Samstag, 15. November 2014

»Das Kapital« von Karl Marx

Karl Marx

»Das Kapital« ist das wissenschaftliche Hauptwerk von Karl Marx. Das Werk ist ohne Zweifel eines der Schlüsselwerke der politischen Philosophie und ein Klassiker der Kritik der politischen Ökonomie.

1867 erschien der erste Band »Der Produktionsprozess des Kapitals« von Karl Marx. Der erste Band des Kapital erschien beim Hamburger Verleger Otto Meissner in einer Startauflage von 1.000 Exemplaren. Friedrich Engels stellte nach Marx’ Tod (1883) aus dessen Manuskripten zwei weitere Bände zusammen.

Anders als etwa das »Kommunistische Manifest« ist es kein Aufruf zur Revolution, sondern eine äußerst umfangreiche, systematische und detailreiche Analyse und "Kritik der politischen Ökonomie" - so der Untertitel.


Karl Marx

Marx analysierte die gesellschaftlichen Verhältnisse seiner Zeit so scharf wie niemand vor ihm. Entsprechend lange hat Marx dafür gebraucht: 15 Jahre arbeitete er allein am ersten Band.

Marx versuchte, in seiner komplexen Abhandlung hinter die versteckten Funktionsweisen des Kapitalismus zu kommen. Dabei näherte er sich schrittweise über die Begriffe der Ware, des Tauschwerts und des Gebrauchswerts seiner berühmt gewordenen Arbeitswertlehre:

Eine Ware, so Marx, ist so viel wert, wie die darin "geronnene" Arbeitszeit. Der Arbeiter muss, da er keine Produktionsmittel besitzt, seine Arbeitskraft verkaufen, und zwar an die Kapitalisten, die Maschinen und andere Produktionsmittel besitzen.

Der Kapitalist will seine Waren nicht verkaufen, um andere Waren erwerben zu können, sondern um sein Geld zu vermehren. Das "geldheckende Geld", der kapitalistische Akkumulationsprozess steht im Zentrum der Marx'schen Kritik.

Eine besondere Meisterleistung sind die Unterkapitel zur Wertform und zum Waren- und Geldfetischismus. Marx' Ausführungen hierzu im ersten Kapitel des Kapitals sind enorm schwer verdaulich und werfen grundlegende Interpretationsprobleme auf. Gleichzeitig bilden sie einen - wenn nicht den - fundamentalen Baustein seiner Kritik der politischen Ökonomie.

Die Auswirkungen von Marx' Werk auf die Wissenschaften sind schon kaum zu überschätzen - diejenigen auf die weit reichenden politischen Umwälzungen in großen Teilen der Welt im 20. Jahrhundert in den kommunistischen Staaten erst recht nicht.

Kapital lesen 2016

Der Klassiker der Kritik der politischen Ökonomie, »Das Kapital« von Karl Marx, ist bekanntlich schwerer Lesestoff. Mehr als 2500 Seiten, Beispiele und Bezüge auf volkswirtschaftliche Theorien, denen die heutige Aktualität fehlt und der Umstand, dass Marx für den zweiten und dritten Band nur Manuskripte hinterlassen hat, machen den Zugang nicht leicht.

Marx Analyse der ökonomischen Verhältnisse für die Gesellschaft ist keineswegs überholt, sondern lediglich seine Lösungsansätze sind in der Realität gescheitert.

Es ist gut möglich, daß die Idee des Sozialismus das vor 25 Jahren gescheiterte Gesellschaftsmodell überleben wird und angesichts der Krise des Kapitalismus und der zunehmenden Ungerechtigkeit der ökonomischen Verteilung als kritische Theorie wieder an Aktualität gewinnen wird.

Das Kapital-Werke:

Das Kapital
Das Kapital
von Karl Marx


Das Kapital im 21. Jahrhundert
von Thomas Piketty und Ilse Utz

Kritik der politischen Ökonomie
Kritik der politischen Ökonomie
von Michael Heinrich

Weblinks:

Karl Marx-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Karl Marx-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

Wiwo-Weblinks:

Der bärtige Gelehrte - www.wiwo.de

Joseph Schumpeter und das Vermächtnis Marx' - www.wiwo.de Das Kommunistische Manifest - Marx' Herz und Verstand - www.wiwo.de

Donnerstag, 13. November 2014

Aurelius Augustinus 354 geboren

<center><img title="Aurelius Augustinus 354 geboren" src="https://encrypted-tbn0.gstatic.com/images?q=tbn:ANd9GcQhcSxiyBrERuobsc8xfkomWQk91_5DFwa95PnT3pksjNoDX6pM" height="125" width="150" alt="Augustinus"/></center> 

Aurelius Augustinus - auch Augustinus von Hippo genannt - wurde am 13. November 354 in Tagaste, einer nordafrikanischen Kleinstadt in Algerien, geboren. Er war einer der vier lateinischen Kirchenlehrer der Spätantike und ein wichtiger Philosoph an der Epochenschwelle zwischen Antike und Mittelalter.

