Samstag, 4. Juli 2015

Philip Pettit fordert eine gerechte Freiheit

Philip Pettit ist ein irischer Philosoph und die Gegenstimme zu dem neoliberalen Mainstream. Er vertritt das Ideal der republikanischen Freiheit und fordert mehr als nur republikanische Kontrollen. Pettits Ideal der republikanischen Freiheit umreißt, wofür wir Leben und uns entscheiden können.

Im 21. Jahrhundert brauchen wir einen neuen moralischen Kompass, weil die Bürger, die der Staat beschützen soll, selbst vom Sttat beschützt werden müssen.

Die republikanische Idee der Freiheit erfordert die Lösung aktueller Probleme unter dem Gesichtspunkt einer gerechten Freiheit. Im sozialen und ökonomischen Bereich ergibt sich daraus die Notwendigkeit weitreichender sozialstaatlicher Interventionen, robuster Arbeitnehmerrechte sowie der Schutz kleiner Unternehmen gegen große Konzerne.

Mit Blick auf die Demokratie führt Pettit innovative Überlegungen ein, wie man die Bürger nicht nur über Wahlen als Autoren der Gesetze stärken kann, sondern auch über sogenannte "Kontestationen" von Mehrheitsentscheidungen.

Weblink:

Gerechte Freiheit: Ein moralischer Kompass für eine komplexe Welt
Gerechte Freiheit: Ein moralischer Kompass für eine komplexe Welt

von Philip Pettit und Karin Wördemann Philip Pettit: Homepage - Princeton University - www.princeton.edu/~ppettit

Samstag, 27. Juni 2015

Habermas: Merkels Griechenland-Politik ist ein Fehler

"Nicht Banken, sondern Bürger müssen über Europa‬ entscheiden, das fordert der berühmte Philosoph Jürgen ‪Habermas‬. Angela Merkel habe die Krise mitverursacht. Der Kanzlerin seien die Anlegerinteressen wichtiger als die Sanierung der griechischen Wirtschaft."

Das jüngste Urteil des Europäischen Gerichtshofes wirft ein grelles Licht auf die Fehlkonstruktion einer Währungsgemeinschaft ohne politische Union. Alle Bürger mussten im Sommer 2012 Mario Draghi dafür dankbar sein, dass er sie mit einem einzigen Satz vor den desaströsen Folgen eines unmittelbar drohenden Kollapses ihrer Währung bewahrt hat.

»Stehen Frauen an der Spitze der Regierung, so ist der Staat in Gefahr, denn sie handeln nicht nach den Anforderungen der Allgemeinheit, sondern nach zufälliger Neigung und Meinung.«

Georg Friedrich Wilhelm Hegel

Mit der Ankündigung, notfalls Staatsanleihen in unbegrenzter Höhe anzukaufen, hatte er für die Euro-Gruppe die Kastanien aus dem Feuer geholt. Er musste vorpreschen, weil die Regierungschefs unfähig waren, im europäischen Gemeininteresse zu handeln; sie blieben ihren jeweils nationalen Interessen verhaftet und verharrten in Schockstarre.

Man ist versucht zu sagen, das Recht der Europäischen Verträge muss von deren Hütern nicht direkt gebeugt, aber doch gebogen werden, um von Fall zu Fall missliche Konsequenzen jener Fehlkonstruktion der Währungsgemeinschaft auszubügeln, die - wie Juristen, Politologen und Ökonomen seit vielen Jahren immer wieder nachgewiesen haben - nur durch eine Reform der Institutionen behoben werden kann.

Weblinks:

<a href="http://www.sueddeutsche.de/kultur/europa-sand-im-getriebe-1.2532119" target="blank">Habermas: Warum Merkels Griechenland-Politik ein Fehler ist</a> - www.sueddeutsche.de/kultur

<a href="http://www.nachdenkseiten.de/?p=26499" target="blank">Kritik an Habermas‘ SZ-Artikel „Warum Merkels Griechenland-Politik ein Fehler ist“</a> - www.nachdenkseiten.de

<a title="»Zur Verfassung Europas: Ein Essay« von Jürgen Habermas" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/351806214/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank"><img alt="Zur Verfassung Europas: Ein Essay" src="http://ecx.images-amazon.com/images/I/310txNESwOL._SL500_PIsitb-sticker-arrow-big,TopRight,35,-73_OU03_SS115_.jpg" width="57" border="0"/><br />Zur Verfassung Europas: Ein Essay </a> von Jürgen Habermas
<!-- http://images-eu.amazon.com/images/P/351806214.03.TZZZZZZZ.jpg -->

Sonntag, 21. Juni 2015

Das wilde Leben des Jean-Jacques Rousseau

Jean-Jacques Rousseau

Wahrscheinlich hat kein anderer Philosoph so wild wie er gelebt. Jean-Jacques Rousseau führte ein recht wildes Leben, dass ihn jedoch nicht an fundamentalen Erkenntnissen hinderte.

Doch trotz aller Turbulenzen in seinem Leben entwickelte er Ideen, die ihn zum Wegbereiter der Französischen Revolution machten und deren Gedankengut später grundlegend für die moderne Gesellschaft wurde.

"Wohl mir, wenn meine Lernfortschritte in eigener Sache mich so weit bringen,
dass ich die Welt zwar nicht besser - das wäre auch unmöglich -
aber doch tugendhafter verlasse, als ich sie betrat."


Jean-Jacques Rousseau

In seiner Schrift »Entstehung der Ungleichheit unter den Menschen« analysierte er, was schief gelaufen war, nachdem der Mensch den Naturzustand verlassen hatte.

Zwar forderte er kein »Zurück zur Natur«, wie ihm oft unterstellt wurde, aber doch eine grundlegende Korrektur der gesellschaftlichen Verhältnisse.

Sein Aufruf »Zurück zur Natur« hat viele Wissenschaftler geprägt und spätere Gegenbewegungen zur Industrialisierung ausgelöst.

Auch heute noch wird über Rousseau heftig debattiert. Philosophie und Politik, Theologie und Pädagogik verdanken ihm viele Anregungen. Öko- und Friedensbewegung und politische Utopisten orientieren sich bis heute an ihm.


Literatur:

Zurück zur Natur?: Das wilde Leben des Jean-Jacques Rousseau
Zurück zur Natur?: Das wilde Leben des Jean-Jacques Rousseau
von Christiane Landgrebe

Sonntag, 31. Mai 2015

»Die offene Gesellschaft und ihre Feinde« ist ein sozialphilosophisches Hauptwerk dieses Jahrhunderts

Karl Popper


»Die offene Gesellschaft und ihre Feinde« ist ein sozialphilosophisches Hauptwerk dieses Jahrhunderts. In Deutschland lange Zeit unterschätzt bzw. absichtsvoll missverstanden, nicht zuletzt durch Diffamierungen aus dem Umkreis der Frankfurter Schule (Adorno, Habermas u.a.), gilt das Werk des Totalitarismus heute selbstverständlich als ein Standardwerk zum Thema Totalitarismus und Geschichtsphilosophie.

Popper versteht unter offenen Gesellschaften die diversen Formen der Demokratie, vom klassisch-demokratischen Athen bis hin zu den modernen Gesellschaften der "western civilization", im Unterschied zu den geschlossenen (statischen) Gesellschaften der Stammeskulturen, der antiken Diktaturen und Tyranneien, bis hin zu den diktatorischen Regimen unseres Jahrhunderts.

Der Philosoph Karl Popper hat sein Werk »Die offene Gesellschaft und ihre Feinde« aus dem Jahr 1945 als Antwort auf den Faschismus konzipiert. Darin rechnet er detailliert mit den Gedankensystemen von Platon, Hegel und Marx ab, die seiner Meinung nach totalitäre Systeme theoretisch begründet und praktisch befördert haben.

Das Werk ist aus seiner Zeit heraus zu verstehen. Von 1939 bis 1942, Anlass war der Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in Österreich, hat Popper an den beiden Bänden der offenen Gesellschaft geschrieben: Gegen Hitler und Stalin; gegen Nazismus und Kommunismus. Vom Zauber Platons, dessen idealstaatliche Vorstellungen Popper im ersten Band seiner "offenen Gesellschaft" vehement kritisiert und als totalitäre Version des Historizismus (eine Philosophie der unangemessenen Sinnndeutung des historischen Geschehens) entlarvt, spannt er den Bogen zu den "falschen Propheten" der Neuzeit, die er vor allem in Hegel 507572 und Marx sieht, den "orakelnden Philosophen" (Popper).

»Band 2 Hegel, Marx und die Folgen« kündet von den falsche Propheten der Philosophie. Hegel ist für Popper ein philosophischer Falschspieler, der immer wieder "mit Hilfe seiner zauberkräftigen Dialektik wirkliche, physische Kaninchen aus rein metaphysischen Zylindern" holte. Gegen Ende seiner knappen, aber heftigen Ausführungen zur Hegelschen Philosophie räumt Popper allerdings ein: "Viele meiner Freunde haben mich kritisiert wegen meiner Einstellung zu Hegel und wegen meiner Unfähigkeit, Hegels Größe zu sehen.

Sie hatten damit natürlich völlig recht, denn ich war wirklich unfähig , sie zu sehen. (Ich bin es noch immer.)"


