Samstag, 10. Juni 2017

Hegel und die Krise Europas

Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Hegel hätte sich Europa auf drei verschiedene Weisen denken können bzw. denkend annähern können: als Staatengebilde, in der die Geschichte zur Vernunft gekommen ist  als Idee der Freiheit und als Fall der Dialektik. Mit der EU ist Europa zur Freiheit gekommen, bevor die Finanzkrise Europa erschüttert hat und Europa in die Krise geführt hat. Die Krise der EU bildet wiederum die Grundlage der Dialektik für die Synthese zu seiner Überwindung. Mit seiner Dialektik gibt Hegel Europa eine Methode zur Überwindung der Gegensätze zur Hand.

Momentan in der Krise, da Europa von Spaltung bedroht ist, sind Denker gefragt und es eignet sich keiner besser zum Bannerträger der Idee Europas als Hegel. Kerngedanke Hegels von Europa ist die Idee der Freiheit, unter dessen Gesichtspunkt hier Europa zu begreifen ist. Mit Hilfe der Dialektik lassen sich die Gegensätze Europas überwinden. Geschichte wiederholt sich, solange wie die Widersprüche nicht beseitigt sind. Ist das nicht genau die Situation, in der sich Europa heute befindet? Somit ist der Streit die Grundlage für die Synthese zu seiner Überwindung.

Der berühmte Hegel-Schüler Eduard Gans, Jurist, Rechtsphilosoph und Historiker, drückt den Kerngedanken seines Lehrers lapidar so aus: „Die Idee Europas begreifen“. Was ist denn die Idee Europas? Sie ist für Hegel identisch mit der Idee der Freiheit. Die Freiheit ist für Hegel ein dynamischer, dialektischer Prozess. Europa ist ein Kontinent der Freiheit, die sich durch Synthese von Unterschied und Einheit, durch die Harmonie in der Vielfalt ausdrückt.

Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Für Hegel ist die Geschichte ein Prozeß, der das Kommen der Wahrheit - des Geistes vollbringt. Nach Hegel zeigt sich dieser Geist in der Freiheit, genauer: den Freiheitskämpfen der Menschen. Nur wenn Unterdrückte um ihre Freiheit ringen, unter Umständen sogar ihr Leben dafür geben, kann Geshcichte sich vollzien, Fortschritt sich ereignen.

Die Freiheit als Grundidee Europas stellt aber keinen idyllischen Zustand dar. Ihrem Wesen nach ist sie an die Fähigkeit zum Streit und Widerspruch gebunden. Die Negation mündet jedoch nicht in die Zerstörung, sondern in eine höhere Synthese. Dabei geht es nicht darum, nach Lösungen zu suchen, die den Streit einfach beilegen würden, sondern darum, einen ganz neuen Seinszustand hervorzubringen, in dem der Widerspruch, der Konflikt, wie Hegel sagt, „aufgehoben“ wird.


Hinweis in eigener Sache:

Die zahlreichen Leser dieses Philosophie-Portals sind sich offensichtlich zu schade, ein Buch aus zahlreichen Angebot zu erwerben. Schade eigentlich.

Nachdenken ist die Stärke dieser Leser offensichtlich nicht, denn ansonsten würden sie sicherlich mal darüber nachdenken, wie sich ein solches aufwendiges Portal finanziert.

Durch bloßes Lesen resp. Begaffen der Beiträge mit Sicherheit nicht! Nicht alles im Internet, was es umsonst gibt, ist auch kostenlos. Und wer den durchaus geschätzen Lesern arbeitet heutzutage schon gern umsonst, fragt sich die Redaktion zu recht!

So verschwindet Kultur immer auch durch Nichtunterstützung der kulturell Interessierten. Ansonsten gilt hier die Devise der interessenlosen Anschauung (Kant) und des kauflosen Interesses.

Dankeschön aber auch für Ihre Kantische Sicht auf die Dinge und das Kaufangebot!

Hegels Idee der Freiheit ist dialektisch und agonal. Sie impliziert Streit und Widerspruch. Sie ist keine tote Einheit zwischen dem Einzelnen und dem Allgemeinen. Die starre Unterwerfung des Einzelnen unter das Allgemeine ist die Unfreiheit. Der Konflikt des Verschiedenen ist die Voraussetzung dafür, dass die Versöhnung erreicht wird. Die Freiheit muss erkämpft werden durch Konflikte hindurch. Sie ist nicht einfach gegeben.

Dass das Bewusstsein der Freiheit noch nicht deren Realisierung in der gesellschaftlich-politischen Wirklichkeit bedeutet, wusste Hegel selbst sehr gut. Geschichte mit Hegel als Freiheitsgeschichte zu denken, bedeutet also, die jeweilige politisch-gesellschaftliche Wirklichkeit kritisch vom Begriff der Freiheit und den Realisierungsmöglichkeiten der Freiheit her zu denken.

Weblink:

Es lebe der Streit! - www.faz.net

Georg Wilhelm Friedrich Hegel-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de

Georg Wilhelm Friedrich Hegel-Zitate - Zitate-Portal www.die-zitate.de

Samstag, 3. Juni 2017

Hegel und Marx

Georg Wilhelm Friedrich Hegel


Hegels Lehre hatte grossen Einfluss auf die Philosophie und Geistesgeschichte des 19. Jahrhunderts, insbes. auf Karl Marx.

Er stellte die idealistische - im Sinne von Platon - Philosophie Hegles vom Kopf "auf die Füße". Er übernahm Hegels Erkenntnismethode und die Ansicht, daß die Geschichte mit ihrem Elend einem dynamischemn Prinzip gehorche, sich nach dem Gesetz des Widerspruches entwickle, sich also dialektisch auf ein bestimmtes Ziel zubewege, doch deutete er die Menschheitsgeschichte radikal anders - ohne Gott, ohne Weltgeist, ganz vom Menschen und vom materiellen Dasein her.

Neben Marx präg­te wohl kein an­de­rer Phi­lo­soph kri­ti­sche Theo­rie­bil­dung so grund­sätz­lich wie Hegel. In den aus­führ­li­chen He­gel-​Re­zep­tio­nen von Theo­re­ti­kern wie Georg Lukács, W. I. Lenin oder Theo­dor W. Ador­no, um nur ei­ni­ge zu nen­nen, fir­miert der Idea­list nicht sel­ten als „Er­gän­zung“ zu Marx, oder doch zu­min­dest als der erste kri­ti­sche Ex­po­nent der bür­ger­li­chen Auf­klä­rungs­phi­lo­so­phie, an dem kri­ti­sche Re­fle­xi­on zu schu­len wäre.

Und in der Tat scheint im He­gel­schen Den­ken be­reits eine kri­ti­sche Tie­fen­di­men­si­on ma­ni­fest, deren In­halt le­dig­lich mit an­de­ren Vor­zei­chen zu ver­se­hen, das heißt „vom Kopf auf die Füße“ zu stel­len wäre: Denn nicht nur, dass mit Hegel das dia­lek­ti­sche Den­ken in sys­te­ma­ti­scher Form auf die his­to­ri­sche Bühne tritt, auch die Tat­sa­che, dass er auf einer We­sens-​Er­schei­nungs-​Dif­fe­ren­zie­rung in­sis­tiert und in der „Phä­no­me­no­lo­gie des Geis­tes“ mit einem Sub­stanz­be­griff ope­riert, si­gna­li­siert un­mit­tel­bar die Nähe zur Marx­schen Theo­rie. Wenn man und frau sich dann noch ver­ge­gen­wär­ti­gen, dass Hegel in sei­nen frü­hen Schrif­ten den Aus­druck der „abs­trak­ten Ar­beit“ präg­te, könn­te bei­na­he ge­meint wer­den, Hegel sei „der erste Mar­xist“ ge­we­sen.

Das He­gel­sche Früh­werk ist jene frühe Phase sei­nes Wer­kes, die mit der „Phä­no­me­no­lo­gie des Geis­tes“ endet. Öko­no­mi­sche Schrif­ten He­gels sind „Sys­tem der Sitt­lich­keit“, „Je­na­er Re­al­phi­lo­so­phie“.

Fol­gen­de, für eine kri­ti­sche Theo­rie zen­tra­le Fra­gen wer­den dabei auf­ge­wor­fen:

- Abs­trak­te Ar­beit“ bei Hegel: Der An­fang einer ma­te­ria­lis­ti­schen Fe­tisch­kri­tik oder die in­tel­lek­tu­el­le Selbst­ver­ge­wis­se­rung des Geis­tes über seine ge­dank­li­che Tä­tig­keit?

- Der Sub­stanz­be­griff in der „Phä­no­me­no­lo­gie“: Kri­ti­scher To­ta­li­täts­be­griff oder Le­gi­ti­ma­ti­on des ewi­gen Geis­tes?

- Die dia­lek­ti­sche Be­we­gung bei Hegel: An­satz­punkt für eine kri­ti­sche Theo­rie oder Mys­ti­fi­ka­ti­on der Dia­lek­tik als on­to­lo­gi­sche Me­tho­de?

Sonntag, 28. Mai 2017

Die Erkenntnis der Grenzen der Realität Mensch

Gegen Demokratie
Gegen Demokratie

»Gegen Demokratie« heisst das neueste Werk des amerikanischen politischen Philosophen Jason Brennan. Brennan beklagt darin die Herrschaft der Unwissenden und plädiert darin für eine Herrschaft der Wissenden und eine informierte Demokratie bzw. eine Demokratie gut informierter Bürger. Der Autor beschreibt in seinem Buch die Erkenntnis der Grenzen der Realität Mensch.

