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Samstag, 10. Februar 2024

Der Karneval als kynische Offensive


Im Karneval herrscht Narrenfreiheit, bei der während der närrischen Zeit mit Spott und Satire auf die bestehenden Verhältnisse reagiert und ausgelassen gefeiert wird.

Der Karneval erfüllt seinen gesellschaftlichen Zweck, denn er dient als ein Ventil für die Ausgelassenheit Massen. Dampf abladen und seinen Gefühlen freien Lauf lassen, wo es sonst im Alltag nichts zu lachen gibt. Eine Zeit der Maskierung, Feierstimmung und Enthemmung.

Im Karneval Der Karneval hat ein antikes Vorbild: den Kynismus. Die athenische Öffentlichkeit wurde von der kynischen Offensive elektrisiert.


Der antike Kynismus war philosophisch betrachtet, eine plebejische Antithese gegen den Idealismus des Athener Bürgertums. Der antike Kynismus ist eine erste Replik auf den athenischen Herrenidealisimus. Er redet nicht gegen den Idealismus, er lebt gegen ihn. Doch damit nicht genug, der Kynismus gibt der Frage, wie man die Wahrheit sagt, eine neue Wendung.

Der antike Kynismus ist prinzipiell frech. In seiner Frechheit liegt seine Methode. Der antike Kynismus begann mit einem Prozeß der nackten Argumente aus der Opposition, getragen von der Macht, die von unten kommt. Der Kyniker furzt, scheißt, pißt, masturbiert auf offener Straße vor den Augen des athenischen Marktes. Er verachtet den Ruhm. Er liegt in der Sonne, scherzt mit den Huren und sagt zu Alexander dem Großen, er möge ihm aus der Sonne gehen.

Weblink:

Nicht lachen - Philosophie Runde

In Thüringen treten Narren auf, die einen kräftigen Schluck aus der Flasche der Anarchie genommen haben.

Samstag, 17. September 2022

Religionen als menschengemachte Fallen

Die philosophische Hintertreppe: 34 großen Philosophen in Alltag und Denken
Die philosophische Hintertreppe:
34 großen Philosophen in Alltag und Denken

Der ehemalige Professor für Philosophie Wilhelm Weischedel (1905 - 1975), der an der Universität Tübingen und später an der FU in Berlin unterrichtete, bietet mit seiner "Philosophischen Hintertreppe" einen ungewöhnlichen Zugang zu den Werken der bekanntesten Philosophen des Abendlandes.

Statt staubtrockene Einführungen, plagiatorische Zusammenfassungen oder anbiederisch kommentierende Interpretatiönchen zu den Schriften der großen Denker zu verfassen, erstellte er lieber eine leserfreundliche Sammelung anekdotischer Daten oder witziger Merkwürdigkeiten des Privatlebens neben den monumentalen Thesen der Seinsdeutung der Herren Kant und Co. zusammen. Das Ergebnis ist ein unterhaltsames, mitunter sogar launiges Buch, das zugleich als leichte und dennoch gute Einführung in das Werk jener systematisch das vernommene Sein Deutenden dienen kann.

Religionen sind menschengemachte Fallen. Ein wahrer, wacher Philosoph darf da nicht hineintappen aus einer zwar menschlich verständlichen, aber einem freien Geist nicht zuträglichen Bedürftigkeit nach fragwürdigem Halt. Wilhelm Weischedel ergänzt das noch:"Aufgabe der Philosophie ist es, dafür zu sorgen, daß das Denken der Falle entgeht, die ihm die Sprache stellt".


Literatur:

Die philosophische Hintertreppe: 34 großen Philosophen in Alltag und Denken
Die philosophische Hintertreppe: 34 großen Philosophen in Alltag und Denken
von Wilhelm Weischedel

Samstag, 1. Juli 2017

Terrorismus und die Frage der Theodizee


Terrorismus ist eine Form des radikalen Umganges mit dem Glauben, welcher jedoch die Religiösität negiert. Terroristen sind keine religiösen Menschen, sondern eher Nihilisten - dem Nihilismus und damit dem Nichts zugewandte Menschen, die auch an nichts glauben, was mit Religion zu tun hat.

