Philosophenwelt-Blog gewährt Einblicke in die Welt der Philosophie. Dieser Blog bietet Ansichten und Einsichten zum Thema Philosophie.
Der Philosophenwelt-Blog ist ein Philosophie Blog und Podcast zu aktuellen, aber auch klassischen Themen der Welt.
Der aufklärerische Blog folgt dabei einer Kantschen Devise:
"Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen." Immanuel Kant
Im Karneval herrscht Narrenfreiheit, bei der während der närrischen Zeit mit Spott und Satire auf die bestehenden Verhältnisse reagiert und ausgelassen gefeiert wird.
Der Karneval erfüllt seinen gesellschaftlichen Zweck, denn er dient als ein Ventil für die Ausgelassenheit Massen. Dampf abladen und seinen Gefühlen freien Lauf lassen, wo es sonst im Alltag nichts zu lachen gibt. Eine Zeit der Maskierung, Feierstimmung und Enthemmung.
Im Karneval Der Karneval hat ein antikes Vorbild: den Kynismus. Die athenische Öffentlichkeit wurde von der kynischen Offensive elektrisiert.
Der antike Kynismus war philosophisch betrachtet, eine plebejische Antithese gegen den Idealismus des Athener Bürgertums. Der antike Kynismus ist eine erste Replik auf den athenischen Herrenidealisimus. Er redet nicht gegen den Idealismus, er lebt gegen ihn. Doch damit nicht genug, der Kynismus gibt der Frage, wie man die Wahrheit sagt, eine neue Wendung.
Der antike Kynismus ist prinzipiell frech. In seiner Frechheit liegt seine Methode. Der antike Kynismus begann mit einem Prozeß der nackten Argumente aus der Opposition, getragen von der Macht, die von unten kommt. Der Kyniker furzt, scheißt, pißt, masturbiert auf offener Straße vor den Augen des athenischen Marktes. Er verachtet den Ruhm. Er liegt in der Sonne, scherzt mit den Huren und sagt zu Alexander dem Großen, er möge ihm aus der Sonne gehen.
Albert Camus preist die vitale Natur, den Süden, die anarchische Freiheit des Einzelnen, den Lebensgenuss ohne höheren Sinn. Die Menschen geben sich den einfachen hedonistischen Genüssen hin. Er entwickelt ein "mittelmeerisches Denken", ein "solares" Prinzip, das in der Debatte um Nord- gegen Südeuropa wieder aktuell wird. Sein bestimmendes Prinzip ist das solare Denken.
Albert Camus war ein Mensch des Mittelmeeres - ein im Mittelmeerraum tief verwurzelter Mensch. Sein Werk ist nicht denkbar ohne das Klima und die Salzluft Nordafrikas und es ist umspült von dem Wasser des Mittelmeeres. Viele seiner Werke wurzeln im Mittelmeerraum. Seine Erzählung "Der Fremde", seine Essays "Der Mythos des Sisyphos" und "Der Mensch in der Revolte" sowie sein letzter autobiografischer Roman "Der erste Mensch" kreisen um das Mittelmeer.
Der berühmte Essay "Der Mensch in der Revolte" von Albert Camus endet mit einem Aufruf zum "mittelmeerischen Denken", das er im Gegensatz zur "deutschen Ideologie" begreift. Mittelmeerisches Denken kündet vom Glück der Einfachheit.
Das Glücksversprechen des Westens ist das Geschenk der Freiheit. Die größte Leistung der freien Gesellschaften des Westens und der westlichen Moderne besteht darin, dass Menschen ihr Leben frei nach bestem Wissen und Gewissen gestalten können und ihnen ein breites Spektrum von Lebensformen zur Verfügung steht.
Dies bedeutet aber auch, die Menschen existentielle Fragen selbst beantworten, ihrem Leben selbst einen Sinn geben und ihre Identität selbst finden müssen. Dies setzt Ausdauer, Mut und Anstrengungen voraus – und selbst dann ist der Erfolg nicht garantiert. Das wird von Vielen als bedrohlich empfunden; sie flüchten sich in kollektive Identitäten wie dem fundamentalistischen Islam oder sie verlieren sich in sinnlosem Konsum.
Zur Einlösung des Glücksversprechens gehört, daß der Einzelne diese Freiheit auch wertschätzt. Wo diese Wertschätzung nicht stattfindet, führt diese häufig zur Ablehnung der Gesellschaft. Dies führt zu der Frage, ob angesichts der Radikalisierung vieler Muslime und des Aufstiegs der radikalen Rechten die Bürger der westlichen Welt realisieren, dass sie in einem politischen und gesellschaftlichen System leben, für dessen Erhalt sie kämpfen müssten.
Die westliche Gesellschaft wird allerdings kaum überleben, wenn die Bevölkerung des Westens die persönliche Freiheit nicht wertschätzt und sie verteidigt. Diese Wertschätzung wird jedoch durch die nicht einlösbaren Glücksversprechen der Wohlstandsgesellschaft unterminiert und durch fundamentalistische Bewegungen aller Art bedroht wird. Stengers Narrativ läßt wenig Raum für eine optimistische Prognose über die Zukunft des Westens.
Für Hegel, den bedeutendsten Verreter des deutschen Idealismus, bestand die Welt aus Geist. Für Hegel ist die Geschichte ein Prozeß, der das Kommen der Wahrheit - des Geistes vollbringt. Nach Hegel zeigt sich dieser Geist in der Freiheit, genauer: den Freiheitskämpfen der Menschen. Nur wenn Unterdrückte um ihre Freiheit ringen, unter Umständen sogar ihr Leben dafür geben, kann Geschichte sich vollziehen und Fortschritt sich ereignen.
