Samstag, 31. Juli 2021

Jean-Jacques Rousseau und die Freiheit in der Krise



In Corona-Zeiten wird die Freiheit im Hinblick auf die Gewährung von Rechten neu verhandelt. In der Krise sind ganz neuze Formen der Freiheit entstanden. Die Freiheit der bereits Geimpften, die Freiheit der Nichtgeimpften und der Impfunwilligen, sich nicht Impfen zu lassen.

In Debatten über das Corona-Virus werden der Erhalt der Gesundheit von möglichst vielen Menschen und die Freiheit des Einzelnen häufig als diametrale Gegensätze dargestellt. Nur Einschränkungen und Verbote könnten die Verbreitung der Krankheit aufhalten. Vor diesem Hintergrund wird nun selbst die Pflicht zum Tragen eines Mundschutzes im öffentlichen Raum, die in Deutschland ab diesem Montag gilt, von vielen als weiterer Eingriff in ihre Rechte verstanden - die nächste Stufe der staatlich verordneten Restriktionen.

Wie kann ich diese am besten schützen? Da die Pandemie noch lange nicht vorbei ist, muss der Schutz der Mitmenschen auf absehbare Zeit all unser Handeln prägen, wenn wir wieder miteinander in Kontakt treten.

Das eine ist der zwingende Abstand von zwei Metern zu allen anderen. Das andere ist das unbedingte Tragen einer Maske. Untersuchungen haben gezeigt, dass eine einfache Maske nicht viel dazu beiträgt, eine Person vor einer Ansteckung zu schützen, aber sie kann wirksam verhindern, dass jemand andere ansteckt. Effektiver Schtuz funktioniert nur wechselseitig: Eine Person schützt andere im täglichen Leben und andere wiederum schützen diese vor ihnen.

Damit der Herden-Schutz jedoch funktioniert, müssen alle mitmachen und genau hier kommt Rousseau ins Spiel. Im »Gesellschaftsvertrag«, dem »Contrat social«, seiner monumentalen Abhandlung aus dem Jahr 1762, legte der Philosoph dar, wie der einzelne einen "Souverän" legitimiert, der dann den allgemeinen Willen als Gemeinwohl durchsetzt. Aber, wie Rousseau einräumt, kann das individuelle Eigeninteresse ein ganz anders sein, als das Interesse der Gemeinschaft.

Diese individuellen Eigeninteressen sind wohl besonders hoch in Deutschland, das bisher von den hohen Opferzahlen anderer Nationen verschont geblieben ist. Viele glauben daher, das Schlimmste sei vorbei, und wollen wieder ihr altes Leben zurück. Oder sie glauben, alles sei unter Kontrolle und lassen deshalb alle Vorsicht fahren. Dort, wo ich lebe, legen die Massen von Menschen unterwegs mit unbedeckten Gesichtern, diesen Schluss jedenfalls nahe.

Regeln müssen durchgesetzt werden. Oder, um es mit Rousseaus Worten zu sagen: Wir müssen zum Gehorsam gezwungen werden, denn dies "bedeutet nichts weniger, als dass jeder Einzelne gezwungen wird, frei zu sein". Seiner Meinung nach erhöhen die von allen eingehaltenen Regeln unsere Freiheit, da sie uns vor "persönlicher Abhängigkeit" schützen. Ob nun mit mündlichen Ermahnungen, Platzverweisen oder sogar Geldstrafen - die Einschränkungen dieser nächsten Phase im Kampf gegen das Coronavirus müssen von allen eingehalten werden. Nur dann können sie jeden Menschen davor schützen, dass sein individuelles Recht - einschließlich des Rechts, von einem anderen nicht verletzt zu werden - durch die Launen eines anderen verletzt wird. Die erzwungenen Einschränkungen für alle maximieren die Rechte jedes Einzelnen in der Gesellschaft.

Samstag, 24. Juli 2021

Schelling und die Krise der Natur



Friedrich Wilhelm Joseph Schelling war der Naturphilosoph schlechthin, denn sein Denken war nicht nur mit der Natur verhaftet, es eins mit der Natur. Vor über 200 Jahren kehrte er die Blickrichtung auf die Natur um und dachte sie als „natura naturans“, als freies, handelndes Subjekt. Seine Gedanken sind heute, in Zeiten der Klimakrise, auf nahezu unheimliche Weise aktuell.