Er stellt sinnreiche Fragen zum Zustand der Demokratie: Wie und warum konnte sich dieses Gesamtsystem so entwickeln, dass es mittlerweile um diesen Planeten in seiner Gesamtheit existenziell sogar wesentlich schlechter steht, als von der Wissenschaft bisher überhaupt erfasst werden kann und dass der Respekt und die Achtung für den Menschen und vor dem Leben fast vollständig verloren gegangen ist?

Und die Antwort, ist leider sehr einfach: Es liegt nicht nur daran, dass gierige, machthungrige, skrupel- und verantwortungslose Eliten das so gewollt haben, sondern auch daran, weil wir Menschen, die absolute Mehrheit der Zivilgesellschaft, das zugelassen und mitgemacht haben, und das immer wieder aufs Neue.

Brennan klagt in diesem Buch genau diese Realitäten an. Dass die Mehrheit der Menschen sich nach wie vor eben nicht informieren, sich nicht selbst reflektieren, nicht systemische Zusammenhänge hinterfragen, sich nicht mit den komplexen Zusammenhängen eines Systems auseinandersetzen, sich eben nicht emanzipieren und auch eine geistige Eigenverantwortung übernehmen und sich das notwendige Wissen aneignen, sondern immer wieder wie die Lemminge die Verantwortung unreflektiert und undifferenziert an andere abgeben (Stichwort: Martin Schulz-Hype).

Er bezeichnet diese Grenzen der Realität Mensch dann auch zu Recht und richtigerweise als Oberflächlichkeit, Ignoranz und Dummheit. Und damit stellt dieses Buch durchaus ein Novum dar, denn es thematisiert die Grenzen der Realität Mensch auf eine Weise, die bisher aus Gründen der politischen Korrektheit als Tabu galt.

Seine Konsequenzen, die er aus diesen Realitäten ziehen möchte und die er in diesem Buch beschreibt, sind aber grundlegend falsch. Verkürzt dargestellt, möchte er die "Dummen" dann nicht mehr zur Wahl zulassen und das ist natürlich höchst undemokratisch und sektiererisch bis diktatorisch und kann deswegen natürlich keine Lösung darstellen.

Und so beschreibt dieses Buch zwar Realitäten, die notwendige (systemische und politische) Erneuerungen immer wieder verhindern, bleibt aber angesichts systemischer Alternativen hinter einem konstruktiven Diskurs zurück.

Dabei gibt es ein Systemkonzept, das die Grenzen der Realität Mensch erkannt hat und mit ihnen in positiver und konstruktiver Weise umgehen kann: Die wert-gestufte Reflexions-Systemtheorie der Viergliederung, das Politik- und Gesellschaftssystem der Wertstufendemokratie, die nicht nur aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat, sondern auch die sprunghafte Weiterentwicklung der Demokratie selbst bedeutet.

Trotz der Untauglichkeit der in diesem Buch formulierten systemischen Alternative, ist dieses Buch sehr zu empfehlen, da es einen maßgeblichen Punkt in der ganzen Demokratiediskussion thematisiert, der ansonsten (auch aus ideologischen Gründen) vermieden wird.

Blog-Artikel:

Erasmus und Luther im Widerstreit der Interessen

»Gegen Demokratie« von Jason Brennan

»Von der Freiheit eines Christenmenschen

»Abenteuer Freiheit« von Carlo Strenger (II)




Samstag, 20. Mai 2017

Erasmus und Luther im Widerstreit der Interessen

Humanismus und Renaissance sind zwei ineinander verschränkte umd sich gegenseitig bedingende Bewegungen. Der Humanismus ist aus dem Geist der Renaissance hervorgegangen. Und die Reformation sollte aus dem Geist des Humanismus hervorgehen, gefördert und hervorgebracht von zwei herausragenden Persönlichkeiten ihrer Zeit.

Erasmus und Luther sind in der Bekämpfung der Übergriffe, der Verlotterung der Kurie und des damaligen Papsttums eine Strecke gemeinsam gegangen. Doch beide verfolgten unterschiedliche Interssen und mit zunehmender Dauer kam ihre gegensätzliche Einstellung, die den gegensätzlichen Naturen entsprang, immer offenkundiger zum Vorschein.


Erasmus von Rotterdam

Erasmus von Rotterdam erwarb durch seine Werke und Schriften früh in ganz Europa Ruhm als Theologe, Sprachforscher und Rhetoriker. Der bedeutende Humanist galt als Vertreter eines ethisch orientierten, toleranten Christentums, als der er in der Reformationszeit zwischen den Parteien zu vermitteln suchte.

Erasmus war ein Ästhet, der in praktischen, insbes. aber in philosophischen Fragen mit einer geschliffenen Sprache von sich Reden machte. Dagegen war für Luther die Aussage entscheidend, die Wirkung interessierte ihn erst in zweiter Linie.

Bei aller Bewunderung für den Geist des Erasmus erkannte Luther schon bald die Unverbindlichkeit seines Wesens. In einem Brief vom 9. September 1521, das er während seines Aufenthaltes auf der Wartburg an Spalatin richtete, wies er auf diese Eigenschaft hin.


Erasmus blieb jedoch unverbindlich, spielerisch, den Beifall der Humanisten einkassierend, ohne sich nach der einen oder anderen Seite festzulegen. So kam es zu der grotesken Situation, daß Luther den Erasmus für einen Papsiten hielt, der Papst aber denselben für einen Lutheraner.

Blog-Artikel:

Martin Luther als deutscher Reformator - philosophen-welt.blogspot.com

Luther und sein fester Glauben - philosophen-welt.blogspot.com

Erasmus von Rotterdam 480. Tode - philosophen-welt.blogspot.com

Samstag, 22. April 2017

»Gegen Demokratie« von Jason Brennan

Gegen Demokratie
Gegen Demokratie

»Gegen Demokratie« ist das neueste Werk des amerikanischen politischen Philosophen Jason Brennan. Brennan plädiert darin für eine Herrschaft der Wissenden und eine informierte Demokratie bzw eine Demokratie gut informierter Bürger. Es geht ihm um Regierbarkeit im Zustand der Mündigkeit und Infomiertheit der Bürger und Wähler.

Der angesehene Philosoph zeigt, dass eine Herrschaft der Wissenden die bürgerlichen Freiheiten besser schützen und fördern kann als die Demokratie, wie wir sie kennen. Er entwickelt in seinem Buch Argumente, warum wir die Politik nicht den Unvernünftigen überlassen dürfen und für eine Herrschaft der Wissenden.

Demokratie als Staatsform generiert nicht automatisch Weisheit oder Klugheit und sie ist auch keine Staatsform der Weisen und der Wissenden. Das wußte bereits der Philosoph Platon in der Antike - ein erklärter Gegner der Demokratie. Er vertrat die Auffassung, daß ein Staat nur dann gut regiert sei, wenn seine Lenkung in der Hand von Philosophen liege und plädierte daher für einegemäßigte Epistokratie.

Platon lehnte zwei Wesensmerkmale der Demokratie, die Freiheit und Gleichheit, entschieden ab. Für ihn war die Mehrheit des Volkes aufgrund mangelnder Bildung nicht sachverständig genug, um komplexe Entscheidungen treffen zu können.

Jason Brennan erhebt eine provokante Forderung: Die Demokratie soll endlich nach ihren Ergebnissen beurteilt werden. Und die sind keineswegs überzeugend. Demokratie führt oft dazu, dass lautstarke Meinungsmacher den Bürgern ihre fatalen Entscheidungen aufzwingen.

Zumal die Mehrheit der Wähler uninformiert ist, grundlegende ökonomische und politische Zusammenhänge nicht begreift, aber dennoch maßgeblich Einfluss auf die Politik ausübt. Wir sollten anerkennen, dass das Wahlrecht kein universales Menschenrecht ist, sondern nur verantwortungsvollen, informierten Menschen mit politischen Kompetenzen zusteht.


Die Demokratie in ihrer gegenwärtigen Form ist ungerecht. Viele unschuldige Menschen werden großen Risiken aussetzt, indem wir ihr Schicksal in die Hände schlecht informierter, irrationaler, voreingenommener und manchmal unmoralischer Entscheidungsträger legen. Denn die meisten Wähler sind politisch inkompetent.

Jason Brennan spricht dem Volk die Mündigkeit zur Demokratie einfach ab. zufolge gibt es in einer Demokratie drei Typen von Bürgern: Die uninteressierten, meinungslosen Hobbits und die meinungsstarken, aber nicht ausreichend informierten Hooligans stellen die Mehrheit der Wähler dar. Nur die kleine Gruppe der Vulkanier denkt rational. Sie akzeptiert als wahr, was empirisch bestätigt wurde, und versucht, zu objektiven Urteilen zu kommen.

Gegen Demokratie
Gegen Demokratie

»Gegen Demokratie« ist eine Schrift für eine Herrschaft der Wissenden und gegen den Populismus und ein Plädoyer für eine Epistokratie im Sinn von Platon, für den der Einfluß der Weisen und Wissenden  zum Tragen kommen sollte. Diese Philosophenherrschaft ist ein zentrales Element der politischen Philosophie des antiken griechischen Philosophen Platon (428/427 – 348/347 v. Chr.). Platon vertritt in seinem Dialog »Politeia« (»Der Staat«) die Auffassung, ein Staat sei nur dann gut regiert, wenn seine Lenkung in der Hand von Philosophen sei.