Der Hauptteil dieses zweiten Bandes der offenen Gesellschaft ist Karl Marx zugedacht: Marxens Methode, Marxens Prophezeihung, Marxens Ethik. Wobei Popper, bei aller respektvollen Würdigung der marx'schen Analysen, vor allem dessen ökonomistischen Determinismus als eine besonders dogmatische Form des Historizismus kritisiert. Die darin angeführten Zitate sind teils hoch amüsant, teils erschreckend und belegen, dass auch (oder gerade) große Denker sich großen Unsinn aus den Fingern saugen können.

Literatur:

Die offene Gesellschaft und ihre Feinde
Die offene Gesellschaft und ihre Feinde
von Karl Popper

Samstag, 9. Mai 2015

Gedanken zum Ende des Zweiten Weltkrieges

Jahrestage und Gedenkveranstaltungen prägen die Erinnerungskultur der Menschen. Das gilt besonders für den 8. Mai, den Tag des Kriegsendes in Europa. Zentraler Bestandteil dieser Erinnerungskultur ist, dass Geschichte immer von den Siegern geschrieben wird. Entscheidend ist hier nicht der tatsächliche Verlauf der Geschichte, sondern deren Interpretation, in der immer auch die Möglichkeit der Lüge enthalten ist.

„Geschichte ist die Lüge,
auf die man sich geeinigt hat“

Voltaire

„Geschichte ist die Lüge, auf die man sich geeinigt hat“, schrieb einst der Aufklärer Voltaire. Aber wer hat sich auf was geeinigt? Marx und Engels helfen da weiter: „Die Gedanken der herrschenden Klasse sind in jeder Epoche die herrschenden Gedanken.“ Die herrschende Geschichtsschreibung ist die Geschichtsschreibung der Herrschenden.

„Die Gedanken der herrschenden Klasse sind in jeder Epoche die herrschenden Gedanken.“

Karl Marx


Das galt und gilt auch für die Jahrestage und Gedächtnisfeiern zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Als Richard von Weizsäcker in seiner berühmten Rede am 8. Mai 1985 sagte der Bundespräsidnet in einer wegweisenden Rede:



„Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.“ Und weiter „Wir dürfen nicht im Ende des Krieges die Ursache für Flucht, Vertreibung und Unfreiheit sehen. Sie liegt vielmehr in seinem Anfang und im Beginn jener Gewaltherrschaft, die zum Kriege führte“ und: „Wer seine Ohren und Augen aufmachte, wer sich informieren wollte, dem konnte nicht entgehen, das Deportationszüge rollten.“

Richard von Weizsäcker


In Richard von Weizsäcker höchst bemerkenswerten Rede - eine Rede für die Geschichtsbücher, die einen Bruch in der Kontinuität deutschen Denkens und deutscher Geschichtsauffassung darstellt - kamen nicht etwa die Gedanken der herrschenden Klasse zum Ausdruck, sondern die eines besiegten Wehrmachtsoffziers, der im Alter zu seiner eigenen Geschichtesauffasung gekommen war.

Seine Rede atmete den Geist einer höheren Vernunft. Es war die geläuterte Ausfassung und Sichtweise eines Besiegten, der zur Vernunft gekommen war - der Weltgeist hinterm Rednerpult sozusagen.

Eine höhere Vernunft, welcher der herrschenden Klasse - die sich 1945 lieber besiegen als befreien lies - bis heute immer noch fern liegt. Diese Klasse hält es mit der Geschichtsschreibnung wohl eher mit Voltaire, der das Wesen der Geschichte schon damals erkannat hatte.

Weblinks:

Das Ende des Zweiten Weltkrieges – ein Beitrag von Oskar Lafontaine zum 8.5.2015 Bundespräsident Weizsäcker Rede am 8 Mai 1985 - Youtube - www.youtube.com

Sonntag, 5. April 2015

Israel hat mit seiner Umwertung aller Werte triumphiert

Friedrich Nietzsche hat Israel mit seiner Rache und Umwertung aller Werte bisher über alle anderen Ideale, über alle vornehmeren Ideale immer wieder triumphiert. Diese Aussage aus seiner "Streitschrift" &"Zur Genealogie der Moral" gehört zu der Gewißheit seines Glaubens.

Dieser Jesus von Nazareth, als das leibhafte Evangelium der Liebe, dieser den Armen, den Kranken, den Sündern die Seligkeit und den Sieg bringende »Erlöser« – war er nicht gerade die Verführung in ihrer unheimlichsten und unwiderstehlichsten Form, die Verführung und der Umweg zu eben jenen jüdischen Werten und Neuerungen des Ideals?

Hat Israel nicht gerade auf dem Umwege dieses »Erlösers«, dieses scheinbaren Widersachers und Auflösers Israel's, das letzte Ziel seiner sublimen Rachsucht erreicht? Gehört es nicht in die geheime schwarze Kunst einer wahrhaft grossen Politik der Rache, einer weitsichtigen, unterirdischen, langsam-greifenden und vorausrechnenden Rache, dass Israel selber das eigentliche Werkzeug seiner Rache vor aller Welt wie etwas Todfeindliches verleugnen und an's Kreuz schlagen musste, damit »alle Welt«, nämlich alle Gegner Israel's unbedenklich gerade an diesem Köder anbeissen konnten?

Und wüsste man sich andrerseits, aus allem Raffinement des Geistes heraus, überhaupt noch einen gefährlicheren Köder auszudenken? Etwas, das an verlockender, berauschender, betäubender, verderbender Kraft jenem Symbol des »heiligen Kreuzes« gleichkäme, jener schauerlichen Paradoxie eines »Gottes am Kreuze«, jenem Mysterium einer unausdenkbaren letzten äussersten Grausamkeit und Selbstkreuzigung Gottes <i>zum Heile des Menschen?</i> ...

Gewiss ist wenigstens, dass <i>sub hoc signo</i> Israel mit seiner Rache und Umwertung aller Werte bisher über alle anderen Ideale, über alle <i>vornehmeren</i> Ideale immer wieder triumphiert hat.

Weblink zum Text:

<a href="http://gutenberg.spiegel.de/buch/zur-genealogie-der-moral-3249/3" target="blank">Zur Genealogie der Moral</a> - Friedrich Wilhelm Nietzsche - Projekt Gutenberg

Literatur:

<a title="»Friedrich Nietzsche: Genealogie der Moral« von Otfried Höffe" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3050030267/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank"><img alt="Friedrich Nietzsche: Genealogie der Moral
" src="http://images-eu.amazon.com/images/P/3050030267.03.TZZZZZZZ.jpg" width="60" border="0"/><br />Friedrich Nietzsche: Genealogie der Moral</a> von Otfried Höffe

<!-- Ein drittes, zwar wirkungsmächtiges, aber nicht klassisches Modell bündelt sich im Werk des Philologen, Schriftstellers und vor allem Philosophen Friedrich Nietzsche. In seiner "Streitschrift" "Zur Genealogie der Moral" führt er die abendländische Moralkritik zu einem Höhepunkt. -->

Samstag, 28. März 2015

Der ewige Frieden eine moralische Verpflichtung

Für Kant ist der ewige Frieden eine moralische Verpflichtung. Der Königsberger Philosoph vertritt zu einen den Standpunkt einer Menschheitsethik, die von allen fundamemtalen Freiheiten aller Menschen ausgeht. Zum anderen von der Pflicht zum Frieden als eine zentrale moralische Norm und nicht nur als eine politische Norm.

Friede als nur das Ende der Revolution und als bloßen Waffenstillstand abzutun, liegt nicht im Interesse Kants, zumal er ihm das Attribut "ewig" anhängen wird. Kein Friedensschluss mit Vorbehalt, kein Tausch von Staaten, die er als Habe bezeichnet mit einer Gesellschaft von Menschen. Kein Waffenheer, keine Staatsschulden gegenüber anderen Staaten.

Der Friedenszustand unter Menschen ist, wie man meinen kann, durch Verbote zu erreichen. Friede ist kein Naturzustand, er muss gestiftet werden, wie Kant postulierte. In einer Gesellschaft, die Freiheit aller, eine Abhängigkeit aller zu einer Gesetzgebung und so vollständige Gleichheit verspricht, wird unter der Idee der Republik Recht und Friede gestiftet. Zwischen den Staaten gilt dann das Völkerrecht auf Basis des Föderalismus. Völker als Staaten werden wie einzelne Menschen betrachtet.

Deren Maximen des Zusammenlebens gelten ebenso unter Staaten, das Recht hat zu siegen und nicht durch Sieg im Krieg das vorgebliche Recht. Trägt man diese Maximen unter eine Sonne, gilt das Weltbürgerrecht, nämlich als Recht auf dem Boden anderer nicht feindselig behandelt zu werden. Dieses Recht auf Hospitalität denkt bereits das allumfassende Recht als Grundlage einer globalen Wanderung und impliziert, dass sich der Fremde in einem für ihn fremden Land ebenso nicht feindselig verhält.

Tritt dieses Weltbürgerrecht als oberste Maxime über alle Völker, Staaten und Menschen in Kraft, so findet die Rechtsverletzung dagegen im Prinzip an einem Platz statt und wird in allen gefühlt - und wird so als öffentliches Menschenrecht zum Codex das ewigen Friedens.

