Samstag, 12. Juli 2025

Guillaume Martin, der radfahrende Philosoph

Sokrates auf dem Rennrad



Guillaume Martin Guillaume Martin, geboren 1993, gehört als Radprofi zur Weltspitze und ist zugleich Absolvent eines Masterstudiengangs in Philosophie an der Université Paris-Nanterre. 2019 und 2020 fuhr er bei der »Tour de France« jeweils in die Top 12 der Gesamtwertung, bei der »Vuelta a España« 2020 gewann er die Bergwertung. Auch als Autor hat er sich bereits einen Namen gemacht: Er ist Kolumnist für die Tageszeitung »Le Monde« und hat das Theaterstück »Platon vs. Platoche« verfasst, das vom »Théâtre de la Boderie« aufgeführt wurde.

Guillaume Martin gehört zu den besten Radrennfahrern der Welt und er ist zudem auch noch Philosoph - eine Kombination, die viele Menschen sehr verblüfft. Um mit dem Vorurteil aufzuräumen, dass Spitzensportler nichts im Kopf hätten , hat der französische Radprofi ein Buch geschrieben, das seine beiden großen Passionen vereint. »Sokrates auf dem Rennrad« ist sein erstes Buch.

In »Sokrates auf dem Rennrad« schickt Guillaume Martin die bedeutendsten Denker der Geschichte in das größte Radrennen der Welt: die »Tour de France«. Gekonnt und mit viel Humor verwebt er eigenes Erleben, das einen Blick hinter die Kulissen des realen Radsport-Zirkus gewährt, mit dem fiktiven Kampf von Aristoteles, Nietzsche und Gefährten um Windschatten, Reifenbreiten und Etappensiege. Da ist Sartre, der als Teamchef der Franzosen seine Fahrer ermutigt, sich nicht im Peloton zu verstecken. Da ist Marx, der sich um die ungerechte Verteilung der Prämien sorgt. Da ist Kant, der schlucken muss, als er erfährt, dass das Rennen nicht in seinem geliebten Königsberg stattfindet.

In »Sokrates auf dem Rennrad« öffnet der radfahrende Philosoph Guillaume Martin die Schleusen der Fantasie, um seinen Leserinnen und Lesern die Welt des Radsports näherzubringen und sie zum Nachdenken anzuregen. »Stellen Sie sich Sokrates, Aristoteles, Nietzsche, Pascal und Co. an der Startlinie der Tour de France vor. Verfolgen Sie ihre Vorbereitung auf das größte Radrennen der Welt, zu dem sie seltsamerweise eingeladen worden sind. Teilen Sie ihre Fragen, ihre Zweifel, ihre Fehler.

Tauchen Sie ein in ihr Denken. Treten Sie in die Pedale mit diesen drolligen Athleten, diesen philosophischen Radrennfahrern, diesen Velosophen, wie ich sie gerne nenne«, erläutert der französische Radprofi die Ausgangsidee seines Buches: »Man sagt, daß sie mit einem Zaubertrank ausgestattet sind: ihrer Intelligenz. Aber wird es ihnen gelingen, das begehrte Gelbe Trikot zu erobern?«

Guillaume Martin ist mit seinem ersten Werk ein gleichermaßen kluges wie unterhaltsames Buch gelungen, das tiefgründige Gedanken und spannende Sporterzählung verknüpft und so ein großes Publikum anspricht: Wer sich vor allem für Sport und reflektierte Einblicke ins Profimetier interessiert, lernt nebenbei fast unmerklich die Grundzüge bedeutender Ideen und Theorien kennen. Philosophisch bewanderte Leser hingegen freuen sich über die wiedererkennbaren Züge der Gelehrten im Rennsattel. Und am Ende ist allen klar: Körperliche Höchstleistungen müssen keineswegs im Widerspruch zu intellektuellen Ambitionen stehen. Denn auch und gerade im (Radrenn-)Sport gilt der Leitsatz, den einst Henri Bergson formulierte, der französische Philosoph und Literaturnobelpreisträger: »Man muss wie ein denkender Mensch handeln und wie ein handelnder Mensch denken.«

Literatur: Sokrates auf dem Rennrad
Sokrates auf dem Rennrad

Dienstag, 8. Juli 2025

Ernst Bloch - ein deutsches Leben

Ernst Bloch

Ernst Bloch wurde am 8. Juli 1885 in Ludwigshafen am Rhein als Sohn eines Bahnbeamten geboren. Ernst Bloch war ein deutscher Philosoph, der vom Marxismus beeinflußt wurde. Der einfußreiche Denker gilt als einer der wichtigsten deutschen Philosophen des 20. Jahrhunderts.

