Samstag, 27. Oktober 2018

Der Mensch ist von Natur böse

„Der Satz: der Mensch ist böse, kann nichts anderes sagen wollen als: er ist sich des moralischen Gesetzes bewusst, und hat doch die (gelegentliche) Abweichung von demselben in seine Maxime aufgenommen. Er ist von Natur böse, heißt so viel als: dieses gilt von ihm in seiner Gattung betrachtet...“

Man könne den Menschen, wie man ihn aus der Erfahrung kenne, nicht anders als von Natur aus böse bezeichnen oder

„...man kann es, als subjektiv notwendig, in jedem, auch dem besten Menschen, voraussetzen.“

Kant führt aus, dass

„...wir diesen natürlichen Hang zum Bösen, und, da er doch immer selbst verschuldet sein muss, ihn selbst ein r a d i k a l e s, angeborenes (nichts destoweniger aber uns von uns selbst zugezogenes) B ö s e s in der menschlichen Natur nennen können.“

Das radikal Böse ist ein moralisch Böses. Für Kant bedeutet das Radikale - von lat.: radix = Wurzel - des radikal Bösen, dass es in der menschlichen Natur, als zum Charakter seiner Gattung gehörend, gewurzelt ist. Das es, obgleich wir es uns als intelligible Tat, als Tat durch den Gebrauch der Freiheit, selbst gewählt, zugezogen und verschuldet haben, nicht ausgerottet werden kann.

„Dass nun ein solcher verderbter Hang im Menschen gewurzelt sein müsse, darüber können wir uns, bei der Menge schreiender Beispiele, welche uns die Erfahrung an den Taten der Menschen vor Augen stellt, den förmlichen Beweis ersparen.“

Worin kann nun der Grund dieses Bösen liegen? Er könne, so Kant, weder in der Sinnlichkeit des Menschen, noch in einer verderbten moralisch-gesetzgebenden Vernunft liegen. Die Sinnlichkeit gehöre notwendig zum Menschen, ihr Dasein sei von uns daher nicht zu verantworten. Eine boshafte Vernunft könne es nicht geben, es

„...wäre soviel, als eine ohne alle Gesetze wirkende Ursache denken...“

weil es ein Widerspruch darstelle ein frei handelnder Mensch zu sein und sich von dem moralischen Gesetz entbunden zu denken. Kant resümiert:

„Die S i n n l i c h k e i t […] macht den Menschen […] zu einem bloß T i e r i s c h e n; eine […] b o s h a f t e V e r n u n f t […] [würde] das Subjekt zu einem t e u f l i s c h e n Wesen [machen] [...]. – Keines von beiden ist aber auf den Menschen anwendbar.”

Kant lehnt die Selbständigkeit des radikalen Bösen ab, es ist nur eine Abweichung des Guten (-A). Eine Bestimmung des radikalen Bösen aus einer boshaften Vernunft, >wie es sein Zeitgenosse de Sade in seinen vorsätzlich bösen, allerdings literarischen Figuren exemplifiziert hat< kann es für Kant nicht geben. Weblink: Das radikal Böse bei Immanuel Kant - www.grin.com

Mittwoch, 24. Oktober 2018

Das radikal Böse bei Immanuel Kant


Das moralisch Böse ist bei Immanuel Kant ein radikal Böses in der menschlichen Natur. Es ist somit anthropologisch fundiert.

Die Entwicklung des Begriffs des radikal Bösen bei Immanuel Kant lässt sich auf der Grundlage seiner Moralphilosophie und vor allem an Hand der Schrift: Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft von 1793 beschreiben.

„Die Moral, sofern sie auf den Begriff des Menschen, als eines freien, eben darum aber auch sich selbst durch seine Vernunft an unbedingte Gesetze bindenden Wesens, gegründet ist, bedarf weder der Idee eines anderen Wesens über ihm, um seine Pflicht zu erkennen, noch einer anderen Triebfeder als des Gesetzes selbst, um sie zu beobachten. [...] Sie bedarf also zum Behuf ihrer selbst [...] keineswegs der Religion, sondern, vermöge der reinen praktischen Vernunft, ist sie sich selbst genug.“

