Samstag, 26. November 2022

Was Fussball und Philosophie verbindet

Fussball WM Endspiel 1974

Die Philosophie im Fussball gesucht. - Die Kulturkritik hat lange Zeit den Eindruck verbreitet, was so populär ist wie Fussball, kann mit Hochkultur oder gar Philosophie nichts zu tun haben. Ein gängiges Vorurteil, denn es gibt durchaus verbindende Elemente.

Heute kann jedoch schon der aufmerksame Betrachter einer WM lernen, dass es sich in Wahrheit geradezu umgekehrt verhält und der Zeitgeist, frei nach Hegel, im Fussball eine für alle fassliche Gestalt angenommen hat. Wer einmal im Stadion war, hat erfahren, daß Fussball ein besonderes Erlebnis ist.

Was verbindet Fussball und Philosophie? Fussball ist wie das Leben eine verbindende Lebensform und ein massentauglicher Sport. Fussball ist ein kollektiver Sport, welcher als Gemeinschaftserlebnis in der Lage ist, Identität zu stiften. Zudem ist Fussball ein gelebter Sport, welcher sportliche Menschen dazu bringt, dem Leben einen Sinn zu geben und somit ihrem Leben einen Sinn stiftet.

Fussball passt zum Ästhetizismus der Postmoderne, in dem es darum geht, die Statik bürgerlicher Gesellschaften durch kreative Interventionen oder andere Avantgarden zu durchbrechen. Die Vertreter der Moderne jonglieren ja stets mit neuen Techniken. Spielsysteme sind hier Strukturelemente der Postmoderne, in der nur die Avantgarde zum Erfolg führt.

Fussball hat als Variation der Moderne durchaus seinen eigenen Ästhetizismus, welcher auf Innovation auf dem Spielfeld drängt: Die Spanier spielen den modernsten Fußball, die Engländer im Grunde immer noch Rugby und die Deutschen mußten den Libero erfinden. - Es ist im Grunde genau wie bei Peter Pan: Wer im Fussball gewinnen will, muss sich stets neu erfinden.

Literatur:

Philosophie des Fußballs
Philosophie des Fußballs
von Martin Gessmann


Weblink:

Die Philosophie im Fußball gesucht - www.deutschlandfunk.de




Mittwoch, 23. November 2022

»Der Mensch zwischen Mythologie und Wirklichkeit« von Othmar Käppeli


Dieser hintergründige Essay von Othmar Käppeli spannt einen kunstvollen Bogen von Wahrnehmung, Kognition, Bewußtsein, Erfahrung und Wissen - mit Ausflügen in die Evolution, Mythologie, Wissenschaft und technischem Fortschritt unter Berücksichigung der neuesten Forschung der Neurologie.

Menschen sind das Produkt ihrer Umwelt. Sie nehmen Einflüsse der Umwelt wahr, die wiederum kognitiv verarbeitet werden. Wesentlicher Untersuchungsgegenstand des Essay ist die Kognition - ein vielschichtiges Phänomen, welches Fähigkeiten wie Denken, Wahrnehmen, Erinnern, Entscheiden, Problemlösen und Sprechen umfaßt. Kognitives Lernen bedeutet, diese Einflüsse aktiv und subjektiv zu bewerten und die Erkenntnisse nutzen um zu lernen oder umzulernen. Diese Lernerkenntnis durch kognitives Lernen führt zu einer Verhaltensänderung, die stattfindet sobald sich eine Gelegenheit offenbart, die gemachte Lernerfahrung mit der Realität abzugleichen und zu überprüfen.

Die Wahrnehmung der Umwelt durch die Sinne nennt man Kognition. Kognition ist die Wahrnehmung der Wirklichkeit durch die Sinne und die Verarbeitung in praktisches Wissen, um die Anforderungen bewältigen zu können.

Die Sinne können bei der Wahrnehmung getäuscht werden. Die menschliche Wahrnehmung beinhaltet immer auch die Möglichkeit des Truges der Täuschung. Es gibt bei der Sinneswahrnehmung eine mögliche Diskrepanz zwischen der Wahrnehmung und der Wirklichkeit. Um diese Diskrepanz aufdecken zu können, ist es wichtig, die menschliche Wahrnehmung zu verstehen. Dazu gehören die neuronalen Strukturen und Prozesse, die an der Aufnahme, Verarbeitung, Speicherung und Bewusstmachung von internen und externen Reizen beteiligt sind.

Aus der Wahrnehmung wird Erfahrung und aus der empirischen Erfahrung wird schließlich Wissen, wobei die Erfahrung wichtige Erkenntnisse liefert. Doch die Erfahrung parodiert die Wirklichkeit.