Gewährleister dieses Codexes ist die Natur selbst, die in ihrer Zweckmäßigkeit hervor leuchtet und die Friedenssicherung zuletzt notwendig macht, in dem sie a) für alle Menschen in allen Erdgegenden gesorgt hat, b) die Menschen durch Krieg in jeden Winkel der Erde getrieben hat und c) die Menschen gerade durch den Krieg in gesetzliche Verhältnisse genötigt hat.

Wenn Staaten wegen der in ihnen wohnenden Menschen wie einzelne Menschen zu behandeln sind, dann gelten für diese Staaten auch die Vernunftgründe, die sich im kategorischen Imperativ der praktischen Vernunft zeigen und zudem die moralischen Instanzen in ihnen selbst. Der Streit zwischen Moral und Politik kann objektiv aufgehoben werden, findet sich jedoch subjektiv verdeutlicht, wenn man den Vernunftmaximen nicht folgt.

Kant spricht vom ewigen Frieden als einer Aufgabe, die nur nach und nach zu lösen sei, deren Ziel man schrittweise näherkomme.

Weblink:

Zum ewigen Frieden
Zum ewigen Frieden
von Immanuel Kant

Samstag, 21. März 2015

»Zum ewigen Frieden« von Immanuel Kant

Zum ewigen Frieden
Zum ewigen Frieden


Die Altersschrift »Zum ewigen Frieden. Ein philosophischer Entwurf« (1795) gehört zu den bekanntesten Werken des deutschen Philosophen Immanuel Kant. In seiner Schrift von 1795 entwarf er eine Theorie der internationalen Politik. Kant skizzierte darin das Verhältnis von globaler Ökonomie, Völkerrecht und internationaler Politik. Das Werk gilt als Grundlagenschrift globaler politischer Theorie.

In Form eines Friedensvertrages wendet Kant seine Moralphilosophie (vgl. »Grundlegung zur Metaphysik der Sitten«, »Kategorischer Imperativ«) auf die Frage der Politik nach dem Frieden zwischen den Staaten an. Auch hier gilt es, von der Vernunft geleitete Entscheidungen zu treffen und nach Gerechtigkeit zu trachten. Dabei stellt er klar, dass der Frieden kein natürlicher Zustand für den Menschen sei und deshalb gestiftet werden müsse.

Die Schrift behandelt das Verhältnis von globaler Ökonomie, Völkerrecht und internationaler Politik. Die Schrift ist ein Plädoyer für freien Handel zwischen den Nationen und Völkern. Kant zieht darin eine Beziehung von Frieden und freiem Handel und so kann die Schrift als Vorläufer des globalen Halnds angesehen werden.

Kants berühmte Altersschrift enthält als zentrale moralische und politische Normen die Pflicht zum Frieden und zur Völkergemeinschaft. Die Gewährung des Friedens sei Sache der Politik, welche sich der Idee eines allgemeingültigen Rechtssystems unterzuordnen habe; denn so heißt es im Anhang: Das Recht der Menschen muß heilig gehalten werden, der herrschenden Gewalt mag es auch noch so große Aufopferung kosten. Dem Despotismus erteilt Kant eine Absage.

Immanuel Kants Schrift »Zum ewigen Frieden« (1795) kann im weiteren Sinne unter die Vorläufer einer europäischen Einigung gerechnet werden, da sie einen föderalen Zusammenschluss republikanischer Staaten als Voraussetzung des Weltfriedens ansah.

Immanuel Kant hat in seiner Schrift vom »Ewigen Frieden« das Weltbürgerrecht formuliert. Er schrieb: „Es ist hier nicht von Philanthropie, sondern vom Recht die Rede, und da bedeutet Hospitalität das Recht eines Fremdlings, seiner Ankunft auf dem Boden eines andern wegen von diesem nicht feindselig behandelt zu werden. Dieser kann ihn abweisen, wenn es ohne seinen Untergang geschehen kann, so lange er aber auf seinem Platz sich friedlich verhält, ihm nicht feindlich begegnen.“

Das Schild eines holländischen Gastwirts, ein Bild eines Friedhofes mit der Textzeile "Zum ewigen Frieden" mag in seiner ganzen Satire den großen Philosophen Immanuel Kant angeregt haben, eine besondere, auf dieser Welt bisher einmalige Schrift zu verfassen, die in der Revolutionszeit im Jahre 1795 erschien. Für Kant ein Jahrzehnt vor seinem Lebensende die Geburtsstunde für das Denken "zum ewigen Frieden".

Weblink:

Immanuel Kants Schrift »Zum ewigen Frieden« - Wikipedia.org

Literatur:

Zum ewigen Frieden
Zum ewigen Frieden
von Immanuel Kant

Samstag, 14. März 2015

Bedingungen zur Errichtung des „Ewigen Friedens“

Zum ewigen Frieden


Die Schrift „Zum ewigen Frieden“ - im Jahr 1795 von Immanuel Kant (1724-1804) in der Form eines Friedensvertrages veröffentlicht - ist nicht die erste seiner Art, doch die am häufigsten von Gesellschaft und Politik rezipierte. In den vergangenen Jahrhunderten hatten sich bereits mehrere Denker vor Kant zum „Ewigen Frieden“ die Köpfe zermartert.

Dante Alighieri (1265-1321) erdachte eine Friedensordnung basierend auf einem Konglomerat von internationalen Regeln. Hugo Grotius (1583-1645) ersann die Grundlagen des Völkerrechts in seiner Publikation „De jure belli ac pacis“ und Charles Irénée Castel de Saint-Pierre (1658-1743) erarbeitete eine allgemeingültige Form des Friedens zwischen den Nationen aus („projet pour rendre la paix perpétuelle en Europe“) und beeinflusste mit seinen Ausarbeitungen wesentlich das Denken von Jean-Jacques Rousseau und Immanuel Kant. Jeremy Bentham veröffentlichte seine „Grundsätze für Völkerrecht und Frieden“ (1786/1789).

Doch keiner der großen und bedeutenden Denker konnte verbindlich sagen, wie Friede zu erreichen und dauerhaft zu erhalten sei. Immanuel Kant hat versucht, zu erklären, wie wir Frieden erreichen könnten. Die zentralen Bedingungen zur Errichtung des „Ewigen Friedens“ sind zum einen die Stiftung einer Rechtsordnung mittels der Vernunft (a priori) um die Interaktion der Staaten zueinander zu regeln und zum anderen die Etablierung des Rechts. Kant unterscheidet mehrere Formen des Rechts: Insbesondere das ius ad bellum (Recht zum Krieg) im Falle einer Perzeption eines Bedrohungsszenarios, ius in bello (Recht im Krieg) und ius post bellum (Recht nach dem Krieg).

Des Weiteren erfasst er das Recht des Friedens – welches das Neutralitätsrecht, die langfristige Sicherung des Friedens und die Einbindung der Staaten in Korporationen beinhaltet – und das Weltbürgerrecht als ein rechtliches Konzept zur Annäherung an das friedliche Zusammenleben der Völker.

Samstag, 7. März 2015

Immanuel Kant und seine Haltung zum Frieden

Immanuel Kant


Immanuel Kant lebte am Ende seines Lebens in politisch bewegten Zeiten. Die Französische Revolution führte zu einem Umsturz der Monarchie und löste eine Welle von Kriegen aus. Auf die Französische Revolution folgten seit 1792 die gegen sie gerichteten Kriege europäischer Koalitionen.

In politisch unruhigen Zeiten ist die Sehnsucht nach Frieden am ausgeprägtesten. Die revolutionären Umwälzungen und die darauf folgenden Kriege bestärkten Kant in seiner Haltung zum Frieden und daß die Gewährung des Friedens ein wichtiges Gut, durch die Politik sicherzustellendes, Gut sei.

Der Krieg "der Quell aller Übel und Verderbnis der Sitten" soll also vermieden werden, zunächst, um den Fortschritt wenigstens nicht zu stören. Zu Grunde liegt diesem Gedankengang Kants die Beobachtung der Französischen Revolution, aus der er eine "moralische Anlage im Menschengeschlecht" ableitet.

Kant sprach sich angesichts der kriegerischen Situation in Europa entschieden für den Frieden aus. Den Krieg nannte er eine "Geißel des menschlichen Gechlechts", die militärsche Tapferkeit "die höchste Tugend der Wilden" und besonders verabscheute er die Kriegspredigten.

Samstag, 28. Februar 2015

»Das Kapital im 21. Jahrhundert« von Thomas Piketty


Das Kapital im 21. Jahrhundert

»Das Kapital im 21. Jahrhundert« von Thomas Piketty ist ein Werk von außergewöhnlichem Ehrgeiz, von großer Originalität und von beeindruckendem Rigorismus. Es lenkt unser ganzes Verständnis von Ökonomie in neue Bahnen und konfrontiert uns mit ernüchternden Lektionen für unsere Gegenwart.Marx wäre von den heutigen Krisenerscheinungen kaum überrascht gewesen – weder vom Phänomen der Working Poor, von der Zunahme an Depressionen durch Überarbeitung, der Erosion des Zusammenlebens und des Klimas noch von den verheerenden Wirtschaftskrisen.