In der Zeit, in der Schelling gelebt hat, befand sich die Gesellschaft in einem tiefgreifenden Wandel von der Feudalgesellschaft zur Industriegesellschaft hin. Der Mensch begann mit der einsetzenden Industrialisiserung, sich die Natur untertan zu machen.

Der Mensch ist nicht das Maß aller Dinge und es ist überheblich, dies anzunehmen. Der Mensch ist Teil des Universums und Teil der Natur. Er kann nicht ohne die Natur leben.

Der Mensch mit dem Fortschritt in seinem Schlepptau befand sich auf dem Vormarsch und die Natur auf dem Rückzug. Sie begann, reell und ideel ins Hintertreffen zu geraten. In dieser sich verändernden Welt war kein Platz mehr für die Natur, für die es auch räumlich immer enger wurde, da die Landschaft zunehmend besiedelt wurde.

Die Natur wurde nun zunehmend in physikalischen, chemischen und thermodynamischen Kategorien begriffen. Seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert wurde auch die naturgeschichtliche Komponente der Naturphilosophie in die Evolutionstheorie integriert. Die Zeit der Romantik war angebrochen, in der die Natur entdeckt und zum Idyll verklärt wurde, in das es die Menschen geradezu hineindrängte. . Die Sehnsucht der Menschen nach dem Wald entstand erst, nachdem der Wald seinen Schrecken verloren hatte, er immer kleiner wurde, er keine Gefahr mehr darstellte so daher keine Räuberbanden mehr beherbergen konnten, nachdem der letzte Bär erschossen und der letzte Wolf getötet worden war.

Der romantische Naturbegriff Schellings umfasst alle "gegenständlichen Erscheinungen der Natur (natura naturata) und die schöpferische Energie derselben (natura naturans). Er bezeichnet das Archiv der gesamten Schöpfung wie den Umfang der Naturgeschichte und ist überdies komplementär mit dem kulturellen Prozess der Geschichte verzahnt".

Dass der Mensch mit seinem Fortschrittsglauben das Maß aller Dinge sei, konnte Friedrich Wilhelm Joseph Schelling schon damals nicht begreifen, denn in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam mit der Aufklärung nicht nur das vernünftige Denken in die Welt, sondern auch die unglaubliche Anmaßung des Menschen gegenüber der Natur, die anfing sich zu wehren. Mit der Ausbeutung der Natur wurde damals schon die Katastrophen heraufbeschworen, denen der Mensch in der heutigen Zeit in zunehmendem Maße bis hin zur Klimaerwärmung durch massiven und umweltschädlichen CO2-Ausstoß ausgesetzt ist.

Mit seiner Naturphilosophie ist Schelling Vorreiter für Umweltschützer und Klima-Aktivisten, welche die Natur bewahren wollen.

Schellings Naturphilosophie

Schellings Naturphilosophie - www.br.de

Religionen sind wie Glühwürmchen

Theodizee

Religion und der Umgang mit dem Glauben. Es gibt verschiedene Formen des Umganges mit dem Glauben: gemäßigt oder radikal.



"Religionen sind wie Glühwürmchen, sie bedürfen der Dunkelheit um zu leuchten."

Artur Schopenhauer

Für viele Menschen liegt der Reiz der Religion im Glauben.

Wenn alle Religionen Frieden lehren, wieso kann dann keine Religion Frieden schaffen?
Weil Religionen halt auch nur Weltbilder sind. Menschen tragen ein bestimmtes Weltbild im Kopf und werden wütend, wenn jemand ein anderes hat, das nicht ins eigene passt. Dann wird bestenfalls versucht zu bekehren, schlechtestenfalls wird bekämpft.

"... dass man sich auch vor dem Eventualfall schützen muss, dass der Staat zum Terroristen wird."

Dieter Nuhr

Das IOC ist wie der Vatikanstaat

Thomas Bach


Nach Meinung des Sportphilosophen Volker Schürmann ist das Internationale Olympische Komitee mit dem Vatikanstaat vergleichbar.

