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Samstag, 20. Mai 2023

Ideengeschichte der Dialektik

Sokrates

Die Dialektik weist auf eine lange Tradition in der Philosophie.

Die Dialektik, eine von Anfang an heftig umstrittene Denkweise, hat in ihrer über zweitausendjährigen Geschichte verschiedene Konjunkturen erlebt. Immer wieder wurde sie für tot erklärt. Aber so wenig wie die Widersprüche in der Wirklichkeit verschwinden, so wenig ist auch die Auseinandersetzung mit ihnen obsolet.

Dialektik war noch nie gleich Dialektik. Irgend etwas muss allen Dialektik-Konzepten in der Philosophiegeschichte gleich sein – aber die Unterschiede sind nicht zu übersehen. Das Gemeinsame ist offensichtlich: Dialektik hat etwas mit Veränderung zu tun, aber nicht nur mit einfachen aufeinander folgenden Zustandsveränderungen, sondern mit einer Abfolge von Entgegengesetztem und ihrer Einheit.

Sokrates hat den Dialog in die Philosophie eingeführt. Er setzte bei den Fragen auf den Erkenntnisfortschritt in den Sokratischen Dialogen.

Kant kritisert in der »Kritik der reinen Vernunft« die dialektische Methode als "Logik des Scheins".

Die Vorstellung von Geschichte als sinnvoller Zusammenhang von Ereignisssen war im wesentlichen eine Entdeckung des Zeitalters der Aufklärung. Der Begriff »Aufklärung« besaß zu diesem Ziel beretis eine immense Teleologie. Aber erst der Einbezug des Widerspruchs, des dialektischewn Spiels von Gegensätzen, das damals Fichte in seiner »Wissenschaftslehre« als eine Philosophie der Philosophie entworfen hatte, gab den Anstoß zu einer dialektischen Geschichtserzählungen, wie sie etwa Hegel mit seiner Vorstellung von einer »Phämomenologie des Geistes« (1807) in der Geschichte entwickelte und Marx sie in die politische Praxis zu kehen versuchte.

Was bereits Heine dem grauen Spinnweb der Hegelschen Dialektik vorwarf, war ihre Lebensferne - die Entfremdung der Theorie. Dahinter verbirgt sich das Problem der Theorievermittlung an das Volk, das Problem der Popularisierung.


...nach Hegel

Dialektik der Aufklärung


Weblink:

Dialektik-Konzepte Teil 1 (Hegel - Marx) - philosophenstuebchen.wordpress.com

Warum heute noch Hegel-Blog - http://warumheutenochhegel.blogspot.de

Literatur:

Dialektisch denken Richard Sorg 3894386606

Samstag, 25. Juni 2022

Plotin - Denker und Mystiker

Plotin

Plotin, der Begründer des Neuplatonismus, gilt als Denker und Mystiker. Er ist vor allem in mystischen Zirkeln ein großer und leuchtender Name. Doch zu allererst ist dieser Denker der späten Antike des 3. Jahrhunderts ein Rehabilitierender des (neu-)platonischen Systems, das ganz von Idealismus und Transzendenz durchtränkt ist (s. Platons Ideen- und Seelenlehre).

Plotin

Die Lehre des Plotin beinhaltet folgende Standpunkte: Philosophie, Kunst oder Liebe sind Wege zum Guten, glücklich heißt, für die Sinne zu leben und den Verstand richtig gebrauchen zu können; Schmerz und Tod brauchen einen Philosophen nicht zu ängstigen, denn dessen Seele ist unerschütterlich; der Genuss besteht in der völligen Seelenruhe; nur die Gegenwart ist wahr; das Schöne und Gute ist ein und dieselbe Sache, die man auch als Gott bezeichnen kann; die Welt darf nicht verachtet werden, weil Gott in ihr wohnt.

Die eigentliche mystizistische Wirkkraft des Plotin zeigt sich in dem Seinsgehalt in den jeweiligen metaphysischen Stufen, der Ekstase (das Aussichheraustreten), das adeptische Streben zum Reich des mundus intelligibilis, die Koinzidenz des Erkennenden mit dem Erkannten.

Bereits in der Schrift "Der Abstieg der Seele in die Leibeswelt" wird Plotins Philosophie deutlich: höchstes Sein ist Göttlich-Geistiges, das (zahlenlose) eine, in Werten ist das eine also auch das absolute Schöne und Gute und Ewige. Würden wir dieses eine metaphorisch als Ozean verstehen, so wellen dessen Zungen in den Menschen hinein, "hinab" bis in das Materielle und damit Geistlose, worin auch die Potenz zur Hässlichkeit und zum Bösen inne wird. Der Mensch ist etwas Dreifaches: Leib, Seele und Geist.

Erkennen heißt Anschauung durch den Geist, "dass 'Sein und Denken dasselbe' sind." Der geformten Natur ist die Weisheit des Geistes eingelegt dem Credo nach: nature follows form. In seiner Abhandlung "Der freie Wille und das Wollen des Einen" expliziert Plotin eine Sittenlehre auf Grundlage des Einen, des Gewollten, wonach alles menschliche Streben hin zu ihm, dem Höchsten, Schönsten und Vernünftigen: "So hat denn der Geist, indem er ein Stück von sich in die Materie dargab, still und ohne Erschütterung das All gewirkt.

Es ist aber dieses Stück rationale Form [Logos], die aus dem Geiste floss; denn was aus dem Geist erfließt, ist rationale Form, und die erfließt immerdar, solange denn der Geist in der Wirklichkeit gegenwärtig ist." In diesem Satze steckt die implizite Idee vom "Weltgeist" und infolge des Logos auch vom "Weltplan", so beschreibt Plotin in "Von der Vorhersehung" das Ordnungsprinzip: "Denn da alles aus Einem herrührt, läuft es mit Naturnotwendigkeit auch wieder in Eines zusammen, daher auch das, was unterschiedlich erspross und als Gegensätzlich erstand, dennoch, weil es aus dem Einen ist, zusammengebannt wird zu einer einheitlichen Ordnung."