Mit Verve und anhand prägnanter Beispiele zeigt Brennan, dass eine gemäßigte Epistokratie – eine Herrschaft der Wissenden – die sinnvollere Regierungsform im 21. Jahrhundert ist. Brennan kann zwar belegen, wer die Unvernünftigen - die politisch Unmündigen - sind und wozu politische Unvernunft in der Politik führt, aber die Schwäche des sehr lesenswerten Buches ist jedoch eindeutig, daß er nicht begründen kann, wer zu der Gruppe der Wissenden gehören soll und wer davon ausgeschlossen wird.

Die Wissenden verfolgen dabei nicht nur ihre eigenen Interessen, sonder auch die der herrschenden Klasse. Gefahr der Herrschaft der Spezialisten, Technkraten und Bürokraten. Zur Demokratie gehört aber auch mit einem Ergebnis umzugehen und es zu akzeptieren. Man hat ja bei der nächsten Wahl die Gelegenheit etwas zu ändern. Alles andere ist eher undemokratisch.

Literatur:

Gegen Demokratie
Gegen Demokratie
von Jason Brennan

Blog-Artikel:

Platon und die Demokratie -
antikewurzeln.wordpress.com

Samstag, 15. April 2017

»Von der Freiheit eines Christenmenschen« von Martin Luther

Martin Luther

»Von der Freiheit eines Christenmenschen« ist eine im Jahr 1520 verfasste Streitschrift von Martin Luther. Luther stritt darin für die Freiheit des Glaubens. Er vertrat darin die These von der Freiheit des Glaubens eines Christenmenschen als Freiheit des Gewissens. Der Mensch ist für Luther mit seinem Gewissen nur vor Gott verantwortlich.

Luthers Schrift »Von der Freiheit eines Christenmenschen« (1520) fasst die „evangelische Freiheit“ eines Christen in Anlehnung an Paulus von Tarsus in zwei Sätzen dialektisch zusammen: „Ein Christ ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem untertan – durch den Glauben. – Ein Christ ist ein dienstbarer Knecht aller und jedermann untertan – durch die Liebe.“

Die »Freiheit des Christenmenschen«

ist gemäß der Lehre Martin Luthers

eine rein religiöse Freiheit des Gewissens vor Gott.

»Von der Freiheit eines Christenmenschen« gibt eine Zusammenfassung der beiden Seiten des religiös-ethischen Prinzips: "Ein Christ ist ein freier Herr aller Dinge" - da geht es um den Glauben, durch den Christus freimacht von allen Qualen und Gewissesnöten. "Ein Christ ist ein dienstbarer Knecht aller" - da geht es um die Liebe, die aus diesem Glauben emporwächst, und aus dem sich die ethischen, sozialen und politischen Konsequenzen unabdingbar und unerbittlich ergeben.

Die »Freiheit des Christenmenschen« ist eine rein religiöse Freiheit des Gewissens vor Gott. Luther wandte sich gegen die Freiheit und einen Angriff auf die Obrigkeit aufgrund der herrschenden sozialen Ungerechtigkeit, weil er die weltliche Ordnung als gottgegeben ansah. Ihm ging es aber nicht um die weltliche Freiheit des Individuums im Sinne der Selbstbestimmung des Menschen und dessen freien Willen. Hierin ist Luther mit seiner Lehre in seiner damaligen Zeit des Mittelalters mißverstanden worden.

Luther war ein konservativer Theologe, der an der Veränderung der Welt im Sinne der weltlichen Ordnung überhaupt keine Interesse hatte. Die unterdrückten Bauern und das Volk strebte jedoch nach Freiheit. Und so vertrat ein anderer Prediger dieser Zeit die weltlichen Interessen der unterdrückten Bauern und ihren allgemeinen Wunsch auf Freiheit: Thomas Müntzer. Er griff angesichts der herrschenden Unterdrückung den Willen der Menschen nach Freiheit auf und predigte den Himmel bereits auf Erden.

Müntzer unterstützte den Aufstand der unterdrückten Bauern, griff zum Schwert und erhob sich mit seinem Bauernheer im Jahr 1525 in Thüringen gegen die Obrigkeit.



Weblink:

Geschichte des Freien Willens - Wikipedia


Blog-Artikel:

Martin Luther als deutscher Reformator

Luther und sein fester Glauben

Luther und der Humanismus


Weitere Luther-Artikel:

Luther

Samstag, 8. April 2017

»Abenteuer Freiheit« von Carlo Strenger

Abenteuer Freiheit
Abenteuer Freiheit

»Abenteuer Freiheit« heisst das neue Werk des schweizer Philosoph Carlo Strenger. Strenger ist Psychologe und sein kleines Buch ist eine Verteidigung des liberalen Charakters, auch aus dem Geist der Psychoanalyse, die weiß, dass ungebrochenes Glück in Natur und Gesellschaft nicht vorgesehen sind.

Die Freiheit ist Abenteuer und dieses Abenteuer bestehe darin, das jeder von uns die Möglichkeit, das Recht, aber auch die Pflicht habe, sein Leben bewusst zu gestalten. Jeder müsse für seine Werte und Entscheidungen Verantwortung übernehmen. Und jedem müsse bewusst sein, dass die Freiheit "Unbeschütztheit" und ein gewisses Risiko mit sich bringe.

Strenger sieht im Mentalitätsbestand der westlichen Gesellschaften mehrere, gravierende Probleme. Nach sieben Jahrzehnten fast ununterbrochenem Frieden und ständig steigendem Wohlstand, zumindest in Europa und den USA, gebe es nun drei Generationen, die nie für Freiheit kämpfen mussten. Diese nähmen die Freiheit als selbstverständlich, sagte Strenger.

Die Idee der Freiheit müsse man aber immer wieder durchdenken. Die liberale politische Ordnung sei sehr fragil und müsse gepflegt, gehegt und verteidigt werden. Doch diese Erkenntnis sei unpopulär geworden: Es solle alles so bequem wie möglich sein: wir betrachten die Welt als Spielwiese für (versicherte) Abenteuerreisen, nehmen unseren Zustand als wohlgenährtes, abgesichertes Volk ohne Kampfabsichten und mit maximaler Freiheit als gegeben und natürlich hin.

Die westliche Kultur verdrängt nach Ansicht des Philosophen zudem, dass das menschliche Leben im Grundsatz eine tragische Struktur hat. Alle meinten, ein Recht auf Glück zu haben - und machten dann die Gesellschaft oder die Eltern verantwortlich, wenn es sich nicht einstelle.

Idealerweise ist das Abenteuer der Freiheit - das in der westlichen Kultur sich ganz graduell über zweieinhalb Jahrtausende entwickelt hat und das wir politisch innerhalb der letzten 400 Jahre in einem schmerzhaften Weg zu verteidigen, aufzubauen und zu verteidigen versuchten - besteht dieses Abenteuer darin, dass jeder von uns die Möglichkeit, das Recht, aber auch die Pflicht hat, dass wir unser Leben bewusst gestalten, dass wir für unsere Grundwerte und für unsere Entscheidungen Verantwortung übernehmen und uns auch ständig dessen bewusst sind, dass diese Freiheit natürlich auch eine gewisse Unbeschütztheit und ein gewisses Risiko mit sich bringt. Keiner von uns darf, kann damit rechnen, dass wir mit unserer Freiheit am Schluss das erreichen werden, was wir gern möchten. Aber unsere Verantwortung bleibt, das zu versuchen, und das ist nun wirklich ein Abenteuer.

Dass wir die Freiheit als selbstverständlich hinnehmen, mit den Risiken nicht leben wollen und vor allem davon überzeugt sind, dass wir eigentlich alle das Grundrecht dazu haben, glücklich zu sein und uns dann sozusagen beim Hersteller beklagen, wenn dieses Glück nicht eintrifft, Hersteller in Anführungszeichen. Man geht dann an in Anführungszeichen die Gesellschaft, die was falsch gemacht hat, oder, natürlich das Hauptopfer dieser Anklagen, unsere Eltern, die immer was falsch gemacht haben. Deswegen seien wir jetzt nicht so glücklich, wie wir das glauben, als Recht zu haben.

Literatur:

Abenteuer Freiheit
Abenteuer Freiheit
von Carlo Strenger

Samstag, 1. April 2017

David Humes Skeptizismus

David Hume

David Hume war einer der Mitbegründer der schottischen Aufklärung. Er erfand den modernen Liberalismus in seiner konservativen Ausprägung als Programm zur Vermehrung des Wohlstands und zur Zerschlagung des religiösen und säkularen Aberglaubens.

Sein Gegenspieler war der französisch-schweizerische Philosoph Jean-Jacques Rousseau, ein Kulturpessimist, der an die Kraft einer vernunftbegabten Elite glaubte, der er mehr zutraute als dem gewöhnlichen Volk. An den beiden lassen sich noch immer die wichtigen Strömungen des europäischen Denkens bis in seine Abgründe hinein verfolgen.

Predigern und Missionaren misstraute er, er setzte stattdessen auf die Erkenntnisse der Erfahrungswissenschaft. Rousseau dagegen war der ideologische Vorbote der Französischen Revolution, welche die Welt auf dem Reissbrett neu erfinden wollte. Humes wichtigste Erkenntnis: Unternehmerische Tätigkeiten fördern das moralische Bewusstsein, indem sie, wie es der Hume-Forscher Gerhard Streminger ausdrückte, »ein allgemein kontaktreiches Klima schaffen, in dem moralische Empfindungen sich entwickeln«.


Der Schotte David Hume war auch der Begründer eines gesunden Skeptiszismus, die Grundlage einer kritischen und hinterfragenden Philosophie. Er verband dabei äußersten Skeptizismus und Pragmatismus zu einer nüchternen, aber menschenfreundlichen Philosophie. Einen Weg aber, aus ihr heraus die Religion positiv zu werten, sah er nicht. Seine Skepsis war das, was bei René Descartes der Zweifel war.

