen reformatorischen oder antireformatorischen Lehren mit, sondern ganz viel Irritation und Reizung.

Martin Luther taucht in Nietzsches Schriften immer wieder auf. An einer Stelle lobt er Luthers Bibelübersetzung als „bestes deutsches Buch“, allerdings vor dem Hintergrund einer Kritik am Deutschtum. In dem Zusammenhang ist die Lutherbibel für Nietzsche immer noch ein schlechtes Buch verglichen etwa mit Leo Tolstoi oder Mark Twain. In seinen späten Schriften wird die Reformation als ein Umbruch verstanden, der konserviert hat, was eigentlich schon zum Vergehen verurteilt gewesen ist: die Christliche Moralität und die Vorstellungen, die das Christentum dem europäischen Menschen wie einen Alpdruck auferlegt hat. Die Reformation erscheint nun als „Kulturverbrechen“ und Luther als „unmöglicher Mönch“, der die Kirche angegriffen und so wiederhergestellt hat.

In der Nietzche-Rezeption haben manche Luther und die Reformation gegen die Kritik des Philosophen in Schutz genommen. Andere wiederum haben Nietzsche gar als konsequenten Fortsetzer eines lutherisch-reformatorischen Zerstörungsgedankens verstanden. Gleichzeitig gibt es eine ganze Reihe von Philosophen und Theologen, die Nietzsche als „Steigbügelhalter“ für eine Rückkehr zum Glauben benutzt haben. Es ist ein bestechender Gedanke, dass derjenige, der sich am stärksten gegen das Christentum und die hergebrachten Gottesvorstellungen richtet, derjenige ist, der wieder zu diesem Gott und diesem Glauben zurückführt.

Der Gedanke ist alt, dass kulturgeschichtliche Phänomene wie das Christentum häufig mehr durch die Gegner als durch die Freunde am Leben erhalten werden. Nietzsche ist sich außerdem durchaus bewusst gewesen, dass es kraftvoller Illusionen bedürfe. Der Zweifel ist Teil der Religiosität, aber es ist auch eine gewisse Zuversicht nötig, das hat der Philosoph Nietzsche hellsichtig und klar erkannt.


Weblinks:

Nietzsche und der Reformationsrummel - www.pro-medienmagazin.de

Martin Luther-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Martin Luther-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de


Blog-Artikel:

Nietzsche über den deutschen Mönch Luther

Martin Luther als deutscher Reformator – Philosopenwelt-Blog

Luther und sein fester Glauben

Luther und der Humanismus



Literatur:


Der Antichrist: Versuch einer Kritik des Christentums
von Friedrich Nietzsche

Weitere Luther-Artikel:

Luther

Sonntag, 12. November 2017

Über die Entstehung von Religionen


Martin Luther

Religion gibt den Menschen die Möglichkeit, sich die Welt ihres Glaubens vorzustellen und sie zu tranzendieren. Sie ist somit ein Versuch der Transzendenz der bestehenden Welt, in der Menschen leben.

Religion beruht auf mehreren Fundamenten, durch welche sich die Entstehung von Religionen erklären lässt. Die Religion setzt Glaube voraus, Glaube bedeutet jedoch Nichtwissen. Glaube setzt Bereitschaft, Furcht und Demut des Gläubigen voraus. Wissenschaft jedoch Mut zu Erkenntnis. So entstanden unterschiedliche Positionen im Widerstreit der Interessen.

Glaube basiert auf der menschlichen Übernahme von religiösen Vorstellungen. Überwiegt die Vorstellung vom Glauben, wird die Vernunft zur Geißel der Religion. Luther erhob als tief religiöser Mensch in seiner Lehre den Glauben über die Vernunft und geriet mit dieser Haltung in eine wissenschaftsfeindliche Position.

Der biblische Text liefert den entscheidenden Hinweis - 1. Mose 1 27: »Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn«. Unzweifelhaft lässt sich diese Bildbeziehung auch umgekehrt deuten. Der Mensch und seine Erfahrung sind der Stoff, aus dem ddie Träume von Gott gemacht sind. Das religiöse Auge projeziert irdische Vorstellung an den Himmel.

Alle Religionen sind auf dem Boden der Furcht errichtet. Die Unwetter, der Donner, die Stürme sind die Ursache dieser Furcht. Der Mensch, der sich den Naturereignissen gegenüber ohnmächtig fühlte, suchte eine Zuflucht bei Wesen, die stärker waren als er selbst. Erst später haben ehrgeizige Männer, raffinierte Politiker und Philosophen es verstanden, aus der Leichtgläubigkeit des Volkes ihren Vorteil zu ziehen. Zu diesem Zweck erfanden sie eine Vielzahl von ebenso phantastischer wie grausamen Göttern, die keinem anderen Zweck dienten als dem, ihre Macht gegenüber den Leuten zu festigen und zu erhalten. “Lachen tötet die Furcht und ohne Furcht kann es keinen Glauben geben“, sagt der blinde Jorge in Umberto Ecos Roman »Der Name der Rose«.

Daß die menschliche Einbildungskraft bei der Ausmalung der himmlischen Bevölkerung allzu dezent vorgangen sei, wird niemand behaupten. Seltsame Zeugungs- und Schwängerungsphantasien mit besonderer Raffinesse, läßt sich Maria doch vom Heiligen Geist schwängern. Es soll damit die Vorstellung vermieden werden, daß zwischen Vater und Sohn ein sexuelles Band bestehe.

Samstag, 4. November 2017

Luthers Vermächtnis


Martin Luther


Martin Luther war ein im Glauben verwurzelter Mensch, rebellisch als von seinem Gewissen geleiteter Einzelner, unerschrocken aus Fröhlichkeit. Er war ein Kirchen- und Sozialreformer, mit seiner Bibelübersetzung wurde er zum Sprachschöpfer.

Für die einen war Luther der Prophet der Deutschen, der Befreier, Held und Identitätsstifter, für die anderen der cholerische Grobian, der Schandvogel, der Separatist. Seit vor 500 Jahren seine Thesen bekannt wurden, schieden sich die Geister an dem Theologen und sie tun dies bis heute.

