Dienstag, 31. Oktober 2017

Martin Luther und der freie Wille

Martin Luther

Der junge Martin Luther aus Wittenberg war ein konservativer Theologe, ein religiöser Fundamentalist. Im September 1517, kurz vor seinem spektakulären Anschlag seiner 95 Thesen am 31. Oktober 1517 an der Wittenberger Schlosskirche, hatte Luther in ähnlicher Weise 95 radikale Thesen gegen die aristotelische Vernunft veröffentlicht. In ihnen verdammt er kompromisslos die Vernunftphilosophie. Er spricht dem Menschen jedes eigenständige Denken und Wollen ab.

Die Freiheit des Christenmenschen ist eine religiöse Freiheit des Gewissens vor Gott. Luther ging es aber nicht um die Freiheit des Individuums im Sinne der Selbstbestimmung des Menschen und dessen freien Willen. Hierin ist Luther mit seiern Lehre in seiner damaligen Zeit des Mittelalters mißverstanden worden.

Luther hat immer wieder darauf hingewiesen, daß er alle seine Predigten und Schriften nur im geisitig-religiösen und nie im politischen oder gesellschaftlichen Sinn gemneint hat. Doch wie soll der einfache Mann, dem Luther seinen Stolz, seine Würde und sein Selbstbewußtsein zurückgegeben hat, das begreifen?

Kann man ihm zumuten, auf der eien Seite sein Haupt als freier Christenmesnch zu Gott zu erheben, auf der anderen Seite vor der Willkür und und dem Übermut der Herrschenden in den Staub zu sinken? Freilich ist es Luthers tiefste Überzeugung, daß Gewalt immer nur Gegengewalt erzeugt.

Luthers radikale theologische Position gegen die menschliche Vernunft lässt sich zusammenfassen in seiner Formel: Solus Deus – einzig! Gott ist allmächtig. Gott ist allwissend. Gott ist allgegenwärtig. Ganz allein Gott bestimmt den Ablauf der Welt, der Geschichte, das menschliche Leben. Nur Gott handelt positiv, schafft das Gute, garantiert das Heil des Menschen. Solus Deus!

Dagegen ist der Mensch ein Gewurm. Er ist durch und durch Sünder, durch die Erbsünde in seiner organischen Substanz zerstört. Könnte dieser armselige Mensch auch nur mit einem einzigen Prozent eigenen Wollen gegen Gott agieren, dann würde er ja Gottes Heilswillen ausbremsen können. Er hätte mit seinem freien Willen eine Sperrminorität, könnte Gott damit lahmlegen, verhindern, ja, ins Gegenteil verkehren.

Von daher erklärt Luther apodiktisch, der Mensch habe keinen freien Willen. Weil Gott absolut ist, darf der Mensch nicht eigenständig sein, darf der Mensch keinen freien Willen haben. Luther vertritt einen absoluten Gott-Determinismus. Das theologische Beispiel dafür ist so berühmt wie brisant:

Nach Luthers Lehre richtet sich der freie Wille ausschließlich auf das Gewissen vor Gott. Als Mensch auf Erden hat er dagegen keinen freien Willen. Luther leugnet den freien Willen in Dingen des täglichen Lebens, " ... daß dem Menschen freier Wille eigeräumt ist nicht in Dingen, die über, sondern unter ihm liegen." S. 190

In der Schrift De servo arbitrio (1525) wandte er sich gegen die in Erasmus von Rotterdams Schrift De libero arbitrio entfaltete Lehre von der Vorherbestimmung zum Heil und vom Willen zum Guten. Luther selbst maß seiner Schrift höchste Bedeutung zu. Mit dem Thema habe Erasmus von Rotterdam den „cardo rerum“, den Dreh- und Angelpunkt der Theologie getroffen.[57] Wie Klaus Schwarzwäller hervorhebt, können die Rechtfertigung allein durch Christus und allein durch Gnade nicht gedacht werden ohne den unfreien Willen des Menschen zur Seligkeit.

Giotto, Judas Eskariot verrät Jesus

Gott hatte in seinem Heilsplan für die sündigen Menschen beschlossen, dass Jesus als Sohn Gottes  am Kreuz sterben müsse, um die Sünden der Menschen zu sühnen. Absoluter Wille Gottes. Deshalb musste Jesus in der Nacht vor seiner Gott gewollten Hinrichtung verraten und gefangen genommen werden, damit sich Gottes Heilsplan erfüllen konnte. Für diesen Verrat hatte Gott den Jünger Judas Iskariot ausgesucht. Er musste Jesus verraten und ausliefern.

Hätte Judas Iskariot gegen Gottes Plan Nein sagen können? Hätte er sich Gott und dessen Heilsplan widersetzen können, um diese hinterhältige Tat nicht durchzuführen? Hatte er den freien Willen zum Widerspruch gegen Gott?

Luther antwortet darauf völlig eindeutig: Nein, das konnte er nicht. Der “Verräter Judas” unterstand dem absoluten Willenszwang Gottes. Gottes Heilsplan musste erfüllt werden, egal was Iskariot wollte. In seiner berühmten Schrift DE SERVO ARBITRIO - ÜBER DEN UNFREIEN WILLEN stellt Luther apodiktisch fest: Gott lässt sich nicht ins Handwerk pfuschen. Der Mensch, egal wer es ist, ist nur Werkzeug Gottes. Von daher ist die menschliche Vernunft nichts anderes als die Unfreiheit des Menschen, Zeichen von Ohnmacht und Wirkungslosigkeit, von unfreiem Willenvollzug.

Wieso aber wird Judas Iskariot dann bestraft, wenn er überhaupt keinen eigenen freien Willen hat? Wie kann er ohne freien Willen verantwortlich sein für sein Handeln? Warum sind die Menschen überhaupt Schuld, wenn doch in Gottes Vorhersehung alles vorherbestimmt ist? Ist nicht Gott selbst schuldig, wenn er das Böse in der Welt zulässt, ja gar vorplant? Warum passiert das alles, wenn Gott doch allwissend und allmächtig ist und vom Wesen her Liebe und Vollkommenheit?

Die Theologen nennen diesen Denkkonflikt das Theodizee-Problem. Alle Theologen, ja, eigentlich jeder gläubige Mensch hat sich mit der Frage der Theodizee herumzuschlagen. Luther gibt darauf keine in sich logische Antwort. Beide Sätze stehen zwar auch für ihn im logischen Widerspruch gegeneinander, der eine Satz >Gott ist allwissend und allmächtig und entscheidet allein< gegen den anderen Satz >Der Mensch ist für sein Handeln voll verantwortlich<. In seiner Schrift DE SERVO ARBITRIO – ÜBER DEN UNFREIEN WILLEN flüchtet sich Luther in eine antinomistische Behauptung: Beide Sätze sind in sich wahr und haben je volle eigene Gültigkeit. Aber erst zusammen bilden sie die ganze Wahrheit.

Eine solche religiöse Antinomie bleibt der weltlichen Vernunft verschlossen. Für die rationale Erkenntnis ist sie das Ende der logischen Vernunft. Sie ist nur im religiösen Gehorsam zu glauben. Die Averroaner würden dazu sagen: Das ist eben eure Wahrheit: Der Glaube. Unsere Wahrheit ist eine andere: Die Vernunft. Basta. Doch die Problemstellung ist denn doch komplizierter.

Mit der Veröffentlichung seiner Schrift "Vom unfreien Willen" kam es zum endgültigen Bruch mit Erasmus von Rotterdam.

Das wichtigste Erbe Luthers für die Kirche und für Deutschland ist zum einen die Entdeckung, dass in Fragen des Glaubens und des Gewissens jeder Mensch frei ist.

Was der "arme, stinkene Madensack", wie sich Luther selbst einmal titulierte, zu all dem sagen würde?

Literatur:

Luther: Leben und Wirkung
Luther: Leben und Wirkung
von Friedrich Schorlemmer


Weblinks:

Martin Luther - www.atheodoc.com

Der Humanismus - www.luther.de

Martin Luther-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Martin Luther-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

Geschichte des Freien Willens - Wikipedia


Blog-Artikel:

Martin Luther als deutscher Reformator

Luther und sein fester Glauben

Luther und der Humanismus


Weitere Luther-Artikel:

Luther





Samstag, 21. Oktober 2017

Gedanken zur Reformation

Die Reformation ist im Jahr 2017 in aller Munde, denn in diesem Jahr jährt sich der zum 500. Male. Das Wort Reformation ist ein geläufiger, in der Sprache fest verwurzelter Begriff, doch muß wissen, was man damit sagt.

