Samstag, 14. Mai 2016

Die kynische Offensive der AfD


»Was ist das für Volk! Denken sie auch oder
schlurfen sie nur sinnlos über die Erde?«

Franz Kafka, »Der Steuermann«

Die AfD verkörpert mit ihrem Protest, der auf die Straße geht, eine kynische Bewegung. Es ist der Protest gegen die politische Klasse, der von unten kommt.

Der Kynismus der AfD ist die moderne Antithese gegen den vorherrschenden Herrenzynismus der politischen Klasse. Je alternativloser eine moderne Gesellschaft erscheint, desto mehr Zynismus wird sie sich leisten. Dazu gehört auch, die Interessen des Volkes nicht mehr ernst zu nehmen, geschweige denn wirksam zu vertreten.

Die AfD ist wie der antike Kynismus eine Macht, die von unten kommt, gespeist aus dem Protest der Bürger, die sich von den etablierten Parteien politisch nicht mehr angemessen vertreten fühlen. Beide haben eines gemeinsam: sie tragen ihren Protest in die Öffentlichkeit und stellen ihren Protest öffentlich zur Schau.

Die kynische Offensive der AfD besteht darin, daß die rechtspopulistische Partei ihren Protest auf die Straße gebracht hat. Sie artikuliert ihren Protest wie die antiken Kyniker von unten auf der Straße.

Ihre materielle Dialektik liegt darin, daß die Bewegung offensiv mit den politischen Defiziten der etablierten Parteien umgeht. Denn Politik ist heute mehr denn je das, als was die Kyniker der zerfallendene griechischen Stadtgemeinschaften sie erlebten: ein bedrohliches Zwangsverhältnis von Menschen zueinander.

Die athenische Marktöffentlichkeit wurde von der kynischen Offensive elektrisiert.
Die deutsche Marktöffentlichkeit wird von der kynischen Offensive der AfD elektrisiert. Ihr Protest materialsiert sich in den fremdenfeindlichen Demonstrationen gegen Ausländer.

In einer kynischen Offensive wird der Protest öffentlich zur Schau gestellt und die bürgerliche Wertordnung angegriffen. Die Politik des Herrenzynismus hat einen neuen Kynismus hervorgebracht, der einen öffentlichen Protest hevorruft.

Die Partei materialsiert sich in ihrem öffentlichen Protest. Der Protest richtet sich gegen die Politik der etablierten Parteien.

Das Niedrige auf die Straße zu tragen, bedeutet Subversion. Die Partei versteht sich auf die Instrumentalisierung der Wut der Wutbürger und ihrer Ängste.

Die AfD schürt Ängste und Hass und trägt ein Gedankengut in die Bevölkerung, das zu Spaltung und Gewalt führen kann. Petry wehrt sich gegen diese Vorwürfe: "Ich möchte darum werben, dass wir in beide Richtungen miteinander gelassener umgehen", sagt sie. Die AfD nerve manchmal und sei unbequem, doch es brauche eben eine mutige Opposition, damit der "Einheitsbrei" der Parteien aufbreche.

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