Luthers Glaubensgrundsatz war ein Losung aus Paul Gerhardts berühmten Kirchenlied "Eine feste Burg ist unser Gott". Eine feste Burg war auch sein Glaube, für den er mit großer Überzeugungskraft immer wieder eintrat. Er stellte sich dem Papst entgegen und nannte ihn einen Antichrist. Er fühlte sich als der Mensch, der aus dem Mittelalter heraustritt und die göttliche Sendung hat, den Menschen die reine Wahrheit, ausgewiesen durch das Neue Testament zu verkünden.

Er war der größte Rebell, den die deutsche Geschichte aufzuweisen hat – und wollte doch nichts weniger sein. Er hat mit radikalem Bibilizismus den Anspruch der Kirche auf Autorität zurückgeschlagen. Martin Luther hat mit den sagenhaften Hammerschlägen, mit denen er seine 95 Thesen an das Tor der Schlosskirche zu Wittenberg nagelte, das Mittelalter beendet und ein neues Zeitalter begründet: das, in dem wir heute leben.

Zu Luthers Vermächtnis gehört die Verkündigung des Geistes dse Evangeliums und die Übersetzung der Bibel aus dem Griechischen ins Deutsche. Durh die Übersetzung des Evangelium wurde Luther zum Begründer der deutschen Sprache, die für jedermann verständlich war.

Während des eher unfreiwilligen Aufenthalts auf der Wartburg fand Luther trotz "vielfacher Belästigungen durch den Teufel" die Zeit, sich einer großen Aufgabe zu widmen: er übersetzte in nur elf Wochen das Neue Testament aus dem Griechischen ins Deutsche. Das Werk wurde später noch von Melanchthon und anderen Spezialisten (z.B. Caspar Cruciger) bearbeitet, es erscheint 1522 als sogenannte "Septemberbibel" im Druck. Dadurch wurde Luther zum Schöpfer der neuhochdeutschen Schriftsprache.



Luther: Leben und Wirkung

Luther ist der Verfasser zahlreicher religiöser Schriften, die ihn bekannt machten. Er ist der Schöpfer des Großen und Kleinen Katechismus, einem für jedermann verständlichen Buch zum Verständnis des Evangeliums.

Das wichtigste Erbe Luthers für die Kirche und für Deutschland ist zum einen die Entdeckung, dass in Fragen des Glaubens und des Gewissens jeder Mensch frei ist. Aber auch die Erkenntnis, daß nichts, was ich leiste, mein Leben am Ende ausmacht, sondern daß dem Menschen dieser Lebenssinn von Gott zugesagt wird. Das kann in einer auf Leistung fixierten Gesellschaft durchaus befreiend wirken.

Zu Luthers Vermächtnis gehört natürlich die Sprache, die bis heute von Luther geprägt ist. Luther ist der Begründer der deutschen Sprache, die für jedermann verständlich war. Luther hat die deutsche Sprache nicht erfunden, aber er ist der Geburtshelfer der verständlichen deutschen Sprache. Die Wartburg ist der Geburtsort, hier hat er die Bibel erstmals so ins Deutsche übersetzt, dass die einfachen Leute sie verstehen konnten. Zwar wurde das Neue Testament auch vor Luther schon mehr als ein Dutzend Mal übersetzt, aber so schwach, dass der Mann auf der Straße weder Vergnügen an der Lektüre hatte, noch verstand, was dort geschrieben stand.

Luther hat der deutschen Sprache das Leben eingehaucht, er hat sie zu unserer, des Volkes Sprache gemacht; vor Luther war sie eine Sprache für die gebildeten Stände, für die Priester und den Adel. Das war Absicht: Ein sprachloses Volk begehrt nicht auf, es will vielleicht mitreden, aber kann es nicht: Ihm fehlen die Worte.

Dazu gehört auch sein Akzent auf Bildung für alle. Bildung ist gerade in Glaubensfragen wichtig in Zeiten, in denen Fundamentalismus um sich greift. Zudem die von ihm geschriebenen Kirchenlieder.


Weblinks:

Martin Luther-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Martin Luther-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de


Blog-Artikel:

Martin Luther als deutscher Reformator – Philosopenwelt-Blog

Luther und sein fester Glauben

Luther und der Humanismus
Literatur:

Luther: Leben und Wirkung
Luther: Leben und Wirkung
von Friedrich Schorlemmer



Luther-Weblinks:

Luther-Portal - www.luther.de

Der Humanismus - www.luther.de

Martin Luther und die deutsche Sprache

Martin Luther-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Martin Luther-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

Weitere Luther-Artikel:

Luther


Dienstag, 31. Oktober 2017

Martin Luther und der freie Wille

Martin Luther

Der junge Martin Luther aus Wittenberg war ein konservativer Theologe, ein religiöser Fundamentalist. Im September 1517, kurz vor seinem spektakulären Anschlag seiner 95 Thesen am 31. Oktober 1517 an der Wittenberger Schlosskirche, hatte Luther in ähnlicher Weise 95 radikale Thesen gegen die aristotelische Vernunft veröffentlicht. In ihnen verdammt er kompromisslos die Vernunftphilosophie. Er spricht dem Menschen jedes eigenständige Denken und Wollen ab.

Die Freiheit des Christenmenschen ist eine religiöse Freiheit des Gewissens vor Gott. Luther ging es aber nicht um die Freiheit des Individuums im Sinne der Selbstbestimmung des Menschen und dessen freien Willen. Hierin ist Luther mit seiern Lehre in seiner damaligen Zeit des Mittelalters mißverstanden worden.

Luther hat immer wieder darauf hingewiesen, daß er alle seine Predigten und Schriften nur im geisitig-religiösen und nie im politischen oder gesellschaftlichen Sinn gemneint hat. Doch wie soll der einfache Mann, dem Luther seinen Stolz, seine Würde und sein Selbstbewußtsein zurückgegeben hat, das begreifen?

Kann man ihm zumuten, auf der eien Seite sein Haupt als freier Christenmesnch zu Gott zu erheben, auf der anderen Seite vor der Willkür und und dem Übermut der Herrschenden in den Staub zu sinken? Freilich ist es Luthers tiefste Überzeugung, daß Gewalt immer nur Gegengewalt erzeugt.

