Samstag, 25. November 2017

»Die Gier und das Glück: Wir zerstören, wonach wir uns sehnen« von Friedrich Schorlemmer

Die Gier und das Glück: Wir zerstören, wonach wir uns sehnen

»Die Gier und das Glück: Wir zerstören, wonach wir uns sehnen« von Friedrich Schorlemmer
Friedrich Schorlemmer hatte es nie nötig, jemandem nach dessen Munde zu reden. Seine Biografie verleiht ihm Glaubwürdigkeit und mit seinem neuen Buch stürzt er sich einmal mehr in ein mutiges Unterfangen.

Zur Wendezeit, vor 25 Jahren, war er einer der führenden Revolutionäre aus kirchlichen Reihen. Er sprach Wahrheiten aus, die die Mächtigen nicht hören wollten und niemand konnte wissen wohin es läuft. Ähnlich ist es mit diesem Buch.

Friedrich Schorlemmer spricht zu seinem 70. Geburtstag mahnende Wahrheiten aus. Bei seinem Konzept bleibt er sich treu, wie auch in der Tatsache, dass jeder Einzelne wichtig ist in dem Prozess etwas für das Glück tun zu können. Die schnelle, weitverbreitete Ausrede, "Da kann ich als Einzelner sowieso nichts tun!" zieht bei Schorlemmer nicht.

Wohl jeder von uns kennt die Sehnsucht nach Glück. Selbst wenn wir Glück nicht immer gleich definieren, vor dieser unbändigen Sehnsucht ist niemand sicher, ja wir brauchen diese Sehnsucht sogar, der Autor schreibt genau warum. Sein Ziel jedoch in diesem Buch ist es, uns auf frischer Tat zu stellen. Sehr genau beschreibt er an Beispielen wie wir Glückssucher uns selbst täglich ein Bein stellen und uns unser Glück zerstören.

"Es ist sehr schwer, das Glück in uns zu finden,

und es ist ganz unmöglich, es anderswo zu finden."


Nicolas Chamfort, frz. Autor u. Philosoph, 1741-1794

Die Gesellschaft lässt sich von Gier leiten. Eine Gesellschaft von Egoisten, getrieben von der Sucht nach Mehr, kann nicht überleben, sagt Friedrich Schorlemmer. Wenn wir unseren Blick nicht weiten, auch auf andere hin, sind wir verloren. Gier lauert hinter jeder Tür. Sie will das schnelle Glück und sieht den anderen nur als Konkurrenten. Durch Konsum, durch Haben und Besitzen, freilich in einer ewigen Spirale, die keine Zufriedenheit, kein Maß kennt.

Glück, das ist Freude, Vitalität, innere Freiheit und Weite. Gier macht unfähig zum Genießen, sie verengt den Blick und verhärtet das Herz. Gier will haben. Glück will sein. Leben braucht Sinn. Wo wir der Gier verfallen, verhindern wir den Sinn. Wir zerstören, wonach wir uns sehnen.Schorlemmer zeigt Konsequenzen für den Einzelnen und für unsere Gesellschaft.


Alle 24 Kapitel bezeugen einen ausgesprochen wachen, unserer Realität verpflichteten Geist, bewandert in Theologie, Literatur, Politik, Geschichte. Brillant auch die sprachlich virtuose Darstellung, welche die Lektüre zu einem durchweg kurzweiligen, aber auch herausfordernden Lesevergnügen macht! Ein kluges Buch, das Lebensfreude und Verantwortung atmet und immer wieder deutlich macht: Wir sind Menschen, keine Götter - wiewohl wir danach gieren!

Literatur:

Die Gier und das Glück: Wir zerstören, wonach wir uns sehnen
Die Gier und das Glück: Wir zerstören, wonach wir uns sehnen
von Friedrich Schorlemmer (

Samstag, 18. November 2017

Nietzsche Bild von Luther

Friedrich Nietzsche

Für Friedrich Nietzsche hat Für die einen war Martin Luther gerade dann das Christentum wiederhergestellt, als es schon daniederlag. Der Reformator, laut Nietzsche ein „Verhängnis von Mönch“, taucht in den Schriften des Philosophen immer wieder auf.

