Samstag, 28. August 2021

Neue Freiheiten durch die Einführung der 3G-Regel

Ein Schild mit Hinweis auf die 3G-Regel steht vor einem Restaurant.


Da alle Risikogruppen fast vollständig geimpft sind und die allgemeine, durchschnittliche Bedrohung durch Corona ganz offensichtlich nicht größer als die einer normalen Grippe ist, können die Beschränkungen wieder gelockert werden. Bislang hieß es doch, nur Risikogruppen müssten geimpft werden, damit das Gesundheitssystem nicht überlastet wird. Mittlerweile ist klar, dass die Risikogruppen auch ein drittes Mal geimpft werden müssen.

Die Regelungen dabei werden übersichtlicher. Seit kurzem gilt nun bundesweit verbindlich die 3G-Regel. Bundesweit heißt es nun verpflichtend: Wer sich in öffentlich zugänglichen Innenräumen trifft, muss geimpft, genesen oder getestet sein. Die Testpflicht gilt für den Besuch von Restaurants, Kinos, beim Frisör und bei anderen körpernahen Dienstleistungen, für Fitnessstudios, Schwimmbäder und Sporthallen, für Veranstaltungen, den Besuch in Krankenhäusern, Reha- oder Behinderteneinrichtungen sowie in Pflegeheimen. Nötig ist ein bis zu 24 Stunden alter negativer Schnelltests oder ein PCR-Test. PCR-Tests sind 48 Stunden gültig. Auch wer im Hotel übernachtet, muss einen negativen Test vorlegen. Er muss an jedem dritten Tag des Aufenthalts wiederholt werden.

So lassen sich die getroffenen Regelungen als eine spezielle Form des Utilitarismus interpretiren: das Glück der Mehrheit der Geimpften gegenüber der Minderheit der Nicht-Geimpften - wohl verstanden auch als Anspruch auf die Wiedererlangung von Freiheiten.

Die Karten der Freiheit und deren Wiedererlanung werden im Zuge der Lockerungen neu gemischt. Es geht nun im Zuge des Impfungsfortschrittes um die Gewährung von Freiheitsrechten, die diejenigen genießen dürfen, welche geimpft sind gegenüber denjenigen, die bisher nicht geimpft sind. Voll Immunisierte, Genesene, Kinder, Schüler und weitere Ausnahmefälle zusammengenommen dürften gut zwei Drittel der Bevölkerung ausmachen, vielleicht sogar drei Viertel.

Eine Impfung sollte zum Selbstschutz dringend empfohlen werden. Ein zu hoher Anteil Ungeimpfter gefährdet ein geregeltes Leben und damit die Gesundung aller.Der überwiegende Anteil der Neuinfizierten - und vor allem der Menschen, die auf Intensivstationen liegen - sind weiterhin Ungeimpfte! Tatsache ist, daß auch Geimpfte das Virus weitergeben können. Aber Schnelltests sind nur bedingt geeignet weil zu ungenau - vor allem bei Geimpften ist es wahrscheinlicher dass eher der Schnelltest falsch-positiv war als der Geimpfte tatsächlich infiziert ist. Eine Impfung sollte zum Selbstschutz aus utilitaristischen Gründen dringend empfohlen werden.

Donnerstag, 26. August 2021

Politiker als die letzten Menschen


Nietzsche schildert in „Also sprach Zarathustra“ den letzten Menschen. Hat sich Nietzsche schon in seinen früheren Werken, wie „Morgenröte“, „Menschliches Allzumenschliches“ und „die Fröhliche Wissenschaft“ als feinster Diagnostiker unserer modernen Gesellschaft erwiesen, so charakterisiert er mit dem letzten Menschen den modernen Menschen als solchen. Es ist der gegenwärtige Mensch.

Nietzsche beschreibt in diesem Text schon vor über 130 Jahren in prophetischer Weise die Verfassung des modernen Menschen. Es geht um die Aufrechterhaltung des Status quo. Die Gesellschaft wird auf Dauer gestellt. Das Leben erstarrt, man tritt auf der Stelle, trotz beschleunigtem Lebenswandel. „Rasender Stillstand“ macht sich breit. Es geschieht natürlich sehr viel: Finanzkrisen, Wirtschaftskrisen, Revolten, Aufruhr, Demonstrationen, Katastrophen aller Art, Sensationen. Aber es ändert sich nichts Wesentliches mehr in der Grundstruktur der westlichen Gesellschaft. Und der Rest der Welt sieht keine andere Option, als sich der westlichen Grundstruktur anzupassen.

»Der letzte Mensch« ist ein Ausdruck des Philosophen Friedrich Nietzsche in »Also sprach Zarathustra«. Er steht für den „christlich-demokratisch-sozialistischen“ Menschen, d. h. das schwächliche Bestreben nach Angleichung der Menschen untereinander, nach einem möglichst risikolosen, langen und „glücklichen“ Leben ohne Härten und Konflikte - also letztlich für den Nihilisten.

