Samstag, 23. Juli 2016

»Zuwanderung und Moral« von Konrad Ott

Konrad Ott


Konrad Ott, Jahrgang 1959, ist Professor für Philosophie und Ethik der Umwelt an der Universität Kiel. »Zuwanderung und Moral« ist seine aktuelle Veröffentlichung. Konrad Ott beschäftigt sich darin mit dem Thema Zuwanderung aus moralischer Sicht.

»Jeder Bedrohte muss aufgenommen werden!«»Wie sollen wir mehr als eine Million Flüchtlinge bewältigen?« Die Flüchtlingsdebatte pendelt zwischen der gesinnungsethischen und der verantwortungsethischen Position hin und her und so baut seine Moralschrift auf der Unterscheidung von Gesinnungs- und Verantwortungsethik auf. Konrad Ott vergleicht beide Ansätze und bietet damit ethische Orientierung über unsere moralische Verantwortung in der Flüchtlingsfrage.

Zuwanderung und Moral werfen ethische Fragen auf. Konrad Ott bietet einen ethischen Kompass in der aktuellen Diskussion. Vorgestellt werden zwei Ansätze: Gesinnungsethik und Verantwortungsethik. Diese beiden Ansätze werden gegenübergestellt. Der gesinnungsethische Ansatz stellt das Wertesystem über die Folgen des Handelns. Beispielsweise wird dies am Konzept "open borders" veranschaulicht.

Hierbei ist davon auszugehen, dass es prinzipiell jedem ermöglicht werden muss, auf sicherem Weg nach Deutschland zu fliehen. Aus ethischr Sicht entsteht jedoch eine Dilemmasituation: Der Gesinnungsethiker nimmt dabei in Kauf, dass dieses System ausgenutzt wird. Der Verantwortungsethiker würde ein Konzept wie "open borders" ablehnen, da die Folgen nicht handhabbar wären. Ziel wäre eine kontrollierte Zuwanderung, wobei möglichst keine Flüchtlinge aufgenommen werden, die keinen Fluchtgrund haben.

Weblinks:

Zuwanderung und Moral
Zuwanderung und Moral
von Konrad Ott

Wie viel Moral darf es sein? - Gastbeitrag von Konrad Ott - www.ln-online.de


Blog-Artikel:

Peter Sloterdijk zur Flüchtlingsfrage - philosophen-welt.blogspot.com

Samstag, 16. Juli 2016

»Trost der Philosophie: Eine Gebrauchsanweisung« von Alain de Botton


Trost der Philosophie: Eine Gebrauchsanweisung

In seinem Buch »Trost der Philosophie: Eine Gebrauchsanweisung« ist Alain de Botton in seinem amüsanten und geistreichen Buch der Frage nachgegangen, welche Tröstungen bei den Lebensproblemen moderner Zeitgenossen die Philosophie bereithält, genauer: welche Hilfsangebote Sokrates, Epikur, Seneca, Montaigne, Schopenhauer und Nietzsche machen könnten, wenn man denn deren Leben und Werk zu Rate zöge.

"Das Leben ist eine mißliche Sache, ich habe mir vorgesetzt, 
es damit hinzubringen, über dasselbe nachzudenken"

Arthur Schopenhauer


"Das Leben ist eine mißliche Sache, ich habe mir vorgesetzt, es damit hinzubringen, über dasselbe nachzudenken", beschloss Arthur Schopenhauer bereits in jungen Jahren. Alain de Bottons neues Buch versucht sich an der Frage: Kann das Nachdenken solch eingefleischter Pessimisten wie Schopenhauer Menschen Trost spenden, die sich in einer "misslichen" Lage befinden und an sich oder am Leben zweifeln?



De Botton, in London Dozent für Philosophie, hat aus der langen abendländischen Philosophiegeschichte sechs Denker ausgewählt: Epikur ist sein Gewährsmann, wenn es um die Erkenntnis geht, dass die wichtigsten Dinge auf Erden nicht mit Geld zu kaufen sind. Montaigne hilft, sich mit der eigenen Unvollkommenheit abzufinden. Und Nietzsche legt die Einsicht nahe, dass "nicht alles, wonach wir uns besser fühlen" auch gut für uns ist. Den prominenten Reigen der Trostspender runden Sokrates und Seneca ab.

Der Autor Alain de Botton meint , dass sich Trost in der Philosophie finden lässt. Ein nicht gerade naheliegender Gedanke. Welche Philosophen sollen mich nun aber trösten? Es sind dies:

- Sokrates bei Unbeliebtheit
- Epikur bei Geldmangel
- Seneca bei Frustration
- Montaigne bei Unvollkommenheit
- Schopenhauer bei gebrochenem Herzen und
- Nietzsche bei Schwierigkeiten.

Das Rezept hat sich bewährt: Wie in seinem erfolgreichen "Wie Proust Ihr Leben verändern kann" destilliert de Botton auch diesmal aus teilweise nicht gerade leicht lesbaren Werken ein kurzweiliges und amüsantes Buch, das andererseits nie in Plattheit abzugleiten droht. Mit beneidenswerter stilistischer Leichtigkeit streift der Autor durch Leben und Werk der berühmten Denker, steuert auch eigene Anekdoten und Gefühle bei, illustriert das Ganze mit vielen Abbildungen und hat am Ende recht eindeutig bewiesen, dass die Philosophie manchmal lebenspraktischer sein kann als man gemeinhin denkt.




Ob nun Schopenhauer tatsächlich jemandes Liebeskummer zu lindern vermag mit seiner These, dass der "Endzweck aller Liebeshändel" nun mal die Fortpflanzung und deshalb der gesamte Komplex unserer Einsicht und Beeinflussung entzogen sei, darf eher bezweifelt werden. Aber der »Trost der Philosophie« ist auch nur am Rande als Ratgeber zu verstehen - es ist vor allem eine originelle und auf jeder Seite lesenswerte Einführung in philosophisches Denken und Handeln.

Weblink:


Trost der Philosophie: Eine Gebrauchsanweisung
von Alain de Botton

Montag, 11. Juli 2016

Erasmus von Rotterdam 480. Todestag

Erasmus von Rotterdam


Erasmus von Rotterdam 480. Todestag jährt sich am 12. Juli. Der Gelehrte 1536 starb in Basel. Erasmus von Rotterdam war ein bedeutender niederländischer Gelehrter des Renaissance-Humanismus. Er war Theologe, Priester, Augustiner-Chorherr, Philologe und Autor zahlreicher Bücher.

Erasmus von Rotterdam erhielt als unehelicher Sohn eines Geistlichen 1492 die Priesterweihe. Nach dem Studium in Paris und Turin lebte er in England, Basel und in den Niederlanden. Er pflegte rege Kontakte zur gesamten europäischen Geisteswelt und wurde zur prägenden Figur des christlichen Humanismus. Die kirchliche Zensur konnte seinem engagierten Werk nichts anhaben.

Erasmus von Rotterdam

Erasmus von Rotterdam erwarb durch seine Werke und Schriften früh in ganz Europa Ruhm als Theologe, Sprachforscher und Rhetoriker. Der bedeutende Humanist (1466/1469-1536) galt als Vertreter eines ethisch orientierten, toleranten Christentums, als der er in der Reformationszeit zwischen den Parteien zu vermitteln suchte.

Von 1514 bis 1529 lebte und wirkte Erasmus in Basel, um seine Schriften in der Werkstatt seines späteren Freundes Johann Froben drucken zu lassen. Er begegnete 1524 erstmals Johannes a Lasco, dem späteren Reformator Frieslands, der zu einem seiner Lieblingsschüler wurde.

Als sich die von Johannes Oekolampad betriebene, an Zwingli angelehnte Reformation in Basel durchsetzte, ging er 1529 nach Freiburg im Breisgau, weil er als Priester und Augustiner-Chorherr die Reformation ablehnte.

Im Jahre 1535 kehrte er nach Basel zurück und verstarb dort am 12. Juli 1536. Sein hohes Ansehen, das er sich trotz seiner Ablehnung der Reformation erhalten konnte, zeigt sich auch darin, dass er als katholischer Priester in der Zeit heftigster konfessioneller Auseinandersetzungen im mittlerweile protestantisch gewordenen Basler Münster beigesetzt wurde.

Hinter dem geistigen Durchbruch des Erasmus von Rotterdam stand das neue Menschenbild der Renaissance, die Wiedergeburt des antiken Vernunftdenkens. Der klassische Geist der Antike war dreifach angelegt: (1) In vernunftbedingten materiellen Erkenntnissen und Erklärungen der ionischen Naturphilosophie. (2) In der politischen Mitverantwortung des Einzelnen in der völlig neuartigen attischen Demokratie. (3) In der persönlichen Denkfreiheit des Individuums in der klassischen Philosophie des alten Athens. Insgesamt in einer offenen, freien Welt des menschlichen Geistes.

Die große Schwäche des Erasmus ist in seinem Charakterzug begründet. Erasmus wollte und konnte seine eigene Meinung, vielleicht aus Furcht vor Verantwortung, nicht ausschlaggebend werden lassen. Der wohl berühmteste und gelehrteste Mensch seiner Zeit zog sich so in sich selbst zurück. Denn »der freie, der unabhängige Geist, der sich keinem Dogma bindet und für keine Partei entscheiden will, hat nirgends eine Heimstatt auf Erden«.

Die Kraft des Geistes und die Schwäche zum Entschluß der Tat machen Erasmus "Triumph und Tragik" aus. In der entscheidenden Stunde, vom Kurfürsten um seine Haltung im Glaubensstreit zwischen Luther und dem Papst befragt, empfiehlt er, bei offener Sympathie für die Reformation "angesehene und unverdächtige Richter", klammert er seine eigene Meinung in vorsichtigen Vorschlag, will er nicht "Bürge sein für eine noch gar nicht errechenbare Schuld". In dieser Haltung, durch die die Glaubensspaltung nicht verhindert werden konnte, sahen seine Zeitgenossen und auch spätere Generationen charakteristische Unentschiedenheit.