Dies ist die einleitende Bestimmung der Moral in Immanuel Kants Schrift Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft. Kant stellt in seiner Religionsschrift das Verhältnis des guten und bösen Prinzips vor, die beide für sich bestehen und als wirkende Ursachen den Menschen beeinflussen. Er erörtert in der Vorrede zur ersten Auflage von 1793 sein Vorhaben, das in der Denkmöglichkeit des Guten angesichts des Bösen in der menschlichen Natur besteht. Die Religion ist hier kein Gegenstand des Wissens, der objektiven Erkenntnis, sondern eines philosophisch begründeten Hoffens. Kant verstand seine Schrift als Versuch einer Antwort auf die Frage: Was darf ich hoffen? Die Frage nach dem, was der Mensch hoffen darf, >setzt die nach dem sittlich gesollten fort. Erst beide Fragen zusammen stecken den Bereich des menschlichen Handelns ab.<[11] Kant beschreibt den Standort seiner Abhandlung mit dem Bild von zwei konzentrischen Kreisen, bei der sich die Vernunftreligion innerhalb der Grenzen der Offenbarungsreligion befindet.[12] Er entwickelt in der Religionsschrift keine positive Religion aus reiner Vernunft, sondern zeigt, wie Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft möglich ist. Kant ist der Auffassung, dass „...eine Religion, die der Vernunft unbedenklich den Krieg ankündigt, es auf die Dauer gegen sie nicht aushalten [wird].“ Der entscheidende Gedanke ist, dass die Moral, die uns durch das Sittengesetz als oberstes, unbedingt zu befolgendes und gebietendes Gesetz durch die Vernunft unmittelbar gegeben und einsichtig sei, keines Zweckes außer ihr bedürfe und der Religion vorangehe. Die Moral „... bedarf keines Zwecks, weder um, was Pflicht sei, zu erkennen, noch dazu, dass sie ausgeübt werde...“[14] Die Moral für sich selbst benötige folglich keine Zweck vorstellung, die der Willensbestimmung vorhergehen müsse. Die Menschen benötigten jedoch zur Willensbestimmung eine Zweck beziehung. Dies nicht als vorhergehender Grund, sondern als Folge ihrer Bestimmung. „So bedarf es zwar für die Moral zum Rechthandeln keines Zwecks, sondern das Gesetz [...] ist ihr genug. Aber aus der Moral geht doch ein Zweck hervor; denn es kann der Vernunft doch unmöglich gleichgültig sein, wie die Beantwortung der Frage ausfallen möge: w a s a u s d i e s e m u s e r e m R e c h t h a n d e l n h e r a u s k o m m e...“[15] Die Religion ist „...zwar nur eine Idee von einem Objekte, welches...“ die Zwecke, die wir haben sollen, das menschliche Streben nach Glückswürdigkeit, das unsere Pflicht ist, mit den Zwecken, die wir haben, der Glückseligkeit, vereinigt. „...diese Idee geht aus der Moral hervor, und ist nicht die Grundlage derselben...“ Die Idee vermag es die Zweckmäßigkeit der Freiheit und die Zweckmäßigkeit der Natur zu verbinden. Die Verbindung gestattet die Denkmöglichkeit der Moral und die Umsetzung der Handlung in die Praxis. Sie ist „...die Idee eines höchsten Guts in der Welt, zu dessen Möglichkeit wir ein höheres, moralisches, heiligstes und allvermögendes Wesen annehmen müssen...“ Kant führt aus, dass diese Idee nicht leer sei, weil sie unserem natürlichen Bedürfnisse entspräche, uns bei all unseren Handlungen einen von der Vernunft gerechtfertigten Endzweck zu denken. Das Fehlen eines Endzweckes beschreibt Kant als ein „...Hindernis der moralischen Entschließung.“ Es geht darum, dass sich die Moral einen Begriff von einem Endzweck aller Dinge mache, „...weil dadurch allein der Verbindung der Zweckmäßigkeit aus Freiheit mit der Zweckmäßigkeit der Natur, deren wir gar nicht entbehren können, objektiv praktische Realität verschafft werden kann.“[20] Der Endzweck sei derjenige Zweck, der die unumgängliche und gleichzeitig zureichende Bedingung aller übrigen Zwecke enthalte. Eigene Glückseligkeit sei der subjektive Endzweck, den jeder aufgrund seiner Natur habe, er sei jedoch nicht derjenige, den wir haben sollen. Der Endzweck, den sich jedermann machen solle, sei das höchste in der Welt mögliche Gut und „...an diesem Zwecke nun, [...] sucht der Mensch etwas, was er l i e b e n kann..." Für die Menschen sei dieser Endzweck durch die Moral bewirkt und folge, zusätzlich zu seinen Pflichten, dem Bedürfnisse des Erfolges derselben als Gedanken. Kant resümiert: „Moral also führt unumgänglich zur Religion, wodurch sie sich zur Idee eines machthabenden moralischen Gesetzgebers außer dem Mensch erweitert, in dessen Willen dasjenige Endzweck (der Weltschöpfung) ist, was zugleich der Endzweck des Menschen sein kann und soll.“ Das kann nur in dem Sinne gemeint sein, der nicht die Eigenständigkeit der Moral beeinträchtigt, sondern nur so, „...dass zwischen Vernunft und Religion nicht bloß Verträglichkeit, sondern auch Einigkeit anzutreffen sei.“ Weblink: Das radikal Böse bei Immanuel Kant - www.grin.com