Alles ist sehr gleich, sehr klein, sehr langweilig. Der letzte Mensch hat keine Leidenschaft, er ist ohne Thymos (Mut, Eifer), wie Peter Sloterdijk in „Zorn und Zeit“ sagt. Dazu Max Weber: „Fachmenschen ohne Geist, Genussmenschen ohne Herz: dies Nichts bildet sich ein, eine nie vorher erreichte Stufe des Menschentums erstiegen zu haben.“

Die letzten Menschen haben kein Herz und sind unfähig zu Tugenden, zu Visionen und großen Unternehmungen. Sie sind konsumierende Gutmenschen, freiwillige Knechte in einer autonomen Herde.

Die letzen Menschen haben das Glück nicht gefunden, sondern erfunden. Kleine Gifte und Rauschmittel, die Drogen und Pillen der Pharmaindustrie, mancherlei Therapien, dimmen den Menschen auf Halbmast und rauben ihm Sehnsucht und Verlangen: Fröhlich konsumierende Roboter.

Die Behaglichkeit des Wohlstandes führt zu geistiger Versklavung.

„Das moderne Leben lebte noch, als die bürgerliche Askese, Berufsmenschentum und Spezialisierung begeisterte. Wenn der Geist der Askese schwindet, erscheint der letzte Mensch.“ Und Max Weber weiter:“ Spezifisch ist die absolut unentrinnbare Gebanntheit unserer ganzen Existenz, dieses stahlharte Gehäuse des kapitalistischen Wirtschaftskosmos.“ Max Weber

Unentrinnbarkeit ist der Gegenbegriff zur Freiheit. Man könnte auch Uniformierung, Standardisierung und Konformismus sagen. Man fühlt sich orientierungslos, wenn man das gewohnte „stahlharte Gehäuse“ einmal verlassen müsste.

Politiker fallen unter den Typus des letzten Menschen. Er ist der typische Vertreter der Aufrechterhaltung des Status quo. Ihm fehlt das Vitale am Menschen. Es ist ein decadent.

Der letzte Mensch ist jemand, der mit seiner Umwelt und den Möglichkeiten, die das Leben bietet, nicht zurecht kommt.



Weblink:

Nietzsches letzter Mensch ist der heutige moderne Mensch - www.vns.de

Vorrede zum Zarathustra

Samstag, 21. August 2021

Demokratie aus dem Geist der Kommunikation


Politische Kommunikation und digitale Medien in der Demokratie Medien sind ein wichtiger Bestandteil der kommunikativen Gestaltung des öffentlichen Raumes, insbesondere für die Verständigungs- und Aushandlungsprozesse zwischen den politischen Eliten, gesellschaftlichen Akteuren und der Bevölkerung.

Seine kritischen Denkanstöße gelten der Idee einer streitbaren Demokratie aus dem Geiste der Kommunikation. Er plädiert für eine Politik, die dazu beiträgt, die institutionellen Voraussetzungen der Demokratie in den Ländern weltweit zu stabilisieren.

Kommunikation ist ein mächtiges Instrument für Demokratie, denn Demokratie entsteht wesentlich auch aus dem Geiste der Kommunikation. Grundlage ist die Idee einer streitbaren Demokratie aus dem Geiste der Kommunikation. Dieser Idee gemäss sollen politische Entscheidungen durch öffentliche Prozesse argumentativen Abwägens zustande kommen, an denen teilzunehmen alle Bürger der Zivilgesellschaft aufgerufen sind. Jürgen Habermas ist davon überzeugt, dass Demokratie ohne inklusive Beteiligung und ohne vitale Debatten über das Pro und Contra anstehender politischer Entscheidungen ihre Triebkraft verliert.

In diesm Sinne lebt die Demokratie von der Fähigkeit der politischen Entscheidungsträger, dem / der BürgerIn und Wähler Inhalte kommunikativ zu vermitteln und Informtationen allgemeinverständlich und nachvollziehbar "an den Mann zu bringen", denn nur wenn der Bürger die Inhalte auch verstehen kann, wird er Verständis für die Entscheidungsträger und ihre Motivation aufbringen. So festigt sich das Band zwischen Volk und deren Volksvertreter.

Samstag, 14. August 2021

Gelassenheit hilft in der Corona-Krise

Marc Aurel



Wenn die Welt beängstigend ist, findet sich Trost in den Lehren von Philosophen, welche gewusst haben, wie man mit einer Krise umgeht.

Menschen betrachten Philosophie oft als eine Beschäftigung mit Büchern oder vielleicht als die Wahl eines Lebens bärtiger alter Männer, die asketisch in Höhlen hausen.