Der Terrorismus wirft die Frage der Theodizee und damit auch die Leidfrage auf. Die Frage nach dem Leid war und ist die große Frage an Gott. Wenn es ihn gibt, warum lässt er all das Leid zu? Warum hat er überhaupt eine Welt mit so viel Übel und Leid erschaffen? Warum lässt er Naturkatastrophen geschehen? Warum lässt er Gewaltverbrecher gewähren?

Theodizee heißt „Gerechtigkeit Gottes“ oder „Rechtfertigung Gottes“. Gemeint sind verschiedene Antwortversuche auf die Frage, wie das subjektive Leiden in der Welt vor dem Hintergrund zu erklären sei, dass ein (zumeist christlich aufgefasster) Gott einerseits allmächtig, andererseits gut sei.

Die Erschaffung Adams

Konkret geht es um die Frage, warum ein Gott oder Christus das Leiden zulässt, wenn er doch die Omnipotenz („Allmacht“) und den Willen („Güte“) besitzen müsste, das Leiden zu verhindern. Der Begriff théodicée (später deutsch „Theodizee“) geht auf den Philosophen und frühen Vordenker der Aufklärung Gottfried Wilhelm Leibniz zurück.

Das Leiden in der Welt ist durchaus mit der Existenz Gottes als auch mit der Theodizee vereinbar, denn man kann die Theodizee als Widerspruch konstruieren, der sich aus der Annahme ergibt, dass es Übel in der Welt gibt und Gott dennoch existiert:

Gott existiert und es gibt Übel in der Welt.
Wenn Gott existiert, dann ist Gott allmächtig.
Wenn Gott allmächtig ist, dann kann Gott das Übel verhindern.
Wenn das Übel existiert, dann kann Gott das Übel nicht verhindern.
Wenn Gott existiert und das Übel existiert, dann kann Gott das Übel verhindern und nicht verhindern. (Widerspruch)
Oder: Gott existiert nicht.

Nicht-christliche Weltreligionen haben einen anderen Umgang mit der Leidfrage. Und so herrschen auch verschiedene Lösungsansätze für die anderen Weltreligionen wie den Islam, das Judentum, den Hinduismus und den Buddhismus vor.


Weblink:

Theodizee - de.wikipedia.org


Literatur:


Theodizee in den Weltreligionen: Ein Studienbuch
Theodizee in den Weltreligionen: Ein Studienbuch
von Alexander Loichinger und Armin Kreiner


Michelangelo. Das vollständige Werk
Michelangelo. Das vollständige Werk
von Frank Zoellner und Christof Thoenes


Blog-Artikel:

»Theodizee« von Gottfried Wilhelm Leibniz - Philosophenwelt-Blog - http://philosophen-welt.blogspot.com

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Religion


Samstag, 17. Juni 2017

Terrorismus unter Berufung auf eine Religion

Die Religion dient häufig als Deckmantel für Taten, welche im Namen der Religion begangen werden, um sie zu überhöhen und ihnen zugleich einen tieferen Sinn und damit letztlich auch Absolution zu verleihen.

Dass sich Terroristen bei ihrem sinnlosen Morden auf eine höhere Instanz wie die Religion berufen, um ihr Handeln zu rechtfertigen, ist bedauerlich, ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass der Islam von seiner Religion solche terroristische Aktionen vom Glauben her weder deckt noch toleriert.

Ist islamistischer Terror ohne Berufung auf die Religion überhaupt denkbar? Wohl kaum. Der Islam hat es im Grunde selbst in der Hand, die Wurzeln des Terrors zu kappen. Er scheut jedoch davor zurück und nimmt damit in Kauf, als Religion durch Terroristen diffamiert zu werden. Dies ist eine sehr befremdende Sicht dieser Glaubensrichtung.

Würde dieser Islam solche Täter im Namen der Religion nach ihrer Tat exkommunizieren oder lediglich mit Exkommnikation bedrohen, wäre ganz schnell Schluss mit bombig!

