Samstag, 4. August 2012

Die grosse Sehnsucht nach dem Süden

Cinque Terre


Im Sommer gibt es eine unzähmbare Sehnsucht nach dem Süden, der sich kaum einer entziehen kann. Sehnsuchtsort ist das Mittelmeer. Der Süden ist mehr als nur ein Reiseziel - er ist eine große Versprechung, denn lockt mit Sonne, Strand und Dolce Vita: der Süden lässt den Besucher auf den Geschmack und in vielerlei Genüsse kommen, welche alle Sinne ansprechen und betören. Schon Goethe fuhr los, um das Land der blühenden Zitronen zu genießen.

Philosophen und Wissenschaftler untersuchen das Phänomen und sind sich einig: Das Paradies liegt im Süden. Die einen glauben an die Kraft der Sonne, die uns besser macht, die anderen an das ansteckende Laissez faire der Südländer und ihre Toleranz. Wer die Seele baumeln lassen möchte, ist im Süden genau richtig. Wer seine Auszeit aktiv gestalten will, mindestens ebenso.

Über den Zusammenhang von Temperatur und tTmperament, zwischen Kultur und Klima haben die Philosophen schon seit Jahrhunderten nachgedacht. Sie kamen dabei immer zu dem gleichen Ergebnis: Im Süden ist es schöner.

Schon Friedrich Nietzsche sprach: "Das deusche Klima allein ist ausreichend, um starke und selbst heroisch angelegte Eingeweide zu entmutigen." Denn das Tempo des Stoffwechsels stünde, so meinte er, "in einem genauen Verhältnis zur Beweglichkeit oder Lahmheit des Geistes."

Auch Montesquieu, der französische Staatstheoretiker, lag ganz auf Nietzsches Linie. Ein Wandel des Wetters schafft verwandelte Menscshen: "In den heißen Ländern ist Hautgewebe lockerer, Nervenenden sind nach außen gewandt und der leiseteten Regung winzigster Objekte ausgesetzt. Deshalb, so folgerte Montesquieu, herrscht dort die wahre Sinnlichkeit.

Kein Wunder, daß es im Sommer alljährlich so viele Besucher und Urlauber in den den heiteren und sonnigen Süden zieht. Wer will da schon im Norden bleiben?

Weblinks:

Sehnsucht nach dem Süden - www.focus.de

Die grosse Sehnsucht nach dem Süden
Die grosse Sehnsucht nach dem Süden
von Joachim Weiser

Dienstag, 10. Juli 2012

Peter Sloterdijks Essay »Gottes Eifer«

Peter Sloterdijk

Peter Sloterdijk hat zahlreiche Beiträge zur Debatte über Religion und Gesellschaft veröffentlicht.
Im seinem Essay »Gottes Eifer« von 2007 vergleicht Sloterdijk die drei großen monotheistischen Religionen: Judentum, Christentum und Islam. Dabei führt der Autor sie auf ihre abrahamitischen Wurzeln zurück und beschreibt, was sie voneinander trennt und worin sich die Glaubensinhalte unterscheiden.

Er geht der Frage nach, welche politisch-sozialen und psychodynamischen Voraussetzungen die Entstehung des Monotheismus bedingten. Das Judentum emanzipierte sich zuerst gegen den Polytheismus der Ägypter, Hethiter und Babylonier und behauptete sich als Protesttheologie des „Triumphs in der Niederlage“.

Während die Religion des Judentums auf das eigene Volk begrenzt blieb, modifizierte das Christentum mit seiner apostolischen Botschaft auch vorhandene Naturreligionen und bezog sie in ihren universalen Verkündigungsgehalt mit ein. Der Islam verschärfte den offensiven Universalismus zum militärisch-politischen Expansionsmodus.

Sloterdijk kommt nun zu der Annahme, dass die große Gemeinsamkeit der drei Religionen die „eifernde“ und „einwertige“ Ausprägung ihres Anspruchs auf die Gotteswahrheit sei. Dies führe zwingend zu einer konfrontativen Grundkonstellation, die unsere Gegenwart in bisher nicht gekanntem Maß bestimme.

Die Reaktionen auf die gegenseitigen Angriffe und die von außen seien unterschiedlich: Für das Judentum wurde ein souveränistischer Separatismus mit defensiven Zügen prägend, für das Christentum die Expansion durch Mission und für den Islam der Heilige Krieg. Diese Konflikte würden durch den menschlichen Todestrieb verstärkt und seien damit schwer zu lösen.

Sloterdijk geht davon aus, dass der Glaube eine anthropologische Grundkonstante ist. Er wirft im weiteren die Frage auf, ob und wie die Religionen auf einen „zivilisatorischen Weg“ geführt werden können, um ihr geistiges Potential nutzbar zu machen.

In der Gegenwart seien die drei Religionen aufgefordert, so demonstriert Sloterdijk anhand einer Neuinterpretation von Lessings Ringparabel, von Eifererkollektiven zu Parteien einer Zivilgesellschaft zu werden.

