Samstag, 22. September 2018

»Der Sinn des Denkens« von Markus Gabriel


Der Sinn des Denkens


Markus Gabriel, geboren 1980, studierte in Bonn, Heidelberg, Lissabon und New York. Seit 2009 hat er den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn inne und ist dort Direktor des Internationalen Zentrums für Philosophie. Längst gilt er als einer der wichtigsten deutschsprachigen Philosophen der Gegenwart, dessen unverwechselbar leichtfüßiger Stil klassische und moderne Theoretiker sowie die Popkultur zusammenführt. Akademisch kommt er aus der Tradition des Deutschen Idealismus und der Antike, also von Schelling und der antiken Skepsis.



Das Denken kann durchaus Sinn machen - das zumindest behauptet Markus Gabriel. Wir werden die Welt und den Menschen völlig neu denken müssen, das legt Markus Gabriel in seinem neuen Buch »Der Sinn des Denkens« nahe. Jahrhundertelang seien Philosophen dem fundamentalen Irrtum aufgesessen, "es gäbe einen kategorialen Unterschied zwischen Subjekt und Objekt". Immanuel Kant zum Beispiel habe "völlig falsch gelegen", als er behauptete, dass wir nicht "Dinge an sich" erkennen können, sondern dass die Wirklichkeit uns immer nur indirekt zugänglich sei: gefiltert durch vorgegebene Kategorien unserer Wahrnehmung.

Kritik der reinen Vernunft

Philosophiehistorisch sind Gabriels Ausführungen vor allem gegen Kant gewandt, der in seiner »Kritik der reinen Vernunft« eine radikale Begrenzung der menschlichen Vernunftkapazitäten vorgeschlagen hatte. Gabriel löst Kants Denken aus seiner Subjekt-Objekt-Beziehung.

Als Urvater eines Konstruktivismus, der Wahrheit grundsätzlich als menschliche Hervorbringung betrachtet, ist ihm Kant so suspekt wie die Metaphysik als Theorie eines vollständig erfassbaren Ganzen, in dem alles mit allem zusammenhängt. Gabriels spektakulär inszenierte, aber hochgradig unspektakuläre Behauptung, dass es die Welt nicht gibt, meint genau das, will sich aber auch nicht auf Kants Vorschlag einer "regulativen Idee" einlassen. Die Welt existiert tatsächlich immer nur als Teil der wirklichen Welt - als Ausschnitt, also im Plural.

Gabriel, der an der Universität Bonn Erkenntnistheorie lehrt, hält das Denkvermögen für "ein Sinnesorgan" wie Auge und Ohr: So wie wir Farben wahrnehmen, indem wir sehen, und Töne, indem wir hören, gebe es andere Aspekte der Wirklichkeit, die wir als Denkende erfassen: zum Beispiel die Anzahl von Gegenständen, die wir vor uns haben, oder die Tatsache, dass diese sich nach bekannten Naturgesetzen verhalten, indem sie etwa von oben nach unten fallen und nicht umgekehrt. Im Namen eines "Neuen Realismus" betrachtet Gabriel Gedanken daher ebenso als Teil der wirklichen Welt wie Komponisten, Elementarteilchen oder wilde Tiere:

"Der neue Realismus sagt: Stopp! Warum sollte denn das Denken weniger wirklich sein als Fermionen und Bosonen? Warum sind meine Gedanken über Beethoven weniger wirklich als Beethoven? Das leuchtet mir nicht ein, und deswegen beginnt der Neue Realismus damit, ein Konzept von Wirklichkeit zu entwickeln, das dem einfachen Umstand Rechnung trägt, dass bewusstes geistiges Leben in keinem Sinne ein verdächtigerer Einwohner des Universums ist als Fermionen oder Löwen."

Der erkenntnisfreudige und -hungrige Philosoph will, daß Denken einfach mehr Spaß macht, denn Denken macht durchaus Sinn.

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Literatur:

Der Sinn des Denkens von Markus Gabriel


Weblinks:

"Der Mensch ist das Tier, das keines sein will" - www.deutschlandfunkkultur.de

Warum es die Welt nicht gibt - Radialke Mitte - www.zeit.de

derstandard.at/1376535386929/Mogelpackung-eines-Erkenntnisoptimisten Mogelpackung eines Erkenntnisoptimisten - derstandard.at

1 Kommentar:

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