Samstag, 26. Oktober 2019

Die Lebensphilosophie Friedrich Nietzsches

Friedrich Nietzsche

Nietzsche war eine auch musisch begabte Künstlernatur, ein sehr bewusster Künstler, der in seinem Leben dafür sorgte, daß für das Werk der notwendige Raum zur Verfügung stand - und bei ihm ging es darüber hinaus, eine Gelegenheit oder eine Räumlichkeit zu finden, um arbeiten zu können. Es war das Leben, das er für sein Werk zur Verfügung stellte. Leben und Werk durchdrang sich, deshalb können sie nicht voneinander getrennt werden.



 "Der praktische Philosoph, 
der Lehrer der Weisheit durch Lehre und Beispiel, 
ist der eigentliche Philosoph." Kant

Unter dem Schlagwort der »Lebensphilosophie« bildete sich eine philosophische Richtung, die sich gegen den aufklärerischen Rationalismus und die Erkenntnistheorie, sowie gleichzeitig gegen den deutschen Idealismus und Positivismus wendete. Insbesondere Schopenhauer, Dilthey und Nietzsche waren Vertreter dieser Philosophie, die das Irrationale, die Triebe und Emotionen des Menschen in den Mittelpunkt stellt.


Friedrich Nietzsche gilt mit seiner kritischen Kulturphilosophie als Vorläufer der Lebensphilosophie. Bereits in seinem Frühwerk »Die Geburt der Tragödie« stellte er das rationale Denken, das Appolinische, dem triebhaften Streben, dem Dionysischen, gegenüber. Rückblickend stellte er in der Götzendämmerung fest: „Das Jasagen zum Leben selbst noch in seinen fremdesten und härtesten Problemen; der Wille zum Leben im Opfer seiner höchsten Typen der eignen Unerschöpflichkeit frohwerdend – das nannte ich dionysisch, das errieth ich als die Brücke zur Psychologie des tragischen Dichters.“

Im ganzen Werk entwickelte Nietzsche Gedanken, die als Anregung für die Lebensphilosophie gelten. Hier zu nennen sind etwa der Titel seines Werkes »Menschliches, Allzumenschliches« oder die Betrachtung des Weltgeschehens als organische Struktur und die Konzepte des Willen zur Macht und der Ewigen Wiederkehr. Nietzsche wendete dabei Schopenhauers Konzept vom Willen als dem Willen zum Leben um in die Formel vom Willen zur Macht, der alles Leben beherrscht. Die Ewige Wiederkunft des Gleichen hängt nach Ansicht vieler Interpreten mit einigen anderen Gedanken Nietzsches zusammen. Vor allem die Verbindung zum Konzept des „Übermenschen“ ist in der neueren Nietzsche-Deutung herausgestellt und untersucht worden.

Friedrich Nietzsches Lebensphilosophie reißt das Leben heraus aus seiner deterministischen Zwangsjacke des späten 19. Jahrhunderts und gibt ihm seine eigentümliche Freiheit zurück. Es ist die Freiheit des Künstlers seinem Werk gegenüber.

Der Philosoph als Wegweiser? Es wäre schön, wenn immer alle Wege frei wären. So wie wir gerade Stürme in der Natur erlebt haben, so vergleichbar können auch die Stürme des Lebens sein .Wichtig bleibt jedoch für alle Menschen immer , die Freiheit mittels der Literatur und des Wortes ausdrücken zu dürfen.

Weblinks:

Friedrich Nietzsche-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Biografie:

Nietzsche: Biographie seines Denkens
»Nietzsche: Biographie seines Denkens«
von Rüdiger Safranski

Werke:

Also sprach Zarathustra
Also sprach Zarathustra
von Friedrich Nietzsche

Ecce Homo, Sonderausgabe
Ecce Homo - Sonderausgabe


Friedrich Nietzsche-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Samstag, 19. Oktober 2019

Nietzsche - ein Philosoph der Moderne

Friedrich Nietzsche

Friedrich Nietzsche gilt als einer der dunklen, aber neuzeitlich-fortschrittlichen Philosophen. Er sticht durch seine poetische Sprachkraft hervor und beeindruckt durch die Macht seiner Paradoxien. Seine Arbeit ist aufklärerisch, positivistisch und vor allem psychologisch.