Das Werk geht der Frage nach: Wie funktioniert die Akkumulation und Distribution von Kapital? Welche dynamischen Faktoren sind dafür entscheidend? Jede politische Ökonomie umkreist die Fragen nach der langfristigen Evolution von Ungleichheit, der Konzentration von Wohlstand und den Chancen für ökonomisches Wachstum. Aber befriedigende Antworten gab es bislang kaum, weil geeignete Daten und eine klare Theorie fehlten.
Thomas Piketty
In seinem Werk »Das Kapital im 21. Jahrhundert« untersucht der französische Ökonom Thomas Piketty Daten aus 20 Ländern, mit Rückgriffen bis ins 18. Jahrhundert, um die entscheidenden ökonomischen und sozialen Muster freizulegen. Seine Ergebnisse werden die Debatte verändern und setzen die Agenda für eine neue Diskussion über Wohlstand und Ungleichheit in der nächsten Generation.

Piketty zeigt, dass das moderne ökonomische Wachstum und die Verbreitung des Wissens es uns ermöglicht haben, Ungleichheit in dem apokalyptischen Ausmaß abzuwenden, das Karl Marx prophezeit hatte. Aber wir haben die Strukturen von Kapital und Ungleichheit nicht in dem Umfang verändert, den uns die optimistischen Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg suggeriert haben.


Piketty verweist zu Recht auf das vielleicht wichtigste Legitimitätsproblem des Kapitalismus - die ungleiche Verteilung von Wohlstand, auf die ja auch der französische Ökonom Thomas Piketty in seinem Bestseller "Das Kapital im 21. Jahrhundert hinweist". Die Verteilungsfrage ist vielleicht die größte Herausforderung für den Kapitalismus seit der Zeit der großen Kartellgesetze zum Ende des 19. Jahrhunderts.

Der Haupttreiber der Ungleichheit - dass Gewinne aus Kapital höher sind als die Wachstumsraten - droht heute vielmehr extreme Formen von Ungleichheit hervorzubringen, die den sozialen Frieden gefährden und die Werte der Demokratie unterminieren. Doch ökonomische Trends sind keine Handlungen Gottes. Politisches Handeln hat ökonomische Ungleichheiten in der Vergangenheit korrigiert, sagt Piketty, und kann das auch wieder tun.

Piketty sieht sich in der Tradition klassischer Ökonomen des 19. Jahrhunderts. Abstrakte mathematische Modelle, wie sie heute an den Universitäten verbreitet sind, lehnt er ab. Stattdessen trägt er Indizien zusammen und zieht daraus Schlüsse. Diese Methode hat ihre Grenzen. So kann er nicht schlüssig erklären, warum die Vermögenserträge dauerhaft so hoch sind. Dennoch sprechen seine Daten eine klare Sprache – und selbst konservative Institutionen wie der Internationale Währungsfonds warnen inzwischen vor der wachsenden Ungleichheit auf der Welt.

Literatur:


Das Kapital im 21. Jahrhundert
von Thomas Piketty und Ilse Utz (Übersetzerin)

Das Kapital im 21. Jahrhundert - Kulturzeit-Video 3 Sat Mediathek

Blog-Artikel:

Wer hat, dem wird gegeben ... - Stadtschreiber-Blog - http://stadtschreiber.blog.de

Mittwoch, 25. Februar 2015

Die Griechen spüren den kalten Hauch des Turbo-Kapitalismus der Finanzwirtschaft

Griechenland ist ein Beispiel dafür, was passiert, wenn man ein Land unter den Sparvorgaben der EU zugrundegehen lässt. Am Ende ist das Land saniert und die Bevölkerung kaputtgespart.

Es sind die "Sparvorgaben seiner Gläubiger", gegen die sich Griechenland wehrt. Es sind genau diese Sparvorgaben, die die Staaten vor der Finanzwirtschaft in die Knie zwingen sollte, wie man sich Staaten einverleibt und auf demokratischer Basis die Diktatur des Kapitals weiter ausweitet und festigt.

Ob Griechenland das so sieht? Es könnte so sein. - Und wenn nicht, so ahnen und spüren die Griechen doch schon etwas von dem kalten Hauch des Turbo-Kapitalismus der Finanzwirtschaft, der Staaten sozial verwüstet und ausgebeutet zurückläßt, wenn man ihn dereguliert walten läßt.

Man sollte Griechenlands Haltung als Signal verstehen, als Signal für eine sozial-ökonomischen Schieflage, die es zu korrigieren gilt, will man den sozialen Frieden und Europa auf eine solide Grundlage stellen. Ein in die Armut entlassenes Griechenland ist eine Gefahr für die EU.

Europa ist nicht nur eine Wirtschaftsgemeinschaft und ein "Markt", sie ist vor allem eine Gemeinschaft von Menschen. Wer Europa bewahren will, muss sich den Menschen zuwenden.

Dienstag, 24. Februar 2015

»Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung« von Joseph Schumpeter

Der österreichische Ökonom Joseph Schumpeter war ein österreichischer Nationalökonom und Politiker. In seinem Frühwerk »Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung« (1911) stellte er sich dem Problem, die wirtschaftliche Entwicklung des Kapitalismus zu erklären.

Schumpeter versuchte, von der stationären Betrachtung der Ökonomie ausgehend eine Theorie der wirtschaftlichen Dynamik aufzustellen, die (ähnlich wie zuvor Marx' Akkumulations- und Zusammenbruchstheorie) wirtschaftliche Entwicklung(en) erklären konnte.

Der österreichische Ökonom Joseph Schumpeter entwickelte die Idee, daß der Kapitalismus ein fortwährender Sturm der schöpferischen Zerstörung ist. Sein Verdienst ist es, die Dynamik der Wirtschaft und ökonomischer Prozesse erkannt zu haben. Mit jeden Zyklus gibt es eine neue Firma, die eine alte zerstört.

Schumpeter zufolge wird ein innovativer Unternehmer durch seine Innovation zu einem Monopolist - so lange, bis Nachahmer auftreten (oder seine Innovation durch andere Entwicklungen verblasst). Schumpeter erkannte damit das Wechselspiel aus Innovation und Imitation als Triebkraft des Wettbewerbs.

Es bildet die Grundlage für eine Reihe von Konjunkturmodellen. Die Begriffe 'Schöpferische Zerstörung' und 'Kreative Zerstörung' sind in der Makroökonomie bis heute bekannt. Es ist heute jedoch die Frage zu stellen, ob mit der 'Schöpferische Zerstörung' nicht die Axt an die Wurzel der Zukunft gelegt wird.

Samstag, 21. Februar 2015

Das Unbehagen am Kapitalismus wächst

Der Kapitalismus ist ein innovatives und schöpferisch-produktives Wirtschaftssystem, das sich mit Innovationen immer wieder neu erfindet und dabei auf die regulativen Kräfte des Marktes setzt. Er beinhaltete auch einmal ein großes Glücksversprechen: Wohlstand für alle, doch davon hat er sich heute in Zeiten der Globalisierung weit entfernt.

Schon Karl Marx hatte erkannt: Der Kapitalismus wirbt mit einer trügerischen Verheißung. Sie lautet: Folge meinem Gesetz, gehe ein Risiko ein, und du wirst reich belohnt. Auch wenn dabei das gute Alte auf der Strecke bleibt, so ist die Zerstörung doch schöpferisch, und am Ende fällt der Wohlstand den Menschen wie eine reife Frucht in den Schoß.

Das Kapital
Das Kapital
von Karl Marx

Das Unbehagen am Kapitalismus wächst. Man muss kein Marxist sein, um zu sehen, dass es um die kapitalistische Verheißung derzeit nicht gut bestellt ist. Der Beinahe-Crash des Finanzsystems gibt all jenen recht, für die die unsichtbare Hand des Marktes nur deshalb unsichtbar ist, weil es sie gar nicht gibt. Nun ist die Ratlosigkeit groß.

Kapital lesen 2016

Noch gestern wollten die ökonomischen Eliten den Staat zum Hilfskellner im Kasino-Kapitalismus degradieren. Heute rufen sie kleinlaut nach seiner helfenden Hand, damit er brav ihre Zeche zahlt.

Weblink:

Der große Ausverkauf - www.zeit.de

Gleichschritt von Politik und Ökonomie

In den Zeiten einer zunehmenden Ökonomisierung ist es zu einem Gleichschritt von Politik und Ökonomie gekommen. Beide sind in einem bemerkenswerten gesellschaftlichen Gleichschritt unterwegs. es geht um die Angleichung marktkonformen Verhaltens in der Politik.

Lange Zeit schien es schien so, als sei es überflüssig daran zu erinnern, dass gemeinwohlorientiertes Handeln noch nie konstitutives Element ökonomischer Logik war - einer Logik, die die Werte der Demokratie eher unterminiert.

Das Demokratieverständnis der Kanzlerin jedoch zeigt, dass dies voreilig wäre. Frau Merkel meint, so hat sie uns vor Jahren wissen lassen, es sei angebracht, "die parlamentarische Mitbestimmung so zu gestalten, dass sie trotzdem auch marktkonform ist."

Nicht, dass der Primat der Politik nicht längst faktisch aufgegeben wäre, den Kotau vor der Ökonomie allerdings zum Programm zu erheben, gar als Zukunftsvision zu adeln, das hatten vorher nicht einmal die Liberalen gewagt. Das Egalitäre ist getilgt.

Die neoliberale Ökonomie hat seit geraumer Zeit als selbsternannte ultimative Deutungsmacht übernommen. Der Markt als ein universelles Verfahren. Die Ökonomie stilisiert den Markt quasi zur neuen naturnotwendigen Struktur der Freiheit.