Geschichte bestätigt also den allmählichen, aber unvermeindlichen Siegeszug der Freiheit. In den ersten Reichen des Orients war ein einziger Mensch frei: der Tyrann. Später, mit den ersten Demokratien in Griechenland oder Rom werden . mehrere Menschen frei sein: die Bürger. Schließlich am Ende der Geschichte, sobald das Christentum die Idee der individuellen Freiheit einen entscheidenen Sprung vollziehen lässt und die Französische Revolution sie in das Recht aufgenommen hat, werden alle Menschen frei sein.
Die ganze Geschichte wird nur dann einen Sinn gehabt haben, wenn man sie mit dem verbindet, was sie abschließt und vollendet: den Staat, in dem die Menschen endlich wie Menschen leben können.
Hegels Geist strebt nach Freiheit und Selbsterkenntnis. Um dieses Ziel zu erreichen, muss er sich notwendiger weise verkörpern. Der Geist braucht die Welt genauso, wie wir als denkende Wesen auf einen Körper angewiesen sind – wir schweben ja auch nicht einfach als Geister durch die Luft.
Das klingt zunächst, als sei der Geist nichts anderes als ein Schöpfergott. Aber Hegels Geist entwirft die Welt nicht einfach von außen, vielmehr schafft er die Bedingungen seiner eigenen
Existenz: Der Geist setzt sich selbst. Aber indem er sich in der Welt verkörpert, setzt er sich auch selbst in einen Widerspruch. Existieren kann er nur, wenn er diesen Widerspruch über windet.
Das ist die Kernidee von Hegels berühmter »Dialektik«.
John Stuart Mill war ein britischer Ökonom und Philosoph und gilt als Begründer des modernen Liberalismus, der den Staat in der Pflicht sah, die Freiheit jedes Individuums zu schützen und zu verteidigen.
»Die Urteilskraft ist den Menschen gegeben, damit sie sie gebrauchen.
Sollen wir sie darum nicht anwenden, weil wir uns irren können?«
In seinem wichtigsten Werk "Über die Freiheit" verteidigt John Stuart Mill das Selbstbestimmungsrecht des einzelnen Bürgers gegen Einschränkungen durch den Staat und durch die "Meinung der Mehrheit".
Mill plädiert für verantwortungsbewusste Individuen gegen die Übernahme von Konventionen von Dritten. Jeder Mensch sollte sich sein eigenes Weltbild schaffen und nach seinen Regeln und Vorstellungen leben können, auch wenn er dabei Fehler macht. Fehler zu machen ist besser als nichts zu machen bzw. als der "Mehrheit" nachzueifern.
Die Freiheit ist für John Stuart Mill der „erste und stärkste Wunsch der menschlichen Natur“ und ermöglicht es dem Individuum erst, seine Fähigkeiten, seinen Geist und seine Moral voll zu entwickeln. Er sieht die Notwendigkeit zur Bildung starker, selbstbewusster, innerlich freier Persönlichkeit. Diese Notwendigkeit wird aber vom Staat und von der öffentlichen Meinung boykottiert.
Alexis de Tocqueville beeinflusste Mill in dem Gedanken der "Tyrannei der Mehrheit": die entstehende Massendemokratie bildet eine neue Form der öffentlichen sozialen Macht und die führt zur "Tyrannei der Mehrheit". Der Druck der öffentlichen Meinung ist in den modernen Demokratien die größte Gefahr für die Freiheit und Entwicklung des Individuums. Nach dem Modell der Mehrheit zu leben ist auch eine Art Unfreiheit. Der einzige Grund ein Individuum in seiner Freiheit zu beschränken ist, wenn dieser einer anderen Person Schaden zufügt. Was keinem anderen schadet ist erlaubt. Der Einzelne weiß selbst am Besten was für ihn gut ist. Je freier der Bürger desto mehr profitiert die ganze Gesellschaft davon. Je mehr sich das Individuum "Lebensexperimenten" unterstellt, desto mehr wird sich eine Gesellschaft nach vorne bewegen.
Mill verteidigt die Freiheit des Denkens und der Lebensführung. Für Mill war die ideale Staatsform die repräsentative Demokratie, d.h. die Möglichkeit letztendlich schlechte Herrscher durch "Kontrolleure" bzw. Abgeordnete die vom Volk gewählt wurden, absetzen zu können. Sogenannte "Kontrolleure" sollte es meiner Meinung nach auch in alle Berufssparten geben, vor allem bei "Lehrern" und "Erziehern". Wer bestimmt jedoch wer ein Kontrolleur sein soll? Und wer kontrolliert die Kontrolleure?
Mill geht es in diesem Essay um die bürgerliche und soziale Freiheit. Es geht ihm um den Kampf zwischen Individuum und Gesellschaft, zwischen Freiheit und Autorität. Es geht auch um die Frage: In welcher Gesellschaft wollen wir leben?
Er verteidigt in seiner Schrift das Recht, anders sein zu dürfen und setzt sich für Minderheiten und Außenseitern gegen gesellschaftlichen Konventionen und Meinungen ein. Vielseitigkeit wird von ihm hoch geschätzt und ist auch der Grund warum Europa derart fortschrittlich werden konnte.
Mill macht sich auch Gedanken über die Befolgung der Lehre Christi. Menschen befolgen die Lehre Jesu nicht, sie orientieren sich an die allgemein anerkannten, von jedem befolgten Glaubensregeln. Das Christentum ist zu einer Farce geworden, die voll mit Scheinheiligkeit ist, denn kaum jemand lebt wirklich nach den Evangelien. Die ersten Christen gaben sogar ihr Leben für ihren Glauben. Zur Lebenszeit Mills hingegen ging man nur in die Kirche, weil alle in die Kirche gingen, ohne jedoch an irgendetwas zu glauben.
