Samstag, 29. Februar 2020

Wie die rasante Digitalisierung die Welt verändern wird

Die rasante Digitalisierung wird die Welt in Zukunft verändern und die Menschen vor ganz neue Herausforderungen stellen.

Philosophisch betrachtet wird die rasante Digitalisierung der Welt die negativen Auswüchse des Kapitalismus noch beschleunigen und somit auch zu dessen Ende beitragen. Ob das ein Ende mit Schrecken wird, hängst ganz alleine von uns selbst ab.

Aufgrund der feindlichen Übernahme der Politik durch die Wirtschaft, sprich durch den Kapitalismus, brauchen wir deshalb ganz neue Strategien und Plattformen, um das, was von der Demokratie noch übrig geblieben ist, zu retten und mit den neuen technischen Möglichkeiten zu reformieren. Aber wer hört heute noch auf einen Philosophen?

Samstag, 22. Februar 2020

Der Thüringer Karneval als kynische Offensive


Im Thüringer Karneval herrscht in diesem Jahr totale Narrenfreiheit, denn die Narren sind los - besser gesagt: politische Narren wurden auf das Volk losgelassen und jeder darf sich diesesmal als Narr fühlen. Wehe, wenn die Narren losgelassen werden, dann herrscht nackte Chaos. Höhepunkt der diesjährigen Saison war ein politischer Kokolors-Beitrag bei der Inthronisierung von Prinz Kemmerich I. und seiner Ranzengarde.

In Thüringen sind die Narren in diesem Jahr die Narren reichlich neben der Kappe, , daß all die Satire und der Spott nicht mehr hinterherkommen, all das zu verarbeiten, was politisch vorgefallen ist. Die Organistoren der Festumzüge und die Gestalter all der bunten Motivwagen im Karneval sind schier überfordert, denn so viel Narren passen gar nicht auf die vielen Wagen, wie sie satirisch dargestellt werden und unbedingt gezeigt werden müssten.


Das jubelnde Volk wird sich am Spott erfreuen und delektieren. Der Karneval erfüllt seinen gesellschaftlichen Zweck, denn er dient als ein Ventil für die Ausgelassenheit Massen. Dampf abladen und seinen Gefühlen freien Lauf lassen, wo es sonst im Alltag nichts zu lachen gibt. Eine Zeit der Maskierung, Feierstimmung und Enthemmung.

Ein närrischer Aufstand zieht mit Konfetti-Regen in der Karnevalszeit ein. Der Karneval zeigt im närrischen Trubel eine Gesellschaft im politisch-närrschen Ausnahmezustand. Maskierung ist Pflicht in Karneval und der Narr lupft nur zu gerne seine Maske. Die Herrschenden verlieren ihr wirkliches Selbstbewußtsein an die Narren, Clowns, Kyniker.

Der Narr dient dazu, der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten. Die Mächtigen werden bei dieser »Eulenspiegelei« dabei aufs Korn genommen und sind vor Spott und Hähme nicht sicher.

In Thüringen ist die kynische Offensive grenzenlos. Auch bei bunten Karnevalsumzügen geht der Kynismus gnadenlos in die Offensive. Die Erbauer der Motivwagen wissen gar nicht mehr, wie sie dise bie all dem herrschenden Chaos gestalten sollen. So viele Narren wie Thürigen passen gar nicht auf die Motivwagen. Es erscheint so, als würde Diogenes in seiner Tonne stets bei den Umzügen mitfahren, um dem närrischen Volk zu huldigen und aus der Tonne zuzuwinken.


Die Tradition des Karnevals hat anarchische Wurzeln.

Beim Karneval im Mittelalter wählte man einen Narrenkönig, der für einen Tag und eine Nacht über eine prinzipiell verkehrte Welt regierte. In ihr erwachten die die Armen und Ordentlichen zum Leben ihrer Träume, als kostümierte Rabauken und Bacchanten, frech, geil, turbulent und lästerlich.

Der Karneval hat ein antikes Vorbild: den Kynismus. Die athenische Öffentlichkeit wurde von der kynischen Offensive elektrisiert.


Der antike Kynismus war philosophisch betrachtet, eine plebejische Antithese gegen den Idealismus des Athener Bürgertums. Der antike Kynismus ist eine erste Replik auf den athenischen Herrenidealisimus. Er redet nicht gegen den Idealismus, er lebt gegen ihn. Doch damit nicht genug, der Kynismus gibt der Frage, wie man die Wahrheit sagt, eine neue Wendung.

Der antike Kynismus ist prinzipiell frech. In seiner Frechheit liegt seine Methode. Der antike Kynismus begann mit einem Prozeß der nackten Argumente aus der Opposition, getragen von der Macht, die von unten kommt. Der Kyniker furzt, scheißt, pißt, masturbiert auf offener Straße vor den Augen des athenischen Marktes. Er verachtet den Ruhm. Er liegt in der Sonne, scherzt mit den Huren und sagt zu Alexander dem Großen, er möge ihm aus der Sonne gehen.