Dienstag, 26. Juni 2012

Peter Sloterdijk 65. Geburtstag

Peter Sloterdijk

Der Philosoph, Kulturwissenschaftler und Buchautor Peter Sloterdijk wurde am 26. Juni 1947 als Sohn einer Deutschen und eines Niederländers geboren. Peter Sloterdijk gehört zu den massgeblichen intellektuellen Instanzen in Deutschland.

Sloterdijk ist ein grosser Stilist und Querdenker, der sich immer wieder in aktuelle Debatten einmischt oder sie auch anstösst. Der Philosoph sorgt mit seinen Wortmeldungen regelmässig für Erstaunen und Aufregung. Mit seiner 1999 gehaltenen Rede "Regeln für den Menschenpark".

Er ist im akademischen Betrieb genauso zu Hause wie in den Feuilletons. Mit seinen Büchern erreicht er eine breite Leserschicht, die weit über die philosophische Fachwelt hinausreichen und ihn populär gemacht haben. Mit seinen Beiträgen und Büchern hat der streitbare Philosoph in Deutschland zahlreiche Debatten ausgelöst und angeregt.

Von 1968 bis 1974 studierte er in München und an der Universität Hamburg Philosophie, Geschichte und Germanistik. 1971 erstellte Sloterdijk seine Magisterarbeit mit dem Titel »Strukturalismus als poetische Hermeneutik«.

In den Jahren 1972/73 folgten ein Essay über Michel Foucaults strukturale Theorie der Geschichte sowie eine Studie mit dem Titel Die Ökonomie der Sprachspiele. Zur Kritik der linguistischen Gegenstandskonstitution. Im Jahre 1976 wurde Peter Sloterdijk von Professor Klaus Briegleb zum Thema »Literatur und Organisation von Lebenserfahrung. Gattungstheorie und Gattungsgeschichte der Autobiographie der Weimarer Republik 1918-1933« promoviert.

Zwischen 1978 und 1980 hielt sich Sloterdijk im Ashram von Bhagwan Shree Rajneesh (später Osho) im indischen Pune auf. Seit den 1980er Jahren arbeitet Sloterdijk als freier Schriftsteller. Das 1983 im Suhrkamp Verlag publizierte Buch »Kritik der zynischen Vernunft« zählt zu den meistverkauften philosophischen Büchern des 20. Jahrhunderts.

Seit 2001 ist Sloterdijk in Nachfolge von Heinrich Klotz Rektor der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe sowie dort Professor für Philosophie und Ästhetik.

Weblink:

Peter Sloterdijk - Der Philosoph und Autor befragt von Frank A. Meyer - 3 Sat Kulturzeit

Literatur:

Kritik der zynischen Vernunft
»Kritik der zynischen Vernunft«
von Peter Sloterdijk

Samstag, 19. Mai 2012

Johann Gottlieb Fichte 250. Geburtstag

Johann Gottlieb Fichte


Johann Gottlieb Fichte wurde vor 250 Jahren am 19. Mai 1762 in Rammenau in der Oberlausitz als Sohn eines Webers geboren. Fichte gilt als einer der bedeutendsten deutschen Philosophen und als Vertreter und Vater des deutschen Idealismus. In der Entwicklung der Geistesgeschichte der Philosophie des Idealismus vollzog sich der klassische Dreischritt Kant - Fichte - Hegel.

Johann Gottlieb Fichte gehört zu den interessantesten Figuren der deutschen Geistesgeschichte. Fichte war der philosophische Kopf des deutschen Idealismus und sein gedanklicher Wegbereiter. Ohne Fichte hätte es keinen deutschen Idealismus, keinen Schelling und keinen Hegel in dem wirksam gewordenen Sinne gegeben.

Fichte repräsentiert den Übergang der Philosophie von Kant zu Hegel.

Er studierte zunächst Theologie und war als Hauslehrer tätig, bevor er 1770 von der Philosophie Immanuel Kants beeinflusst wurde und sein weiteres Wirken selbst der Philosophie widmete. Der Denker des Idealismus gehört zu den interessantesten Figuren der deutschen Geistesgeschichte, denn er beeindruckte durch die Kühnheit seiner Gedanken und die Wucht seines philosophischen Entwurfs. Die Welt ist für ihn kein statisches System, sondern dynamischer Ausdruck eines Handelns. Fichte versuchte, Gott und die Welt aus dem Bewusstsein als solchem zu verstehen.

Fichte knüpfte unmittelbar an Kant an und widmete sich rein menschlich, einer auf dem Ich fundierten Theorie von Erkenntnis. Das Ich (= die schöpferische menschliche Persönlichkeit) schafft sich mit Hilfe der schöpferischen Phantasie das Nicht-Ich (= Außen-/Umwelt), an dem es sich sittlich betätigen kann. Das Nicht-Ich ist daher nichts Fremdes, sondern eine Schöpfung des Ich.


