Samstag, 14. Dezember 2019

Klimaschutz als ethisches Problem


Klimaschutz ist nicht nur ein globales, sondern auch ein grundlegendes ethisches Problem, handelt dieser doch von der Notwendigkeit der Rettung des Planeten und der Unmöglichkeit der Vereinbarung für alle verbindlicher Regeln. Beim Klimaschutz schimmert immer auch in bischen das Thema "Ethik" durch.

Der Mensch betreibt Raubbau an seiner Lebensgrundlage der Erde. Hinzu kommen jedes Jahre verheerendere Waldbrände, längere Dürreperioden und heftigere Regenfälle, die Häuser, Ernten und den Lebensraum von Tieren vernichten. Geht es diesem Planeten gut? Nein. Raubbau, Umweltzerstörung, Erderwärmung bedrohen seine Existenz. Doch ein Phänomen setzt ihm ebenso zu: der Klimawandel.

Das Klimaproblem ist überaus komplex und mehrdimensional. Es muss in seinen wichtigsten Dimensionen ausgelegt werden. Das ist eine hermeneutische Aufgabe. In der Dimensionierung dieser Problematik, in der Ordnung, die wir in den Problemen erkennen und in der Formulierung der ethischen Fragen geht es immer auch um Politik.

Beim Klimaschutz geht es zunächst einmal um die Übernahme globaler Verantwortung und dringend notwendiges Handeln. Dazu ist ein ökologischer Umbau der Gesellschaft notwendig wie eine ökologische Veränderung des Bewußtseins. Beim Klimaschutz nichts zu tun, ist gerade für die kommenden Generationen verantwortungslos.

Deren Sinn besteht, wie Hannah Arendt (1994, S. 201) ihn bestimmte, in nichts weniger als in der Freiheit. Die Freiheit ist es, die auf dem Spiel steht, wenn Menschen das Klima verändern. Verschiedenartige Menschen leben mit unterschiedlichen Kulturen und Hintergründen räumlich und zeitlich weit entfernt, begegnen sich aber in einer klimatischen Nachbarschaft.

Ein Klimaschutzabkommen ist kein verbindlicher Gesellschaftsvertrag, da die Verbindlichkeit an den nationalen Grenzen der Beitrittsländer aufhört und viele Länder weiterhin konsequent ihre eigene, klimaschädliche Energiepolitik betreiben. Viele Länder kochen ihr eigenes Süppchen und blockieren einen Fortschritt im Klimaschutz.

Klimakonferenz in Bonn

Das Grundproblem ist, daß viele Industrieländer den Klimaschutz weiter nicht ernst nehmen und die Politik keine politische Handhabe gegen Energieunternehemen trifft, welche schädlichen CO2-Ausstoß in die Luft pussten, anstatt endlich den CO2-Ausstoß durch Stillegung von Klimaschleudern zu begrenzen. Immer wenn es um konkrete Vereinbarungen mit den Unternehemen geht, stockt die Politik. Ohne ein stärkeres Bekenntnis der Regierungen zum Handeln, können die Klimaschutzziele nicht erreicht werden. Der Klimawandel trifft jene am stärksten, die nicht das Geld haben sich davor zu schützen. Eine CO2-Bepreisung ist ein effektives und effizientes Mittel um unsere CO2-Bilanz zu verbessern.

Klimaschutz ist auch eine Bewußtseinsfrage, er gelingt nur, wenn sich das ökologische Bewußtsein in der Bevölkerung ändert. Der Klimaschutz ist eine Möglichkeit, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Die Klimaerwärmung beinhaltet die Freiheit der Einen und die bedrohte Freiheit und das verunmöglichte Leben der Anderen. Klimaschutz geht nur durch Einschränkung von Freiheit. Politische Philosophie, politische Ethik denkt über die Bedingungen von Freiheit nach: nicht nur im globalen Zusammenleben mit den Gegenwärtigen, sondern auch in intergenerationellen Beziehungen.

Es geht um Ungerechtigkeit und um Fairness, darum, wie legitime oder illegitime kollektive Entscheidungen getroffen werden. Es geht um Gewalt und Anerkennung, um Verletzbarkeit in Beziehungen und in politisch-ökologischen Strukturen, um Ideen von menschlich-kulturellem Fortschritt und menschlichem Wohl, um die zentralen kulturellen Werte, um die Gestaltung von Gesellschaften in einer postkolonialen Weltordnung. Nicht immer gelingt es den Klimaforschern oder den Akteuren der Umweltpolitik, diese Fragen zu erkennen. Deshalb braucht es hierfür auch philosophische SpezialistInnen und allgemein möglichst viele Menschen mit philosophischem Interesse und Verstand.

Wenn es so weitergeht wie bisher, dann wird es weltweit wahrscheinlich rasch und akut schlimmer werden. Nicht weil wir faul wären und nichts tun, sondern umgekehrt, gerade weil wir alles weiter so tun, wie wir es zu tun gewohnt sind und es für richtig halten. Gerade wenn Menschen die gesellschaftlichen Anforderungen, denen sie tagtäglich begegnen, erfüllen und positiv richtig handeln, handeln sie falsch. Denn was gesellschaftlich heute von uns TeilnehmerInnen der Konsumgesellschaft erwartet wird und insofern als richtig gilt, ist in vielen Punkten ökologisch katastrophal.

Wir erleben heute bereits eine Erwärmung von durchschnittlich +0,8 o C gegenüber der vorindustriellen Zeit. Das wärmere Klima schmilzt die Polkappen ab, tötet Korallenriffe, lässt den Meeresspiegel steigen, Dürren entstehen, Wirbelstürme und Extremwetter häufiger und stärker werden. Menschen, Tiere und Pflanzen verlieren ihre Lebensgrundlage. Das sehen wir alles jetzt. Und man konnte es schon seit Jahrzehnten kommen sehen.

Die Schäden würden selbst dann noch schlimmer werden, wenn die Kohlendioxidemissionen sofort weltweit gestoppt würden - was ja völlig illusorisch ist. Es wird einfach deswegen schlimmer, weil die Verweildauer von CO 2, des hauptsächlichen Problemgases in der Atmosphäre, relativ lang ist. In dieser Zeit entfaltet es seine unheilvolle Wirkung immer weiter.

Aber noch schlimmeres Unheil lässt sich verhindern. Es scheint ziemlich offensichtlich, dass es eine ethisch begründete Pflicht gibt, sich gegen dieses Unheil einzusetzen, um zu verhindern, dass Menschen und Tiere, ebenso wie Ökosysteme, verletzt, gequält, getötet und vertrieben werden. Niemand kann das ernsthaft bestreiten. Man kann höchstens wegsehen oder es bewusst ignorieren.

Warnende Stimmen riefen schon vor Jahrzehnten, dass es „5 vor 12“ sei. Nur eine umfassendende Kraftanstrengung und neue grüne Visionen mit ökologischen Bewußtsein können den Planeten noch retten.





Weblink:

Klimawandel – und die Philosophie? - www.philosophie.ch