Er ging schlicht davon aus, dass der durchschnittliche Mensch ein durchschnittlich guter Mensch ist und dass der unebene Boden der Tatsachen, beschritten mit dem Bedacht des gesunden Menschenverstandes, immer noch den besten Grund für ein leidliches Zusammenleben der Menschen darstellt. Alle metaphysische Spekulation aber gefährdet nach ihm das labile Gleichgewicht von Mensch und Gesellschaft.

Mit Hume hielt die empirische Forschung Einzug in die Wissenschaften. Hume setze auf die empirische Beobachtung der Welt. Er fixierte sich nicht auf ein eigentliches, letztes Wesen des Geistes oder Natur, sondern versuchte sich ein Bild der Dinge zu machen, wie sie tatsächlich als Eindrücke und Vorstelungen perzipiert werden. Auch die menschlichen Kräfte und Fähigkeiten, die er in den Mittelpunkt des Philosophierens rückt, wollte er also aus einen sorgfältigen Beobachtung des Lebens gewinnen, und sie so nehmen, wei sie im gewöhnlichen Lauf der Welt, in dem Benehmen der Menschen in Gesellschaft sich darbieten.

Wo Erfahrungen dieser Art mit Verständnis gesammelt und mit einander verglichen werden, da kann man hoffen, auf sie eine Wissenschaft zu gründen, die an Sicherheit den Resultaten anderweitiger menschlicher Fosrschung nicht nachsteht, sie zugleich an Nutzen aber weit übertrifft.

Das war sein letztes Wort. Sein Wahlspruch war immer gewesen: "Bleib nüchtern und vergiss nicht, skeptisch zu sein." Er starb friedlich und gefasst, ohne geistlichen Beistand, in seinem Haus in Edinburgh, im August des Jahres 1776. Er bleibt in Erinnerung als einer der Philosophen, die dem freien Denken in Europa Bahn geschaffen haben, die das Christentum und ihre Theologie durch - nun ja - ein Fegefeuer getrieben haben, auf das viele Christen heute stolz sind.

Humes Empirismus macht Sinn für den naturwissenschaftlichen Bereich; aber seine skeptische Haltung allem unerklärlichen, Numinosen gegenüber geht entschieden zu weit: da ist er ein schlechter Menschenkenner!

Literatur:

David Hume: Der Philosoph und sein Zeitalter
David Hume: Der Philosoph und sein Zeitalter
von Gerhard Streminger




Blog-Artikel:

David Hume 300 Geburtstag - Philosophenwelt-Blog

Abhandlung über die Methode, richtig zu denken und Wahrheit in den Wissenschaften zu suchen« von René Descartes

Descartes Philosophie markiert den Beginn der Neuzeit

Weblink:

David Humes Wunderanalyse - Gesellschaft für kritische Philosophie

Samstag, 25. März 2017

Epikur - der Philosoph der maximalen Lust

 Büste des griechischen Philosophen Epikur (341-270 v.Ch.) zeigt.

Der antike griechische Philosoph Epikur hat die Lust zur obersten Richtschnur des Lebens erklärt. Seitdem berufen sich viele Menschen auf ihn, wenn sie hemmungslos ein Leben in Lust und Genuss führen.

Zahlreiche Denker, Dichter und Intellektuelle haben ihn immer wieder als Kronzeugen angeführt, wenn sie ihr lustbetontes Leben rechtfertigen wollten. Epikur wurde über die Jahrtausende zum Philosoph der Lüste und des Vergnügens.



Der Philosoph Epikur und sein Schüler Lukrez bildeteten eine Philosophenschule, der Anhänger heftig angefeindet wurden: Sie seien Atheisten und allein an leiblichen Genüssen interessiert. Epikureismus ist die Erlösungs-Lehre des Heidenthums. Epikur war ein typischer décadent.

Epikur ist einer der am meisten missverstandenen Denker. Im Grunde dachte er Platon weiter und versuchte herauszufinden, was wir zu einem gelungenen Leben brauchen.

War er Schlemmer und Lüstling? Oder Freund und Asket? Kaum ein Philosoph wurde wohl so verkannt, obwohl seine Lehre deutliche Worte spricht. Im Trend von Konsumkritik und Religionsabkehr könnte ein Comeback anstehen.

Weblink:

Epikur - Der Philosoph der maximalen Lust - www.br.de


Marx-Statue in Trier zum 200. Geburtstag von Karl Marx

Marx-Statue in Trier

Karl Marx grüßt überlebensgroß!

Karl Marx feiert 2018 seinen 200. Geburtstag. Anlass genug für die chinesische Regierung, der Geburtsstadt Karl Marx‘ ein Geschenk zu überreichen. Ein ähnliches Geschenk erhielt auch Wuppertal im Jahr 2014, die die Geburtsstadt Friedrich Engels.

Die Stadt Trier wird zum 200. Geburtstag von Karl Marx im kommenden Jahr eine große Marx-Statue aus China aufstellen. Zum Geburtstag des Philosophen am 5. Mai 2018 soll eine bronzene Statue aufgestellt werden.

Dabei handelt sich um ein Geschenk der Volksrepublik China. Das geplante Denkmal ist eine Huldigung der Chinesen vor dem großen Denker. Die Statue zeigt Karl Marx im Gehrock des 19. Jahrhunderts, der mit einem Buch unter dem Arm in forschem Schritt nach vorne schreitet. Viele Trierer halten den XXL-Marx für zu groß und zu imposant.

Welche Größe ist dem Denker angemessen? Hat die Größe etwas mit der vermuteten Denkleistung von Marx zu tun? Die cleveren Chinesen haben die Frage nach der Größe ganz pragmatisch gelöst: Sie haben die Höhe der Statue nach der Höhe des Dachfirstes des Nachbarhauses bemessen.

Nach dem bisherigen Entwurf des chinesischen Künstlers Wu Weishan soll die geplante Marx-Statue inklusive Podest 6,30 Meter hoch werden und in der Nähe der Porta Nigra auf einem Platz stehen. Die Statue ist so hoch, weil der chinesische Künstler Wu Weishan die Idee hatte, dass der Kopf der Statue und das Dach des nahegelegenen ehemaligen Marx-Wohnhauses in der Simeonstraße auf einer Höhe liegen sollen.

Was würde wohl Karl Marx über seine Statue sagen?

Montag, 13. März 2017

Philosoph Jan Patočka vor 40 Jahren gestorben

Jan Patočka

Der Philosoph Jan Patočka starb am 13. März 1977 in Prag an den Folgen der zermürbenden Verhöre durch die kommunistische Staatssicherheit. Patočka verstarb bereits wenige Wochen nach der Veröffentlichung des Gründungsaufrufs der Charta vom 1. Januar 1977, und zwar an den Folgen der zermürbenden Verhöre durch die kommunistische Staatssicherheit. Sein letzter Text »Was können wir von der Charta erwarten?« stammt vom 8. März, wenige Tage vor seinem Tod geschrieben.

Jan Patočka gehörte zu den Symbolfiguren der Oppositionsbewegung Charta 77 und war ihr erster Sprecher. Er gehörte zu den ersten Unterzeichnern der Charta 77.

Seine Positionen und Texte haben nicht nur die damalige Opposition und ihren Zugang zum kommunistischen Regime geprägt. Der Einfluss Patočkas und insbesondere sein Politikverständnis wirkten sich noch bis nach der politischen Wende des Jahres 1989 aus. Viele Angehörige der ersten Politikergeneration der Nach-Wende-Zeit, die aus dem Umfeld der einstigen Oppositionsbewegung kamen, waren von den Ideen Patočkas inspiriert. Allen voran natürlich der Dramatiker und spätere Präsident Václav Havel.

Das philosophische Werk Patočkas stand unter dem Einfluss von Husserls Phänomenologie. Seine zweite große Inspirationsquelle war Martin Heidegger, Husserls großer Schüler.

Den Menschen betrachtete Patočka stets nicht nur als Individuum, sondern sah auch dessen Zugehörigkeit zu einem größeren Ganzen – Europa oder gar die gesamte Menschheit. Von seinem Umfeld verlangte er stets in diesen – heute würde man sagen – globalen Dimensionen zu denken.

Dazu gehörte auch der Anspruch, stets der Stimme des eigenen Gewissens zu folgen und Entscheidungen zu treffen, die – wenn sie auch nicht gesellschaftlich opportun erscheinen – aus moralischer Sicht richtig sind. Mit dieser Haltung musste Patočka auch zwangsläufig in einen Konflikt mit dem kommunistischen Regime geraten.

Jan Patočka wurde am 1. Juni 1907 in Turnov geboren. Er war einer der vier Söhne des klassischen Philologen und Pädagogen Josef Patočka.


Weblink:

Philosoph Jan Patočka: intellektueller Kopf und Symbolfigur der Charta 77 - Radio Prag - www.radio.cz

Samstag, 11. März 2017

Hannah Arendt und die Pflicht zum Ungehorsam

Hannah Arendt

Hannah Arendt ist eine der einflussreichsten politischen Denkerinnen des 20. Jahrhunderts. Mit dem Totalitarismus hat sie eine ideolgieübergreifende Gesellschaftskritik totalitärer Systeme entwickelt. Der Einfluß ihres Werkes ist bis heute ungebrochen. Doch was sagt ihr Werk jungen Leuten von heute, einer Generation, die sich jenseits nationaler oder kontinentaler Beschränkungen bewegt, und die Partei ergreift für ein "Denken ohne Geländer" (Hannah Arendt) der Systeme, Ideologien und Wunschvorstellungen?

