Gegen Demokratie
»Gegen Demokratie« heisst das neueste Werk des amerikanischen politischen Philosophen Jason Brennan. Brennan beklagt darin die Herrschaft der Unwissenden und plädiert darin für eine Herrschaft der Wissenden und eine informierte Demokratie bzw. eine Demokratie gut informierter Bürger. Der Autor beschreibt in seinem Buch die Erkenntnis der Grenzen der Realität Mensch.
Er stellt sinnreiche Fragen zum Zustand der Demokratie: Wie und warum konnte sich dieses Gesamtsystem so entwickeln, dass es mittlerweile um diesen Planeten in seiner Gesamtheit existenziell sogar wesentlich schlechter steht, als von der Wissenschaft bisher überhaupt erfasst werden kann und dass der Respekt und die Achtung für den Menschen und vor dem Leben fast vollständig verloren gegangen ist?
Und die Antwort, ist leider sehr einfach: Es liegt nicht nur daran, dass gierige, machthungrige, skrupel- und verantwortungslose Eliten das so gewollt haben, sondern auch daran, weil wir Menschen, die absolute Mehrheit der Zivilgesellschaft, das zugelassen und mitgemacht haben, und das immer wieder aufs Neue.
Brennan klagt in diesem Buch genau diese Realitäten an. Dass die Mehrheit der Menschen sich nach wie vor eben nicht informieren, sich nicht selbst reflektieren, nicht systemische Zusammenhänge hinterfragen, sich nicht mit den komplexen Zusammenhängen eines Systems auseinandersetzen, sich eben nicht emanzipieren und auch eine geistige Eigenverantwortung übernehmen und sich das notwendige Wissen aneignen, sondern immer wieder wie die Lemminge die Verantwortung unreflektiert und undifferenziert an andere abgeben (Stichwort: Martin Schulz-Hype).
Er bezeichnet diese Grenzen der Realität Mensch dann auch zu Recht und richtigerweise als Oberflächlichkeit, Ignoranz und Dummheit. Und damit stellt dieses Buch durchaus ein Novum dar, denn es thematisiert die Grenzen der Realität Mensch auf eine Weise, die bisher aus Gründen der politischen Korrektheit als Tabu galt.
Seine Konsequenzen, die er aus diesen Realitäten ziehen möchte und die er in diesem Buch beschreibt, sind aber grundlegend falsch. Verkürzt dargestellt, möchte er die "Dummen" dann nicht mehr zur Wahl zulassen und das ist natürlich höchst undemokratisch und sektiererisch bis diktatorisch und kann deswegen natürlich keine Lösung darstellen.
Und so beschreibt dieses Buch zwar Realitäten, die notwendige (systemische und politische) Erneuerungen immer wieder verhindern, bleibt aber angesichts systemischer Alternativen hinter einem konstruktiven Diskurs zurück.
Dabei gibt es ein Systemkonzept, das die Grenzen der Realität Mensch erkannt hat und mit ihnen in positiver und konstruktiver Weise umgehen kann: Die wert-gestufte Reflexions-Systemtheorie der Viergliederung, das Politik- und Gesellschaftssystem der Wertstufendemokratie, die nicht nur aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat, sondern auch die sprunghafte Weiterentwicklung der Demokratie selbst bedeutet.
Trotz der Untauglichkeit der in diesem Buch formulierten systemischen Alternative, ist dieses Buch sehr zu empfehlen, da es einen maßgeblichen Punkt in der ganzen Demokratiediskussion thematisiert, der ansonsten (auch aus ideologischen Gründen) vermieden wird.
Blog-Artikel:
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