Nietzsche war ein Philosoph der Moderne, denn sein Denken, das über die damalige Philosophie hinausging,  hatte bereits vielfach bereits sehr moderne Züge. Er gilt als der Wegbereiter des Existenzialismus. Als Verkünder der ästethischen Daseinsform übte Nietzsche von Anfang an großen kulturellen Einfluss aus.


Nietzsche kritisierte, dass sich die bisherige Philosophie – „ein Paar Skeptiker“ ausgenommen – der Moral unterworfen und sich deren Begründung statt Untersuchung und Kritik verschrieben habe. Er lobt dagegen die Methodik der Wissenschaft, die den Menschen unter die Tiere zurückgestellt habe und so erst anfange, ihn zu begreifen. Umgekehrt die ganze Natur und den Menschen von einer Gottheit, einem „Willen“ oder einem „Geist“ her verstehen zu wollen (wie Schopenhauer und Hegel) sei ein Irrweg.

Nietzsches Denken ist ein Denken, das existentiell ist, weil es um die Gestaltung des eigenen Lebens geht, das experimentell ist, weil darin die ganze Erkenntnis- und Moraltradition auf den Prüfstand gestellt wird, und das exemplarisch ist in seinen Antworten auf das Problem des Nihilismus.


Nietzsches Bedeutung war eine Leitfigur moderner Lebensphilosophie, Kulturdiagnose und Anthropologie. Nietzsches Kritik an der philosophischen Tradition, sein Konzept der Umwertung, seine Psychologie, sein Geschichtsdenken, seine Beziehung zu Darwin, Schopenhauer, Wagner und Heidegger, seine Lyrik sowie die Charakteristika seines Stils gehören zum breitgefächerten Themenspektrum.

Was als modernen Denker auszeichnet, ist seine Radikalität im Denken. In mehreren seiner letzten Werke philosophierte Nietzsche buchstäblich „mit dem Hammer“ und er wollte alte Werte „umwerten“. Unter Rückgriff auf einige seiner früheren Schriften bündelte er seine Kritik am Christentum, der er eine bisher nicht gekannte Schärfe gab.

Er war ein Philosoph des Perspektivismus. Perspektivismus und Perspektivität bezeichnen philosophische Lehren, die besagen, dass die Wirklichkeit von Standpunkt und Eigenschaften des betrachtenden Individuums abhängig ist. Das menschliche Denken, Erkennen und Handeln ist endlich, da es vielfältigen Einschränkungen unterliegt, die aus den Bedingungen von Zeit und Raum, individuellen Veranlagungen, Umgebung und Situation resultieren - beispielsweise kultureller oder gesellschaftlicher Natur sind.


Literatur:

t
Nietzsche als Philosoph der Moderne
von Barbara Neymeyr, Andreas Urs Sommer



Freitag, 18. Oktober 2019

Henri Bergson 160. Geburtstag

Henri Bergson

Henri Bergson wurde vor 160 Jahren am 18. Oktober 1859 in Paris geboren. Bergson war ein französischer Philosoph und Nobelpreisträger für Literatur 1927. Er gilt neben Friedrich Nietzsche und Wilhelm Dilthey als bedeutendster Vertreter der Lebensphilosophie.

1896 publizierte er seine zweite größere Schrift »Matière et mémoire« (dt. »Materie und Gedächtnis«, 1908), in der er auch die neueste Hirnforschung berücksichtigte. 1897 wurde er als maître de conférences mit Vorlesungen an der »École Normale Supérieure« betraut, wo er kurz darauf zum Professor ernannt wurde.

Im Jahr 1900 wurde er auf den Lehrstuhl für Griechische Philosophie am »Collège de France« berufen, der prestigereichsten aller französischen Bildungsinstitutionen. 1901 wählte ihn die Académie des sciences morales et politiques zum Mitglied.

Bergson versuchte, eine "positive Metaphysik" zu konstruieren und aus der Philosophie eine Wissenschaft zu machen, die auf Intuition als Methode basiert, deren Ergebnisse aus Erfahrung stammen und die ebenso streng sein würde wie die auf Intelligenz basierenden Wissenschaften wie Mathematik in erster Linie. Im Gegensatz zu Platon und René Descartes, die Geometrie als Modell verwendeten, um Metaphysik zu einer Wissenschaft zu machen, nimmt Bergson als Modell Biologie, Psychologie und Soziologie, aufstrebende Wissenschaften seiner Zeit, die auf Bewegung und nicht auf konzeptueller Fixierung beruhen. und nach Bergson nicht ganz mathematisierbar.