Eine seiner Überzeugungen war, dass bevor man andere liebe, man beginnen müsse sich, selbst zu lieben. Geistige und kulturelle Genüsse sollten in Zeiten wirtschaftlicher Stagnation gesteigert werden.
"Über die Freiheit" wurde zur Programmschrift des modernen Liberalismus. Der Philosoph Popper hat viel von Mill übernommen, z.B. die Falsifikationstheorie wonach wissenschaftliche Erkenntnisse aus Aufdeckung von Irrtümern gewonnen werden Popper hat aber auch einiges an Mills Kritik an totalitären Systemen in seinem Werk einfließen lassen.
Im Thüringer Karneval herrscht in diesem Jahr totale Narrenfreiheit, denn die Narren sind los - besser gesagt: politische Narren wurden auf das Volk losgelassen und jeder darf sich diesesmal als Narr fühlen. Wehe, wenn die Narren losgelassen werden, dann herrscht nackte Chaos. Höhepunkt der diesjährigen Saison war ein politischer Kokolors-Beitrag bei der Inthronisierung von Prinz Kemmerich I. und seiner Ranzengarde.
In Thüringen sind die Narren in diesem Jahr die Narren reichlich neben der Kappe, , daß all die Satire und der Spott nicht mehr hinterherkommen, all das zu verarbeiten, was politisch vorgefallen ist. Die Organistoren der Festumzüge und die Gestalter all der bunten Motivwagen im Karneval sind schier überfordert, denn so viel Narren passen gar nicht auf die vielen Wagen, wie sie satirisch dargestellt werden und unbedingt gezeigt werden müssten.
Das jubelnde Volk wird sich am Spott erfreuen und delektieren. Der Karneval erfüllt seinen gesellschaftlichen Zweck, denn er dient als ein Ventil für die Ausgelassenheit Massen. Dampf abladen und seinen Gefühlen freien Lauf lassen, wo es sonst im Alltag nichts zu lachen gibt. Eine Zeit der Maskierung, Feierstimmung und Enthemmung.
Ein närrischer Aufstand zieht mit Konfetti-Regen in der Karnevalszeit ein. Der Karneval zeigt im närrischen Trubel eine Gesellschaft im politisch-närrschen Ausnahmezustand. Maskierung ist Pflicht in Karneval und der Narr lupft nur zu gerne seine Maske. Die Herrschenden verlieren ihr wirkliches Selbstbewußtsein an die Narren, Clowns, Kyniker.
Der Narr dient dazu, der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten. Die Mächtigen werden bei dieser »Eulenspiegelei« dabei aufs Korn genommen und sind vor Spott und Hähme nicht sicher.
In Thüringen ist die kynische Offensive grenzenlos. Auch bei bunten Karnevalsumzügen geht der Kynismus gnadenlos in die Offensive. Die Erbauer der Motivwagen wissen gar nicht mehr, wie sie dise bie all dem herrschenden Chaos gestalten sollen. So viele Narren wie Thürigen passen gar nicht auf die Motivwagen. Es erscheint so, als würde Diogenes in seiner Tonne stets bei den Umzügen mitfahren, um dem närrischen Volk zu huldigen und aus der Tonne zuzuwinken.
Die Tradition des Karnevals hat anarchische Wurzeln.
Beim Karneval im Mittelalter wählte man einen Narrenkönig, der für einen Tag und eine Nacht über eine prinzipiell verkehrte Welt regierte. In ihr erwachten die die Armen und Ordentlichen zum Leben ihrer Träume, als kostümierte Rabauken und Bacchanten, frech, geil, turbulent und lästerlich.
Der Karneval hat ein antikes Vorbild: den Kynismus. Die athenische Öffentlichkeit wurde von der kynischen Offensive elektrisiert.
Der antike Kynismus war philosophisch betrachtet, eine plebejische Antithese gegen den Idealismus des Athener Bürgertums. Der antike Kynismus ist eine erste Replik auf den athenischen Herrenidealisimus. Er redet nicht gegen den Idealismus, er lebt gegen ihn. Doch damit nicht genug, der Kynismus gibt der Frage, wie man die Wahrheit sagt, eine neue Wendung.
Der antike Kynismus ist prinzipiell frech. In seiner Frechheit liegt seine Methode. Der antike Kynismus begann mit einem Prozeß der nackten Argumente aus der Opposition, getragen von der Macht, die von unten kommt. Der Kyniker furzt, scheißt, pißt, masturbiert auf offener Straße vor den Augen des athenischen Marktes. Er verachtet den Ruhm. Er liegt in der Sonne, scherzt mit den Huren und sagt zu Alexander dem Großen, er möge ihm aus der Sonne gehen.
All die politische Umarmungen und all das Küssen werden die Narren in Thüringen noch büßen müssen.
Am Aschermittwoch ist alles vorbei die Schwüre von Treue, sie brechen entzwei. Von all deine Küssen darf sie nichts mehr wissen, so schön es auch sein, seist alles vorbei
"Das Leben ist eine missliche Sache", sagte einst der junge Schopenhauer zu dem 78-jährigen weisen Dichter Wieland in Weimar. Ja, Schopenhauer hatte Recht, das Leben ist wirklich für viele zu einer misslichen Sache geworden.