Erasmus von Rotterdams Geburt ist nicht eindeutig belegt. Er wurde vermutlich am 28. Oktober 1466/1467/1469, wahrscheinlich in Rotterdam als Sohn eines Priesters geboren.

Eramus-Werke:

Ausgewählte Schriften
Ausgewählte Schriften
von Erasmus von Rotterdam

Erasmus-Biografien:

Erasmus von Rotterdam
Erasmus von Rotterdam
von Anton Gail


Erasmus von Rotterdam, der Fürst der Humanisten
von Erasmus von Rotterdam und Uwe Schultz

Samstag, 2. Juli 2016

"Anno 1984" - ein kleines Wirtschaftsgedankenverbrechen

„For if leisure and security were enjoyed by all alike, the great mass of human beings who are normally stupefied by poverty would become literate and would learn to think for themselves; and when once they had done this, they would sooner or later realize that the privileged minority had no function, and they would sweep it away. In the long run, a hierarchical society was only possible on a basis of poverty and ignorance.“

schreibt der satirische Schuft Georg Odergut in seinem Schelmenroman "Anno 1984" und läßt deshalb die Regierungen seiner drei Überstaaten - Eurasien, Ozeanien und Ostasien - den Großteil ihrer Industrieproduktion in Kriegen vergeuden, um ihre Völker entsprechend darben lassen zu können.

Und in der Tat fragt es sich, ob der Mangel ein künstlicher oder ein natürlicher ist, da die technischen Neuerungen der letzten zwei, drei Jahrhunderte für nie gekannten Überfluß sorgen könnten und es auch an den nötigen Rohstoffen und der erforderlichen Energie nicht fehlt.


Weblinks:

Ein kleines Wirtschaftsgedankenverbrechen

Die Frage wird sich recht bald wieder stellen. - meta.tagesschau.de

Albert Camus und das Christentum


Der Sinn des Lebens ist das Leben selbst.

Albert Camus und das Christentum

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Weblinks:

http://www.deutschlandradio.de/text-u...

https://www.youtube.com/embed/uSIpWRToTRY - www.youtube.com





Samstag, 25. Juni 2016

John Locke Erkenntnistheorie

John Locke lieferte einen bedeutenden Beitrag zur Erkenntnistheorie. Er befürwortet zwar die rationale Theologie und die Wende der Philosophie des Mittelalters zur Philosophie der Neuzeit, die die rationalistische Philosophie vor allem René Descartes verdankt. Locke wandte sich aber gegen die Rechtfertigung der Naturwissenschaften aus dem bloßen Denken und suchte ihr Fundament stattdessen in der Erfahrung.

Dennoch nahm er wie Descartes als Ausgangspunkt der philosophischen Überlegungen den Zweifel an der gegenständlichen Wirklichkeit, an der Existenz der Außenwelt. Die Aufhebung dieses Zweifels wurde von ihm nun nicht mehr über den Gottesbegriff vollzogen, sondern empiristisch, angeregt durch Pierre Gassendi. In seinem aus vier Büchern bestehenden Hauptwerk An Essay concerning Humane Understanding (Ein Versuch über den menschlichen Verstand) untersuchte Locke den Ursprung, die Gewissheit und den Umfang menschlichen Wissens in Abgrenzung zu Glauben, Meinen und Vermuten. Ausgangspunkt war einerseits Lockes scholastische Ausbildung in Oxford auf Basis des in England vorherrschenden Nominalismus. Andererseits hatte er sich in seinem vierjährigen Frankreichaufenthalt intensiv mit Descartes und dessen Vorstellung eingeborener Ideen auseinandergesetzt.

Entsprechend untersuchte Locke im ersten Buch zunächst den Ursprung der Ideen und entwickelte eine Vielzahl pragmatischer Argumente gegen die Existenz eingeborener Ideen. Seine Grundthese ist die bereits weit vor ihm formulierte Aussage: Nihil est in intellectu quod non (prius) fuerit in sensibus („Nichts ist im Verstand, was nicht vorher in den Sinnen gewesen wäre“). Das zweite Buch befasst sich mit dem Zusammenhang von Ideen und Erfahrung. Das menschliche Bewusstsein ist bei der Geburt wie ein weißes Blatt Papier (Tabula rasa), auf das die Erfahrung erst schreibt. Ausgangspunkt der Erkenntnis ist die sinnliche Wahrnehmung. Er unterschied äußere Wahrnehmungen (sensations) und innere Wahrnehmungen (reflections). Der nächste Schritt ist im dritten Buch die Untersuchung der Rolle der Sprache, ihres Zusammenhangs mit den Ideen und ihrer Bedeutung für das Wissen. Buch vier handelt schließlich von den komplexen (zusammengefassten) Ideen, von den Grenzen des Wissens und dem Verhältnis von Begründung und Glauben.

Lockes Kritik der Vorstellung der eingeborenen Ideen (ideae innatae) hat einen aufklärerischen Charakter. Durch die Untersuchung der Dinge selbst soll den Dogmen, Vorurteilen und den von Autoritäten vorgegebenen Prinzipien, wie sie zu seiner Zeit an der Tagesordnung waren, der Boden entzogen werden. Nachdrücklich wandte er sich gegen Descartes' Annahme, dass auch die Gottesidee angeboren sei: denn in vielen Gegenden der Welt gebe es keine entsprechende Gottesvorstellung.

Kann uns die Philosophie trösten?

Unter Einbeziehung Alain de Bottons „Trost der Philosophie. Eine Gebrauchsanweisung“ werden wir dieser Frage nachgehen. Nach Botton können uns sechs berühmte Philosophen bei der Bewältigung von sechs unserer häufigsten Probleme beistehen. Bei Unbeliebtheit: Sokrates, bei Geldmangel: Epikur, bei Frustration: Seneca, bei Unvollkommenheit: Montaigne, bei gebrochenem Herzen: Schopenhauer und bei Schwierigkeiten: Nietzsche.

mit Dr. Martin Krieger

Empathie und Meinungsbildung

Empathie ist nicht mit „Mitgefühl“ oder gar mit „Mitleid“ zu verwechseln. Jemand kann empathisch und vollkommen mitleidslos sein.

Das hat auch damit zu tun, dass Empathie eine stark rationale Komponente hat. Sie setzt kulturelle und soziale Kenntnisse voraus, anders als das Mitgefühl oder das Mitleid. Hierbei handelt es sich um intensive Gefühle. Die jedoch beziehen sich immer auf konkrete Individuen. Die Reichweite ist also limitiert. Ehrliches Mitgefühl ist auf das engere soziale Umfeld jedes Einzelnen beschränkt.

Selbst der angeblich so sanftmütige Jean-Jacques Rousseau stellte daher trocken fest:
„Es ist uns nicht gegeben, von den Unglücksfällen bei den Tataren oder in Japan ebenso berührt zu werden wie von dem, was einem europäischen Volk zustößt.“

War Rousseau Rassist? Mitnichten, er war Realist. Gefühle sind Nahbereichssensoren. Sie werden durch Reize der unmittelbaren Umgebung ausgelöst. Insbesondere Mitgefühl ist auf sinnliche Eindrücke angewiesen – und auf kulturelle, besser noch genealogische Nähe. Das mag hässlich klingen. Für ein Wesen, dessen Psyche eher für das Leben in Kleinsippen ausgelegt ist als in globalisierten Massengesellschaften, ist das allerdings nicht verwunderlich.

Elektronische Massenmedien simulieren Nähe. Sie schaffen eine paradoxe Situation: sinnliche Eindrücke von fernen Ereignissen. Darauf ist unser archaisches Emotionsmanagement nicht vorbereitet. Wir stehen vor zwei Möglichkeiten: Entweder wir folgen dem sinnlichen Eindruck und haben Mitleid mit jedem leidenden Wesen, auf das eine Kamera gehalten wird. Das überfordert uns emotional.

Sinnliche Eindrücke müssen daher in den Medien dosiert werden, um den Betrachter nicht zu befordern.

Weblink:

Nietzsche hatte recht - www.cicero.de

Hat das Leben einen Sinn?

"Ich will die Menschen den Sinn ihres Seins lehren: welcher ist der Übermensch, der Blitz aus der dunklen Wolke Mensch." Zarathustra, Vorrede, Kapitel 7

Viele Menschen stellen sich heute die Frage nach dem Sinn des Lebens. Dass wir überhaupt danach fragen, ist nicht selbstverständlich. Im Mittelalter etwa gab es noch eine klare Antwort: "Lebe so, wie Gott es dir vorschreibt!" In der heutigen Welt erscheint uns dagegen nur noch wenig vorgeschrieben. Aus diesem Grund sind wir Suchende. Wir müssen uns den Sinn für unser Leben selbst geben. Doch welche Art von Antwort erhoffen wir uns?

Unser Zweifel an Gott und unsere Freiheit gegenüber übergeordneten Instanzen zwingen uns dazu, ein Leben ohne objektiven Sinn zu führen. Der weltkluge Aphoristiker Ashleigh Brilliant meinte einmal: "Besser das Leben ist sinnlos, als dass es einen Sinn hat, dem ich nicht zustimmen kann." Einen objektiven Lebenssinn sollten wir also weder erwarten, noch sollten wir uns einen wünschen.

Und vielleicht ist es im Grunde auch viel schöner, dass wir in der Sinnfrage eine gewisse Wahl haben, selbst wenn sie uns manchmal verzweifeln lässt. Ein Minimum an Sinn könnte in dem liegen, was Leo Tolstoi einmal gesagt hat: "Das Glück besteht nicht darin, dass du tun kannst, was du willst, sondern darin, dass du immer willst, was du tust."

Weblink:

Antworten auf die Fragen des Lebens - www.stern.de

Was ist Glück?

"Was ist Glück? - Das Gefühl davon, daß die Macht wächst, daß ein Widerstand überwunden wird." Nietzsche Die größte Quelle unseres Glücks liegt in unseren sozialen Beziehungen: in Familie und Freunden. Schon der Philosoph Epikur hatte dies um 300 v. Chr. ganz ohne Umfragen herausgefunden: Auf unser Sozialleben kommt es an, auf die Freude an kleinen Dingen und auf die innere Souveränität, sich von miesen Gefühlen freizumachen.