Plotin begriff das Leben als körperliche und sinnliche Erfahrung. Nur der "mystische Verstand" im Sinne Plotins ermöglichte diese existenzenielle Erfahrung.

Bekannt ist sein programmatischer Ausspruch, er nehme nicht am Gottesdienst teil, denn „jene (die Götter) müssen zu mir kommen, nicht ich zu ihnen“.

Literatur:

Ausgewählte Schriften Ausgewählte Schriften von Plotin

Samstag, 5. Dezember 2020

Plotin 1750. Geburtstag

Plotin

Plotin wurde 204 n. Chr. in Ägypten geboren und starb in Kampanien. Plotin war ein antiker Philosoph, ein Denker und Mystiker. Seine Ausbildung erhielt er in Alexandria bei Ammonios Sakkas, von dem er maßgebliche Impulse empfing.

Plotin ist der Begründer und bedeutendste Vertreter und Denker des Neuplatonismus. Der Denker der späten Antike des 3. Jahrhunderts war ein Rehabilitierender des (neu-)platonischen Systems, das ganz von Idealismus und Transzendenz durchtränkt war. Er prägte die Philosophie der Spätantike und war darüber hinaus von größtem Einfluß auf die gesamte metaphysische Tradition in Mittelalter, Renaissance und Neuzeit.

Platon Plotin aus Alexandria betrachtete sich nicht als Neuerer und Erfinder eines neuartigen Systems. Vielmehr legte er Wert darauf, ein treuer Anhänger der Lehre Platons zu sein. Bei seiner Anknüpfung an Platon stützte er sich vor allem auf dessen Dialog Parmenides. Er war der Überzeugung, seine Philosophie sei konsequent aus Platons Darlegungen abgeleitet, sie sei eine authentische Interpretation und bruchlose Fortsetzung des ursprünglichen Platonismus und er formuliere explizit, was bei Platon auf „unentfaltete“ Weise ausgedrückt sei.

Plotin hatte kein privates Eigentum und lebte rein vegetarisch. In der Antike war Philosophie in erster Linie eine Lebensweise und in zweiter Linie eine wissenschaftliche Disziplin. Plotin lehrte eien dionyische, sinnlich-lustvolle Philosophie.

Er lehrte und schrieb in griechischer Sprache. Seine Schriften waren für den Schülerkreis bestimmt und wurden erst nach seinem Tod einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht. In Kreisen der politischen Führungsschicht des Römischen Reichs erlangte er hohes Ansehen.

Plotin betrachtete sich nicht als Entdecker und Verkünder einer neuen Wahrheit, sondern als getreuen Interpreten der Lehre Platons, die nach seiner Überzeugung im Prinzip bereits alle wesentlichen Erkenntnisse enthielt. Sie bedurfte aus seiner Sicht nur einer korrekten Deutung mancher strittiger Einzelheiten und der Darlegung und Begründung bestimmter Konsequenzen aus ihren Aussagen.

Grundlegend war für Plotin die Scheidung der gesamten Vielfalt der Dinge in eine übergeordnete, rein geistige (intelligible) Welt (kósmos noētós) und eine untergeordnete, sinnlich wahrnehmbare Welt (kósmos aisthētós). Das Unterordnungsverhältnis dieser beiden Bereiche ist der markanteste Ausdruck der hierarchisch abgestuften ontologischen Ordnung der Gesamtwirklichkeit. Bei der detaillierten Ausarbeitung dieses Ordnungssystems geht Plotin von einschlägigen Hinweisen Platons aus.

Plotin philosophierte nicht aus Liebe zur Theorie und zum Spiel mit Begriffen Plotin war ein Existenzphilosoph, der ein Leben als Philosoph führte. Er versuchte, seine Philosophie zu leben und sein Leben durch die Philosophie zu verändern.

Wie bei den antiken Philosophen üblich, fasste Plotin die Philosophie nicht als eine unverbindliche Beschäftigung mit gedanklichen Konstrukten auf, sondern als ideale Lebensweise, die im Alltag konsequent zu verwirklichen war. Dazu gehörte für ihn eine asketische Ernährung, wenig Schlaf und unablässige Konzentration auf den eigenen Geist bei allen Tätigkeiten. Das Erkenntnisstreben war bei ihm zugleich ein religiöses Erlösungsstreben. Sein religiöses Leben spielte sich aber nicht im Rahmen gemeinschaftlicher Betätigung nach den traditionellen Gepflogenheiten eines Kults ab, sondern bildete einen strikt privaten Bereich. An den herkömmlichen religiösen Festen, Riten und Opfern beteiligte er sich nicht.

Die schriftstellerische Tätigkeit Plotins setzte erst 253/254 ein und dauerte bis kurz vor seinem Tod. Ursprünglich waren seine Schriften formlose, nur für den Schülerkreis gedachte Aufzeichnungen von Gedankengängen; sie wurden vom Autor nicht einmal mit Titeln versehen. Nachdem Porphyrios 263 in die Schule eingetreten war, intensivierte Plotin auf Bitten von Porphyrios und Amelios seine schriftstellerische Tätigkeit.

Ab 244 lebte er in Rom, wo er eine Philosophenschule gründete, die er bis zu seiner tödlichen Erkrankung leitete.

