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Samstag, 18. November 2017

Nietzsche Bild von Luther

Friedrich Nietzsche

Für Friedrich Nietzsche hat Für die einen war Martin Luther gerade dann das Christentum wiederhergestellt, als es schon daniederlag. Der Reformator, laut Nietzsche ein „Verhängnis von Mönch“, taucht in den Schriften des Philosophen immer wieder auf.

Nietzsche hat Luther in seinem Werk ganz unterschiedlich „eingesetzt“ – je nach argumentativem Kontext. Man kann ihn gönnerhaft von oben als tapsigen Bauern und Grobian und Barbaren in die Ecke stellen. An anderer Stelle scheint er für ein paar Jahrhunderte in der europäischen Geschichte eine Schlüsselfunktion zu haben. Nietzsche scheint da nicht so festgelegt zu sein. Wir sollten uns hüten, Nietzsche selbst festlegen zu wollen. Denn der war ein großer Irritationskünstler, deshalb nehme man von ihm auch keine neuen reformatorischen oder antireformatorischen Lehren mit, sondern ganz viel Irritation und Reizung.

Martin Luther taucht in Nietzsches Schriften immer wieder auf. An einer Stelle lobt er Luthers Bibelübersetzung als „bestes deutsches Buch“, allerdings vor dem Hintergrund einer Kritik am Deutschtum. In dem Zusammenhang ist die Lutherbibel für Nietzsche immer noch ein schlechtes Buch verglichen etwa mit Leo Tolstoi oder Mark Twain. In seinen späten Schriften wird die Reformation als ein Umbruch verstanden, der konserviert hat, was eigentlich schon zum Vergehen verurteilt gewesen ist: die Christliche Moralität und die Vorstellungen, die das Christentum dem europäischen Menschen wie einen Alpdruck auferlegt hat. Die Reformation erscheint nun als „Kulturverbrechen“ und Luther als „unmöglicher Mönch“, der die Kirche angegriffen und so wiederhergestellt hat.

In der Nietzche-Rezeption haben manche Luther und die Reformation gegen die Kritik des Philosophen in Schutz genommen. Andere wiederum haben Nietzsche gar als konsequenten Fortsetzer eines lutherisch-reformatorischen Zerstörungsgedankens verstanden. Gleichzeitig gibt es eine ganze Reihe von Philosophen und Theologen, die Nietzsche als „Steigbügelhalter“ für eine Rückkehr zum Glauben benutzt haben. Es ist ein bestechender Gedanke, dass derjenige, der sich am stärksten gegen das Christentum und die hergebrachten Gottesvorstellungen richtet, derjenige ist, der wieder zu diesem Gott und diesem Glauben zurückführt.

Der Gedanke ist alt, dass kulturgeschichtliche Phänomene wie das Christentum häufig mehr durch die Gegner als durch die Freunde am Leben erhalten werden. Nietzsche ist sich außerdem durchaus bewusst gewesen, dass es kraftvoller Illusionen bedürfe. Der Zweifel ist Teil der Religiosität, aber es ist auch eine gewisse Zuversicht nötig, das hat der Philosoph Nietzsche hellsichtig und klar erkannt.


Weblinks:

Nietzsche und der Reformationsrummel - www.pro-medienmagazin.de

Martin Luther-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Martin Luther-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de


Blog-Artikel:

Nietzsche über den deutschen Mönch Luther

Martin Luther als deutscher Reformator – Philosopenwelt-Blog

Luther und sein fester Glauben

Luther und der Humanismus



Literatur:


Der Antichrist: Versuch einer Kritik des Christentums
von Friedrich Nietzsche

Weitere Luther-Artikel:

Luther

Samstag, 21. Oktober 2017

Gedanken zur Reformation

Die Reformation ist im Jahr 2017 in aller Munde, denn in diesem Jahr jährt sich der zum 500. Male. Das Wort Reformation ist ein geläufiger, in der Sprache fest verwurzelter Begriff, doch muß wissen, was man damit sagt.