Reformation - im Sinne von Re-formation - beabsichtigt ihrem Wesen nach immer wieder Rekonstruktion, Wiederherstellung und Regeneration, Wiedergeburt, ist also wesentlich positiv, nicht selten jedoch mit konservativer Konsequenz wie beim Luthertum.

Reformation heisst auch Neuformation der Gesellschaft oder Institution wie z.B. die Kirche. Beim Luthertum ging es um eine konservative Erneuerung des degenerierten und dekadenten katholischen Papsttums und des Kirchenstaates.

Luther wollte die Kirche erneuern (reformieren) entsprechend Gottes Willen, den er uns in seinem Wort, der Bibel, zeigt. Er begann die Reformation am 31. Oktober 1517 mit dem Anschlag von 95 Thesen (Lehrsätzen) an der Tür der Schloss-kirche in Wittenberg, einer kleinen Stadt im heutigen Bundesland Sachsen-Anhalt.


Reformation ist ein friedlicher Weg zur gesellschaftlichen Erneuerung, der andere heist Revolution.

Reformation hat im Kern etwas Konstantes und Bewahrendes, Revolution dagegen stets etwas Veränderndes. Bei einer Revolution geht es um Veränderung und nicht um Wiederherstellung.

Es ist ein Konstante jeglicher Kirchenorganisation, daß ihre Reformation von den gläubigsten Ketzern ausgeht: den tempel zerstören, um ihn schönder wider aufzubauen, die Wechsler austreiben, damit sich wieder die Gläubigen einfinden können.

Die Kirchenreformation setzt dabei die christliche Gesinnung voraus. Luther ging es um die Freiheit eines Christenmenschen, welche durch die Refornmation gestärkt werden sollte.


Reformation ist auch ein Gedankenexperiment: Reformation heisst neue Gedanken - für eine neue Zeit - denken.

Das katholische Verständnis von der Reformation: Reformation, heisst: Neuordnung, zur Form/Basis. Luther ist weg von der Basis, das Fundament ist das Papstum! Luther ein elender Spalter, Spaltungen kommen niemals von Gott!

Wahre Reformatoren waren Theresia von Avila, oder der Hl. Augustinus, aber Luther ist vom Teufel.
Weblink:

Luther-Biografie


Literatur:

Luther: Leben und Wirkung
Luther: Leben und Wirkung
von Friedrich Schorlemmer



Samstag, 30. September 2017

Nietzsche über den deutschen Mönch Luther

Friedrich Nietzsche

Religionskritik war ein zentraler Bestandteil von Nietzsches Philosophie, doch man muss Nietzsche nicht in seiner Religionskritik folgen, denn letztlich verwechselt er die eigene bigotte evangelische Genetik mit "dem Christentum". Den Katholizismus bspw. erfasst er überhaupt nicht und auch kaum mit seinen Akklamationen den Buddhismus.

Der protestantische Pfarrersohn Friedrch Nietzsche legte sich in Glaubensfragen gerne sein Feindbild zurecht, denn für ihn waren "Überzeugungen bekanntlich gefährlichere Feinde als Lügen". Um Luther kam er nicht herum, doch sein Angriff auf deutschen Mönch Luther wirkt etwas konstruiert und zu rechthaberisch.

Martin Luther war ein Mann des Glaubens, der gegen die Mißstände in der katholischen Kirche zu Felde zog. Luthers Aufbegehren und Streben richtete sich gegen die katholische Kirche und den Papst in Rom. Es war jedoch kein Aufbegehren gegen die Renaissance. Der Papst war ein Medici und damit für ein Vertreter der Renaisssance. Die Renaissance wandte sich wieder der antiken Geisteswelt zu. Humanismus wurde die neue Bewegung genannt, die das Ideal einer an der Antike orientierten, rein „menschlichen“ (humanen), mithin nicht theologischen Bildung aufstellte.

Leo X. - geboren als Giovanni de Medici - war vom 11. März 1513 bis zu seinem Tod Papst. Der Stellvertreter Christi auf Erden war kein Mann des rechten Glaubens, denn er kümmerte sich in Glaubensfragen keinen Deut. Er war nur mit weltlichen Dingen, der Kunst der Renaissance, beschäftigt. Unter Leo X. wurde der Vatikan jenseits von der Glaubenslehre zu einer Lasterhöhle.

In sein Pontifikat fiel der Beginn der Reformation. Ihre Bedeutung hatte Leo aber offensichtlich verkannt. Für den Neubau des Petersdoms förderte er den Ablasshandel, was für Martin Luther einer der Anstöße war, seine 95 Thesen am 31. Oktober 1517 an der Schlosskirche zu Wittenberg dem Kirchenvolk mitzuteilen. ´

Für den Papst war das Anliegen Luthers keinen Gedanken wert. Im Gegenteil, er verurteilte in der Bulle Exsurge Domine vom 15. Juni 1520 insgesamt 41 Schriften Luthers und exkommunizierte ihn am 3. Januar 1521 mit der Bulle Decet Romanum Pontificem. An den innerkirchlichen Missständen und am Ablasshandel änderte Leo X. jedoch nichts.

Da der Papst Leo X. ein Medici war und somit ein Vertreter der Renaissance war, wertete er Luthers Angriff auf die katholische Kirche als Angriff auf die Renaissance. Die Renaissance war jedoch keine Glaubensbewegung, sondern eine weltliche Kulturbewegung.

"Die Deutschen haben Europa um die
letzte große Cultur-Ernte gebracht,
die es für Europa heimzubringen gab,
– um die der Renaissance."

Die letzte große Chance auf Besserung sieht Nietzsche in der Renaissance: Hier sei alles zu einem Sieg der höheren Kultur über das Christentum vorbereitet gewesen, und gerade im Zentrum des Christentums, in Rom. Dies habe aber die Reformation durch Luther verhindert. Für Nietzsche gerät Luther also in den Verdacht, ein Feind der von ihm verehrten Renaissance zu sein.


Nietzsche hegte großen Argwohn über den deutschen Mönch Luther, denn der Wegbereiter der Reformation war ihm ein Dorn im Auge, weil er die kraftvolle Bewegung der Renaissance mit der Förderung seiner starken Naturen ins Wanken brachte und zu zerstören drohte - für Nietzsche ein unverzeihliches Fehlen.

Luther gilt als der Apostel der Deutschen. Der von Nietzsche aber als Bauern-Apostel verschmähte Luther musste Nietzsche ein Dorn im Augen sein. Für Friedrich Nietzsche hat Martin Luther gerade dann das Christentum wiederhergestellt, als es schon unterlag. Der Reformator war laut Nietzsche ein „Verhängnis von Mönch“.

"Ein deutscher Mönch, Luther, kam nach Rom. Dieser Mönch, mit allen rachsüchtigen Instinkten eines verunglückten Priesters im Leibe, empörte sich in Rom gegen die Renaissance ... Statt mit tiefster Dankbarkeit das Ungeheure zu verstehn, das geschehen war, die Überwindung des Christenthums an seinem Sitz –, verstand sein Haß aus diesem Schauspiel nur seine Nahrung zu ziehn. Ein religiöser Mensch denkt nur an sich. – Luther sah die Verderbniß des Papstthums, während gerade das Gegentheil mit Händen zu greifen war: die alte Verderbniß, das peccatum originale, das Christenthum saß nicht mehr auf dem Stuhl des Papstes! Sondern das Leben! Sondern der Triumph des Lebens! Sondern das große Ja zu allen hohen, schönen, verwegenen Dingen! ... Und Luther stellte die Kirche wieder her: er griff sie an... Die Renaissance – ein Ereigniß ohne Sinn, ein großes Umsonst! – Ah diese Deutschen, was sie uns schon gekostet haben! Umsonst – das war immer das Werk der Deutschen. – Die Reformation; Leibniz; Kant und die sogenannte deutsche Philosophie; die »Freiheits«-Kriege; das Reich – jedesmal ein Umsonst für Etwas, das bereits da war, für etwas Unwiederbringliches."