Dieser Essay beschäftigt sich damit, wie unser Gehirn die Signale unserer Sinne mithilfe von gespeicherten Inhalten in ein subjektives Bild der Welt verarbeitet.

Wenn wir unter Berücksichtigung unserer eigenen Erfahrungen sowie der Erkenntnisse moderner Hirnforschung betrachten, wie wir wahrnehmen und urteilen, ergibt sich eine erste Annäherung an der Grad der Übereinstimmung von menschlicher Wahrnehmung und Wirklichkeit.

Daneben ist es aufschlußreich, die Evolution der kognitiven Fähigkeiten im Laufe kulturellen Entwicklung des Menschen zu verfolgen. Die Kognition der Menschen ist gegenwärtig nicht in der Lage, ihre Existenz unter dem Einfluß von lebensbedrohlichen Gefahren zu sichern.

Von den kognitiven Fähigkeiten hängt der Fortbstand der Menschheit ab. Im Laufe der Entwicklung veränderten sich Art und Dimension der Gefährdungen und entsprechnend die kognitiven Fähigkeiten. Die Frage ist, ob die aktuellen kognitiven Fähigkeiten des Menschen für die nachhaltige Gestaltung des individuellen Lebens und der zivilisatorischen Entwicklung ausreichen werden.

Es besteht ein innerer Konflikt zwischen Kognition, Wissen, Denken und Sicherung der Zukunft. Was ist, wenn das Wissen nicht den Anforderungen zur Bewälitgung von Krisen genügt?

Bereits der deutsche Philosoph Fichte wusste: Die Menschen haben das Interesse für eine Realität, die sie hervorbringen wollen - der Gute, schlechthin um sie hervorzubringen, der Gemeine und Sinnliche, um sie zu genießen.

Wissen ist kein Selbstzweck, sondern mit Mittel zum Zweck. Es dient dem Menschen zur Bewältigung des Lebens und der Erhaltung der Gattung. Dem Wissen fällt in Bezug auf die Realität die Schlüselrolle zu. Doch Wissen ist nicht Realität und oft ist Wissen ein falsches Abbild der Realität.

Stets gibt es verschiedene Wahrheiten und Wirklichkeiten, bei denen neue hinzukommen und andere verlorengehen.

Die Erfahrungsrealität und das Wissen haben nichts einander gemein. Dort, wo Wissen bei der Wahrnehmung der Wirklichkeit falsche Signale setzt, ist die Zukunft der Gesellschaft gefährdet.

Der Transfer von Wirklichkeitswissen muss zu einer vordringlichen und permanenten Aufgabe unserer Gesellschaft werden, um die Fortexistenz der Menschheit als Ganzes zu gewährleisten. Bereits das Aufblühen und Vergehen früherer Hochkulturen lässt sich auf den Mangel an Wirklichkeitswissen zurückführen.

Der Autor sieht die Gefahr, daß die Sinne bei der Wahrnehmung einer komplexer werdenden Umwelt getäuscht werden. Es besteht die Gefahr, daß die erworbenen Kognitionsmuster des Menschen in einer komplexer gewordenen Welt nicht ausreichen werden, um die Wirklichkeit angesichts der Gefährdugnen richtig wahrzunehmen, um den Fortsbestand der Spezies zu sichern.

Wissen existiert als bzw. basiert auf überlieferten, tradierten und empirischem Wissen. Die Inhalte verändern sich in Laufe der Zeit und passen sich immer wieder neu an bzw. müssen angepasst werden. In das Wissen hineingewoben sind jedoch auch Mythen und Erzählungen. Doch auch Mythen und Archtetypen sind in uns Menschen vorhanden und wirken in ihnen.

Letztlich ist nur dasjenige Wissen nützlich, das zum Überleben der Menschheit als Gattung taugt bzw. förderlich ist. So gesehen ist Wissen immer auch Information zum Überleben.

Moderne Wachstums-Mythen sind in der Wissensgesellschaft als Grundlage des Wissens für die Bewältigung der gegenwärtige Probleme und der Sicherung der Zukunft nicht hilfreich, verleiten sie doch dazu, die Kognition der Realität zu verkennen und falsches kognitives Wissen anzuwenden.

