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Samstag, 23. September 2023

Kants Begriff der praktischen Vernunft (E)


Kants Begriff der praktischen Vernunft.

Ich nehme ein paar Skeptiker beiseite, den anständigen Typus in der Geschichte der Philosophie: aber der Rest kennt die ersten Forderungen der intellektuellen Rechtschaffenheit nicht. Sie machen es allesamt wie die Weiblein, alle diese großen Schwärmer und Wundertiere, - sie halten die "schönen Gefühle" bereits für Argumente, den "gehobenen Busen" für einen Blasebalg der Gottheit, die Überzeugung für ein Kriterium der Wahrheit. Zuletzt hat noch Kant, in "deutscher" Unschuld, diese Form der Korruption, diesen Mangel an intellektuellen Gewissen unter den Begriff "praktische Vernunft" zu wissenschaftlichen versucht: er erfand eigens eine Vernunft dafür, in welchem Falle man sich nicht um die Vernunft zu kümmern habe, nämlich, wenn die Moral, wenn die erhabene Forderung "du sollst" laut wird.

Samstag, 13. Februar 2021

Corona und der kritische Geist


Das Corona-Virus scheint auch den kritischen Geist befallen zu haben, denn viele Entscheidungen scheinen erstaunlich unzureichend fundiert zu fallen. Kritisch heißt, sich seine eigenen Meinung zu bilden. Das Subjekt ist der Träger der Erkenntis.

Von Experten empfohlene Handlungen führen in der Politik meist zu Problemen mit der Legitimation. Dabei ist doch gerade kritischer Geist nötig, um die bestehenden Zustände zu hinterfragen und die in einer Krise nötigen pragmatischen Entscheidungen fundiert treffen zu können.

Zu einem kritischen Geist, der im Gegensatz zu einem platonischen Geist steht, gehören die Kantischen Forderungen »Wage es, weise zu sein.« sowie »Habe Mut, dich deines Verstandes zu bedienen.«

Ein kritischer Geist ist für einen tiefen Blick auf den tiefen Grund, den analytischen Zugang zu Problemen, das Erkennen von Zusammenhängen, das Abwägen der Alternativen und das Abschätzen der Folgen politischer Handlungen, zur Lösung von drängenden Problemen in der Krise notwendig. Der unreflektierte Geist als sein blasser Vertreter ist dagegen für einfache Lösungen schnell zur Hand .

Ein kritischer Geist wird die Alternativen von Handlungen sorgfältig abwägen und zu einer angemessenen, ausgewogenen und (sozial) gerechten Lösung finden. Für diesen sind dabei Lösungen von vornherein (a priori) alles andere als alternativlos.


Nur vom kritischen Geist getragen, ist eine Krise zu bewältigen. Dazu gehört die Sammlung und Überprüfung der Tatsachen, die abschließende Entscheidung auf Basis der erhobenen Daten.

»Also Wage es, kritisch zu sein und die Zustände zu hinterfragen!« möchte man den politischen Akteuren in der Krise zurufen. Dann würden sie die momentane Lage womöglich anders als alternativlos einschätzen. - Übrigens: Politische Ratschläge werden vom kritischen Geist rezeptfrei erteilt.

Kant-Kritiken in vier Bänden:

Die drei Kritiken, 4 Bde.
Die drei Kritiken
4 Bände
von Immanuel Kant

Samstag, 21. März 2020

Mit Kant unter Gebrauch der Vernunft gegen die Ausbreitung der Pandemie













Immanuel Kant



Seit Kant und Hegel ist die Philosophie von der Vernunft bestimmt. So ist in der derzeitigen Krise zu fragen: »Wie wäre der Königsberger Philosoph, welcher Zeit seines Lebens seine Heimatstadt bekanntlich nie verlassen hat, wie wäre Immanuel Kant einer Pandemie begegnet?«

Vernunft ist für Kant nach Wahrnehmung und Verstand die oberste menschliche Erkenntnisfähigkeit. Sie kontrolliere den Verstandesgebrauch und sei dazu in der Lage, nach höchsten allgemeinsten Grundsätzen für das theoretische Erkennen wie für das praktische Handeln zu suchen.

Als Teil des menschlichen Erkenntnisapparates wird Vernunft seit Kant nach Wahrnehmung und Verstand als die oberste menschliche Erkenntnisinstanz angesehen.

Als praktische Vernunft bezeichnet man die Fähigkeit zu zweckmäßigem Handeln. Aber auch in der Tradition Kants die Fähigkeit zu einem Handeln, dass mit den Sittengesetzen übereinstimmt. (Ethik) Die reine praktische Vernunft ist nach Kant das Vermögen, aus Gründen zu handeln, die nicht auf interessegeleiteten Motiven beruhen und ohne Bezug auf die Erfahrung erhoben werden.

Kant hätte sich der Vernunft und seiner Kategorien zur profunden Wahrnehmung der Krise bedient und andere entschieden zum Gebrauch der Vernunft angehalten und der grassierenden Unwissenheit über die Möglichkeiten und Gefahren der Infektion seinen Mut, sich des eigenen Verstandes zu bedienen, entschieden entgegengesetzt.




Johns Hopkins University

Johns Hopkins University

Vor Corona schützen Sie sich durch praktische Vernunft am besten durch umsichtiges und vorsichtiges Verhalten, in dem Sie Abstand wahren, ihre Sozialkontakte einschränken, sich regelmäßig die Hände waschen und beim Einkaufen Handschuhe und ggf. Mundschutz tragen.

Doch nicht immer ist die Welt so von Vernunft bestimmt, wie Kant und Hegel glauben machen wollten und es geht vernünftig zu auf dieser Welt, häufig waltet die Unvernunft sowie das Nicht-Rationale, welches das Handeln der Menschen bestimmt. Im Hintergrund lauert hier immer dessen dunkler Bruder: die Unvernunft, mit der sich dann Nietzsche philosophisch auseinandergesetzt hat.

»Die Unvernünftigkeit einer Sache ist kein Argument gegen ihre Existenz,
sondern eher eine Voraussetzung dafür.«


Friedrich Nietzsche

Der Gebrauch des Verstandes setzt beim Menschen kognitive Fähigkeiten voraus: Wo keine Kognition stattfindet, wird auch der Verstand schwerlich etwas bewirken können. Das zweite Problem ist, etwas begreifen zu wollen. Viele Menschen nehmen die Pandemie nicht Ernst ernst - oder ernst genug. Freiwilligkeit ist gut, funktioniert aber hier nicht.

Das nächste Problenmfeld ist das Handeln zur rechten Zeit und mit den angemessenen Mitteln. Die Frage ist aber, inwieweit Vernunft zu Erkenntnis und wiederum zu vernünftigem Handeln führen können. Wenn der Mensch eine drohende Gefahr erkennt und vernünftig handelt, wird er sich zu schützen wissen und entsprechend praktisch durch Vorbeuge und Schutzmaßnehmen präventiv handeln.

In der Krise sind gerade Weitsicht und Vernunft gefragt, dessen Anleitung - wenn Menschen sich nicht freiwillig vernünftig verhalten - durch den Staat zu erfolgen hat, welcher klare Regeln für die Krise und deren Bewältigung aufzustellen hat.

Wenn es die Aufgabe der Philosophie ist, zum Gebrauch der Vernunft anhalten, so ist es die Aufgabe der Vernunft, Menschen zu vernünftigem Verhalten anzuleiten. Der Staat will die Menschen zur Vernunft bringen, indem man sie dazu anleitet, soziale Kontakte strikt zu vermeiden, denn nichts ist tödlicher als ein grassierender Mangel an Vernunft, welcher auch den Corona-Virus - diesen »Virus des Absurden« - erst hat entstehen lassen.