Blog-Artikel:

Islamistischer Terror hat nichts mit Religion zu tun

»Theodizee« von Gottfried Wilhelm Leibniz - Philosophenwelt-Blog - http://philosophen-welt.blogspot.com

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Samstag, 10. Juni 2017

Islamistischer Terror hat nichts mit Religion zu tun

Polizisten patrouillieren auf der Westminster Bridge in London

Islamistischer Terror hat einen religiösen Kontext, zieht seine Rechtfertigung aus einem vermeintlich heiligen Krieg gegen Ungläubige. „This is for Allah“ sollen die Attentäter in London gerufen haben. Der selbsternannte Islamische Staat, der regelmäßig die Verantwortung für die schlimmsten Mordtaten übernimmt, versteht sich als religiöse Institution.

Daran ändert auch nichts, dass etliche der Täter zuvor mit ihrem Leben als Kleinkriminelle eine Spur der Gottlosigkeit durch die Gesellschaft gefurcht haben.

Islamistischer Terror hat nichts mit Religion zu tun. Religion wird von den Tätern und Täter-Organisationen gern vorgeschoben, um Gewalt und Krieg zu rechtfertigen. Dabei geht es in diesen Fällen doch immer nur um Geld und Macht. Besser gesagt: Wenn wir uns die Kriege der Vergangenheit oder insbesondere die aktuellen Konflikte im Nahen Osten genauer ansehen, dann wird deutlich, dass es um Rohstoffe und die Hoheit über dieselben geht. Das hat mit Religion nichts zu tun.

Der Terror der Islamisten hat auch nichts mit Religiosität zu tun, aber schon eher mit der Verführung der Religiösen zum Fanatismus im Auftrage des Glaubens. Religiosität dagegen, also das persönliche Leben und Erleben von Religion, ist immer schon besonders wichtig, weil ihr Fehlen zur Verrohung jeder Gesellschaft führt. Terror setzt den Willen zum Bösen voraus. Das erinnert an Schopenhauers Werk »Die Welt als Wille und Vorstellung«.

Der Islam ist ein gutes Beispiel für die Unterwerfung unter dem Willen Gottes. Die Fundamentalisten stecken dabei in der Zwickmühle: Ohne Religion lassen sich keine Jugendlichen rekrutieren und anschließend zum Terror verführen, doch schaden sie mit dem Terror dem Ansehen ihrer Religion, denn viele Menschen sind zu klug  und wissen, daß Terror nichts mit Religion zu tun hat.

Daran schließt sich auch die klassische Frage an: „Lieber Gott, warum lässt Du all so etwas zu?“ – die ganz große Theodizee-Frage nach der „Gerechtigkeit Gottes“, über die sich die Theologen und Philosophen immer schon gestritten haben. Dies ist so zu erklären: Das Böse ist eigentlich „nur“ eine Folge der menschlichen Freiheit – und die wiederum hat Gott gewollt. Wer keine Zweifel kennt, der glaubt vielleicht auch nicht richtig.

Eng mit dem Terrorismus verbunden ist - zumindest in der abendländischen Welt - auch die Theodizee-Frage nach der „Gerechtigkeit Gottes“. Konkret geht es um die Frage, warum ein Gott oder Christus das Leiden zulässt, wenn er doch die Omnipotenz („Allmacht“) und den Willen („Güte“) besitzen müsste, das Leiden zu verhindern. Der Begriff théodicée (später deutsch „Theodizee“) geht auf den Philosophen und frühen Vordenker der Aufklärung Gottfried Wilhelm Leibniz zurück.

Man kann die Theodizee als Widerspruch konstruieren, der sich aus der Annahme ergibt, dass es Übel in der Welt gibt und Gott existiert:

Gott existiert und es gibt Übel in der Welt.
Wenn Gott existiert, dann ist Gott allmächtig.
Wenn Gott allmächtig ist, dann kann Gott das Übel verhindern.
Wenn das Übel existiert, dann kann Gott das Übel nicht verhindern.
Wenn Gott existiert und das Übel existiert, dann kann Gott das Übel verhindern und nicht verhindern. (Widerspruch)
Oder: Gott existiert nicht.