Luthers radikale theologische Position gegen die menschliche Vernunft lässt sich zusammenfassen in seiner Formel: Solus Deus – einzig! Gott ist allmächtig. Gott ist allwissend. Gott ist allgegenwärtig. Ganz allein Gott bestimmt den Ablauf der Welt, der Geschichte, das menschliche Leben. Nur Gott handelt positiv, schafft das Gute, garantiert das Heil des Menschen. Solus Deus!

Dagegen ist der Mensch ein Gewurm. Er ist durch und durch Sünder, durch die Erbsünde in seiner organischen Substanz zerstört. Könnte dieser armselige Mensch auch nur mit einem einzigen Prozent eigenen Wollen gegen Gott agieren, dann würde er ja Gottes Heilswillen ausbremsen können. Er hätte mit seinem freien Willen eine Sperrminorität, könnte Gott damit lahmlegen, verhindern, ja, ins Gegenteil verkehren.

Von daher erklärt Luther apodiktisch, der Mensch habe keinen freien Willen. Weil Gott absolut ist, darf der Mensch nicht eigenständig sein, darf der Mensch keinen freien Willen haben. Luther vertritt einen absoluten Gott-Determinismus. Das theologische Beispiel dafür ist so berühmt wie brisant:

Nach Luthers Lehre richtet sich der freie Wille ausschließlich auf das Gewissen vor Gott. Als Mensch auf Erden hat er dagegen keinen freien Willen. Luther leugnet den freien Willen in Dingen des täglichen Lebens, " ... daß dem Menschen freier Wille eigeräumt ist nicht in Dingen, die über, sondern unter ihm liegen." S. 190

In der Schrift De servo arbitrio (1525) wandte er sich gegen die in Erasmus von Rotterdams Schrift De libero arbitrio entfaltete Lehre von der Vorherbestimmung zum Heil und vom Willen zum Guten. Luther selbst maß seiner Schrift höchste Bedeutung zu. Mit dem Thema habe Erasmus von Rotterdam den „cardo rerum“, den Dreh- und Angelpunkt der Theologie getroffen.[57] Wie Klaus Schwarzwäller hervorhebt, können die Rechtfertigung allein durch Christus und allein durch Gnade nicht gedacht werden ohne den unfreien Willen des Menschen zur Seligkeit.

Giotto, Judas Eskariot verrät Jesus

Gott hatte in seinem Heilsplan für die sündigen Menschen beschlossen, dass Jesus als Sohn Gottes  am Kreuz sterben müsse, um die Sünden der Menschen zu sühnen. Absoluter Wille Gottes. Deshalb musste Jesus in der Nacht vor seiner Gott gewollten Hinrichtung verraten und gefangen genommen werden, damit sich Gottes Heilsplan erfüllen konnte. Für diesen Verrat hatte Gott den Jünger Judas Iskariot ausgesucht. Er musste Jesus verraten und ausliefern.

Hätte Judas Iskariot gegen Gottes Plan Nein sagen können? Hätte er sich Gott und dessen Heilsplan widersetzen können, um diese hinterhältige Tat nicht durchzuführen? Hatte er den freien Willen zum Widerspruch gegen Gott?

Luther antwortet darauf völlig eindeutig: Nein, das konnte er nicht. Der “Verräter Judas” unterstand dem absoluten Willenszwang Gottes. Gottes Heilsplan musste erfüllt werden, egal was Iskariot wollte. In seiner berühmten Schrift DE SERVO ARBITRIO - ÜBER DEN UNFREIEN WILLEN stellt Luther apodiktisch fest: Gott lässt sich nicht ins Handwerk pfuschen. Der Mensch, egal wer es ist, ist nur Werkzeug Gottes. Von daher ist die menschliche Vernunft nichts anderes als die Unfreiheit des Menschen, Zeichen von Ohnmacht und Wirkungslosigkeit, von unfreiem Willenvollzug.

Wieso aber wird Judas Iskariot dann bestraft, wenn er überhaupt keinen eigenen freien Willen hat? Wie kann er ohne freien Willen verantwortlich sein für sein Handeln? Warum sind die Menschen überhaupt Schuld, wenn doch in Gottes Vorhersehung alles vorherbestimmt ist? Ist nicht Gott selbst schuldig, wenn er das Böse in der Welt zulässt, ja gar vorplant? Warum passiert das alles, wenn Gott doch allwissend und allmächtig ist und vom Wesen her Liebe und Vollkommenheit?

Die Theologen nennen diesen Denkkonflikt das Theodizee-Problem. Alle Theologen, ja, eigentlich jeder gläubige Mensch hat sich mit der Frage der Theodizee herumzuschlagen. Luther gibt darauf keine in sich logische Antwort. Beide Sätze stehen zwar auch für ihn im logischen Widerspruch gegeneinander, der eine Satz >Gott ist allwissend und allmächtig und entscheidet allein< gegen den anderen Satz >Der Mensch ist für sein Handeln voll verantwortlich<. In seiner Schrift DE SERVO ARBITRIO – ÜBER DEN UNFREIEN WILLEN flüchtet sich Luther in eine antinomistische Behauptung: Beide Sätze sind in sich wahr und haben je volle eigene Gültigkeit. Aber erst zusammen bilden sie die ganze Wahrheit.

Eine solche religiöse Antinomie bleibt der weltlichen Vernunft verschlossen. Für die rationale Erkenntnis ist sie das Ende der logischen Vernunft. Sie ist nur im religiösen Gehorsam zu glauben. Die Averroaner würden dazu sagen: Das ist eben eure Wahrheit: Der Glaube. Unsere Wahrheit ist eine andere: Die Vernunft. Basta. Doch die Problemstellung ist denn doch komplizierter.

Mit der Veröffentlichung seiner Schrift "Vom unfreien Willen" kam es zum endgültigen Bruch mit Erasmus von Rotterdam.

Das wichtigste Erbe Luthers für die Kirche und für Deutschland ist zum einen die Entdeckung, dass in Fragen des Glaubens und des Gewissens jeder Mensch frei ist.

Was der "arme, stinkene Madensack", wie sich Luther selbst einmal titulierte, zu all dem sagen würde?