In jüngster Zeit hat Hannah Arendts Werk eine neue Aktualität erhalten. Ihr Buch „Über die Revolution“ nimmt dabei eine zentrale Bedeutung bei der politischen Debatte von Oppositionellen in den Ländern des Arabischen Frühlings ein; ihr Essay „Macht und Gewalt“ hilft bei der Betrachtung der Unrechtsregimes unserer Tage und ihr „Bericht von der Banalität des Bösen“, der vermutlich zu den meistzitierten Versuchen zählt, die Wurzeln und Abgründe des nationalsozialistischen Regimes in der Person von Adolf Eichmann zu erfassen, verweist auf unsere modernen Gesellschaften. Der Film spielt auf zwei Ebenen.

Hannah Arendt war eine deutsche Jüdin, die sich stets dem Ungehorsam verpflichtet fühlte. Geboren 1906 in Hannover, Studium bei den Philosophen Karl Jaspers und Martin Heidegger, mit dem sie eine Liebesbeziehung hatte, Flucht aus Nazi-Deutschland und Emigration in die USA, wo sie sich in der zionistischen Bewegung und der Erforschung und Deutung des Totalitarismus widmete.

Hannah Arendt ging es vor dem Hintergrund der nationalsozialistischen Massenbewegung und dem totalitären Bewusstsein stets darum, den Menschen vor seiner Degradierung zum Konsumenten, „Automaten“ und reinen Bürokraten zu bewahren. Denn diese sind willenlose Wesen, die „leer“ sind und mit denen Ideologen alles machen können.

Hannah Arendts politisches Denken blieb stets der Aktualität verbunden. Hannah Arendts Werk erfährt derzeit neue Aktualität, denn für Hannah Arendt steht Politik immer in einem losen Verhältnis zur Wahrheit, weil es in der Politik darauf ankommt wie wir etwas deuten. Bedeutend ist ihre Relevanz für politisches Handeln unserer Tage.

Weblink:


Hannah Arendt und die Pflicht zum Ungehorsam
- www.arte.tv

Samstag, 25. Februar 2017

Humes Erkenntnistheorie

David Hume

Jeder Philosoph hat seine eigene Theorie, wie er zur Erkenntnis und zu welchen Erkenntnissen kommt.
Licht in das Dunkel menschlichen Erkennens zu bringen war das oberste Ziel des Philosophen David Hume.

Geboren wurde er am 7. Mai 1711 im schottischen Edinburgh. Er gilt bis heute als eine der wichtigsten Leitfiguren der Aufklärung. Hume stellte den Menschen in den Mittelpunkt seiner Philosophie. Für ihn gab es keine grundlegende Erkenntnis außerhalb unserer Sinneseindrücke und Gefühle. Metaphysische „Erkenntnisse“ hielt er für Spekulation. Moralischer Sinn und Mitgefühl, nicht etwa die Vernunft, bildeten für Hume die Grundlage moralischen Handelns. Seine skeptische und zugleich menschenfreundliche Philosophie erhellt bis in die heutige Zeit nachdenkliche Menschen, denen es um die Grundfragen des Denkens und des richtigen Lebens geht.

Humes wichtigster Beitrag zur Philosophie ist wohl jener, dass der reine Empirismus keine ausreichende Grundlage für die Wissenschaft darstellt, – ohne dessen Unterbau aber auch reine Logik und seine Methoden sehr schnell zu Vernünfteleien, zu Gewohnheiten und Schablonen des Denkens, zu Tautologien führen, die keinen festen Halt mehr an die Realität haben; einem Versuch durch Geist zu besetzen, woran die eigene Erfahrung nicht heranreicht. Einem fehlenden Abgleich von Innen- zu Außenwelt (Realitätsverlust). Denn keine Methode hat noch je eine Hypothese hervorgebracht.

Hume war ein Philosoph der Sinne, für den es bei der Philosophie vor allem auf die Sinne ankommt. Er setzte auf genaue Beobachtung und konzentrierte Erfahrung. Er fixierte sich auf ein eigentliches, letztes Wesen des Geistes oder der Natur, sondern versuchte, sich ein Bilod der dinge zu machen, wie sie tatsächlich als Eindrücke und Vorstellungen "perzipiert" werden. Auch die menschlichen Kräfte und Fähgigkeiten, die er in den Mittelpunkt des Philosophierens rückte, wollte er "aus einer sorgfältigen Beobachtung des menschlichen Lebens gewinnen, und sie so nehmen, wie sie im gewöhnlichen Lauf der Welt, in dem Benehemen der Menschen in Gesellschaft, in ihren Beschäftignungen und Vergnügungen sich darbieten.

Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand
Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand


Wo Erfahrungen dieser Art mit Verständnis gesammelt unn miteinander verglichen werden, da können wir hoffen, auf sie eien Wissenschaft zu gründen, die mit Sicheheit den Resultaten andere menschlicher Forschung nicht nachsteht, sie zugleich an Nutzen weit übertrifft."

Vor allem Metaphysiker, die in ihren abstrakten Ideen wie Kraft, Zeit, Substanz, Notwendigkeit, Seele, Ich oder Gott versteigen, sind in unlösbare Streitigkeiten verstrickt. Sie konstruieren Luftschlösser, bei denen die übersteigerte Einbildungskraft sich an ihren eigenen Fiktionen ergötzt.

Literatur:

Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand
Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand
von David Hume

Die Gefahr der nicht gedachten Utopie


Wer zu einer Utopie nicht fähig ist, darf sich nicht wundern, wenn er von einer Zukunft überrollt wird, die er vorher nicht bedacht hat. Das Schlimmste, was einer sozialen Utopie passieren kann, das sie nicht gedacht wird, bevor sie eintritt! Die Gründe dafür mögen vielfältig sein, einer aber ist relativ entlarvend: Es ist das Kalkül aus Machterhalt oder etwas anders formuliert: der politische Opportunismus, hinter das politische Denken in befristeten Zeiträumen, z.B. Legislaturperioden, steckt.

Doch gerade Utopien sind nötig, welche in eine Zukunft blickt, die über das Jetzt hinausgeht, zu beschreiben und rechtzeitig gestalten zu können. Eine solche konkrete Utopie ist die zukünftige Entwicklung der Technik und die vielfältigen Auswirkungen auf die Gesellschaft und das Leben der Menschen, angefangen bei den Sozial- und Rentensystemen bis hin zu Fragen der Einkommensverteilung.

"Wo die utopischen Oasen austrocknen,

breitet sich eine Wüste von Banalität und Ratlosigkeit aus."


Jürgen Habermas

Die Technik wird durch die Automatisierung die Gesellschaft nachhaltiger verändern, als vielen Politikern mit ihrer Schlafmützenpolitik heute lieb sein kann. Angesichts der gewaltigen Aufgaben muss die Politik von heute wie eine Bankrotterklärung vor der Zukunft wirken. Als Folgen der Automatisierung wird bis zum Ende des Jahrhunderts kaum noch jemand Arbeit haben, und wer noch eine hat, wird davon kaum noch leben können.

Dabei wird die Wertschöpfung nicht etwa weniger, sondern sie wird auf ganz andere Weise durch den Einsatz von Technik von Robotern und von Programmen erwirtschaftet. Daher muss ein anderer Mechanismus her, wie dieser Reichtum in der Gesellschaft verteilt wird, und darüber sollten wir uns Gedanken machen, bevor es zu spät ist.

Die Automatisierung führt zu einer klassischen Dilemmasituation: Wie sollen Roboter und ihre Steuerprogramme die Wertschöpfung erwirtschaften, die es gerecht zu verteilen gilt? Die erwirtschafteten Produkte können die Roboter ja nicht kaufen und die Programme selbst auch nicht. Die freigesetzten Menschen können dann die Produkte dann nicht mehr kaufen, da sie keine Einkommen mehr dafür zur Verfügung haben, um sie zu erwerben.

Wer als Eigentümer die Verfügungsgewalt über die technischen Investitonen und Maschinen verfügt, wid kaum ein Interesse daran haben, die Gesellschaft freiwillig an der Wertschöpfung teilhaben zu lassen. So war das jedenfalls in der Vergangenheit bei technischen Innovationen immer! Hier beißt sich der Turbo-Kapitalismus in den eigenen Hintern und frist sich selbst.

Doch was finden wir hier alltäglich vor: Die Politik von heute beschäftigt sich lieber mit der kleinen Münze des Tagesgeschäftes, dem politischen Kleingeld sozusagen. Während die Politiker noch um das Renteneintrittsalter feilschen und darüber diskutieren, ob Zuwanderung nun eine Belastung oder eine Chance für unser Sozialsystem darstellt, findet still und heimlich eine Revolution statt, gegen welche die Industrialisierung vor 150 Jahren nur ein recht kleiner Vorgeschmack war.


Wir leben in einer Welt utopischer Oasen, die auszutrocknen drohen. Da Politiker nicht dafür bezahlt werden, eine Utopie zu entwerfen, müssen das andere für sie übernehmen, z.B. Denker wie Wissenschaftler, Forscher oder Philosophen. Wohl dem, der in der heutigen Zeit die Kapazität und vor allem den Mut dazu hat, welchen es dafür braucht. Er sollte dabei stets an Kant und seine getreue Devise denken: »Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.«

Samstag, 11. Februar 2017

Luther und der Humanismus

Der Geist des Humanismus ist die vorherrschende geistige Grundströmung seiner Zeit des Mittelalters. Er verkündet den freien, den unabhängigen Geist. Die Reformation ist aus der Lehre des Humanismus entstanden, sie hat ihre Wurzel in dieser Lehre.

