Plotin lebte von 205 bis 270 v. Chr. Der antike Philosoph war der Begründer und bekannteste Vertreter des Neuplatonismus, einer Verbindung der Ideenlehre Platons mit orientalisch-mystischen Elementen, nach der der Mensch nur durch Loslösung von der sinnlichen Welt zur Vollendung kommen kann.
Plotin prägte maßgeblich die Philosophie der Spätantike und hatte darüber hinaus größten Einfluss auf die gesamte metaphysische Tradition des Mittelalters, der Renaissance und der Neuzeit.
Der ab 260 als Alleinherrscher regierende, für kulturelle Belange aufgeschlossene Kaiser Gallienus und seine Frau Salonina schätzten und förderten Plotin. Unter dem Eindruck der kaiserlichen Gunst fasste Plotin den Plan der Neubesiedlung einer verlassenen Stadt in Kampanien. Sie sollte nach den von Platon entworfenen Gesetzen regiert werden und Platonopolis heißen.
Er selbst wollte mit seinen Schülern dorthin ziehen. Porphyrios berichtet, dieses Vorhaben habe dank Plotins Einfluss beim Kaiser gute Aussicht auf Verwirklichung gehabt, sei aber an Hofintrigen gescheitert.
Nicht nur als Philosophielehrer war Plotin in der politischen Führungsschicht angesehen. In Streitfällen wählte man ihn gern als Schiedsrichter. Viele vornehme Römer bestimmten ihn vor ihrem Tod zum Vormund ihrer noch unmündigen Kinder. Sein Haus war daher voll von Heranwachsenden beiderlei Geschlechts, deren Vermögen er gewissenhaft verwaltete. Bei der Erziehungstätigkeit kam ihm seine von Porphyrios gerühmte außergewöhnliche Menschenkenntnis zugute.
Wie bei den antiken Philosophen üblich fasste Plotin die Philosophie nicht als eine unverbindliche Beschäftigung mit gedanklichen Konstrukten auf, sondern als ideale Lebensweise, die im Alltag konsequent zu verwirklichen war. Dazu gehörte für ihn eine asketische Ernährung, wenig Schlaf und unablässige Konzentration auf den eigenen Geist bei allen Tätigkeiten.
Das Erkenntnisstreben war bei ihm zugleich ein religiöses Erlösungsstreben. Sein religiöses Leben spielte sich aber nicht im Rahmen gemeinschaftlicher Betätigung nach den traditionellen Gepflogenheiten eines Kults ab, sondern bildete einen strikt privaten Bereich. An den herkömmlichen religiösen Festen, Riten und Opfern beteiligte er sich nicht. Bekannt ist sein programmatischer Ausspruch, er nehme nicht am Gottesdienst teil, denn „jene (die Götter) müssen zu mir kommen, nicht ich zu ihnen“.
Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf die „formlose“ Gottheit, mit der er sich zu vereinigen strebte. Porphyrios schreibt, diese Vereinigung sei Plotin in den fünf Jahren, die sie zusammen verbrachten, viermal zuteilgeworden. Ein solches Erlebnis wird mit dem griechischen Fachbegriff „Henosis“ (Vereinigung, Einswerdung) bezeichnet.
Ab 244 lebte er in Rom, wo er eine Philosophenschule gründete, die er bis zu seiner tödlichen Erkrankung leitete.
Weblinks:
Plotin und der Neuplatonismus von Jens Halfwassen
Plotin: Eine Einführung von Susanne Möbuß
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