Literatur:

Luther: Leben und Wirkung
Luther: Leben und Wirkung
von Friedrich Schorlemmer


Weblinks:

Martin Luther - www.atheodoc.com

Der Humanismus - www.luther.de

Martin Luther-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Martin Luther-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

Geschichte des Freien Willens - Wikipedia


Blog-Artikel:

Martin Luther als deutscher Reformator

Luther und sein fester Glauben

Luther und der Humanismus


Weitere Luther-Artikel:

Luther





Samstag, 21. Oktober 2017

Gedanken zur Reformation

Die Reformation ist im Jahr 2017 in aller Munde, denn in diesem Jahr jährt sich der zum 500. Male. Das Wort Reformation ist ein geläufiger, in der Sprache fest verwurzelter Begriff, doch muß wissen, was man damit sagt.

Reformation - im Sinne von Re-formation - beabsichtigt ihrem Wesen nach immer wieder Rekonstruktion, Wiederherstellung und Regeneration, Wiedergeburt, ist also wesentlich positiv, nicht selten jedoch mit konservativer Konsequenz wie beim Luthertum.

Reformation heisst auch Neuformation der Gesellschaft oder Institution wie z.B. die Kirche. Beim Luthertum ging es um eine konservative Erneuerung des degenerierten und dekadenten katholischen Papsttums und des Kirchenstaates.

Luther wollte die Kirche erneuern (reformieren) entsprechend Gottes Willen, den er uns in seinem Wort, der Bibel, zeigt. Er begann die Reformation am 31. Oktober 1517 mit dem Anschlag von 95 Thesen (Lehrsätzen) an der Tür der Schloss-kirche in Wittenberg, einer kleinen Stadt im heutigen Bundesland Sachsen-Anhalt.


Reformation ist ein friedlicher Weg zur gesellschaftlichen Erneuerung, der andere heist Revolution.

Reformation hat im Kern etwas Konstantes und Bewahrendes, Revolution dagegen stets etwas Veränderndes. Bei einer Revolution geht es um Veränderung und nicht um Wiederherstellung.

Es ist ein Konstante jeglicher Kirchenorganisation, daß ihre Reformation von den gläubigsten Ketzern ausgeht: den tempel zerstören, um ihn schönder wider aufzubauen, die Wechsler austreiben, damit sich wieder die Gläubigen einfinden können.

Die Kirchenreformation setzt dabei die christliche Gesinnung voraus. Luther ging es um die Freiheit eines Christenmenschen, welche durch die Refornmation gestärkt werden sollte.


Reformation ist auch ein Gedankenexperiment: Reformation heisst neue Gedanken - für eine neue Zeit - denken.

Das katholische Verständnis von der Reformation: Reformation, heisst: Neuordnung, zur Form/Basis. Luther ist weg von der Basis, das Fundament ist das Papstum! Luther ein elender Spalter, Spaltungen kommen niemals von Gott!

Wahre Reformatoren waren Theresia von Avila, oder der Hl. Augustinus, aber Luther ist vom Teufel.
Weblink:

Luther-Biografie


Literatur:

Luther: Leben und Wirkung
Luther: Leben und Wirkung
von Friedrich Schorlemmer



Samstag, 30. September 2017

Nietzsche über den deutschen Mönch Luther

Friedrich Nietzsche

Religionskritik war ein zentraler Bestandteil von Nietzsches Philosophie, doch man muss Nietzsche nicht in seiner Religionskritik folgen, denn letztlich verwechselt er die eigene bigotte evangelische Genetik mit "dem Christentum". Den Katholizismus bspw. erfasst er überhaupt nicht und auch kaum mit seinen Akklamationen den Buddhismus.

Der protestantische Pfarrersohn Friedrch Nietzsche legte sich in Glaubensfragen gerne sein Feindbild zurecht, denn für ihn waren "Überzeugungen bekanntlich gefährlichere Feinde als Lügen". Um Luther kam er nicht herum, doch sein Angriff auf deutschen Mönch Luther wirkt etwas konstruiert und zu rechthaberisch.

Martin Luther war ein Mann des Glaubens, der gegen die Mißstände in der katholischen Kirche zu Felde zog. Luthers Aufbegehren und Streben richtete sich gegen die katholische Kirche und den Papst in Rom. Es war jedoch kein Aufbegehren gegen die Renaissance. Der Papst war ein Medici und damit für ein Vertreter der Renaisssance. Die Renaissance wandte sich wieder der antiken Geisteswelt zu. Humanismus wurde die neue Bewegung genannt, die das Ideal einer an der Antike orientierten, rein „menschlichen“ (humanen), mithin nicht theologischen Bildung aufstellte.

Leo X. - geboren als Giovanni de Medici - war vom 11. März 1513 bis zu seinem Tod Papst. Der Stellvertreter Christi auf Erden war kein Mann des rechten Glaubens, denn er kümmerte sich in Glaubensfragen keinen Deut. Er war nur mit weltlichen Dingen, der Kunst der Renaissance, beschäftigt. Unter Leo X. wurde der Vatikan jenseits von der Glaubenslehre zu einer Lasterhöhle.

In sein Pontifikat fiel der Beginn der Reformation. Ihre Bedeutung hatte Leo aber offensichtlich verkannt. Für den Neubau des Petersdoms förderte er den Ablasshandel, was für Martin Luther einer der Anstöße war, seine 95 Thesen am 31. Oktober 1517 an der Schlosskirche zu Wittenberg dem Kirchenvolk mitzuteilen. ´

Für den Papst war das Anliegen Luthers keinen Gedanken wert. Im Gegenteil, er verurteilte in der Bulle Exsurge Domine vom 15. Juni 1520 insgesamt 41 Schriften Luthers und exkommunizierte ihn am 3. Januar 1521 mit der Bulle Decet Romanum Pontificem. An den innerkirchlichen Missständen und am Ablasshandel änderte Leo X. jedoch nichts.

Da der Papst Leo X. ein Medici war und somit ein Vertreter der Renaissance war, wertete er Luthers Angriff auf die katholische Kirche als Angriff auf die Renaissance. Die Renaissance war jedoch keine Glaubensbewegung, sondern eine weltliche Kulturbewegung.

"Die Deutschen haben Europa um die
letzte große Cultur-Ernte gebracht,
die es für Europa heimzubringen gab,
– um die der Renaissance."

Die letzte große Chance auf Besserung sieht Nietzsche in der Renaissance: Hier sei alles zu einem Sieg der höheren Kultur über das Christentum vorbereitet gewesen, und gerade im Zentrum des Christentums, in Rom. Dies habe aber die Reformation durch Luther verhindert. Für Nietzsche gerät Luther also in den Verdacht, ein Feind der von ihm verehrten Renaissance zu sein.