»Das IOC ist nicht demokratisch, nicht gewaltenteilig organisiert. Es ist deshalb nicht mit der UN vergleichbar, wie es selbst so gerne propagiert, sondern mit dem Vatikanstaat. Es gibt auch keine Bestrebungen, das zu ändern«, sagte der Wissenschaftler in einem Interview der Mediengruppe Münchner Merkur tz. Die maximale institutionelle Distanz sei noch im Verhältnis zum Internationalen Sportgerichtshof Cas gegeben, »aber auch dieses oberste Schiedsgericht ist noch institutionell mit dem IOC verwoben«.

Kritisch sieht der Professor für Sportphilosophie an der Deutschen Sporthochschule Köln die Bewahrung des olympischen Grundgedankens. »Der olympische Geist erstickt zwischen Korruption und offensiver Vermarktung/Geldmaximierung. Schon der spielerische Charakter, erst recht der Charakter eines Festes, geht verloren, wenn sportliche Wettkämpfe zu einem bloßen Mittel für einen anderen, nichtsportlichen Zweck heruntergewirtschaftet werden«, sagte Schürmann. »Geldgier ist dabei das kleinere Problem, denn sowohl Korruption als auch Vermarktung sind strukturell angelegt und keineswegs primär ein Problem unmoralischer Individuen.«

Mit Blick auf die Regel 50 der olympischen Charta, die Sportlern politische Meinungsäußerungen während der Spiele verbietet, verweist Schürmann auf das IOC. »Sie selber nutzen die OS als Mittel, und sie selber haben nach aller Erfahrung kein Problem, neutral, sprich: gleichgültig gegenüber dem Wirken von Diktaturen zu sein«, sagte der Sportphilosoph. »Umgekehrt beurteilen sie in jeder Situation politische Symbole als Propaganda selbst im Falle von regenbogenfarbigen Fingernägeln war das so. Nur dann, wenn der öffentliche Druck groß genug ist, versuchen sie, solche Gesten für ihr eigenes Geschäft einzugemeinden«, sagte der 61-Jährige.

Samstag, 17. Juli 2021

»Sokrates auf dem Rennrad« von Guillaume Martin

Sokrates auf dem Rennrad



Guillaume Martin Guillaume Martin, geboren 1993, gehört als Radprofi zur Weltspitze und ist zugleich Absolvent eines Masterstudiengangs in Philosophie an der Université Paris-Nanterre. 2019 und 2020 fuhr er bei der »Tour de France« jeweils in die Top 12 der Gesamtwertung, bei der »Vuelta a España« 2020 gewann er die Bergwertung. Auch als Autor hat er sich bereits einen Namen gemacht: Er ist Kolumnist für die Tageszeitung »Le Monde« und hat das Theaterstück »Platon vs. Platoche« verfasst, das vom »Théâtre de la Boderie« aufgeführt wurde.

Guillaume Martin gehört zu den besten Radrennfahrern der Welt und er ist zudem auch noch Philosoph - eine Kombination, die viele Menschen sehr verblüfft, aber er ist der Beweis, daß ein Radrennfahrer durchaus auch ein kluger Philosoph sein kann. Um mit dem Vorurteil aufzuräumen, dass Spitzensportler nichts im Kopf hätten und auch nicht sonderlich viel Intelligenz benötigen, hat der französische Radprofi ein Buch geschrieben, das seine beiden großen Passionen vereint. »Sokrates auf dem Rennrad« ist sein erstes Buch.

Guillaume Martin In »Sokrates auf dem Rennrad« schickt Guillaume Martin die bedeutendsten Denker der Geschichte in das größte Radrennen der Welt: die »Tour de France«. Gekonnt und mit viel Humor verwebt er eigenes Erleben, das einen Blick hinter die Kulissen des realen Radsport-Zirkus gewährt, mit dem fiktiven Kampf von Aristoteles, Nietzsche und Gefährten um Windschatten, Reifenbreiten und Etappensiege. Da ist Sartre, der als Teamchef der Franzosen seine Fahrer ermutigt, sich nicht im Peloton zu verstecken. Da ist Marx, der sich um die ungerechte Verteilung der Prämien sorgt. Da ist Kant, der schlucken muss, als er erfährt, dass das Rennen nicht in seinem geliebten Königsberg stattfindet.