Wird die strukturelle Gewalt der Staatsmacht unkontroliert gegen die Demonstanten angewendet, ist dies ein deutlicher Ausdruck der Jakobiner-Herrschaft unter Robespierre ab 1793.- Ist Macron gar ein Jakobiner?
Obwohl Macron Armeen von Polizisten, in der Regel wird einem demonstrierenden Bürger ein Polizist zur Seite gestellt, mobilisiert, gehen wieder Tausende mutiger Demokraten auf die Straße. Die mutigen Bürger und Menschen in der Revolte werden mit Tränengas und Gummigeschossen bedroht. Die Demonstranten riskieren bei ihrer Revolte auf der Straßen von Paris ihre Gesundheit für das durch die Politik gefährdete Allgemeinwohl.
Es gibt unterschiedliche Betrachtungsweisen der Rechtfertigung der Revolte. Sozial gerechtfertigt ist die Revolte bei politisch gewollter, immer mehr zunehmender sozialer Ungerechtigkeit, welche zur Spaltung der Geesellschaft führt, aber ist das Ausmaß der sozialen Ungerechtigkeit nicht schon jetzt ein Ausdruck von Absurdität?
Für Albert Camus ist die Revolte die Unvernunft und das Unverständnis über das menschliche Leben. Camus stellte in seinem Essay »Der Mensch in der Revolte« die Sinnfrage und versuchte, dem Leben eines Menschen auch in krisenhaften Situationen einen Sinn zu geben, um seine Existenz zu rechtfertigen. Bei der Frage »Wann ist die Revolte gerechtfertigt?« geht es auch um die Frage der politischen Philosophie, ob der Mensch zum Gehorsam verpflichtet ist gegenüber seinen Eltern, seinen Vorgesetzten, dem Staat), oder ob jeder Einzelne ein unveräußerliches Recht auf Ungehorsam hat.
Dabei stellt sich in erster Linie die Frage nach dem "immer" oder dem "niemals", denn wer danach fragt, wann der Ungehorsam zulässig ist, räumt ein, dass er es unter Umständen sein kann - aber eben auch nicht immer. Fernab von radikalen Positionen lässt sich hieraus eine im Wesentlichen gemäßigte Maxime des Ungehorsams, einen "goldenen Mittelweg" entwickeln , der sich ebenso vom totalen Widerstand wie vom extremen Konservativismus abhebt.
Der demokratische Sozialismus war der Sonderweg in der Entwicklung des Sozialismus in der Tschechoslowakei - ein Modell der Vereinbarkeit von Sozialismus und Demokratie. Das Land entwickelte sich 1968 zu einem sozialen Reformlabor.
Demokratischer Sozialismus ist eine Gesellschaftsform, die in der Geschichte nur einmal praktiziert wurde: 1968 in der Tschechoslowakei während der Zeit des "Prager Frühlings".
Unter Dubcek entwickelte sich eine für den Ostblock bislang beispiellose Liberalisierung. Die Reformbewegung in der damaligen Tschechoslowakei wurde von breiten Teilen der Bevölkerung unterstützt.
Die Reformbewegung in der damaligen Tschechoslowakei hatte einen "Sozialismus mit menschlichem Antlitz" zum Ziel. Obwohl Alexander Dubček den Sozialismus weiterhin für die beste Gesellschaftsform hielt, wollte er das sozialistische Modell der Tschechoslowakei reformieren. Seine Vision des "Sozialismus mit menschlichem Antlitz" nahm im Aktionsprogramm der KPČ vom April 1968 konkrete Formen an.
Der demokratische Sozialismus ist nach nur acht Monaten gescheitert. Der "Prager Frühling" wurde durch die Niederschlagung im August 1968 durch den Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes gewaltsam beendet. Im August 68 beendeten sowjetische Panzer jäh die Freiheitsbewegung.
Eine Gesellschaft ist immer reformierbar,
wenn der politische Wille dafür vorhanden ist.
Der "Prager Frühling" hat vor allen Dingen eines bewiesen: der Sozialismus ist durch reformierbar, wenn politische Kräfte sich für eine gesellschaftliche Veränderung durchringen können.
Philosophisch betrachtet ist der "Prager Frühling" an der Orthodoxie der kommunistischen Politbürokratie gescheitert. Mut zur Veränderung resp. Alternative und Reformwillen trafen hier acht Monate lang auf Orthodoxie. Orthodoxie ist eine geistige Grundhaltung, die Züge einer strenggläubige Beharrung aufweist und einen Beharrungszustand erzeugt. Die Orthodoxen mögen keine Veränderung.
Die Idee des demokratischen Sozialismus als alternative Gesellschaftsform ist jedoch mit der Niederschlagung des "Prager Frühlings" nicht aus der Welt verschwunden. Der Blick auf den demokratischen Sozialismus ist heute nicht mehr verstellt durch dogmatische Denkmuster und durch die gescheiterten Modelle und Parteien eines autoritären Staatssozialismus.
Der dänische Theologe und Philosoph (1813-1855) Søren Kierkegaard gilt heute als einer der Begründer des individuellen Freiheitsbegriffs der Moderne. Als schillernder Dandy provozierte und schockierte er oftmals seine Kopenhagener Mitbürger mit einer Haltung der völligen Ablehnung des Selbstverständlichen.
Fichte sagte einmal: „Was für eine Philosophie man wähle hängt davon ab“, so ungefähr, „was für ein Mensch man ist.“ Was ist Reinhold Messner für ein Mensch?