Nietzsche hat Luther in seinem Werk ganz unterschiedlich „eingesetzt“ – je nach argumentativem Kontext. Man kann ihn gönnerhaft von oben als tapsigen Bauern und Grobian und Barbaren in die Ecke stellen. An anderer Stelle scheint er für ein paar Jahrhunderte in der europäischen Geschichte eine Schlüsselfunktion zu haben. Nietzsche scheint da nicht so festgelegt zu sein. Wir sollten uns hüten, Nietzsche selbst festlegen zu wollen. Denn der war ein großer Irritationskünstler, deshalb nehme man von ihm auch keine neuen reformatorischen oder antireformatorischen Lehren mit, sondern ganz viel Irritation und Reizung.

Martin Luther taucht in Nietzsches Schriften immer wieder auf. An einer Stelle lobt er Luthers Bibelübersetzung als „bestes deutsches Buch“, allerdings vor dem Hintergrund einer Kritik am Deutschtum. In dem Zusammenhang ist die Lutherbibel für Nietzsche immer noch ein schlechtes Buch verglichen etwa mit Leo Tolstoi oder Mark Twain. In seinen späten Schriften wird die Reformation als ein Umbruch verstanden, der konserviert hat, was eigentlich schon zum Vergehen verurteilt gewesen ist: die Christliche Moralität und die Vorstellungen, die das Christentum dem europäischen Menschen wie einen Alpdruck auferlegt hat. Die Reformation erscheint nun als „Kulturverbrechen“ und Luther als „unmöglicher Mönch“, der die Kirche angegriffen und so wiederhergestellt hat.

In der Nietzche-Rezeption haben manche Luther und die Reformation gegen die Kritik des Philosophen in Schutz genommen. Andere wiederum haben Nietzsche gar als konsequenten Fortsetzer eines lutherisch-reformatorischen Zerstörungsgedankens verstanden. Gleichzeitig gibt es eine ganze Reihe von Philosophen und Theologen, die Nietzsche als „Steigbügelhalter“ für eine Rückkehr zum Glauben benutzt haben. Es ist ein bestechender Gedanke, dass derjenige, der sich am stärksten gegen das Christentum und die hergebrachten Gottesvorstellungen richtet, derjenige ist, der wieder zu diesem Gott und diesem Glauben zurückführt.

Der Gedanke ist alt, dass kulturgeschichtliche Phänomene wie das Christentum häufig mehr durch die Gegner als durch die Freunde am Leben erhalten werden. Nietzsche ist sich außerdem durchaus bewusst gewesen, dass es kraftvoller Illusionen bedürfe. Der Zweifel ist Teil der Religiosität, aber es ist auch eine gewisse Zuversicht nötig, das hat der Philosoph Nietzsche hellsichtig und klar erkannt.


Weblinks:

Nietzsche und der Reformationsrummel - www.pro-medienmagazin.de

Martin Luther-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Martin Luther-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de


Blog-Artikel:

Nietzsche über den deutschen Mönch Luther

Martin Luther als deutscher Reformator – Philosopenwelt-Blog

Luther und sein fester Glauben

Luther und der Humanismus



Literatur:


Der Antichrist: Versuch einer Kritik des Christentums
von Friedrich Nietzsche

Weitere Luther-Artikel:

Luther

Sonntag, 12. November 2017

Über die Entstehung von Religionen


Martin Luther

Religion gibt den Menschen die Möglichkeit, sich die Welt ihres Glaubens vorzustellen und sie zu tranzendieren. Sie ist somit ein Versuch der Transzendenz der bestehenden Welt, in der Menschen leben.