Bergson unterschied zwischen "Intelligenz" und "Intuition". Intelligenz ist auf Materie geregelt, das heißt, sie ermöglicht Wissen, was Frédéric Worms zusammenfasste: „Intelligenz ist […] die Fähigkeit bestimmter Lebewesen (Menschen) durch Werkzeuge auf Materie einzuwirken und bestimmte Objekte durch ihre Beziehungen zu kennen, also vor allem durch den Raum."

Die Intuition hingegen wird im Laufe der Zeit reguliert. „Die Analyse arbeitet mit dem Unbeweglichen, während die Intuition in die Mobilität oder, was dasselbe bedeutet, in die Dauer gestellt wird. Dies ist die sehr klare Grenze zwischen Intuition und Analyse. »Es überschreitet die geschlossenen Rahmenbedingungen, die Intelligenz schafft, um sich die Welt anzueignen, und sucht nach einer Wissensquelle im Leben. Bergson eröffnet damit den Weg zu einer neuen Metaphysik, indem er bestätigt, dass das Reale in seinem Ursprung erkennbar ist. „In der Erfahrung, sensibel, zeitlich, unmittelbar, muss es Intuition geben oder überhaupt nicht. Wenn jedoch Intuition gegeben ist, liefert sie die Charaktere einer Realität ohne jegliche Relativität aufgrund unserer Sinne oder unseres Wissens und erhält daher eine metaphysische Bedeutung: Das Kriterium der Dauer ist dann die intrinsische Garantie des Bereichs Metaphysik der Intuition. In diesem Punkt widersetzt sich Bergson Kant, indem er in die "Materie" der "sensiblen Intuition" ihre Form (Zeit) zurückbringt, genau die Konzepte des Verstehens (mit Intuition) Materie, die Intelligenz begründet) und vor allem die großen metaphysischen Erfahrungen des Selbst, der Welt und sogar Gottes, die für den Philosophen als solchen unzugänglich sind, der mystischen Erfahrung.

Henri Bergson bestritt die Rolle der rationalen Erkenntnis und erklärte die voluntative Intuition, die mystische Schau als höchste Stufe der philosophischen Wirklichkeitsaneignung. Auf diesem Wege sei die Wahrheit unmittelbar, jenseits sinnlicher und rationaler Daten erkennbar.

Henri Bergson starb am 4. Januar 1941 in Paris.

Dienstag, 15. Oktober 2019

Friedrich Nietzsche 175. Geburtstag


Friedrich Nietzsche


Friedrich Nietzsche wurde vor 175 Jahren am 15. Oktober 1844 in Röcken bei Leipzig als Sohn eines evangelischen Pfarres geboren. Nietzsche stellte bestehende Grundsätze in Frage und gilt als einer der bedeutendsten und einflussreichsten Denker. Der unzeitgemäße Philosoph entwickelte in Abkehr vom Christentum eine neue Morallehre und später eine eigene Philosophie, welche den Willen in den Mittelpunkt der Betrachtung stellt. Nietzsche gilt als unzeitgemäßer Philosoph, der mit dem Hammer philosophierte und dabei bestehende Moralvorstellungen zertrümmert hat.



Friedrich Nietzsche  wurde 1870 im Alter von 25 Jahren und noch ohne Promotion als Professor nach Basel berufen. Mit seinem ersten Buch "Die Geburt der Tragödie aus dem Geist der Musik" (1871) erregte er einen handfesten Skandal, welcher seine akademische Karriere ruinierte. Darin verherrlichte er das tragische Lebensgefühl und feierte den umstrittenen Komponisten und Operndichter Richard Wagner als Neubegründer der deutschen Kultur.

Nietzsche, desen unzeitgemäßes Denken in Aphorismen seine Form gefunden hat, war ein Religionskritiker, der das Christentum und sein Werte hinterfragte. Sein Ziel war es, die Hintergründe und Motive, welche die Grundlage der westlichen Philosophie, Kunst und Kultur bilden, freizulegen und zu interpretieren. Seine Philosophie in der Tradition der Aufklärung war eine Abrechnung mit den tradierten Moralvorstellungen des Christentums.