Die Krise wird bewältigt, wenn Vernunft auf Augenmaß trifft. Es scheint angeraten, sich in der Krise gerade von der Vernunft leiten zu lassen, denn andere Kategorien der Wahrnehmnung oder gar Gefühle sind keine guten Ratgeber. Hierzu gehört auch die Einhaltung des »Kategorischen Imperativs«, welchse Kant folgendermaßen formuliert hat:


Handle so, daß die Maxime deines Willens jederzeit zugleich
als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.

Dazu gehört, sich vor dem Virus weitgehend und bestmöglich gegen die Übertragung zu schützen, das soziale Verhalten einzuschränken, Menschenansammlungen zu meiden und Informationen über Verlauf und Verbreitung der Pandemie sorgsam auf die darin enthaltene und verbreitete Wahrheit oder Unwahrheit zu prüfen. - Und mit Kant lässt es sich es gut die durch die Krise kommen!

Bleibt noch die Kommunikation einer Krise. Das Erklären der Wirkungsweise einer Pandemie stellt für Kant eine Form der kommunikativen Vernunft dar. Im Notfall ist das Sozialverhalten massiv einzuschränken und in der guten Stube zu bleiben. Das passt wirklich gut zu Kant, denn der Philosoph aus Königsberg war ein geradezu begnadeter Stubenhocker.

Weblinks:

Immanuel Kant - www.famousphilosophers.org


Johns Hopkins University

Johns Hopkins University


Vernunft-Zitate - Grosser Zitatenschatz




Samstag, 27. Oktober 2018

Der Mensch ist von Natur böse

„Der Satz: der Mensch ist böse, kann nichts anderes sagen wollen als: er ist sich des moralischen Gesetzes bewusst, und hat doch die (gelegentliche) Abweichung von demselben in seine Maxime aufgenommen. Er ist von Natur böse, heißt so viel als: dieses gilt von ihm in seiner Gattung betrachtet...“

Man könne den Menschen, wie man ihn aus der Erfahrung kenne, nicht anders als von Natur aus böse bezeichnen oder

„...man kann es, als subjektiv notwendig, in jedem, auch dem besten Menschen, voraussetzen.“

Kant führt aus, dass

„...wir diesen natürlichen Hang zum Bösen, und, da er doch immer selbst verschuldet sein muss, ihn selbst ein r a d i k a l e s, angeborenes (nichts destoweniger aber uns von uns selbst zugezogenes) B ö s e s in der menschlichen Natur nennen können.“

Das radikal Böse ist ein moralisch Böses. Für Kant bedeutet das Radikale - von lat.: radix = Wurzel - des radikal Bösen, dass es in der menschlichen Natur, als zum Charakter seiner Gattung gehörend, gewurzelt ist. Das es, obgleich wir es uns als intelligible Tat, als Tat durch den Gebrauch der Freiheit, selbst gewählt, zugezogen und verschuldet haben, nicht ausgerottet werden kann.

„Dass nun ein solcher verderbter Hang im Menschen gewurzelt sein müsse, darüber können wir uns, bei der Menge schreiender Beispiele, welche uns die Erfahrung an den Taten der Menschen vor Augen stellt, den förmlichen Beweis ersparen.“

Worin kann nun der Grund dieses Bösen liegen? Er könne, so Kant, weder in der Sinnlichkeit des Menschen, noch in einer verderbten moralisch-gesetzgebenden Vernunft liegen. Die Sinnlichkeit gehöre notwendig zum Menschen, ihr Dasein sei von uns daher nicht zu verantworten. Eine boshafte Vernunft könne es nicht geben, es

„...wäre soviel, als eine ohne alle Gesetze wirkende Ursache denken...“

weil es ein Widerspruch darstelle ein frei handelnder Mensch zu sein und sich von dem moralischen Gesetz entbunden zu denken. Kant resümiert:

„Die S i n n l i c h k e i t […] macht den Menschen […] zu einem bloß T i e r i s c h e n; eine […] b o s h a f t e V e r n u n f t […] [würde] das Subjekt zu einem t e u f l i s c h e n Wesen [machen] [...]. – Keines von beiden ist aber auf den Menschen anwendbar.”

Kant lehnt die Selbständigkeit des radikalen Bösen ab, es ist nur eine Abweichung des Guten (-A). Eine Bestimmung des radikalen Bösen aus einer boshaften Vernunft, >wie es sein Zeitgenosse de Sade in seinen vorsätzlich bösen, allerdings literarischen Figuren exemplifiziert hat< kann es für Kant nicht geben. Weblink: Das radikal Böse bei Immanuel Kant - www.grin.com

Mittwoch, 24. Oktober 2018

Das radikal Böse bei Immanuel Kant


Das moralisch Böse ist bei Immanuel Kant ein radikal Böses in der menschlichen Natur. Es ist somit anthropologisch fundiert.

Die Entwicklung des Begriffs des radikal Bösen bei Immanuel Kant lässt sich auf der Grundlage seiner Moralphilosophie und vor allem an Hand der Schrift: Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft von 1793 beschreiben.

„Die Moral, sofern sie auf den Begriff des Menschen, als eines freien, eben darum aber auch sich selbst durch seine Vernunft an unbedingte Gesetze bindenden Wesens, gegründet ist, bedarf weder der Idee eines anderen Wesens über ihm, um seine Pflicht zu erkennen, noch einer anderen Triebfeder als des Gesetzes selbst, um sie zu beobachten. [...] Sie bedarf also zum Behuf ihrer selbst [...] keineswegs der Religion, sondern, vermöge der reinen praktischen Vernunft, ist sie sich selbst genug.“