"Hier thut es noth, eine für Deutsche noch hundertmal peinlichere Erinnerung zu berühren. Die Deutschen haben Europa um die letzte große Cultur-Ernte gebracht, die es für Europa heimzubringen gab, – um die der Renaissance. Versteht man endlich, will man verstehn, was die Renaissance war? Die Umwerthung der christlichen Werthe, der Versuch, mit allen Mitteln, mit allen Instinkten, mit allem Genie unternommen, die Gegen-Werthe, die vornehmen Werthe zum Sieg zu bringen... Es gab bisher nur diesen großen Krieg, es gab bisher keine entscheidendere Fragestellung als die der Renaissance, – meine Frage ist ihre Frage –: es gab auch nie eine grundsätzlichere, eine geradere, eine strenger in ganzer Front und auf das Centrum los geführte Form des Angriffs! An der entscheidenden Stelle, im Sitz des Christenthums selbst angreifen, hier die vornehmen Werthe auf den Thron bringen, will sagen in die Instinkte, in die untersten Bedürfnisse und Begierden der daselbst Sitzenden hinein bringen ... Ich sehe eine Möglichkeit vor mir von einem vollkommen überirdischen Zauber und Farbenreiz: – es scheint mir, daß sie in allen Schaudern raffinirter Schönheit erglänzt, daß eine Kunst in ihr am Werke ist, so göttlich, so teufelsmäßig-göttlich, daß man Jahrtausende umsonst nach einer zweiten solchen Möglichkeit durchsucht; ich sehe ein Schauspiel, so sinnreich, so wunderbar paradox zugleich, daß alle Gottheiten des Olymps einen Anlaß zu einem unsterblichen Gelächter gehabt hätten – Cesare Borgia als Papst... Versteht man mich? ... Wohlan, das wäre der Sieg gewesen, nach dem ich heute allein verlange –: damit war das Christentum abgeschafft! "

Nietzsche donnert gegen Luther, der durch sein allgemeines Priestertum diese Hierarchie beseitigte, die demokratische Gleichheit eingeführt und so den höheren Menschen abgeschafft habe. Die Reformation sei der Bauernaufstand des Nordens gegen den feineren Geist des Südens, Luther selbst der beredteste und unbescheidenste Bauer, den Deutschland je gehabt habe, ein Schimpfteufel, Plebejer und Rüpel, der "direkt" und "ungeniert" mit seinem Herrgott reden wollte, weil er keinen Sinn hatte für Ehrfurchtsetikette und hieratischen Geschmack.

Nietzsche begeisterte sich geradezu für die Aristokratie der römischen Kirche, für die Anmut der Gebärden, die herrschenden Augen, das durchgeistete Antlitz, wie man das bei der höchsten Geistlichkeit sehen könne, besonders wenn sie aus vornehmen Geschlechtern komme. Und da er nun gerade auf dieser Tour "philosophiert", erhält der Priester, der ihm sonst eine Ausgeburt ist von Niedrigkeit, Ohnmacht, Lebensneid und giftigster Verleumdungssucht, den Ehrentitel »delikateres Raubtier«, und die Kirchenfürsten erscheinen als Brücke zum Übermenschen.

Luther stellte sich dem Papst entgegen und nannte ihn einen Antichrist. Er fühlte sich als der Mensch, der aus dem Mittelalter heraustritt und die göttliche Sendung hat, den Menschen die reine Wahrheit, ausgewiesen durch das Neue Testament zu verkünden.

Luther war ein Mensch in der Revolte. Er war der größte Rebell, den die deutsche Geschichte aufzuweisen hat – und wollte doch nichts weniger sein. Martin Luther hat mit den sagenhaften Hammerschlägen, mit denen er seine 95 Thesen an das Tor der Schlosskirche zu Wittenberg nagelte, das Mittelalter beendet und ein neues Zeitalter begründet: das, in dem wir heute leben.



Weblinks:

Martin Luther-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Martin Luther-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

Friedrich Wilhelm Nietzsche: Der Antichrist


Blog-Artikel:

Martin Luther als deutscher Reformator – Philosopenwelt-Blog

Luther und sein fester Glauben

Luther und der Humanismus
Literatur:


Der Antichrist: Versuch einer Kritik des Christentums
von Friedrich Nietzsche

Weitere Luther-Artikel:

Luther

Samstag, 23. September 2017

Kann nur ein Philosoph den wahren Sinn von Politik begreifen?


Platon

Demokratie ist kein Königsweg, sondern eine partizipative Regierungsform, die vom Mitmachen der Regierten lebt. Viele Menschen sehen die Demokratie als einen Naturzustand an, der natürlich gewachsen ist. Dabei exisitieren viele Demokratien erst nach 1945. Demokratien gibt es nur, solange es Demokraten gibt. Demokratie ist Macht auf Zeit. Demokratie ist nicht nur Delegation, sondern auch Kontrolle von Herrschaft.

Gegen die Demokratie lässt sich so mancher Kritikpunkt anbringen. Platon lehnte zwei Wesensmerkmale der Demokratie, die Freiheit und Gleichheit, entschieden ab. Für ihn war die Mehrheit des Volkes aufgrund mangelnder Bildung nicht sachverständig genug, um komplexe Entscheidungen treffen zu können. Anstatt dessen sah er nur eine Minderheit im Volk, nämlich nach seinen ethisch-sittlichen Vorstellungen gebildete Aristokraten, dazu in der Lage, kraft ihrer Weisheit bzw. Vernunft zu herrschen.

Während die Masse des Volkes nach Lust und Laune über bestimme Sachverhalte entscheide, würden die Philosophen dies ob ihres ausgeprägten Sachverstandes erst nach eingehender Abwägung und Überprüfung aller Argumente unter Maßgabe der Vernunft tun. Platon erschien die Demokratie mit ihren durch Los vergebenen Ämtern, wo die Freiheit für jeden Bürger darin bestände, in beliebiger Art und Weise heute für dieses und morgen für jenes zu stimmen, als unberechenbar und im höchsten Maße instabil.

„Herrschen ist Unsinn, aber regieren ist Weisheit.
Man herrscht also, weil man nicht regieren kann.“


Johann Gottfried Seume

Kann nur ein Philosoph den wahren Sinn von Politik begreifen? Und kann der nötige Überblick nur durch philosophische Erkenntnis vermittelt werden? Platon bejahte dies. Nicht zufällig mutet das Staatsgebilde, das Platon entwarf, sehr aristokratisch und despotisch an, da insbesondere der Mann an der Spitze, der Philosophenkönig, keiner anderen Kontrolle als seiner eigenen Vernunft unterliegen soll.

Die Herrschaft von Philosophenkönigen wird aber nicht zu einer Herrschaft des Volkes führen, weil aristokratische Philosophenkönige nicht im Sinne und Interesse des Volkes regieren werden. Diese aristokratische Herrschaft wird zu einer Vertretung von aristokratischen Interessen führen. Die Weisheit der Herrschenden ist hier nicht im Sinne des Volkes.

Ein Befürworter der aristokratischen Herrschaft war auch der deutsche Philosoph Friedrich Nietzsche. Er verstand die aristokratische Herrschaft als Herrschaft der Vornehmen, d.h. des Adels bzw.der vornehmen Rasse.

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Demokraie-Zitate - www.die-zitate.de

Donnerstag, 14. September 2017

Erster Band »Das Kapital« vor 150 Jahren erschienen

Karl Marx

Heute vor 150 Jahren erschien der erste Band »Der Produktionsprozess des Kapitals« von Karl Marx. Der erste Band des Kapital erschien beim Hamburger Verleger Otto Meissner in einer Startauflage von 1.000 Exemplaren. Friedrich Engels stellte nach Marx’ Tod (1883) aus dessen Manuskripten zwei weitere Bände zusammen.

»Das Kapital« ist das wissenschaftliche Hauptwerk von Karl Marx. Das Werk ist ohne Zweifel eines der Schlüsselwerke der politischen Philosophie.