Aurelius Augustinus ist einer der bedeutendsten christlichen Kirchenlehrer und ein wichtiger Philosoph an der Zeitenwende zwischen Antike und Mittelalter. Er war zunächst Rhetor in Thagaste, Karthago, Rom und Mailand. Von 395 bis zu seinem Tod war er Bischof von Hippo Regius.

Aurelius Augustinus war schon vorher Philosoph bevor er Christ wurde. Das Christentum hat enorm von ihm profitiert.

<div style="float: left; margin: 0px 10px 10px 0px; width: 90px"><img title="Aurelius Augustinus 354 geboren" src="http://t1.gstatic.com/images?q=tbn:ANd9GcR9fqrAaiLbDH505kfZbFF9lcwcxLnxkw4fMVD4Hb5k9dSNX94pXl-n8w" height="" width="90" alt="Augustinus"/></div>

Augustinus hat zahlreiche theologische Schriften verfasst, die zu einem großen Teil erhalten sind. Diese Schriften bilden für Augustinus eine Einheit. Der christliche Glaube ist ihm Grundlage der Erkenntnis - <i>„crede, ut intelligas“</i> - <i>„glaube, damit du erkennst“</i>.

Augustinus' <a href="http://www.die-zitate.de/themen/492.php" target="blank">Philosophie</a> enthält von Platon stammende, jedoch im christlichen Sinn modifizierte Elemente. Sein Werk »Bekenntnisse« (»Confessiones«) gehört zu den einflussreichsten autobiographischen Texten der Weltliteratur.

Hierzu gehören insbesondere die Dreiteilung der Wirklichkeit in die Welt des höchsten Seins, die nur dem Geist zugänglich ist, die Geist-Seele des Menschen und die niedere Welt des Werdens, die den Sinnen zugänglich ist. Die erste Biographie des Augustinus stammt von Possidius von Calama, der ihn als Schüler noch gut gekannt hat.

Als einer der einflussreichsten Theologen und Philosophen der christlichen Spätantike bzw. der Patristik hat er das Denken des Abendlandes wesentlich geprägt. In der orthodoxen Kirche dagegen blieb er praktisch unbekannt

Als seine Lehre im 14. Jahrhundert durch griechische Übersetzungen auch in Konstantinopel bekannt wurde, stieß sie auf Ablehnung, soweit sie nicht ohnehin dem Konsens anderer Kirchenväter entsprach.

Seine Theologie beeinflusste die Lehre fast aller westlichen Kirchen, ob katholisch oder evangelisch. Auch die theologischen Schriften des emeritierten Papstes Benedikt XVI. sind wesentlich von der Lehre des Augustinus durchdrungen.

Augustinus starb am 28. August 430 in Hippo Regius in Numidien, Algerien.

Weblink:

<a title="»Bekenntnisse - Confessiones« von Aurelius Augustinus" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3865391788/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank"><img alt="Bekenntnisse - Confessiones" src="http://images-eu.amazon.com/images/P/3865391788.03.TZZZZZZZ.jpg" width="57" border="0"/><br />Bekenntnisse - Confessiones</a> von Aurelius Augustinus

<!--
Aurelius Augustinus stammt aus Thagaste, dem heutigen Souk-Ahras, und ist einer der bedeutendsten christlichen Kirchenlehrer und ein wichtiger Philosoph an der Zeitenwende zwischen Antike und Mittelalter. Er war zunächst Rhetor in Thagaste, Karthago, Rom und Mailand. Von 395 bis zu seinem Tod war er Bischof von Hippo Regius.

Augustinus war zunächst Rhetor in Thagaste, Karthago, Rom und Mailand. Wie sein Vater war er Heide, unter dem Einfluss der Predigten des Bischofs Ambrosius von Mailand ließ er sich 387 taufen; von 395 bis zu seinem Tod 430 war er Bischof von Hippo Regius. Sein Gedenktag in der Liturgie ist der 28. August. -->

Mittwoch, 12. November 2014

Was wird bleiben von Karl Marx?