Mythen – symbolisch aufgeladene Erzählungen mit zweifelhafter realer Grundlage – sind kein Phänomen, das auf die graue Vorzeit beschränkt ist, sondern auch in der Moderne weit verbreitet sind. Nicht allen Mythen haftet Wahrhaftigkeit und Glückseligkeit an. Viele liefern eher falsche Abbilder der Wirklichkeit. Es sind die gerade falschen Mythen vom unbegrenzten Wachstum, mit denen aufgeräumt werden muss. Und so steht der Mensch bei den kognitiven Einflüssen heute zwischen Mythologie und Wirklichkeit.

Aufgrund der Hauptaufgabe der Kognition, eine das Überleben des Einzelnen und der Spezies sichernde zivilisatoriche Entwicklung zu verwirklichen, müsse beispielsweise ein Löusungsansatz verfolgt werden, der verhindert, dass Dinge geschehen, die aufgrund des Standes des Wirklichkeisswissens Schäden proaktiv verunmöglichen: Der unverfrorene Mythos Fortschritt durch Wachstum, der Verabsolutierung der Mythos Freiheit zur Verhinderung von Schutzmaßnahmen zur Überwindung der Pandemie und die Begründung des Krieges durch archaische mythologische Ansprüche wären aufzugeben.

Vor dem Hintergrund der wachsenden Bedrohungen und Krisen der Welt ist richtige Kognition nötiger denn je. Je Misere bietet eine Chance, sich von alten Denkmustern zu lösen. Die Frage ist, ob die Kognition ausreicht, um die Welt und ihre Gefährdung so zu erkennen, wie es nötig ist, sie zu retten.


Jede Krise bietet die Möglichkeit, sich von alten Denkmustern zu lösen und zu befreien. Der Autor plädiert für eine stärkere Aneignung von Wirklichkeitswissen, um umweltfreundlichere Entscheidungen und Lebensweisen zu wählen. Dafür ist es nötig, althergebrachte Denkmuster sowie vermeintlich erstrebenswerte Ziele kritisch zu hinterfragen und eventuell über Bord zu werfen.

Es gibt also viele Gründe, die Muster der Kognition und Wahrnehmung zu überdenken. Das Buch zur Krisenhaftigkeit des Denkens ist eine Anleitung zur kognitiven Bewältigung von krisenhaften Situationen und liefert einen wichtigen und beachtenswerten Beitrag im Diskurs um die Rettung der Welt. Es gibt dem Leser Anstoß, anders über die Krisen der Welt und auch des Lebens nachzudenken.

Man kann das Buch auch als eine Anregung zur Änderung der gewohnten Denkmuster und Verhaltensweisen lesen. Das Buch gibt dem / der LeserIn Anstoß, anders über manche Dinge nachzudenken.

Literatur:

Der Mensch zwischen Mythologie und Wirklichkeit
Der Mensch zwischen Mythologie und Wirklichkeit
- von Othmar Käppeli

Samstag, 19. November 2022

Albert Camus und der Fussball

Albert Camus


Philosophie und Fussball sind durch das Leben miteinander verbunden: Fussball ist praktisch angewandte Lebensphilosophie. Auch Philosophen können sich für Fussball begeistern, wenn sie dadurch etwas für das Leben lernen können. Und einer von ihnen war Albert Camus, der schon früh begriff, worum es im Fussball ging: Im Fussball geht es um Moral, nämlich die einer Mannschaft."Alles was ich im Leben über Moral oder Verpflichtungen des Menschen gelernt habe, verdanke ich dem Fußball." Das sagte einmal Literaturnobelpreisträger Albert Camus.

Albert Camus war der Anziehungskraft des Fussballs erlegen. Er schaute während seiner Zeit in Paris gern dem Fussball zu und war oft im Prinzenparkstadion. Ein einzigartiges Dokument aus französischen Fernsehen-Archiven zeigt ein Erstligaspiel vom 23. Oktober 1957 im Prinzenpark zwischen Racing Paris und AS Monaco. Unter den 35.000 Zuschauern steht Albert Camus, genau eine Woche nachdem er von der königlichen Akademie in Stockholm zum Literaturnobelpreisträger erklärt worden war.

Der Fan des Hauptstadtclubs – die obligatorische Zigarette im Mundwinkel, mit Trenchcoat, Krawatte und dem Flair eines Humphrey Bogart – kommentiert als ehemaliger Torwart der Jugendmannschaft von Universitätsclub Racing Algier einen Fehler des Pariser Torwarts:

"Man darf ihm keinen Vorwurf machen. Erst wenn man selbst mitten im Wald steht,
merkt man, wie schwer es ist. Ich war selbst Torhüter bei RUA in Algier.
Die hatten übrigens dieselben Farben wie Racing Paris."