Wer ohne Neid und Missgunst lebt, wer sich nicht pausenlos vergleicht und nicht von falschem Ehrgeiz getrieben wird, hat beste Chancen, glücklich zu werden. Das Rezept für ein glückliches Leben ist also gar nicht so schwer. Die Frage ist nur, ob diese Einsicht hilft, klüger und glücklicher zu werden.

Weblink:

Antworten auf die Fragen des Lebens - www.stern.de

Ist Moral angeboren?

Der Mensch ist das einzige Tier, das zwischen Gut und Böse unterscheiden kann - die meisten Philosophen waren und sind dieser Ansicht. In der Geschichte der abendländischen Philosophie ist die Fähigkeit zur Moral fast überall eine Sache der menschlichen Vernunft. Zweifel daran hatten die angelsächsischen Philosophen David Hume und Adam Smith. Für sie war Moral in erster Linie ein Gefühl.

Durch ungezählte Versuche mit Affen und Menschenaffen wissen wir heute, dass auch unsere nächsten Verwandten so etwas haben wie moralische Gefühle. Im Wesentlichen sind es drei Bausteine der Moral: die Fähigkeit zum Mitgefühl, eine Tötungshemmung und ein elementares Gespür für Fairness. Alles drei findet sich bei Affen ebenso wie bei Menschen aller Kulturen.

Die Grundlage der Moral sind demnach angeborene Fähigkeiten, unser Mitgefühl zum Beispiel basiert auf den Anfang der 1990er Jahre entdeckten Spiegelneuronen. Es sind Nervenzellen im Gehirn, die es ermöglichen, uns in die Gefühle anderer Menschen hineinzuversetzen. Wir wissen heute, dass unsere moralischen Gefühle eine sehr große Rolle spielen für unsere moralischen Überlegungen. Fast immer nämlich entscheiden wir instinktiv darüber, was wir für gut oder böse halten.

Weblink:

Antworten auf die Fragen des Lebens - www.stern.de

Nietzsche und die Radikalität seines Denkens

Friedrich Nietzsche war der Philosoph und radikaler Denker, der den Tod Gottes verkündet und sich voller Freude gegen das Christentum aufgelehnt hatte, der die abendländische Metaphysik hinterfragt und die moralischen Werte der Religionen zerstört hatte - und mithin wie der Inbegriff des Menschen in der Revolte wirkte.

Der Nietzsche der frühen und mittleren Schaffensperiode war ein vielfach skeptizistischer und aufklärerischer Schriftsteller, Philosoph und Psychologe, der auf Widersprüchlichkeiten und Scheinheiligkeiten in vorhandenen Weltanschauungen und Verhaltensweisen hinwies und in dessen Aphorismen man viele interessante Einsichten findet.

Nietzsches Denken ist ein Denken, das existentiell ist, weil es um die Gestaltung des eigenen Lebens geht, das experimentell ist, weil darin die ganze Erkenntnis- und Moraltradition auf den Prüfstand gestellt wird, und das exemplarisch ist in seinen Antworten auf das Problem des Nihilismus. Sein Denken stellt einen Bruch mit der traditionelen abendländischen Philosophie dar. Nietzsche stellte die Philosophie in Frage. Sein Motto lautete: Erkenne dich selbst!

Die Radikalität seines Denkens erstreckte sich auf die Religion, Metaphysik, Christentum und Moral. Er hinterfragte nicht nur die bestehenden moralischen Werte, sondern nahm auch eine Umwertung aller Werte im Sinne der Schaffung einer neuen höherwertigen Moral vor.

Er verstand Philosophie als Erkenntnis seiner selbst sowie der Kritik der Moral und der Moralität.
Seine Philosophie ist das Bekenntnis zu der schöpferischen Gestaltung des Lebens unter dem Aspekt des Willens dar.

In mehreren seiner letzten Werke philosophierte Nietzsche buchstäblich „mit dem Hammer“ und er wollte alte Werte „umwerten“. Unter Rückgriff auf einige seiner früheren Schriften bündelte er seine Kritik am Christentum, der er eine bisher nicht gekannte Schärfe gab.


Man muss Nietzsche nicht in seiner Religionskritik folgen, denn letztlich verwechselt er die eigene bigotte evangelische Genetik mit "dem Christentum". Den Katholizismus bspw. erfasst er überhaupt nicht und auch kaum mit seinen Akklamationen den Buddhismus.
Weblink:

Das Leben und Denken Friedrich Nietzsches - www.youtube.com

Samstag, 18. Juni 2016

Hegel wurde vor 200 Jahren 1816 nach Heidelberg berufen



"Wir stehen heute auf den Schultern Hegels"


Hegel wurde vor 200 Jahren 1816 als ordentlicher Professor der Philosophie berufen. Vor dieser Berufung, die er im Juni 1816 erhielt und im August annahm, war Hegel seit 1808 Direktor eines Gymnasiums in Nürnberg gewesen, 1807 Zeitungsredakteur in Bamberg, davor seit 1801 Privatdozent in Jena. Dort bildete er sein philosophisches System aus, bevor in Bamberg und Nürnberg die Hauptwerke "Die Phänomenologie des Geistes" (1807) sowie "Die Wissenschaft der Logik" (1812) entstanden. Hegel veröffentlichte die "Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse" 1817 in Heidelberg.

Hegels philosophisches System tritt nicht einfach neben die älteren Systeme. Hegel beansprucht vielmehr, alle relevanten Einsichten von grundsätzlichem Rang, die das philosophische Denken in seiner gesamten Geschichte begonnen hat, in sich aufzunehmen und zu bewahren. Zudem beansprucht er, die innere Entwicklungslogik zu enthüllen, nach der die Einsichten aller Philosophen von Rang aufeinander aufbauen.

Die Philosophie Hegels ist eine Theorie über den Wahrheitsgehalt philosophischer Theorien und über die Entwicklungslogik. Nie in der Geschichte der Philosophie ist ein höherer Anspruch erhoben worden. Und nie hat es eine Philosophie gegeben, die so wie die Hegelsche die Geschichte der Philosophie in sich resümiert, und dies aus einem tiefen Verständnis ihrer Klassiker wie Platon, die Vorsokratiker, Aristoteles, Plotin, Proklos, Descartes, Spinoza oder Leibniz. Halfwassen: "Wir stehen heute grundsätzlich auf den Schultern Hegels. Er lehrt uns die Geschichte der Philosophie als ein Wahrheitsgeschehen."

Vor seiner Berufung nach Heidelberg hat Hegel sein revolutionäres philosophisches System nicht zusammenfassend dargestellt. Die beiden Hauptwerke sind keine Darstellungen des Systems, sondern dessen Grundlegung. "Die Phänomenologie des Geistes" befreit das Bewusstsein aus seiner Befangenheit in den endlichen Gestalten des Bewusstseins und führt es aus seiner Selbstvergessenheit hinauf zu dem Punkt, an dem das Selbstbewusstsein sich und seine Einheit mit der Wahrheit denkend erfasst. Hegel nennt ihn das "absolute Wissen" und meint damit die Identität von Denken und Sein.

Den Inhalt des "absoluten Wissens" entfaltet "Die Wissenschaft der Logik". Sie ist eine Metaphysik des absoluten Denkens und seiner grundlegenden Bestimmungen. Hegel nennt das Sichselbst als das die Totalität aller reinen Bestimmungen wissende Denken mit dem Ausdruck Platons die "absolute Idee". Und diese interpretiert er mit Plotin als den göttlichen Geist. Und weil Gott Geist ist, handelt es sich um Theologie. Diese theologische Metaphysik ist die erste Philosophie Hegels.

Hinzu kommt die Realphilosophie: Diese philosophische Durchdringung der gesamten welthaften Wirklichkeit macht Hegels Philosophie so einzigartig. Von der Natur über die Seele bis zum Geist, vom Recht über die Moral bis zum Staat und zur Weltgeschichte, von der Kunst über die Religion bis zur Geschichte der Philosophie enthält sie eine unvergleichliche Fülle. Diese Realphilosophie hat Hegel ab 1818 in seinen großen Berliner Vorlesungen über die Philosophie des Rechts, die Philosophie der Weltgeschichte, die Ästhetik, die Philosophie der Religion, die Beweise vom Dasein Gottes und die Geschichte der Philosophie weiter ausgearbeitet. Diese Vorlesungen haben Hegels Weltruhm begründet.

Die gesamte Realphilosophie in ihrem Zusammenhang mit ihrer metaphysischen Grundlage in der Logik hat Hegel aber nur ein einziges Mal zusammenhängend dargestellt: in seiner Heidelberger "Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse". Dieses dritte Hauptwerk trägt den Untertitel "Zum Gebrauch seiner Vorlesungen"; im Vorwort ist die Rede von einem "Leitfaden". Ohne die Berufung auf eine Professur und die damit verbundene Aufgabe, Vorlesungen zu halten, wäre Hegels drittes und umfassendstes Hauptwerk nicht entstanden. Die "Enzyklopädie" ist aber nicht nur in Heidelberg entstanden, ihre Bezüge zu Heidelberg sind noch viele enger.



Weblinks:

"Wir stehen heute auf den Schultern Hegels" - www.rnz.de/wissen

Hegel-Biografie - Biografie-Portal

Literatur:

Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse
Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse
von Wilhelm Friedrich Hegel

Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse
Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse
von Wilhelm Friedrich Hegel

Ist der Mensch von Natur aus faul?

Die Schweizer haben an diesem Sonntag über das Grundeinkommen abgestimmt. Und sie haben mit überwältigender Mehrheit für den herkömmlichen Sozialstaat plädiert – und damit gegen ein Grundrecht auf subventionierte Faulheit. Aber geht es bei dem Grundeinkommen wirklich um die Subvemntion von Faulheit- wie manche bürgerliche Journalisten und Kommentatoren den Bürgern weißmachen wollen?

Über das Für und Wider eines bedingungslosen Einkommens streiten sich Politiker, Anthrologen, Theologen und Journalisten. Die einen befürworten einsoclhes Einkommen, die anderen sind strikt dagegen, weil sie den Menschen von Natur aus faul halten.