Anders als etwa das »Kommunistische Manifest« ist es kein Aufruf zur Revolution, sondern eine äußerst umfangreiche, systematische und detailreiche Analyse und "Kritik der politischen Ökonomie" - so der Untertitel.

Marx analysierte die gesellschaftlichen Verhältnisse seiner Zeit so scharf wie niemand vor ihm. Entsprechend lange hat Marx dafür gebraucht: 15 Jahre arbeitete er allein am ersten Band.


Karl Marx

Marx hat in seinen ökonomischen Werk versucht, gesellschaftliche und ökonomische Zusammenhänge zu erklären.
Ökonomie ist eine nicht leicht zu verstehende Wissenschaft, bei derdas soziale Wesen Mensch mit all seinen Stärken und Schwächen, seiner Unstetigkeit und seinem ständigen Drang nach Neuem im Mittelpunkt steht. Der Mensch versucht, Fragen hinsichtlich seiner eigenen Existenz und Zukunft zu beantworten. Dazu gehören die persönliche Freiheit, aber auch die Stellung in der Gesellschaft und der Umgang mit der Natur.

Das sind Fragen, die Marx als Philosoph und Ökonom wissenschaftlich zu untermauern versuchte. Daraus entstand die Theorie für ein neues Gesellschaftssystem, deren Ziel es ist, die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen durch eine Revolutionzu beenden.

Marx versuchte, in seiner komplexen Abhandlung hinter die versteckten Funktionsweisen des Kapitalismus zu kommen. Dabei näherte er sich schrittweise über die Begriffe der Ware, des Tauschwerts und des Gebrauchswerts seiner berühmt gewordenen Arbeitswertlehre:

Eine Ware, so Marx, ist so viel wert, wie die darin "geronnene" Arbeitszeit. Der Arbeiter muss, da er keine Produktionsmittel besitzt, seine Arbeitskraft verkaufen, und zwar an die Kapitalisten, die Maschinen und andere Produktionsmittel besitzen.

Der Kapitalist will seine Waren nicht verkaufen, um andere Waren erwerben zu können, sondern um sein Geld zu vermehren. Das "geldheckende Geld", der kapitalistische Akkumulationsprozess steht im Zentrum der Marx'schen Kritik.

Die Auswirkungen von Marx' Werk auf die Wissenschaften sind schon kaum zu überschätzen - diejenigen auf die weit reichenden politischen Umwälzungen in großen Teilen der Welt im 20. Jahrhundert in den kommunistischen Staaten erst recht nicht.

Kapital lesen 2016

Marx Analyse der ökonomischen Verhältnisse für die Gesellschaft ist keineswegs überholt, sondern lediglich seine Lösungsansätze sind in der Realität gescheitert.

Es ist gut möglich, daß die Idee des Sozialismus das vor 25 Jahren gescheiterte Gesellschaftsmodell überleben wird und angesichts der Krise des Kapitalismus und der zunehmenden Ungerechtigkeit der ökonomischen Verteilung als kritische Theorie wieder an Aktualität gewinnen wird.

Das Kapital-Werke:

Das Kapital
Das Kapital
von Karl Marx


Das Kapital im 21. Jahrhundert
von Thomas Piketty und Ilse Utz

Weblinks:

Karl Marx-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Karl Marx-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

Wiwo-Weblinks:

Der bärtige Gelehrte - www.wiwo.de

Joseph Schumpeter und das Vermächtnis Marx' - www.wiwo.de Das Kommunistische Manifest - Marx' Herz und Verstand - www.wiwo.de


Blog-Artikel:

»Das Kapital im 21. Jahrhundert« von Thomas Piketty

Mittwoch, 13. September 2017

Michel de Montaigne 425. Todestag

Michel de Montaigne

Vor 425 Jahren starb am 13. September 1592 der Philosoph und Humanist Michel de Montaigne.

Michel de Montaigne (1533-1592) war zuallererst ein Skeptiker, auch Humanist sowie Politiker mit Zugang zu den einflussreichen Persönlichkeiten der französischen Monarchie am Ende der Renaissance und zu Beginn der Reformation und der beginnenden Gegenreformation.

Montaignes literarische Schaffensphase – von 1570 bis 1592 – fiel in die Zeit der französischen Religionskriege (acht Phasen von Bürgerkriegen zwischen 1562 und 1598). Die Unruhen waren Folge eines schwachen Königtums und religiöser Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und Hugenotten, die intensive Gewalterfahrung für Generationen zum Alltag machten, was Montaignes grundlegenden Skeptizismus verstärkt haben mag.



Michel Montaigne

Montaignes literarische Schaffensphase – von 1570 bis 1592 – fiel in die Zeit der französischen Religionskriege (acht Phasen von Bürgerkriegen zwischen 1562 und 1598). Die Unruhen waren Folge eines schwachen Königtums und religiöser Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und Hugenotten, die intensive Gewalterfahrung für Generationen zum Alltag machten, was Montaignes grundlegenden Skeptizismus verstärkt haben mag.

Mit seinen "Essais" hat Michel de Montaigne eine gleichnamige literarische Gattung geschaffen. Darin sinniert er nicht nur über Freundschaft und Einsamkeit, sondern gibt auch Details seines Liebeslebens und seiner Verdauung bekannt.

Michel de Montaigne

Bunt gemischt und in leicht verständlicher Sprache steht Allgemeines neben Privatem, Literatur neben Philosophie, Kurioses neben Alltäglichem. Montaignes fragende Haltung, seine Klugheit und Weitsicht, haben diese vor über 400 Jahren verfassten "Versuche" bis heute lebendig gehalten.

Montaigne macht sich tiefsinnige Gedanken über die verschiedensten Aspekte des Lebens, seines Lebens genauer gesagt, denn der Hauptgegenstand seiner Essais ist er selbst. Seine Selbsterkenntnis, das was ihm durch seine Gedankenwelt schweift, brachte er zu Papier, unterstützt durch viele Zitate von Dichtern des Altertums.

Essais
Essais

In der Abgeschiedenheit seines ländlichen Anwesens beschäftigte er sich vor allem mit der Erforschung seiner selbst. Die zeitgenössische Philosophie, die bisherige Philosophie überhaupt schien ihm nicht in der Lage, die tatsächliche Befindlichkeit menschlicher Existenz widerzuspiegeln. Und so schuf Michel de Montaigne mit seinen Essays und der darin meisterlich entwickelten Kunst der Reflexion eine neue Philosophie und ein neues Bild vom Menschen.

In sich ruhend und selbstbewusst, frei vom Furor der Auflehnung, streifte er die überkommenen Ideen des späten Mittelalters ab; die Lehrmeinungen des orthodoxen Christentums zählten ihm nichts –
er vertraute auf die Erkenntnisfähigkeit seiner Sinne und die Kraft der Erfahrung. Montaignes Schriften markieren den geistigen Aufbruch der Renaissance und des Humanismus.


Die mit über tausend Bänden glänzend bestückte Bibliothek war sein "Schoß der gelehrten Musen", wie die Inschrift eines Deckenbalkens lautete. Er begann mit der Niederschrift einer philosophischen Abhandlung. Einer äußerst Ungewöhnlichen:

"Dieses Buch, Leser, gibt redlich Rechenschaft. Sei gleich am Anfang gewarnt, dass ich mir damit kein anderes Ziel als ein rein häusliches und privates gesetzt habe."

Michel Montaigne

Das Ergebnis war ein bahnbrechendes Werk über das Wesen des Menschen, noch dazu in einem klangvollen Französisch und nicht wie üblich auf Latein. Montaigne erfand eine eigene Gattung, die er Essai nannte, also "Probe", "Versuch" oder "Übung".

Am 28. Februar 1571 gab der Jurist Michel de Montaigne, ein würdiger, kahlköpfiger Herr mit Bart und Halskrause, überraschend alle politischen Ämter auf und zog sich in das Turmzimmer seines Schlosses bei Bordeaux zurück. Es war sein 38. Geburtstag.

Der Philosoph der Muße und Geduld Michel de Montaigne wurde am 28. Februar 1533 geboren.


