Samstag, 27. Dezember 2014

Der Philosoph Slavoj Zižek über das Jahr 2014

Slavoj Žižek


Slavoj Zižek betrachet die Welt in einem globalen Blick und macht sich notizhaft seine Gedanken zur Beschaffenheit der Welt. Auch zu dem krisenhaften Jahr 2014 hat Zižek seine Meinung.

"Die globale Welt ist heute so beschaffen, dass es irgendwann einen großen Knall geben wird", sagt Zižek. Denn für die Krisen ist noch immer allein eine Ideologie verantwortlich: der globale Kapitalismus. "Aber erst wenn wir das als unausweichliches Schicksal akzeptieren, können wir auch wirklich etwas dagegen tun." Unsere Welt ist in eine Schieflage geraten.

Zižek erklärt in einem globalen Blick seine Gründe warum:

Aufklärung ...

"Aufklärung, das kann für mich nie nur persönliche Freiheiten bedeuten", sagt Zižek. "Aufklärung heißt nicht, dass ich mit allen Sex haben kann oder alle Bücher lesen kann, die ich will. Aufklärung bedeutet, dass die Menschen in der Lage sind, sich politisch zu mobilisieren, um die grundlegende soziale Struktur der Gesellschaft zu verändern, in der sie leben."


Russland ...

"Ich halte alle diese Ideen, dass Putin die alte Sowjetunion oder den KGB verkörpert, für extrem dumm", so Žižek. "Nein, es ist ein neuer, autoritärer Kapitalismus. Ich mache mir wirklich Sorgen, kein Witz. Wir sind heute Zeugen einer gefährlichen Entwicklung, nämlich der Scheidung der vermeintlich ewigen Ehe zwischen Demokratie und Kapitalismus."


Demokratie ...

"Es gibt kein staatliches Organ mehr, das noch als unvoreingenommen wahrgenommen wird", ist Žižek überzeugt. "Auf einmal stellt man fest, dass illegale und brutale Gewalt waltet. Da ist ein Zeichen, dass etwas so fundamental schief läuft in unserer Gesellschaft, sodass wir noch nicht einmal einen Weg finden, darauf direkt und rational zu reagieren. Das ist ein sehr gefährliches Phänomen."


Ideologie ...

"Heute funktioniert Ideologie nicht mehr, indem sie uns unterdrückt", so der Theoretiker. "Im Gegenteil: Wir sind dazu verpflichtet, immer mehr zu wollen, uns neu zu erfinden, mit Sex zu experimentieren. So, als ob wir unter dem Einfluss eines obszönen Super-Egos stehen würden, das sich daran erfreut, dass wir immer mehr verlangen. Genau das führt zur Depression."

Folter ...

"Uns ist die ethische Substanz verloren gegangen", so der Philosoph. "Es ist schrecklich, wenn man auf einmal offen über Folter diskutieren kann. Es spielt keine Rolle, ob du dabei dafür oder dagegen bist. Auf eine gewisse Art ist es sogar gefährlicher, wenn du dagegen bist. Wenn du dich für Folter aussprichst, wirkst du wie ein rechter, autoritärer Idiot. Wenn du aber gegen Folter bist, wahrst du die Haltung eines rationalen Liberalen. Nichtsdestotrotz machst du das Thema damit salonfähig."


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