Dies ist die einleitende Bestimmung der Moral in Immanuel Kants Schrift Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft. Kant stellt in seiner Religionsschrift das Verhältnis des guten und bösen Prinzips vor, die beide für sich bestehen und als wirkende Ursachen den Menschen beeinflussen. Er erörtert in der Vorrede zur ersten Auflage von 1793 sein Vorhaben, das in der Denkmöglichkeit des Guten angesichts des Bösen in der menschlichen Natur besteht. Die Religion ist hier kein Gegenstand des Wissens, der objektiven Erkenntnis, sondern eines philosophisch begründeten Hoffens. Kant verstand seine Schrift als Versuch einer Antwort auf die Frage: Was darf ich hoffen? Die Frage nach dem, was der Mensch hoffen darf, >setzt die nach dem sittlich gesollten fort. Erst beide Fragen zusammen stecken den Bereich des menschlichen Handelns ab.<[11] Kant beschreibt den Standort seiner Abhandlung mit dem Bild von zwei konzentrischen Kreisen, bei der sich die Vernunftreligion innerhalb der Grenzen der Offenbarungsreligion befindet.[12] Er entwickelt in der Religionsschrift keine positive Religion aus reiner Vernunft, sondern zeigt, wie Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft möglich ist. Kant ist der Auffassung, dass „...eine Religion, die der Vernunft unbedenklich den Krieg ankündigt, es auf die Dauer gegen sie nicht aushalten [wird].“ Der entscheidende Gedanke ist, dass die Moral, die uns durch das Sittengesetz als oberstes, unbedingt zu befolgendes und gebietendes Gesetz durch die Vernunft unmittelbar gegeben und einsichtig sei, keines Zweckes außer ihr bedürfe und der Religion vorangehe. Die Moral „... bedarf keines Zwecks, weder um, was Pflicht sei, zu erkennen, noch dazu, dass sie ausgeübt werde...“[14] Die Moral für sich selbst benötige folglich keine Zweck vorstellung, die der Willensbestimmung vorhergehen müsse. Die Menschen benötigten jedoch zur Willensbestimmung eine Zweck beziehung. Dies nicht als vorhergehender Grund, sondern als Folge ihrer Bestimmung. „So bedarf es zwar für die Moral zum Rechthandeln keines Zwecks, sondern das Gesetz [...] ist ihr genug. Aber aus der Moral geht doch ein Zweck hervor; denn es kann der Vernunft doch unmöglich gleichgültig sein, wie die Beantwortung der Frage ausfallen möge: w a s a u s d i e s e m u s e r e m R e c h t h a n d e l n h e r a u s k o m m e...“[15] Die Religion ist „...zwar nur eine Idee von einem Objekte, welches...“ die Zwecke, die wir haben sollen, das menschliche Streben nach Glückswürdigkeit, das unsere Pflicht ist, mit den Zwecken, die wir haben, der Glückseligkeit, vereinigt. „...diese Idee geht aus der Moral hervor, und ist nicht die Grundlage derselben...“ Die Idee vermag es die Zweckmäßigkeit der Freiheit und die Zweckmäßigkeit der Natur zu verbinden. Die Verbindung gestattet die Denkmöglichkeit der Moral und die Umsetzung der Handlung in die Praxis. Sie ist „...die Idee eines höchsten Guts in der Welt, zu dessen Möglichkeit wir ein höheres, moralisches, heiligstes und allvermögendes Wesen annehmen müssen...“ Kant führt aus, dass diese Idee nicht leer sei, weil sie unserem natürlichen Bedürfnisse entspräche, uns bei all unseren Handlungen einen von der Vernunft gerechtfertigten Endzweck zu denken. Das Fehlen eines Endzweckes beschreibt Kant als ein „...Hindernis der moralischen Entschließung.“ Es geht darum, dass sich die Moral einen Begriff von einem Endzweck aller Dinge mache, „...weil dadurch allein der Verbindung der Zweckmäßigkeit aus Freiheit mit der Zweckmäßigkeit der Natur, deren wir gar nicht entbehren können, objektiv praktische Realität verschafft werden kann.“[20] Der Endzweck sei derjenige Zweck, der die unumgängliche und gleichzeitig zureichende Bedingung aller übrigen Zwecke enthalte. Eigene Glückseligkeit sei der subjektive Endzweck, den jeder aufgrund seiner Natur habe, er sei jedoch nicht derjenige, den wir haben sollen. Der Endzweck, den sich jedermann machen solle, sei das höchste in der Welt mögliche Gut und „...an diesem Zwecke nun, [...] sucht der Mensch etwas, was er l i e b e n kann..." Für die Menschen sei dieser Endzweck durch die Moral bewirkt und folge, zusätzlich zu seinen Pflichten, dem Bedürfnisse des Erfolges derselben als Gedanken. Kant resümiert: „Moral also führt unumgänglich zur Religion, wodurch sie sich zur Idee eines machthabenden moralischen Gesetzgebers außer dem Mensch erweitert, in dessen Willen dasjenige Endzweck (der Weltschöpfung) ist, was zugleich der Endzweck des Menschen sein kann und soll.“ Das kann nur in dem Sinne gemeint sein, der nicht die Eigenständigkeit der Moral beeinträchtigt, sondern nur so, „...dass zwischen Vernunft und Religion nicht bloß Verträglichkeit, sondern auch Einigkeit anzutreffen sei.“ Weblink: Das radikal Böse bei Immanuel Kant - www.grin.com

Samstag, 28. Juli 2018

Die kantische System-Philosophie

Der Philosoph Immanuel Kant hat seine eigene Theorie entwickelt, wie er zur Erkenntnis und zu welchen Erkenntnissen er kam.

Die kantische Philosophie ist, wie die Begriffskompositionen der auf Kant folgenden Idealisten, eine Systemphilosophie. Kant hat seine drei Kritiken aus einer Systemidee entwickelt, die diesen Kritiken ihren Inhalt und ihre Form gibt.

Diese Systemidee ist nicht nur der Gedanke der Unterscheidung zwischen praktischer und theoretischer Philosophie, die in einem dritten Teil des Systems nach Vermittlung und Versöhnung streben, sondern auch eine bestimmte Anschauung des Menschen, der durch die Beschaffenheit der Vermögen seines Gemüts und seiner Erkenntnisvermögen den Grund für die Gliederung der Philosophie in die verschiedenen Systemteile bildet.


»Der praktische Philosoph,
der Lehrer der Weisheit durch Lehre und Beispiel,
ist der eigentliche Philosoph.«


Immanuel Kant

Schon Kant blickt mit unübersehbarer Deutlichkeit auf den Menschen, wenn er philosophiert, auch wenn sein Blick durch die unausgesprochenen Subreptionen seines Denkens das Wesen des Menschen nicht mit letzter Klarheit zu erfassen vermag. Nicht in der ersten der erschienenen Kritiken, der Kritik der reinen Vernunft, sondern erst in der 1790 veröffentlichten Kritik der Urteilskraft, hat Kant sich über die seiner Systemidee zugrundeliegende Anschauung vom Menschen ausgesprochen.

Kant unterscheidet am menschlichen Erkenntnisvermögen, insofern dieses ein reines ist, also frei von Inhalten, die es aus der sinnlichen Erfahrungswelt gezogen haben könnte, drei unterschiedliche Fähigkeiten: den Verstand, die Vernunft und die Urteilskraft, die zwischen den beiden ersteren in der Mitte steht. Dem Verstand gesteht er die Fähigkeit zu, die allgemeinen Gesetze zu erkennen, die in der reinen Naturwissenschaft zur Anwendung gelangen, der Vernunft das Vermögen, nicht für die Erkenntnis, sondern für den Willen Gesetze zu geben und die Aufgabe der Urteilskraft besteht in einer Vermittlung des Allgemeinen und des Besonderen, auf das Verstand und Vernunft in unterschiedlicher Weise bezogen sind.

Während für Kant der Verstand das reine Vermögen des Allgemeinen ist und es nur mit diesem Allgemeinen zu tun hat, vermag die Vernunft, das Besondere durch das Allgemeine zu bestimmen. Sie ist also nicht nur auf das Allgemeine bezogen, sondern bestimmt durch die Gesetze, die sie dem Handeln gibt, das Besondere, eben das empirisch handelnde Subjekt. Der Urteilskraft scheint Kant eine ähnlich vermittelnde Funktion, wie der Vernunft zuschreiben zu wollen, insofern sie imstande ist, das Besondere unter das Allgemeine, das der Verstand hervorgebracht hat, zu subsumieren.

In Wirklichkeit ist es aber nur die Urteilskraft, die sich zwischen der Sphäre des Allgemeinen und des Besonderen hin und her zu bewegen vermag, denn sie empfängt aus der Sinnlichkeit das Besondere und aus dem Verstand das allgemeine Gesetz. Nur weil sie an beiden teilhat, vermag sie das Besondere unter das Allgemeine zu subsumieren. Wie sie dies tut, untersucht die Kritik der Urteilskraft. Die Vernunft vermag nicht wirklich, Allgemeines und Besonderes zu versöhnen, sie ist keine dienende, sondern eine herrschende Vernunft.

Die Kantsche Vernunft beugt sich nicht zum empirischen Subjekt herunter und verlockt seine Neigungen mit den Liebkosungen der Idee. Die Kantsche Vernunft setzt sich mit imperialer Gebärde über das ephemere Einzelsubjekt hinweg und kümmert sich nicht um die situativen Divergenzen, denen das handelnde Subjekt gegenübersteht. Sie beschränkt sich, wie in der Kritik der praktischen Vernunft entwickelt wird, auf die Aufstellung eines formalen Gesetzes des menschlichen Handelns. Die Umsetzung dieses Gesetzes überläßt die imperiale Vernunft dem jenseits der Sphäre der Kritik stehenden empirischen Individuum.


