Kierkegaard entwickelt einen neuen Glaubensbegriff, der zentral für seine Philosophie ist. Für Kierkegaard ist Glaube nicht vernünftiges Denken, sondern irrationale Entscheidung, unbedingtes Wagnis, ein "Sprung" ins Ungewisse. Glauben bedeutet Wahl, die radikale Existenzentscheidung, der Sprung ins Offene.
Genau damit wird er Ahnherr des modernen Existenzialismus. Mit Kierkegaard beginnt "das Denken der radikalen, in Experimenten schwebenden Modernität". Wer wie Hegel zentrale Glaubensvorstellungen in allgemeingültige Vernunftwahrheiten zu überführen versuche, zerstöre nur das Eigentliche des Glaubens, die existenzielle Unmittelbarkeit zu Gott.
Jeder Mensch steht, wie Kierkegaard in einer Analyse der geplanten Opferung Isaaks durch Abraham deutlich macht, unter existenziellem Entscheidungszwang. Jeder muss sich entscheiden, wie er sein Leben führen will. Wer nur auf Konsum und Lebensgenuss setze, werde in dieser "ästhetischen Stufe" niemals Sinnleere und Existenzekel überwinden können.
Erst auf der "ethischen Stufe" werde das Ich zur Person, das sich seiner Wahlfreiheit zwischen zwei alternativen Lebensentwürfen bewusst werde: Man könne entweder sich selbst wählen, in sündhafter Selbstfixierung das eigene endliche Ich absolut setzen, oder aber den "Sprung" in den Glauben wagen.
Dieser Sprung in die höchste, die "religiöse Stufe" des Lebens ist ein Salto mortale des Glaubensernstes, verdeutlicht an Abraham, der zum gottgewollten Sohnesmord bereit war. Für Kierkegaard ist diese Mordbereitschaft der Inbegriff strengsten Glaubensgehorsams.
Abraham habe "sich als Einzelner in ein absolutes Verhältnis zum Absoluten" gesetzt. Wahrer Glaube lasse alles innerweltlich Allgemeine, etwa die Regeln unseres Zusammenlebens, zugunsten unbedingter Einzelheit hinter sich.
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Glauben, wie er ihn versteht, ist nicht das fromme Dösen mit der Gewissheit der Erlösung, nicht der "komfortable Nachahmungstrieb im ekklesialen Rahmen" (Sloterdijk) - den katholischen und evangelischen Happenings und Massen-Events der Stunde würde Kierkegaard erheblich misstrauen.
Glauben bedeutet Wahl, die radikale Existenzentscheidung, der Sprung ins Offene. In diesem Sinn, so Sloterdijk, beginne mit Kierkegaard "das Denken der radikalen, in Experimenten schwebenden Modernität". -->
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Sonntag, 26. Mai 2013
Kierkegaards Vorstellung vom Glauben
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