DLF-Weblinks:

Erfinder der Selbstbeobachtung - www.deutschlandfunkkultur.de

Befriedigend und befreiend - www.deutschlandfunkundkultur.de


Literatur:

Essais
Essais
von Michel de Montaigne

Montaigne
Montaigne
von Stefan Zweig

Samstag, 9. September 2017

Pragmatische Politik braucht rechtes Augenmaß


Immanuel Kant

Ein Staatswesen benötigt als Staatsraison gewisse Prinzipien der politischen Staatsführung. Politik braucht ein rechtes Augenmaß und ein sittliches Fundament. Politik ist letztlich ein Zusammenspiel von zweckgerichteter Vernunft und moralischer Zielbestimmung. Pragmatische Politik erklärt sich aus dem Verhältnis von Moral und Vernunft und führt zu sittlichem Handeln. Politik ist pragmatisches Handeln zu sittlichen Zwecken oder zu sittlichen Zielen.

Der deutsche Politiker und Bundeskanzler Helmut Schmidt hat einmal gesagt, Politik ohne sittliches Fundament ist gewissenlos; und sie tendiert zum Verbrechen. Damit offenbarte er sich als Anhänger Kants und als Befürworter eines "Kant in unserer Zeit". Kant schrieb in der Schrift Zum ewigen Frieden: "Wahre Politik kann also keinen Schritt tun, ohne vorher der Moral gehuldigt zu haben." Schmidt wollte das aber auch umkehren wollen und sagen: Umgekehrt kann die Verfolgung sittlicher politischer Ziele ohne das "Augenmaß" im Sinne von Max Weber möglicherweise zerstörerische Folgen haben.

"Wahre Politik kann also keinen Schritt tun,
ohne vorher der Moral gehuldigt zu haben."


Immanuel Kant

Über dieses Zusammenspiel von zweckgerichteter Vernunft und moralischer Zielbestimmung in der Politik hat er selbst häufig gesagt – Fachphilosophen haben ihm das übel genommen, weil das Wort "pragmatisch" hier vielleicht anders gebraucht wird, als sie es gewohnt waren: "Politik sei pragmatisches Handeln zu sittlichen Zwecken oder zu sittlichen Zielen." Mit diesem Satz wollte er klarstellen, dass pragmatisches Handeln, das er für sich in Anspruch nahm, bei aller Fehlerhaftigkeit, nichts zu tun hat mit einem ziellosen oder perspektivlosen muddling through, wie einem Politiker bisweilen unterstellt wird.

Er dachte vielmehr, dass eine Politik, die mit praktischer Vernunft ethische Ziele oder Zwecke verfolgt, die dies mit Mitteln tut, deren Wirkungen der Situation angemessen sind, deren Nebenwirkungen sorgfältig kalkuliert, die als risikoarm befunden worden sind, dass eine solche Politik das Gegenteil ist von prinzipienlosem Opportunismus und das Gegenteil von verantwortungslosem Treibenlassen. Oder anders gesagt: Illusionistische Politik, welche auf vernünftige Berechnung verzichtet, kann gerade deshalb und trotz begründender "Theorie" sehr wohl unmoralisch sein, auch wenn ihre Zwecke durchaus als moralische Zwecke vorgestellt werden.

Kant benützt den Begriff des pragmatisch Richtigen überwiegend nicht als Gegensatz zum sittlich Richtigen; das kommt aber bei ihm auch vor. In der Schrift Zum ewigen Frieden ziemlich zum Schluss seines Schaffens ist das Wort "pragmatisch" mit der Vernunft verbunden, die die politischen Grundideen in Übereinstimmung mit dem moralischen Prinzip auszuführen versteht.

"Politik ist pragmatisches Handeln zu sittlichen
Zwecken oder zu sittlichen Zielen."


Helmut Schmidt

Ein politischer Pragmatiker ist ein Mann der Tat. Helmut Schmidt wollte scheinen, dass pragmatisch zu denken und pragmatisch zu handeln deshalb eine sittliche Pflicht jedes Politikers ist, der über moralische Prinzipien nicht nur reden will, sondern der diese vielmehr auch tatsächlich handelnd verwirklichen will.

Auszug aus:

"Maximen politischen Handelns"; Rede auf dem Kant-Kongress der Friedrich-Ebert-Stiftung am 12. März 1981 Weblink:

Das rechte Augenmaß www.zeit.de

Samstag, 2. September 2017

Platons Ablehnung der attischen Demokratie

Platon

Platon ist ein erklärter Gegner der Volksherrschaft. Er witterte die Gefahr, die von der Herrschaft des Volkes auf die attische Demokratie ausgehen konnte. Die Grundfehler der Demokratie liegen für ihn in einem Übermaß an individueller Freiheit zu Lasten des Gemeinwesens und in der politischen Teilhabe unvernünftiger, eigennütziger Personen.

Demokratie als Staatsform generiert nicht automatisch Weisheit oder Klugheit und sie ist auch keine Staatsform der Weisen und der Wissenden. Das wußte bereits der Philosoph Platon in der Antike - ein erklärter Gegner der Demokratie. Er vertrat die Auffassung, daß ein Staat nur dann gut regiert sei, wenn seine Lenkung in der Hand von Philosophen liege und plädierte daher für einegemäßigte Epistokratie.

Platon lehnte zwei Wesensmerkmale der Demokratie, die Freiheit und Gleichheit, entschieden ab. Für ihn war die Mehrheit des Volkes aufgrund mangelnder Bildung nicht sachverständig genug, um komplexe Entscheidungen treffen zu können. Anstatt dessen sah er nur eine Minderheit im Volk, nämlich nach seinen ethisch-sittlichen Vorstellungen gebildete Aristokraten, dazu in der Lage, kraft ihrer Weisheit bzw. Vernunft zu herrschen.

Während die Masse des Volkes nach Lust und Laune über bestimme Sachverhalte entscheide, würden die Philosophen dies ob ihres ausgeprägten Sachverstandes erst nach eingehender Abwägung und Überprüfung aller Argumente unter Maßgabe der Vernunft tun. Platon erschien die Demokratie mit ihren durch Los vergebenen Ämtern, wo die Freiheit für jeden Bürger darin bestände, in beliebiger Art und Weise heute für dieses und morgen für jenes zu stimmen, als unberechenbar und im höchsten Maße instabil.

Seine Staatstheorie verrät deutlich Züge eines bevormundenden Geistes, der das Individuum zu einem Glück zwingen will, dessen Sinn ihm verborgen ist und wohl auch verborgen bleiben wird (Andreas Graeser: Die Philosophie der Antike 2, 1993, S. 198).Gegenstand seiner Staatstheorie ist die konsensuale Grundordnung eines Stadtstaats (polis). Dabei spricht sich Platon zumindest teilweise, nämlich beim Stand der Wächter, für die Aufhebung der Privatsphäre, die Auflösung der Familie und die Abschaffung des Privateigentums aus.

Seine Befürwortung der Euthanasie, die noble Lüge als legitimes Mittel der Politik (Platon, Politeia 389b) sowie die Lebensweise des Wächterstands wirken autokratisch, ebenso das generelle Verbot der überlieferten Dichtung und das Verbot der verweichlichenden oder enthemmenden Musik.


Platon bevorzugt eindeutig die elitäre Herrschaft sog. „Philosophenkönige“, welche über elitäres Wissen und die Weisheit zur Führung eines Staates verfügen. Seine Ablehnung der attischen Demokratie und seine Bevorzugung eines autoritären Regimes von „Philosophenkönigen“, die nichts mehr mit dem sokratischen Philosophen zu tun haben und explizit Lügenpropaganda verwenden dürfen, versucht der Philososph Karl Popper mit vielen Textstellen zu belegen.

Platon sei damit der erste und wichtigste Theoretiker einer geschlossenen Gesellschaft gewesen, in der es keine gewaltlose Veränderung geben kann und Eliten diktatorisch herrschen. Popper sah in Platon „den ersten großen politischen Ideologen, der in Klassen und Rassen dachte und Konzentrationslager vorschlug.“

Weblinks:

Platons Staatstheorie - platon-heute.de

Platon-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Platon-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

Blog-Artikel:

Platon und die Demokratie -
antikewurzeln.wordpress.com

Platons Demokratie als Illusion -

Samstag, 26. August 2017

Platons Demokratie als Illusion



Der Begriff „Demokratie“ ist eine Erfindung des Philosophen Platon, ein Gedankenexperiment und eine schöne Utopie, immer der Gefahr unterliegend, nur eine Illusion zu sein. Bereits Platons „Demokratie“ stand unter Illusionsverdacht.