In »Sokrates auf dem Rennrad« öffnet der radfahrende Philosoph Guillaume Martin die Schleusen der Fantasie, um seinen Leserinnen und Lesern die Welt des Radsports näherzubringen und sie zum Nachdenken anzuregen. »Stellen Sie sich Sokrates, Aristoteles, Nietzsche, Pascal und Co. an der Startlinie der »Tour de France« vor. Verfolgen Sie ihre Vorbereitung auf das größte Radrennen der Welt, zu dem sie seltsamerweise eingeladen worden sind. Teilen Sie ihre Fragen, ihre Zweifel, ihre Fehler. Tauchen Sie ein in ihr Denken. Treten Sie in die Pedale mit diesen drolligen Athleten, diesen philosophischen Radrennfahrern, diesen Velosophen, wie ich sie gerne nenne«, erläutert der französische Radprofi die Ausgangsidee seines Buches: »Man sagt, daß sie mit einem Zaubertrank ausgestattet sind: ihrer Intelligenz. Aber wird es ihnen gelingen, das begehrte Gelbe Trikot zu erobern?«

Guillaume Martin ist mit seinem ersten Werk ein gleichermaßen kluges wie unterhaltsames Buch gelungen, das tiefgründige Gedanken und spannende Sporterzählung verknüpft und so ein großes Publikum anspricht: Wer sich vor allem für Sport und reflektierte Einblicke ins Profimetier interessiert, lernt nebenbei fast unmerklich die Grundzüge bedeutender Ideen und Theorien kennen. Philosophisch bewanderte Leser hingegen freuen sich über die wiedererkennbaren Züge der Gelehrten im Rennsattel. Und am Ende ist allen klar: Körperliche Höchstleistungen müssen keineswegs im Widerspruch zu intellektuellen Ambitionen stehen. Denn auch und gerade im (Radrenn-)Sport gilt der Leitsatz, den einst Henri Bergson formulierte, der französische Philosoph und Literaturnobelpreisträger: »Man muss wie ein denkender Mensch handeln und wie ein handelnder Mensch denken.«

Literatur: Sokrates auf dem Rennrad
Sokrates auf dem Rennrad
von Guillaume Martin

Samstag, 10. Juli 2021

Fussball-EM der UEFA in Zeiten von Corona



Die UEFA Europameisterschaft 2020 ist ein recht unzeitgemäßes Event, welches die Pandemie wieder mächtig antreibt. Die Veranstaltung hat bereits zu tausenden neuen Infektionen und sicherlich auch zu vielen Toten geführt. Die Ausrichtung der Fussball-EM in Corona-Zeiten zeugt von einem zweifelhaften Utilitarismus, bei der das Glück der großen Zahl der Zuschauer beim Fussballspiel im Stadion der Gefahr der Ansteckung und anschließenden Verbreitung des übertragenen Virus auf andere Menschen ihren Heimatländern entgegensteht.

Die UEFA hat die Macht, den einzelnen europäischen Austragungsorten die Konditionen aufzudrängen und sich damit über nationale Interessen ganz einfach hinwegzusetzen. Wer sich dem Diktat der UEFA nicht fügt, wird als Austragungsort von der EM eben ausgeschlossen. Die UEFA kümmert sich kaum oder nur wenig um das gesundheitliche Wohl der dicht gedrängt auf engem Raum in den Stadien zuschauenden Menschen, geschweigen denn um die vor den Stadien jubelnden Fans. Die Gesundheit der Menschen ist bei den Veranstaltern nicht unbedingt vorgesehen. Dort wo - wegen der Übertragungsrechte der EM - viel Geld im Spiel ist, da werden moralische Bedenken mal eben schnell beiseite geschoben.

Volle Fussball-Stadien mit 60.000 Besuchern werden zu Hotspots und Megaspreadern, wenn die aus allen Staaten im Stadion befindlichen Zuschauer als zurück reisende Besucher das Virus - in England z.B. vorwiegend die Delta-Variante - gut verteilen werden.

Warum ist das möglich? Weil die UEFA in Europa schalten und walten kann, wie sie will. Warum lassen souveräne Staaten zu, dass diese UEFA handeln kann, wie ein Staat im Staat? Europäische Staaten werden von der UEFA wie Eigentum behandelt und benutzt.