Der ab 260 als Alleinherrscher regierende, für kulturelle Belange aufgeschlossene Kaiser Gallienus und seine Frau Salonina schätzten und förderten Plotin. Unter dem Eindruck der kaiserlichen Gunst fasste Plotin den Plan der Neubesiedlung einer verlassenen Stadt in Kampanien. Sie sollte nach den von Platon entworfenen Gesetzen regiert werden und Platonopolis heißen. Er selbst wollte mit seinen Schülern dorthin ziehen. Porphyrios berichtet, dieses Vorhaben habe dank Plotins Einfluss beim Kaiser gute Aussicht auf Verwirklichung gehabt, sei aber an Hofintrigen gescheitert.

Plotin begriff das Leben als körperliche und sinnliche Erfahrung. Nur der "mystische Verstand" im Sinne Plotins ermöglichte diese existenzenielle Erfahrung.

Bekannt ist sein programmatischer Ausspruch, er nehme nicht am Gottesdienst teil, denn „jene (die Götter) müssen zu mir kommen, nicht ich zu ihnen“.

Literatur:

Plotin und der Neuplatonismus Plotin und der Neuplatonismus von Jens Halfwassen Plotin und der Neuplatonismus Plotin und der Neuplatonismus von Jens Halfwassen

Ausgewählte Schriften Ausgewählte Schriften von Plotin

Samstag, 14. März 2020

»Der Staat« von Platon

Der Staat
Der Staat

In seinem Werk »Der Staat«, »Politeia«, entwirft Platon (427 bis 347 v. Chr.) die Idee eines gerechten Staates. »Der Staat« von Platon ist eine Staatsutopie - eine ideele Vorstellung also. Die »Politeia« ist auch ein Grundbuch abendländischer Metaphysik. Die im Zentrum des Werkes stehenden drei Gleichnisse: Das Sonnen-, Höhlen- und Liniengleichnis, in denen Platon seine Ideenlehre, Wissenschaftstheorie und Ethik darstellt, gehören nicht nur zu den literarisch eindrucksvollsten Zeugnissen des antiken Denkens.

Platons Verfassungsmodell

Der Staat als die Gemeinschaft der Bürger wird in ein isomorphes Verhältnis zu einer geordneten und vernunftgeleiteten Seele gebracht und in beiden spiegelt sich eine kosmische Ordnung. Um die Frage zu beantworten, was Gerechtigkeit in der Seele des Menschen ist, entwirft Platon das Muster einer guten Polis, in der drei Stände (Bauern, Handwerker, Kaufleute etc. - Wächter - Philosophen) jeweils durch ihr spezifisches Tun zum Gelingen des Gemeinwesens beitragen.

In seiner »Politeia« ausformulierten Gedanken zu einem Philosophenstaat sah er sich laut eigenen Aussagen gezwungen, nur noch „die wahre Philosophie anzuerkennen und festzustellen, daß man allein von ihr vollständig erkennen könne, worin Gerechtigkeit im Staat und Privatleben bestehe“ und hielt nur das Szenario, dass „ein Schlag wahrer und echter Philosophen an die Staatsverwaltung gelangt, oder […] die regierenden Kreise in den Städten durch ein göttliches Wunder ernsthaft zu philosophieren begännen“, für die Lösung der von ihm aufgezählten Probleme.

Wenn man Platons Schilderungen im Siebten Brief Glauben schenken mag, war die politische Situation in der wiederhergestellten attischen Demokratie äußerst krisenhaft. Zumindest für die Zeit kurz nach dem Sturz der Dreißig mag das zutreffend gewesen sein. Denn der vorausgehende, viele Jahre anhaltende Krieg, die bittere Niederlage gegen Sparta und die darauf folgende Oligarchenherrschaft waren einschneidende Ereignisse für Athen gewesen, die noch lange Zeit nachwirkten.

Platons Modell ist geradezu kulturrevolutionär mit seinen Paradoxien, den Anweisungen, die gegen den zeitgenössischen gesunden Menschenverstand der Athener verstossen. Frauen und Männer sollen gleich sein; der Wächter- und Philosophenstand soll über kein Privateigentum verfügen und auch Frauen und Kinder sollen ihnen gemeinsam sein; schliesslich sollen die Philosophen regieren.

Den Grund dafür veranschaulicht Platon im Höhlengleichnis. Die Philosophen, aufgestiegen aus der Höhle der Unwissenheit zur Erkenntnis der Idee des Guten, haben die Pflicht, wieder zu den Mitmenschen hinabzusteigen und deren Seelen aus der gewöhnlichen Verirrung zum Wahren umzulenken.

Seine »Politeia« hielt jedoch der Erprobung in der Realität nicht statt. Platon musste schon Jahrtausende zuvor die Erfahrung des Scheiterns als Politiker machen, nämlich beim Versuch, die in seinem großangelegten Dialog »Politeia«, »Der Staat«, dargestellten staatspolitischen Idealforderungen in die Realität umzusetzen.

Platon ist ein Gegner der Volksherrschaft. Die Grundfehler der Demokratie liegen für ihn in einem Übermaß an individueller Freiheit zu Lasten des Gemeinwesens und in der politischen Teilhabe unvernünftiger, eigennütziger Personen. Seine Staatstheorie verrät deutlich Züge eines bevormundenden Geistes, der das Individuum zu einem Glück zwingen will, dessen Sinn ihm verborgen ist und wohl auch verborgen bleiben wird (Andreas Graeser: Die Philosophie der Antike 2, 1993, S. 198).

Gegenstand seiner Staatstheorie ist die konsensuale Grundordnung eines Stadtstaats (polis). Dabei spricht sich Platon zumindest teilweise, nämlich beim Stand der Wächter, für die Aufhebung der Privatsphäre, die Auflösung der Familie und die Abschaffung des Privateigentums aus. Seine Befürwortung der Euthanasie, die noble Lüge als legitimes Mittel der Politik (Platon, Politeia 389b) sowie die Lebensweise des Wächterstands wirken autokratisch, ebenso das generelle Verbot der überlieferten Dichtung und das Verbot der verweichlichenden oder enthemmenden Musik. Platon gehört zu den Vordenkern einer biologistischen Eugenik.