Weblink:

Moralische Intuition, moralische Phantasie, moralische Technik - www.anthroweb.info

Samstag, 12. August 2017

Helmut Schmidt - Das Ethos des Politikers

Helmut Schmidt


Auf Helmut Schmidt hat Kant einen durchaus prägenden Einfluss ausgeübt. Den Politiker hat das idealistische Prinzip einer unbedingten, einer nicht durch Eigennutz oder Opportunismus verzerrten Pflichtauffassung fasziniert.

Auf Schmidt hat die späte Schrift »Zum ewigen Frieden«, welche er als junger Kriegsheimkehrer gelesen hatte, einen tiefen Eindruck gemacht, gerade durch die Nüchternheit, mit der sich der Autor dort Illusionismus und Schwärmerei versagt, mit der er stattdessen konkrete völkerrechtliche friedenspolltische Schritte vorschlägt. Übrigens nur »Schritte«.

Kant spricht vom ewigen Frieden als einer Aufgabe, die nur nach und nach zu lösen sei, deren Ziel man schrittweise näher komme. Und soweit ich mich hier auf Kant berufe, so beziehe ich mich wesentlich auf die Schrift »Zum ewigen Frieden« und auf die Schrift »Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht«, beide nach den großen philosophischen Werken geschrieben.


"Für mich bleibt die oberste Instanz das eigene Gewissen des handelnden Politikers." Helmut Schmidt

Für ihn sind bei Kant drei Dinge besonders wichtig: Zum einen der Standpunkt einer Menschheitsethik, die von den fundamentalen Freiheiten aller Menschen ausgeht. Zum anderen die Pflicht zum Frieden und zur Völkergemeinschaft als eine zentrale moralische Norm und nicht nur als eine politische Norm. Drittens aber vor allem die enge Verbindung zwischen dem Prinzip der sittlichen Pflicht und dem Prinzip Vernunft oder, wie man heute sagen mag, der kritischen Ratio.

Für ihn persönlich hatte das hohe Pflichtethos als ganz junger Mensch zu Beginn des Krieges durch das Lesen von Marc Aurels »Selbstbetrachtungen« schon Bedeutung gewonnen, eine Schrift, die mir in der Nazizeit durch Zufall in die Hände gekommen war.

Weblinks:

Helmut Schmidt - Das Ethos des Politikers (Rede 2007) Youtube

Weltethosrede von Helmut Schmidt am 01.06.2007 - YouTube

Mittwoch, 14. Juni 2017

Kunst konfrontiert mit den drängenden Fragen unserer Zeit

documenta 14 in Kassel eröffnet

In Kassel ist die documenta 14 am Wochenende feierlich eröffnet worden. Die documenta 14 ist die größte zeitgenössische Ausstellung moderner Kusnt. Sie beweist: Kunst ist immer auch ein Kommentar zu der Welt, in der wir leben.

"Künstler und Künstlerinnen konfrontierten die Besucher hier unmittelbar mit den drängenden Fragen unserer Zeit", sagte Kulturstaatssekretärin Monika Grütters bei der Eröffnung der documenta 14.

Es mag tatsächlich sein, daß Kunst mit den drängenden Fragen unserer Zeit konfrontiert. Leider wird das aber nicht zu der Erkenntnis führen, dass es Kunst ist, die Menschen zum Genuß verführt.

Es ist aber durchaus auch die umgekehrte Konstellation möglich, daß Kunst von den drängenden Fragen unserer Zeit ablenkt, denn Kunst ist bekanntlich nur dem Schönen und Wahren gewidmet bzw. verpflichtet. Das Schöne und Wahre hat aber mit der Realität nur weing zu tun.

Kunst kann aber auch mit dem Denken über die drängenden Fragen unserer Zeit konfrontieren. - Wie wäre es da mal mit "Sapere aude" - "Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ (Immanuel Kant). Es kann nicht schaden!

Weblinks:

documenta 14 in Athen - www.documenta14.de

documenta 14 - de.wikipedia.org


Blog-Artikel:

documenta 14 in Athen eröffnet

60 Jahre documenta in Kassel

documenta wird international ausgerichtet

Weitere Beiträge getaggt mit documenta

Literatur:

documenta. Mythos und Wirklichkeit
documenta. Mythos und Wirklichkeit
von Harald Kimpel

Samstag, 28. März 2015

Der ewige Frieden eine moralische Verpflichtung

Für Kant ist der ewige Frieden eine moralische Verpflichtung. Der Königsberger Philosoph vertritt zu einen den Standpunkt einer Menschheitsethik, die von allen fundamemtalen Freiheiten aller Menschen ausgeht. Zum anderen von der Pflicht zum Frieden als eine zentrale moralische Norm und nicht nur als eine politische Norm.

Friede als nur das Ende der Revolution und als bloßen Waffenstillstand abzutun, liegt nicht im Interesse Kants, zumal er ihm das Attribut "ewig" anhängen wird. Kein Friedensschluss mit Vorbehalt, kein Tausch von Staaten, die er als Habe bezeichnet mit einer Gesellschaft von Menschen. Kein Waffenheer, keine Staatsschulden gegenüber anderen Staaten.

Der Friedenszustand unter Menschen ist, wie man meinen kann, durch Verbote zu erreichen. Friede ist kein Naturzustand, er muss gestiftet werden, wie Kant postulierte. In einer Gesellschaft, die Freiheit aller, eine Abhängigkeit aller zu einer Gesetzgebung und so vollständige Gleichheit verspricht, wird unter der Idee der Republik Recht und Friede gestiftet. Zwischen den Staaten gilt dann das Völkerrecht auf Basis des Föderalismus. Völker als Staaten werden wie einzelne Menschen betrachtet.

Deren Maximen des Zusammenlebens gelten ebenso unter Staaten, das Recht hat zu siegen und nicht durch Sieg im Krieg das vorgebliche Recht. Trägt man diese Maximen unter eine Sonne, gilt das Weltbürgerrecht, nämlich als Recht auf dem Boden anderer nicht feindselig behandelt zu werden. Dieses Recht auf Hospitalität denkt bereits das allumfassende Recht als Grundlage einer globalen Wanderung und impliziert, dass sich der Fremde in einem für ihn fremden Land ebenso nicht feindselig verhält.

Tritt dieses Weltbürgerrecht als oberste Maxime über alle Völker, Staaten und Menschen in Kraft, so findet die Rechtsverletzung dagegen im Prinzip an einem Platz statt und wird in allen gefühlt - und wird so als öffentliches Menschenrecht zum Codex das ewigen Friedens.

Gewährleister dieses Codexes ist die Natur selbst, die in ihrer Zweckmäßigkeit hervor leuchtet und die Friedenssicherung zuletzt notwendig macht, in dem sie a) für alle Menschen in allen Erdgegenden gesorgt hat, b) die Menschen durch Krieg in jeden Winkel der Erde getrieben hat und c) die Menschen gerade durch den Krieg in gesetzliche Verhältnisse genötigt hat.

Wenn Staaten wegen der in ihnen wohnenden Menschen wie einzelne Menschen zu behandeln sind, dann gelten für diese Staaten auch die Vernunftgründe, die sich im kategorischen Imperativ der praktischen Vernunft zeigen und zudem die moralischen Instanzen in ihnen selbst. Der Streit zwischen Moral und Politik kann objektiv aufgehoben werden, findet sich jedoch subjektiv verdeutlicht, wenn man den Vernunftmaximen nicht folgt.