In Zeiten der Pandemie hat jedoch die als Gesundheit aller Menschen klaren Vorrang gegenüber dem Interesse der Zuschauer in dens Stadien - verstanden als Freiheit des einzelnen Menschen, um die umgehinderte Ausbreitung der Pandemie und eine ansteckende Infektion einer immer größer werdenden Zahl der Bevölkerung zu verhindern.

Es kann in der Pandemie nicht um das Glück Einzelner (Freiheit) gehen, sondern um das größte Glück (Gemeinwohl und Gesundheit) aller Menschen gehen. Die Regierungen haben es den Menschen überlassen in Eigenverantwortung diese Pandemie in den Griff zu bekommen. Das Resultat war der jeweils nächste Lockdown.Ein konkretes Beispiel für bestehende Spannungen zwischen Freiheit und Gemeinwohl, zwischen Eigenverantwortung und Verantwortung anderen gegenüber, ist es daher, sich impfen zu lassen.

Die Gesundheit der Bevölkerung erfordert jedoch zwingend die Einhaltung von vorgeschriebenen Verhaltensregeln durch die jedem einzelnen. Regeln einzuhalten scheint in einer Gesellschaft, wo Individualität und Egoismus beinahe schon beliebig austauschbare Begriffe geworden sind, extrem schwer zu sein. Es ist eine Sache der Disziplin.

Erst die Zulassung von Zuschauern fordern, dann schiebt die UEFA bei Bedenken um die Austragung der EM den Schwarzen Peter den lokalen Behörden zu. Die UEFA macht es sich zu einfach, denn beide sind verantwortlich für die Zustände in den Stadien und beim ganzen Drumherum. Die UEFA bestätigt durch ihr Verhalten das alte Vorurteil, daß es ihr nur um Profitl und nicht um das Wohl und die Gesundheit der Fussball-Fans und der Menschen in ganz Europa gehe.

Donnerstag, 1. Juli 2021

Gottfried Wilhelm Leibniz 275. Geburtstag

Gottfried Wilhelm Leibniz

Gottfried Wilhelm von Leibniz wurde vor 275 Jahren am 1. Juli 1646 als Sohn eines Rechtsgelehrten in Leipzig geboren.
Gottfried Wilhelm von Leibniz war ein bedeutender Philosoph und Gelehrter des 17. Jahrhunderts und der universellste Denker seiner Zeit. Der adelige Wissenschaftler Leibniz gilt als der letzte grosse Universalgelehrte, als markantester Vertreter der deutschen Frühaufklärung und als eine große Schöpfergestalt deutschen Geistes.

Er gilt als der universale Geist seiner Zeit und war einer der bedeutendsten Philosophen des ausgehenden 17. und beginnenden 18. Jahrhunderts. Leibniz sagte über sich selbst: „Beim Erwachen hatte ich schon so viele Einfälle, dass der Tag nicht ausreichte, um sie niederzuschreiben.“


Gottfried Wilhelm Leibniz war Mathematiker, Philosoph, Diplomat, Ingenieur, Historiker - und ersann den Urahn des modernen Computers. Leibniz gilt als letzter Universalgelehrter und hatte starken Einfluss auf die nachfolgenden Aufklärer, die klassische deutsche Philosophie, den deutschen Idealismus und die Literatur der Klassik. Er wirkte auch als politischer Berater an euopäischen Fürsten- und Königshäusern.

Auf seine Zeitgenossen wirkte der früh Hochbegabte immer etwas befremdlich, denn er hatte mindestens so viele Begabungen wie der nach ihm benannte Butterkeks Zähne. Leibniz sagte über sich selbst: „Beim Erwachen hatte ich schon so viele Einfälle, dass der Tag nicht ausreichte, um sie niederzuschreiben.“

Gottfried Wilhelm von Leibniz

Gottfried Wilhelm Leibniz wurde am 21. Juni - nach gregorianischem Kalender am 1. Juli - 1646 in Leipzig als Sohn des Professors der Moral Friedrich Leibniz geboren. Nach dem Besuch der Nicolai­schule in Leipzig studierte er an den Universitäten Leipzig und Jena Philosophie und Jurisprudenz. 1667 erwarb er an der Universität Altdorf den juristischen Doktorgrad. Das Angebot, eine Professur zu übernehmen, schlug er aus.