Reformation - im Sinne von Re-formation - beabsichtigt ihrem Wesen nach immer wieder Rekonstruktion, Wiederherstellung und Regeneration, Wiedergeburt, ist also wesentlich positiv, nicht selten jedoch mit konservativer Konsequenz wie beim Luthertum.

Reformation heisst auch Neuformation der Gesellschaft oder Institution wie z.B. die Kirche. Beim Luthertum ging es um eine konservative Erneuerung des degenerierten und dekadenten katholischen Papsttums und des Kirchenstaates.

Luther wollte die Kirche erneuern (reformieren) entsprechend Gottes Willen, den er uns in seinem Wort, der Bibel, zeigt. Er begann die Reformation am 31. Oktober 1517 mit dem Anschlag von 95 Thesen (Lehrsätzen) an der Tür der Schloss-kirche in Wittenberg, einer kleinen Stadt im heutigen Bundesland Sachsen-Anhalt.


Reformation ist ein friedlicher Weg zur gesellschaftlichen Erneuerung, der andere heist Revolution.

Reformation hat im Kern etwas Konstantes und Bewahrendes, Revolution dagegen stets etwas Veränderndes. Bei einer Revolution geht es um Veränderung und nicht um Wiederherstellung.

Es ist ein Konstante jeglicher Kirchenorganisation, daß ihre Reformation von den gläubigsten Ketzern ausgeht: den tempel zerstören, um ihn schönder wider aufzubauen, die Wechsler austreiben, damit sich wieder die Gläubigen einfinden können.

Die Kirchenreformation setzt dabei die christliche Gesinnung voraus. Luther ging es um die Freiheit eines Christenmenschen, welche durch die Refornmation gestärkt werden sollte.


Reformation ist auch ein Gedankenexperiment: Reformation heisst neue Gedanken - für eine neue Zeit - denken.

Das katholische Verständnis von der Reformation: Reformation, heisst: Neuordnung, zur Form/Basis. Luther ist weg von der Basis, das Fundament ist das Papstum! Luther ein elender Spalter, Spaltungen kommen niemals von Gott!

Wahre Reformatoren waren Theresia von Avila, oder der Hl. Augustinus, aber Luther ist vom Teufel.
Weblink:

Luther-Biografie


Literatur:

Luther: Leben und Wirkung
Luther: Leben und Wirkung
von Friedrich Schorlemmer



Samstag, 30. September 2017

Nietzsche über den deutschen Mönch Luther

Friedrich Nietzsche

Religionskritik war ein zentraler Bestandteil von Nietzsches Philosophie, doch man muss Nietzsche nicht in seiner Religionskritik folgen, denn letztlich verwechselt er die eigene bigotte evangelische Genetik mit "dem Christentum". Den Katholizismus bspw. erfasst er überhaupt nicht und auch kaum mit seinen Akklamationen den Buddhismus.

Der protestantische Pfarrersohn Friedrch Nietzsche legte sich in Glaubensfragen gerne sein Feindbild zurecht, denn für ihn waren "Überzeugungen bekanntlich gefährlichere Feinde als Lügen". Um Luther kam er nicht herum, doch sein Angriff auf deutschen Mönch Luther wirkt etwas konstruiert und zu rechthaberisch.

Martin Luther war ein Mann des Glaubens, der gegen die Mißstände in der katholischen Kirche zu Felde zog. Luthers Aufbegehren und Streben richtete sich gegen die katholische Kirche und den Papst in Rom. Es war jedoch kein Aufbegehren gegen die Renaissance. Der Papst war ein Medici und damit für ein Vertreter der Renaisssance. Die Renaissance wandte sich wieder der antiken Geisteswelt zu. Humanismus wurde die neue Bewegung genannt, die das Ideal einer an der Antike orientierten, rein „menschlichen“ (humanen), mithin nicht theologischen Bildung aufstellte.

Leo X. - geboren als Giovanni de Medici - war vom 11. März 1513 bis zu seinem Tod Papst. Der Stellvertreter Christi auf Erden war kein Mann des rechten Glaubens, denn er kümmerte sich in Glaubensfragen keinen Deut. Er war nur mit weltlichen Dingen, der Kunst der Renaissance, beschäftigt. Unter Leo X. wurde der Vatikan jenseits von der Glaubenslehre zu einer Lasterhöhle.