Mehr Demokratie wagen! - wie es noch Willy Brandt formulierte - war gestern. Heute gilt offensichtlich die Formel Mehr Kapitalismus! wagen, wie es zur Unzeit und ungeschickt der wirtschaftspolische Sprecher der Union Friedrich Merz herausposaunte.

In dem Maße allerdings, wie die neoliberale kapitalistische Rationalität die gesamten Lebenszusammenhänge der Menschen dominiert und durchdringt, sich zur universellen Deutungs- und Definitionsmacht aufgeschwungen hat, ja sich als Hort der Freiheit geriert, entzieht sie sich selbst ihre intellektuellen Reproduktionsbedingungen, indem sie durch den Versuch unmittelbarer und ausschließlicher ökonomischer Verwertbarkeit menschlichen Wissens Fachidiotentum produziert. Die Fallstricke, in denen sie sich verfängt, hat sie selber ausgelegt.

Mehr als 150 Jahre nach Heine und mehr als 200 Jahre nach Kant sind wir also nach vorübergegangener Einsicht wieder beim status quo ante angelangt. Wenn es sich - eine Lehre der Aufklärung - bei Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität um universelle Werte handelt, dann muss diesen wieder neuen Leben eingehaucht weden.

Weblink:

Die infizierte Gesellschaft - Rudolf Homann-Blog - http://rudolf-homann.blog.de

Thomas Piketty über die ungleiche Verteilung von Wohlstand

Thomas Piketty

Thomas Piketty zeigt, dass das moderne ökonomische Wachstum und die Verbreitung des Wissens es uns ermöglicht haben, Ungleichheit in dem apokalyptischen Ausmaß abzuwenden, das Karl Marx prophezeit hatte.

Thomas Piketty verweist zu Recht auf das vielleicht wichtigste Legitimitätsproblem des Kapitalismus - die ungleiche Verteilung von Wohlstand, auf die ja auch der französische Ökonom Thomas Piketty in seinem Bestseller »Das Kapital im 21. Jahrhundert« hinweist. Die Verteilungsfrage ist vielleicht die größte Herausforderung für den Kapitalismus seit der Zeit der großen Kartellgesetze zum Ende des 19. Jahrhunderts.

Das Kapital im 21. Jahrhundert
Das Kapital im 21. Jahrhundert

Der Haupttreiber der Ungleichheit - dass Gewinne aus Kapital höher sind als die Wachstumsraten - droht heute vielmehr extreme Formen von Ungleichheit hervorzubringen, die den sozialen Frieden gefährden und die Werte der Demokratie unterminieren. Doch ökonomische Trends sind keine Handlungen Gottes. Politisches Handeln hat ökonomische Ungleichheiten in der Vergangenheit korrigiert, sagt Piketty, und kann das auch wieder tun.

Kapital lesen 2016

Es gibt aber auch einen Gegenentwurf: das skandinavische Sozialstaatsmodell mit hohen Steuersätzen für alle bei einer zugleich hohen Staatsquote die für eine gleiche Verteilung von Wohlstand sorgt. Sicherlich kein schlechtes Modell, auch wenn die Skandinavier gerade in den letzen Jahren auch mit erheblichen politischen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten.


Weblink:

Die USA: Kapitalismus im Endstadium - /www.danielflorian.de


Literatur:

Das Kapital im 21. Jahrhundert
Das Kapital im 21. Jahrhundert
von Thomas Piketty

Donnerstag, 19. Februar 2015

Pierre-Joseph Proudhon 150. Todestag

Pierre-Joseph Proudhon

Pierre-Joseph Proudhon starb am 19. Januar 1865 in Passy bei Paris. Proudhon war ein französischer Ökonom und Soziologe. Er war so etwas wie ein praktischer Anarchist. Er darf als einer der ersten Vertreter des solidarischen Anarchismus gelten. Er war der Vertreter eines libertären Gesellschaftsmodells. Er setzte sich für die Abschaffung der Ausbeutung, der Regierung des Menschen durch den Menschen, Kooperation, Gerechtigkeit und Freiheit, Mutualismus und Föderalismus ein. Er führte Untersuchungen über den Ursprung und die Grundlagen des Rechts und der Herrschaft durch.

In seiner "Theorie des Eigentums" (1866) unterzog Pierre-Joseph Proudhon das kapitalistische Eigentum einer wissenschaftlichen und politischen Grundsatzkritik. Deren Aktualität erweist sich besonders da, wo er es als Instrument wachsender wirtschaftlicher und politischer Macht und als Gegenstand immer schärferer innergesellschaftlicher Konflikte charakterisiert.

Vielzitiert ist der Satz „Eigentum ist Diebstahl“ aus seinem Werk "Was ist das Eigentum?: Untersuchungen über den Ursprung und die Grundlagen des Rechts und der Herrschaft" ("Qu’est ce que la propriété? Ou recherches sur le principe du droit et du gouvernement"). Der Band ist das erste grundlegende Werk zu Proudhons Philosophie des Anarchismus; es wurde 1840 erstveröffentlicht. Die Schrift, die Proudhons provokativste Postulate enthält – Eigentum ist Diebstahl! – Gott ist alles Übel! – Anarchie ist die beste Regierung! – erlangte ihre wichtigste Bedeutung in der 1848er Revolution und ist eine der Begründungsschriften des Anarchismus überhaupt, auf die sich insbesondere die syndikalistische Arbeiterbewegung in Frankreich und die kommunistischen Anarchisten um Kropotkin bezogen.

Auch Karl Marx, der in den frühen 1840ern noch sehr befreundet mit Proudhon war, lobhudelte die Veröffentlichung: 'Herausfordernder Trotz, der das ökonomische ›Allerheiligste‹ antastet, geistreiche Paradoxie, womit der gemeine Bürgerverstand gefoppt wird, zerreißendes Urteil, bittre Ironie … revolutionärer Ernst.'

In der Februarrevolution von 1848 traf er Michail Bakunin und entwickelte als Abgeordneter der französischen Nationalversammlung ein Arbeitsprogramm. Er erstrebte eine Entwicklung zum Sozialismus ohne Gewalt, getragen von der freien Entscheidung der Arbeiter. Proudhon lehnte jede staatliche Gewalt ab und prägte die Überzeugung der Anarchisten, wonach die unbegrenzte Freiheit der Menschen die Grundvoraussetzung für eine sozialistische Ordnung sei.

Proudhon war ein Mensch nicht frei von Widersprüchen: Er kritierte Eigentum und Staat, um dann beides zu verteidigen, er kritisierte Wahlen und kandidierte dann selbst. Diese Logik wird verständlich, wenn man weiß, daß Proudhon das kapitalistische Eigentum kritisierte, das libertäre aber veretidigte, daß er den kapitalistischen Staat geißelte, den Staat als föderalistischen Raum aber begrüßte, daß er keine bürgerlichen Wahlen wollte, sie aber uneterstüztze, wenn sie dem Anarchismus dienten.

Pierre-Joseph Proudhon wurde am am 15. Januar 1809 in Besançon geboren.

Weblinks:

 Theorie des Eigentums 

Theorie des Eigentums von Pierre-Joseph Proudhon

Was ist das Eigentum?: Untersuchungen über den Ursprung und die Grundlagen des Rechts und der HerrschaftWas ist das Eigentum?: Untersuchungen über den Ursprung und die Grundlagen des Rechts und der Herrschaft

von Pierre-Joseph Proudhon

Samstag, 14. Februar 2015

Zunehmende Ökonomisierung der Gesellschaft

Der Begriff der »Ökonomisierung« bezeichnet die Ausbreitung des Marktes samt seinen Prinzipien und Prioritäten auf Bereiche, in denen ökonomische Überlegungen in der Vergangenheit eine eher untergeordnete Rolle spielten bzw. die solidarisch oder privat organisiert waren. Die Ökonomisierung der Gesellschaft nimmt zu. Sie ist ein Ausdruck der neoliberalen kapitalistischen Rationalität. Das führt dazu, dass die Wirtschaft in andere und immer weitere Bereiche des Lebens (Familie, Medien, Politik, Recht, Medizin, etc.) vordringt und dort ihre spezifischen Operationen vornimmt, die dort nicht hingehören. Welche Konsequenzen hat die Ökonomisierung? - Betrachtet man die Entwicklung, die sich in den Ländern der westlichen Welt in den letzten 200 Jahren vollzogen hat, so stellt man leicht fest, dass der Bereich der Sozialnormen stark zurückgegangen ist. Der Bereich der Marktnormen dagegen hat unausgesetzt zugenommen. Der Bereich der Marktnormen überlagert die Sozialnormen in einer Weise, dass sie dort, wo sie soziale Standards aushöhlt, schädlich für das soziale System geworden ist. Der Mensch wird immer mehr zum "ökonomischen Faktor" und bloßen Konsumenten reduziert. Ein Beispiel ist die organisatorische Neuordnung staatlicher Verwaltungen, bei der durch interne Rationalisierung und die Übernahme marktpreissimulierter Kosten-Ertrags-Kalküle angestrebt wird, die Qualität öffentlicher Dienstleistungen zu verbessern und gleichzeitig deren Produktionskosten zu senken. Die Ökonomie ist für die Menschen so bestimmend wie die Schiolastik für die Mönche. In dem Maße allerdings, wie die neoliberale kapitalistische Rationalität die gesamten Lebenszusammenhänge der Menschen dominiert und durchdringt, sich zur universellen Deutungs- und Definitionsmacht aufgeschwungen hat, ja sich als Hort der Freiheit geriert, verdrängt sie soziale Standards. Im schlimmsten Falle kommt es zu einer totalen Unterwerfung des sozialen Lebens unter die Interessen des Kapitals. Die Ökonomisierung wird zur Totalität. Die Ökonomisierung hat im Zuge des Neoliberalismus erschreckende Ausmaße angenommen, besonders bei sozialen Standards aushöhlenden Internet-Konzernen, bei betrügerischen Internet- und Versicherungsunternehmen und in der Werbung, im Bereich des Fernsehen und im Radio, eingenommen. Hier werden die Menschen bereits offen terrorisiert. Unister GmbH unter Verdacht: Abzocke-Vorwürfe - www.wbs-law.de

Samstag, 7. Februar 2015

Wer bestimmt die Richtung der Wirtschaft?