Inzwischen ist man immer mehr zu der Erkenntnis gekommen, dass wir Menschen intrinsisch motiviert sind, etwas mit dem, was wir tun, zu schaffen und daran Freude zu haben. Wir sehen also zwei Lager. Jene, die den Menschen als von Natur aus faul im Sinne eines Nutzenmaximierers sehen, und Jene, die wissen, dass man mit aktiver Motivation gerade beim kreativen Schaffen genau das Gegenteil bewirkt. Siehe die X-Y-Theorie. Prof. Dueck hat in einem seinem Buch Abschied vom Homo Oeconomicus darauf hingewiesen, dass während einer gut laufenden Konjunktur die Y-Menschen gesucht sind, da sie Menschen zu mehr Kooperation im Team führen können, während in schlechten wirtschaftlichen Zeiten mehr die X-Menschen gesucht werden, die in der Lage sind, die Teams ohne Gewissensbisse schneller zu verkleinern.

Kooperation anstelle von Konkurrenz

Es setztt die Überzeugung durch, dass wir mit Kooperation anstelle von Konkurrenz (-> FB-Gruppe) sowohl ökonomisch als auch gesellschaftlich viel weiter kommen können. In der Konkurrenz geht es um Gewinner und Verlierer. Aber unterm Strich ist es nur ein Nullsummenspiel. Denn die Verteilmasse ist immer die gleiche. Aber beide Seiten müssen redundant agieren und Ressourcen verbrauchen. Die Gewinnlust ist aber schnell dahin, während der Verlustfrust lange währt und sich einbrennt. Wir müssen nur auf die über 3 Millionen an Depression erkrankte schauen.

Von Darwin wissen wir, das der besser Angepasste sich durchsetzt. Leider hat man damals zu kruz interpretiert und gemeint, dass Konkurrenzkampf zu immer Stärkerem führt. Also wurde alles im Leben zum Kampf. Die Amerikaner fördern früh den Sport, damit sich die jungen Männer zeitig auf ihren Kriegseinsatz vorbereiten konnten. Die Ökonomen plädieren für möglichst viele Firmen mit gleiche Produkten, so dass über die Vielfalt immer mehr Besseres entsteht und die Preise niederig bleiben. Paradoxerweise schulen sie aber auch Methoden, wie Firmen zu einer Monopolstellung gelangen können.

Braucht es eine neue Gesellschaftsordnung?

Aber wer Darwin genauer liest, der wird auch sehen, dass sich die Stärke des Menschen gerade durch seine kooperativen Fähigkeiten ergab. Als Einzelwesen hätte er kaum eine Chance gehabt. In der Kooperation hat er sich klar behaupten können. Mit diesem Thema hatte sich einer der ersten Anarchisten, Peter Kropotkin, auseinandergesetzt und plädierte daher dafür, nicht gegeneinander zu kämpfen sondern miteinander das Leben zu meistern. Es geht also im Frieden und Organisation und das auch noch ohne Hierarchien, denn es sollte Niemand über einen Anderen herrschen.

Leider gab es ein paar Jahre zuvor einige wenige Anarchisten, die meinten, den Frieden erbomben zu müssen. Die Medien hatten das damals so stark ausgeschlachtet, dass wir heute in unsere Nachrichten immer noch unsere Journalisten das Wort Anarchie im Zusammenhang von Gewalt und Chaos hören müssen. Aber ab dem Zeitpunkt der Erstveröffentlichung 1902 seines gerade neu aufgelegten Buches „Gegenseitige Hilfe in der Tier- und Menschenwelt“ (siehe auch den Artikel „Empathie“, „Kooperation“ und „Solidarität“ beim humanistischen Pressedienst), ist es wieder richtig friedlich geworden (siehe Horst Stowasser in seinem Buch über Anarchie), so wie wir das gerade bei der spanischen, verlorenen Generation sehen.

Nicht Faulheit sondern Brennen im Wirken

Wir Menschen sollten also vollständig auf die Welt kommen, mit einer Veranlagung, uns jeden Tag verbessern zu wollen. Wir brauchen nur auf unsere Kleinsten zu schauen, wie sie erst Krabbeln, dann Laufen und Sprechen wollen, ums uns dann Löcher in den Bauch zu fragen. Und sobald wir sie dann in die Mühlen der Schule schicken, zerstören wir ihren Forscherdrang, dann bekommen sie nach Plan Information eingetrichtert, damit sie später in den Firmen nutzbringend ihre Arbeit verrichten können. Prof. Dueck hat hierzu einen hörenswerten Vortrag zur Reformierung unseres Bildungssystems vor ein paar Wochen gebracht, bitte unbedingt anhören: Ausbildung 2.0 – es ist an der Zeit, unser 200 Jahre altes, industriell-fertigendes Bildungssystems auf den Kopf zu stellen.

Wenn der Mensch also von Natur aus etwas schaffen will, und wie Gebhard Brock in seinem Buch Affenmärchen – Arbeit frei von Lack & Leder sehr deutlich macht, gerade dann, wenn er es als sinnvoll erachtet, dann gibt es keine Grenzen für ihn. Ich hatte diese Woche Gelegenheit, Prof. Frithjof Bergmann live darüber berichten hören dürfen, wie er sich das neue Arbeiten in einer neuen Kultur vorstellt.

Er sieht uns mitten einer Transmorphose, dessen Ende entweder der totale Niedergang ist oder wir in einem neuen Bewusstsein eine Gesellschaft entstehen lassen, in der keiner mehr verlieren muss.

Und wenn wir davon ausgehen können, dass der Mensch nicht faul sein will sondern für sich etwas sinnvolles Schaffen will, und das auch noch am besten im Team kooperierend, warum sollten wir uns dann nicht auch eine würdigere Basis geben und uns ein bedingungsloses Grundgehalt zahlen?

Ich bin sicher, dass dies die richtige Freiheit bedeutet. Wenn sich jeder Mensch keine Gedanken mehr machen muss, was er morgen zu essen hat und ob er zum Schlafen ein Dach über dem Kopf hat, dann wir er sich die für ihn sinnstiftende Beschäftigung suchen. Wir würden damit aufhören, unnütze Dinge redundant zu produzieren. Wir würden darauf achten, dass wir mit unseren Ressourcen nachhaltig umgehen.

Konsequenzen

Da jeder Mensch seiner sinnvollen Arbeit nachgehen würde, gäbe es kaum noch Verbrechen. Und wenn es welche gäbe, könnte anstelle der Bestrafung für Wiedergutmachung gesorgt werden.

Wir würden Alle viel weniger für die Grundbedürfnisse arbeiten müssen. Wir bräuchten weniger Polizei, Richter und Juristen. Und wenn wir uns anarchisch organisierten, viel weniger Verwaltung.

Braucht es ein anderes Geldsystem?

Aber all dies würde dennoch nicht wirklich funktionieren, wenn wir mit unserem alten, auf Zins basierten Geldsystem weitermachten. Wie ich in dem Artikel Mit fließendem Geld anstelle unseres statischen geht es auch mit unserer Gemeinschaft wieder richtig gut – von einer Fairconomy dargestellt habe, muss es umgestellt werden, da wir sonst alle paar Jahre eine Finanzkrise erleben, wie die jetzige oder noch schlimmer einen Krieg, um wieder von vorn anfangen zu können.

Die Rolle des Internets

Die Frage ist nur, wie stellen wir es an, dass all dies geändert wird? Trauen wir dies unseren derzeitigen Parteien zu? Wie können wir unsere Parteien davon überzeugen, dass es anders werden muss? Vielleicht wäre ja der allererste Schritt, wenn wir zu mehr direkter Demokratie kommen, so wie sich die aktuelle Bewegung „Echte Demokratie jetzt“ gerade anschickt, auch in Deutschland eine solche einzufordern. Der Politikstudent Sebastina Jabbusch ist davon überzeugt, dass gerade das Internet uns zu mehr Demokratie führt, dass wir sie deshalb erwarten und einfordern.

Die Forderung nach einem bedingungslosen Grundeinkommen – hierzulande von Teilen der Linken, der Grünen, aber auch von Einzelkämpfern aus Wirtschaft und Wissenschaft erhoben – hat einen anderen Ansatz. Demnach hat jeder Mensch vom Tag eins nach seiner Geburt an einen Anspruch auf lebenslängliche, umfassende Alimentierung. Ob er sich einer Ausbildung unterzieht oder nicht, arbeitet oder nicht, sich anstrengt oder nicht, das alles ist sein Privatvergnügen. Das Grundeinkommen ist ihm sicher. So wird das Bibelwort Wirklichkeit: „Seht die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch.“

Angeblich, so die Vorkämpfer für die staatlich finanzierte freie Wahl zwischen Arbeit und Vergnügen, werden die vom Grundeinkommen Beglückten sich keineswegs auf die faule Haut legen. Im Gegenteil: Frei von wirtschaftlichen Zwängen werden sie angeblich Höchstleistungen erzielen. Und sich anstrengen, damit genügend Geld beim Staat landet, um dieses wahre Paradies auf Erden zu finanzieren. Glückliche Menschen in einem glücklichen Land!


Gut möglich, dass ein Grundeinkommen solche Effekte hätte – in Einzelfällen vielleicht. Aber es hätte zwei weitere Effekte: Wer heute einfache, niedrig bezahlte Tätigkeiten ausübt, wird gar nicht mehr arbeiten, weil es sich nicht mehr lohnt. Und viele Leistungsträger werden weniger arbeiten, weil die zur Finanzierung des Grundeinkommens notwendigen massiven Steuererhöhungen ihnen die Lust an der Leistung vergällen.

Die Schweizer haben an diesem Sonntag über das Grundeinkommen abgestimmt. Und sie haben mit überwältigender Mehrheit für den herkömmlichen Sozialstaat plädiert – und damit gegen ein Grundrecht auf subventionierte Faulheit. Wie immer man zu unseren südlichen Nachbarn stehen mag – dumm sind sie jedenfalls nicht.