Camus war dem Fussball verbunden, seitdem er als Junge in den Strassen von Algier mit dem Ball spielte. In den Jahren 1929 und 1930 stand Camus als Jugendlicher bei Racing Universitaire Algeruios (RUA) zwischen den Pfosten. Bei dem Halbwaisen aus ärmlichsten Verhältnissen mit einer Mutter, die weder schreiben noch lesen konnte, wurde Tuberkulose diagnostiziert. Doch die wenigen Jahre in zwei Fussballmannschaften Algiers, die teils auf dem Truppenübungsplatz der Stadt spielten, sollten in Camus' Augen stets eine Schule fürs Leben bleiben. Sie begann damit, dass er Torwart wurde, weil er so sein einziges Paar Schuhe am wenigstens abnutzte und den Ochsenziemer der strengen Grossmutter weniger zu fürchten hatte.

1953 hatte der fussballverrückte Camus, der sich über seinen geliebten Sport nie theoretisch geäussert hat, sondern stets nur seine Fussballeidenschaft ausleben wollte, für die Vereinszeitung seines ehemaligen Clubs RUA einige Erinnerungen aufgeschrieben:

"Jeden Sonntag fieberte ich dem Donnerstag entgegen, wenn wir Training hatten und an jeden Donnerstag dem Sonntag, an dem gespielt wurde. Das Spielfeld hatte mehr Schrammen, als das Schienbein eines Mittelfeldspielers der gegnerischen Mannschaft. Ich begriff sofort, dass der Ball nie so auf einen zukommt, wie man es erwartet. Das war eine Lektion fürs Leben, vor allem für das Leben in der Hauptstadt, wo die Menschen nicht ehrlich und gerade heraus sind. Mir war nicht klar, dass ich mit diesem Verein eine Bindung einging, die Jahre lang halten sollte und nie zu Ende ging. Ich ahnte nicht, dass mich noch 20 Jahre später in den Straßen von Paris oder von Buenos Aires – das ist mir tatsächlich passiert – das dämlichste Herzklopfen überkommen würde, wenn ein Freund oder Bekannter das Wort des Clubs RUA aussprach."

In seinen Pariser Zeiten, als er schon weltberühmt war, blieb das Fussballstadion für Camus ein Ort, den er gerne mit dem Theater verglich und wohin er, wie auch an jenem Oktobertag 1957, dem linksintellektuellen Milieu von Saint Germain des Pres und den Pariser Salons entfliehen konnte. Das hinderte ihn nicht daran, von der Stadiontribüne aus sehr selbstbewusst seinen Nobelpreis zu kommentieren:

"Es gab sicher zwei, drei Schriftsteller hierzulande, die hätten vor mir ausgezeichnet werden müssen. Da die Akademie nun aber offensichtlich einen französischen Schriftsteller auszeichnen wollte, hat sie vielleicht die Gelegenheit genutzt zu zeigen, dass Frankreich manchmal auch ein jüngeres Gesicht haben kann, als man allgemein annimmt." Man möchte Camus zurufen: "Sage mir, für welche Mannschaft dein Herz schlägt, und ich sage dir, wer du bist."



Weblinks:

Der Philosoph und der Fussball - www.deutschlandfunk.de

Camus lebt - www.camus-lebt.de

Samstag, 12. November 2022

Albert Camus über nordisches Denken

Albert Camus


Das Nordische war für den mediterranen Hedonisten Camus immer die deutsche Philosophie, ein Gemisch aus Philosophie, Religion und Politik, durchsetzt von trockener Spekulation. Dazu gesellt sich der deutsche Idealismus, dieses teleologische, zielorientierte, opferbereite Denken, ein Denken, das immer den Aufschub propagiert und sich nicht für das Jetzt und Heute einsetzt und dem die Gelassenheit fehlt.

René Descartes

Die räumliche Verkörperung des ungeliebten Nordens waren für Camus die Städte Prag, Berlin, Kopenhagen und Stockholm, der kalten Stadt in der René Descartes am 11. Februar 1650 in der Fremde an einer Lungenentzündung starb.

Dem mediterranen Denken setzt Camus das nordische Denken der Europäer entgegen. Das nordische Denken ist für Camus Ausdruck von Ideologien, Nationalismus und Imperialismus, der für viele Krisen in Europa verantwortlich ist. Die Verköperung des nordischen Denkens war für Camus der deutsche Philosoph Hegel, der kühle Rationalist und Systematiker.

Ein bischen mehr mediterranes Denken als Ausdruck der heiteren Gelassenheit täte auch so manchem Nordeuropäer und auch manchem nordischen Politiker sichtlich gut.