Seine Haltung kommt durch seinen berühmten Satz »Gott ist tot« gut zum Ausdruck. Er stand in seinen Betrachtungen für einen radkikalen Wechsel der Perspektive und propagierte die »Umwertung aller Werte« und die Schaffung eines "Übermenschen" anstelle des traditionellen Christentums. Als seine wohl wichtigste Schrift gilt sein vierbändiges Hauptwerk »Also sprach Zarathustra« (1883-1885). Weitere bedeutende Veröffentlichungen des Philosophen sind »Unzeitgemäße Betrachtungen« (1873-1876) und der nach seinem Tod erschienene Band »Der Wille zur Macht« (1901).



Nietzsche begann seine Laufbahn als Philologe, begriff sich selbst aber zunehmend als Philosoph oder als „freier Denker“. Er durchlief in seinen Werken auf dem Weg zum eigenständigen Denker einen Reifungs- und Emanzipationsprozeß: an dem er an die Stelle der Kunst die Philosophie als den Gipfelpunkt der Kultur setzte und seine allmähliche Loslösung von seinen Vorbildern Arthur Schopenhauer und Richard Wagner betrieb.

Der scharfsinnige Denker hat wie kaum ein Zweiter mit den Lehrsätzen der Philosophie und Theologie aufgeräumt und abgerechnet. Mit der Kritik der Moral hängt eine Kritik bisheriger Philosophien zusammen. Sein Werk enthält scharfe Kritiken an Moral, Religion, Philosophie, Wissenschaft und Formen der Kunst Er kritisierte die überkommenen Werte der christlichen Moral und forderte eine Abkehr vom Christentum. In seinen Werken wandte sich der Moralphilosoph gegen die überkommenen christlichen Werte. Das Christentum lehnte er als eine Religion für die Schwachen ab.

Seine Philosophie betonte den Wert des Lebens für die Moral. Die Frage nach dem Wert der Moral für das Leben bildete eine Grundfrage seiner Moralkritik. Nach Nietzsche haben Menschen des »Ressentiment«, deren Wille sich gegen das Leben richtet, eine Moral, ein System von Werten erfunden, das ihnen über ihre Schwäche hinweghilft.

Nietzsche war ein Philosoph der Erkenntnis.
Der radikale Denker erhob den Menschen selbst zum Schöpfer und forderte einen neuen, vollkommenen höchsten Menschen - den »Übermenschen« als Verkünder einer neuen, höherwertigen Moral.

Nietzsche philosophierte mit dem Hammer und zertrümmerte bestehende Moralvorstellungen und entwickelte eine höhere Moral »Jenseits von Gut und Böse«. Der Philosoph sah im »Willen zur Macht« die Triebfeder allen Lebens. Ziel und Sinn aller Entwicklung war für Nietzsche der »Übermensch«.

Jenseits von Gut und Böse

Bekannt wurde Nietzsche auch für seine versierte Sprachschöpfung und die sprachlich anspruchsvolle Dichtkunst. Zu seinen bekanntesten - zumeist aphoristischen Werken - gehören »Also sprach Zarathustra«, »Genealogie der Moral«, »Jenseits von Gut und Böse«, »Menschliches, Allzumenschliches«.

Nietzsche beeinflusste durch sein vielseitiges Werk nachhaltig die Philosophie der Neuzeit. Er gilt als der einflussreichste Philosoph der Neuzeit. Grossen Einfluss übte er durch seinen Ansatzpunkt, den Menschen in den Mittelpunkt seiner Philosophie zu stellen, auf die spätere Existenzphilosopie aus.

Der Anti-Metaphysiker und Religionskritiker Friedrich Nietzsche bot mit seiner Philosophie Perspektiven in zweifacher Hinsicht an. Zum einen bot er einen Gegenentwurf zu den Erlösungs- und Heilsvorstellungen der Religion an. Zum anderen entwickelte er eine Utopie der Selbstverantwortung des Menschen - repräsentiert durch den Übermenschen.

Selten hat jemand einen so hohen Preis für sein Genie bezahlt. Bereits im Alter von 45 Jahren kam es endgültigen Zusammenbruch, dem sich ein letztes Lebensjahrzehnt in geistiger Umnachtung anschloss.