Er plädiert ausdrücklich dafür, bestimmte wünschenswerte Eigenschaften von Menschen durch gezielte Kombination elterlicher Merkmale zu züchten (Platon, Politeia 458c-461e). Die Staatstheorie Platons ist deshalb im 20. Jahrhundert massiv kritisiert worden.

Platons Ablehnung der attischen Demokratie und seine Bevorzugung eines autoritären Regimes sogenannter „Philosophenkönige“, die nichts mehr mit dem sokratischen Philosophen zu tun haben und explizit Lügenpropaganda verwenden dürfen, versucht Popper mit vielen Textstellen zu belegen. Platon sei damit der erste und wichtigste Theoretiker einer geschlossenen Gesellschaft gewesen, in der es keine gewaltlose Veränderung geben kann und Eliten diktatorisch herrschen. Popper sah in Platon „den ersten großen politischen Ideologen, der in Klassen und Rassen dachte und Konzentrationslager vorschlug.“

Alle Staatsphilosophien lassen sich auf Platons »Politeia« zurückführen. Nicht zuletzt wegen dieser Staatsutopie mit ihren ebenso spektakulären revolutionären Forderungen - man denke an die Abschaffung des Privatbesitzes oder die Gleichstellung von Mann und Frau - ist Platon von Karl Popper einer vehementen Kritik unterzogen worden: Die Idee, Philosophen mögen über das Staatswesen herrschen, gehört nach Popper zu den Kernstücken, antiliberalen und autoritären Denkens.

Seit Platons „Politeia“ herrscht die Idee vor, daß der Staatsmann ein guter Steuermann sein sollte.

Platon hat seine Bücher über den Staat siebenmal umgearbeitet.

Weblink:

Platons Staatstheorie

Literatur:

Der Staat
Der Staat
von Platon

Platon
Platon
von Michael Erler

Samstag, 11. Januar 2020

Heraklit 2500. Geburtstag




Heraklit

Heraklit wurde um 520 v. Chr. in Ephesos geboren. Heraklit war ein vorsokratischer Philosoph aus dem ionischen Ephesos. Heraklit stammte aus einer vornehmen Familie. Der antike Denker lebte sehr zurückgezogen.

Heraklit, wegen seiner oft rätselhaften Sprache auch „der Dunkle“ genannt, war im fünften Jahrhundert vor Christus vor allem in seiner Heimatstadt Ephesos an der kleinasiatischen Küste tätig. Wie von vielen Vorsokratikern sind von ihm nur Fragmente überliefert, die allerdings alle ein eindeutiges Thema haben. Heraklit vertritt eine Lehre des Gegensätzlichen: Jedes Ding beinhaltet seine eigene Negation, ja der gesamte Kosmos ist der ewige Widerstreit aneinandergebundener Gegensätze, der sich in stetem Werden und Vergehen äußert. Die Welt ist also nicht wie im Volksglauben stabil und unveränderlich, sondern ein steter Prozess und ein ewiges Fließen.
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Heraklit beanspruchte eine von allen herkömmlichen Vorstellungsweisen verschiedene Einsicht in die Weltordnung. Daraus ergibt sich eine nachhaltige Kritik der oberflächlichen Realitätswahrnehmung und Lebensart der meisten Menschen. Ein wiederkehrendes Thema seines Philosophierens ist neben dem auf vielfältige Weise interpretierbaren Begriff des Logos, der die vernunftgemäße Weltordnung und ihre Erkenntnis und Erklärung bezeichnet, der natürliche Prozess beständigen Werdens und Wandels.

In späterer Zeit wurde dieser Wandel auf die populäre Kurzformel »Panta rhei« (»Alles fließt«) gebracht. Des Weiteren setzte sich Heraklit mit dem Verhältnis von Gegensätzen auseinander, wie etwa von Tag und Nacht, Wachsein und Schlafen, Eintracht und Zwietracht. Diese Gegensätze sah er in einer spannungsgeladenen Einheit stehend.

Heraklit


Das Grundprinzip des Kosmos ist nach Heraklit nicht – wie etwa für Parmenides von Elea – ein statisches, gleichbleibendes Sein, sondern das Werden. Während Parmenides das Nicht-Sein und damit das Werden radikal leugnet, betont Heraklit das gegensätzliche, aber in untrennbarer Einheit verschränkte Verhältnis von Sein und Werden.

Heraklit lehrte in seiner kosmischen Lehre die Einheit der Gegensätze. Das Weltprinzip bildet die Vereinigung der Gegensätze durch eine Zusammenhaltende Kraft (der Logos). Durch den Widerstreit der verschiedenen Elemente entsteht eine Harmonie. Alles Wirkliche ist in einem ewigen Fliessen begriffen.

Heraklit betrachtet die Erfahrungswelt des Menschen als ein Ganzes von Gegensätzen, die ineinander umschlagen und sich von einem Pol zum anderen wandeln. Die Gegensatzpaare folgen dabei nicht nur einem äußerlichen Prozess, sondern sind als Gegensätze schon ineinander verschränkt. Das Umschlagen der Gegensätze geschieht dabei wohl „gemäß Streit und Schuldigkeit“ (κατ᾽ ἔριν καὶ χρεών, kat' érin kaì chreōn)[55] im Spannungsverhältnis der jeweiligen Bezugspole.

Bilder, die Heraklit selbst verwendet, um seine Lehre zu verdeutlichen, sind das Bild des Bogens oder das Bild der Leier. In beiden Fällen entsteht der Nutzen erst im Zusammenbinden des Widerstrebenden. Als Metapher für die ganze Welt als unsteten Prozess und Übergang wählt Heraklit das Feuer. Mehr noch, irgendwann, meint er, vergeht jede Welt als Ganzes im reinen Feuer, im Weltenbrand, aus dem dann eine neue Welt des Gegensätzlichen hervorgeht.