Religion beruht auf mehreren Fundamenten, durch welche sich die Entstehung von Religionen erklären lässt. Die Religion setzt Glaube voraus, Glaube bedeutet jedoch Nichtwissen. Glaube setzt Bereitschaft, Furcht und Demut des Gläubigen voraus. Wissenschaft jedoch Mut zu Erkenntnis. So entstanden unterschiedliche Positionen im Widerstreit der Interessen.

Glaube basiert auf der menschlichen Übernahme von religiösen Vorstellungen. Überwiegt die Vorstellung vom Glauben, wird die Vernunft zur Geißel der Religion. Luther erhob als tief religiöser Mensch in seiner Lehre den Glauben über die Vernunft und geriet mit dieser Haltung in eine wissenschaftsfeindliche Position.

Der biblische Text liefert den entscheidenden Hinweis - 1. Mose 1 27: »Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn«. Unzweifelhaft lässt sich diese Bildbeziehung auch umgekehrt deuten. Der Mensch und seine Erfahrung sind der Stoff, aus dem ddie Träume von Gott gemacht sind. Das religiöse Auge projeziert irdische Vorstellung an den Himmel.

Alle Religionen sind auf dem Boden der Furcht errichtet. Die Unwetter, der Donner, die Stürme sind die Ursache dieser Furcht. Der Mensch, der sich den Naturereignissen gegenüber ohnmächtig fühlte, suchte eine Zuflucht bei Wesen, die stärker waren als er selbst. Erst später haben ehrgeizige Männer, raffinierte Politiker und Philosophen es verstanden, aus der Leichtgläubigkeit des Volkes ihren Vorteil zu ziehen. Zu diesem Zweck erfanden sie eine Vielzahl von ebenso phantastischer wie grausamen Göttern, die keinem anderen Zweck dienten als dem, ihre Macht gegenüber den Leuten zu festigen und zu erhalten. “Lachen tötet die Furcht und ohne Furcht kann es keinen Glauben geben“, sagt der blinde Jorge in Umberto Ecos Roman »Der Name der Rose«.

Daß die menschliche Einbildungskraft bei der Ausmalung der himmlischen Bevölkerung allzu dezent vorgangen sei, wird niemand behaupten. Seltsame Zeugungs- und Schwängerungsphantasien mit besonderer Raffinesse, läßt sich Maria doch vom Heiligen Geist schwängern. Es soll damit die Vorstellung vermieden werden, daß zwischen Vater und Sohn ein sexuelles Band bestehe.

Samstag, 4. November 2017

Luthers Vermächtnis


Martin Luther


Martin Luther war ein im Glauben verwurzelter Mensch, rebellisch als von seinem Gewissen geleiteter Einzelner, unerschrocken aus Fröhlichkeit. Er war ein Kirchen- und Sozialreformer, mit seiner Bibelübersetzung wurde er zum Sprachschöpfer.

Für die einen war Luther der Prophet der Deutschen, der Befreier, Held und Identitätsstifter, für die anderen der cholerische Grobian, der Schandvogel, der Separatist. Seit vor 500 Jahren seine Thesen bekannt wurden, schieden sich die Geister an dem Theologen und sie tun dies bis heute.

Luthers Glaubensgrundsatz war ein Losung aus Paul Gerhardts berühmten Kirchenlied "Eine feste Burg ist unser Gott". Eine feste Burg war auch sein Glaube, für den er mit großer Überzeugungskraft immer wieder eintrat. Er stellte sich dem Papst entgegen und nannte ihn einen Antichrist. Er fühlte sich als der Mensch, der aus dem Mittelalter heraustritt und die göttliche Sendung hat, den Menschen die reine Wahrheit, ausgewiesen durch das Neue Testament zu verkünden.