Weblink:

Theodizee - de.wikipedia.org

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Religion





Samstag, 20. Mai 2017

Erasmus und Luther im Widerstreit der Interessen

Humanismus und Renaissance sind zwei ineinander verschränkte umd sich gegenseitig bedingende Bewegungen. Der Humanismus ist aus dem Geist der Renaissance hervorgegangen. Und die Reformation sollte aus dem Geist des Humanismus hervorgehen, gefördert und hervorgebracht von zwei herausragenden Persönlichkeiten ihrer Zeit.

Erasmus und Luther sind in der Bekämpfung der Übergriffe, der Verlotterung der Kurie und des damaligen Papsttums eine Strecke gemeinsam gegangen. Doch beide verfolgten unterschiedliche Interssen und mit zunehmender Dauer kam ihre gegensätzliche Einstellung, die den gegensätzlichen Naturen entsprang, immer offenkundiger zum Vorschein.


Erasmus von Rotterdam

Erasmus von Rotterdam erwarb durch seine Werke und Schriften früh in ganz Europa Ruhm als Theologe, Sprachforscher und Rhetoriker. Der bedeutende Humanist galt als Vertreter eines ethisch orientierten, toleranten Christentums, als der er in der Reformationszeit zwischen den Parteien zu vermitteln suchte.

Erasmus war ein Ästhet, der in praktischen, insbes. aber in philosophischen Fragen mit einer geschliffenen Sprache von sich Reden machte. Dagegen war für Luther die Aussage entscheidend, die Wirkung interessierte ihn erst in zweiter Linie.

Bei aller Bewunderung für den Geist des Erasmus erkannte Luther schon bald die Unverbindlichkeit seines Wesens. In einem Brief vom 9. September 1521, das er während seines Aufenthaltes auf der Wartburg an Spalatin richtete, wies er auf diese Eigenschaft hin.


Erasmus blieb jedoch unverbindlich, spielerisch, den Beifall der Humanisten einkassierend, ohne sich nach der einen oder anderen Seite festzulegen. So kam es zu der grotesken Situation, daß Luther den Erasmus für einen Papsiten hielt, der Papst aber denselben für einen Lutheraner.

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Martin Luther als deutscher Reformator - philosophen-welt.blogspot.com

Luther und sein fester Glauben - philosophen-welt.blogspot.com

Erasmus von Rotterdam 480. Tode - philosophen-welt.blogspot.com

Samstag, 4. Februar 2017

Luther - der Reformator und die Wissenschaft

Martin Luther



Religion und Wissenschaften basieren auf unterschiedlichen Fundamenten. Die Religion setzt Glaube voraus und die Wissenschaft gesichertes Wissen in Form von Beweisen. Beide Lehren basieren auf unterschiedlichen Weltbilder: Die Religion beruht auf dem Glauben und die Wissenschaft auf Vernunft und Rationalität. Die Religion basiert dabei auf Annahmen, die vorausgesetzt nicht in Zweifel gestellt werden.

Glaube basiert auf der menschlichen Übernahme von religiösen Vorstellungen. Überwiegt die Vorstellung vom Glauben, wird die Vernunft zur Geißel der Religion. Luther erhob als tief religiöser Mensch in seiner Lehre den Glauben über die Vernunft und geriet mit dieser Haltung in eine wissenschaftsfeindliche Position.

Die Entdeckung naturwissenschaftlicher Zusammenhänge ist keine Wider­le­gung Gottes. Der Gott, den der christliche Glaube als den Schöp­fer des Him­mels und der Erde bekennt, existiert nicht auf der Ebene der Wirklichkeiten, die durch wissenschaft­liche Forschung er­hellt wird. Gott kann darum auch nicht als Lückenbüßer mensch­li­cher Erkenntnis dienen.

Luther sah am Horizont der Menschheit bereits die Vernunft als Gefahr für die Religion heraufziehen, die in das Zeitalter der Aufklärung münden sollte, doch noch herrschte das tiefe Mittelalter mit der religiösen Vorstellung von Himmel und Hölle. Die menschliche Vernunft, in der Luther eine vom Teufel eingegebene Hybris zu erkennen glaubt, muß und wird sich notwendigerweise gegen Gott erheben. Und damit trifft er den Kern des Problems, auch wenn er diese Hybris nicht zu bezwingen vermag.