Kant spricht vom ewigen Frieden als einer Aufgabe, die nur nach und nach zu lösen sei, deren Ziel man schrittweise näherkomme.

Weblink:

Zum ewigen Frieden
Zum ewigen Frieden
von Immanuel Kant

Samstag, 21. März 2015

»Zum ewigen Frieden« von Immanuel Kant

Zum ewigen Frieden
Zum ewigen Frieden


Die Altersschrift »Zum ewigen Frieden. Ein philosophischer Entwurf« (1795) gehört zu den bekanntesten Werken des deutschen Philosophen Immanuel Kant. In seiner Schrift von 1795 entwarf er eine Theorie der internationalen Politik. Kant skizzierte darin das Verhältnis von globaler Ökonomie, Völkerrecht und internationaler Politik. Das Werk gilt als Grundlagenschrift globaler politischer Theorie.

In Form eines Friedensvertrages wendet Kant seine Moralphilosophie (vgl. »Grundlegung zur Metaphysik der Sitten«, »Kategorischer Imperativ«) auf die Frage der Politik nach dem Frieden zwischen den Staaten an. Auch hier gilt es, von der Vernunft geleitete Entscheidungen zu treffen und nach Gerechtigkeit zu trachten. Dabei stellt er klar, dass der Frieden kein natürlicher Zustand für den Menschen sei und deshalb gestiftet werden müsse.

Die Schrift behandelt das Verhältnis von globaler Ökonomie, Völkerrecht und internationaler Politik. Die Schrift ist ein Plädoyer für freien Handel zwischen den Nationen und Völkern. Kant zieht darin eine Beziehung von Frieden und freiem Handel und so kann die Schrift als Vorläufer des globalen Halnds angesehen werden.

Kants berühmte Altersschrift enthält als zentrale moralische und politische Normen die Pflicht zum Frieden und zur Völkergemeinschaft. Die Gewährung des Friedens sei Sache der Politik, welche sich der Idee eines allgemeingültigen Rechtssystems unterzuordnen habe; denn so heißt es im Anhang: Das Recht der Menschen muß heilig gehalten werden, der herrschenden Gewalt mag es auch noch so große Aufopferung kosten. Dem Despotismus erteilt Kant eine Absage.

Immanuel Kants Schrift »Zum ewigen Frieden« (1795) kann im weiteren Sinne unter die Vorläufer einer europäischen Einigung gerechnet werden, da sie einen föderalen Zusammenschluss republikanischer Staaten als Voraussetzung des Weltfriedens ansah.

Immanuel Kant hat in seiner Schrift vom »Ewigen Frieden« das Weltbürgerrecht formuliert. Er schrieb: „Es ist hier nicht von Philanthropie, sondern vom Recht die Rede, und da bedeutet Hospitalität das Recht eines Fremdlings, seiner Ankunft auf dem Boden eines andern wegen von diesem nicht feindselig behandelt zu werden. Dieser kann ihn abweisen, wenn es ohne seinen Untergang geschehen kann, so lange er aber auf seinem Platz sich friedlich verhält, ihm nicht feindlich begegnen.“

Das Schild eines holländischen Gastwirts, ein Bild eines Friedhofes mit der Textzeile "Zum ewigen Frieden" mag in seiner ganzen Satire den großen Philosophen Immanuel Kant angeregt haben, eine besondere, auf dieser Welt bisher einmalige Schrift zu verfassen, die in der Revolutionszeit im Jahre 1795 erschien. Für Kant ein Jahrzehnt vor seinem Lebensende die Geburtsstunde für das Denken "zum ewigen Frieden".

Weblink:

Immanuel Kants Schrift »Zum ewigen Frieden« - Wikipedia.org

Literatur:

Zum ewigen Frieden
Zum ewigen Frieden
von Immanuel Kant

Samstag, 14. März 2015

Bedingungen zur Errichtung des „Ewigen Friedens“

Zum ewigen Frieden


Die Schrift „Zum ewigen Frieden“ - im Jahr 1795 von Immanuel Kant (1724-1804) in der Form eines Friedensvertrages veröffentlicht - ist nicht die erste seiner Art, doch die am häufigsten von Gesellschaft und Politik rezipierte. In den vergangenen Jahrhunderten hatten sich bereits mehrere Denker vor Kant zum „Ewigen Frieden“ die Köpfe zermartert.

Dante Alighieri (1265-1321) erdachte eine Friedensordnung basierend auf einem Konglomerat von internationalen Regeln. Hugo Grotius (1583-1645) ersann die Grundlagen des Völkerrechts in seiner Publikation „De jure belli ac pacis“ und Charles Irénée Castel de Saint-Pierre (1658-1743) erarbeitete eine allgemeingültige Form des Friedens zwischen den Nationen aus („projet pour rendre la paix perpétuelle en Europe“) und beeinflusste mit seinen Ausarbeitungen wesentlich das Denken von Jean-Jacques Rousseau und Immanuel Kant. Jeremy Bentham veröffentlichte seine „Grundsätze für Völkerrecht und Frieden“ (1786/1789).

Doch keiner der großen und bedeutenden Denker konnte verbindlich sagen, wie Friede zu erreichen und dauerhaft zu erhalten sei. Immanuel Kant hat versucht, zu erklären, wie wir Frieden erreichen könnten. Die zentralen Bedingungen zur Errichtung des „Ewigen Friedens“ sind zum einen die Stiftung einer Rechtsordnung mittels der Vernunft (a priori) um die Interaktion der Staaten zueinander zu regeln und zum anderen die Etablierung des Rechts. Kant unterscheidet mehrere Formen des Rechts: Insbesondere das ius ad bellum (Recht zum Krieg) im Falle einer Perzeption eines Bedrohungsszenarios, ius in bello (Recht im Krieg) und ius post bellum (Recht nach dem Krieg).

Des Weiteren erfasst er das Recht des Friedens – welches das Neutralitätsrecht, die langfristige Sicherung des Friedens und die Einbindung der Staaten in Korporationen beinhaltet – und das Weltbürgerrecht als ein rechtliches Konzept zur Annäherung an das friedliche Zusammenleben der Völker.

Samstag, 7. März 2015

Immanuel Kant und seine Haltung zum Frieden

Immanuel Kant


Immanuel Kant lebte am Ende seines Lebens in politisch bewegten Zeiten. Die Französische Revolution führte zu einem Umsturz der Monarchie und löste eine Welle von Kriegen aus. Auf die Französische Revolution folgten seit 1792 die gegen sie gerichteten Kriege europäischer Koalitionen.

In politisch unruhigen Zeiten ist die Sehnsucht nach Frieden am ausgeprägtesten. Die revolutionären Umwälzungen und die darauf folgenden Kriege bestärkten Kant in seiner Haltung zum Frieden und daß die Gewährung des Friedens ein wichtiges Gut, durch die Politik sicherzustellendes, Gut sei.

Der Krieg "der Quell aller Übel und Verderbnis der Sitten" soll also vermieden werden, zunächst, um den Fortschritt wenigstens nicht zu stören. Zu Grunde liegt diesem Gedankengang Kants die Beobachtung der Französischen Revolution, aus der er eine "moralische Anlage im Menschengeschlecht" ableitet.

Kant sprach sich angesichts der kriegerischen Situation in Europa entschieden für den Frieden aus. Den Krieg nannte er eine "Geißel des menschlichen Gechlechts", die militärsche Tapferkeit "die höchste Tugend der Wilden" und besonders verabscheute er die Kriegspredigten.