Heraklit von Ephesos starb um 460 v. Chr.

Weblink:

Heraklit - philosophische Grundgedanken - www.anderegg-web.ch


Samstag, 26. Januar 2019

»Denken heilt!: Philosophie für ein gesundes Leben« von Albert Kitzler


Denken heilt!: Philosophie für ein gesundes Leben

»Denken heilt!: Philosophie für ein gesundes Leben« von Albert Kitzler ist ein philosophischer Ratgeber für Menschen, die ihre Mitte, Gesundheit und ein erfülltes Leben suchen. Albert Kitzler, selbst Philosoph, versteht es wie kein Zweiter, einen Zugang zur Philosophie der Antike zu schaffen und die Weisheit der antiken Philosophen mit dem modernen Leben zu verknüpfen.

Albert Kitzler geht in seinem Buch von der schon seit Jahrhunderten von Philosophen in Ost und West propagierten These aus, dass geistiges Wohlbefinden auch das körperliche beeinflusst, dass also seelisches Ungleichgewicht, geistige Belastungen wie Ängste, Sorgen, das Gefühl der Überanstrengung, heftiger Zorn, Trauer deutliche Auswirkungen auf das körperliche Wohlbefinden haben.

Nach und nach nimmt er sich alle negativen Geisteshaltungen vor, analysiert sie und gibt anhand der klassischen Philosophielehren von Ost und West (Seneca, Platon, Konfuzius - um nur einige zu nennen) Anregungen, wie diese nicht unterdrückt sondern an der Entstehung gehindert werden sollen. Er weist ausdrücklich darauf hin, dass es sich bei diesen Schritt für Schritt erklärten, individuell auf das negative Gefühl angepassten Strategien nicht um Sofortmaßnahmen handelt,sondern dass die erstrebten Ziele ähnlich wie bei körperlicher Ertüchtigung nur durch kontinuierliche, möglichst tägliche Übung zu erreichen sind.

Albert Kitzler ist überzeugt: Das Weisheits-Wissen von antiken Philosophen wie Seneca, Buddha, Konfuzius und anderen Denkern der Antike ist ein wirkungsvolles Heilmittel, um mit diesen Lebensfragen fertigzuwerden. In seinem neuen Sachbuch übersetzt er das Gesundheits-Wissen antiker Philosophen und Denker aus Ost und West anschaulich in unsere Lebenswirklichkeit und macht ihre philosophische Weisheit als Therapeutikum nutzbar – als Weg zu Ausgeglichenheit und Daseinsfreude und zum Wohl unserer Seele.

Albert Kitzler versteht es dabei sehr gut, das antike Denken in unsere Zeit zu übersetzen. So erstrahlen die Gedanken von Seneca, Laotse und Konfuzius in neuem Glanz und es macht Freude, ihren Einsichten zu verfolgen. Am Ende jeden Kapitels gibt es eine Übersicht über die Heilmittel gegen Überlastung und Co., die einfach zu verstehen sind und doch zeigen, wie klar und tiefgründig die Denker schon vor 2000 Jahren dachten. Auch Platons Mitmenschen litten unter Burnout, deshalb ist die antike Philosophie für ein gesundes Leben so aktuell wie nie zuvor.

In seinem Buch stellt der Autor die antiken Heilmethoden gegen solche krankmachenden Eigenschaften und Angewohnheiten vor. Denn auch Platon, Konfuzius und Buddha haben über die Ursachen von Überlastung, Stress und Hochmut nachgedacht und nach Rezepten dagegen gesucht. Noch heute sind die Gedanken der Philosophen aus West und Ost lesenswert. Inzwischen konnten anhand neuer Forschungsergebnisse zahlreiche Erkenntnisse der Antike sogar wissenschaftlich belegt werden.

In diesem Buch geht es um die Gesundheit: Der Alltag fordert den Menschen viel ab - Stress, Unruhe, Erschöpfung und manchmal sogar Angst sind die Folge und belasten die Psyche. Wir tun viel, um gesund zu bleiben. Wir treiben regelmäßig Sport und ernähren uns ausgewogen. Häufig übersehen wir aber den großen Einfluss, den Gedanken und Einstellungen auf unsere Gesundheit haben: So kann Eifersucht zu Bluthochdruck führen, ein Burnout das Herzinfarktrisiko begünstigen und Hass und Neid uns alt aussehen lassen. Das wussten schon die Philosophen der Antike. Wer Gefühle wie Neid und Eifersucht oder Symptome wie Stress hinterfragen möchte, macht mit diesem Buch einen guten Griff.

Literatur:

Denken heilt!: Philosophie für ein gesundes Leben
Denken heilt!: Philosophie für ein gesundes Leben
von Albert Kitzler

Freitag, 21. Dezember 2018

Halkyonische Tage

Die Halkyon ist ein antiker literarischer Dialog in altgriechischer Sprache, der dem Philosophen Platon zugeschrieben wurde, aber sicher nicht von ihm stammt. Die Unechtheit wurde schon in der Antike erkannt. Der unbekannte Verfasser, der angeblich Leon hieß, lebte anscheinend in der hellenistischen Zeit.

Der Dialog spielt sich zu Lebzeiten des Sokrates († 399 v. Chr.) ab, noch vor der Machtergreifung des oligarchischen Rats der Dreißig („Dreißig Tyrannen“) im Jahr 404 v. Chr., die Chairephon zwang, ins Exil zu gehen. Der historische Chairephon war ein Altersgenosse, Schüler und Freund des Sokrates.