Weblinks:

Ist der Mensch von Natur aus faul? Oder wird er kurz nach seiner Geburt dazu verzogen? - https://faszinationmensch.com

Kein Grundrecht auf subventionierte Faulheit - Schweizer lehnen Grundeinkommen ab - www.tabularasamagazin.de

»Ach, Europa« von Jürgen Habermas

Jürgen Habermas

Jürgen Habermas, entschiedener Streiter für ein offenes Europa, hat im Jahr 2008 einen Band politischer Schriften vorgelegt. Der Philosoph macht sich in diesem Band in Reden und Essays für die Fortführung Europas stark. Sein Ziel ist ein rationales und demokratisches Europa, das das Erbe der Aufklärung zu Ende führt.

Dabei führt Habermas einen Kampf gegen jene Politiker, für die Europa lediglich zu einem technokratischen Gebilde geworden sei. Gegen sie ficht er für mehr demokratische Elemente. In Hinsicht auf unterschiedliche Interessen und gesellschaftliche Entwicklungsstufen innerhalb Europas wünscht er sich eine „abgestufte Integration“.

Die Schwierigkeiten der europäischen Einigung dürfen, nach Habermas, die historische Dimension und Notwendigkeit des Aufklärungsprojektes nicht gefährden. Als Ziel sieht Habermas ein außenpolitisch geeintes Europa, das den USA in „bipolarer Gemeinsamkeit“ als eigenständige Kraft entgegen tritt.

Neben Habermas' jüngsten europapolitischen Interventionen versammelt dieser Band der Kleinen Politischen Schriften philosophische Portraits langjähriger Weggefährten wie Jacques Derrida und Richard Rorty sowie zwei Texte zum Fortschreiten des Strukturwandels der Öffentlichkeit.


Literatur:


Ach, Europa
von Jürgen Habermas



Wie sieht die Zukunft des Sozialen aus?

Drei Milliarden Menschen agieren täglich in medialen Netzwerken. Sie erzeugen online die Wirtschaftsstruktur des Sozialen der Zukunft. Um Gesellschaft geht es dabei nicht mehr. Die in Jahrtausenden hervorgebrachte Grundfähigkeit des Menschen, sich in immer neuen Umweltbeziehungen neu zu organisieren, wird geräuschlos der Datenwirtschaft verpflichtet.

In Abkehr von der modernen Unterscheidung zwischen Gesellschaft, Politik und Ökonomie wird das Soziale zum scheinbar endlosen Aktionsfeld globaler User. Unterdessen versuchen Menschen, diese Aktions- räume handelnd zu gestalten.

Europäische Bürgersolidariät einfordern

Anegesichts der Finanzkrise steht die Europäische Union vor neuen Herausforderungen.

Die Europäische Union muss eine europäische Bürgersolidariät einfordern und gewährleiten können, wenn sie in der Krise bestehen und die Unterschiede in der EU begrenzen will.


So glaube ich nicht, dass wir als Europäer Begriffe wie Moralität und Sittlichkeit, Person und Individualität, Freiheit und Emanzipation… ernstlich verstehen können, ohne uns die Substanz des heilsgeschichtlichen Denkens jüdisch-christlicher Herkunft anzueignen.


Jürgen Habermas (1929)


Die europäische Bürgersolidariät verlangt weniger ein gleich hohes Wohlstandsniveau als vielmehr für alle gleichermaßen verbindliche Spielregeln.

Auch die Europäische Union müsse, so verlangt es Habermas, gewährleisten, was das Grundgesetz die Einheitlichkeit der Lebensverhältnisse nennt.

Edward Bernays: Die Konsumenten-Demokratie

"Man will Geld verdienen, um glücklich zu leben und die ganze Anstrengung, die beste Kraft seines Lebens konzentriert sich auf den Erwerb dieses Geldes. Das Glück wird vergessen, das Mittel wird Selbstzweck." 

Albert Camus

Im Jahre 1938 entwickelte Edward Bernays die Vision einer zukünftigen Welt, wo der Konsument König sein würde. Er nannte es die Konsumenten-Demokratie, eine Gesellschaft wo die Bedürfnisse und Begierden der Menschen durch Firmen und den freien Markt erkannt und erfüllt würden.

Konzerne wären dann der Mittelpunkt der Gesellschaft, welche auf alle menschlichen Wünsche, Besorgnisse, Ängste und Bedürfnisse reagieren und rein durch ein markwirtschaftliches System gedeckt wären. Es gab damals die Einstellung, dass die Marktwirtschaft nicht durch Ideologien beeinflusst ist, oder durch politische Macht, sondern einfach nur durch den Willen der Menschen.

Dies war ein Modell von Demokratie, welches auch die Politiker übernahmen. um an die Macht zu kommen und eigentlich das Modell unserer heutigen westlichen Gesellschaft. Die Politiker fingen an, dieselben Techniken, welche von der Industrie entwickelt wurden, um die Begierden der Menschen zu lesen, in ihre Politik zu benutzen und glaubten Bernays Behauptung, dies wäre eine bessere Form der Demokratie.

Weblink:

Alles Schall und Rauch: Edward Bernays: Die Konsumenten-Demokratie

Albert Camus - Der Weg der Revolte

Albert Camus

Auch die biographische und politische Betrachtung lehrt einen über Camus also nur, dass seine Philosophie von ihm nicht als Ideologie konzipiert war, sondern tatsächlich seinem Leben entsprach – auch wenn er es nie theoretisierte, warum die eigene Mutter wichtiger als das Schicksal eines ganzen Volkes sei, sondern stattdessen allgemein forderte dem unmittelbaren Gefühl zu folgen. Doch es ist immer noch nicht ersichtlich, ob Camus´ Moral nun ein gangbarer Weg ist oder nicht, ob sie dem Menschen entspricht, oder ihn verhöhnt. Und so wendet man sich also wieder zurück zur Philosophie und erinnert sich des Gedankenganges des Menschen in der Revolte:

Wenn die Revolte zur Revolution wird, muss die Vernunft das unmittelbare Gefühl der menschlichen Solidarität unterdrücken und die Menschen, die sich dazu weigern, umbringen. Nach einiger Zeit sind die Revoltierenden entweder zu Leichen oder zu Sklaven geworden. Die Lösung besteht daher darin das unmittelbare Empfinden nicht zu unterdrücken, sondern frei auszuleben und so die Revolte zu erhalten.

Das erste, was bei diesem Gedanken auffällt, ist natürlich sein extremer Idealismus. Für einen Menschen, der dem Hungerstod nahe ist, stellt sich die Frage der Revolte als solche überhaupt nicht in dieser Form, denn die menschliche Solidarität begründet sich für ihn vor allem aus der Vernunft des organisierten Kampfes und der Erringung von politisch-sozialen Verhältnissen, die ihm und seinesgleichen dauerhaft etwas zu essen sichern. Doch man nimmt diese Einschränkung hin und fragt erneut: Ist für einen sattgegessenen Europäer, der zwar nicht in Luxus lebt, der aber auch nicht unmittelbar in seiner Existenz bedroht ist und der zum Menschen in der Revolte wird, Camus´ Moral ein gangbarer Weg?

Camus geht davon aus, dass sich die menschliche Natur im Sinne des Impulses der Revolte und die Vernunft gegenseitig ausschließen. Entweder die Revolte wird gelebt, oder durch die Vernunft getötet. Das Menschenbild, das Camus damit zeichnet, ist freilich eines, das diesen Namen kaum noch verdient. Für ihn muss der Mensch entweder, getrieben von der Revolte, schlimmer als jedes Tier immer wieder mit dem Kopf gegen die Wand laufen, da er ja seine Vernunft nicht gebrauchen darf, oder aber er ist nur noch reine Vernunft ohne menschliche Grundlage. Und so endet der großartige Humanismus Camus´ als ein Humanismus, dessen Liebe zum Menschen groß genug ist, um ihn in ein Tier zu verwandeln.

Camus´ Moral ist tatsächlich ein gangbarer Weg: Es ist der ideale Kompromiss für Söhne und Töchter aus gutem Hause, die den Impuls der Revolte verspüren, aber gleichzeitig ihre privilegierte gesellschaftliche Stellung behalten wollen. Der Weg der Revolte ist es jedoch nicht, denn dieser ist unzertrennlich mit der Vernunft verbunden. Die Revolte stirbt nicht wegen der Vernunft, sondern ohne sie. Zur Resignation führt es, wenn man mit einer Welt konfrontiert ist, die dem menschlichen Wesen fundamental widerspricht, die man aber nicht verändern darf. Indem man sich gegen die Vernunft entscheidet, entscheidet man sich zugleich gegen die Revolte.

Erst wenn der letzte Mensch frei atmen kann, ist das Freiheitsideal erreicht. Das jedenfalls ist die Meinung von Albert Camus.


Weblinks:

Camus lebt - www.camus-lebt.de

Albert Camus – Marxismus und Moral - www.bruchlinien.at


Literatur:

Der Mensch in der Revolte
Der Mensch in der Revolte von Albert Camus

Das bedingungslose Grundeinkommen wurde weit zurückgeworfen

Durch die „erfolgreich“ verlorene Abstimmung in der Schweiz wurde das Projekt des bedingungslosen Grundeinkommens weit zurückgeworfen. Die alten Eliten haben sich mit ihrer Meinungsbildung hierzu durchgesetzt, doch die Frage wird sich recht bald wieder stellen.

Die Begriffe „Grundeinkommen“ und „bedingungslos“ sind jetzt verbrannt. Völlig zu unrecht, denn niemand scheint sich die Mühe zu machen, der Idee auf den Grund zu gehen. Was schon beim ersten Hinhören unsinnig klingt, das wird die Beschränkung der Vorurteile nicht überwinden.

Dass auch in Deutschland ein großer Teil der Bevölkerung durch Transferleistungen unterhalten wird, ist den Gegnern überhaupt nicht bewusst. Der wirkliche Feind des bedingungslosen Grundeinkommens ist der Neid.

"Wenn jeder einzelne darauf verzichtet, Besitz anzuhäufen, werden alle genug haben."