Samstag, 24. Januar 2015

Philosophische Betrachtungen zu Meinungs- und Pressefreiheit

Verständlicherweise haben manche Vertreter der Presse nach dem Anschlag auf das Satire-Magazin »Charlie Hebdo« in erster Linie die Meinungs- und Pressefreiheit in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen gestellt und auch Voltaire zum Zeugen der Unantastbarkeit dieses Grundrechts gemacht.

Die volle „Wahrheit“ über die Gedanken Voltaires und des anderen großen Aufklärers, Kant, zur Idee der „Freiheit“ wurde jedoch in den Betrachtungen ausgeklammert bzw. vorenthalten. Sowohl Kant als auch Voltaire haben Freiheit - und damit auch die Meinungs- und Pressefreiheit - keineswegs schrankenlos gesehen, sondern sie ausdrücklich mit Grenzen versehen, Grenzen, die durch Verantwortung und Vernunft bestimmt werden.

Das Grundgesetz hat – vom Kant’schen Geiste erfüllt – die Meinungsfreiheit bekanntlich im Grundrecht in Worte gefasst und dabei – ebenfalls im Kant’schen Sinne – dieser Freiheit durchaus auch Grenzen gesetzt: So werden diese Grenzen durch Beleidigungen oder Schmähkritik im Sinne der §§ 185 ff. StGB eindeutig überschritten.

Dienstag, 22. April 2014

Immanuel Kant 1724 geboren

Immanuel Kant



Der deutsche Philosoph Immanuel Kant wurde am 22. April 1724 in Königsberg geboren. Immanuel Kant war ein berühmter deutscher Philosoph des 18. Jahrhunderts und liberaler Denker der Aufklärung. Kant ist hauptsächlich durch seine erkenntnistheoretischen philosophischen Werke wie z.B. "Kritik der reinen Vernunft" (1781) bekannt geworden und gilt als Begründer der klassischen deutschen Philosophie.

Mit Kant war das Zeitalter der Aufklärung, zu dessen Vorläufern Leibniz gerechnet wird, in die Phase seiner kritischen Selbstbesinnung eingetreten. Was kann Vernunft leisten, lautete jetzt die Frage – und wo überschätzt sie ihre Fähigkeiten?

1770 wurde er Professor für Logik und Metaphysik an der »Albertina«, der Universität von Königsberg, an welcher er von 1786 und 1788 auch Rektor war. Schwerpunkte seiner Philosophie und Lehrtätigkeit im Zeichen der Aufklärung waren die Themen Ethik, Logik und Metaphysik.

Für Kant bestand die Welt aus zwei Dingen:
"Der gewölbte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir."

Kant war ein machtvoller Zertrümmerer aller spekulativen Systeme. Nach der Lehre Kants haben sich alle Gedanken und Theorien vor dem Tribunal der Vernunft zu behaupten, um gesicherte Erkenntnis zu werden. Schließlich steht auch die Vernunft vor diesem Gericht und wird Selbstkritik.

Der aufklärerische Philosoph Kant untersuchte die Möglichkeit und Grenzen menschlicher Erkenntnis und begründete philosophisch eine neue Ethik und Metaphysik. Kant sagte, dass der Mensch die Welt, wie er sie wahrnimmt, mit Begriffen füllt. Kernpunkt seiner Ethik ist der »kategorische Imperativ«, der verallgemeinerbare Prinzipien für das sittliche Handeln fordert.

Kant war ein eleganter und geistreicher Gentleman, der eine wichtige Rolle im gesellschaftlichen Leben seiner Heimatstadt Königsberg spielte. Man nannte Kant den "eleganten Magister". Er war ein ungemein beliebter Universitätslehrer, charmant und kontaktfreudig, von Freunden umgeben, gern auf Gesellschaften. Die bis zur Karikatur verzerrten Klischees vom pedantischen Leben Kants treffen allenfalls seine späten Jahre.

Aufklärung ist der Weg des Menschen aus seiner sebstverschuldeten Unmündigkeit.

Seine Aufklärung verfolgte einen metaphysischen Ansatz und war eine Aufklärung der reinen Anschauung. Kants theoretischer Ansatz zur Begründung der Metaphysik ist der Beweis der Existenz Gottes. Kant versuchte, zu beweisen, dass alle bisherigen Beweise für die Existenz Gottes nicht tragfähig sind, und entwickelt eine eigene Version des ontologischen Gottesbeweises, die diesen Mängeln abhelfen soll.

Die »Kritik der reinen Vernunft« ist das erkenntnistheoretische Hauptwerk des deutschen Philosophen Immanuel Kant. Sie kennzeichnet einen Wendepunkt in der Philosophiegeschichte und den Beginn der modernen Philosophie.

Mit seinem Hauptwerk »Kritik der reinen Vernunft« von 1781 begründete er die neue idealistische Erkenntnistheorie. Zwar geht er von einer Welt der Dinge an sich aus, über die wir jedoch nichts auszusagen vermögen, da wir sie nur so wahrnehmen, wie sie uns die Formen der reinen Anschauung und die Kategorien des Verstandes liefern.

Mit der 1781 erschienenen »Kritik der reinen Vernunft« unterzog Kant, der ursprünglich aus der Leibniz-Schule kam, in diesem epochemachenden Werk zentrale Annahmen von Leibniz’ Philosophie einer kritischen Revision.

Der kategorische Imperativ ist das grundlegende Prinzip moralischen Handelns in der Philosophie Immanuel Kants. Als Kriterium, ob eine Handlung moralisch sei, wird hinterfragt, ob sie einer Maxime folgt, deren Gültigkeit für alle, jederzeit und ohne Ausnahme akzeptabel wäre, und ob alle betroffenen Personen nicht als bloßes Mittel zu einem anderen Zweck behandelt werden, sondern auch als Zweck an sich. Der kategorische Imperativ wird als Bestimmung des guten Willens von Kant in der Grundlegung zur Metaphysik der Sitten vorgestellt und in der Kritik der praktischen Vernunft ausführlich entwickelt. Er lautet in einer seiner Grundformen: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ Auf unmittelbare Kritik reagierte Kant mit einem Anwendungsbeispiel in dem Aufsatz »Über ein vermeintes Recht, aus Menschenliebe zu lügen«.

Niemand hat Denken und Wertvorstellungen der Deutschen nachhaltiger beeinflusst als Immanuel Kant - der "typisch deutsche" Hang zum Grübeln etwa oder das preußische Pflichtbewusstsein.

Kant lebte und lehrte Zeit seines Lebens in Königsberg und gilt als sog. »Stubengelehrter«. Das Grabmal Immanuel Kants befindet sich am Königsberger Dom.

Weblinks:

Immanuel Kant-Zitate

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Kants Welt: Eine Biographie
Kants Welt: Eine Biographie von Manfred Geier

Freitag, 18. April 2014

»Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!«

Immanuel Kant
Mit seinem kritischen Denkansatz »Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!« - »Sapere aude!« - ist der deutsche Philosoph Immanuel Kant wohl wichtigste Denker der deutschen Aufklärung. Dieser Ansatz ist der grundlegende Ausgangspunkt seiner Weltanschaung und Philosophie. Unter dem Begriff »Aufklärung« verstand Kant den Weg des Menschen aus seiner sebstverschuldeten Unmündigkeit. Allerdings verband Kant die Aufklärung nicht mit dem Interesse der Bevölkerung und setzte die Aufklärung nicht in Relation zu den bestehenden Institutionen und dem absolutistischen Staat. Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen. »Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!« ist also auch der Wahlspruch der Aufklärung. Seine Aufklärung verfolgte einen metaphysischen Ansatz und war eine Aufklärung der reinen Anschauung. Weblinks: Kritik der reinen Vernunft
Kritik der reinen Vernunft
von Immanuel Kant Immanuel Kant-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Mittwoch, 16. April 2014

Kant und die Kategorien seiner Erkenntnis

Kants berühmtes Diktum <i>»Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!«</i> ist der grundlegende Ausgangspunkt seiner Weltanschauung und Philosophie.