Eine Rahmenhandlung fehlt, das Gespräch setzt unvermittelt ein. Die beiden Gesprächspartner befinden sich auf einem Spaziergang am Meerufer bei Phaleron in der Nähe von Athen. Es ist die Zeit der vierzehn „halkyonischen Tage“ im Dezember um die Wintersonnenwende.

Die halkyonischen Tage wurden im antiken Griechenland wegen des in diesem Zeitraum gewöhnlich heiteren Wetters und der Windstille geschätzt. Sie wurden nach der Halkyon, dem Eisvogel, benannt, denn man nahm an, dass das Eisvogel-Weibchen um diese Zeit nistet und brütet.

Samstag, 29. September 2018

Politik ist auf den Hund gekommen


Wer regt sich eigentlich gerade nicht über Politiker auf? Grölendes Motzen und Meckern scheint aber so Mode geworden zu sein, dass wir aufgehört haben, darüber zu nachzudenken. Leute, welche meckern, können sich dabei auf ein antikes Vorbild berufen.


Kynismus ist die zeitgemäße Protesthaltung der Antike, benannt nach dem Begriff kynos für Hund. In der Antike stand der Hund für eine bestimmte philosophische Richtung - Leute, die an gar nichts glaubten, weil die Wahrheit eh nur manipuliert und von den Mächtigen gesetzt und missbraucht wird. Kein schlechter Standpunkt - hilft er uns doch noch heute, wo Politik auf den Hund gekommen ist, die Dinge nicht zu ernst zu nehmen, auch nicht Politiker und schon gar nicht Putin oder Orban.

Diogenes war Anarchist, ein friedlicher, einer, der der Welt den Spiegel vorhielt, indem er zynische Reden hielt. Im Gegensatz zu Antisthenes ziehen sich Diogenes und die anderen Kyniker nicht völlig aus der Öffentlichkeit der Polis zurück, sondern provozieren und gehen in Opposition zu der bestehenden Ordnung, von der sie ahnen, dass sie dem Untergang geweiht ist.Kynisch, würde Peter Sloterdijk sagen, damit es nicht so negativ klingt. denn wir finden Kyniker toll, Zyniker nicht.

Weblink:

Diogenes - www.famousphilosophers.org

Video:

Kynismus - www.youtube.com




Samstag, 15. September 2018

Diogenes als Begründer der Lehre des Kynismus





Im 4. Jahrhundert vor Christus wirbelte ein Philosoph namens Diogenes die selbstsichere Bürgerlichkeit in Athen und Korinth auf. Seine bissige Kritik an Gesellschaft und Politik brachte ihm den Spitznamen ‚kyon’ (der Hund) ein.

Aus Diogenes’ Spitznamen leitet sich jedenfalls der Begriff Kyniker her, der eine philosophische Bewegung bezeichnet, die von Diogenes ihren Ausgang nahm.

Diogenes von Sinope gilt als Begründer der Lehre des Kynismus. Sein Existenzialismus des Diogenes. Sein Existenzialismus geht nicht in erster Linie durch den Kopf: er empfindet die Welt nicht tragisch und nicht absurd.

Das Leben des Diogenes von Sinope
Das Leben des Diogenes von Sinope

Diogenes hat — wie sein Lehrer Antisthenes — die grundsätzliche Ansicht vertreten, dass richtig glücklich nur der sein kann, der sich erstens von überflüssigen Bedürfnissen freimacht und zweitens unabhängig von äußeren Zwängen ist. Ein zentraler Begriff ist dabei auch die daraus resultierende Selbstgenügsamkeit.

Diogenes war ein Philosoph der Bedürfnislosigkeit. Er erkannte ausschließlich die Elementarbedürfnisse nach Essen, Trinken, Kleidung, Behausung und Geschlechtsverkehr an. Alle darüber hinausgehenden Bedürfnissen solle man ablegen.

Seine Methoden sind der Spott und des spöttische Auftreten. Er benutzte seine philosophische Kompetenz, um die ernsten Kollegen zu verspotten. Der antike Diogenes ironisierte seine Philosophenkollegen, indem er ihre Problemwälzerei ebenso auf den Arm nimmt wie ihre Begriffsgläubigkeit.

Als Antitheoretiker, Antidogmatiker, Antischolastiker sendete er einen Impuls aus, der überall wiederkehrte, wo Denker sich um eine Erkenntnis für freie Menschen bemühten, und damit eröffnete er eine Reihe, in der Namen wie Montaigne, Voltaire, Nietzsche u.a. auftauchten.

Als Moralist tritt Diogenes in der Rolle des Gesellschaftsarztes auf.

Der antike Kynismus war philosophisch betrachtet, eine plebejische Antithese gegen den Idealismus des Athener Bürgertums. Der antike Kynismus ist eine erste Replik auf den athenischen Herrenidealisimus. Er redet nicht gegen den Idealismus, er lebt gegen ihn. Doch damit nicht genug, der Kynismus gibt der Frage, wie man die Wahrheit sagt, eine neue Wendung.


Der antike Kynismus ist prinzipiell frech. In seiner Frechheit liegt seine Methode. Der antike Kynismus begann mit einem Prozeß der nackten Argumente aus der Opposition, getragen von der Macht, die von unten kommt. Der Kyniker furzt, scheißt, pißt, masturbiert auf offener Straße vor den Augen des athenischen Marktes. Er verachtet den Ruhm. Er liegt in der Sonne, scherzt mit den Huren und sagt zu Alexander dem Großen, er möge ihm aus der Sonne gehen.

Literatur:

Das Leben des Diogenes von Sinope
Das Leben des Diogenes von Sinope
von Diogenes Laertios

Leben und Lehre der Philosophen
Leben und Lehre der Philosophen
von F. Juerss und Diogenes Laertios

Weblink:

Diogenes - www.famousphilosophers.org


Samstag, 8. September 2018

Sokrates - der Ahnherr der Philosophen

Steinbüste von Sokrates

Sokrates (470 - 399 v. Chr.) - ein Schuster von Beruf - war ein für das abendländische Denken grundlegender griechischer Philosoph, der in Athen zur Zeit der Attischen Demokratie lebte und wirkte.