Samstag, 20. Oktober 2018

»Also sprach Zarathustra« von Friedrich Nietzsche

Zarathustra

In der Anthroposophie wird gelehrt, dass Zarathustra der große Lehrer in der persischen Kulturepoche war. Den ursprünglichen Zarathustra muss man sich nicht einige Jahrhunderte vor Christus lebend denken, sondern rund achttausend Jahre vorher.

Das Buch »Also sprach Zarathustra« erzeugt jene erste Berührung mit der kosmische Achse seines sonnenartigen Zentralgedankens, jener Vorhalle zu seiner Philosophie.

„Also sprach Zarathustra“ ist ein dichterisch-philosophisches Werk, das „den Übermenschen“ thematisiert. Die Lehre des Antichrist Zarathustra ist kein Vorschreiten der Kategorien in innerer Folgerichtigkeit und Notwendigkeit, welche die Sehweise des Daseins erhöht, sondern ein gewaltsamer Rückschritt der Vernunft hinter sich selbst. Zarathustra scheidet noch immer zwischen Gut und Böse, zwischen Dekadenz und Gesundheit – auch das ist noch Moral, eine Instinkt-Moral der Gegensätze, in deren Dienst die Vernunft über Wert und Unwert des Daseins richten soll.

Zarathustra zieht sich in die Berge und damit in die Einsamkeit zurück, um über das Leben nachzudenken. Nach einer geraumen Zeit kehrt er zu den Menschen zurück und versucht ihnen seine Gedanken zum „Übermenschen“ und der Überwindung des Nihilismus näher zu bringen. Dabei stößt er jedoch auf viel Ablehnung.

Nachdem er zehn Jahre als Einsiedler in den Bergen verbracht hat, versucht der mittlerweile vierzigjährige Zarathustra, seine Weisheit mit den Menschen zu teilen. Er predigt der Menge auf dem Marktplatz einer Stadt vom Übermenschen, erfährt aber von seinen Zuhörern nur Hohn und Spott. Von nun an meidet Zarathustra Ansammlungen von Menschen und begibt sich auf die Suche nach verwandten Geistern.

Aus Sicht Zarathustras waren vor Gott alle Menschen gleich. Mit dem Tod Gottes aber sind nur noch vor „dem Pöbel“ alle Menschen gleich. Darum ist der Tod Gottes eine Chance für den Übermenschen.

In seinem Werk »Also sprach Zarathustra. Ein Buch für Alle und Keinen« fasst Friedrich Nietzsche die drei zentralen Formeln seiner Philosophie zusammen: der Wille zur Macht, die ewige Wiederkehr des Gleichen und der Übermensch.

Das Buch entstand vor dem Hintergrund der Umbrüche in Philosophie und Wissenschaften in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die zum Verlust des Glaubens an Gott führten. Nietzsche bezieht sich im Titel auf den persischen Religionsstifter aus dem 6. Jahrhundert v. Chr., und deutet damit auf die Funktion seines Zarathustra hin: Ausgehend vom Diktum »Gott ist tot« soll dieser den aufgekommenen Nihilismus (Stichwort R S. 818) besiegen, indem er einen neuen Glauben stiftet.