In sein Pontifikat fiel der Beginn der Reformation. Ihre Bedeutung hatte Leo aber offensichtlich verkannt. Für den Neubau des Petersdoms förderte er den Ablasshandel, was für Martin Luther einer der Anstöße war, seine 95 Thesen am 31. Oktober 1517 an der Schlosskirche zu Wittenberg dem Kirchenvolk mitzuteilen. ´

Für den Papst war das Anliegen Luthers keinen Gedanken wert. Im Gegenteil, er verurteilte in der Bulle Exsurge Domine vom 15. Juni 1520 insgesamt 41 Schriften Luthers und exkommunizierte ihn am 3. Januar 1521 mit der Bulle Decet Romanum Pontificem. An den innerkirchlichen Missständen und am Ablasshandel änderte Leo X. jedoch nichts.

Da der Papst Leo X. ein Medici war und somit ein Vertreter der Renaissance war, wertete er Luthers Angriff auf die katholische Kirche als Angriff auf die Renaissance. Die Renaissance war jedoch keine Glaubensbewegung, sondern eine weltliche Kulturbewegung.

"Die Deutschen haben Europa um die
letzte große Cultur-Ernte gebracht,
die es für Europa heimzubringen gab,
– um die der Renaissance."

Die letzte große Chance auf Besserung sieht Nietzsche in der Renaissance: Hier sei alles zu einem Sieg der höheren Kultur über das Christentum vorbereitet gewesen, und gerade im Zentrum des Christentums, in Rom. Dies habe aber die Reformation durch Luther verhindert. Für Nietzsche gerät Luther also in den Verdacht, ein Feind der von ihm verehrten Renaissance zu sein.


Nietzsche hegte großen Argwohn über den deutschen Mönch Luther, denn der Wegbereiter der Reformation war ihm ein Dorn im Auge, weil er die kraftvolle Bewegung der Renaissance mit der Förderung seiner starken Naturen ins Wanken brachte und zu zerstören drohte - für Nietzsche ein unverzeihliches Fehlen.

Luther gilt als der Apostel der Deutschen. Der von Nietzsche aber als Bauern-Apostel verschmähte Luther musste Nietzsche ein Dorn im Augen sein. Für Friedrich Nietzsche hat Martin Luther gerade dann das Christentum wiederhergestellt, als es schon unterlag. Der Reformator war laut Nietzsche ein „Verhängnis von Mönch“.

"Ein deutscher Mönch, Luther, kam nach Rom. Dieser Mönch, mit allen rachsüchtigen Instinkten eines verunglückten Priesters im Leibe, empörte sich in Rom gegen die Renaissance ... Statt mit tiefster Dankbarkeit das Ungeheure zu verstehn, das geschehen war, die Überwindung des Christenthums an seinem Sitz –, verstand sein Haß aus diesem Schauspiel nur seine Nahrung zu ziehn. Ein religiöser Mensch denkt nur an sich. – Luther sah die Verderbniß des Papstthums, während gerade das Gegentheil mit Händen zu greifen war: die alte Verderbniß, das peccatum originale, das Christenthum saß nicht mehr auf dem Stuhl des Papstes! Sondern das Leben! Sondern der Triumph des Lebens! Sondern das große Ja zu allen hohen, schönen, verwegenen Dingen! ... Und Luther stellte die Kirche wieder her: er griff sie an... Die Renaissance – ein Ereigniß ohne Sinn, ein großes Umsonst! – Ah diese Deutschen, was sie uns schon gekostet haben! Umsonst – das war immer das Werk der Deutschen. – Die Reformation; Leibniz; Kant und die sogenannte deutsche Philosophie; die »Freiheits«-Kriege; das Reich – jedesmal ein Umsonst für Etwas, das bereits da war, für etwas Unwiederbringliches."