Seine Ablehnung der menschlichen Vernunft erscheint berechtigt, beruht die Heilige Schrift und die Religion auf Annahmen und Vorstellungen über Gott, die sich nicht beweisen lassen, aber geglaubt werden müssen. Glaube ist somit die voraussetzungslose und unreflektierte Übernahme von religiösen Vorstellungen.

Je schwieriger es aber für die Menschen wird, aufgrund dessen, was sie wissenschaftliche Erkenntnisse nennen, die Ereignisse der Bibel wörtlich zu nehmen, desto mehr sind sie darauf angewiesen, sich mystischen Impressionen hinzugeben, um an eine Transzendenz glauben zu können. Von der Schöpfung der Welt angefngen wird alles zum Gleichnis.

Luthers radikale theologische Position gegen die menschliche Vernunft lässt sich zusammenfassen in seiner Formel: Solus Deus – einzig! Gott ist allmächtig. Gott ist allwissend. Gott ist allgegenwärtig. Ganz allein Gott bestimmt den Ablauf der Welt, der Geschichte, das menschliche Leben. Nur Gott handelt positiv, schafft das Gute, garantiert das Heil des Menschen. Solus Deus!

Luther wandte sich in seinen Schriften gegen jegliche Zugeständnisse an die Vernunft, an die Wissenschaft und an die Philosophie. "Die Vernunft ist eine Hur, die der Teufel hat." (Weimarer Ausgabe der Luther-Schriften WA 51). "Die Vernunft ist das grösste Hindernis in Bezug auf den Glauben, weil alles Götttliche ihr ungereimt zu sein scheint, dass ich nicht sage, dummes Zeug." (Luther Deutsch, Tischreden)

Im September 1517, kurz vor seinem spektakulären Anschlag seiner 95 Thesen am 31. Oktober 1517 an der Wittenberger Schlosskirche, hatte Luther in ähnlicher Weise 95 radikale Thesen gegen die aristotelische Vernunft veröffentlicht. In ihnen verdammt er kompromisslos die Vernunftphilosophie. Er spricht dem Menschen jedes eigenständige Denken und Wollen ab.

"Vom Anfang der Welt ist immer einher gelaufen die Hauptketzerei vom freien Willen und Verdienst der Werke und dieser Hader muß auch immerdar bleiben. Ursache ist, daßes dievernufnt nicht vermag, sich allein dem glauben zu ergeben. Soll jemand lauter um bloß glauben auf Gottes Wort, so muß es der Heilige Geist schaffen im Herzen. Aus ihren Kräften vermag es die natur nicht. Was man nun auch sagt und tut, sie bleibt doch an den Werken hangen."

Die Zurückweisung des lebendigen Philososphierens als eigenständige Leistung der Menschen hat ihre Gründe zweifellos in der Gnaden-Lehre der Reformators. Aus seiner Sicht ist die "Natur" des Menschen so verdorben und schlecht, das diese Verdorbenheit auch den Verstand betrifft.

Luther war ein standhafter Mann der Kirche, der ursprünglich ein Bewunderer des Erasmus war, sich jedoch später von im abwandte, da er im Glaubensstreit keine eindeutige Position beziehen wollte und zur Tat nicht fähig war. - Wer kennt heute noch die Ausfälle Luthers gegen Erasmus von Rotterdam - ein bedeutender niederländischer Humanist - oder gegen Thomas Müntzer - ein Widersacher und Kollege Luthers, der auf Seiten der Bauern stand.

Zum Schluss noch ein Zitat des ägyptischen Schriftstellers und Literaturnobelpreisträgers Nagib Mahfus: "Und Sie, weiser Marham? Welcher Religion gehören Sie an?" - "Der Religion, bei der Vernunft Gott ist und die Freiheit als Prophet vereerht wird." Nagib Mahfus, "Die Reise des Ibn Fattuma"

Was und wie würde Luther wohl heute darauf erwidern? Was der "arme, stinkene Madensack", wie sich Luther selbst einmal titulierte, zu all dem sagen würde?