Sokrates verstand Philosophie als Streben nach Weisheit. Er entwickelte eine eigene Methodik der Erkenntnis. Zur Erlangung von Menschenkenntnis, ethischen Grundsätzen und Weltverstehen entwickelte er die philosophische Methode eines strukturierten Dialogs, die er Maieutik („Hebammenkunst“) nannte.


Sokrates war Lehrer des Platon und gilt als der Ahnherr vieler Philosophen. "Niemand ist weiser als Sokrates", befand das antike Orakel in Delphi. Sokrates selbst meinte eher bescheiden: "Ich weiß, dass ich nichts weiß".„Ich weiß, dass ich nicht weiß“, lautet eine bekannte, aber stark verkürzende Formel, mit der verdeutlicht wird, was Sokrates seinen Mitbürgern voraushatte.

Die Einsicht des Sokrates in sein philosophisches Nichtwissen (Aporie) ist zugleich der Schlüssel zu Gegenstand und Methode Sokratischer Philosophie: Im Sokratischen Reden und Denken liegt erzwungener Verzicht, ein Verzicht, ohne den es keine Sokratische Philosophie gäbe.

Diese entsteht nur, weil Sokrates im Bereich des Wissens nicht weitergekommen ist und die Flucht in den Dialog angetreten hat. Sokratische Philosophie ist in ihrem Wesen dialogisch geworden, weil das forschende Entdecken unmöglich schien.

Angeregt durch den Philosophen Anaxagoras hat Sokrates sich ursprünglich besonders für die Naturforschung interessiert und sich wie dieser mit der Ursachenfrage auseinandergesetzt. Er sei allerdings verunsichert worden, wie Platon im Dialog Phaidon ebenfalls überliefert, weil es keine eindeutigen Antworten gab.

Die menschliche Vernunft hingegen, durch die alles, was wir über die Natur wissen, vermittelt werde, konnte Anaxagoras nicht erklären. Daher habe Sokrates sich von der Suche nach Ursachen ab - und dem auf Sprache und Denken beruhenden Verstehen zugewandt.

Der Tod seines guten Freundes Sokrates im Jahr 399 v. Chr. infolge einer Verurteilung wegen angeblicher Asebie (Gottlosigkeit) und des Verderbens der Jugend durch einen athenischen Gerichtshof war ein für Platon erschütterndes Ereignis.

Weblinks:

Sokrates-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Sokrates-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

Socrates - www.famousphilosophers.org

Samstag, 2. September 2017

Platons Ablehnung der attischen Demokratie

Platon

Platon ist ein erklärter Gegner der Volksherrschaft. Er witterte die Gefahr, die von der Herrschaft des Volkes auf die attische Demokratie ausgehen konnte. Die Grundfehler der Demokratie liegen für ihn in einem Übermaß an individueller Freiheit zu Lasten des Gemeinwesens und in der politischen Teilhabe unvernünftiger, eigennütziger Personen.

Demokratie als Staatsform generiert nicht automatisch Weisheit oder Klugheit und sie ist auch keine Staatsform der Weisen und der Wissenden. Das wußte bereits der Philosoph Platon in der Antike - ein erklärter Gegner der Demokratie. Er vertrat die Auffassung, daß ein Staat nur dann gut regiert sei, wenn seine Lenkung in der Hand von Philosophen liege und plädierte daher für einegemäßigte Epistokratie.

Platon lehnte zwei Wesensmerkmale der Demokratie, die Freiheit und Gleichheit, entschieden ab. Für ihn war die Mehrheit des Volkes aufgrund mangelnder Bildung nicht sachverständig genug, um komplexe Entscheidungen treffen zu können. Anstatt dessen sah er nur eine Minderheit im Volk, nämlich nach seinen ethisch-sittlichen Vorstellungen gebildete Aristokraten, dazu in der Lage, kraft ihrer Weisheit bzw. Vernunft zu herrschen.

Während die Masse des Volkes nach Lust und Laune über bestimme Sachverhalte entscheide, würden die Philosophen dies ob ihres ausgeprägten Sachverstandes erst nach eingehender Abwägung und Überprüfung aller Argumente unter Maßgabe der Vernunft tun. Platon erschien die Demokratie mit ihren durch Los vergebenen Ämtern, wo die Freiheit für jeden Bürger darin bestände, in beliebiger Art und Weise heute für dieses und morgen für jenes zu stimmen, als unberechenbar und im höchsten Maße instabil.

Seine Staatstheorie verrät deutlich Züge eines bevormundenden Geistes, der das Individuum zu einem Glück zwingen will, dessen Sinn ihm verborgen ist und wohl auch verborgen bleiben wird (Andreas Graeser: Die Philosophie der Antike 2, 1993, S. 198).Gegenstand seiner Staatstheorie ist die konsensuale Grundordnung eines Stadtstaats (polis). Dabei spricht sich Platon zumindest teilweise, nämlich beim Stand der Wächter, für die Aufhebung der Privatsphäre, die Auflösung der Familie und die Abschaffung des Privateigentums aus.

Seine Befürwortung der Euthanasie, die noble Lüge als legitimes Mittel der Politik (Platon, Politeia 389b) sowie die Lebensweise des Wächterstands wirken autokratisch, ebenso das generelle Verbot der überlieferten Dichtung und das Verbot der verweichlichenden oder enthemmenden Musik.


