Samstag, 2. Mai 2020

Karl Popper und das Paradoxon der Toleranz

Karl Popper und das Paradoxon der Toleranz


Das Toleranz-Paradoxon wird wirksam, wenn eine tolerante Macht aufgrund ihrer Toleranz intoleranten Kräften erlaubt oder ermöglicht, die eigene Toleranz einzuschränken oder abzuschaffen.

Karl Popper beschrieb 1944 in seiner »Flaschenpost« am Beispiel der barbarische Ideologie des Nationalsozialismus das Paradoxon der Toleranz:


»Uneingeschränkte Toleranz führt mit Notwendigkeit zum Verschwinden der Toleranz. Denn wenn wir die unbeschränkte Toleranz sogar auf die Intoleranten ausdehnen, wenn wir nicht bereit sind, eine tolerante Gesellschaftsordnung gegen die Angriffe der Intoleranz zu verteidigen, dann werden die Toleranten mitsamt der Toleranz verschwinden.«

Der Philosoph Karl Popper beschrieb das Paradoxon dann 1945 in seinem Buch »Die offene Gesellschaft und ihre Feinde«, Band 1. per Definition etwas genauer :


Als intolerant definiert Karl Raimund Popper einen Menschen oder Gruppe nach folgenden Eigenschaften:

Verweigerung eines rationalen Diskurses
Aufruf und Anwendung von Gewalt gegen Andersdenkende und Anhänger anderer Ideologien


Bei intoleranten Menschen unterscheidet Popper zwei Kategorien:


Intoleranz des ersten Grades: intolerant gegenüber den Sitten und Gebräuchen eines Menschen, weil sie fremd sind.
Intoleranz des zweiten Grades: intolerant gegenüber den Sitten und Gebräuchen eines Menschen, weil diese intolerant und gefährlich sind.

Da wir als Menschen jedoch nicht fähig sind, die wahren Motive unserer Gegenüber zu kennen, stellt sich nun ein fundamentales unauflösbares Problem. Einem Außenstehenden ist es schwer möglich zu unterscheiden, ob ein Mensch, der sich intolerant äußert, zum ersten oder zweiten Grad gehört.

Hätte Karl Popper auch noch eine Phänomenologie der paradoxen Toleranz an seine Erkenntnis angehangen, wäre der Denker unweigerlich zu dem Schluß gekommen, daß sich ausbreitende Intoleranz dazu führen kann, daß ganze Nationen und letztlich auch die Zivilisation von intoleranten Zeitgenossen buchstäblich in Schutt und Asche gelegt werden können, wenn ihnen die Möglichkeit durch mißbräuchliche Ausnutzung von Machtfülle ermöglicht wird.

Der irische Schriftsteller und Theoretker der Aufklärung Edmund Burke (1729 - 1797) pflegte darüber bereits sehr treffend zu sagen:





„Je größer die Macht, umso gefährlicher der Missbrauch.“

Edmund Burke


So ist den Anfängen gegen Intoleranz zu wehren und diese Wehrung beginnt bereits vor der eigenen Haustüre!


Weblinks:

Karl Popper -Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Karl Popper -Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

Karl Popper - www.famousphilosophers.org

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