Er entstammte einer jüdischen Familie aus der Pfalz. Von 1905 bis 1908 studierte er Philosophie bei Theodor Lipps in München und Oswald Külpe in Würzburg und wurde im Jahr 1908 promoviert. 1913 heiratete er die aus Riga stammende Bildhauerin Else von Stritzky. Als engagierter Gegner des Krieges ging er von 1917 bis 1919 mit seiner Frau in die Schweiz und war in Bern für das Archiv für Sozialwissenschaften tätig. 1917 beendete er in Locarno sein Werk Geist der Utopie. Ein Jahr nach dem Tod seiner Frau heiratete er 1922 die Malerin Linda Oppenheimer. Die Ehe hielt bis 1928.

In der Zwischenzeit kehrte Bloch zurück nach Berlin. Zu seinen damaligen Freunden gehörten Bertolt Brecht, Kurt Weill, Theodor W. Adorno und Walter Benjamin. Politisch war Bloch sehr aktiv und bekämpfte schon früh die aufstrebende NSDAP. Nach Hitlers Machtübernahme wurde er ausgebürgert und emigrierte mit seiner ebenfalls jüdischen Lebensgefährtin Karola Piotrowska in die Schweiz. Nachdem sie von der Züricher Fremdenpolizei des Landes verwiesen wurden, heirateten beide 1934 in Wien. Von 1934 bis 1937 lebten sie in Paris, Sanary und Prag und emigrierten anschließend in die USA, wo sie zehn Jahre blieben. Dort schrieb Bloch an seinen Werken »Das Prinzip Hoffnung, Subjekt - Objekt«. Erläuterungen zu Hegel und Naturrecht und menschliche Würde.

Nach dem Krieg, 1948, erhielt er einen Ruf nach Leipzig auf den Lehrstuhl für Philosophie. Trotz langjähriger Konflikte mit der SED blieb er bis 1961 dort. Kurz vor dem Bau der Mauer befand sich Bloch für einen Vortrag in Tübingen. Angesichts der neuen politischen Situation beschlossen er und seine Frau, in Westdeutschland zu bleiben. Unter anderem aufgrund des großen Einsatzes von Freunden konnte Bloch eine Gastprofessur in Tübingen antreten, wo er bis zu seinem Tod 1977 blieb.

Ernst Bloch 140. Geburtstag

Ernst Bloch


Ernst Bloch gilt als einer der bedeutendsten deutschen Denker des 20. Jahrhunderts. Ernst Bloch wurde am 8. Juli 1885 in Ludwigshafen am Rhein als Sohn eines Bahnbeamten geboren. Der einfußreiche Denker gilt als einer der wichtigsten deutschen Philosophen des 20. Jahrhunderts. Ernst Bloch war ein marxistischer Philosoph und sein Denken war dem gesellschaftlichen Fortschritt verpflichtet. Der Denker und Philosoph wäre am 8. Juli 2010 125 Jahre alt geworden.

Ernst Bloch ist ein »Philosoph der konkrete Utopie« und des Prinzips der Hoffnungen. Im Zentrum seines Denkens steht der über sich hinausdenkende Mensch. Hoffnung ist eines der Worte, die Ernst Blochs philosophisches Denken gut beschreiben. Sein ganzes Leben lang beschäftigte er sich mit der utopischen Vorstellung eines Reiches der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit.

Blochs Philosophie ist marxistisch geprägt und gründet auf der Vorstellung, dass die Hoffnung den Lauf der Geschichte verändern wird. Dass diese Hoffnung in der Geschichte immer wieder enttäuscht wurde, tat der Wirkung von Blochs Philosophie keinen Abbruch. Bloch verband eine konkrete Utopie mit chiliastischer Heilserwartung und hatte mit seinen Vorstellungen eines über sich hinausdenkenden Menschen den Nerv einer jungen Generation getroffen.