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Martin Luther als deutscher Reformator

Luther und sein fester Glauben

Erasmus von Rotterdam 480. Tode


Samstag, 21. Januar 2017

Luther und sein fester Glauben

Martin Luther


Martin Luther war ein bibelfester Mensch mit festen Grundsätzen. Luthers Glaubensgrundsatz war ein Losung aus Paul Gerhardts berühmten Kirchenlied "Eine feste Burg ist unser Gott".

„Wie bekomme ich einen gnädigen Gott? Wie werde ich vor Gott gerecht?“ – dies ist die Frage, die Martin Luther so lange Zeit beschäftigte. Für ihn war sie eine sehr persönliche und existentielle Frage. Er stellte sie sich nicht aus rein philosophischem und theologischem Interesse – sondern aus Angst. Aus Angst, vor Gott im Jüngsten Gericht nicht bestehen zu können – und von ihm zur ewigen Verdammnis verurteilt zu werden. Aus Angst, dass alle seine guten Werke, seine Selbstkasteiungen, ja selbst sein Leben als Mönch nicht ausreichen würden, um Gott gnädig zu stimmen.

Martin Luther teilte damit die Angst vieler Menschen der damaligen Zeit. Denn viele Predigten schürten die Angst vor der ewigen Verdammnis. So wurden Höllenszenen und die Qualen des Fegefeuers sehr plastisch in kleinen Theaterstückchen dargestellt. Gellende Schreie, Feuer und Darstellungen des Teufels, der mit Freude die armen Verstorbenen quält – wer wollte da keine Angst bekommen?!

Im Mittelalter blühte der Ablasshandel der Kirche in Deutschland, denn die katholische Kirche brauchte Geld. Den Menschen wurde versprochen, dass durch den Kauf eines Ablassbriefes den verstorbenen Angehörigen aus der Hölle geholfen, sowie das eigene Leben vor der Hölle gerettet werden könne.

Luther predigte einen Glauben im Zustand der Gnade. Martin Luther war jedoch zutiefst davon überzeugt, dass Gott sich nicht durch ein paar Münzen bestechen lässt, und die Seele aus der Hölle holt. Gnade heisst, das Gott den Menschen so annimmt, wie er ist.

Aber wie, wie konnte er Gott denn dann gnädig stimmen, wenn die eigenen guten Werke nie reichen würden und auch ein Ablassbrief keine Rettung bringen könnte?

Martin Luther studierte die Bibel – Wort für Wort. Las, was für eine frohe Botschaft sie enthielt – und entdeckte Worte in ihr, die ihn erkennen ließen, auf welche Weise er selbst – und der Mensch an sich – einen gnädigen Gott bekommen kann.

Er erkannte, was sein Leben und sein Gottvertrauen veränderte: allein aus Gnade und allein aus Glauben wird der Mensch vor Gott gerecht, also frei gesprochen, wird gerettet vor Hölle und Verdammnis, wird befreit von der eigenen Schuld. Die Rettung vor den Sünden erfolgt allein durch die Gnade Gottes und die Gerechitigkeit.

Für Luther war diese Entdeckung lebensrettend und lebensweisend.

Gott schenkt seine Gnade – nicht, weil der Mensch ihn gnädig stimmen kann, nicht, weil der Mensch versucht, gute Werke zu tun, nicht, weil er von seinem mageren Gehalt Ablässe kauft, sondern weil Gott von sich aus gnädig ist. Gott hat sich entschieden, gnädig zu sein. Nicht nur einem bestimmten Personenkreis, sondern jedem Menschen. Gott ist den Menschen gnädig. Das ist Teil des Wesens Gottes, das der Mensch doch nie begreifen kann.

Zum anderen erkannte Luther, dass der Mensch dieses Angebot ergreifen muss, damit es im eigenen Leben verändernd wirken kann. Nur wer diesem Gnadengeschenk Gottes auch glaubt, kann seine Angst vor Hölle und Verdammnis getrost vergessen.

Blog-Artikel:

Martin Luther als deutscher Reformator


Weblink:

Rechtfertigung allein aus Glauben - www.ekiba.de

Literatur [ >> ]:

Luther: Leben und Wirkung
Luther: Leben und Wirkung
von Friedrich Schorlemmer

Samstag, 19. März 2016

Jesus Christus und das Christentum

as Christentum ist mit rund 2,4 Milliarden Gläubigen, die größte aller Weltreligionen. Die Anhänger des Christentums werden als Christen bezeichnet. Im Zentrum des Christentums steht die Person Jesus, ein Zimmermannsohn aus Nazareth.