Immanuel Kant hat es jedenfalls so verstanden: Sachhaltige Erkenntnis vollzieht sich allein im Zusammenspiel von sinnlicher Wahrnehmung und dem Verstand. Ohne die Wahrnehmung würde uns kein Gegenstand gegeben, und ohne den Verstand keiner gedacht werden. Denn Gedanken ohne Inhalt sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind blind.Der Verstand ist also das Vermögen, Begriffe logisch wahrnehmen zu können, ihm gegenüber stehen Gefühle.

Die Vernunft hingegen ist als höheres Vermögen noch eine Stufe darüber. Sie kontrolliert, setzt Schranken und fasst Verstand, Gefühle und Urteilskraft zusammen und wird somit zum wichtigsten Mittel der geistigen Reflexion und eine Art moralische Instanz.

Offensichtlich brauchte es aber schon zu Kants Zeiten Mut, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen.



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Mit seinem kritischen Denkansatz »Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!« - »Sapere aude!« - ist der deutsche Philosoph Immanuel Kant wohl wichtigste Denker der deutschen Aufklärung. Dieser Ansatz ist der grundlegende Ausgangspunkt seiner Weltanschaung und Philosophie. -->

Montag, 14. April 2014

Kant und die Frage nach dem Sinn

Immanuel Kant


Die Frage nach dem Sinn wurde aus philosophischer Sicht erstmals von Immanuel Kant behandelt. Nicht aus einer persönlichen Krise, sondern eher aus der "Krise der Metaphysik" kam er zu dieser Fragestellung. Kant versuchte die Metaphysik zu retten.

Die verschiedenen metaphysischen Systeme waren für Kant unstimmig, mit ihnen ließen sich Wahrheit und Gewißheit nicht rechtfertigen. Aber nach Kant war der Mensch auf Metaphysik angewiesen, denn es war die Frage zu klären, wie es um das "Ganze der Welt" bestellt ist, und wie der einzelne darin steht.

Zunächst ging es Kant um Erkenntnis, doch er entdeckt, daß der Mensch nicht zu sicheren Antworten gelangen kann, weil die menschliche Vernunft nicht in der Lage ist <i>"hinter die sichtbare Wirklichkeit zurückzugehen und in deren letzten Grund hinabzublicken."</i>

Kant mußte jedoch im Zuge seiner Betrachtungen erfahren, daß es auf dem Weg des Denkens keine Gewißheit gibt.

Weblink:

<a href="http://www.muenster.de/~wosi/Philosop.htm" target="blank">Die Sinnfrage in der Philosophie - Kant</a> - www.muenster.de
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Neben dem Denken handelt der Mensch aber auch. So versucht Kant im Praktischen das Unbedingte zu finden. Denn eines ist für Kant klar, daß der Mensch ein Getriebener ist, der über die endliche Welt hinausfragen muß.

"Eine einzelne Handlung hat nach Kant nur Sinn, wenn sie sich positiv einbringen läßt in einen universalen, umgreifenden Handlungszusammenhang, wobei dieser jeweils ein Motiv und ein Ziel aufzuweisen hat, auf das sie sich zubewegen und an dem sie enden kann. Sinnvoll erweist sich also eine Handlung immer dann, wenn sie sich in einen großen, umfassenden Zusammenhang integrieren läßt."

Der größte Zusammenhang ist das Leben, bzw. objektiv verstanden die Welt. Und dieser größte Zusammenhang müßte nun in sich selbst bejaht werden können, müßte die Rechtfertigung seiner selbst in sich selbst tragen. Aber uns Menschen ist es nicht möglich, das Ganze an sich zu erkennen, weil wir endliche Wesen sind.

Und so kommt Kant zu dem Schluß, daß wir bei aller wissenschaftlich-technischen Weiterentwicklung niemals zur unbedingten Wahrheit gelangen. Und so fragt er nach der Gewißheit richtigen Handelns. Kant will Handeln, Wissen und Wollen des Menschen nicht unter dem Aspekt des Zieles, des Resultates, unter dem Nutzaspekt sehen, sondern unter dem Gesichtspunkt des "Guten".

'Sinn' vermittelt folglich jener Wille, der sich in Übereinstimmung mit dem 'heiligen Willen' in uns befindet. Angezielt wird damit die Erfahrung eines absolut guten Willens in uns - eine Erfahrung nicht im Wissen , sondern im Gewissen." Soll nun ein Handeln sinnvoll sein, muß es mit dem heiligen Willen in uns übereinstimmen, dabei spielt das subjektive Glück keine Rolle.

Wir wissen nicht um was es sich bei diesem Willen handelt, wir kennen nur seinen Anspruch, Kant nennt es auch Pflicht. Erst wenn wir mit diesem Willen übereinstimmen, werden wir zur unverwechselbaren Person. Was diesen Willen inhaltlich ausmacht, darüber sagt Kant nichts.

"Sinn resultiert hier nicht aus der Leistung des Menschen, aus der Weltgestaltung und -veränderung, sondern allein aus der personalen Übereinstimmung mit dem 'Unbedingt-Absoluten' in uns."

Und dieses Unbedingt-Absolute, dieses "Du sollst" ermöglicht Kant die Fragen nach Gott, Freiheit und Unsterblichkeit zu lösen, die im theoretischen Grübeln für ihn nicht lösbar waren.

Wenn ein unbedingtes Gebot an den Menschen ergeht, muß er sich entscheiden, und eine Entscheidung ist immer nur in Freiheit möglich. Im unbedingten Gebot und der dazugehörigen Freiheit spürt der Mensch die Spannung zwischen seiner Endlichkeit und der übernatürlichen Ordnung, der er auch angehört.

Für Kant ist der Mensch Bürger zweier Welten. Und von dieser Position aus versucht er dann, Unsterblichkeit und Gott "als notwendige Postulate der sittlichen Existenz zu erweisen."

"Um der Sinnhaftigkeit der Sittlichkeit willen und um der Sinnhaftigkeit der Welt willen müssen wir Gott und Unsterblichkeit postulieren: Die ethische Bestimmung des Menschen fordert seine Weiterdauer."

Kants "moralisches Gesetz in uns" läßt sich ohne Freiheit, Unsterblichkeit und Gott nicht denken, deshalb muß er sie postulieren, verstandesmäßig sich ihnen nähern ist nicht möglich.

Kant wählt den Weg der Intention und Innerlichkeit, an dem er Sinn festmachen will. Aber wo bezieht er die Erfahrung, die Menschen in dieser Welt machen, ein, wo die Wirklichkeit der Welt? Kant reduziert den Sinn des Ganzen auf moralische und innerliche Rechtfertigung.

Kant hatte versucht die Metaphysik um der Sittlichkeit willen zu retten. Er ist damit gescheitert. Wie sehr, das zeigt das Denken Nietzsches.

http://www.muenster.de/~wosi/Philosop.htm  Die Sinnfrage in den Einzelwissenschaften  -->

Samstag, 8. März 2014

»Kritik der praktischen Vernunft« von Immanuel Kant

1788 erschien erstmals die Kritik der praktischen Vernunft von Immanuel Kant (1724 - 1804), die zweite der drei großen Kritiken (die keinerlei "tadelnde Verurteilungen", sondern drei analysierende Beurteilungen darstellen). Mit der Kritik der praktischen Vernunft legt Kant den Beweis in Buchform vor, dass "Vernunft an sich selbst praktisch sei". Das klingt nicht nur nach einer Anspielung auf die vorhergehende Untersuchung der reinen Vernunft.