Als überzeugter Marxist sah er den Sozialismus dem Kapitalismus aufgrund eines höheren Utopiegehalts überlegen.

Ernst Bloch. Gesamtausgabe in 16 Bänden
In seinem Hauptwerk »Das Prinzip Hoffnung« erkannte der Philosoph in dem Streben nach Verbesserung des Zustandes eine der Hauptkräfte der Entwicklung der Menschheit. In seinem Hauptwerk »Das Prinzip Hoffnung« prophezeite Ernst Bloch eine zukünftige bessere und friedliche Welt. Ausgangspunkt ist dabei der über sich hinausdenkende Mensch, der die Welt dahingehend verändern wird. Der Fortschrittsdenker Ernst Bloch entwickelte mit seiner Philosophie eine konkrete Utopie, die sich letztlich nicht erfüllt hat. Zweifel an seiner Utopie bekam Bloch nie, aber dennoch war die Zeit noch nicht reif genug für seine fortschrittlichen Ideen.

In seinen Werken beschäftigte sich Ernst Bloch auch mit der Verknüpfung von Sozialismus und Glauben. Dabei war der Bezugspunkt seiner Philosophie ein jüdisch-christlicher Chiliasmus - ein endzeitlicher Glaube. Bloch hatte mit seinen Ideen nicht nur Einfluss auf Philosophen oder Soziologen wie etwa Rudi Dutschke. Gerade katholische und evangelische Theologen griffen seine Denkanstöße auf. Dennoch entfaltete seine Philosophie eine andere als die von ihm vorausgesagte.


Ernst Bloch

1958 nahm Bloch einen Ruf der Universität Leipzig an, doch geriet bald in Konflikt mit der Nomenklatura in der DDR. Die Gefahr der Unterdrücknug des Einzelnen zugunsten einer Klasse sah der Philosoph in der DDR gegeben, in der selbständiges Denken "gegen den Anstand verstößt". 1957 zwangsemeretiert, kehrte Bloch nach dem Bau des "Antifaschistischen Schutzwalls" 1961 nicht mehr in die DDR zurück.

Obwohl Bloch als Marxist zu Beginn seiner Zeit in Leipzig Sympathien für den Sozialismus der DDR hatte, geriet er mit der SED immer mehr in Konflikt, weil seine Philosophie nicht in das Weltbild der SED-Führung passte. Seine philosophischen Ideen wurden von den realen Sozialisten als "antimarxistisch" und "revisionistisch" bezeichnet und heftig angegriffen. Von einem Besuch in der Bundesrepublik kehrte Bloch 1961 nicht zurück und ließ sich stattdessen in Tübingen nieder. Dort lebte er bis zu seinem Tod am 4. August 1977.

Literatur:

Das Prinzip Hoffnung
Das Prinzip Hoffnung
von Ernst Bloch


Geist der Utopie
Geist der Utopie
von Ernst Bloch


Weblinks:

-Biografie - www.die-biografien.de

Ernst Bloch -Zitate - www.die-zitate.de

Mittwoch, 25. Juni 2025

Die Kraft in der geistigen Welt von Plotin

"Die Kraft in der geistigen Welt ist reines Sein und vollkommene Schönheit; denn wo wäre das Schöne, das des Seins beraubt wäre und wo das Sein, das der Schönheit beraubt wäre? Denn wo das Schöne aufhört, da hört auch das Sein auf! Darum ist das Sein begehrenswert, weil es mit dem Schönen identisch ist, und das Schöne so liebenswert, weil es das Sein ist."

Plotinus

Samstag, 21. Juni 2025

Jean-Paul Sartre 120. Geburtstag

Jean-Paul Sartre



Jean-Paul Sartre wurde vor 120 Jahren am 21. Juni 1905 in Paris geboren. Jean-Paul Sartre war ein bedeutender französischer Philosoph, Schriftsteller und Dramatiker des 20. Jahrhunderts und wichtigster Vertreter des französischen Existenzialismus.