Aber der Stoizismus - eine alte Schule der Philosophie, die von Leuten wie Seneca, Epiktet und Marcus Aurelius praktiziert wurde - ist für die reale Welt - und angesichts der Coronavirus-Pandemie sind seine Lehren gerade jetzt von großer Bedeutung.


Gelassenheit hilft in der Corona-Krise, denn wer gelassen bleibt, der lässt sich von der Krise weniger beeindrucken und unterkriegen. Ein Stoiker begegnet der Krise mit Gleichmut wie Marc Aurel, der römische Kaiser, der gelassen in Zeiten der Not regiert hat und ein Vertreter der Stoa war. So lässt sich mit der Stoa in betonter Gelassenheit Haltung gegen Corona zeigen. Die Menschen werden in Momenten der Kontemplation feststellen: Die Stoa hilft! In diesen Tagen und Wochen kann besonders eine praktische Philosophie wie die der Stoiker dazu beitragen, gelassen, besonnen auf die Krise zu reagieren. Die Stoiker beriefen sich auf Zenon von Kition (333-262 v. Chr.). Diese glaubten, daß die Affekte und Leidenschaften den Menschen daran hindern glücklich zu sein. Leidenschaften beirren die "Vernunft" und lassen die Dinge im falschen Licht sehen. Stoiker unterscheiden vier Gattungen von Affekten: Lust, Unlust, Begierde, und Furcht.

Halten Sie es in der Corona-Krise wie der römische Kaiser Marc Aurel, der in Zeiten von Kriegen, Elend und Hungernöten als stets gelassen blieb. Marc Aurel war ein bedeutender römischer Kaiser und Philosoph. Er war der einzige Philosoph auf dem Thron, der als römischer Kaiser ein Weltreich regierte. Die Zeitumstände jedoch sprachen gegen einen Philosophen als Kaiser, er regierte in Zeiten von Kriegen, Mißernten und Hungersnöten.


Seine philosophischen Betrachtungen sind hergeleitet aus den Ideen der Stoa (ca. 300 v. Chr.), diese dann - von Seneca und Epiktet beeinflusst - prägten sein Gedankengut im Sinne Platons Dualismus von Herrscher und Philosoph in einem zu sein. Marc Aurel war ein Anhänger der Lehren der Stoa und gilt als bedeutender Vertreter des Spät-Stoizismus. Er bekannte sich zu den Lehren der Stoa und begenete allen Widerwärtigkeiten auch mit stoischer Gelassenheit und Weisheit.


Es gibt unterschiedliche Wege und Denkhaltungen, einer Krise zu begegnen: Rückzug, innere Einkehr, Reflektion, Kontemplation und betonte Gelassenheit.


Auch im praktischen Alltag hilft die Stoa, sich bedrückenden Ereignissen entgegenzustellen und diesen die kalte Schulter zu zeigen. Wenn Ihnen, werte(r) LeserIn dieser Zeilen, zum Beispiel nach Einbruch der Dunkelheit regelmäßig bestellte ...

Weblink:

Marcus Aurelius - www.famousphilosophers.org


Samstag, 7. August 2021

Nietzsche und die ewige Wiederkehr des Gleichen

Nietzsche-Stein


1881 verbrachte Friedrich Nietzsche seinen ersten Sommer in Sils-Maria im Oberengadin. Hier im Hochgebirge, „6000 Fuß jenseits von Mensch und Zeit“, hat er an einem hellen Augustvormittag 1881 ein Offenbarungserlebnis, das er im Rückblick immer stärker mystifizieren wird: die Erkenntnis von der ewigen Wiederkehr.

Die Ewige Wiederkunft des Gleichen ist ein zentraler Gedanke in Friedrich Nietzsches Philosophie, dem zufolge sich alle Ereignisse unendlich oft wiederholen. Dieses zyklische Zeitverständnis ist für Nietzsche die Grundlage höchster Lebensbejahung. Nietzsches Gleichnis von der ewigen Wiederkehr besagt, daß das Leben der unendlichen Kreisbewegung von Entstehen und Vergehen im ewigen Spiel der Naturkräfte folgt.

Nach buddhistischer Vorstellung befinden sich alle Lebewesen in einem fortlaufenden Kreislauf aus Geburt, Werden und Tod. Das ist das Samsara. Die Ursache dafür ist das Karma. Die Befreiung vom ewigen Kreis der Die Ursache dafür ist das Karma. Die Befreiung vom ewigen Kreis der Wiedergeburt ist nur durch Erleuchtung möglich: Dann entsteht kein neues Karma mehr. Im Nirwana gibt es keine Wiedergeburt mehr, aber auch keinen Tod.