All die politische Umarmungen und all das Küssen werden die Narren in Thüringen noch büßen müssen.
Am Aschermittwoch ist alles vorbei die Schwüre von Treue, sie brechen entzwei. Von all deine Küssen darf sie nichts mehr wissen, so schön es auch sein, seist alles vorbei

Weblink:

Nicht lachen - Philosophie Runde

Blog-Artikel Gastbeitrag

Narrenspiegel-Blog


Samstag, 15. Februar 2020

Der Staat und die bedrängte Wahrheit

Maximilien de Robespierre

Wird die strukturelle Gewalt der Staatsmacht unkontroliert gegen Bedrängte und Verfolgte angewendet, ist dies ein deutlicher Ausdruck der Jakobiner-Herrschaft unter Maximilien de Robespierre von 1793 bis 1796.




Hölderlin erwähnt in seinem Gedicht »An den Bruder« in den Zeilen die Bedingung einer verwerflichen Freiheit "unter der eiskalten Zone des Despotismus". Wenn der Staat strukturele Gewalt anwendet, lupft er damit auch die Mütze des Jakobinismus.


In welchem Verhältnis steht der Staat zu Recht und Wahrheit? Der Staat ist einerseits an Recht und Wahrheit gebunden und hält sich doch nicht daran, wenn seine eigenen Interessen gefährdet sind - wie der Fall des Wikileaks-Gründers Julian Assange beweist.

"Jede große und umfassende Gefahr gibt, wenn ihr wohl begegnet wird,
dem Staat, für den Augenblick, ein demokratisches Ansehen."


Heinrich Kleist



Das Wesen eines Staates zeigt sich darin, wie er auf Gefahren reagiert. Der Staat hat einen recht variablen Spielraum in der Anwendung von Recht und Gesetz. Er hält sich nur dann an Recht und Gesetz, wenn seine eigenen Interessen nicht gefährdet sind, geht aber rigoros und mit beängstiegender Bedrängung gegen Personen vor, welche die Interessen des Staates durch investigative Ermittlungen gefährden und schreckt dabei vor Folter, Verfolgung und Manipulation von Beweisen und unberchtigten Vorwürfen nicht zurück.

Voltaire

»Es ist gefährlich Recht zu haben, wenn die Regierung falsch liegt.«

Voltaire

Für Personen, welche durch ihr Handeln die Wahrheit des Staates bedrängen oder in Verruf bringen, finden sich schnell in einer Welt des persönlichen Elends wieder und für sie wird die Welt zu einer Erfahrung des Leides.

Der Fall Assange ist ein gutes Beispiel dafür, wie der Staat reagiert, wenn dieser seine Interessen als gefährdet sieht: Manipulierte Beweise, konstruierte Vorwürfe gegen Julian Assange. Ihm drohen im Falle einer Abschiebung in die USA 175 Jahre Haft, weil er auf seiner Internet-Plattform WikiLeaks Dokmente über Kriegsverbrechen der Amerikaner im Irak-Krieg veröffenlicht hatte. 175 Jahre Gefängnis sind ein tranzendent hohes Strafmaß, welches sich jeder irdischen Gerechtigkeit entzieht!

»Wenn ein Whistleblower härter bestraft wie ein Mörder, ist es etwas faul im Staate Dänemark.«

Und auch die schwedische Staatsanwaltschaft war nicht zimperlich in der Strafverfolgung, sorgte sich doch dafür, daß Assange wegen versuchter Vergewaltigung angeklagt wurde. Wie die Staatsanwaltschaft jetzt bekannt gab, wird der Vorwurf der Vergewaltigung gegen Julian Assange nicht länger aufrechterhalten.

Voltaire war ein entschiedener Gegner des monarchistiscchen und klerikalen Staates, welcher das Volk unterdrückt hat. Bereits Voltaire wußte, daß es gefährlich ist, Recht zu haben, wenn die Regierung falsch liegt. - Nur ein Whistleblow von einiger Brisanz und schon lupft der Jakobiner die Mütze! - Whistleblower leben tatsächlich noch immer - was die staatliche Verfolgung ihrer auklärerischen Aktionen angebelangt - um es mit den Worten von Schopenhauer zu sagen - in der »Schlechtesten aller Welten«.

»Es gibt keine Freiheit ohne Mut und keine Tugend ohne Kampf.«

Voltaire

Voltaire wußte auch, daß es keine Freiheit ohne Mut und keine Tugend ohne Kampf gibt - notwendige Tugenden im Kampf für die Freiheit und gegen staatliche Unterdrückung, Willkür und Vertuschung von Verbrechen und könnte somit durchaus auch als Ahnherr der Aufklärung für Julian Assange dastehen.