Franz von Assisi

Die Schweiz hat dieses Mal anders gestimmt, weil sie besser in Schuss ist als das leicht herunter gewirtschaftete Deutschland. Der Bedarf, eine grosse Anzahl Billiglöhner mit einem halbwegs akzeptablem Leben zu versorgen, stellt sich aktuell nicht.

Fortschritte in der Robotik, der künstlichen Intelligenz sowie Technologien, die all dies bezahlbar und großserientauglich zur Verfügung stellen werden, werden bald in allen Ländern ihren Tribut fordern.

In Form von massiver Freisetzung menschlicher Arbeitskraft. Spätestens dann stellt sich die Frage nach einem Grundeinkommen wieder. Und nicht nur in der Schweiz.

Stellt man sich dieser Frage nicht, implodieren die entsprechenden Gemeinwesen - und auch das marktwirtschaftliche System. Infolge massiver Arbeitslosigkeit und entsprechender sozialer Unruhen.


Weblink:

Die Frage wird sich recht bald wieder stellen. - meta.tagesschau.de

Blog-Artikel:

Bedingungsloses Grundeinkommen - eine Utopie?

Mittwoch, 15. Juni 2016

Der Mensch ist als Egoist für fortschrittliche Projekte nicht geeignet

Dass der menschliche Egoismus solche Lösungen scheitern lässt zeigen alle Versuche einen echten Sozialismus einzuführen.

Zuletzt waren es nach dem Ostblock solche Staaten wie Cuba und andere südamerikanischew Länder die gescheitert sind.

Viele Menschen würden sich die unendlichen Anstrengungen schwieriger Ausbidungen bzw. Studien ersparen weil sie ja auch so ganz gut leben können.

Das sieht man ja heute schon teilweise bei einigen jungen Leuten. Das würde miitelfristig die komplette Volkswirtschaft eines Lsndes ruinieren.

Und dann hätte der Staat bald keine Geld mehr für solche teuren Lösungen, denn die müssen ja durch Steuereinnahmen erst einmal erwitschaftet werden!

Wir werden in Zukuft bei der sich entwickelenden Technologien JEDEN jungen Menschen gut ausbilden müsen um die Aufgaben die sich stellen noch weiter lösen zu können. Das würde ein solches System unmöglich machen.

Weblink:

Der Mensch ist als Egoist für solche Dinge nicht geeignet! - meta.tagesschau.de

Samstag, 11. Juni 2016

Albert Camus als linker Nietzscheaner


Albert Camus

Für Camus war Nietzsche ein treuer Begleiter, der sein Denken seit früher Jugend beeinflusst hat.

Albert Camus war als linker Nietzscheaner ein fröhlicher und dem Leben zugewandter Mensch, der ein großen Ja zum Leben sagte. Camus dachte als Nietzscheaner. Bekannt ist sein Nietzscheanismus der Tipasa-Phase, der Zeit des großen Ja zum Leben. Damals lebte Camus im mediterranen Königreich, er lebte mit Meer und Sonne, lustwandelte in römischen Ruinen, badete in heidnischen Gewässern.


Nietzscheanismus ist der ausgeprägteste Denkstil deutsch-narzißtischer Verdrossenheit und stimmungshafter arroganter »protestantischer« Beziehung zur »schlechten Realität«.

"Wer erkannt hat, was groß ist, muss danach leben." Nietzsche

Albert Camus


Camus argumentierte nicht als Katholik, sondern als Nietzscheaner. Er war gewissermaßen das genaue Gegenteil der verbitteren Linken. Sein Festhalten an der ursprünglich griechischen Idee einer unveränderlichen menschlichen Natur brachte ihn jedoch in Konflikt mit allen Konsequenzialisten und Kulturrelativisten.


Weblink:

Albert Camus

Sind die Schweizer vernünftig?

Die Schweizer haben sich gegen die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommen für jeden Einwohner entschieden. Ein Grundeinkommen national einzuführen würde unkalkulierbare Auswirkungen haben. Denn Niemand kann wissen, ob es ein Utopia bedeutet, alles einfach weitergeht oder das gesamte Land im Chaos versinkt.

Viele halten das Grundeinkommen für einen (unrealistischen) Traum, ähnlich wie den ultraliberalen Nachtwächterstaat, den Kommunismus oder andere politische Utopien. Schon jetzt sind in Deutschland die Sozialkassen überlastet, die Renten müssen gesenkt werden und das Renteneintrittsalter erhöht, an allen Ecken und Enden wird gespart - und da glauben ernsthaft Leute, der Staat könnte ein Grundeinkommen auch nur Ansatzweise stemmen?

Wer gegen die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommen für jeden Einwohner ist, vertritt meist auch ein bestimmtes anthrologisches Weltbild:. Der Mensch ist in der Regel gierig und faul ( = schlecht), deshalb würde so ein Projekt niemals funktionieren, wenn man eine gesamte Gesellschaft beteiligt.



Blog-Artikel:

Bedingungsloses Grundeinkommen - eine Utopie?

Mittwoch, 8. Juni 2016

Schweizer stimmen gegen Grundeinkommen

Schweizer bei der Abstimmung


Zwar ist der Kapitalismus in einer Krise, aber das war doch zuviel. Das Ergebnis der Volksabstimmung in der Schweiz steht fest: 76,9 Prozent sind gegen ein bedingungsloses Grundeinkommen für jeden Einwohner. Laut Endergebnis stimmten nur 23 Prozent dafür. Der Initiator des Referendums, Häni, sprach von einem moralischen Sieg.

Die Abstimmung hat deutlich aufgezeigt: die Zeit ist noch nicht reif für ein Grundeinkommen - vor allem wegen Fragen der Finanzierbarkeit. Die Schweizer wollen keine Experimente wie Finnland und die Niederlande sie zumindest versuchen. Deutschland ist ein Tanker, aber reformierbar, wie die Agenda 2010 gezeigt hat.


Das Rentenproblem wäre ein guter Ansatzpunkt für einen Einstieg in ein "Grundeinkommen". Statt zunehmende Massen von Aufstockern zu Aufstockenden Rentnern mitten im bürokratischen Handling einer Harz IV-Landschaft zu machen. Die in Deuschland praktizierte Verfahren von Hartz IV ist leider auch keine Löunsg!

Noch ist es zu wohl früh für die breite Akzeptanz einer solch radikalen Idee. Aber in 10 bis 20 Jahren, wenn die Rationalisierung weiter mit hartem Besen in der deutschen Arbeitswelt gewütet hat und die weiter fortschreitende Digitalisierung auch die Jobs in der Dienstleistungsbranche reduziert hat, wird die Bevölkerung verstehen, dass kein Weg an einem bedingungslosen Grundeinkommen vorbeiführt.

Bei steigender Digitalisierung, der fortschreitenden Rationalsierung und dem Wegfall von Arbeitsplätzen führt kein Weg an einer neuen Gestalung des Einkommens vorbei.

Weblinks:

Bedingungsloses Grundeinkommen - eine Utopie? - Philosophenwwelt - http://philosophen-welt.blogspot.com

Bedingungsloses Grundeinkommen - eine Utopie? - Torpedo63 - http://torpedo63.blogspot.com

Stimmt die Schweiz für ein Grundeinkommen? - Torpedo63 - http://torpedo63.blogspot.com

Mittwoch, 25. Mai 2016

Grundeinkommen: eine soziale Utopie

»Wo die utopischen Oasen austrocknen,
breitet sich eine Wüste von Banalität und Ratlosigkeit aus.«

Jürgen Habermas


Das Grundeinkommen ist eine soziale Utopie, muss es aber nicht bleiben..Dahinter stecken anthroplogische Grundannahmen über den Menschen und sein Verhalten sowie der Motivation und Anreize im Arbeitsleben. Eine Gesellschaft muss für ein Grundeinkommen nicht nur bereits sein, sondern auch für dessen Folgen tragen. Es geht um die Frage: Was will eine Gesellschaft? Es geht auch um die Zukunft der Sozialstaatlichkeit. Das Für und Wider wird dabei kontrovers diskutiert.

»So, wie wir als Menschen sind, so sind wir von Gott gewollt und bedingungslos geliebt. Gott ist gnädig und barmherzig.« Das sei die Grundaussage der Reformation. In dieser Gleichheit vor Gott sieht sie das wichtigste Argument aus christlicher Sicht für ein bedingungsloses Grundeinkommen.

»Ein Grundeinkommen zeigt, was alles geleistet wird. Die gesamte Arbeit, die getan werden muss, kann getan werden, ohne dass man unbedingt einer Erwerbsarbeit nachgehen muss«, sagt Camichel Bromeis. Mit dem bedingungslosen Grundeinkommen werde endlich die sogenannte »Care-Arbeit« gewürdigt: Hausarbeit, Erziehung von Kindern oder Betreuung und Pflege von alten Menschen.

Für Peter Ruch hingegen ist die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens ein Motivations-Killer: »Gerade Menschen mit tieferem Einkommen haben keinen Anreiz mehr, zu arbeiten.« Ruch propagiert nach wie vor die biblische Devise: »Im Schweisse Deines Angesichts sollst Du Dein Brot essen.« Das ist für Peter Ruch nicht nur eine Drohung, sondern auch eine Verheissung.

Über die Volksinitiative für ein bedingungsloses Grundeinkommen wird am 5. Juni 2016 abgestimmt. Ziel des Begehrens: ein menschenwürdiges Dasein und die Teilnahme am öffentlichen Leben ermöglichen. Wie hoch der Betrag ist, steht nicht im Verfassungstext. Die Initianten schlagen 2.500 Franken pro Monat für Erwachsene vor und 625 Franken pro Kind.

Dem widerspricht Cornelia Camichel Bromeis: »Der Mensch will grundsätzlich etwas tun.« Das sehe man bereits bei Kindern, die sich entwickeln und lernen wollen. Der Mensch sei lernfähig. Sie selbst würde auch mit einem Grundeinkommen weiterarbeiten wollen.