"Hier thut es noth, eine für Deutsche noch hundertmal peinlichere Erinnerung zu berühren. Die Deutschen haben Europa um die letzte große Cultur-Ernte gebracht, die es für Europa heimzubringen gab, – um die der Renaissance. Versteht man endlich, will man verstehn, was die Renaissance war? Die Umwerthung der christlichen Werthe, der Versuch, mit allen Mitteln, mit allen Instinkten, mit allem Genie unternommen, die Gegen-Werthe, die vornehmen Werthe zum Sieg zu bringen... Es gab bisher nur diesen großen Krieg, es gab bisher keine entscheidendere Fragestellung als die der Renaissance, – meine Frage ist ihre Frage –: es gab auch nie eine grundsätzlichere, eine geradere, eine strenger in ganzer Front und auf das Centrum los geführte Form des Angriffs! An der entscheidenden Stelle, im Sitz des Christenthums selbst angreifen, hier die vornehmen Werthe auf den Thron bringen, will sagen in die Instinkte, in die untersten Bedürfnisse und Begierden der daselbst Sitzenden hinein bringen ... Ich sehe eine Möglichkeit vor mir von einem vollkommen überirdischen Zauber und Farbenreiz: – es scheint mir, daß sie in allen Schaudern raffinirter Schönheit erglänzt, daß eine Kunst in ihr am Werke ist, so göttlich, so teufelsmäßig-göttlich, daß man Jahrtausende umsonst nach einer zweiten solchen Möglichkeit durchsucht; ich sehe ein Schauspiel, so sinnreich, so wunderbar paradox zugleich, daß alle Gottheiten des Olymps einen Anlaß zu einem unsterblichen Gelächter gehabt hätten – Cesare Borgia als Papst... Versteht man mich? ... Wohlan, das wäre der Sieg gewesen, nach dem ich heute allein verlange –: damit war das Christentum abgeschafft! "

Nietzsche donnert gegen Luther, der durch sein allgemeines Priestertum diese Hierarchie beseitigte, die demokratische Gleichheit eingeführt und so den höheren Menschen abgeschafft habe. Die Reformation sei der Bauernaufstand des Nordens gegen den feineren Geist des Südens, Luther selbst der beredteste und unbescheidenste Bauer, den Deutschland je gehabt habe, ein Schimpfteufel, Plebejer und Rüpel, der "direkt" und "ungeniert" mit seinem Herrgott reden wollte, weil er keinen Sinn hatte für Ehrfurchtsetikette und hieratischen Geschmack.

Nietzsche begeisterte sich geradezu für die Aristokratie der römischen Kirche, für die Anmut der Gebärden, die herrschenden Augen, das durchgeistete Antlitz, wie man das bei der höchsten Geistlichkeit sehen könne, besonders wenn sie aus vornehmen Geschlechtern komme. Und da er nun gerade auf dieser Tour "philosophiert", erhält der Priester, der ihm sonst eine Ausgeburt ist von Niedrigkeit, Ohnmacht, Lebensneid und giftigster Verleumdungssucht, den Ehrentitel »delikateres Raubtier«, und die Kirchenfürsten erscheinen als Brücke zum Übermenschen.

Luther stellte sich dem Papst entgegen und nannte ihn einen Antichrist. Er fühlte sich als der Mensch, der aus dem Mittelalter heraustritt und die göttliche Sendung hat, den Menschen die reine Wahrheit, ausgewiesen durch das Neue Testament zu verkünden.

Luther war ein Mensch in der Revolte. Er war der größte Rebell, den die deutsche Geschichte aufzuweisen hat – und wollte doch nichts weniger sein. Martin Luther hat mit den sagenhaften Hammerschlägen, mit denen er seine 95 Thesen an das Tor der Schlosskirche zu Wittenberg nagelte, das Mittelalter beendet und ein neues Zeitalter begründet: das, in dem wir heute leben.



Weblinks:

Martin Luther-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Martin Luther-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

Friedrich Wilhelm Nietzsche: Der Antichrist


Blog-Artikel:

Martin Luther als deutscher Reformator – Philosopenwelt-Blog

Luther und sein fester Glauben

Luther und der Humanismus
Literatur:


Der Antichrist: Versuch einer Kritik des Christentums
von Friedrich Nietzsche

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