Im Christentum sehen die Christen Jesus als den Sohn Gottes und den von den Juden verworfenen Messias an. Im Christentum bekennen sich die Christen zu dem gekreuzigten und auferstandenen Jesus Christus. Als Grundlage des Glaubens dient im Christentum die Bibel, das inspirierte Wort Gottes.

Jesus hat als Jude vom Reich Gottes gesprochen und verkündet, dass mit ihm dieses Reich schon begonnen hat. Die Menschen, die an Jesus Christus und seine Botschaft glaubten, nannten sich später Christen. Paulus und die anderen Apostel haben die Botschaft von Christus weitererzählt. So wurde sie verbreitet.

Jesus predigte viele Dinge aus der jüdischen Bibel und ergänzte die Ausführungen. Später entstand daraus das Zweite Testament. Die jüdische Bibel nennen Christen daher auch das Erste Testament. Beide Testamente zusammen sind die Bibel der Christen.

Jesus forderte die Menschen dazu auf, sich an die Zehn Gebote zu halten und friedlich, fair und gerecht miteinander zu leben und füreinander zu sorgen. Er selbst soll vielen kranken und armen Menschen auf wundersame Weise geholfen haben.

Christen glauben, dass Jesus Christus der Messias ist, der vom Tod auferstanden ist und sie von ihren Sünden befreit. Juden und Muslime glauben das nicht.

Christen glauben an einen einzigen Gott. Ihre Religion hat sich aus dem Judentum entwickelt und ist auch mit dem Islam verwandt. Aus ihm hat sich später die Bahai-Religion entwickelt. Alle vier Religionen haben den gemeinsamen Stammvater Abraham.

Jesus hat als Jude vom Reich Gottes gesprochen und verkündet, dass mit ihm dieses Reich schon begonnen hat. Die Menschen, die an Jesus Christus und seine Botschaft glaubten, nannten sich später Christen. Paulus und die anderen Apostel haben die Botschaft von Christus weitererzählt. So wurde sie verbreitet. Jesus predigte viele Dinge aus der jüdischen Bibel und ergänzte die Ausführungen. Später entstand daraus das Zweite Testament. Die jüdische Bibel nennen Christen daher auch das Erste Testament. Beide Testamente zusammen sind die Bibel der Christen. Jesus forderte die Menschen dazu auf, sich an die Zehn Gebote zu halten und friedlich, fair und gerecht miteinander zu leben und füreinander zu sorgen. Er selbst soll vielen kranken und armen Menschen auf wundersame Weise geholfen haben. Christen glauben, dass Jesus Christus der Messias ist, der vom Tod auferstanden ist und sie von ihren Sünden befreit. Juden und Muslime glauben das nicht.

Christen glauben an einen einzigen Gott. Ihre Religion hat sich aus dem Judentum entwickelt und ist auch mit dem Islam verwandt. Aus ihm hat sich später die Bahai-Religion entwickelt. Alle vier Religionen haben den gemeinsamen Stammvater Abraham.

Die Lehre Christi ist jedoch nicht ohne Widerspruch geblieben.
Hier legt Nietzsche dar, wie die christliche Kirche nach Jesu Tod entstehen konnte. Die Urgemeinde habe keine der Lehren Jesu verstanden, seinen Tod völlig falsch ausgedeutet und dann genau das errichtet, was Jesus hinter sich gelassen hatte: eine organisierte Kirche, wiederum mit Priestertum.

Hauptschuldiger an dieser Umfälschung sei der Apostel Paulus, der alle Begriffe Jesu missbraucht habe, um sich selbst an die Macht zu bringen. Mit ihm sei wieder der Glaube an „Sünde“ und „Vergebung“ auferstanden, er habe in tiefstem Hass das Christentum als eine Rebellion gegen alles Vornehme und Privilegierte neu gegründet.

Mit besonderer Empörung weist Nietzsche die Lehren der Unsterblichkeit der Seele und des Jüngsten Gerichts zurück.