Nietzsche hegte großen Argwohn über den deutschen Mönch Luther, denn der Wegbereiter der Reformation war ihm ein Dorn im Auge, weil er die kraftvolle Bewegung der Renaissance mit der Förderung seiner starken Naturen ins Wanken brachte und zu zerstören drohte - für Nietzsche ein unverzeihliches Fehlen.

Luther gilt als der Apostel der Deutschen. Der von Nietzsche aber als Bauern-Apostel verschmähte Luther musste Nietzsche ein Dorn im Augen sein. Für Friedrich Nietzsche hat Martin Luther gerade dann das Christentum wiederhergestellt, als es schon unterlag. Der Reformator war laut Nietzsche ein „Verhängnis von Mönch“.

"Ein deutscher Mönch, Luther, kam nach Rom. Dieser Mönch, mit allen rachsüchtigen Instinkten eines verunglückten Priesters im Leibe, empörte sich in Rom gegen die Renaissance ... Statt mit tiefster Dankbarkeit das Ungeheure zu verstehn, das geschehen war, die Überwindung des Christenthums an seinem Sitz –, verstand sein Haß aus diesem Schauspiel nur seine Nahrung zu ziehn. Ein religiöser Mensch denkt nur an sich. – Luther sah die Verderbniß des Papstthums, während gerade das Gegentheil mit Händen zu greifen war: die alte Verderbniß, das peccatum originale, das Christenthum saß nicht mehr auf dem Stuhl des Papstes! Sondern das Leben! Sondern der Triumph des Lebens! Sondern das große Ja zu allen hohen, schönen, verwegenen Dingen! ... Und Luther stellte die Kirche wieder her: er griff sie an... Die Renaissance – ein Ereigniß ohne Sinn, ein großes Umsonst! – Ah diese Deutschen, was sie uns schon gekostet haben! Umsonst – das war immer das Werk der Deutschen. – Die Reformation; Leibniz; Kant und die sogenannte deutsche Philosophie; die »Freiheits«-Kriege; das Reich – jedesmal ein Umsonst für Etwas, das bereits da war, für etwas Unwiederbringliches."

"Hier thut es noth, eine für Deutsche noch hundertmal peinlichere Erinnerung zu berühren. Die Deutschen haben Europa um die letzte große Cultur-Ernte gebracht, die es für Europa heimzubringen gab, – um die der Renaissance. Versteht man endlich, will man verstehn, was die Renaissance war? Die Umwerthung der christlichen Werthe, der Versuch, mit allen Mitteln, mit allen Instinkten, mit allem Genie unternommen, die Gegen-Werthe, die vornehmen Werthe zum Sieg zu bringen... Es gab bisher nur diesen großen Krieg, es gab bisher keine entscheidendere Fragestellung als die der Renaissance, – meine Frage ist ihre Frage –: es gab auch nie eine grundsätzlichere, eine geradere, eine strenger in ganzer Front und auf das Centrum los geführte Form des Angriffs! An der entscheidenden Stelle, im Sitz des Christenthums selbst angreifen, hier die vornehmen Werthe auf den Thron bringen, will sagen in die Instinkte, in die untersten Bedürfnisse und Begierden der daselbst Sitzenden hinein bringen ... Ich sehe eine Möglichkeit vor mir von einem vollkommen überirdischen Zauber und Farbenreiz: – es scheint mir, daß sie in allen Schaudern raffinirter Schönheit erglänzt, daß eine Kunst in ihr am Werke ist, so göttlich, so teufelsmäßig-göttlich, daß man Jahrtausende umsonst nach einer zweiten solchen Möglichkeit durchsucht; ich sehe ein Schauspiel, so sinnreich, so wunderbar paradox zugleich, daß alle Gottheiten des Olymps einen Anlaß zu einem unsterblichen Gelächter gehabt hätten – Cesare Borgia als Papst... Versteht man mich? ... Wohlan, das wäre der Sieg gewesen, nach dem ich heute allein verlange –: damit war das Christentum abgeschafft! "

Nietzsche donnert gegen Luther, der durch sein allgemeines Priestertum diese Hierarchie beseitigte, die demokratische Gleichheit eingeführt und so den höheren Menschen abgeschafft habe. Die Reformation sei der Bauernaufstand des Nordens gegen den feineren Geist des Südens, Luther selbst der beredteste und unbescheidenste Bauer, den Deutschland je gehabt habe, ein Schimpfteufel, Plebejer und Rüpel, der "direkt" und "ungeniert" mit seinem Herrgott reden wollte, weil er keinen Sinn hatte für Ehrfurchtsetikette und hieratischen Geschmack.

Nietzsche begeisterte sich geradezu für die Aristokratie der römischen Kirche, für die Anmut der Gebärden, die herrschenden Augen, das durchgeistete Antlitz, wie man das bei der höchsten Geistlichkeit sehen könne, besonders wenn sie aus vornehmen Geschlechtern komme. Und da er nun gerade auf dieser Tour "philosophiert", erhält der Priester, der ihm sonst eine Ausgeburt ist von Niedrigkeit, Ohnmacht, Lebensneid und giftigster Verleumdungssucht, den Ehrentitel »delikateres Raubtier«, und die Kirchenfürsten erscheinen als Brücke zum Übermenschen.

Luther stellte sich dem Papst entgegen und nannte ihn einen Antichrist. Er fühlte sich als der Mensch, der aus dem Mittelalter heraustritt und die göttliche Sendung hat, den Menschen die reine Wahrheit, ausgewiesen durch das Neue Testament zu verkünden.

Luther war ein Mensch in der Revolte. Er war der größte Rebell, den die deutsche Geschichte aufzuweisen hat – und wollte doch nichts weniger sein. Martin Luther hat mit den sagenhaften Hammerschlägen, mit denen er seine 95 Thesen an das Tor der Schlosskirche zu Wittenberg nagelte, das Mittelalter beendet und ein neues Zeitalter begründet: das, in dem wir heute leben.