Er war der größte Rebell, den die deutsche Geschichte aufzuweisen hat – und wollte doch nichts weniger sein. Er hat mit radikalem Bibilizismus den Anspruch der Kirche auf Autorität zurückgeschlagen. Martin Luther hat mit den sagenhaften Hammerschlägen, mit denen er seine 95 Thesen an das Tor der Schlosskirche zu Wittenberg nagelte, das Mittelalter beendet und ein neues Zeitalter begründet: das, in dem wir heute leben.

Zu Luthers Vermächtnis gehört die Verkündigung des Geistes dse Evangeliums und die Übersetzung der Bibel aus dem Griechischen ins Deutsche. Durh die Übersetzung des Evangelium wurde Luther zum Begründer der deutschen Sprache, die für jedermann verständlich war.

Während des eher unfreiwilligen Aufenthalts auf der Wartburg fand Luther trotz "vielfacher Belästigungen durch den Teufel" die Zeit, sich einer großen Aufgabe zu widmen: er übersetzte in nur elf Wochen das Neue Testament aus dem Griechischen ins Deutsche. Das Werk wurde später noch von Melanchthon und anderen Spezialisten (z.B. Caspar Cruciger) bearbeitet, es erscheint 1522 als sogenannte "Septemberbibel" im Druck. Dadurch wurde Luther zum Schöpfer der neuhochdeutschen Schriftsprache.



Luther: Leben und Wirkung

Luther ist der Verfasser zahlreicher religiöser Schriften, die ihn bekannt machten. Er ist der Schöpfer des Großen und Kleinen Katechismus, einem für jedermann verständlichen Buch zum Verständnis des Evangeliums.

Das wichtigste Erbe Luthers für die Kirche und für Deutschland ist zum einen die Entdeckung, dass in Fragen des Glaubens und des Gewissens jeder Mensch frei ist. Aber auch die Erkenntnis, daß nichts, was ich leiste, mein Leben am Ende ausmacht, sondern daß dem Menschen dieser Lebenssinn von Gott zugesagt wird. Das kann in einer auf Leistung fixierten Gesellschaft durchaus befreiend wirken.

Zu Luthers Vermächtnis gehört natürlich die Sprache, die bis heute von Luther geprägt ist. Luther ist der Begründer der deutschen Sprache, die für jedermann verständlich war. Luther hat die deutsche Sprache nicht erfunden, aber er ist der Geburtshelfer der verständlichen deutschen Sprache. Die Wartburg ist der Geburtsort, hier hat er die Bibel erstmals so ins Deutsche übersetzt, dass die einfachen Leute sie verstehen konnten. Zwar wurde das Neue Testament auch vor Luther schon mehr als ein Dutzend Mal übersetzt, aber so schwach, dass der Mann auf der Straße weder Vergnügen an der Lektüre hatte, noch verstand, was dort geschrieben stand.

Luther hat der deutschen Sprache das Leben eingehaucht, er hat sie zu unserer, des Volkes Sprache gemacht; vor Luther war sie eine Sprache für die gebildeten Stände, für die Priester und den Adel. Das war Absicht: Ein sprachloses Volk begehrt nicht auf, es will vielleicht mitreden, aber kann es nicht: Ihm fehlen die Worte.

Dazu gehört auch sein Akzent auf Bildung für alle. Bildung ist gerade in Glaubensfragen wichtig in Zeiten, in denen Fundamentalismus um sich greift. Zudem die von ihm geschriebenen Kirchenlieder.


Weblinks:

Martin Luther-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Martin Luther-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de


Blog-Artikel:

Martin Luther als deutscher Reformator – Philosopenwelt-Blog

Luther und sein fester Glauben

Luther und der Humanismus
Literatur:

Luther: Leben und Wirkung
Luther: Leben und Wirkung
von Friedrich Schorlemmer



Luther-Weblinks:

Luther-Portal - www.luther.de

Der Humanismus - www.luther.de

Martin Luther und die deutsche Sprache

Martin Luther-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Martin Luther-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

Weitere Luther-Artikel:

Luther