Es ist an der Zeit endlich öffentlich darüber nachzudenken, ob die Erfindung des Begriffs „Demokratie“ durch Platon zu einer Illusion geführt hat, die es nie in die Realität schaffen kann. Ist das Gedankenexperiment und die schöne Utopie Platons jemals in der Wirklichkeit angekommen und erfolgreich gelebt worden? Leben wir in einer Demokratie? Was verhindert Demokratie?

Was heisst Demokratie? Grundsätzlich hat sich jeder Staat demokratisch genannt, der nicht als monarchisch oder tyrannisch gelten mag. Nach Platon ist der Monarch ein einzelner, guter Herrscher, der Tyrann ein einzelner schlechter Herrscher.

Das Prinzip der Volksherrschaft – ist es ein theoretisches Wortspiel, kann es in die Realität umgesetzt werden? Demokratie erscheint heute als das politische Bemühen, dem Volk die Erkenntnis zu verschleiern, daß es gar nicht demokratisch regiert wird.

Warum ist Europa im Grunde so wenig demokratisch? Beispiel des heutigen Europas ist ein gutes Beispiel für die nicht vorhandene Demokratie. Dort gibt es nirgends ein wirklich demokratisches System. Nirgends regiert wirklich das Volk. Die Schweiz kommt dem Gedanken nahe. Außer, es gibt Entscheidungen der Regierung, die sie dem Volk keinesfalls überlassen kann.

Es gibt überall Parteien und deren mächtige Vorsitzenden, die die politischen Weichen stellen. Das Volk kann wählen, alle vier oder fünf Jahre. Das ist aber auch schon alles. Jeder weiß, daß Wahlversprechen im Moment ihrer Verkündung schon gebrochen werden. Frau Merkel hat es ja offen zugegeben.

Demokratie herrscht freilich schon, aber nur noch als Illusion. Stört es die Regierten eigentlich nicht, daß sie nicht demokratisch regiert werden?


Weblinks:

Demokratie: Gab es sie je? Gibt es sie überhaupt? Haben wir eine Demokratie? - Querdenken.tv - quer-denken.tv

Platon-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de


Platon-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de



Blog-Artikel:

Über ethische Grundlagen der Demokratie

Samstag, 19. August 2017

Über ethische Grundlagen der Demokratie

Säulen der Demokraie




Demokratie als eine rechtlich ausgestaltete Form dafür, wie menschliches Leben sich im politischen Rahmen artikulieren und organisieren kann, bedarf einer Verwurzelung in klaren Grundsätzen der menschlichen Lebensführung. Es geht um die vertragliche Ausgestaltung des Verhältnisses zwischen Staat und den Bürgern. Die ethischen Grundlagen der Demokratie lassen sich unter vier Gesichtspunkten beleuchten: Die Würde des Menschen, der Umgang mit der Fehlbarkeit des Menschen, der Umgang mit politischer Macht und schließlich das Verhältnis der Demokratie zum Pluralismus.

Das Grundgesetz versteht die Menschenwürde als die unverfügbare und unantastbare Grundlage allen staatlichen und politischen Handelns. Das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland beginnt in seinem Artikel 1 mit einem Bekenntnis zur Menschenwürde. Vorausgestellt ist dem in der Präambel des Grundgesetzes ein denkwürdiger Hinweis. Dort heißt es: „Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen ...“

Die Demokratie als Staatsform ist aus historischer Erfahrung gut beraten, mit der Fehlbarkeit des Menschen zu rechnen. Auch in der Demokratie kann geirrt werden. Sie muss mit der Verführbarkeit des Menschen durch Macht rechnen. Und sie muss dabei ins Kalkül ziehen, dass Menschen Irrtümern erliegen. Sie muss es daher für wichtig erachten, dass menschliche Entscheidungen korrigiert werden können.

Zur Demokratie gehört aber auch mit einem Ergebnis einer Wahl umzugehen und es zu akzeptieren. Man hat ja bei der nächsten Wahl die Gelegenheit etwas zu ändern. Alles andere ist eher undemokratisch.

Politische Macht ist in der Demokratie regional begrenzt, denn sie gilt jeweils nur für einen bestimmten Zuständigkeitsbereich. Politische Macht ist aber auch zeitlich begrenzt, beispielsweise durch Legislaturperioden. Schließlich unterliegt sie institutionellen Grenzen; sie ist an ein Gleichgewicht zwischen unabhängigen Gewalten – Regierung, Parlament, Gerichtsbarkeit – gebunden.

Kein Mensch, keine staatliche Institution, keine Gewalt kann oder darf sich selbst absolut setzen und die totale Macht oder alleinige Kontrolle über eine Gesellschaft ausüben. Die Macht ist in einer Demokratie relativ und begrenzt. Das schränkt die Möglichkeiten ihres Missbrauchs ein.

Weil menschliche Entscheidungen irrtumsanfällig sind, ist es gut, diejenigen Entscheidungen mit Vorrang auszustatten, die revidiert oder korrigiert werden können. Der Machtwechsel zwischen Regierung und Opposition ist das demokratische Grundmuster für solche Revisionsvorgänge.


Die Demokratie trägt den Pluralismus als Keim in sich. Pluralität ist eine Folge der Demokratie und auch eine Tugend. Aber Pluralismus ist kein Selbstzweck. Dort, wo man mit ihm zu tun bekommt, ist er eine Schule der Toleranz. Dort, wo in Fragen der Moral Einigkeit nicht erreicht wird, nötigt er zu der Einsicht, dass keiner von uns über die Wahrheit verfügt. Aber die Pluralität in der Demokratie ist kein Grund dafür, nicht mehr nach der Wahrheit zu fragen, die Wahrheit in ethischen Fragen eingeschlossen.

Weblinks:

Ethik und Demokratie - www.ekd.de

Über ethische Grundlagen der Demokratie - www.kas.de

Gene-ABC.ch - www.gene-abc.ch/de/ethik


Samstag, 12. August 2017

Humanismus bedingt den freien Geist


Der Geist des Humanismus ist die vorherrschende geistige Grundströmung seiner Zeit des Mittelalters. Der Humanismus war nicht auf Gott bezogen, sondern auf die Menschen. Das zeigte sich im Selbstbewußtsein seiner Vertreter und auch der Wohlhabenden in der damaligen Zeit.

Führende Vertreter des Humanismus waren Theologen wie Erasmus von Rotterdam sowie Martin Luther und auch freie edelmütige Reichsritter wie Franz von Sickingen und Ulrich von Hutten.

Der Humanismus verkündet den freien, den unabhängigen Geist. Er bedingt den freien Geist, denn nur ein freier Geist kann die Lehre des Humanismus in sich tragen. Die Reformation ist aus der Lehre des Humanismus entstanden, sie hat ihre gesitige Wurzel in dieser Lehre.

Humanismus und Reformation stehen dabei in einem Wechselspiel der geistigen Kräfte. Beide Lehren, obwohl Brüder im Geiste, waren doch recht unterschiedlicher Natur: der Humanismus eine reine Geisteslehre und die Reformation eine religiöse Reformbewegung der Erneuerung.


Die Lehre des Humanismus hat der Reformation den geistigen Weg geebnet. Der weltliche Humanismus wurde in einen kirchlichen Humanismus verwandelt. Luther leitete daraus für sich selbst das intensive Studium der Bibel ab: Humanismus hieß also für ihn vor allem Rückbesinnung auf die griechischen und hebräischen Originalschriften der Bibel - Bibelhumanismus.

Im Zeitalter von Reformation und Glaubensspaltung in Europa vermochte sich das auf Frieden und Versöhnung zielende Wirken des fraglos bedeutendsten Humanisten seiner Zeit, des Erasmus von Rotterdam, jedoch nicht zu behaupten. Seine Werke wurden 1559 katholischerseits verboten.