Unter "praktischer Vernunft" ist auch nicht etwa die "Vernünftigkeit eines tatkräftigen Handwerkers" zu verstehen, sondern das auf die rechte Sitte (alias 'Ethik') gerichtete Erkenntnisvermögen des Menschen, mithin: eine "ethische Vernunft", die letztlich den Willen beschreibt. Der "Wille" zu handeln ist nach Kant nichts Anderes denn "praktische Vernunft".

Kant greift in diesem Buch auf seine vorausgehenden Werke zurück, vornehmlich auf die "Grundlagen zur Metaphysik der Sitten" (1785), in welcher zahlreiche Überlegungen betreffs den sogenannte 'Kategorischen Imperativ' vorgenommen wurden. Dessen Formulierung wurde mehrfach revidiert und erscheint nun als § 7 dieses Buchers. Diese theoretisch höchste Maxime des sittlichen Handelns wird hier nun so formuliert:
"Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne."

Es ist die Ausbreitung jener gewonnenen Erkenntnisse über die reine Vernunft und ihrer Prinzipien in die praktische Umsetzung, d.h. wie man mit diesen "Fähigkeiten" statthaft umzugehen habe. Populärer gesagt, an die Frage, was mit der Vernunft möglich sei schliesst Kant nun die Frage an, wie man sich damit zu verhalten habe.

Weblink:

Kritik der praktischen Vernunft
Kritik der praktischen Vernunft
von Immanuel Kant

Samstag, 1. März 2014

»Kritik der reinen Vernunft« von Immanuel Kant

Die Kritik der reinen Vernunft von Immanuel Kant markiert eine Epochenschwelle der Philosophie, und zwar zur Transzendentalphilosophie. Deren Aufgabe ist es nicht, das Wesen der Wirklichkeit zu beschreiben, sondern sie thematisiert, wie das Erkennen von Gegenständen geartet und strukturiert ist.

Erste Überlegungen zu diesem Werk reichen in das Jahr 1769 zurück. Von entscheidendem Einfluss war laut Kant die Philosophie von David Hume (1711–76), dessen Skeptizismus den Begriff der Kausalität, also der Beziehung von Ursache und Wirkung, hatte fragwürdig werden lassen. Kant versuchte den Begriff der Kausalität zu bewahren, stimmte aber mit Humes Kritik am Rationalismus darin überein, dass das Kausalitätsprinzip nicht evident ist. Für Kant wird Kausalität zu einem Verstandesbegriff, der Erfahrung erst ermöglicht.

Die Schrift besitzt einen streng gegliederten Aufbau. Sie besteht aus zwei Teilen, einer Elementar- und einer Methodenlehre. Die Elementarlehre besteht aus der transzendentalen Ästhetik, die die Anschauungsformen von Raum und Zeit untersucht, und der transzendentalen Logik. Diese wiederum zerfällt in die Analytik als dem Teil der Logik, der alle Elemente reiner Verstandeserkenntnis zergliedert, und die Dialektik, die Logik des Scheins.

Kant hat in der Erkenntnistheorie eine kopernikanische Wende vollzogen – er selbst sprach von einer »Revolution der Denkart«. Der Philosoph hat erkannt, dass es durch die Art und Weise menschlichen Erkennens bedingt ist, wie die Gegenstände menschlicher Erfahrung beschaffen sind. Außerdem hat er gezeigt, wie menschliche Erkenntnis auf den Raum möglicher Erfahrungen begrenzt ist. Wo die Vernunft diese Grenzen möglicher Erfahrungen überschreitet, verwickelt sie sich notwendig in Widersprüche. Die Ursache dieser Widersprüche aufzuzeigen, ist das Ziel der transzendentalen Dialektik, der Logik des Scheins.

Der Ausdruck "Kritik" in der Kritik der reinen Vernunft meint daher eine Selbstbegrenzung, die die Vernunft vornimmt, um sich vor Urteilen über Sachverhalte zu bewahren, die jenseits der Grenzen möglicher Erfahrung liegen, wie etwa Gott, Freiheit und Unsterblichkeit. Einzig bei der Freiheit, seinem Vermögen, sittlich zu handeln, ist dem Menschen ein Durchbruch in eine Welt möglich, die nicht vollständig beschrieben werden kann, wenn man sie nur im Licht der Naturgesetze betrachtet.

Die Freiheit hat laut Kant ihre eigenen Gesetze. Ihnen widmet sich der Philosoph in seiner zweiten Kritik, der Kritik der praktischen Vernunft, die seine systematische Moralphilosophie enthält.

Weblinks:

Kritik der reinen Vernunft
Kritik der reinen Vernunft
von Immanuel Kant
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Samstag, 22. Februar 2014

Kants »Kopernikanischen Wende« in der Erkenntnistheorie

Die Erfolgsgeschichte der modernen Naturwissenschaften vor Augen, wollte Kant auch die Philosophie, insbesondere die Metaphysik auf den sicheren Weg einer Wissenschaft bringen. Das Ergebnis war jedoch die wohl wirkungsvollste und nachhaltigste Zerstörung metaphysischen Denkens in der neuzeitlichen Philosophie.

Kant sprach von einer »Kopernikanischen Wende«. Sie sollte dadurch herbeigeführt werden, dass die philosophische Erkenntnis sich von den Gegenständen selbst auf die Möglichkeit der Erkenntnis derselben zurückwendet. »Kritik der reinen Vernunft« bedeutet daher vor allem Selbstprüfung des menschlichen Erkenntnisvermögens hinsichtlich seiner Grenzen und Erkenntnismöglichkeiten.

Kants für die moderne Philosophie grundlegende Einsicht war, dass erfahrungsunabhängige, also metaphysische Erkenntnis nur in der Einschränkung auf die formalen Bedingungen möglicher Erfahrung beweisbar und damit alle traditionelle Metaphysik nichts als Scheinwissenschaft ist.

Grundvoraussetzung für dieses Projekt ist die Rückführung aller gültigen Erkenntnis auf die im Subjekt angelegten Bedingungen. So wie Raum und Zeit keine Gegenstände, sondern reine, subjektive Anschauungsformen möglichen Gegebenseins von konkreten empirischen Erscheinungen sind, so sind auch die reinen Verstandesbegriffe bloß formale Bedingungen der Einheit möglicher Objekte. Wir erkennen nie die Dinge an sich selbst, sondern nur die Erscheinungen, das heißt die Gegenstände, wie sie uns durch die formalen Bedingungen unseres Erkenntnisvermögens gegeben sind.

Kant hat in der Erkenntnistheorie eine »Kopernikanische Wende« vollzogen - er selbst sprach von einer »Revolution der Denkart«. Er hat erkannt, dass es durch die Art und Weise menschlichen Erkennens bedingt ist, wie die Gegenstände menschlicher Erfahrung beschaffen sind. Ausserdem hat er gezeigt, wie menschliche Erkenntnis auf den Raum möglicher Erfahrungen begrenzt ist. Wo die Vernunft diese Grenzen möglicher Erfahrungen überschreitet, verwickelt sie sich notwendig in Widersprüche. Die Ursache dieser Widersprüche aufzuzeigen, ist das Ziel der transzendentalen Dialektik, der Logik des Scheins.

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Kritik der reinen Vernunft
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von Immanuel Kant
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