Samstag, 12. August 2017

Helmut Schmidt - Das Ethos des Politikers

Helmut Schmidt


Auf Helmut Schmidt hat Kant einen durchaus prägenden Einfluss ausgeübt. Den Politiker hat das idealistische Prinzip einer unbedingten, einer nicht durch Eigennutz oder Opportunismus verzerrten Pflichtauffassung fasziniert.

Auf Schmidt hat die späte Schrift »Zum ewigen Frieden«, welche er als junger Kriegsheimkehrer gelesen hatte, einen tiefen Eindruck gemacht, gerade durch die Nüchternheit, mit der sich der Autor dort Illusionismus und Schwärmerei versagt, mit der er stattdessen konkrete völkerrechtliche friedenspolltische Schritte vorschlägt. Übrigens nur »Schritte«.

Kant spricht vom ewigen Frieden als einer Aufgabe, die nur nach und nach zu lösen sei, deren Ziel man schrittweise näher komme. Und soweit ich mich hier auf Kant berufe, so beziehe ich mich wesentlich auf die Schrift »Zum ewigen Frieden« und auf die Schrift »Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht«, beide nach den großen philosophischen Werken geschrieben.


"Für mich bleibt die oberste Instanz das eigene Gewissen des handelnden Politikers." Helmut Schmidt

Für ihn sind bei Kant drei Dinge besonders wichtig: Zum einen der Standpunkt einer Menschheitsethik, die von den fundamentalen Freiheiten aller Menschen ausgeht. Zum anderen die Pflicht zum Frieden und zur Völkergemeinschaft als eine zentrale moralische Norm und nicht nur als eine politische Norm. Drittens aber vor allem die enge Verbindung zwischen dem Prinzip der sittlichen Pflicht und dem Prinzip Vernunft oder, wie man heute sagen mag, der kritischen Ratio.

Für ihn persönlich hatte das hohe Pflichtethos als ganz junger Mensch zu Beginn des Krieges durch das Lesen von Marc Aurels »Selbstbetrachtungen« schon Bedeutung gewonnen, eine Schrift, die mir in der Nazizeit durch Zufall in die Hände gekommen war.

Weblinks:

Helmut Schmidt - Das Ethos des Politikers (Rede 2007) Youtube

Weltethosrede von Helmut Schmidt am 01.06.2007 - YouTube

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