Er hat alle Achttausender-Berge bestiegen und dabei einiges über sich, über die Angst und den Berg erfahren. Reinhold Messner, als Bergsteiger längst eine Legende und als Berg-Pionier vorgedrungen bis an die Grenzen der Welt, ist ein Grenzgänger, der sich in Grenzsituationen begibt, um seine Ängste, Zweifel und Hochgefühle zu erfahren. Messner suchte immer wieder neue Herausforderungen - zuerst im Bergsteigen, dann bei Welterkundungen und schließich in seinem »Messner Mountain Project«.
Je höher er kletterte, desto größer wurde sein Horizont. "Was mich neben der Kletterei beeindruckt hat, war der Ausblick von oben." Zu seiner praktischen Lebensphilosophie gehört, persönliche Leistungsgrenzen zu überwinden, um an die Grenzen bzw. die Grenzregionen dieser Welt zu gelangen.
Der Mensch wächst auch in der Höhe mit seinen Herausforderungen. Der gebürtige Südtiroler brach alle Rekorde: er ist der erste Mensch, der alle 14 Achttausender des Planeten bestieg. Der erste, der den Mount Everest (8.848 Meter) ohne Sauerstoff aus der Flasche bezwungen hat. Messner hat einen ausgesprochenen Eroberungsdrang und einen eisernen Willen.
»Kein natürlicher Drang treibt uns dazu, ihre Gipfel zu erklimmen.
Im Gegenteil. Die Berge sind kalt, feindselig, gefährlich.
Vor der Französischen Revolution gab es niemanden,
der aus Vergnügen oder Neugier in die Berge ging.«
Am 29. Juni 1970 verlor er seinen Bruder Günther beim Abstieg vom Nanga Parbat (8.126 Meter) im West-Himalaya, was ihn nicht daran hinderte, acht Jahre später zurückzukehren und eine Gipfelüberschreitung auf neu eröffneten Routen zu bewältigen. Unaufhörlich forderte er den Tod heraus und erfreut sich mit 70 Jahren augenscheinlich einer prächtigen Gesundheit.
»Das Bergsteigen findet in einer Welt statt,
wo jeder die Verantwortung für sich selber zu tragen hat.«
Traditionell gelingt es den Menschen an hoch gelegenen Orten, eine Kommunikation mit dem Göttlichen herzustellen. Im Alten Testament heißt es, dass Moses von Jahwe die Zehn Gebote auf dem Berg Sinai (2285 Meter) erhält. Mohammed ist auf den Dschabal an-Nur (642 Meter) gestiegen und hat sich in die Hira-Höhle zurückgezogen, wo ihm der Engel Gabriel erschien und ihm das Wort Allahs übermittelte. Aus den antiken Quellen erfahren wir auch, dass Buddha sich zum Meditieren in bergige Regionen begab, von denen er Visionen mitbrachte.
»Es gibt so viele verschiedene Gründe, Berge zu besteigen, wie es Alpinisten gibt, und keiner dieser Gründe ist an sich gut oder schlecht! Ich bin Ende der vierziger Jahre in einem abgelegenen Alpental aufgewachsen. Wir hatten keine Zerstreuung. Kein Fernsehen, keinen Fußballplatz, kein Schwimmbad. Dieses Tal zählte nicht mehr als tausend Einwohner und bildete eine Welt für sich. Mein Vater war Lehrer, aber wir arbeiteten auch als Bergbauern. Ich hatte sieben Brüder und eine Schwester. Alle meine Geschwister kletterten. Mit fünf Jahren nahmen mich meine Eltern auf meine erste Bergtour mit.«
Zum Bergsteiger angeregt wurde er und sein jüngerer Bruder Günter von seinem Vater. Über seine frühen Anfänge als Bergsteiger berichtet er:
»Mein Vater war der Vorsteiger. Als ich etwas älter war, begannen mein Bruder und ich Bergtouren zu zweit. Für junge Leute, die auf der Alm lebten, war das Klettern mangels anderer Zerstreuung die einzige Art, sich auszudrücken, seine Imagination sprechen zu lassen, etwas anderes zu machen, als im Haus oder auf den Feldern mitzuhelfen. Es stand für den Traum, den Ausbruch, den Ausdruck seiner selbst.«
Reinhold Messner ist beim Bergsteigen dem Himmel und den Göttern am Nächsten gekommen, doch hält er Götter für eine Erfindung des Menschen. Auch in Todesangst habe er auf seinen Expeditionen nie an Gott gedacht. "Ich bin ganz überzeugt davon, dass wir Menschen die Götter in einer bestimmemn Phase des Daseins erfunden haben", sagte Messner.
Messner lebt mit seiner Frau im Herbst und Winter auf seinem Schloss Juval. Das Schloss Juval liegt in 1.000 Metern Höhe, am Eingang des Schnalstals. In den 80er-Jahren erwirbt Reinhold Messner die verfallene Anlage und restauriert sie, schafft sich ein neues Zuhause. Zugleich liegt hier auch der Ursprung des „Messner Mountain Projekts“, das mittlerweile sechs Museen umfasst.
»Die Gier und das Glück: Wir zerstören, wonach wir uns sehnen« von Friedrich Schorlemmer
Friedrich Schorlemmer hatte es nie nötig, jemandem nach dessen Munde zu reden. Seine Biografie verleiht ihm Glaubwürdigkeit und mit seinem neuen Buch stürzt er sich einmal mehr in ein mutiges Unterfangen.
Zur Wendezeit, vor 25 Jahren, war er einer der führenden Revolutionäre aus kirchlichen Reihen. Er sprach Wahrheiten aus, die die Mächtigen nicht hören wollten und niemand konnte wissen wohin es läuft. Ähnlich ist es mit diesem Buch.