Weblinks:

Friedrich Nietzsche-Biografie

-

Biografien-Portal

- www.die-biografien.de

Friedrich Nietzsche-Zitate - Zitate-Portal

- www.die-zitate.de

Friedrich Nietzsche - philosophiestudium.blogspot.com


Friedrich Nietzsche-Werke:

Also sprach Zarathustra
Also sprach Zarathustra
von Friedrich Nietzsche

Ecce Homo, Sonderausgabe
Ecce Homo - Sonderausgabe


Genealogie der Moral
Genealogie der Moral


Zarathustra
Zarathustra



Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik

Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik

Samstag, 12. Oktober 2019

Karl Marx - der revolutionäre Denker


Karl Marx gilt auch heute noch als einer der wichtigsten und einflußreichsten Denker aller Zeiten.

Hegels Lehre hatte grossen Einfluss auf die Philosophie und Geistesgeschichte des 19. Jahrhunderts, insbes. auf Karl Marx.

Er stellte die idealistische - im Sinne von Platon - Philosophie Hegles vom Kopf "auf die Füße". Er übernahm Hegels Erkenntnismethode und die Ansicht, daß die Geschichte mit ihrem Elend einem dynamischemn Prinzip gehorche, sich nach dem Gesetz des Widerspruches entwickle, sich also dialektisch auf ein bestimmtes Ziel zubewege.

Ein wesentliches Anliegen von Marx und Engels war, den Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft zu erheben, damit er nicht bloß geglaubt oder ersehnt werden muss, sondern rational begründet werden kann. Auch seine historisch-materiellen Voraussetzungen sollten benannt werden können. Kurz: Eine Reflexion der Methode wissenschaftlicher Forschung und Darstellung war nötig.

Marx bezeichnet seine Methode als «dialektisch »und stellt sich damit bewusst in die Tradition der Hegelschen Philosophie. An ihrem Kern hält er fest, kritisiert aber ihre mystifizierte Form. Laut Marx ist die Dialektik «dem Bürgertum [...] ein Gräuel, weil sie in dem positiven Verständnis des Bestehenden zugleich auch das Verständnis [...] seines notwendigen Untergangs einschließt, jede gewordene Form [...] auch nach ihrer vergänglichen Seite auffasst, sich durch nichts imponieren lässt, ihrem Wesen nach kritisch und revolutionär ist.« (MEW: 23, 28)


Marx vertritt die Ansicht, dass alle Ideen, Vorstellungen und Gedanken aus einer gesellschaftlichen Realität und den dort herrschenden Machtverhältnissen kommen und diese resultieren letztendlich aus den jeweils historisch-geographischen Produktionsverhältnissen und materiellen Gegebenheiten.

Kapital lesen 2016

Das Kapital-Werke:

Das Kapital
Das Kapital
von Karl Marx

http://www.rosalux.de/documentation/46230/marx-und-die-hegelsche-dialektik.html Marx und die Hegelsche Dialektik

Samstag, 5. Oktober 2019

»Die Welt als Wille und Vorstellung« von Arthur Schopenhauer vor 200 Jahren veröffentlicht

Die Welt als Wille und Vorstellung
Die Welt als Wille und Vorstellung

»Die Welt als Wille und Vorstellung«, so lautet eine Schrift - ein schrecklich-schönes - oder wie Nietzsche sagte: "entsetzlich großartiges Buch" - von Arthur Schopenhauer zur geistigen Erhellung, welches vor 200 Jahren im Jahr 1819 im Brockhaus-Verlag in Leipzig erschienen ist.

Ein Werk, welches Nietzsche überaus begeisterte, kann also so schlecht nicht gewesen sein, obwohl es kommerziell zu einem Ladenhüter wurde. Es ist zugleich die Überwindung der Lehre Kants und die Begründung einer eigenen Philosophie in Anlehnung an die Gedanken Kants.

In seinem Lebenswerk »Die Welt als Wille und Vorstellung« wird als Ursprung allen menschlichen Seins der im Körper ruhende Wille genannt. Er folgt dem Wollen - Verstand und Vernunft verfügen über rein dienende Funktion. Für Schopenhauer ist der Wille ist das bestimmende Prinzip des Lebens und das Leben ist dem Willen unterworfen.