Der politisch engagierte Verfasser zahlreicher Romane, Erzählungen, Dramen, Essays und philosophischer Werke gilt als Vordenker und Hauptvertreter des Existentialismus und als der repräsentative französische Intellektuelle des 20. Jahrhunderts.

Das Sein und das Nichts
In den 1940er Jahren schrieb er seine bekanntesten Dramen. 1942 schrieb er sein philosophischen Hauptwerk »L'Être et le néant« (»Das Sein und das Nichts«). 1943 wurde sein Drama »Die Fliegen« im besetzten Paris uraufgeführt. Das Drama sollte zum Widerstand gegen die deutsche Besatzungsmacht aufrufen.

Jean-Paul Sartre

Jean-Paul Sartre lehrte als Professor für Philosophie an der Pariser Universität Sorbonne. Der Vorlesungsphilosoph gilt als der bedeutendste Vertreter der Denkrichtung des französischen Existenzialismus. In den Nachkriegsjahren war Sartre der tonangebende französische Intellektuelle.

Mit seinen philosophischen Schriften, Essays, Romanen und Dramen wurde Jean-Paul Sartre zum führenden Vertreter des französischen Existentialismus. Sein Grundgedanke: "Der Mensch ist zur Freiheit verdammt"

Sein Werk »L'Être et le néant« und der Essay »L'Existentialisme est un humanisme« von 1946 galten als Hauptwerke der neuen, hauptsächlich von ihm geschaffenen Philosophie des Existenzialismus, dessen Kernaussage ist, dass der Mensch durch den Zufall seiner Geburt in die Existenz "geworfen" ist und aktiv selbst versuchen muss, dem Leben einen Sinn zu geben.

Sartre sieht das Indivduum zu absoluter Freiheit verurteilt, worauf er seine Ethik des »engagement« und der politischen Verantwortung gründet. Freiheit bedeutet Verantwortlichkeit. Das Indivduum ist nur sich selbst gegenüber verantwortlich.

Er schrieb zahlreiche Dramen, Essays, Filmbücher und Romane. Seine bekanntesten Dramen sind »Die Fliegen« und »Die schmutzigen Hände«. Sartres philosophisches Hauptwerk ist das »Sein und das Nichts«. 1964 veröffentlichte er seine Autobiographie »Die Wörter« und mutierte damit zum französischen Klassiker.

Sartre betrachtete es als seine Aufgabe, sich auch gesellschaftspolitisch zu engagieren. Der politisch engagierte Philosoph stand - wie Simone de Beauvoir, Simone Signoret und Yves Montand - der französischen KP nahe, doch war er gegen jede Art von politischem Machtverhalten, lehnte alles Diktatorische kategorisch ab.

Nach den Mai-Unruhen von 1968 wurde Sartre von 1970 bis 1973 Weggefährte der französischen Maoisten. Bis zuletzt setzte er sich für die Entrechteten dieser Welt ein, wie 1979 mit Raymond Aron für die Kampagne "Ein Boot für Vietnam".

Jean-Paul Sartre starb am 15. April 1980 in Paris.

Sartre-Bücher:

Das Sein und das Nichts
Das Sein und das Nichts
von Jean-Paul Sartre

Der Existentialismus ist ein Humanismus und andere philosophische Essays 1943 - 1948.

Der Existentialismus ist ein Humanismus
von Jean-Paul Sartre

Sartre-Biografie:

Jean-Paul Sartre
Jean-Paul Sartre
von Christa Hackenesch

René Descartes und die Revolution in der Philosophie (E)

René Descartes


René Descartes (1596-1650) markiert die Wende der Philosophie des Mittelalters zur Philosophie der Neuzeit. Der große Meisterdenker, dessen Einfluss auf die Philosophie wahrscheinlich größer war als das jedes anderen Geistesriesen vor Immanuel Kant, hat eine Revolution in der Philosophie bewirkt, nicht zuletzt weil er den erstaunlichen Versuch unternahm, die mathematische Methode auf die Philosophie anzuwenden, das heisst Genauigkeit in seine Schlussfolgerungen einzubringen und ein schlüssiges, in sich logisches, philosophisches Gedanken-Gebäude zu erstellen, was in völligem Gegensatz zu der mittelalterlichen Vorgehensweise stand.

