Bereits seit der Antike existieren Überlegungen zu der Frage, wie der
Mensch zum Glück findet. In der Nikomachischen Ethik, entstanden im 4.
Jahrhundert vor Christus, erklärt der griechische Philosoph Aristoteles
die Glückseligkeit als das große Ziel allen menschlichen Lebens, und
diese Glückseligkeit, so Aristoteles, besteht aus den Elementen des
Gut-Lebens und Sich-Gut-Verhaltens.
Zwei Aussagen stehen im Mittelpunkt. Erstens: Die Suche nach der
Glückseligkeit ist das große, umfassende Prinzip menschlichen Lebens;
alle anderen Ziele – wie z.B. Reichtum, Lustbefriedigung,
Freundschaften, Gesundheit – sind untergeordnet und nur Mittel zu eben
diesem einen großen Zweck. Diese Anordnung hilft, manchen als Selbstzweck erscheinenden Wert zu entzaubern.
Diese Glückseligkeit soll man sich, zweitens, nicht als Zustand (als Bilanz eines gelungenen
Lebens) vorstellen, sondern als fortwährende Tätigkeit, auch als
„Tätigkeit der Seele“. Die Glückseligkeit kann man demnach nicht in
seinen Besitz bringen und horten; sie verlangt vielmehr nach Bewegung
und auch nach geistiger Betätigung.
Um umrisshaft zu bestimmen, worin das Glück als oberstes Gut für den Menschen besteht, fragt Aristoteles: Worin besteht die spezifische Funktion (telos) oder Aufgabe (ergon) des Menschen? Sie besteht im Vermögen der Vernunft (logos), das ihn von anderen Lebewesen unterscheidet. Der für den Menschen spezifische Seelenteil verfügt über dieses Vermögen der Vernunft; der andere Seelenteil, der sich aus Emotionen und Begierden zusammensetzt, ist zwar selbst nicht vernünftig, kann sich aber durch die Vernunft leiten lassen. Um das Glück zu erlangen, muss das Individuum das Vermögen Vernunft gebrauchen, nicht bloß besitzen, und zwar auf Dauer und in einem Bestzustand (aretê). Demgemäß ist „das Gut für den Menschen“, das Glück, eine
„Tätigkeit der Seele gemäß der Gutheit und wenn es mehrere Arten der Gutheit gibt, im Sinn derjenigen, welche die beste und am meisten ein abschließendes Ziel (teleios) ist. In einem ganzen Leben, denn eine Schwalbe macht noch keinen Frühling, auch nicht ein Tag. So macht auch ein Tag oder eine kurze Zeit keinen selig (makarios) und glücklich (eudaimôn).“