Das Werk besteht aus einer Vorrede und den Reden des Titelhelden. Der Prophet Zarathustra, der den Tod Gottes diagnostiziert und den Grund dafür im christlich-griechischen Denken sieht, leidet an den nihilistischen Folgen dieser Entwicklung. Mit 30 Jahren zieht er sich auf eine einsame Berghöhle zurück und entwirft dort seine Lehre vom Übermenschen, der den lähmenden Nihilismus überwindenden soll. Dieser zeichnet sich dadurch aus, dass er durch seinen Willen zur Macht befähigt ist, die Umwertung der tradierten moralischen Werte zu vollziehen, um in vollkommener Freiheit seine eigenen Wertvorstellungen wie Selbsterhaltung und Vermehrung von Lebensgefühl zu schaffen. Während die schwachen Menschen sich noch den Geboten eines toten Gottes unterordnen, sucht der Übermensch in seiner Ausrichtung auf die Erde Macht, Vitalität und Stärke zu erlangen, um der Welt einen neuen Sinn zu verleihen. In den ersten beiden Teilen entwickelt und verkündet Zarathustra die Lehre vom Übermenschen.


Literatur:

Also sprach Zarathustra
Also sprach Zarathustra
von Friedrich Nietzsche

Weblink:

Das Böse in der Lehre des Zarathustra - www.miekemosmuller.com

Samstag, 13. Oktober 2018

Nietzsche sah sich als Künstlerphilosophen


Friedrich Nietzsche


Friedrich Nietzsche war tief beeindruckt von dem Bild des Künstlerphilosophen. Der Philosoph als Künstler war eine Vorstellung, die ihn faszinierte. In Nietzsches Werk taucht daher der Begriff früh auf und setzt sich bis in die späten Tage fort, so auch in seiner Schrift »Der Wille zur Macht«.

Was aber versteht Nietzsche unter einem Künstlerphilosophen? Er versteht darunter das genaue Gegenteil eines (angestellten) Universitätsphilosophen und Gelehrten, z. B. Schopenhauer versus Hegel. Hinter dem Bild des Künstlerphilosophen steckt stets auch der Gegensatz Freigeist versus gelehrter Akademiker.

Schopenhauer war auch Philosophieprofessor an einer Universität, aber eher wider Willen. Hegel hingegen war der Prototyp eines akademischen Theoretikers und unfähig, Werk und Leben in Beziehung zu setzen.

Was ist die Kunst eines Künstlerphilosophen? Bei einem Künstlerphilosophen steht Leben und Werk in Einklang und beeinflussen sich gegenseitig. Ein Dichterphilosoph bringt sein Leben in sein Werk ein und sein Werk in sein Leben oder er versucht es wengistens.

Das Modell für einem solchen Philosophen bildet deshalb weniger der Mathematiker, der mit seinen Begrifflichkeiten arbeitet, als vielmehr der Künstler, der erfindet, indem er erschafft und erschafft, indem er erfindet. Nietzsche steht mit diesem Begriff in der Tradition der Vorsokratiker und Schopenhauers.

Der Künstlerphilosoph will dabei sein Leben zum Kunstwerk machen: Er will sein Leben zur künstlerischen Existenz machen. Er will daraus ein Unikat machen, etwas nie Dagewesenes, Neues, Überraschendes. Nietzsche führte gewiss das Leben eines solchen Dichterphilosophen.

Nietzsche wollte um keinen Preis Philosoph sein, wenn das Ausüben der Disziplin ihn zu Wortspielen, dem Arbeiten mit Begrifflichkeiten und akademischen Fachjargon zwang. Der Freigeist wollte seine philosophischen Untersuchungen selbst von künstlerischen Darstellungspraxen Gebrauch machen.

Der Dichterphilosoph praktiziert Philosophie nicht um der Philosophie willen,, sondern der Kunst willen. Vielmehr praktiziert er praktische Existenzphilosophie, also das Gegenteil der existenzialistischen Philosophie.

Erstere nahm ihren Anfang bei den antiken Philosophen, die sich über das gute, philosophische Leben, über eine praktische Erfahrung der Wesiheit Gedanken machten. Letzere hat ihren Ursprung in der mittelalterlichen Scholastik und deren universitärer Weiterentwicklung.