Weblinks:

Martin Luther-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Martin Luther-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

Friedrich Wilhelm Nietzsche: Der Antichrist


Blog-Artikel:

Martin Luther als deutscher Reformator – Philosopenwelt-Blog

Luther und sein fester Glauben

Luther und der Humanismus
Literatur:


Der Antichrist: Versuch einer Kritik des Christentums
von Friedrich Nietzsche

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Samstag, 1. Juli 2017

Terrorismus und die Frage der Theodizee


Terrorismus ist eine Form des radikalen Umganges mit dem Glauben, welcher jedoch die Religiösität negiert. Terroristen sind keine religiösen Menschen, sondern eher Nihilisten - dem Nihilismus und damit dem Nichts zugewandte Menschen, die auch an nichts glauben, was mit Religion zu tun hat.

Der Terrorismus wirft die Frage der Theodizee und damit auch die Leidfrage auf. Die Frage nach dem Leid war und ist die große Frage an Gott. Wenn es ihn gibt, warum lässt er all das Leid zu? Warum hat er überhaupt eine Welt mit so viel Übel und Leid erschaffen? Warum lässt er Naturkatastrophen geschehen? Warum lässt er Gewaltverbrecher gewähren?

Theodizee heißt „Gerechtigkeit Gottes“ oder „Rechtfertigung Gottes“. Gemeint sind verschiedene Antwortversuche auf die Frage, wie das subjektive Leiden in der Welt vor dem Hintergrund zu erklären sei, dass ein (zumeist christlich aufgefasster) Gott einerseits allmächtig, andererseits gut sei.

Die Erschaffung Adams

Konkret geht es um die Frage, warum ein Gott oder Christus das Leiden zulässt, wenn er doch die Omnipotenz („Allmacht“) und den Willen („Güte“) besitzen müsste, das Leiden zu verhindern. Der Begriff théodicée (später deutsch „Theodizee“) geht auf den Philosophen und frühen Vordenker der Aufklärung Gottfried Wilhelm Leibniz zurück.

Das Leiden in der Welt ist durchaus mit der Existenz Gottes als auch mit der Theodizee vereinbar, denn man kann die Theodizee als Widerspruch konstruieren, der sich aus der Annahme ergibt, dass es Übel in der Welt gibt und Gott dennoch existiert:

Gott existiert und es gibt Übel in der Welt.
Wenn Gott existiert, dann ist Gott allmächtig.
Wenn Gott allmächtig ist, dann kann Gott das Übel verhindern.
Wenn das Übel existiert, dann kann Gott das Übel nicht verhindern.
Wenn Gott existiert und das Übel existiert, dann kann Gott das Übel verhindern und nicht verhindern. (Widerspruch)
Oder: Gott existiert nicht.

Nicht-christliche Weltreligionen haben einen anderen Umgang mit der Leidfrage. Und so herrschen auch verschiedene Lösungsansätze für die anderen Weltreligionen wie den Islam, das Judentum, den Hinduismus und den Buddhismus vor.


Weblink:

Theodizee - de.wikipedia.org


Literatur:


Theodizee in den Weltreligionen: Ein Studienbuch
Theodizee in den Weltreligionen: Ein Studienbuch
von Alexander Loichinger und Armin Kreiner


Michelangelo. Das vollständige Werk
Michelangelo. Das vollständige Werk
von Frank Zoellner und Christof Thoenes


Blog-Artikel:

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Religion


Samstag, 17. Juni 2017

Terrorismus unter Berufung auf eine Religion

Die Religion dient häufig als Deckmantel für Taten, welche im Namen der Religion begangen werden, um sie zu überhöhen und ihnen zugleich einen tieferen Sinn und damit letztlich auch Absolution zu verleihen.

Dass sich Terroristen bei ihrem sinnlosen Morden auf eine höhere Instanz wie die Religion berufen, um ihr Handeln zu rechtfertigen, ist bedauerlich, ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass der Islam von seiner Religion solche terroristische Aktionen vom Glauben her weder deckt noch toleriert.

Ist islamistischer Terror ohne Berufung auf die Religion überhaupt denkbar? Wohl kaum. Der Islam hat es im Grunde selbst in der Hand, die Wurzeln des Terrors zu kappen. Er scheut jedoch davor zurück und nimmt damit in Kauf, als Religion durch Terroristen diffamiert zu werden. Dies ist eine sehr befremdende Sicht dieser Glaubensrichtung.

Würde dieser Islam solche Täter im Namen der Religion nach ihrer Tat exkommunizieren oder lediglich mit Exkommnikation bedrohen, wäre ganz schnell Schluss mit bombig!

Blog-Artikel:

Islamistischer Terror hat nichts mit Religion zu tun

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Samstag, 10. Juni 2017

Islamistischer Terror hat nichts mit Religion zu tun

Polizisten patrouillieren auf der Westminster Bridge in London

Islamistischer Terror hat einen religiösen Kontext, zieht seine Rechtfertigung aus einem vermeintlich heiligen Krieg gegen Ungläubige. „This is for Allah“ sollen die Attentäter in London gerufen haben. Der selbsternannte Islamische Staat, der regelmäßig die Verantwortung für die schlimmsten Mordtaten übernimmt, versteht sich als religiöse Institution.

Daran ändert auch nichts, dass etliche der Täter zuvor mit ihrem Leben als Kleinkriminelle eine Spur der Gottlosigkeit durch die Gesellschaft gefurcht haben.

Islamistischer Terror hat nichts mit Religion zu tun. Religion wird von den Tätern und Täter-Organisationen gern vorgeschoben, um Gewalt und Krieg zu rechtfertigen. Dabei geht es in diesen Fällen doch immer nur um Geld und Macht. Besser gesagt: Wenn wir uns die Kriege der Vergangenheit oder insbesondere die aktuellen Konflikte im Nahen Osten genauer ansehen, dann wird deutlich, dass es um Rohstoffe und die Hoheit über dieselben geht. Das hat mit Religion nichts zu tun.

Der Terror der Islamisten hat auch nichts mit Religiosität zu tun, aber schon eher mit der Verführung der Religiösen zum Fanatismus im Auftrage des Glaubens. Religiosität dagegen, also das persönliche Leben und Erleben von Religion, ist immer schon besonders wichtig, weil ihr Fehlen zur Verrohung jeder Gesellschaft führt. Terror setzt den Willen zum Bösen voraus. Das erinnert an Schopenhauers Werk »Die Welt als Wille und Vorstellung«.