Die Lehre des Humanismus hat der Reformation den geistigen Weg geebnet. Luther leitete daraus für sich selbst das intensive Studium der Bibel ab: Humanismus hieß also für ihn vor allem Rückbesinnung auf die griechischen und hebräischen Originalschriften der Bibel - Bibelhumanismus. Beide Lehren, obwohl Brüder im Geiste, waren doch recht unterschiedlicher Natur: der Humanismus eine reine Geisteslehre und die Reformation eine religiöse Reformbewgung der Erneuerung.

Eng verbunden mit dem Humanismus ist der Name Erasmus von Rotterdam, einem niederländischen Gelehrten und führenden Vertreter der Lehre. Luther war ein standhafter Mann der Kirche, der ursprünglich ein Bewunderer des Erasmus war, sich jedoch später von im abwandte, da er im Glaubensstreit keine eindeutige Position beziehen wollte und zur Tat nicht fähig war.

Hinter dem geistigen Durchbruch des Erasmus von Rotterdam stand das neue Menschenbild der Renaissance, die Wiedergeburt des antiken Vernunftdenkens. Der klassische Geist der Antike war dreifach angelegt:
(1) In vernunftbedingten materiellen Erkenntnissen und Erklärungen der ionischen Naturphilosophie.
(2) In der politischen Mitverantwortung des Einzelnen in der völlig neuartigen attischen Demokratie.
(3) In der persönlichen Denkfreiheit des Individuums in der klassischen Philosophie des alten Athens. Insgesamt in einer offenen, freien Welt des menschlichen Geistes.

Erasmus von Rotterdam war »der erste bewußte Europäer, der erste streitbare Friedensfreund, der beredteste Anwalt des humanistischen, des weit- und geistesfreundlichen Ideals«, wurde durch seine Kritik an der Theologie und der Kirche zum Wegbereiter der Reformation. Doch er förderte sie nicht, distanzierte sich vielmehr mit seiner eigenen Ansicht über den freien Willen des Menschen von Luthers Meinung.

Er riet, als Kurfürst Friedrich ihn im Glaubensstreit zwischen Luther und dem Papst um sein Votum bat, bei deutlicher Sympathie für die Erneuerung der Kirche, »angesehene und unverdächtige Richter« einzusetzen. Erasmus wollte und konnte seine eigene Meinung, vielleicht aus Furcht vor Verantwortung, nicht ausschlaggebend werden lassen. Der wohl berühmteste und gelehrteste Mensch seiner Zeit zog sich so in sich selbst zurück. Denn »der freie, der unabhängige Geist, der sich keinem Dogma bindet und für keine Partei entscheiden will, hat nirgends eine Heimstatt auf Erden«.

Während Erasmus und Luther in der Bekämpfung der Übergriffe und der Verlotterung der Kurie und des damaligen Papsttums eine Strekce des Weges gemeinsam gegangen sind, hat sich in späterer Zeit ihre gegensätzliche Einstellung, den gegensätzlichen Naturen entsprang, immer offenkundiger gezeigt.

Erasmus war ein Ästhet, der in praktischen, insbesondere aber in philosophischen Fragen mit einer geschliffenen Sprache Fragen seine Gelehrsamkeit von sich gab. Dagegen war für Luther, die Aussage entscheidend, die Wirkung interessiert erst in zweiter Linie.

Bei aller Bewunderung für den Geist des Erasmus erkannte Luther schon früh die Unverbindlichkeit seines Wesens. Die Lehren beider speisten sich aus ganz unterschiedlichen Quellen: Dort die kühle, nur auf sich bedachte spielerische Geistigkeit und hier das warmherzige, aus Liebe und Geistigkeit geborene Engagement.

Beide vermieden, so lange es ging, den offenen Streit. Sie waren sich bewußt, daß sie als die bedeutendsten Geister der Zeit angesehen wurden. Auch wenn Luther die Unverbindlichkeit des Erasmus ablehnt und diser das öffentliche Draufgängertum Luthers verabscheut, so haben sie doch noch soviel Achtung voreinander, daß sie es nicht zu einem Generalangriff des einen auf den anderen ankommen lassen.

Luthers wichtigster Mitstreiter, der Humanist Philipp Melanchthon, wurde von dem humanistischen Gelehrten Johannes Reuchlin erzogen und stand als Gelehrter immer im Kontakt anderen Humanisten, insbesondere mit Erasmus. Melanchton war ein großer Verehrer von Erasmus.

Blog-Artikel:

Martin Luther als deutscher Reformator

Luther und sein fester Glauben

Erasmus von Rotterdam 550. Geburtstag


Weblinks:

Der Humanismus - www.luther.de

Martin Luther-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Martin Luther-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de


Eramus-Biorafien:


Erasmus von Rotterdam, der Fürst der Humanisten
von Erasmus von Rotterdam und Uwe Schultz

Triumph und Tragik des Erasmus von Rotterdam
Triumph und Tragik des Erasmus von Rotterdam
von Stefan Zweig


Samstag, 4. Februar 2017

Luther - der Reformator und die Wissenschaft

Martin Luther



Religion und Wissenschaften basieren auf unterschiedlichen Fundamenten. Die Religion setzt Glaube voraus und die Wissenschaft gesichertes Wissen in Form von Beweisen. Beide Lehren basieren auf unterschiedlichen Weltbilder: Die Religion beruht auf dem Glauben und die Wissenschaft auf Vernunft und Rationalität. Die Religion basiert dabei auf Annahmen, die vorausgesetzt nicht in Zweifel gestellt werden.

Glaube basiert auf der menschlichen Übernahme von religiösen Vorstellungen. Überwiegt die Vorstellung vom Glauben, wird die Vernunft zur Geißel der Religion. Luther erhob als tief religiöser Mensch in seiner Lehre den Glauben über die Vernunft und geriet mit dieser Haltung in eine wissenschaftsfeindliche Position.

Die Entdeckung naturwissenschaftlicher Zusammenhänge ist keine Wider­le­gung Gottes. Der Gott, den der christliche Glaube als den Schöp­fer des Him­mels und der Erde bekennt, existiert nicht auf der Ebene der Wirklichkeiten, die durch wissenschaft­liche Forschung er­hellt wird. Gott kann darum auch nicht als Lückenbüßer mensch­li­cher Erkenntnis dienen.

Luther sah am Horizont der Menschheit bereits die Vernunft als Gefahr für die Religion heraufziehen, die in das Zeitalter der Aufklärung münden sollte, doch noch herrschte das tiefe Mittelalter mit der religiösen Vorstellung von Himmel und Hölle. Die menschliche Vernunft, in der Luther eine vom Teufel eingegebene Hybris zu erkennen glaubt, muß und wird sich notwendigerweise gegen Gott erheben. Und damit trifft er den Kern des Problems, auch wenn er diese Hybris nicht zu bezwingen vermag.

Seine Ablehnung der menschlichen Vernunft erscheint berechtigt, beruht die Heilige Schrift und die Religion auf Annahmen und Vorstellungen über Gott, die sich nicht beweisen lassen, aber geglaubt werden müssen. Glaube ist somit die voraussetzungslose und unreflektierte Übernahme von religiösen Vorstellungen.

Je schwieriger es aber für die Menschen wird, aufgrund dessen, was sie wissenschaftliche Erkenntnisse nennen, die Ereignisse der Bibel wörtlich zu nehmen, desto mehr sind sie darauf angewiesen, sich mystischen Impressionen hinzugeben, um an eine Transzendenz glauben zu können. Von der Schöpfung der Welt angefngen wird alles zum Gleichnis.

Luthers radikale theologische Position gegen die menschliche Vernunft lässt sich zusammenfassen in seiner Formel: Solus Deus – einzig! Gott ist allmächtig. Gott ist allwissend. Gott ist allgegenwärtig. Ganz allein Gott bestimmt den Ablauf der Welt, der Geschichte, das menschliche Leben. Nur Gott handelt positiv, schafft das Gute, garantiert das Heil des Menschen. Solus Deus!

Luther wandte sich in seinen Schriften gegen jegliche Zugeständnisse an die Vernunft, an die Wissenschaft und an die Philosophie. "Die Vernunft ist eine Hur, die der Teufel hat." (Weimarer Ausgabe der Luther-Schriften WA 51). "Die Vernunft ist das grösste Hindernis in Bezug auf den Glauben, weil alles Götttliche ihr ungereimt zu sein scheint, dass ich nicht sage, dummes Zeug." (Luther Deutsch, Tischreden)

Im September 1517, kurz vor seinem spektakulären Anschlag seiner 95 Thesen am 31. Oktober 1517 an der Wittenberger Schlosskirche, hatte Luther in ähnlicher Weise 95 radikale Thesen gegen die aristotelische Vernunft veröffentlicht. In ihnen verdammt er kompromisslos die Vernunftphilosophie. Er spricht dem Menschen jedes eigenständige Denken und Wollen ab.

"Vom Anfang der Welt ist immer einher gelaufen die Hauptketzerei vom freien Willen und Verdienst der Werke und dieser Hader muß auch immerdar bleiben. Ursache ist, daßes dievernufnt nicht vermag, sich allein dem glauben zu ergeben. Soll jemand lauter um bloß glauben auf Gottes Wort, so muß es der Heilige Geist schaffen im Herzen. Aus ihren Kräften vermag es die natur nicht. Was man nun auch sagt und tut, sie bleibt doch an den Werken hangen."

Die Zurückweisung des lebendigen Philososphierens als eigenständige Leistung der Menschen hat ihre Gründe zweifellos in der Gnaden-Lehre der Reformators. Aus seiner Sicht ist die "Natur" des Menschen so verdorben und schlecht, das diese Verdorbenheit auch den Verstand betrifft.