Platon bevorzugt eindeutig die elitäre Herrschaft sog. „Philosophenkönige“, welche über elitäres Wissen und die Weisheit zur Führung eines Staates verfügen. Seine Ablehnung der attischen Demokratie und seine Bevorzugung eines autoritären Regimes von „Philosophenkönigen“, die nichts mehr mit dem sokratischen Philosophen zu tun haben und explizit Lügenpropaganda verwenden dürfen, versucht der Philososph Karl Popper mit vielen Textstellen zu belegen.

Platon sei damit der erste und wichtigste Theoretiker einer geschlossenen Gesellschaft gewesen, in der es keine gewaltlose Veränderung geben kann und Eliten diktatorisch herrschen. Popper sah in Platon „den ersten großen politischen Ideologen, der in Klassen und Rassen dachte und Konzentrationslager vorschlug.“

Weblinks:

Platons Staatstheorie - platon-heute.de

Platon-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Platon-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

Blog-Artikel:

Platon und die Demokratie -
antikewurzeln.wordpress.com

Platons Demokratie als Illusion -

Samstag, 26. August 2017

Platons Demokratie als Illusion



Der Begriff „Demokratie“ ist eine Erfindung des Philosophen Platon, ein Gedankenexperiment und eine schöne Utopie, immer der Gefahr unterliegend, nur eine Illusion zu sein. Bereits Platons „Demokratie“ stand unter Illusionsverdacht.

Es ist an der Zeit endlich öffentlich darüber nachzudenken, ob die Erfindung des Begriffs „Demokratie“ durch Platon zu einer Illusion geführt hat, die es nie in die Realität schaffen kann. Ist das Gedankenexperiment und die schöne Utopie Platons jemals in der Wirklichkeit angekommen und erfolgreich gelebt worden? Leben wir in einer Demokratie? Was verhindert Demokratie?

Was heisst Demokratie? Grundsätzlich hat sich jeder Staat demokratisch genannt, der nicht als monarchisch oder tyrannisch gelten mag. Nach Platon ist der Monarch ein einzelner, guter Herrscher, der Tyrann ein einzelner schlechter Herrscher.

Das Prinzip der Volksherrschaft – ist es ein theoretisches Wortspiel, kann es in die Realität umgesetzt werden? Demokratie erscheint heute als das politische Bemühen, dem Volk die Erkenntnis zu verschleiern, daß es gar nicht demokratisch regiert wird.

Warum ist Europa im Grunde so wenig demokratisch? Beispiel des heutigen Europas ist ein gutes Beispiel für die nicht vorhandene Demokratie. Dort gibt es nirgends ein wirklich demokratisches System. Nirgends regiert wirklich das Volk. Die Schweiz kommt dem Gedanken nahe. Außer, es gibt Entscheidungen der Regierung, die sie dem Volk keinesfalls überlassen kann.

Es gibt überall Parteien und deren mächtige Vorsitzenden, die die politischen Weichen stellen. Das Volk kann wählen, alle vier oder fünf Jahre. Das ist aber auch schon alles. Jeder weiß, daß Wahlversprechen im Moment ihrer Verkündung schon gebrochen werden. Frau Merkel hat es ja offen zugegeben.

Demokratie herrscht freilich schon, aber nur noch als Illusion. Stört es die Regierten eigentlich nicht, daß sie nicht demokratisch regiert werden?


Weblinks:

Demokratie: Gab es sie je? Gibt es sie überhaupt? Haben wir eine Demokratie? - Querdenken.tv - quer-denken.tv

Platon-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de


Platon-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de



Blog-Artikel:

Über ethische Grundlagen der Demokratie

Samstag, 1. August 2015

Die Kyniker waren die Anarchisten der Antike

Die Schule der griechischen Kyniker wurde von Anisthenes mit dem Ziel gegründet, ein bedürfnisloses, von Staat und und Religion unabhängiges Leben führen zu können. Erst später schlug der Kynismus in einen alle kulturellen Werte und Normen verachtenden Zynismus um.

Die Kyniker waren eine griechische Philosophenschule, die das Ideal der Bedürfnislosigkeit lebten, bis hin zur Missachtung staatlicher und religiöser Gesetze. Ihre Haltung war der Zynismus, d.h. die Missachtung oder Verhöhnung von Werten und Gefühlen.

Die Kyniker waren die Anarchisten unter den Philosophen der Antike. Sie lehnten alles ab, worauf schon damals die öffentliche Ordnung begründet war. Mein oder dein, öffentlich oder privatr, bekleidet oder nackt, das seien alles nur unsinnige Konventionen, erklärte der berühmteste Kyniker Diogenes.

Diogenes verkörpert den Urahnen des Kynikers: "Der Kyniker furzt, scheißt, pißt, masturbiert auf offener Straße vor den Augen des athenischen Marktes; er verachtet den Ruhm, [...] parodiert die Geschichte von Göttern und Helden, ißt rohes Fleisch und Gemüse, liegt in der Sonne, scherzt mit den Huren und sagt zu Alexander dem Großen, er möge ihm aus der Sonne gehen" . Der Kyniker setzt hier dem Aufgeklärtheit simulierenden Mainstream seine Direktheit und Vulgarität als Gegenpart entgegen.

Zu den elementaren Genüssen der kynischen Philososphen gehörten täglich wiederkehrende Gewohnheiten: In der Sonne liegen, dem Weltbetrieb zusehen, seinen Körper pflegen und sich darüber freuen und auf nichts zu warten haben.

Er soll sogar Alexander dem Großen begegnet sein und den Eroberer ganz schön bloßgestellt haben. Alexander dem Große soll versprochen haben, ihm einen Wunsch zu erfüllen, worauf Diogenes angeblich entgegnete: "Nimm deinen Schattten von mir!«

Literatur:

Das Leben des Diogenes von Sinope
Das Leben des Diogenes von Sinope
von Diogenes Laertios

Leben und Lehre der Philosophen
Leben und Lehre der Philosophen
von F. Juerss und Diogenes Laertios