Der Islam ist ein gutes Beispiel für die Unterwerfung unter dem Willen Gottes. Die Fundamentalisten stecken dabei in der Zwickmühle: Ohne Religion lassen sich keine Jugendlichen rekrutieren und anschließend zum Terror verführen, doch schaden sie mit dem Terror dem Ansehen ihrer Religion, denn viele Menschen sind zu klug  und wissen, daß Terror nichts mit Religion zu tun hat.

Daran schließt sich auch die klassische Frage an: „Lieber Gott, warum lässt Du all so etwas zu?“ – die ganz große Theodizee-Frage nach der „Gerechtigkeit Gottes“, über die sich die Theologen und Philosophen immer schon gestritten haben. Dies ist so zu erklären: Das Böse ist eigentlich „nur“ eine Folge der menschlichen Freiheit – und die wiederum hat Gott gewollt. Wer keine Zweifel kennt, der glaubt vielleicht auch nicht richtig.

Eng mit dem Terrorismus verbunden ist - zumindest in der abendländischen Welt - auch die Theodizee-Frage nach der „Gerechtigkeit Gottes“. Konkret geht es um die Frage, warum ein Gott oder Christus das Leiden zulässt, wenn er doch die Omnipotenz („Allmacht“) und den Willen („Güte“) besitzen müsste, das Leiden zu verhindern. Der Begriff théodicée (später deutsch „Theodizee“) geht auf den Philosophen und frühen Vordenker der Aufklärung Gottfried Wilhelm Leibniz zurück.

Man kann die Theodizee als Widerspruch konstruieren, der sich aus der Annahme ergibt, dass es Übel in der Welt gibt und Gott existiert:

Gott existiert und es gibt Übel in der Welt.
Wenn Gott existiert, dann ist Gott allmächtig.
Wenn Gott allmächtig ist, dann kann Gott das Übel verhindern.
Wenn das Übel existiert, dann kann Gott das Übel nicht verhindern.
Wenn Gott existiert und das Übel existiert, dann kann Gott das Übel verhindern und nicht verhindern. (Widerspruch)
Oder: Gott existiert nicht.


Weblink:

Theodizee - de.wikipedia.org

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Samstag, 20. Mai 2017

Erasmus und Luther im Widerstreit der Interessen

Humanismus und Renaissance sind zwei ineinander verschränkte umd sich gegenseitig bedingende Bewegungen. Der Humanismus ist aus dem Geist der Renaissance hervorgegangen. Und die Reformation sollte aus dem Geist des Humanismus hervorgehen, gefördert und hervorgebracht von zwei herausragenden Persönlichkeiten ihrer Zeit.

Erasmus und Luther sind in der Bekämpfung der Übergriffe, der Verlotterung der Kurie und des damaligen Papsttums eine Strecke gemeinsam gegangen. Doch beide verfolgten unterschiedliche Interssen und mit zunehmender Dauer kam ihre gegensätzliche Einstellung, die den gegensätzlichen Naturen entsprang, immer offenkundiger zum Vorschein.


Erasmus von Rotterdam

Erasmus von Rotterdam erwarb durch seine Werke und Schriften früh in ganz Europa Ruhm als Theologe, Sprachforscher und Rhetoriker. Der bedeutende Humanist galt als Vertreter eines ethisch orientierten, toleranten Christentums, als der er in der Reformationszeit zwischen den Parteien zu vermitteln suchte.

Erasmus war ein Ästhet, der in praktischen, insbes. aber in philosophischen Fragen mit einer geschliffenen Sprache von sich Reden machte. Dagegen war für Luther die Aussage entscheidend, die Wirkung interessierte ihn erst in zweiter Linie.

Bei aller Bewunderung für den Geist des Erasmus erkannte Luther schon bald die Unverbindlichkeit seines Wesens. In einem Brief vom 9. September 1521, das er während seines Aufenthaltes auf der Wartburg an Spalatin richtete, wies er auf diese Eigenschaft hin.


Erasmus blieb jedoch unverbindlich, spielerisch, den Beifall der Humanisten einkassierend, ohne sich nach der einen oder anderen Seite festzulegen. So kam es zu der grotesken Situation, daß Luther den Erasmus für einen Papsiten hielt, der Papst aber denselben für einen Lutheraner.

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Samstag, 15. April 2017

»Von der Freiheit eines Christenmenschen« von Martin Luther

Martin Luther

»Von der Freiheit eines Christenmenschen« ist eine im Jahr 1520 verfasste Streitschrift von Martin Luther. Luther stritt darin für die Freiheit des Glaubens. Er vertrat darin die These von der Freiheit des Glaubens eines Christenmenschen als Freiheit des Gewissens. Der Mensch ist für Luther mit seinem Gewissen nur vor Gott verantwortlich.

Luthers Schrift »Von der Freiheit eines Christenmenschen« (1520) fasst die „evangelische Freiheit“ eines Christen in Anlehnung an Paulus von Tarsus in zwei Sätzen dialektisch zusammen: „Ein Christ ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem untertan – durch den Glauben. – Ein Christ ist ein dienstbarer Knecht aller und jedermann untertan – durch die Liebe.“

Die »Freiheit des Christenmenschen«

ist gemäß der Lehre Martin Luthers

eine rein religiöse Freiheit des Gewissens vor Gott.

»Von der Freiheit eines Christenmenschen« gibt eine Zusammenfassung der beiden Seiten des religiös-ethischen Prinzips: "Ein Christ ist ein freier Herr aller Dinge" - da geht es um den Glauben, durch den Christus freimacht von allen Qualen und Gewissesnöten. "Ein Christ ist ein dienstbarer Knecht aller" - da geht es um die Liebe, die aus diesem Glauben emporwächst, und aus dem sich die ethischen, sozialen und politischen Konsequenzen unabdingbar und unerbittlich ergeben.

Die »Freiheit des Christenmenschen« ist eine rein religiöse Freiheit des Gewissens vor Gott. Luther wandte sich gegen die Freiheit und einen Angriff auf die Obrigkeit aufgrund der herrschenden sozialen Ungerechtigkeit, weil er die weltliche Ordnung als gottgegeben ansah. Ihm ging es aber nicht um die weltliche Freiheit des Individuums im Sinne der Selbstbestimmung des Menschen und dessen freien Willen. Hierin ist Luther mit seiner Lehre in seiner damaligen Zeit des Mittelalters mißverstanden worden.