Mit seinen mehr als 1.000 Briefpartnern schuf Leibniz an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert ein weltumspannendes intellektuelles Netzwerk. Eine unerwünschte Nebenwirkung: die ersten Plagiatsvorwürfe. Der prominente englische Naturforscher Isaac Newton behauptete, die Differential- und Integralrechnung vor Leibniz entdeckt zu haben. Unumstritten dagegen, dass Leibniz die erste mechanische Rechenmaschine für alle vier Grundrechenarten konstruierte und ein binäres Zahlensystem entwickelte, das noch heute die Grundlage für die digitale Datenverarbeitung bildet.


Dem Philosophen Leibniz verdanken wir die Behauptung, dass unsere Welt "unter allen möglichen die beste" sei. Wie aber lassen sich dann Kriege und Katastrophen erklären? Diesen scheinbaren Widerspruch versucht Leibniz in seinem Theodizee-Argument aufzulösen. Schließlich ist Gott für ihn der größte Rechenkünstler überhaupt.

Im Bestreben, nicht nur theoretisch zu arbeiten, sondern praktische Wirksamkeit zu entfalten (sein Wahlspruch war: „Theoria cum praxi“), wählte er die Stellung eines fürstlichen Beraters, die im Zeitalter des Absolutismus am ehesten die Möglichkeit politischer Einflussnahme bot. Er trat zunächst in den Dienst des
Mainzer Kurfürsten Johann Philipp von Schönborn. 1672 gelangte er in diplomatischer Mission nach Paris, wo er vier prägende Jahre verbrachte erst hier konnte er die Grenzen der zeitgenössischen deutschen
Universitätsausbildung überschreiten und den neuesten Stand der Wissenschaften kennen lernen.

1673 stellte er der Royal Society ein Modell seiner Rechenmaschine vor, der ersten mit mechanischen Vorrichtungen nicht nur für Addition und Subtraktion, sondern auch für Multiplikation und Division. In den folgenden Jahren entwickel­te er in Paris die Differential- und Integralrechnung. Aus finanziellen Gründen verließ er 1676 Paris und wurde Hofrat und Bibliothekar des Herzogs Johann Friedrich in Hannover. Den Kontakt mit der gelehrten Welt hielt er durch eine umfang­reiche Korrespondenz (1.100 Briefpartner) aufrecht.


Im Jahre 1700 wurde er der erste Präsident der auf seinen Vorschlag gegründeten Berliner Akademie der Wissenschaften. Aus den philosophischen Gesprächen, die er während seiner Besuche in Berlin mit der preußischen Königin Sophie Charlotte führte, entstand die »Theodicée« (1710 veröffentlicht), in der Leibniz eine Rechtfertigung Gottes ange­sichts des Übels und der Leiden in der Welt versucht. In der Auseinandersetzung mit dem englischen Philosophen John Locke verfasste Leibniz die »Nouveaux Essais sur l'entendement humain« (»Neue Abhandlungen über den menschlichen Verstand«), die jedoch erst ein halbes Jahrhundert nach seinem Tod im Druck erschienen.

Seine letzten Lebensjahre wurden vom Prioritätsstreit mit Isaac Newton um die Erfindung der Differential- und Integralrechnung überschattet. Leibniz starb am 14. November 1716 in Hannover. Sein Grab befindet sich in der Neustädter Kirche. "Wer meine Werke liest, der kennt mich nur zum Teil", sagte Leibniz über sich. Zu seinen Lebzeiten veröffentlichte er nur ein Drittel seiner Schriften. Sein umfangreicher wissenschaftlicher Nachlass, der von der Gottfried Wilhelm Leibniz-Bibliothek in Hannover aufbewahrt wird, ist noch immer nicht vollständig veröffentlicht.

Weblinks:

Gottfried Wilhelm Leibniz-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de


Gottfried Wilhelm Leibniz-Zitate - Zitate-Portal www.die-zitate.de

Gottfried Wilhelm Leibniz - www.hannover.de


Blog-Artikel:

Leibniz oder die beste der möglichen Welten - Philosophenwelt-Blog - philosophen-welt.blogspot.com