Der Philosoph Jan Patočka gehörte zu den Symbolfiguren der Oppositionsbewegung Charta 77 und war ihr erster Sprecher. Er gehörte auch zu den ersten Unterzeichnern der Charta 77. Patočka war ein Anhänger Spinozas, und auch die Bewegung stand in der Tradition Spinozas, der an das Tor geschrieben hatte: »Tod den Tyrannen«.
Patočka fiel den Einschüchterungsversuchen und der Folter des kommunistischen Systems zum Opfer. Er erstarb bereits wenige Wochen nach der Veröffentlichung des Gründungsaufrufs der Charta vom 1. Januar 1977, und zwar an den Folgen der zermürbenden Verhöre durch die kommunistische Staatssicherheit. Sein letzter Text »Was können wir von der Charta erwarten?« stammt vom 8. März, wenige Tage vor seinem Tod geschrieben.
Seine Positionen und Texte haben nicht nur die damalige Opposition und ihren Zugang zum kommunistischen Regime geprägt. Der Einfluss Patočkas und insbesondere sein Politikverständnis wirkten sich noch bis nach der politischen Wende des Jahres 1989 aus. Viele Angehörige der ersten Politikergeneration der Nach-Wende-Zeit, die aus dem Umfeld der einstigen Oppositionsbewegung kamen, waren von den Ideen Patočkas inspiriert. Allen voran natürlich der Dramatiker und spätere Präsident Václav Havel.
Das philosophische Werk Patočkas stand unter dem Einfluss von Husserls Phänomenologie. Seine zweite große Inspirationsquelle war Martin Heidegger, Husserls großer Schüler.
Den Menschen betrachtete Patočka stets nicht nur als Individuum, sondern sah auch dessen Zugehörigkeit zu einem größeren Ganzen – Europa oder gar die gesamte Menschheit. Von seinem Umfeld verlangte er stets in diesen – heute würde man sagen – globalen Dimensionen zu denken.
Dazu gehörte auch der Anspruch, stets der Stimme des eigenen Gewissens zu folgen und Entscheidungen zu treffen, die – wenn sie auch nicht gesellschaftlich opportun erscheinen – aus moralischer Sicht richtig sind. Mit dieser Haltung musste Patočka auch zwangsläufig in einen Konflikt mit dem kommunistischen Regime geraten.
Jan Patočka wurde am 1. Juni 1907 in Turnov geboren. Patočka war einer der vier Söhne des klassischen Philologen und Pädagogen Josef Patočka. Er starb am 13. März 1977 in Prag an den Folgen der zermürbenden Verhöre durch die kommunistische Staatssicherheit.
Weblink:
Philosoph Jan Patočka: intellektueller Kopf und Symbolfigur der Charta 77 - Radio Prag - www.radio.cz
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