Friedrich Schorlemmer spricht zu seinem 70. Geburtstag mahnende Wahrheiten aus. Bei seinem Konzept bleibt er sich treu, wie auch in der Tatsache, dass jeder Einzelne wichtig ist in dem Prozess etwas für das Glück tun zu können. Die schnelle, weitverbreitete Ausrede, "Da kann ich als Einzelner sowieso nichts tun!" zieht bei Schorlemmer nicht.
Wohl jeder von uns kennt die Sehnsucht nach Glück. Selbst wenn wir Glück nicht immer gleich definieren, vor dieser unbändigen Sehnsucht ist niemand sicher, ja wir brauchen diese Sehnsucht sogar, der Autor schreibt genau warum. Sein Ziel jedoch in diesem Buch ist es, uns auf frischer Tat zu stellen. Sehr genau beschreibt er an Beispielen wie wir Glückssucher uns selbst täglich ein Bein stellen und uns unser Glück zerstören.
"Es ist sehr schwer, das Glück in uns zu finden,
und es ist ganz unmöglich, es anderswo zu finden."
Nicolas Chamfort, frz. Autor u. Philosoph, 1741-1794
Die Gesellschaft lässt sich von Gier leiten. Eine Gesellschaft von Egoisten, getrieben von der Sucht nach Mehr, kann nicht überleben, sagt Friedrich Schorlemmer. Wenn wir unseren Blick nicht weiten, auch auf andere hin, sind wir verloren. Gier lauert hinter jeder Tür. Sie will das schnelle Glück und sieht den anderen nur als Konkurrenten. Durch Konsum, durch Haben und Besitzen, freilich in einer ewigen Spirale, die keine Zufriedenheit, kein Maß kennt.
Glück, das ist Freude, Vitalität, innere Freiheit und Weite. Gier macht unfähig zum Genießen, sie verengt den Blick und verhärtet das Herz. Gier will haben. Glück will sein. Leben braucht Sinn. Wo wir der Gier verfallen, verhindern wir den Sinn. Wir zerstören, wonach wir uns sehnen.Schorlemmer zeigt Konsequenzen für den Einzelnen und für unsere Gesellschaft.
Alle 24 Kapitel bezeugen einen ausgesprochen wachen, unserer Realität verpflichteten Geist, bewandert in Theologie, Literatur, Politik, Geschichte. Brillant auch die sprachlich virtuose Darstellung, welche die Lektüre zu einem durchweg kurzweiligen, aber auch herausfordernden Lesevergnügen macht! Ein kluges Buch, das Lebensfreude und Verantwortung atmet und immer wieder deutlich macht: Wir sind Menschen, keine Götter - wiewohl wir danach gieren!
Die Reformation ist im Jahr 2017 in aller Munde, denn in diesem Jahr jährt sich der zum 500. Male. Das Wort Reformation ist ein geläufiger, in der Sprache fest verwurzelter Begriff, doch muß wissen, was man damit sagt.
Reformation - im Sinne von Re-formation - beabsichtigt ihrem Wesen nach immer wieder Rekonstruktion, Wiederherstellung und Regeneration, Wiedergeburt, ist also wesentlich positiv, nicht selten jedoch mit konservativer Konsequenz wie beim Luthertum.
Reformation heisst auch Neuformation der Gesellschaft oder Institution wie z.B. die Kirche. Beim Luthertum ging es um eine konservative Erneuerung des degenerierten und dekadenten katholischen Papsttums und des Kirchenstaates.
Luther wollte die Kirche erneuern (reformieren) entsprechend Gottes Willen, den er uns in seinem Wort, der Bibel, zeigt. Er begann die Reformation am 31. Oktober 1517 mit dem Anschlag von 95 Thesen (Lehrsätzen) an der Tür der Schloss-kirche in Wittenberg, einer kleinen Stadt im heutigen Bundesland Sachsen-Anhalt.
Reformation ist ein friedlicher Weg zur gesellschaftlichen Erneuerung, der andere heist Revolution.
Reformation hat im Kern etwas Konstantes und Bewahrendes, Revolution dagegen stets etwas Veränderndes. Bei einer Revolution geht es um Veränderung und nicht um Wiederherstellung.
Es ist ein Konstante jeglicher Kirchenorganisation, daß ihre Reformation von den gläubigsten Ketzern ausgeht: den tempel zerstören, um ihn schönder wider aufzubauen, die Wechsler austreiben, damit sich wieder die Gläubigen einfinden können.
Die Kirchenreformation setzt dabei die christliche Gesinnung voraus. Luther ging es um die Freiheit eines Christenmenschen, welche durch die Refornmation gestärkt werden sollte.
Reformation ist auch ein Gedankenexperiment: Reformation heisst neue Gedanken - für eine neue Zeit - denken.
Das katholische Verständnis von der Reformation: Reformation, heisst: Neuordnung, zur Form/Basis. Luther ist weg von der Basis, das Fundament ist das Papstum! Luther ein elender Spalter, Spaltungen kommen niemals von Gott!
Wahre Reformatoren waren Theresia von Avila, oder der Hl. Augustinus, aber Luther ist vom Teufel.
Weblink:
»Von der Freiheit eines Christenmenschen« ist eine im Jahr 1520 verfasste Streitschrift von Martin Luther. Luther stritt darin für die Freiheit des Glaubens. Er vertrat darin die These von der Freiheit des Glaubens eines Christenmenschen als Freiheit des Gewissens. Der Mensch ist für Luther mit seinem Gewissen nur vor Gott verantwortlich.