Wichtig an der Wirtschaft ist, daß die Richtung stimmt. Doch war wacht tatsächlich über die Richtung? Anders als im 18. Jahrhundert haben Philosophen heute keinen Einfluß mehr auf die Politik.

An ihre Stelle sind die Ökonomen getreten, die großen Wirtschaftsführer und Lobbyisten, die Spin-Doktors, PR-Berater und Consultants. Ihr Thema freilich ist nicht die Zukunft, sondern Markt- und Karrierechancen. Und es ist der Erhalt des Status quo.

Die Richtung der Wirtschaft zu bestimmen, bedeutet dabei nicht einfach, ihren Kreislauf in Gang zu halten. Es meint zugleich, Entscheidungen darüber zu treffen, womit man eine Gesellschaft befeuert. Welche Sinnbedürfnisse werden befriedigt und welche nicht? In unserer Gesellschaft und der Ökonomie ist dies nicht in erster Linie der Konsum.

Sind die, welche die Richtung der Wirtschaft bestimmen, sich der richtigen Richtung bewusst oder steuert alles in die falsche Richtung, weil alles durch die ;unsichtbare Hand Adams Smiths in diese Richtung (fehl-)gelenkt wird?

Dienstag, 27. Januar 2015

Friedrich Schelling 240. Geburtstag



Friedrich Schelling wurde am 27. Januar 1775 in Leonberg im Herzogtum Württemberg geboren.

Friedrich Schelling war ein deutscher Philosoph, Anthropologe, Theoretiker der sogenannten Romantischen Medizin und einer der Hauptvertreter des Deutschen Idealismus. Er war der Hauptbegründer der spekulativen Naturphilosophie, die von etwa 1800 bis 1830 in Deutschland fast alle Gebiete der damaligen Naturwissenschaften prägte.

Schelling schließt kritisch an Fichtes Wissenschaftslehre an. Natur und Geist bilden eine Einheit. Sie sind zwei Offenbarungen desselben Prinzips, der „Weltseele“. Alles im Universum ist beseelt. Die Kunst ist die höchste Gestaltung alles Irdischen.

1798 wurde der erst Dreiundzwanzigjährige mit der Unterstützung Goethes zum außerordentlichen Professor nach Jena berufen. Er lehrte an der Universität Jena neben Fichte, der allerdings schon 1799 wegen des Vorwurfs des Atheismus seinen Lehrstuhl verlor.

1799 veröffentlichte Schelling seinen Ersten Entwurf zu einem System der Naturphilosophie und es entstand das System des transzendentalen Idealismus (1800), in welchem Schelling Naturphilosophie und Transzendentalphilosophie als gleichberechtigte Grundwissenschaften darstellte.

1803 wurde der Protestant Schelling im Zuge der durch die Säkularisation erforderlichen Neuordnung an die vom Katholizismus geprägte Universität Würzburg berufen. Im Wintersemester 1803/04 begann er dort, wo der Physiologe und Naturphilosoph Johann Joseph Dömling sein Wegbereiter war, seine Tätigkeit als Professor der Philosophie.

Im Frühjahr 1806 ging Schelling nach München, wo er in den bayerischen Staatsdienst eintrat, Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften wurde und bis 1820 blieb. In dieser Zeit hatte Schelling keine akademische Lehrtätigkeit inne.

Ab 1810 arbeitete er jahrelang an der Philosophie der Weltalter, die eine große Philosophie und Theologie der Geschichte werden sollte, aber nie fertiggestellt wurde.

Von 1820 bis 1826 dozierte Schelling als Honorarprofessor ohne feste Lehrverpflichtung in Erlangen.

1827 wurde er als ordentlicher Professor an die neu errichtete Universität München berufen, wo er bis 1841 in seiner zweiten Münchener Zeit Vorlesungen hielt.

Friedrich Schelling starb am 20. August 1854 während eines Kuraufenthaltes in Ragaz im Kanton St. Gallen.

Samstag, 24. Januar 2015

Philosophische Betrachtungen zu Meinungs- und Pressefreiheit

Verständlicherweise haben manche Vertreter der Presse nach dem Anschlag auf das Satire-Magazin »Charlie Hebdo« in erster Linie die Meinungs- und Pressefreiheit in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen gestellt und auch Voltaire zum Zeugen der Unantastbarkeit dieses Grundrechts gemacht.

Die volle „Wahrheit“ über die Gedanken Voltaires und des anderen großen Aufklärers, Kant, zur Idee der „Freiheit“ wurde jedoch in den Betrachtungen ausgeklammert bzw. vorenthalten. Sowohl Kant als auch Voltaire haben Freiheit - und damit auch die Meinungs- und Pressefreiheit - keineswegs schrankenlos gesehen, sondern sie ausdrücklich mit Grenzen versehen, Grenzen, die durch Verantwortung und Vernunft bestimmt werden.

Das Grundgesetz hat – vom Kant’schen Geiste erfüllt – die Meinungsfreiheit bekanntlich im Grundrecht in Worte gefasst und dabei – ebenfalls im Kant’schen Sinne – dieser Freiheit durchaus auch Grenzen gesetzt: So werden diese Grenzen durch Beleidigungen oder Schmähkritik im Sinne der §§ 185 ff. StGB eindeutig überschritten.

Epikur und seine Lehre vom Glück


Epikur ( 341 v. Chr. - 306 v. Chr.) ist der Begründer einer der bekanntesten griechischen Philosophieschulen.

Grundlage seiner Philosophie war die atomistische Welterklärung Demokrits, der alle Erscheinungen als von Naturgesetzen hervorgerufen darstellt und damit den Einfluss übernatürlicher Kräfte ausschließt.

Epikur betrachtete es als seine Aufgabe den Menschen die Furcht vor dem Tod zu nehmen und sie zu einer irdischen Glückseligkeit zu führen.

Ihm geht es bei allem nicht um ein zügelloses Jagen nach Sinneslust, sondern er sieht das Ziel des Menschen im Gewinnen von Lust und im Vermeiden von Unlust - dies nämlich ist für ihn Ausdruck erstrebenswerter Glückseligkeit.

Der Philosoph weiß, dass auf Ausschweifungen jeder Art schmerzliche Rückschläge zu folgen pflegen. Insofern muss Vernunft das Streben nach Glück leiten und zügeln. Die Vernunft aber lehrt, dass das eigentliche Glück viel eher in heiterer Beschaulichkeit als in ausgeglichener Ruhe des Geistes zu finden ist.
Folgende Sentenz soll darauf verweisen, was Epikur im Sinn hatte:

An alle Begierden sollten wir die Frage stellen: Was wird mir geschehen, wenn erfüllt wird, was ich begehre und was, wenn es nicht erfüllt wird?

Epikur rät zurückgezogen zu leben und sich darüber im Klaren zu werden, dass man keine Angst vor der Gottheit zu haben brauche, dass der Tod Empfindungslosigkeit bedeute, Gutes leicht zu beschaffen und das Schlimme einfach zu ertragen sei, wenn man sich seine Philosophie zu eigen gemacht habe.

Glück findet man in heiterer Beschaulichkeit.


"Selbst Epikur tröstete sich, als das Ende nahte, mit der Nützlichkeit und Unvergänglichkeit seiner Schriften." Montaigne.