Nietzsche schwebte als Philosophen das Leben eines Künstlers und einer künstlerischen Existenz vor. Sein Leben ist eher Ausdruck der Kunst, denn der Philosophie. Nietzsche ist der Künstlerphilosoph auf dem Wege zum Übermenschlichen.

Die französische Moralistik von Montaigne bis La Rochefoucauld regte den Aphoristiker Nietzsche an; die französische Aufklärung, besonders Voltaire, formierte die für seinen Denkhabitus maßgebende Konzeption des „freien Geistes“.

„Selbst an Abgründen noch zu tanzen“, so hatte Nietzsche in der Fröhlichen Wissenschaft unser Leben bejahendes Echo aufgefasst: „Ein solcher Geist wäre der freie Geist par excellence.“

Seine Ansichten zu dem Leben eines Philosophen als Künstler hat er in seiner Schrift »Die Fröhliche Wissenschaft« unterbreitet.

Nietzsche hat in seinem Werk »Die fröhliche Wissenschaft« die Wissenschaft von ihrer moralischen Natur her kritisiert. Nietzsche gab damit den Anstoss für die Klassiker der Wissenschaftskritik wie z.B. Foucault.

Ferner stellt Nietzsche hier auch die Frage nach dem Kerngehalt und dem Wert von Wissenschaft überhaupt, und das nicht in der Sprache des Wissenschaftlers.

Weblink:

Friedrich Nietzsche

Literatur [ >> ] :

Die Fröhliche Wissenschaft<;br>Die Fröhliche Wissenschaft von Friedrich Nietzsche

Morgenröte / Idyllen aus Messina / Die fröhliche Wissenschaft.
Morgenröte / Idyllen aus Messina / Die fröhliche Wissenschaft.
von Giorgio Colli und Mazzino Montinari

Samstag, 6. Oktober 2018

Vaclav Havel - ein Philosoph als Bürgerpräsident

Vaclav Havel

Vaclav Havel war ein Philosoph als Bürgerpräsident und ein Dichter, der zum Staatsmann wurde. Havel war von Natur aus ein dichterischer und unpolitischer Mensch. Erst durch die politischen Umstände in seinem Land wurde der Individualist und Nonkonformist zum Oppositionellen und schießlich zum kommunistischen Regimegegner.

Havel steht damit in der Tradition von Platon. Bekanntlich wollte Platon einen Philosophenkönig kreieren, indem entweder dem Philosophen das Regieren oder dem Regenten das Philosophieren beigebracht werden sollte.

»Ich strebe keine Machtpostion an.
Ich versuche, der Wahrheit zu dienen.
Ich bin nur der Königsmacher, nicht der König.«

Vaclav Havel
Havel war ein in seiner Jugend veräppelter Bürgersohn und später ausgestossener Bourgeouis, ein verbannter Dichter und politischer Häftling, der nie in ein vorgegebenes Raster gepaßt hat und auf diese Weise einen besonderen Blick auf die menschlichen Existenz entworfen hat: den des Aussenseiters.

Sein elemtentares Lebensgefühl war das Gefühl von Fremdheit, anders zu sein als andere.

Vaclav Havel war ein grosser politischer Visionär mit einem unkonventionellen politischen Stil. Er war von seiner Grundhaltung radikal individualistisch und unangepasst.

Vaclav Havel war kein Mensch, der vorgefertigte Lösungen präsentiert hat. Nicht in seinem philosophischen Denken, nicht in seiner politischen Auffassung und auch nicht in seinem literarischen Werk.

Havel betonte stets die Verantwortung des Individuums. Weil er auf die Selbstverantwortung des Individuums setzte, lieferte er keine (individuellen) Patentrezepte.

Der kritische Mahner und Sinnsucher hat dabei immer vorgeführt, wie sein Denken zu leben wäre.


Biografien:

In der Wahrheit leben
In der Wahrheit leben
von Michael Zantovsky

Vaclav Havel
Vaclav Havel


Blog-Artikel:

Charta 77 vor 40 Jahren veröffentlicht -

Philosoph Jan Patočka vor 40 Jahren gestorben