Für die Beschuldigten und Bedrängten kann dann Hilfe nur noch von außen durch Proteste und öffentliche Aktionen kommen. Auf Druck von Außen läßt sich Einiges bewirken und auf den Weg bringen. - Wie die schwedische Staatsanwaltschaft bekannt gab, wird der Vorwurf der Vergewaltigung gegen Julian Assange nicht länger aufrechterhalten.

Der Kyniker setzt dem Aufgeklärtheit simulierenden Mainstream seine Direktheit und Vulgarität als Gegenpart entgegen. Er entlarvt die angebliche Alternativlosigkeit des Handelns als Farce, als Ausrede, indem er Alternativen öffentlich vorlebt: "Der Herrenzynismus ist eine Frechheit, die die Seite gewechselt hat [...]. Machtzwang, Sachzwang!" (222).

In der menschlichen Krise haben Denker und Philosophen Konjunktur, denn gerade in der Krise sind Meinungen gefragt, welche die Menschen als Hilfe, Ratgeber und Anweisungen verstehen können.

Und so gibt immer wieder Philosophen, welche selber leidhafte Erfahrungen gemacht oder Leid erfahren haben und aus dieser Grunderfahrung heraus das Leid zu einer Philosophie ausgebaut haben.

Arthur Schopenhauer

"Das Leben ist eine missliche Sache, ich habe mir vorgesetzt, es damit hinzubringen über dasselbe nachzudenken." So begründete der junge Arthur Schopenhauer gegenüber dem 78jährigen Dichter Wieland in Weimar seine Absicht Philosophie zu studieren.

Schopenhauer gilt als Vertreter des Pessimismus, der das Leben als Leiden definiert hat. "Die Welt ist die Äußerung einer unvernünftigen und blinden Kraft; in ihr zu leben heißt leiden."


Weblinks:

Arthur Schopenhauer Biografie - www.die-biografien.de

Friedrich Hölderlin-Biografie - www.die-biografien.de


Torpedo-Blog:

10 Jahre Wikikleaks - Torpedo-Blog

<-- Die Novelle »Michael Kohlhaas«, die Heinrich von Kleist im kühlen Stil der Chronik geschrieben, hat, gilt als Kleists berühmtestes und berüchtigstes Werk. -->

Samstag, 8. Februar 2020

Der Populismus als wiederkommendes Phänomen




Der aufgekommene Populismus ist ein wiederkehrendes Phänomen, läßt sich als zeitlich begrenztes Phänomen deuten und einordnen läßt. Die Betrachtung des Populismus als Phänomen erlaubt die Zuordnung in den Bereich der Phänomenologie.

Die Phänomenologie ist ein Zweig der Philosophie, einer der wichtigen – neben der sprachanalytischen Philosophie, der Hermeneutik (Theorie des Verstehens), der Transzendentalphilosophie (nach Kant) und der Dialektik (nach Hegel). Die Phänomenologie befasst sich mit den Erscheinungen und deren Deutung, nicht mit ewigen Wahrheiten, sondern mit Erfahrungen. Die Phänomenologie fragt, ob wir wirklich wissen, was ist, bevor danach die Deutung einsetzt. Begründer ist Edmund Husserl, bekannte Vertreter sind Heidegger und Sartre.

»Der Populismus ist der politisch ungezogene Bruder des Vulgarimus.«

Können die Philosophen dem Populismus etwas wirksam entgegensetzen? - Der Populismus macht deutlich und zeigt auf, daß es ein Irrtum ist zu glauben, es gebe einen gemeinsamen Boden an selbstverständlichen Werten. Die Menschen machen in einer Gesellschaft verschiedene Erfahrungen. Daraus leiten sich verschiedene Vorstellungen darüber ab, wer wir sind und wie wir leben wollen. Darüber müssen wir uns auseinandersetzen. Und dazu brauchen wir die Fähigkeit, Differenzen ­auszuhalten.

Was den etablierten westlichen Demokratien fehlt, ist das Bewußtsein für die Prekarität des eigenen Modells. Das kann auch wieder verschwinden. Die Geschichte ist nicht zu Ende. Was Francis Fukuyama 1992 voreilig konstatierte – Liberalismus und Marktwirtschaft hätten sich ­endgültig durchgesetzt – widerspricht fundamental den Prinzipien der Phänomenologie.

Diesen Prozess der Entpolitisierung, welcher mit dem neuen Populismus verbunden ist, hat Hannah Arendt (1906-1975) bereits früh vorausgesehen. Für sie steht Politik immer in einem losen Verhältnis zur Wahrheit, weil es in der Politik darauf ankommt wie wir etwas deuten.


Weblink:

Was die Philosophen dem Populismus entgegensetzen können - www.wp.de