»Glück - Alles, was Sie darüber wissen müssen« von Wilhelm Schmid

Glück: Alles, was Sie darüber wissen müssen, und warum es nicht das Wichtigste im Leben ist
Glück: Alles, was Sie darüber wissen müssen,
und warum es nicht das Wichtigste im Leben ist
Alle reden vom Glück. Nicht wenige Menschen aber werden unglücklich, nur weil sie glauben, immer glücklich sein zu müssen. Einfach nur glücklich sein ist offenbar ein schwieriges Unterfangen. In seinem 2007 erschienen Buch »Glück: Alles, was Sie darüber wissen müssen« denkt Wilhelm Schmid darüber nach, was unser Glück ausmacht, was die Philosophie dazu beitragen kann und was wir persönlich tun können und müssen. Es geht um die geistige Haltung, die wir dem Leben gegenüber einnehmen; die Kunst, neben den Höhen auch die Tiefen des Lebens anzunehmen; und das Erkennen von Sinn und Zusammenhängen mit allen Sinnen. Was ist Glück? Die Frage danach treibt uns um. Könnte es aber sein, daß gerade die ständige die Jagd nach Glück unglücklich macht? Dabei ist Glück nichts als ein Wort. Entscheidend ist, was damit bezeichnet wird, welche Bedeutung dem Wort gegeben wird, das nicht nur »das« Glück in der Einzahl bezeichnet. Der Lebenskunst-Philosoph Wilhelm Schmid unterzieht in seinem neuen Buch die Vielfalt der Bedeutungen einer genaueren Betrachtung: das Zufallsglück, das Wohlfühlglück, das Glück der Fülle, das Glück des Unglücklichseins. Gegen die Glückspropheten, die mit wohlfeilen Rezepten alle Welt beglücken wollen, macht Schmid geltend, daß Glück nur ein Stellvertreterbegriff für die wichtigere Frage nach »Sinn« ist. Wenn aber Sinn nicht mehr von selbst zur Verfügung steht, dann wird eine Art von Arbeit daraus, Sinn zu finden und neu zu gründen. Schmid verwahrt sich bereits mit seinen ersten Sätzen dagegen, dass dieses Buch dazu beitragen wird, dass man sein Glück finden kann. Wozu ist es denn dann gut, dieses "Glücksbuch"? Welchen Sinn offenbart es? "Einen Moment des Nachdenkens, sonst nichts. Eine kleine Atempause inmitten der Glückshysterie, die um sich greift", so der Autor. Und Recht hat er. Alle reden vom Glück. Nicht wenige Menschen aber werden unglücklich, nur weil sie glauben, immer glücklich sein zu müssen. Schmid möchte diese "Glückshysterie" etwas dämpfen und in nachdenklichere Bahnen lenken. Weblink: Glück: Alles, was Sie darüber wissen müssen, und warum es nicht das Wichtigste im Leben ist
Glück: Alles, was Sie darüber wissen müssen, und warum es nicht das Wichtigste im Leben ist
von Wilhelm Schmid

Donnerstag, 22. Januar 2015

"Theorie des Eigentums" von Pierre-Joseph Proudhon"

Theorie des EigentumsTheorie des Eigentums

In seiner "Theorie des Eigentums" (1866) unterzieht Pierre-Joseph Proudhon das kapitalistische Eigentum einer wissenschaftlichen und politischen Grundsatzkritik. Deren Aktualität erweist sich besonders da, wo er es als Instrument wachsender wirtschaftlicher und politischer Macht und als Gegenstand immer schärferer innergesellschaftlicher Konflikte charakterisiert.

Vielzitiert ist der Satz „Eigentum ist Diebstahl“ aus seinem Werk "Was ist das Eigentum?: Untersuchungen über den Ursprung und die Grundlagen des Rechts und der Herrschaft" ("Qu’est ce que la propriété? Ou recherches sur le principe du droit et du gouvernement").

Der Band ist das erste grundlegende Werk zu Proudhons Philosophie des Anarchismus; es wurde 1840 erstveröffentlicht. Die Schrift, die Proudhons provokativste Postulate enthält – Eigentum ist Diebstahl! – Gott ist alles Übel! – Anarchie ist die beste Regierung! – erlangte ihre wichtigste Bedeutung in der 1848er Revolution und ist eine der Begründungsschriften des Anarchismus überhaupt, auf die sich insbesondere die syndikalistische Arbeiterbewegung in Frankreich und die kommunistischen Anarchisten um Kropotkin bezogen. Kropotkin: 'Nachdem er bewiesen hat, dass das Eigentum bloß eine Form des Raubes, der Plünderung und des Diebstahls ist, zeigte Proudhon, dass eine Hauptfolge des Eigentums die Despotie ist.'

Auch Karl Marx, der in den frühen 1840ern noch sehr befreundet mit Proudhon war, lobhudelte die Veröffentlichung: 'Herausfordernder Trotz, der das ökonomische ›Allerheiligste‹ antastet, geistreiche Paradoxie, womit der gemeine Bürgerverstand gefoppt wird, zerreißendes Urteil, bittre Ironie … revolutionärer Ernst.'


Weblinks:

Theorie des EigentumsTheorie des Eigentums

von Pierre-Joseph Proudhon

Was ist das Eigentum?: Untersuchungen über den Ursprung und die Grundlagen des Rechts und der HerrschaftWas ist das Eigentum?: Untersuchungen über den Ursprung und die Grundlagen des Rechts und der Herrschaft

von Pierre-Joseph Proudhon

Mittwoch, 21. Januar 2015

Philosoph Bernard-Henri Lévy: Prognose für das Jahr 2015

Bernard-Henri Lévy gilt als bekanntester und wohl auch umstrittenster politischer Intellektueller Frankreichs.
Für das Jahr 2015 gibt Bernard-Henri Lévy, Journalist und Publizist, eine Prognose ab.

»Wir sind in eine Zeit der Turbulenzen eingetreten, wie ich sie noch nie gekannt habe.
Wir dachten doch, der Kalte Krieg sei beendet und: Wladimir Putin fängt ihn mit einer aggressiven Politik neu an.

Wir dachten die Geschichte sei in eine Art "Ewigen Sonntag" übergegangen und: der Aufstieg des "Islamischen Staates" zeigt, daß es neue, tragische und unüberwindbare Konflikte gibt.
Dazu der Niedergang Amerikas und ein Europa, dass sich unter unseren Augen zerlegt, obwohl sein Aufbau gerade beendet ist.
...
Europa ist die einzige Idee, die es den Staaten, die das "Alte Europa" bilden, erlauben wird, aus dem wachsenden Elend wieder herauszukommen, das drohende Chaos zu bannen und in der Geschichte zu bleiben.
...
Wir werden sehen: Wenn wir künftig das europäische Projekt zerfallen lassen, dann werden wir in Europa nicht weniger Arbeitslosigkeit haben, sondern viel mehr.«

Dienstag, 20. Januar 2015

Christentum und die griechischen Philosophie

Das antike Griechenland war die Wiege der abendländischen Kultur und die griechischen Philosophen sind die Stammväter der abendländischen Philosophie.

In der Wiederaufnahme der platonischen Philosophie in den 2. und 3. nachchristlichen Jahrhunderten durch die verschiedenen Schulen des Mittel- und Neuplatonismus wird noch einmal der Grundidee der griechischen Philosophie Ausdruck verliehen: der Idee des Kosmos als organischem Körper mit einer Weltseele.

In einer Zeit, in der das Christentum erstarkte und sich zu einer dezidierten Konkurrenz spätantiker philosophischer Schulen entwickelte, gab es immer wieder Berührungspunkte zwischen griechischer Philosophie und dem noch jungen Christentum, die sich vor allem durch die Übernahme griechischer Konzeptionen auf frühe christliche Theoriesysteme auszeichneten.

So waren es insbesondere christliche Neuplatoniker, die sich in der Spätantike mit der platonischen Lehre auseinandersetzten, sie auf dem christlichen Siegeszug durch das Mittelalter trugen und ihr durch die Renaissance der Antike im 15. Jahrhundert in Italien zu seiner buchstäblichen „Wiedergeburt“ verhalfen.

Der Aufstieg des Christentums und die damit verbundenen religiösen und philosophischen Entwicklungen vollzogen sich zeitlich bereits in der Antike. Er wurde begünstigt durch die Inbesitznahme der griechische Philosophie.

Friedrich Nietzsche präsentiert in seinem aphoristischen Werk »Die Fröhliche Wissenschaft« bereits einige der Kernthemen seines späteren Hauptwerks »Also sprach Zarathustra« - vor allem die Dekonstruktion der Sinngebäude des christlichen Abendlandes.

Friedrich Nietzsche ist der Auffassung, dass "das Christentum die griechische Philosophie in Besitz genommen hat. Das Christentum hat uns um die Früchte der Antike betrogen", behauptete er.

Weblink:

Neuplatonismus und Christentum - www.grin.com

Samstag, 17. Januar 2015

Charlie Hebdo: Mitverantwortung tragen wir alle

Von Jacques Bénigne Bossuet (1627-1704) stammt die Aussage, Gott lache über die Leute, die die Auswirkungen beweinen, deren Ursachen sie gehegt und gepflegt haben. Da fällt einen ein, daß zu Bossuets Zeit die Sage berichtete, daß Krokodile wie kleine Kinder weinten, um Opfer anzulocken und sie dann zu verschlingen.

Die anläßlich des Charlie Hebdo-Attentats in einer Pariser Nebengasse [1] vergossenen Krokodilstränen des tonangebenden politischen „Establishments“ haben eine weit über den aktuellen Anlaß hinausgehende nachhaltige Bedeutung nicht nur im Hinblick auf die mit Einschränkung der bürgerlichen Freiheiten erkaufte scheinbare Sicherheit oder die nächsten Urnengänge.

In dieser Zeit ohne besondere Eigenschaften, in der sich immerhin große Veränderungen ankündigen, ist das Geschehen in Paris allerdings nur eines von vielen, denen eine ähnliche der politischen Macht dienende Rolle zugeschrieben werden kann. Und wie einige andere, wirft auch dieses Pariser Verbrechen bei einigen die Frage nach Schuld und Verantwortung ganz allgemein auf.

Daß dieselbe Frage gerade im Fall von Charlie Hebdo weder von dem engen Kreis der obersten Pharisäer noch von der Masse der Mitläufer da und dort wahrheitsgemäß beantwortet werden wird, liegt auf der Hand. Für alle Vernünftigen und Ahnenden heißt es aber kühlen Kopf zu bewahren, die Dinge sachlich und unvoreingenommen zu hinterfragen und Krokodilstränen und Heuchelei an die Absender zu retounieren.