»Das System der Erfahrung ist nichts anderes als das mit dem Gefühl der Notwendigkeit begleitete Denken.«

Johann Gottlieb Fichte ist einer der bedeutendsten deutschen Philosophen gleichrangig neben Kant, Hegel, Marx, und er ist der Vater des deutschen Idealismus, von größtem Einfluß auf das Kultur- und Geistesleben im ausgehenden 18. und 19. Jahrhundert und die deutsche Klassik. Aber dennoch ist der Verfasser der bahnbrechenden »Wissenschaftslehre« und der »Reden an die deutsche Nation« bis heute ein weitgehend Unbekannter.

Seiner Mitwelt machte es Fichte nicht leicht: nicht nur durch seine mitunter schroffe Art, die er, aus einfachsten Verhältnissen stammend, als Schutzwall um sich errichtet hatte; auch mit seiner neuartigen Ich-Philosophie, die kaum einer seiner Zeitgenossen verstand. SeineParteinahme für die Französische Revolution und seine unbestechliche Haltung im sogenannten »Atheismusstreit« kosteten ihn seinen Lehrstuhl in Jena.

Johann Gottlieb Fichte: Ein deutscher Philosoph

Fichte war jedoch nicht nur Philosoph und Gelehrter. Er war auch ein politisch engagierter Schriftsteller und Redner. Theorie war ihm nicht genug. Er verstand sich selbst hauptsächlich als ein Mann der Praxis. Heinrich Heine schrieb über ihn: "Bei Kant hatten wir nur ein Buch zu betrachten. Hier aber kommt außer dem Buch ein Mann in Betrachtung; in diesem Mann sind Gedanke und Gesinnung eins, und in solch großartiger Einheit wirken sie auf die Mitwelt." Fichte erscheint vielen Zeitgenossen als ein Mann "aus einem Guss".

Seine Parteinahme für die Französische Revolution und seine unbestechliche Haltung im sogenannten »Atheismusstreit« kosteten ihn seinen Lehrstuhl in Jena. Fichte war jedoch nicht nur Philosoph und Gelehrter. Er war auch ein politisch engagierter Schriftsteller und Redner. Theorie war ihm nicht genug. Er verstand sich selbst hauptsächlich als ein Mann der Praxis.

Courage zeigte der Sohn eines Webers, als er 1807/08 in Berlin, das von französischen Truppen besetzt worden war, seine »Reden an die deutsche Nation« hielt. In seinen »Reden an die deutsche Nation« verordnete er der von Napoleon Geschlagenen und Geteilten eine Wiedergeburt durch Bildung.

Johann Gottlieb Fichte starb am 29. Januar 1814 im Alter von 51 Jahren in Berlin am Nervenfieber, welches die Verwundeten des Befreiungskrieges in Berlin eingeschleppt hatten.


Weblinks:

Johann-Gottlieb-Fichte-Gesellschaft - Fichte-Gesellschaft - www.fichte-gesellschaft.de

Fichte-Gesellschaft - fichte-gesellschaft.userweb.mwn.de

Johann-Gottlieb-Fichte-Stiftung - www.fichte-stiftung.de
Fichte Biografien:

Johann Gottlieb Fichte: Ein deutscher Philosoph
Johann Gottlieb Fichte: Ein deutscher Philosoph
von Manfred Kühn

Johann Gottlieb Fichte: Eine Biographie
Johann Gottlieb Fichte: Eine Biographie
von Wilhelm G. Jacobs

Samstag, 24. März 2012

Habermas und der Historische Materialismus

Seit dem Ausbruch der Weltfinanzkrise 2008 ist die Kapitalismus-Kritik von Karl Marx und Friedrich Engels von neuem ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Durch die gegenwärtige Systemkrise des globalisierten Kapitalismus gewinnt auch der Historische Materialismus Marx´ und Engels´ neue Aktualität.

Der Philosoph Jürgen Habermas hat bis zum Ende der 70er Jahre dezidiert an ihn angeknüpft. Er baute das Basis/Überbau-Theorem zu einer Theorie der sozialen Evolution aus und reformulierte das Programm der Einheit von Theorie und Praxis im Rückgriff auf die ältere Frankfurter Schule.

Seine kommunikationstheoretischen Ansätze, die er in Zusammenarbeit mit Karl-Otto Apel entwickelte, sollen ein zentrales Defizit des traditionellen Marxismus – das Fehlen einer Theorie demokratischer Institutionen – beheben.

Auf einer Tagung an der Universität Wuppertal haben Vertreter verschiedener Disziplinen mit Jürgen Habermas über seine Rekonstruktion des Historischen Materialismus diskutiert. Durch die Mitwirkung von Karl-Otto Apel und Agnes Heller wurden Grundfragen der Habermas’schen Kommunikationstheorie und ihre Rolle in der Geschichte des westlichen Marxismus in die Diskussion einbezogen. Was den Band von sonstigen Tagungsbänden abhebt, sind die Entgegnungen von Jürgen Habermas sowie repräsentative Ausschnitte aus der öffentlichen Diskussion.
Habermas und der Historische Materialismus



Weblinks:

Konzept - Habermas-Tagung an der Universität Wuppertal

Sich im Unbehaglichen einrichten Kontroverse Habermas-Tagung in Wuppertal - www.taz.de