Literatur:

Reformation, Humanismus, Renaissance
Reformation, Humanismus, Renaissance
von Gerhard Henke-Bockschatz und Klaus Pfitzer


Weblink:

Franziskus: „Europa muss neuen Humanismus zur Welt bringen

Blog-Artikel:

Luther und der Humanismus

Helmut Schmidt - Das Ethos des Politikers

Helmut Schmidt


Auf Helmut Schmidt hat Kant einen durchaus prägenden Einfluss ausgeübt. Den Politiker hat das idealistische Prinzip einer unbedingten, einer nicht durch Eigennutz oder Opportunismus verzerrten Pflichtauffassung fasziniert.

Auf Schmidt hat die späte Schrift »Zum ewigen Frieden«, welche er als junger Kriegsheimkehrer gelesen hatte, einen tiefen Eindruck gemacht, gerade durch die Nüchternheit, mit der sich der Autor dort Illusionismus und Schwärmerei versagt, mit der er stattdessen konkrete völkerrechtliche friedenspolltische Schritte vorschlägt. Übrigens nur »Schritte«.

Kant spricht vom ewigen Frieden als einer Aufgabe, die nur nach und nach zu lösen sei, deren Ziel man schrittweise näher komme. Und soweit ich mich hier auf Kant berufe, so beziehe ich mich wesentlich auf die Schrift »Zum ewigen Frieden« und auf die Schrift »Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht«, beide nach den großen philosophischen Werken geschrieben.


"Für mich bleibt die oberste Instanz das eigene Gewissen des handelnden Politikers." Helmut Schmidt

Für ihn sind bei Kant drei Dinge besonders wichtig: Zum einen der Standpunkt einer Menschheitsethik, die von den fundamentalen Freiheiten aller Menschen ausgeht. Zum anderen die Pflicht zum Frieden und zur Völkergemeinschaft als eine zentrale moralische Norm und nicht nur als eine politische Norm. Drittens aber vor allem die enge Verbindung zwischen dem Prinzip der sittlichen Pflicht und dem Prinzip Vernunft oder, wie man heute sagen mag, der kritischen Ratio.

Für ihn persönlich hatte das hohe Pflichtethos als ganz junger Mensch zu Beginn des Krieges durch das Lesen von Marc Aurels »Selbstbetrachtungen« schon Bedeutung gewonnen, eine Schrift, die mir in der Nazizeit durch Zufall in die Hände gekommen war.

Weblinks:

Helmut Schmidt - Das Ethos des Politikers (Rede 2007) Youtube

Weltethosrede von Helmut Schmidt am 01.06.2007 - YouTube

Samstag, 5. August 2017

Braucht Europa einen neuen Humanismus?

Jedes Zeitalter und jede Kultur gebiert ihren eigenen Humanismus. Auftretender Humanismus ist immer ein Zeichen des Aufbruchs. Der Humanismus nimmt zumeist eine Stellung gegen die herrschenden Verhältnsisse ein.

Die politischen Verhältnisse in Europa sind eine Bankrotterklärung an den Humanismus. Sie sind mit einem Humanismus nicht mehr zu vereinbaren.

Angesichts der sittenlosen politischen Zustände in den Ländern Europas, wo Zustände des üblen Manchester-Kapitalismus sich eine kleine Klasse von Besitzbügern sich immer weiter auf Kosten der breiten Bevölkerung bereichert, ist die berechtigte Frage zu stellen: Braucht Europa einen neuen Humanismus?

Den Humanismus des alten Europa ist etwas skeptisch zu betrachten, weil das lediglich eine Geisteshaltung war, die viel idealisierte und vor allem mißachtete, daß Europa in weiten Teilen eine Sklavengesellschaft war, die sich in Stände, Kasten und Klassen unterteilte.

Der Humanismus des alten Europa ist angesichts der Flüchtlingswelle und der Verelendung ganzer Bevölkerungsschichten eine Bankrotterklärung an jede zivilisierte Welt. Dieser verdient seinen Namen nicht und ist allenfalls eine verbrauchte Scheinlehre. Er ist eine Verfallserscheinung.

Der Geist des Humanismus ist die vorherrschende geistige Grundströmung seiner Zeit des Mittelalters. Er verkündet den freien, den unabhängigen Geist. Humanismus bedingt den freien Geist. Die Reformation ist aus der Lehre des Humanismus entstanden, sie hat ihre Wurzel in dieser Lehre.

Die Lehre des Humanismus hat der Reformation und damit der Erneuerung gegen restaurative Zustände den geistigen Weg geebnet. Luther leitete daraus für sich selbst das intensive Studium der Bibel ab: Humanismus hieß also für ihn vor allem Rückbesinnung auf die griechischen und hebräischen Originalschriften der Bibel - Bibelhumanismus. Beide Lehren, obwohl Brüder im Geiste, waren doch recht unterschiedlicher Natur: der Humanismus eine reine Geisteslehre und die Reformation eine religiöse Reformbewgung der Erneuerung.


Weblink:

Franziskus: „Europa muss neuen Humanismus zur Welt bringen

Samstag, 22. Juli 2017

Platons Höhlengleichnis als Sinnbild für Fake News

Platons Höhlengleichnis

Das Platonische Höhlengleichnis bedeutet heute die Erkenntnis dem Irrtum von Menschen, welche in einer Scheinwelt gefangen sind und eine konstruierte Welt der Falschmeldungen für die wahre Welt halten. Die Wirklichkeit wird hier durch Scheinwelten verdrängt. Platons Höhlengleichnis wird hier zum Sinnbild für "Fake News" in der heutigen Welt.

Heute ist es nicht das Licht eines Feuers, das auf die Höhlenwand projeziert wird, sondern das Licht der falschen Erkenntnis, erleuchtet mittels gezielter Desinformation durch die Medien, welche die Menschen für die wahre Welt halten sollen. Das Medium hierzu ist die Nachrichtenerstattung. "Fake News" sind die Projektionen einer Wahrheit, welche eine verfälschte Sicht der Dinge darstellt.


Das Platonische Höhlengleichnis berichtet davon, daß die Erkenntnis dem Irrtum von Menschen vergleichbar ist, die ihr ganzes Leben gefesselt in einer Höhle verbringen und die Schatten von Gegenständen, die das Licht eines Feuers auf die Höhlenwand projeziert, für die wahre Welt halten. Die Höhle wird hier zum Sinnbild der geistigen Verengung.

Das Höhlengleichnis ist eine Geschichte, die davon erzählt, daß den Menschen eine Welt künstlich vorgegaukelt wird, die sie für die wahre Welt halten. Dieses frühe Narrativ ist somit gleichsam die Urgeschichte aller Progaganda.

Bei Platons Höhlengleichnis und bei Fake News geht es nicht um Wahrheit, sondern um deren Interpretation, dargestellt im Licht eines Feuers auf einer Höhlenwand und als Projektion auf dem Fernsehbildschirm. Irrtum und Wahrheit ligen eng beieinander - diese sind wie zwei Seiten einer Medaille. Auf dieser steht die Aufschrift: "Auch die Wahrheit kann erlogen sein."Wer wollte wohl daran zweifeln?

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Samstag, 15. Juli 2017

Walter Benjamin 125. Geburtstag


Walter Benjamin


Walter Benjamin wurde vor 125 Jahren am 15. Juli 1892 in Berlin geboren. Walter Benjamin war ein bedeutender deutscher Philosoph, Literaturkritiker und Übersetzer in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Walter Benjamin lebte von 1920 bis 1933 als freier Schriftsteller in Berlin.

Nach dem Abitur 1912 studierte er Philosophie, deutsche Literatur und Psychologie in Freiburg im Breisgau, München und Berlin.

1921 erschien eine Übersetzung von Baudelaire-Gedichten, der er seinen selbstbewussten Aufsatz »Die Aufgabe des Übersetzers« vorwegstellt.


Walter Benjamin


Seine 1921 erschienene philosophische Schrift »Zur Kritik der Gewalt« beeinflusste viele bedeutende Denker. Nachdem sein Versuch, eine Zeitschrift mit dem Titel »Angelus Novus«, der auf ein Bild Paul Klees zurückging, herauszugeben, gescheitert war, versuchte er 1923/24, in Frankfurt am Main die philosophische oder germanistische Habilitation zu erlangen.