Luther war ein standhafter Mann der Kirche, der ursprünglich ein Bewunderer des Erasmus war, sich jedoch später von im abwandte, da er im Glaubensstreit keine eindeutige Position beziehen wollte und zur Tat nicht fähig war. - Wer kennt heute noch die Ausfälle Luthers gegen Erasmus von Rotterdam - ein bedeutender niederländischer Humanist - oder gegen Thomas Müntzer - ein Widersacher und Kollege Luthers, der auf Seiten der Bauern stand.

Zum Schluss noch ein Zitat des ägyptischen Schriftstellers und Literaturnobelpreisträgers Nagib Mahfus: "Und Sie, weiser Marham? Welcher Religion gehören Sie an?" - "Der Religion, bei der Vernunft Gott ist und die Freiheit als Prophet vereerht wird." Nagib Mahfus, "Die Reise des Ibn Fattuma"

Was und wie würde Luther wohl heute darauf erwidern? Was der "arme, stinkene Madensack", wie sich Luther selbst einmal titulierte, zu all dem sagen würde?


Blog-Artikel:

Martin Luther als deutscher Reformator

Luther und sein fester Glauben

Erasmus von Rotterdam 480. Tode


Samstag, 21. Januar 2017

Luther und sein fester Glauben

Martin Luther


Martin Luther war ein bibelfester Mensch mit festen Grundsätzen. Luthers Glaubensgrundsatz war ein Losung aus Paul Gerhardts berühmten Kirchenlied "Eine feste Burg ist unser Gott".

„Wie bekomme ich einen gnädigen Gott? Wie werde ich vor Gott gerecht?“ – dies ist die Frage, die Martin Luther so lange Zeit beschäftigte. Für ihn war sie eine sehr persönliche und existentielle Frage. Er stellte sie sich nicht aus rein philosophischem und theologischem Interesse – sondern aus Angst. Aus Angst, vor Gott im Jüngsten Gericht nicht bestehen zu können – und von ihm zur ewigen Verdammnis verurteilt zu werden. Aus Angst, dass alle seine guten Werke, seine Selbstkasteiungen, ja selbst sein Leben als Mönch nicht ausreichen würden, um Gott gnädig zu stimmen.

Martin Luther teilte damit die Angst vieler Menschen der damaligen Zeit. Denn viele Predigten schürten die Angst vor der ewigen Verdammnis. So wurden Höllenszenen und die Qualen des Fegefeuers sehr plastisch in kleinen Theaterstückchen dargestellt. Gellende Schreie, Feuer und Darstellungen des Teufels, der mit Freude die armen Verstorbenen quält – wer wollte da keine Angst bekommen?!

Im Mittelalter blühte der Ablasshandel der Kirche in Deutschland, denn die katholische Kirche brauchte Geld. Den Menschen wurde versprochen, dass durch den Kauf eines Ablassbriefes den verstorbenen Angehörigen aus der Hölle geholfen, sowie das eigene Leben vor der Hölle gerettet werden könne.

Luther predigte einen Glauben im Zustand der Gnade. Martin Luther war jedoch zutiefst davon überzeugt, dass Gott sich nicht durch ein paar Münzen bestechen lässt, und die Seele aus der Hölle holt. Gnade heisst, das Gott den Menschen so annimmt, wie er ist.

Aber wie, wie konnte er Gott denn dann gnädig stimmen, wenn die eigenen guten Werke nie reichen würden und auch ein Ablassbrief keine Rettung bringen könnte?

Martin Luther studierte die Bibel – Wort für Wort. Las, was für eine frohe Botschaft sie enthielt – und entdeckte Worte in ihr, die ihn erkennen ließen, auf welche Weise er selbst – und der Mensch an sich – einen gnädigen Gott bekommen kann.

Er erkannte, was sein Leben und sein Gottvertrauen veränderte: allein aus Gnade und allein aus Glauben wird der Mensch vor Gott gerecht, also frei gesprochen, wird gerettet vor Hölle und Verdammnis, wird befreit von der eigenen Schuld. Die Rettung vor den Sünden erfolgt allein durch die Gnade Gottes und die Gerechitigkeit.

Für Luther war diese Entdeckung lebensrettend und lebensweisend.

Gott schenkt seine Gnade – nicht, weil der Mensch ihn gnädig stimmen kann, nicht, weil der Mensch versucht, gute Werke zu tun, nicht, weil er von seinem mageren Gehalt Ablässe kauft, sondern weil Gott von sich aus gnädig ist. Gott hat sich entschieden, gnädig zu sein. Nicht nur einem bestimmten Personenkreis, sondern jedem Menschen. Gott ist den Menschen gnädig. Das ist Teil des Wesens Gottes, das der Mensch doch nie begreifen kann.

Zum anderen erkannte Luther, dass der Mensch dieses Angebot ergreifen muss, damit es im eigenen Leben verändernd wirken kann. Nur wer diesem Gnadengeschenk Gottes auch glaubt, kann seine Angst vor Hölle und Verdammnis getrost vergessen.

Blog-Artikel:

Martin Luther als deutscher Reformator


Weblink:

Rechtfertigung allein aus Glauben - www.ekiba.de

Literatur [ >> ]:

Luther: Leben und Wirkung
Luther: Leben und Wirkung
von Friedrich Schorlemmer

Samstag, 14. Januar 2017

Philosoph Jan Patočka - Symbolfigur der Charta 77

Jan Patočka

Der Philosoph Jan Patočka gehörte zu den Symbolfiguren der Oppositionsbewegung Charta 77 und war ihr erster Sprecher. Er gehörte auch zu den ersten Unterzeichnern der Charta 77. Patočka war ein Anhänger Spinozas, und auch die Bewegung stand in der Tradition Spinozas, der an das Tor geschrieben hatte: »Tod den Tyrannen«.

Patočka fiel den Einschüchterungsversuchen und der Folter des kommunistischen Systems zum Opfer. Er erstarb bereits wenige Wochen nach der Veröffentlichung des Gründungsaufrufs der Charta vom 1. Januar 1977, und zwar an den Folgen der zermürbenden Verhöre durch die kommunistische Staatssicherheit. Sein letzter Text »Was können wir von der Charta erwarten?« stammt vom 8. März, wenige Tage vor seinem Tod geschrieben.

Seine Positionen und Texte haben nicht nur die damalige Opposition und ihren Zugang zum kommunistischen Regime geprägt. Der Einfluss Patočkas und insbesondere sein Politikverständnis wirkten sich noch bis nach der politischen Wende des Jahres 1989 aus. Viele Angehörige der ersten Politikergeneration der Nach-Wende-Zeit, die aus dem Umfeld der einstigen Oppositionsbewegung kamen, waren von den Ideen Patočkas inspiriert. Allen voran natürlich der Dramatiker und spätere Präsident Václav Havel.

Das philosophische Werk Patočkas stand unter dem Einfluss von Husserls Phänomenologie. Seine zweite große Inspirationsquelle war Martin Heidegger, Husserls großer Schüler.

Den Menschen betrachtete Patočka stets nicht nur als Individuum, sondern sah auch dessen Zugehörigkeit zu einem größeren Ganzen – Europa oder gar die gesamte Menschheit. Von seinem Umfeld verlangte er stets in diesen – heute würde man sagen – globalen Dimensionen zu denken.

Dazu gehörte auch der Anspruch, stets der Stimme des eigenen Gewissens zu folgen und Entscheidungen zu treffen, die – wenn sie auch nicht gesellschaftlich opportun erscheinen – aus moralischer Sicht richtig sind. Mit dieser Haltung musste Patočka auch zwangsläufig in einen Konflikt mit dem kommunistischen Regime geraten.

Jan Patočka wurde am 1. Juni 1907 in Turnov geboren. Patočka war einer der vier Söhne des klassischen Philologen und Pädagogen Josef Patočka. Er starb am 13. März 1977 in Prag an den Folgen der zermürbenden Verhöre durch die kommunistische Staatssicherheit.


Weblink:

Philosoph Jan Patočka: intellektueller Kopf und Symbolfigur der Charta 77 - Radio Prag - www.radio.cz

Samstag, 7. Januar 2017

Charta 77 vor 40 Jahren veröffentlicht

Charta 77

Charta 77 bezeichnet sowohl eine im Januar 1977 veröffentlichte Petition gegen die Menschenrechtsverletzungen des kommunistischen Regimes in der Tschechoslowakei als auch die mit ihr verbundene Bürgerrechtsbewegung, die in den 1970er und 1980er Jahren zum Zentrum der Opposition wurde.

1975 hatten auch die Ostblockstaaten in Helsinki die Schlussakte der »Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa« (KSZE) unterzeichnet und sich zur Wahrung und Achtung der Menschenrechte und Grundfreiheiten verpflichtet.In einem geschickten Schachzug beriefen sich die Unterzeichner auf die Schlussakte und mahnten nun deren Einhaltung an. Die CSSR hatte das Dokument ratifiziert und konnte es also schlecht ablehnen.


Am 7. Januar 1977 unterzeichneten 257 Bürgerrechtler, Künstler und Dissidenten in Prag das Freiheitsmanifest Charta 77. In dieser Charta mahnten sie die Respektierung der Menschenrechte in der CSSR an. 1975 hatten auch die Ostblockstaaten in Helsinki die Schlussakte der »Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa« (KSZE) unterzeichnet und sich zur Wahrung und Achtung der Menschenrechte und Grundfreiheiten verpflichtet.