Luthers Schrift »Von der Freiheit eines Christenmenschen« (1520) fasst die „evangelische Freiheit“ eines Christen in Anlehnung an Paulus von Tarsus in zwei Sätzen dialektisch zusammen: „Ein Christ ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem untertan – durch den Glauben. – Ein Christ ist ein dienstbarer Knecht aller und jedermann untertan – durch die Liebe.“
Die »Freiheit des Christenmenschen«
ist gemäß der Lehre Martin Luthers
eine rein religiöse Freiheit des Gewissens vor Gott.
»Von der Freiheit eines Christenmenschen« gibt eine Zusammenfassung der beiden Seiten des religiös-ethischen Prinzips: "Ein Christ ist ein freier Herr aller Dinge" - da geht es um den Glauben, durch den Christus freimacht von allen Qualen und Gewissesnöten. "Ein Christ ist ein dienstbarer Knecht aller" - da geht es um die Liebe, die aus diesem Glauben emporwächst, und aus dem sich die ethischen, sozialen und politischen Konsequenzen unabdingbar und unerbittlich ergeben.
Die »Freiheit des Christenmenschen« ist eine rein religiöse Freiheit des Gewissens vor Gott. Luther wandte sich gegen die Freiheit und einen Angriff auf die Obrigkeit aufgrund der herrschenden sozialen Ungerechtigkeit, weil er die weltliche Ordnung als gottgegeben ansah. Ihm ging es aber nicht um die weltliche Freiheit des Individuums im Sinne der Selbstbestimmung des Menschen und dessen freien Willen. Hierin ist Luther mit seiner Lehre in seiner damaligen Zeit des Mittelalters mißverstanden worden.
Luther war ein konservativer Theologe, der an der Veränderung der Welt im Sinne der weltlichen Ordnung überhaupt keine Interesse hatte. Die unterdrückten Bauern und das Volk strebte jedoch nach Freiheit. Und so vertrat ein anderer Prediger dieser Zeit die weltlichen Interessen der unterdrückten Bauern und ihren allgemeinen Wunsch auf Freiheit: Thomas Müntzer. Er griff angesichts der herrschenden Unterdrückung den Willen der Menschen nach Freiheit auf und predigte den Himmel bereits auf Erden.
Müntzer unterstützte den Aufstand der unterdrückten Bauern, griff zum Schwert und erhob sich mit seinem Bauernheer im Jahr 1525 in Thüringen gegen die Obrigkeit.
»Abenteuer Freiheit« heisst das neue Werk des schweizer Philosoph Carlo Strenger. Strenger ist Psychologe und sein kleines Buch ist eine Verteidigung des liberalen Charakters, auch aus dem Geist der Psychoanalyse, die weiß, dass ungebrochenes Glück in Natur und Gesellschaft nicht vorgesehen sind.
Die Freiheit ist Abenteuer und dieses Abenteuer bestehe darin, das jeder von uns die Möglichkeit, das Recht, aber auch die Pflicht habe, sein Leben bewusst zu gestalten. Jeder müsse für seine Werte und Entscheidungen Verantwortung übernehmen. Und jedem müsse bewusst sein, dass die Freiheit "Unbeschütztheit" und ein gewisses Risiko mit sich bringe.
Strenger sieht im Mentalitätsbestand der westlichen Gesellschaften mehrere, gravierende Probleme. Nach sieben Jahrzehnten fast ununterbrochenem Frieden und ständig steigendem Wohlstand, zumindest in Europa und den USA, gebe es nun drei Generationen, die nie für Freiheit kämpfen mussten. Diese nähmen die Freiheit als selbstverständlich, sagte Strenger.
Die Idee der Freiheit müsse man aber immer wieder durchdenken. Die liberale politische Ordnung sei sehr fragil und müsse gepflegt, gehegt und verteidigt werden. Doch diese Erkenntnis sei unpopulär geworden: Es solle alles so bequem wie möglich sein: wir betrachten die Welt als Spielwiese für (versicherte) Abenteuerreisen, nehmen unseren Zustand als wohlgenährtes, abgesichertes Volk ohne Kampfabsichten und mit maximaler Freiheit als gegeben und natürlich hin.
Die westliche Kultur verdrängt nach Ansicht des Philosophen zudem, dass das menschliche Leben im Grundsatz eine tragische Struktur hat. Alle meinten, ein Recht auf Glück zu haben - und machten dann die Gesellschaft oder die Eltern verantwortlich, wenn es sich nicht einstelle.
Idealerweise ist das Abenteuer der Freiheit - das in der westlichen Kultur sich ganz graduell über zweieinhalb Jahrtausende entwickelt hat und das wir politisch innerhalb der letzten 400 Jahre in einem schmerzhaften Weg zu verteidigen, aufzubauen und zu verteidigen versuchten - besteht dieses Abenteuer darin, dass jeder von uns die Möglichkeit, das Recht, aber auch die Pflicht hat, dass wir unser Leben bewusst gestalten, dass wir für unsere Grundwerte und für unsere Entscheidungen Verantwortung übernehmen und uns auch ständig dessen bewusst sind, dass diese Freiheit natürlich auch eine gewisse Unbeschütztheit und ein gewisses Risiko mit sich bringt. Keiner von uns darf, kann damit rechnen, dass wir mit unserer Freiheit am Schluss das erreichen werden, was wir gern möchten. Aber unsere Verantwortung bleibt, das zu versuchen, und das ist nun wirklich ein Abenteuer.
Dass wir die Freiheit als selbstverständlich hinnehmen, mit den Risiken nicht leben wollen und vor allem davon überzeugt sind, dass wir eigentlich alle das Grundrecht dazu haben, glücklich zu sein und uns dann sozusagen beim Hersteller beklagen, wenn dieses Glück nicht eintrifft, Hersteller in Anführungszeichen. Man geht dann an in Anführungszeichen die Gesellschaft, die was falsch gemacht hat, oder, natürlich das Hauptopfer dieser Anklagen, unsere Eltern, die immer was falsch gemacht haben. Deswegen seien wir jetzt nicht so glücklich, wie wir das glauben, als Recht zu haben.