Luther war ein konservativer Theologe, der an der Veränderung der Welt im Sinne der weltlichen Ordnung überhaupt keine Interesse hatte. Die unterdrückten Bauern und das Volk strebte jedoch nach Freiheit. Und so vertrat ein anderer Prediger dieser Zeit die weltlichen Interessen der unterdrückten Bauern und ihren allgemeinen Wunsch auf Freiheit: Thomas Müntzer. Er griff angesichts der herrschenden Unterdrückung den Willen der Menschen nach Freiheit auf und predigte den Himmel bereits auf Erden.

Müntzer unterstützte den Aufstand der unterdrückten Bauern, griff zum Schwert und erhob sich mit seinem Bauernheer im Jahr 1525 in Thüringen gegen die Obrigkeit.



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Geschichte des Freien Willens - Wikipedia


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Samstag, 11. Februar 2017

Luther und der Humanismus

Der Geist des Humanismus ist die vorherrschende geistige Grundströmung seiner Zeit des Mittelalters. Er verkündet den freien, den unabhängigen Geist. Die Reformation ist aus der Lehre des Humanismus entstanden, sie hat ihre Wurzel in dieser Lehre.

Die Lehre des Humanismus hat der Reformation den geistigen Weg geebnet. Luther leitete daraus für sich selbst das intensive Studium der Bibel ab: Humanismus hieß also für ihn vor allem Rückbesinnung auf die griechischen und hebräischen Originalschriften der Bibel - Bibelhumanismus. Beide Lehren, obwohl Brüder im Geiste, waren doch recht unterschiedlicher Natur: der Humanismus eine reine Geisteslehre und die Reformation eine religiöse Reformbewgung der Erneuerung.

Eng verbunden mit dem Humanismus ist der Name Erasmus von Rotterdam, einem niederländischen Gelehrten und führenden Vertreter der Lehre. Luther war ein standhafter Mann der Kirche, der ursprünglich ein Bewunderer des Erasmus war, sich jedoch später von im abwandte, da er im Glaubensstreit keine eindeutige Position beziehen wollte und zur Tat nicht fähig war.

Hinter dem geistigen Durchbruch des Erasmus von Rotterdam stand das neue Menschenbild der Renaissance, die Wiedergeburt des antiken Vernunftdenkens. Der klassische Geist der Antike war dreifach angelegt:
(1) In vernunftbedingten materiellen Erkenntnissen und Erklärungen der ionischen Naturphilosophie.
(2) In der politischen Mitverantwortung des Einzelnen in der völlig neuartigen attischen Demokratie.
(3) In der persönlichen Denkfreiheit des Individuums in der klassischen Philosophie des alten Athens. Insgesamt in einer offenen, freien Welt des menschlichen Geistes.

Erasmus von Rotterdam war »der erste bewußte Europäer, der erste streitbare Friedensfreund, der beredteste Anwalt des humanistischen, des weit- und geistesfreundlichen Ideals«, wurde durch seine Kritik an der Theologie und der Kirche zum Wegbereiter der Reformation. Doch er förderte sie nicht, distanzierte sich vielmehr mit seiner eigenen Ansicht über den freien Willen des Menschen von Luthers Meinung.

Er riet, als Kurfürst Friedrich ihn im Glaubensstreit zwischen Luther und dem Papst um sein Votum bat, bei deutlicher Sympathie für die Erneuerung der Kirche, »angesehene und unverdächtige Richter« einzusetzen. Erasmus wollte und konnte seine eigene Meinung, vielleicht aus Furcht vor Verantwortung, nicht ausschlaggebend werden lassen. Der wohl berühmteste und gelehrteste Mensch seiner Zeit zog sich so in sich selbst zurück. Denn »der freie, der unabhängige Geist, der sich keinem Dogma bindet und für keine Partei entscheiden will, hat nirgends eine Heimstatt auf Erden«.

Während Erasmus und Luther in der Bekämpfung der Übergriffe und der Verlotterung der Kurie und des damaligen Papsttums eine Strekce des Weges gemeinsam gegangen sind, hat sich in späterer Zeit ihre gegensätzliche Einstellung, den gegensätzlichen Naturen entsprang, immer offenkundiger gezeigt.

Erasmus war ein Ästhet, der in praktischen, insbesondere aber in philosophischen Fragen mit einer geschliffenen Sprache Fragen seine Gelehrsamkeit von sich gab. Dagegen war für Luther, die Aussage entscheidend, die Wirkung interessiert erst in zweiter Linie.

Bei aller Bewunderung für den Geist des Erasmus erkannte Luther schon früh die Unverbindlichkeit seines Wesens. Die Lehren beider speisten sich aus ganz unterschiedlichen Quellen: Dort die kühle, nur auf sich bedachte spielerische Geistigkeit und hier das warmherzige, aus Liebe und Geistigkeit geborene Engagement.

Beide vermieden, so lange es ging, den offenen Streit. Sie waren sich bewußt, daß sie als die bedeutendsten Geister der Zeit angesehen wurden. Auch wenn Luther die Unverbindlichkeit des Erasmus ablehnt und diser das öffentliche Draufgängertum Luthers verabscheut, so haben sie doch noch soviel Achtung voreinander, daß sie es nicht zu einem Generalangriff des einen auf den anderen ankommen lassen.

Luthers wichtigster Mitstreiter, der Humanist Philipp Melanchthon, wurde von dem humanistischen Gelehrten Johannes Reuchlin erzogen und stand als Gelehrter immer im Kontakt anderen Humanisten, insbesondere mit Erasmus. Melanchton war ein großer Verehrer von Erasmus.

Blog-Artikel:

Martin Luther als deutscher Reformator

Luther und sein fester Glauben

Erasmus von Rotterdam 550. Geburtstag


Weblinks:

Der Humanismus - www.luther.de

Martin Luther-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Martin Luther-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de


Eramus-Biorafien:


Erasmus von Rotterdam, der Fürst der Humanisten
von Erasmus von Rotterdam und Uwe Schultz

Triumph und Tragik des Erasmus von Rotterdam
Triumph und Tragik des Erasmus von Rotterdam
von Stefan Zweig