Auch wenn die unmittelbar Schuldigen eines Verbrechens, wie jenes in Paris, schnell ausgemacht sind, so bedarf die Frage der weiteren Verantwortlichkeit in dem erwähnten und in jedem anderen Fall jedenfalls eines gründlichen Nachdenkens um der Sache gerecht werden zu können. Kurz, man sollte auch hier hinter die Kulissen blicken, wo gelegentlich gruselige Dinge, dazu auch der 11. September 2001 gehört, ausgeheckt zu werden scheinen. Und wo zeitgleich mit dem jeweiligen Verbrechen auch schon die Schuldigen präsentiert werden.

Im Falle der Mörder von Charlie Hebdo-Leuten haben wir es, im Sinne Karl Jaspers, sowohl mit einer kriminellen und, selbst wenn die Tat ihnen befohlen wurde, auch mit einer moralischen Schuld zu tun. Die politische Schuld hingegen wird verdrängt werden. Sie besteht darin, daß durch politisch verantwortungsloses Handeln oder bewußtes nicht Handeln dieses von wem immer angeordnete Verbrechen ermöglicht wurde. Nicht allzu selten durch der Mehrheit Passivität begünstigt.

Die Frage nach dem Sinn in der Philosophie

Eine Philosophie ist ein Weltbild, das mit der Zeit in Frage gestellt wird. Nach dem Zerbrechen eines alten Systems werden immer wieder neue Versuche der Welterklärung gedacht, bei der die Frage nach dem Sinn von zentraler Bedeutung ist und neu gestellt wird.

Mit dem Ende des metaphysischen Weltbildes mußte der Mensch ein System verlassen, daß ihm Sicherheit und Schutz vor den Wechselfällen des Lebens gewährt hatte.

Das große, auf einem Schöpfergott begründete, Sinndeutungssystem verlor in einer säkularisierten Welt seine Bedeutung. Gott war Ursprung und Ziel aller Dinge und damit Garant für einen allumfassenden Sinn.
Mit dem Zerbrechen des metaphysischen Weltbildes tauchte erstmals die Sinnfrage für das einzelne Individuum auf. Kant versuchte, die Sinnfrage im praktischen Handeln zu begründen.

Auch nach Kant haben unterschiedliche Denker die Frage nach dem Sinn immer wieder neu gestellt. Die dabei entstandenen Denkmodelle sind jeweils Audruck ihrer Zeit.

Weblink:

Die Sinnfrage in der Philosophie - www.muenster.de

Samstag, 10. Januar 2015

Die Frage nach den sinnlichen Genüssen

Die alte, im Griechentum weit verbreitete Frage lautet: Wie halte ich es mit den sinnlichen Genüssen? Machen sie das Leben gut oder stören sie das gute Leben? - Auch für Platon ist die Frage eine Kernfrage: Vernunft oder Lust - was macht auf lange Sicht glücklicher?

Die Antwort darauf ist ziemlich eindeutig: Federleicht wiegen die flüchigen Augenblicke und Annehmlichkeiten der Lust gegen die dauerhafte Zufiedenheit durch ein gutes und rechtschaffenes Leben.
Geht es nach Platon, so hält uns der Leib mit seinen starken Trieben und Bedürfnissen bei der Glückssuche eigentlich nur auf. Immer wieder führt er uns in Versuchungen und auf Irrwege. Und wer sich davon frei macht, ist tatsächlich frei.

Ein wahrhaft glückliches Leben - Platons Wort dafür ist eudaimonia - befreit davon, das Leben auf billige Weise stets nach Lust und Unlust zu beurteilen. Denn wer das tut, bleibt in Bezug auf seine geistige Reife ein Leben lang in der Pubertät.

Da alle Sinnengenüsse zeitlich begrenzt sind und da jedes sinnliche Glück schnell in sein Gegenteil umschlagen kann, wählt Platon eine Lebensform mit eingebauter Risikoversicherung: Leidvermeidung statt Lustgewinnung.

Seneca und die Frage nach dem Glück

„Alle wünschen sich ein glückliches Leben“, schrieb der römische Dichter und Staatsmann Seneca. Wir alle streben nach Glück, nach einem Zustand, der uns mit uns selbst und der Welt im Reinen sein lässt - doch wie ist dieses Ziel zu erreichen?

Für den römischen Philosophen und Staatsmann Seneca (4-65 n. Chr.) liegt der Schlüssel zu beständiger Glückseligkeit nicht in Lust und Sinnenfreude, sondern in der Seelenruhe, die jeder Einzelne sich durch ein tugendhaftes, naturgemäßes Leben, durch Bescheidenheit, Freundschaft und den Dienst an der Allgemeinheit erst erwerben muss.

Das Glück habe nichts mit Reichtum oder dem Urteil der Menschen zu tun, sondern sei geistiger Natur, urteilte Seneca. Der Glückliche verachte, was allgemein bewundert wird, „kennt keinen, mit dem er tauschen möchte“ und „beurteilt einen Menschen nur nach seinem menschlichen Wert“, lehrte der Stoiker Seneca.

Nach Seneca gehört es zum Wesen des Menschen, nach Glück zu streben. Glück ist gleichzeitig aber das einzige und höchste Gut nach dem zu streben sich lohnt, denn es ist als einziges ein beständiges. Es ist ein inneres Gut.

„Das höchste Gut ist eine Gesinnung, die Zufälligkeiten verachtet, aber Freude an seiner Tugend findet, oder: Sie ist die Kraft eines ungebrochenen Geistes, mit Lebenserfahrung, voll ruhiger Tatkraft, die sich im Verkehr mit Mitmenschen sehr umgänglich und fürsorglich zeigt.“

Weblink:

Von der Seelenruhe / Vom glücklichen Leben / Von der Muße / Von der Kürze des Lebens
Von der Seelenruhe / Vom glücklichen Leben / Von der Muße / Von der Kürze des Lebens
von Seneca

Sonntag, 4. Januar 2015

Kommerzialisierung von Medien

Der Philosoph Jürgen Habermas ist auch als Medienkritiker bekannt. Jürgen Habermas hat die spätestens im 19. Jahrhundert durchgesetzte Kommerzialisierung von Medien so beschrieben:

„Schon an jener frühen Penny-Presse lässt sich beobachten, wie sie für die Maximierung ihres Absatzes mit einer Entpolitisierung des Inhaltes zahlt (…). Die journalistischen Grundsätze der Bildzeitung haben eine ehrwürdige Tradition.“ 

Der Philosoph beschreibt den medialen Boulevard als „mixtum compositum eines angenehmen und zugleich annehmlichen Unterhaltungsstoffs, der tendenziell Realitätsgerechtigkeit durch Konsumreife ersetzt und eher zum unpersönlichen Verbrauch von Entspannungsreizen verleitet als zum öffentlichen Gebrauch der Vernunft anleitet.“

Seine Medienkritik richtet sich gegen die immer stärker werdende Kommerzialisierung. Habermas schrieb schon 1962 über die Medien:

„Im Maße ihrer Kommerzialisierung und der ökonomischen, technologischen wie organisatorischen Konzentration sind sie aber während der letzten hundert Jahre zu Komplexen gesellschaftlicher Macht geronnen, so dass gerade der Verbleib in privater Hand die kritischen Funktionen der Publizistik vielfach bedrohte.“
 
Bis heute fordert der große Philosoph als einer von ganz Wenigen eine öffentliche Verantwortung für die Informationsversorgung der Bevölkerung (für die es sicher bessere Organisationsformen gäbe als beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk und Fernsehen).

Weblink:

„Lügenpresse“- das Unwort des Jahres - www.nachdenkseiten.de

Samstag, 3. Januar 2015

Philosophie und die Frage nach dem Glück

Wenige Frage haben die Menschheit so sehr beschäftigt wie die Frage nach dem Glück. Glück ist ein Zustand vollkommener Befriedigung und vollkommener Wunschlosigkeit. Aber schon die alten Griechen haben das Glück als die Gunst des Schicksals von dem Glücksgefühl unterschieden, wenn man sein eigenes Glück bemerkt.

Die Frage nach dem Glück durchzieht die 2.500 Jahre alte Philosophiegeschichte. Voraussetzung für eine differenzierte Betrachtung des Glücks und dessen Realisierung hat bereits die antike Philosophie geschaffen.

Philosophen haben seit vielen Jahrhunderten den Versuch unternommen, zu definieren, was Glück ist und sind zu unterschiedlichen Ergebnissse gekommen. Es gibt daher so viele Ansichten und Begriffe vom Glück wie Philosophen.

Aristoteles sah das damals ganz pragmatisch. Für ihn galt als glücklicher Mensch, wer sein Leben tugendgemäß verbrachte und noch dazu mit äußeren Gütern ausreichend gut ausgestattet war.

Epikur, der Glücksphilosoph der Antike, dagegen sah das ganz bescheiden, denn für ihn bedeutete Glück einfach Schmerzfreiheit. Solange es uns nicht schlecht geht, wird es uns höchstwahrscheinlich gut gehen.
Denn Glück funktioniert nun mal nur mit seinem Gegenpart. Ohne Nacht können wir uns auch über keinen Sonnenaufgang freuen.

Weblink:

Der Weg zum Glück
Der Weg zum Glück
von Epikur