Ein Grundeinkommen national einzuführen würde unkalkulierbare Auswirkungen haben. Niemand kann wissen, ob es ein Utopia bedeutet, alles einfach weitergeht oder das gesamte Land im Chaos versinkt. Ich persönlich halte das Grundeinkommen für einen (unrealistischen) Traum, ähnlich wie den ultraliberalen Nachtwächterstaat, den Kommunismus oder andere politische Utopien.

Schon jetzt sind in Deutschland die Sozialkassen überlastet, die Renten müssen gesenkt werden und das Renteneintrittsalter erhöht, an allen Ecken und Enden wird gespart - und da glauben ernsthaft Leute, der Staat könnte ein Grundeinkommen auch nur Ansatzweise stemmen? Der Mensch ist in der Regel gierig und faul (=schlecht), deshalb würde so ein Projekt niemals funktionieren, wenn man eine gesamte Gesellschaft beteiligt.

Soziologe Sascha Liebermann

Weblinks:

Grundeinkommen: Christliche Utopie oder Sozial-Irrsinn? - www.srf.ch/kultur

Bedingungsloses Grundeinkommen: Die Schweiz hat's nicht erfunden - www.srf.ch/news

http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=58367

Sonntag, 22. Mai 2016

»Der Mensch in der Revolte« von Albert Camus

Der Mensch in der Revolte
Der Mensch in
der Revolte

In seinem 1951 erschienenen zweiten philosophischen Hauptwerk »Der Mensch in der Revolte« bewegt sich Camus wiederum im Grenzland zwischen Literatur, Geschichte und Philosophie.

»Der Mensch in der Revolte« von Albert Camus ist eine Essay-Sammlung seiner grundlegenden Ideen und Thesen. Diese Sammlung von Essays gleicht einer Parforcejagd durch die Ideengeschichte der Moderne, durch die aus Geschichtsphilosophien aller Spielarten hervorgegangenen politischen Theorien und Praxen. Albert Camus entdeckt hier untergründige Verwandtschaften zwischen scheinbar gegensätzlichen Ideologien; er spitzt die einzelnen Theorien und politischen Strategien bis zum Selbstwiderspruch zu und widerlegt eingefahrene Interpretationen.

Albert Camus setzt seine Überlegungen über die Absurdität und dem Mord mit seinem Werk »Menschen in der Revolte« fort. Die Revolte ist die Unvernunft und das Unverständnis über das menschliche Leben. Er versucht den Mord aus philosophischen Überlegungen zu Rechtfertigen und diesen zu überprüfen. Zuerst beschreibt er die metaphysische Revolte.

Der Revoltierende ist jemand, der nein sagt zu den bestehenden Verhältnissen. Er kämpft für seine Unversehrtheit. Die metaphysische Revolte ist der Tausch zwischen dem Regime der Gnade und dem der Gerechtigkeit. Camus beschreibt die Negation Gottes an den Beispielen von Marquis de Sade, John Milton, Iwan Karamasow und Nietzsche. Der Revoltierende setzt sich mit Gott gleich. Daraus folgt, dass er eine neue Weltordnung entdecken muss. Als logische Folge beschreibt er nach der metaphysischen Revolte die historische Revolte.


Der Mensch in der Revolte


Zu Beginn war die Revolte eine Loslösung aus der Knechtschaft. Der Sklave wollte die Gleichheit mit seinem Herrn und damit dieselben Rechte haben. Erst die französische Revolution wollte den Bürger als Souverän des Staates haben. Danach war Hegel für die Sozialisten das Maß der Dinge. Seine Dialekt von Herr und Knecht wurde von ihnen bereitwillig aufgenommen. Der individuelle Terrorismus der russischen Nihilisten sorgt in Russland für Chaos und Revolte. Für sie war der Tod der höchste Protest. Camus Zeigt, dass jeder politische Umsturz durch ein neues Gewaltsystem ersetzt wurde. Dieser Terror fand mit dem dritten Reich und den sowjetischen Konzentrationslager seinen Höhepunkt.

Camus beantwortet seine anfängliche Frage damit, dass das Töten mit der Revolte nicht vereinbar ist. Die Freiheit des Revoltierenden endet bei der Freiheit des anderen Menschen. Die Revolte negiert die Revolution, da sie die Gewalt annimmt. Die Revolte macht der vollständigen Freiheit den Prozess. Sein Fazit lautet, dass der Mord keiner Rechtfertigung bedarf.

Jean-Paul Sartre nahm Camus »DerWerk den Mensch in der Revolte« zum Anlass zur Kritik. Er kritisierte die unterschiedliche Auffassung in Bezug auf Hegel und Marx. Camus endet mit der Überlegung, dass man in einer hellenistischen Gesellschaft leben sollte. Für Jean-Paul Sartre hat das menschliche Sein immer mit der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu tun. Er fordert Engagement in der Situation, dieses bedeutet, sich auf die Zukunft hin zu entwerfen. Das vermisste er bei Camus.

In Camus' umstrittenem Werk, wegen dem sich sein langjähriger Freund Jean-Paul Sartre von ihm abwandte, vertritt er die Überzeugung, dass die gesamte Periode nach der französischen Revolution durch den Nihilismus geprägt wurde und ihn bis heute nicht überwunden hat.

Zur Unterstützung seiner Thesen führt Camus exemplarisch die zwei politischen Hauptströmungen des 20. Jahrhunderts und schließlich deren Scheitern im Nihilismus an. Zum einen den Nationalismus, der durch den "Nerobefehl" in den letzten Zügen des Dritten Reichs, den einzigen Wert, den der Rasse, verleugnete. Zum anderen den Kommunismus, der mit seiner angeblichen Liebe zum zukünftigen sozialistischen Menschen, die schlimmsten Verbrechen rechtfertigte. So unterschieden sich der sowjetische Gulag und die Konzentrationslager der Nazis nur durch theoretische Überlegungen, nicht aber in der Konsequenz.

Albert Camus


Camus entzieht sich den Dogmen der Extreme und versucht, das in unserer Zeit verloren gegangene Maß wiederzufinden. Er relativiert, indem er eines nicht relativiert, und zwar den Wert des Lebens. Er versucht dem Leben wieder einen schöpferischen Wert zu geben, doch nicht durch Religion, sondern durch Rückbesinnung auf die menschliche Schöpferkraft, dem Menschen als Künstler. Aber auch als Politiker, der in der Revolte sein Ausdrucksmaß gegen die Ungerechtigkeit in der Welt findet, aber deshalb nicht zum Misanthrop und Massenmörder wird.

Camus ist dabei zu keiner Zeit naiv, denn er weiß, dass es zu allen Zeiten Leid und Elend auf der Welt geben wird, und dass Iwan Karamasovs Schrei nach dem "Warum?" ewiglich durch die Geschichte der Menschheit hallen wird. Vielmehr versucht er Wege zu zeigen, um dieser Welt, trotz allem Leid und Elend, wieder einen Wert und eine Schönheit zu geben, die sie in unserer Zeit verloren zu haben scheint.

Albert Camus

Er wurde früh sehr stark vom französischen Existenzialismus und von dem Philosophen Jean-Paul Satre geprägt, dessen Bekanntschaft er 1944 machte. Der Existenzialismus entsprach einem Lebensgefühl, das von der Erfahrung des Zweiten Weltkriegs, des politischen Widerstands in der Résistance und des Zerfalls traditioneller Wertordnungen und Orientierungen geprägt ist. Es fand seinen gedanklichen Ausdruck in einer besonderen Sensibilität für die Absurdität der menschlichen Existenz, die für diese Generation von Philosophen charakteristisch war.


Der Mensch in der Revolte


In den Nachkriegsjahren war er zusammen mit Jean-Paul Sartre - mit dem ihn kurze Zeit auch ein freundschaftliches Verhältnis verband - einer der Vordenker des Existentialismus. Sein bekanntestes philosophisches Werk aus dieser Zeit ist die Essay-Sammlung »Der Mensch in der Revolte« (1947-1951), die ihm neben viel Beifall auch vielerlei Polemik eintrug, nicht zuletzt die von Sartre, der ihm den Verrat linker Ideale vorwarf.

Sein literarisches Schaffen bewegt sich zwischen Dichtung und Essayistik auf der Grundlage einer Philosophie von der Sinnlosigkeit des menschlichen Daseins und vom Versagen des Gewissens. Den Existenzialismus deutete er in eine Philosophie von der Sinnlosigkeit des menschlichen Daseins.



Die Ausgangsposition von Camus atheistischer Weltanschauung lautet: Es gibt keinen Gott. Die Existenz des Menschen ist sinnlos. Was dem Einzelnen in dieser Situation bleibt, ist die Revolte. Die "permanente Revolte" sah er als Weg zur Überwindung des Absurden an. Der Mensch muss in der Lage sein, die Last der Sinnlosigkeit zu ertragen, Selbstverantwortung übernehmen und nach Glück streben. Nur so wird er Herr seines Schicksals und kann der die Absurdität des Lebens überwinden.

Literatur:

Der Mensch in der Revolte
Der Mensch in der Revolte
von Albert Camus

Samstag, 14. Mai 2016

»Über die Freiheit« von John Stuart Mill

John Stuart Mill

John Stuart Mill war ein britischer Ökonom und Philosoph und gilt als Begründer des modernen Liberalismus, der den Staat in der Pflicht sah, die Freiheit jedes Individuums zu schützen und zu verteidigen.

»Die Urteilskraft ist den Menschen gegeben, damit sie sie gebrauchen.
Sollen wir sie darum nicht anwenden, weil wir uns irren können?«

John Stuart Mills Schrift »Über die Freiheit« aus dem Jahre 1859 ist einer der großen Klassiker der politischen Philosophie und der Ethik: Mill versucht in dieser Abhandlung, die bürgerlichen bzw. individuellen Freiheiten zu rechtfertigen und vor der öffentlichen Meinung und der Tyrannei der Mehrheit zu schützen. Auf diese Weise ergibt sich ein leidenschaftliches Plädoyer für die Freiheit und die Entfaltungsmöglichkeiten des Individuums.