Es ist erstaunlich, all die Forschungsgebiete aufzuzählen, deren sich Descartes annahm. Die cartesianische Philosophie umfasst sowohl erkenntnistheoretische Aspekte als auch empirische und naturwissenschaftliche Forschungen von Descartes. Er machte Entdeckungen nicht nur in der Erkenntnislehre, Ethik und Theologie, sondern auch in der Mathematik, Physik, Astronomie, Anatomie, Physiologie und Psychologie. Er verwandelte seine Gemächer in Laboratorien, unternahm zahlreiche Experimente, sezierte Tiere und maß alles, was zu messen war.

Sein Ehrgeiz bestand darin, die mittelalterliche Wissenschaft auf ein höheres Niveau zu heben und Sachverhalte auf genau definierte, qualitative und quantitative Mengen oder präzise Zahlen festzulegen. Und das Ergebnis konnte sich wirklich sehen lassen: Descartes entdeckte einige Gesetze der Geometrie und gab Hinweise auf die Infinitesimalrechnung. Er beschäftigte sich mit der Dreiteilung des Winkels und führte den Gebrauch der ersten Buchstaben des Alphabets als bekannte und der letzten als unbekannte Größen ein.

Er untersuchte die Phänomene des Flaschenzuges, des Keils, des Hebels, der Schraube und des Rades. Er formulierte die Gesetze der Trägheit und beschäftigte sich mit der Bewegungslehre. Die Augenlinse faszinierte ihn ebenso wie wirkliche Linsen, die halfen, genauer zu beobachten. Er arbeitete über die Verdauung und die Atmung und sezierte Föten. Und er kümmerte sich um die Sonne, die Planeten und die Sterne.

Und so geschah es, dass er der erste Mensch war, der sich die Frage stellte, wie einst der Mond entstanden war.


Blog-Artikel:

Descartes Denken gilt als »Cartesianische Wende« - Philosophenwelt-Blog


Literatur:

Rene Descartes
Rene Descartes
von Dominik Perler

Descartes zur Einführung
Descartes zur Einführung
von Peter Prechtl

»Nikomachische Ethik« von Aristoteles



Die »ethika nicomacheia«, »Nikomachische Ethik« stellt das bekannteste ethische Werk, neben der eudemischen Ethik und der magna moralia, von Aristoteles dar. In ihr findet sich auch das berühmte Kapitel 4 in Buch I, in dem Aristoteles die Ideenlehre (eidos/idea)seines Lehrmeisters Plato kritisierte.

Nikomachische Ethik

In diesem Werk, welches vermutlich ursprünglich zur Vorlesung im peripatos gedacht war, erfährt der Leser, dass nicht Reichtum, noch Lust sondern eudaimonia (Glückseligkeit) das höchste Endziel aller Tätigkeiten darstellt. Weder Tier noch Pflanze sondern nur der Mensch ist "von Natur aus" zu dieser fähig, sie ist ihm also "eingeboren". Diese unterscheidet sich aber stark von eutychia, welche nur zufallsbedingtes Glück darstellt. Sie ist für Aristoteles eine der Tugend gemäße Tätigkeit der menschlichen Seele. Eudaimonia (urprüngliche griechische Bedeutung als "einen guten Geist besitzend") ist von Dauer, wenn sie einmal erreicht wurde.

Doch wie kann man diesen Zustand erlangen? Die Antwort ist, dass dieser Zustand wesentlich durch unsere tugendhaften Handlungen konstituiert ist. Diese müssen die rechte Mitte (mesotes) treffen z.B. muss man achtgeben, dass eine Handlung weder in die Tollkühnheit noch in die Hasenfüßigkeit (wobei hier wohl eher keine Handlung stattfindet) führen würde. Die "goldene" Mitte wäre die Tapferkeit. Da der Mensch, nach Aristoteles, ein zoon politikon (Staatenbildendes Lebewesen)ist, soll dieser Zustand in der gesamten polis verwirklicht werden.

Diese Weise zu handeln muss durch eine lebenslange Gewöhnung (askesis) erreicht werden um zuletzt als glückseliger Mensch gelten zu können.

Literatur:


Nikomachische Ethik
Nikomachische Ethik
von Aristoteles