Die Mitglieder der Charta 77 drangen in ihrer Erklärung auf die Erfüllung dieser Verpflichtung, doch der Staat reagierte mit repressiven Maßnahmen. Nach der Veröffentlichung wurden prominente Mitglieder verhaftet, unter Hausarrest gestellt oder bekamen Schreibverbot.

Mitglieder der Charta 77

1976 schlossen sich Künstler und Intellektuelle, aber auch Arbeiter, Priester, Exkommunisten und ehemalige Mitarbeiter des Geheimdienstes – unter ihnen etwa der Dramatiker Václav Havel, Jiří Hájek und Jiří Dienstbier (Politiker des Prager Frühlings) – und andere, gewöhnliche Tschechoslowaken zusammen, um auf Menschenrechtsverletzungen aufmerksam zu machen, die im Widerspruch zu der vom tschechoslowakischen Außenminister unterschriebenen Schlussakte von Helsinki standen.

»Jeder trägt seinen Teil der Verantwortung für die allgemeinen Verhältnisse.«

Satz aus der Charta 77

Die Bewegung hatte auch einen prominenten philososphischen Beistand. Der Philosoph Jan Patočka war der intellektuelle Kopf und Symbolfigur der Charta 77. Er schrieb auch das erste Dokument der Charta. Patočka war ein Anhänger Spinozas, und auch die Bewegung stand in der Tradition Spinozas, schließlich hatte der an das Tor geschrieben : »Tod den Tyrannen«.

Zu den weiteren Unterzeichnern der Charta gehörten unter anderem: Petr Pithart (Präsident des tschechischen Senats), Václav Malý (Weihbischof in Prag), die Soziologin Jiřina Šiklová und der Autor Josef Hiršal, Zdeněk Mlynář, Sekretär des ZK der KSČ von 1968, Ludvík Vaculík, Autor des »Manifestes der 2.000 Worte« und der Philosoph Milan Machovec die eine wichtige Rolle beim Prager Frühling spielten.


Inhaltlich wollten die Chartisten besonders auf individuelle Menschenrechtsverletzungen aufmerksam machen, generelle Mechanismen anregen, um die Rechte von Individuen dauerhaft zu schützen und als Vermittler in konkreten Konflikten auftreten. Später übernahm diese Aufgabe das 1988 gegründete Tschechoslowakische »Helsinki-Komitee«.

Unmittelbarer Auslöser waren die Repressionen des Regimes gegenüber der Band »Plastic People of the Universe«. Die unmittelbar nach der Invasion des Warschauer Paktes gegründete Band hatte seit 1968 mehrere Festivals mit alternativer Musik veranstaltet. Die Gruppe war ein wichtiger Anziehungspunkt für eine staatsunabhängige Kulturszene und hatte insbesondere bei jüngeren Menschen Erfolg.

Weblinks:

Philosoph Jan Patočka: intellektueller Kopf und Symbolfigur der Charta 77 - Radio Prag - www.radio.cz

Vaclav Havel - www.die-biografien.de

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<a href="http://philosophen-welt.blogspot.com/2017/01/charta-77-vor-40-jahren-veroffentlicht.html">Charta 77 vor 40 Jahren veröffentlicht</a>


Literatur:

Die CSSR. Vom Prager Frühling zur Charta 77
Die CSSR. Vom Prager Frühling zur Charta 77
con Jan Skála

Václav Havel. Dichter und Präsident. Die autorisierte Biografie
Václav Havel. Dichter und Präsident. Die autorisierte Biografie
von Eda Kriseová

Martin Luther als deutscher Reformator

Martin Luther


Martin Luther war ein im Glauben verwurzelter Mensch, rebellisch als von seinem Gewissen geleiteter Einzelner, unerschrocken aus Fröhlichkeit. Er war ein Kirchen- und Sozialreformer, mit seiner Bibelübersetzung wurde er zum Sprachschöpfer.

Der deutsche Reformator Martin Luther (1483-1546) veränderte als streitbarer Theologe und Kirchenreformator die Welt. Von ihm gingen gewaltige Wirkungen aus, besonders auf religiösem Gebiet, aber auch auf kulturellem, politischem und wirtschaftlichem Gebiet. Er wollte die Kirche an Haupt und Gliedern erneuern. Wichtigster Mitstreiter von Martin Luther und Förderer der Reformation war der Theologe, Reformator und Humanist Philipp Melanchthon.



Der Augustinermönch wollte die Kirche erneuern und sie zur Botschaft des bilblischen Neuen Testaments als ihrem geistigen Ursprung zurückführen. Als Urheber der Reformation spaltete er unbeabsichtigt die Kirche.

Er stellte sich dem Papst entgegen und nannte ihn einen Antichrist. Er fühlte sich als der Mensch, der aus dem Mittelalter heraustritt und die göttliche Sendung hat, den Menschen die reine Wahrheit, ausgewiesen durch das Neue Testament zu verkünden. Eine eigene Kirche wollte Luther nie gründen. Aber mit der Grundeinsicht der "Freiheit eines Christenmenschen" hat er das Tor zur Neuzeit aufgestoßen und ein Zeitalter der Befreiung eröffnet.

Luther wollte die Kirche erneuern (reformieren) entsprechend Gottes Willen, den er uns in seinem Wort, der Bibel, zeigt. Er begann die Reformation am 31. Oktober 1517 mit dem Anschlag von 95 Thesen (Lehrsätzen) an der Tür der Schlosskirche in Wittenberg, einer kleinen Stadt im heutigen Bundesland Sachsen-Anhalt. Von Wittenberg aus wirkte er durch viele Schriften und engagierte Mitarbeiter weit über die Grenzen Deutschlands hinaus. Durch seine deutsche Bibelübersetzung gilt er als Schöpfer der hochdeutschen „Schriftsprache“.

Die Reformation revolutionierte nicht nur das geistliche Leben, sondern stieß auch eine umfangreiche gesellschaftspolitische Entwicklung an. Ausgehend von Luthers Berufung auf das eigene Gewissen entdeckten die Menschen zunehmend ihre eigene Persönlichkeit – und wurden mündiger gegenüber der Kirche und dem Staat. Das führte zu einer Erosion der uneingeschränkten Macht der bisherigen Autoritäten. Aus der Freiheit jedes Einzelnen entstand die Gewissensfreiheit, die bis heute unser Miteinander in Staat, Kirche und Gesellschaft prägt. Entsprechend erwuchs aus der Reformation ein neues Verständnis von Öffentlichkeit.

Luthers Lehre ist nur im geistig-religiösen und nicht im politischen oder gesellschaftlichen Sinn zu verstehen. Doch ist die Freiheit des Christenmenschen von den Menschen oft im Sinne der Erkämpfung der Freiheit gegenüber der unterdrückenden Obrigkeit mißverstanden worden.

Als der Mönch Martin Luther im Jahr 1517 seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel veröffentlichte, dachte er noch nicht an den endgültigen Bruch mit der katholischen Kirche. Noch wollte er verändern, nicht spalten. Dass er schon bald als vogelfrei gelten und mit seinen Ideen eine gewaltige religiöse Umwälzung auslösen würde, wußte er damals noch nicht. Luthers Worte verbreiteten sich in Windeseile, seine Schriften wurden überall gedruckt. Langsam drang der immer lauter werdende Protest aus dem provinziellen Wittenberg ins ferne Rom.

Niemand aus dem päpstlichen Lager wußte ihm sachlich beizukommen und mutig wehrte Luther alle Drohungen aus Rom ab, die ihn zum Widerruf aufforderten. Schließlich verlor der Papst die Geduld und verfasste eine Bannbulle gegen Luther, in der er den Wittenberger Theologen exkommunizierte und damit aus der Kirche ausschloß. Luthers Schriften wurden öffentlich verbrannt. Luther wehrte sich, indem er seinerseits die päpstliche Bulle in aller Öffentlichkeit dem Feuer übergibt.

Martin Luther

Luther hat immer wieder darauf hingewiesen, daß er alle seine Predigten und Schriften nur im geisitig-religiösen und nie im politischen oder gesellschaftlichen Sinn gemeint hat. Doch wie soll der einfache Mann, dem Luther seinen Stolz, seine Würde und sein Selbstbewußtsein zurückgegeben hat, das begreifen?

Luther war ein konservativer theologischer Fundamentalist, der christliche Toleranz nur dort übte, wo es ihn angemessen erschien. Seine Angriffe richteten sich gegen die katholische Kirche, aber auch Irrlehrer, Sektierer und Andersgläubige waren Ziel seiner Angriffe und Ausfälligkeiten. So war er auch ein Hassprediger, der gegen die Juden hetzte. Anstatt er allmählich zur Besinnung kommt und sich auf christliche Toleranz besinnt, steigerte er sich in einen immer größeren Altershaß hinein.

Bis zu seinem Tode wandte er sich gegen Verfälscher seiner reformatorischen Kirchenlehre. Er suchte den neuen Glauben zu festigen, der, geschützt durch viele Landesfürsten, immer weitere Verbreitung fand.

"Die Deutschen haben Europa um die letzte große Cultur-Ernte gebracht, die es für Europa heimzubringen gab, – um die der Renaissance." Martin Luther als Reformator


Literatur:

Luther: Leben und Wirkung
Luther: Leben und Wirkung
von Friedrich Schorlemmer


500 Jahre Reformation
500 Jahre Reformation


Blog-Artikel:

Martin Luther als deutscher Reformator – Philosopenwelt-Blog

Luther und sein fester Glauben

Luther und der Humanismus

Weitere Luther-Artikel:

Martin Luther, die Reformation und ihre Folgen - religiositaet.blogspot.de

Luther