John Stuart Mill war ein britischer Ökonom und Philosoph und gilt als Begründer des modernen Liberalismus, der den Staat in der Pflicht sah, die Freiheit jedes Individuums zu schützen und zu verteidigen.
»Die Urteilskraft ist den Menschen gegeben, damit sie sie gebrauchen.
Sollen wir sie darum nicht anwenden, weil wir uns irren können?«
John Stuart Mills Schrift »Über die Freiheit« aus dem Jahre 1859 ist einer der großen Klassiker der politischen Philosophie und der Ethik: Mill versucht in dieser Abhandlung, die bürgerlichen bzw. individuellen Freiheiten zu rechtfertigen und vor der öffentlichen Meinung und der Tyrannei der Mehrheit zu schützen. Auf diese Weise ergibt sich ein leidenschaftliches Plädoyer für die Freiheit und die Entfaltungsmöglichkeiten des Individuums.
Mill geht es in diesem Essay um die bürgerliche und soziale Freiheit. Es geht ihm um den Kampf zwischen Individuum und Gesellschaft, zwischen Freiheit und Autorität. Er verteidigt in seiner Schrift das Recht anders sein zu dürfen und setzt sich für Minderheiten und Außenseitern gegen gesellschaftlichen Konventionen und Meinungen ein. Vielseitigkeit wird von ihm hoch geschätzt und ist auch der Grund warum Europa derart fortschrittlich werden konnte.
In seinem wichtigsten Werk »Über die Freiheit« verteidigt Mill das Selbstbestimmungsrecht des einzelnen Bürgers gegen Einschränkungen durch den Staat und durch die "Meinung der Mehrheit".
Mill plädiert für verantwortungsbewusste Individuen gegen die Übernahme von Konventionen. Jeder Mensch sollte sich sein eigenes Weltbild schaffen und nach seinen Regeln und Vorstellungen leben können, auch wenn er dabei Fehler macht. Fehler zu machen ist besser als nichts zu machen bzw. als der "Mehrheit" nachzueifern. Er sieht die Notwendigkeit zur Bildung starker, selbstbewusster, innerlich freier Persönlichkeit. Diese Notwendigkeit wird aber vom Staat und von der öffentlichen Meinung boykottiert.
Alexis de Tocqueville beeinflusste Mill in dem Gedanken der "Tyrannei der Mehrheit": die entstehende Massendemokratie bildet eine neue Form der öffentlichen sozialen Macht und die führt zur "Tyrannei der Mehrheit": die entstehende Massendemokratie bildet eine neue Form der öffentlichen sozialen Macht und die führt zur "Tyrannei der Mehrheit".
Der Druck der öffentlichen Meinung ist in den modernen Demokratien die größte Gefahr für die Freiheit und Entwicklung des Individuums. Nach dem Modell der Mehrheit zu leben ist auch eine Art Unfreiheit. Der einzige Grund ein Individuum in seiner Freiheit zu beschränken ist, wenn dieser einer anderen Person Schaden zufügt. Was keinem anderen schadet ist erlaubt. Der Einzelne weiß selbst am Besten was für ihn gut ist. Je freier der Bürger desto mehr profitiert die ganze Gesellschaft davon. Je mehr sich das Individuum "Lebensexperimenten" unterstellt, desto mehr wird sich eine Gesellschaft nach vorne bewegen.
Mill verteidigt die Freiheit des Denkens und der Lebensführung. Für Mill war die ideale Staatsform die repräsentative Demokratie, d.h. die Möglichkeit letztendlich schlechte Herrscher durch "Kontrolleure" bzw. Abgeordnete die vom Volk gewählt wurden, absetzen zu können. Sogenannte "Kontrolleure" sollte es meiner Meinung nach auch in alle Berufssparten geben, vor allem bei "Lehrern" und "Erziehern". Wer bestimmt jedoch wer ein Kontrolleur sein soll? Und wer kontrolliert die Kontrolleure?
Als Johann Gottlieb Fichte im Jahr 1794 den Ruf nach Jena erhielt, war das Pathos, mit dem auch die Studenten die Revolution in Frankreich begrüßt hatten, längst verflogen. Fichte wollte den Enthusiusmus von Neuem entfachen und die Revolution an die Universität zurückholen und eine geistige Revolution durch eine Philosophie der Freiheit herbeifhren.
Die von der Französischen Revolution sich verbreitende Freiheit ließ Fichte Partei für die Nation Frankreich nehmen, kam die äußere Freiheit doch Fichtes innerer, geistiger Freiheit entgegen. In Vorlesungen und Seminaren wurde über die Revolution und über die Freiheit des Menschen debattiert, doch Fichte war ein Mann der Tat, der über die Theorie hinausführen wollte.
Die Freiheit galt es nicht nur auf dem Katheder, sondern auch ganz praktisch zu verteidigen und in die Tat umzusetzen.
So wie die französische Nation den Menschen von den äußeren Ketten losgerissen hat, sollte nun seine Philosophie ihn von den Dingen an sich losreißen, dem Dogmatismsus und ihn zu einem selbständigen Wesen machen. Sein System soll das erste System der Freiheit sein.
Seine Parteinahme für die Französische Revolution und seine unbestechliche Haltung im sogenannten »Atheismusstreit« kosteten den Professor seinen Lehrstuhl in Jena.