Samstag, 9. November 2002

Albert Camus Philosophie erlebt seine Renaissance

1960 kommt Albert Camus durch einen Autounfall ums Leben. 30 Jahre später erlebt seine Philosophie eine bemerkenswerte und bis heute andauernde Renaissance.

Französische Intellektuelle wie Bernard-Henri Lévi oder der Ex-Maoist André Glucksmann fordern unter Berufung auf Camus die Rückkehr der Moral in die Politik – ein guter Anlass für den Marxismus sich mit Camus auseinander zu setzen, denn die Bedeutung seines Werkes, das in einer Verwerfung der Geschichte zugunsten einer rein gegenwartsbezogenen Moral besteht, ist zutiefst widersprüchlich: Es ist Ausdruck einer schwerwiegenden Degeneration der menschlichen Zivilisation und birgt doch zugleich eine Wahrheit in sich, die dem Marxismus zunehmend abhanden zu kommen scheint. „Ich glaube an die Gerechtigkeit, aber bevor ich die Gerechtigkeit verteidige, werde ich meine Mutter verteidigen.” So die Antwort des Algerienfranzosen Albert Camus auf die Frage, warum er den algerischen Unabhängigkeitskampf nicht unterstütze. Camus wurde damals für diese Antwort heftig angegriffen.

Das Unverständnis darüber, dass er, der große Moralist und Kämpfer für Gerechtigkeit und Freiheit, diese Prinzipien plötzlich fallen ließ, sobald sie seinen eigenen Interessen widersprachen, war ebenso groß, wie der daraus folgende Vorwurf der Unaufrichtigkeit – ein Vorwurf, der jedoch ganz und gar ungerechtfertigt war, stand seine Äußerung doch durchaus in Übereinstimmung mit seiner Philosophie - auch wenn er sich in letzterer wesentlich eleganter auszudrücken vermochte. Tatsächlich bildeten Camus´ Denken und Leben wie bei kaum einem anderen Philosophen eine Einheit, als deren Symbol das oben erwähnte, in seiner Ehrlichkeit und Direktheit entlarvende Zitat angesehen werden kann.

Weblink:

Albert Camus – Marxismus und Moral - www.bruchlinien.at