Schopenhauers Ausführungen über die Freiheit unserer Willensentscheidungen heben auf die Kausalität ab, d.h. das Verhalten oder Handeln folgt einer vorgelagerten Wahrnehmung.

Das formierende Prinzip aller Erscheinung heißt bei Schopenhauer bekanntlich "Wille", wobei die Begriffswahl vielleicht etwas unglücklich war. Mit Bewusstheit, wie etwa bei Kant, hat der Wille als blindes Prinzip bei Schopenhauer nichts zu tun.

Tatsächlich kann man, so wenig originell diese Lesart auch sein mag, die Schopenhauersche Philosophie, deren Epistemologie ja ihrem Selbstverständnis nach weitgehend Kantischen Ansätzen verpflichtet ist, als Destruktion der Kantischen Moralphilosophie, als Destruktion des Kantischen Moralsubjekts lesen.

»Es ist wirklich unglaublich, wie nichtssagend und bedeutungsleer, von außen gesehn, und wie dumpf und besinnungslos, von innen empfunden, das Leben der allermeisten Menschen dahinfließt. Es ist ein mattes Sehnen und Quälen, ein träumerisches Taumeln durch die vier Lebensalter hindurch zum Tode, unter Begleitung einer Reihe trivialer Gedanken.«

Arthur Schopenhauer (1788 - 1860), deutscher Philosoph

Nun sind bei Kant theoretisches und praktisches Subjekt aber letztlich identisch, jenes "Ich denke", welches alle meine Vorstellungen muss begleiten können, markiert eben jenes Subjekt, welches zugleich zur Selbstgesetzgebung in der Lage sei.

Genau diese Einheit bricht Schopenhauer auf. Erst in der Erkenntnis der Nichtigkeit dieser Einheit stellt sie sich, sozusagen ironisch gebrochen, bei Schopenhauer wieder her. Dass Schopenhauer dem moralischen Grundsatz - Verletze niemanden, sondern hilf vielmehr, wo du kannst - dann ganz konsequent eine zwar nicht grund-, aber begründungslose Geltung verschafft, halte ich für eine der großartigsten Passagen in seinem Werk.


Literatur:

Die Welt als Wille und Vorstellung
Die Welt als Wille und Vorstellung
von Arthur Schopenhauer

»Die Welt als Wille und Vorstellung«

Tendenzphilosophie

Wenn Jemand der Überzeugung ist, daß der französisch-englische Empirismus und Sensualismus, daß die Hegelsche Dialektik, daß Feuerbachs Anthropologismus, daß eine sich konfessionell bezeichnende Philosophie, daß all das Einseitigkeiten und Auswüchse sind, indem bei einem Cundillac die ganze Philosophie in die menschlichen Sinnesorgane allein fällt, bei Hegel aber eine Konstruktion der Natur, der Tat, des Wollens, der Freiheit, der Kunst, nur durch Sprünge und Lücken erreicht wird, bei Feuerbach hingegen mehr mutwillig, nach dem gewöhnlichen Sprichwort vom Ausschütten des Bades, mit dem abstrakten Idealismus aller Idealismus wegdialektisiert werden soll, während bei einer konfessionellen Philosophie die Denknotwendigkeit aus dem entgegengesetzten Grund zum Schweigen gebracht wird, - wenn dies zur Überzeugung geworden ist, so darf man weder glauben, durch Ignorieren oder Verwünschungen etwas zu bewirken, noch auch bloß polemisch Spezielles durch Spezielles widerlegen, da sonst eine Tendenzphilosophie erwächst, welche ebenso verwerflich sein dürfte wie sogenannte Tendenzromane, sondern es muß ein allgemeineres volleres Prinzip gegeben werden, welches durch seine innere Allgemeinheit alle Einzelheit und jedes Extrem, gegen welches eine Polemik geboten ist, von selbst absorbiert. Ist es am Ende ja doch die ideelle Allgemeinheit allein, welche sich als pädagogische Macht nicht bloß durch unser Einzelleben, sondern auch durch die ganze Kulturgeschichte hindurchzieht.

Literatur:

Carl Prantl, Die gegenwärtige Aufgabe der Philosophie [Festrede zum 93. Stiftungstag der bayr. Akademie der Wissenschaften gehalten am 27. März 1852] München 1852

Die gegenwärtige Aufgabe der Philosophie - www.gleichsatz.de