Weblink:

http://www.religionen-entdecken.de/religionen/christentum Christentum - Jesus ist der Messias

Samstag, 6. Dezember 2014

»Woran glauben wir?«

Glaube
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Es ist der Glaube, der uns antreibt. Was aber bedeutet Glaube? Zunächst einmal: Glauben kann man alles, was nicht als falsch bewiesen wurde. Glauben entsteht dort, wo die Erkenntnis an Grenzen stößt und der Zweifel entsteht. <i>»Der Glaube ist nicht der Anfang, sondern das Ende alles Wissens«</i>, sagte bereits Goethe.

Viele glauben aber nicht mehr, was in der christlichen Lehre steht. Dennoch ist der Wille zu glauben ungebrochen. Je stärker die von den Religionen angebotenen Sinndeutungssysteme fragwürdig werden, desto stärker versucht der Mensch, eigene, oder besser gesagt neue Sinndeutungssysteme zu entwickeln.

Der Glaube ist göttlich, denn durch den Glauben kommt man zur Einsicht Gottes. Der Kirchenvater Augustinus kam über die Lehren Platons zu Paulus und zu dieser Einsicht. Doch nicht jeder begreift diese Einsicht als göttlich. Viele kommen durch den Glauben zur Einsicht, aber die ist nicht mehr göttlich. Durch den Glauben kann man auch zu sich selbst finden.

Der Glaube des Menschen an das Abbild Gottes schwindet. Wir verdienen es gar nicht, an einen Gott zu glauben, der uns nach seinem Abbild erschaffen haben soll. - <i>»Woran glauben wir?«</i> - Woran man glaubt, dass muss nicht mehr Gott sein. Was man sich ins Jenseits projeziert, denkt man sich selbst aus.

Die Glaubensinhalte sind so verschieden wie die Menschen. Der Mensch heutzutage will glauben, aber nicht jeder der glaubt, ist auch ein Gläubiger! Gebote und Verbote - alles ist heute irgendwie beschwerlich und hinderlich. Die Menschen wollen selbst bestimmen, woran sie glauben.

Auch die Bekenntnisse, woran man glaubt, ändern sich. Sie müssen nicht unbedingt religiöser Natur sein. Die Glaubensinhalte wandeln sich und werden meist vorgegeben. Häufig wabert der Glaube über der Leere des Lebens.

Glauben ist heute ein Religionsersatz für Skeptiker und Zweifler. Wer glaubt, mag hadern, aber er ist doch über grundsätzliche Zweifel erhaben. Leider ist Glaube Argumenten gegenüber häufig resistent.

Weblinks:

Religion - Gedanken über Kirche und Religion - autorenseite.wordpress.com Woran glauben-Blog - BR-Blog- blog.br.de

Samstag, 27. März 2010

Kritik des Christentums

Das Christentum liefert den Menschen keine Antworten mehr auf grundlegende Fragen der menschlichen Existenz. Es ist der Ausdruck der Spiritualität des Menschen, es bestärkt die Menschen heute nicht mehr in ihrem Glauben.

Religionen sind auch nur eine Erfindung des Menschen. Natürlich braucht der Mensch einen Glauben und die Religion entspricht dem Bedürfnis des Menschen nach Glauben.

Wie soll es Frieden in dieser Welt geben, wenn kein Platz mehr für die Menschen ist und dieser zudem immer kleiner wird durch dramatische Klimaveränderungen. Die Kirche sollte sich diesen Problemen stellen, auch wenn sie dadurch manche ihrer Lehren ändern müsste. Es könnte sogar sein, dass, sofern sie dies tut und von den Kanzeln nicht nur alte Geschichten verkündet, wieder mehr Zuhörer und aktive Anhänger findet. Aber rasch müsste dies geschehen und von allen "Würdenträgern" mitgetragen werden.

Die Menschen entfernen sich immer mehr vom Christentum, weil es nicht mit der natürlichen Veranlagung des Menschen vereinbar ist. Und wenn in einem demokratischen Land die Gesellschaft nichts mehr mit dem Christentum zu tun haben will müssen wir das akzeptieren.