Mill geht es in diesem Essay um die bürgerliche und soziale Freiheit. Es geht ihm um den Kampf zwischen Individuum und Gesellschaft, zwischen Freiheit und Autorität. Er verteidigt in seiner Schrift das Recht anders sein zu dürfen und setzt sich für Minderheiten und Außenseitern gegen gesellschaftlichen Konventionen und Meinungen ein. Vielseitigkeit wird von ihm hoch geschätzt und ist auch der Grund warum Europa derart fortschrittlich werden konnte.



In seinem wichtigsten Werk »Über die Freiheit« verteidigt Mill das Selbstbestimmungsrecht des einzelnen Bürgers gegen Einschränkungen durch den Staat und durch die "Meinung der Mehrheit".

Mill plädiert für verantwortungsbewusste Individuen gegen die Übernahme von Konventionen. Jeder Mensch sollte sich sein eigenes Weltbild schaffen und nach seinen Regeln und Vorstellungen leben können, auch wenn er dabei Fehler macht. Fehler zu machen ist besser als nichts zu machen bzw. als der "Mehrheit" nachzueifern. Er sieht die Notwendigkeit zur Bildung starker, selbstbewusster, innerlich freier Persönlichkeit. Diese Notwendigkeit wird aber vom Staat und von der öffentlichen Meinung boykottiert.

Alexis de Tocqueville beeinflusste Mill in dem Gedanken der "Tyrannei der Mehrheit": die entstehende Massendemokratie bildet eine neue Form der öffentlichen sozialen Macht und die führt zur "Tyrannei der Mehrheit": die entstehende Massendemokratie bildet eine neue Form der öffentlichen sozialen Macht und die führt zur "Tyrannei der Mehrheit".

Der Druck der öffentlichen Meinung ist in den modernen Demokratien die größte Gefahr für die Freiheit und Entwicklung des Individuums. Nach dem Modell der Mehrheit zu leben ist auch eine Art Unfreiheit. Der einzige Grund ein Individuum in seiner Freiheit zu beschränken ist, wenn dieser einer anderen Person Schaden zufügt. Was keinem anderen schadet ist erlaubt. Der Einzelne weiß selbst am Besten was für ihn gut ist. Je freier der Bürger desto mehr profitiert die ganze Gesellschaft davon. Je mehr sich das Individuum "Lebensexperimenten" unterstellt, desto mehr wird sich eine Gesellschaft nach vorne bewegen.

Mill verteidigt die Freiheit des Denkens und der Lebensführung. Für Mill war die ideale Staatsform die repräsentative Demokratie, d.h. die Möglichkeit letztendlich schlechte Herrscher durch "Kontrolleure" bzw. Abgeordnete die vom Volk gewählt wurden, absetzen zu können. Sogenannte "Kontrolleure" sollte es meiner Meinung nach auch in alle Berufssparten geben, vor allem bei "Lehrern" und "Erziehern". Wer bestimmt jedoch wer ein Kontrolleur sein soll? Und wer kontrolliert die Kontrolleure?

Weblinks:

Über die Freiheit
Über die Freiheit
von John Stuart Mill

John Stuart Mill - www.famousphilosophers.org

Die kynische Offensive der AfD


»Was ist das für Volk! Denken sie auch oder
schlurfen sie nur sinnlos über die Erde?«

Franz Kafka, »Der Steuermann«

Die AfD verkörpert mit ihrem Protest, der auf die Straße geht, eine kynische Bewegung. Es ist der Protest gegen die politische Klasse, der von unten kommt.

Der Kynismus der AfD ist die moderne Antithese gegen den vorherrschenden Herrenzynismus der politischen Klasse. Je alternativloser eine moderne Gesellschaft erscheint, desto mehr Zynismus wird sie sich leisten. Dazu gehört auch, die Interessen des Volkes nicht mehr ernst zu nehmen, geschweige denn wirksam zu vertreten.

Die AfD ist wie der antike Kynismus eine Macht, die von unten kommt, gespeist aus dem Protest der Bürger, die sich von den etablierten Parteien politisch nicht mehr angemessen vertreten fühlen. Beide haben eines gemeinsam: sie tragen ihren Protest in die Öffentlichkeit und stellen ihren Protest öffentlich zur Schau.

Die kynische Offensive der AfD besteht darin, daß die rechtspopulistische Partei ihren Protest auf die Straße gebracht hat. Sie artikuliert ihren Protest wie die antiken Kyniker von unten auf der Straße.

Ihre materielle Dialektik liegt darin, daß die Bewegung offensiv mit den politischen Defiziten der etablierten Parteien umgeht. Denn Politik ist heute mehr denn je das, als was die Kyniker der zerfallendene griechischen Stadtgemeinschaften sie erlebten: ein bedrohliches Zwangsverhältnis von Menschen zueinander.

Die athenische Marktöffentlichkeit wurde von der kynischen Offensive elektrisiert.
Die deutsche Marktöffentlichkeit wird von der kynischen Offensive der AfD elektrisiert. Ihr Protest materialsiert sich in den fremdenfeindlichen Demonstrationen gegen Ausländer.

In einer kynischen Offensive wird der Protest öffentlich zur Schau gestellt und die bürgerliche Wertordnung angegriffen. Die Politik des Herrenzynismus hat einen neuen Kynismus hervorgebracht, der einen öffentlichen Protest hevorruft.

Die Partei materialsiert sich in ihrem öffentlichen Protest. Der Protest richtet sich gegen die Politik der etablierten Parteien.

Das Niedrige auf die Straße zu tragen, bedeutet Subversion. Die Partei versteht sich auf die Instrumentalisierung der Wut der Wutbürger und ihrer Ängste.

Die AfD schürt Ängste und Hass und trägt ein Gedankengut in die Bevölkerung, das zu Spaltung und Gewalt führen kann. Petry wehrt sich gegen diese Vorwürfe: "Ich möchte darum werben, dass wir in beide Richtungen miteinander gelassener umgehen", sagt sie. Die AfD nerve manchmal und sei unbequem, doch es brauche eben eine mutige Opposition, damit der "Einheitsbrei" der Parteien aufbreche.

Samstag, 7. Mai 2016

»Diskurs über die Ungleichheit unter den Menschen« von Jean-Jacques Rousseau



»Diskurs über die Ungleichheit unter den Menschen« von Jean-Jacques Rousseau ist eine Schrift des französisch-schweizerischen Philosophen Jean-Jacques Rousseau (1712–1778). Die staatstheoretische Schrift ist eine anthropologische Betrachtung über das Wesen und die Natur des Menschen.

Die staatstheoretischen Auseinandersetzungen, die Rousseau in der Tradition von Thomas Hobbes, John Locke, Hugo Grotius und Samuel Pufendorf aufnahm, führten in jedem der genannten Fälle zu der grundsätzlichen philosophisch-anthropologischen Frage nach dem ursprünglichen Wesen des Menschen, welches er im so genannten Naturzustand besäße bzw. besessen habe.

Diese Vorstellung des Naturzustandes, in dem die Menschen gleichberechtigt und in Frieden leben, ist gegen Hobbes Lehre von der selbstsüchtigen, kriegerischen Natur des Menschen, gegen den "Krieg aller gegen alle" gerichtet. Wenn man Rousseau glauben darf, waren die Menchen im Zustand der Natur freie Menschen.

Rousseau geht im Unterschied zu Hobbes nicht von einem bellum omnium contra omnes aus. „Hobbes hat nicht gesehen, dass dieselbe Ursache, welche die Wilden am Gebrauch ihres Verstandes hindert […], sie zu gleicher Zeit am Mißbrauch ihrer Fähigkeit hindert, den er selbst annimmt. Auf diese Weise kann man sagen, daß sie gerade deswegen nicht böse sind, weil sie nicht wissen, was gut sein heißt“, schreibt Rousseau. „Denn weder der Fortschritt ihrer Erkenntnisse noch der Zwang des Gesetzes, vielmehr die Unberührtheit von den Leidenschaften und die Unkenntnis des Lasters verhindern sie, böse zu sein.“ Dies aber – wie häufig geschehen – als einen glücklichen Naturzustand der „guten Wilden“ zu beschreiben, greift zu kurz.

Die Frage nach dem Naturrecht, die eng mit dem Naturzustand und der Frage von Gleichheit bzw. Ungleichheit zusammenhängt, beantwortet Rousseau lakonisch: Recht entsteht erst mit der politischen Gesellschaft. Daraus folgt, dass es kein natürliches, vorstaatliches Recht – also kein Naturgesetz – geben kann, das den Status des Menschen als ein freies oder unfreies Wesen vorab festlegt. Gleichzeitig leugnet Rousseau nicht die faktische Ungleichheit unter den Menschen – wohl aber verneint er eine wesensnotwendige Verbindung von natürlicher und politischer Ungleichheit.

Wesentlich für den Naturzustand ist, wie die sozialen Beziehungen geartet waren. Hier führt Rousseau den Begriff der indépendance (Unabhängigkeit) in sein Werk ein: Die Menschen des Naturzustandes waren gleichgültig gegenüber allen anderen Menschen. Entscheidend ist nun nicht, um ein Beispiel zu nennen, ob ein Mensch einen anderen Menschen umbringen würde oder nicht, sondern dass der Mensch im Naturzustand keinerlei moralische Beziehungen und Pflichten gekannt hat und so weder gut noch schlecht war.

Erst durch die Eigentumsbildung kam es dann zu der verhängnisvollen politischen Ungleichheit, die bis in Rousseaus Zeiten und darüber hinaus fortdauerte: Am Anfang aller ökonomischen Verhältnisse stehen, wenn man den Klassikern glauben darf, die Willkür und die Leichtgläubigkeit. Rousseau hat hierüber in dem berühmten Einleitungssatz zum zweiten Teil seines »Diskurses über die Ungleichheit unter den Menschen« von 1755 das Nötige erklärt:

„Der erste, der ein Stück Land eingezäunt hatte und es sich einfallen ließ zu sagen: Das gehört mir!, und der Leute fand, die einfältig (simples) genug waren, ihm zu glauben, ist der wahre Gründer der bürgerlichen Gesellschaft (société civile).“

Weblink:

Sabotage! Jakob Augstein vs Peter Sloterdijk - www.freitag.de