Er lernte hier Theodor W. Adorno und Siegfried Kracauer kennen. Seine Habilitationsschrift »Ursprung des deutschen Trauerspiels« erwies sich jedoch als zu unorthodox für den akademischen Betrieb und so zog er sein Habilitationsgesuch 1925 zurück.

1926 und 1927 hielt Benjamin sich jeweils einen großen Teil des Jahres in Paris auf, wo er, teilweise gemeinsam mit Franz Hessel, an der Übersetzung der Werke von Marcel Proust arbeitete und als Publizist tätig war.

ein Interesse für den Kommunismus führte Benjamin für mehrere Monate nach Moskau. Zu Beginn der 1930er Jahre verfolgte Benjamin gemeinsam mit Bertolt Brecht publizistische Pläne und arbeitete für den Rundfunk.

Die Machtübernahme der Nationalsozialisten zwang Benjamin, im März 1933 ins Exil nach Paris zu gehen. Als Mitarbeiter des nach New York emigrierten Instituts für Sozialforschung ermöglichte Max Horkheimer ihm ein bescheidenes Überleben.

Am Tag vor dem Einmarsch der deutschen Truppen in Paris verließ Benjamin die Stadt und begab sich nach Lourdes. Von hier reiste er zunächst weiter nach Marseille, bevor er im September 1940 vergeblich versuchte, nach Spanien zu flüchten. Im Grenzort Portbou, wo er mit der Auslieferung an die Deutschen bedroht wurde, nahm er sich am 26. September durch Morphium das Leben.

Walter Benjamin starb am 26. September 1940 in den nordspanischen Grenzort Portbou auf der Flucht vermutlich durch Suizid.


Weblinks:

Walter Benjamin-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Walter Benjamin-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

Internationale Walter Benjamin Gesellschaft - www.walter-benjamin.org


Literatur:

Denkbilder


Denkbilder von Walter Benjamin

Sprache und Geschichte. Philosophische Essays.


Sprache und
Geschichte.
Philosophische Essays.


Kritiken und Rezensionen


Kritiken und
Rezensionen

Der freie Wille als ungeliebte Möglichkeit des Daseins


Wir sollen heutzutage ein selbstbestimmtes Leben führen, doch viele Menschen können mit dieser Freiheit nichts anfangen und neigen dazu, sich der Freiheit durch Flucht in andere Welten zu entziehen. Religionen sind fremdbestimmte Organisationen mit festen Ritualen. Der Islam ist ein gutes Beispiel für die Unterwerfung unter dem Willen Gottes.

Viele Menschen sind jedoch eher fremdbestimmt. Fremdbestimmte Menschen wie Beamte, Richter, Militärs können mit einem freien Willen nichts anfangen. In ihnen steckt der Wunsch, den freien Willen aufzugeben und einfach den Zielen anderer zu folgen. Die Fügung unter einen fremden Willen ist bei diesen Menschen sehr ausgeprägt. Hier ist der Wunsch, zu dienen, besonders ausgeprägt.

Es ist manchmal einfacher sich zu fragen: Was wird von mir verlangt, als was will ich. Natürlich ist dieser Wunsch unterschiedlich ausgeprägt, aber er scheint in uns zu schlummern.

Auf der anderen Seite gibt es auch Leute, welche die Kontrolle suchen, weil sie diese für ihre Herrschaft brauchen. Aus dieser Konstellation entstanden wohl Gruppen, Vereine, Reiche, Staaten, Kirchen.

Der freie Wille ist dann nur noch eine ungeliebte Möglichkeit des Daseins.
Nietzsche sagte: "Der freie Wille sei die größte Selbstgeiselung der Menschheit."

Samstag, 8. Juli 2017

Terroristen sind Geisterfahrer des Glaubens

Theodizee

Terroristen sind keine religiösen Menschen, sondern eher Nihilisten - dem Leben abgeneigte Menschen. Es handelt sich um religiös Verführte bzw. Verirrte und so eine Art Geisterfahrer des Glaubens.

Doch ist es der religiöse Glaube an Autoritäten, der Menschen solche Gräueltaten verüben lässt. Terrorismus ist eine Form des radikalen Umganges mit dem Glauben, welcher jedoch die Religiösität negiert. Die im Namen der Religion des Islam verführten Gewaltmenschen werden im Grunde genommen mit einer robusten Antipathie für Religiöses ausgesattet.

Terroristen sind keine Freunde der Reflektion, sie hinterfragen nichts und stellen keine Fragen, die Religion in Verbindung mit Mord bringen.

Kaum jemand wird Fragen: Wie wäre es da, mal jenseits des Systems von Herrschaft zu denken? Wie wäre es da, endlich mal zu realisieren, dass es keine Autorität auf der Erden gibt, die zu Recht über dein Leben herrscht?

Es gibt auch philosophische Antworten auf den Terror, die da lauten:

"Tugend, ohne sie ist der Terror verderblich; Terror, ohne ihn ist die Tugend machtlos."
 
"Écrasez l'infâme!" - "Zermalmt das Infame!"
 

Literatur:

Der Mensch in der Revolte
Der Mensch in der Revolte
von Albert Camus


Samstag, 1. Juli 2017

Terrorismus und die Frage der Theodizee


Terrorismus ist eine Form des radikalen Umganges mit dem Glauben, welcher jedoch die Religiösität negiert. Terroristen sind keine religiösen Menschen, sondern eher Nihilisten - dem Nihilismus und damit dem Nichts zugewandte Menschen, die auch an nichts glauben, was mit Religion zu tun hat.

Der Terrorismus wirft die Frage der Theodizee und damit auch die Leidfrage auf. Die Frage nach dem Leid war und ist die große Frage an Gott. Wenn es ihn gibt, warum lässt er all das Leid zu? Warum hat er überhaupt eine Welt mit so viel Übel und Leid erschaffen? Warum lässt er Naturkatastrophen geschehen? Warum lässt er Gewaltverbrecher gewähren?

Theodizee heißt „Gerechtigkeit Gottes“ oder „Rechtfertigung Gottes“. Gemeint sind verschiedene Antwortversuche auf die Frage, wie das subjektive Leiden in der Welt vor dem Hintergrund zu erklären sei, dass ein (zumeist christlich aufgefasster) Gott einerseits allmächtig, andererseits gut sei.

Die Erschaffung Adams

Konkret geht es um die Frage, warum ein Gott oder Christus das Leiden zulässt, wenn er doch die Omnipotenz („Allmacht“) und den Willen („Güte“) besitzen müsste, das Leiden zu verhindern. Der Begriff théodicée (später deutsch „Theodizee“) geht auf den Philosophen und frühen Vordenker der Aufklärung Gottfried Wilhelm Leibniz zurück.

Das Leiden in der Welt ist durchaus mit der Existenz Gottes als auch mit der Theodizee vereinbar, denn man kann die Theodizee als Widerspruch konstruieren, der sich aus der Annahme ergibt, dass es Übel in der Welt gibt und Gott dennoch existiert:

Gott existiert und es gibt Übel in der Welt.
Wenn Gott existiert, dann ist Gott allmächtig.
Wenn Gott allmächtig ist, dann kann Gott das Übel verhindern.
Wenn das Übel existiert, dann kann Gott das Übel nicht verhindern.
Wenn Gott existiert und das Übel existiert, dann kann Gott das Übel verhindern und nicht verhindern. (Widerspruch)
Oder: Gott existiert nicht.

Nicht-christliche Weltreligionen haben einen anderen Umgang mit der Leidfrage. Und so herrschen auch verschiedene Lösungsansätze für die anderen Weltreligionen wie den Islam, das Judentum, den Hinduismus und den Buddhismus vor.


Weblink:

Theodizee - de.wikipedia.org


Literatur:


Theodizee in den Weltreligionen: Ein Studienbuch
Theodizee in den Weltreligionen: Ein Studienbuch
von Alexander Loichinger und Armin Kreiner


Michelangelo. Das vollständige Werk
Michelangelo. Das vollständige Werk
von Frank Zoellner und Christof Thoenes


Blog-Artikel:

»Theodizee« von Gottfried Wilhelm Leibniz - Philosophenwelt-Blog - http://philosophen-welt.blogspot.com

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