Weblinks:

Der Mitelmeermensch - 3 Sat Kulturzeit - www.kulturzeit.de

Samstag, 5. November 2022

Musk Absolutist der freien Rede

Elon Musk Twitter

Kürzlich bezeichnete sich Musk als »Absolutist der freien Rede« - also ein Monarch auf dem Meinungsthron. Ist das Selfmade-Ich Elon Musk gar ein »Fichtianer«, wenn er die freie Rede verabsolutieren muss? - Freie Rede bedeute, dass »jemand, den man nicht mag, etwas sagen kann, das man nicht mag«. Und dies sollte auch im Leitmedium des digitalen Zeitalters möglich sein, also auf Twitter.

Elon Musk will also den politischen Dialog ausgerechent durch Twitter wieder auf gesundere Beine stellen. Das wäre mindestens so verdienstvoll wie die Neuerfindung des Elektroautos oder seine unternehmerischen Pioniertaten im Weltraum.

Musk betont, daß er mit dem Kauf von Twitter politische Ziele verfolge. Er will sich zum ersten Kaiser des neuen Amerikanischen Imperiums ausrufen lassen.Man kann sich nicht vorstellen, daß Elon Musk anders sein soll als alle anderen Globalisten auch. Was zählt ist Geld und Macht und nichts anderes.

Johann Gottlieb Fichte (1762 - 1814) wusste über das Recht der freien Rede in seiner »Rede« kundig vorzutragen:


»Da jedoch dieses Recht des freien Mittheilens sich auf kein Gebot, sondern bloss auf eine Erlaubniss des Sittengesetzes gründet, und demnach, an sich betrachtet, nicht unveräusserlich ist; da ferner zur Möglichkeit der Ausübung desselben die Einwilligung des Anderen, sein Annehmen meiner Gaben, erfordert wird: so ist es an sich wohl denkbar, dass die Gesellschaft einmal für alle diese Einwilligung aufgehoben, dass sie sich von jedem Mitgliede beim Eintritt in dieselbe hätte versprechen lassen, seine Ueberzeugungen überhaupt niemandem bedankt zu machen.«


Die freie Rede im Internet kann auch eine Illusion sein, die viel Geld kostet und nichts einbringt.
Ob die Rechnung von Musk aufgeht, wird sich in der Zukunft zeigen.

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Sloterdijk-Gedanke zur Klima-Konferenz

Weltinnenraum des Kapitalismus


»Die internationale Politik transformiert sich angesichts des anwachsenden Begegnungsdrucks zwischen den Weltakteuren auf signifikante Weise. Sie erscheint vor unseren Augen aus der Ära der großen Handlungen auszutreten und überzugehen ins Zeitalter der großen Themen - das heißt, der generalisierten Risiken, die zu semantischen Institutionen, mithin zu Universalien neuen Typs, gerinnen. Diese müssen in Dauerbesprechungen kleingearbeitet werden. Die Themenpolitik und der entsprechende Konferenz-Zirkus kommen nur als Produktion von autogenem Globalstress voran. Ihre Träger handeln für eine Menschheit, dich sich zunehmend als Integral aus aufeinander zugehenden Stresskommunen konstitutiert.«

Peter Sloterdijk, »Im Weltinnenraum des Kapitals« Seite 224

Literatur:

Weltinnenraum des Kapitalismus von Peter Sloterdijk

Dienstag, 1. November 2022

Der Tod in der Philosophie

Der Tod und die Frage nach den letzten Dingen sind ein großes Thema der Philosophie. Erstaunlich ist wie oft der Tod durch die Ideengebäude geistert als die ultimativ radikale Frage, eng verknüpft mit der nach der Sinnhaftigkeit des Lebens.

"Philosophieren heißt sterben lernen" ist ein geflügeltes Wort – der Gedanke findet sich schon bei Platon: Recht philosophieren heiße "leicht zu sterben", heißt es im Phaidon, der Schrift, an deren Ende Sokrates den tödlichen Schierlingsbecher nahm.

Die antike Stoa beruhigt uns über den Tod, und Montaigne empfiehlt, ihm jederzeit ins Gesicht zu sehen: "Die Vorbereitung zum Tode ist die Vorbereitung zur Freiheit", schreibt er.

Das Muster ist tiefgründig und simpel zugleich: Wir können die Angst vor dem Tod nur überwinden, indem wir ihm entgegen gehen, oder in Heideggers Worten: Das "Vorlaufen zum Tod" ist unsere "eigenste Möglichkeit".