Samsara nennen Hindus und Buddhisten den ewigen Kreislauf des Lebens. Hindus und Buddhisten glauben, dass der Geist eines jedes Lebewesens nach seinem Tod immer wieder in einem neuen Körper geboren wird. Dabei entscheiden die Gedanken und Taten eines Menschen jeweils darüber, in welchem Körper, in welcher Umgebung und unter welchen Umständen er sein nächstes Leben verbringt.

Die Konstellation der äußeren Bedingungen, die (auch) unser Er-Leben ausmachen - in sehr, sehr weit entfernter Zukunft - kehrt wieder, die immerwährende Bewegung der Materie und die Abhängigkeit des Lebens-Bewusstseins von Materie und Quantenzuständen vorausgesetzt.

Nun können wir davon ausgehen, dass die Geschichte des Universums diese Wiederholung nicht mehr hergeben wird: Es berstet auseinander, bis es uns leer erscheinen müsste. Daher werden die selben Konstellationen hier wohl nicht mehr hergestellt.


Wenn wir aber annehmen, dass schon unendlich viele ähnliche Universen wie das unsere per Urknall entstanden sind und noch unendlich viele entstehen werden, dann wird Nietzsche recht gegeben werden müssen: Der Zeitraum der Ewigkeit gibt diese Möglichkeit zwingend her.

Das Heute ist ab morgen nicht für alle Ewigkeit Gestern ist, es kommt - wie die Wellen des Meeres, allerdings in unvorstellbar langen Intervallen, immer wieder. Dieses Heute in ferner Zukunft baut sich nicht auf das Heute jetzt auf. Es gibt keine Fortsetzung des Lebens jetzt.


Diese Theorie sagt lediglich aus, dass alles was ist, schon früher so war und später wieder so sein wird. Ohne Option auf Erinnerung. Erinnerung höbe ja die Gleichheit auf.

Für das Leben bedeutet Nietzsches Lehre von der ewigen Wiederkehr: Der Tod ist zwar das Ende des Lebens. Aber dieses Leben käme wieder, so wie es war. Wenn man Nietzsche glauben darf, dann wiederholt sich das Leben in einem ewigen weltlichen Kreislauf.




Nietzsche leitet aus seiner Lehre von der ewigen Wiederkehr des Gleichen das Recht ab, sich als ersten tragischen Philosophen zu sehen, der das Gegenteil des pessimsistischen Philsosophen (also Schopenhauer) ist und damit auch die Griechen in ihrer tragischen Weisheit noch übersteigt.

Literatur:


Friedrich Nietzsche: Wanderer und freier Geist
von Sabine Appel


Videos:

Die Wiederkehr des ewig Gleichen - Nihilismus - YouTube

Die ewige Wiederkehr des immer Gleichen - YouTube

Freitag, 6. August 2021

Friedrich Nietzsches Wanderung, die zur Offenbarung wurde



Ein offenbarendes Erlebnis hatte Nietzsche, als er am 6. August 1881 am See von Silvaplana spazieren ging und bei Surlej einen riesigen, pyramidenförmigen Granitfelsen am Ufer erblickte. Der Fels war Stein des Anstoßes für Nietzsches philosophischen Gedanken der ewigen Wiederkehr.

Der Wanderer Friedrich Nietzsche unternahm vor 140 Jahren einen Spaziergang, der zu dem wichtigsten Ereignis und Inspiration seines Lebens werden sollte. Nietzsche ging als Wanderer los und kehrte als Erleuchteter nach Hause.

Am Silvaplana See im Oberengadin in der Schweiz ereilte ihn eine Erleuchtung wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Für Nietzsche war dies in einschneidendes Erlebnis. Verzückt von seinem Gedanken erklärte er den mächtigen Felsen am Seeufer, vor dem er stand, zu seinem "Erleuchtungsfelsen".

Surlej-Felsen bei Sils Maria


Mit großem Pathos beschrieb der damals 36-jährige Friedrich Nietzsche den besonderen Moment, den der erleuchtete Philosoph heute vor genau 140 Jahren im schweizerischen Engadin erlebte: "Man muss Jahrtausende zurückgehen, um eine ähnliche Inspiration zu entdecken".



Am Samstag, dem 6. August 1881, war Nietzsche wie so oft zuvor zu einem Spaziergang vom gemieteten Zimmer im Dörfchen Sils-Maria zum Silvaplanersee aufgebrochen. Unweit der Ortschaft Sils Maria Surlej, rund fünf Kilometer von seinem Sommerquartier entfernt, passierte er einen eindrucksvollen Felsblock.

Anhänger des Philosophen haben den "Erleuchtungsfelsen" am malerischen Silvaplana See zum Weiheort erhoben. Neben dem imposanten Felsbrocken schichten sie seit Jahren Stelen aus Holz oder Steinen auf, Dutzende davon stehen wie Denkmäler am Ufer.