Karl Marx

Was wird bleiben von Karl Marx nach dem Ende von so gut wie allen kommunistischen, ja auch nur sozialistischen Staatswirtschaften dieser Welt? Wird sich die Erinnerung an sein wissenschaftliches Hauptwerk »Das Kapital« mit dem Nachgeschmack des untergegangenen Totalitarismus im Osten Europas allmählich ganz im Nichts verlieren? Ist sein Gedankengut heute noch salonfähig oder ebenso gescheitert wie der real existierende Sozialismus?

»Manche sind von ihrer Unfehlbarkeit so überzeugt,
dass sie jeden als Feind ansehen,
der ihren Rat nicht annehmen will.«

Karl Marx

Im Gegenteil wird irgendwann der Blick wieder frei werden für dieses Stück deutscher und europäischer Geistesgeschichte. Frei vor allem von der gegenwärtig noch reflexhaften Konnotation mit den ehemals real existierenden staatskapitalistischen Diktaturen, deren Führer ihren und ihrer Staatsdoktrinen Namen mit dem von Marx verbanden, ohne dass der sich noch hätte wehren können.

Es ist gut möglich, daß die Idee des Sozialismus das vor 25 Jahren gescheiterte Gesellschaftsmodell überleben wird und angesichts der Krise des Kapitalismus und der zunehmenden Ungerechtigkeit der ökonomischen Verteilung als kritische Theorie wieder an Aktualität gewinnen wird. Die Krise des Kapitalismus beweist, daß der Sozialismus kein Auslaufmodell ist.

"Alles fliesst" meinte Heraklit. Ich lasse meine Gedanken fliessen um die Frage, ob es nicht an der Zeit ist, die Marx' philosophischen Schriften unter dem Aspekt des nachhaltigen Versuchs der Menschen, sich die Natur untertan zu machen und auch der fortgeschrittenen Gesellschaft neu zu lesen?

Literatur:

Das Kapital
Das Kapital
von Karl Marx


Weblinks:

Karl Marx-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Karl Marx-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

Wiwo-Weblinks:

Der bärtige Gelehrte - wiwo.de

Joseph Schumpeter und das Vermächtnis Marx' - wiwo.de

Sonntag, 9. November 2014

Der Sozialismus als Gesellschaftsmodell gescheitert

Vor 25 Jahren brach mit dem Fall der Mauer auch der real existierende Sozialismus zusammen. Der Sozialismus hatte als Gesellschaftsmodell und Staatsdoktrin quasi über Nacht ausgedient. Auch als Ideologie war der Sozialismus delegitimiert und verflogen. Selten ist eine fortschrittliche und utopische egalitäre Idee durch Mißbrauch von Macht so nachhaltig diskrediert worden.

Das 19. und das 20. Jahrhundert standen unter Fuchtel des marxistischen Sozialismus - bis zum Mauerfall. <a title="Karl Marx-Biografien" href="http://www.die-biografien.de/biografien/365.php" target="blank">Marx</a> verkündete die Lehre des Sozialismus als ewige Wahrheit und als geschichtliches Naturgesetz. Im 19. Jahrhundert errang Karl Marx, der Autor des soziologischen Werkes <a title="Karl Marx »Das Kapital«" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3866473257/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank">»Das Kapital«</a> die Herrschaft über den europäischen Sozialismus.

Der Erfolg dieser Idee lag in seiner wissenschaftlichen Begründung. Marx' Theorie war eine wissenschaftlich begründete Fortschrittstheorie. Dieser Begründung verdankt diese auch seinen späteren Aufstieg als Gesellschaftsmodell.

<center>
<table width="60%" border="0">
<tr>
<td>
<blockquote><center><i>
»Manche sind von ihrer Unfehlbarkeit so überzeugt,
dass sie jeden als Feind ansehen,
der ihren Rat nicht annehmen will.«</i></center>
<p align="right"><a title="Karl Marx-Zitate" href="http://www.die-zitate.de/personen/369.php" target="blank">Karl Marx</a></p>

</blockquote>
</td>
</tr>
</table>
</center>

Karl Marx rechtfertigte seinen wissenschaftlichen Sozialismus, indem er behauptete, dieser sei wissenschaftlich begründet und verkünde deshalb die Wahrheit über die Geschichte, die in ihrer Struktur von der Dialektik bestimmt sei, der gewaltsamen Heraufkunft der Wahrheit bedürfe, unausweichlich auf die Revolution zustrebe.

Die Geschichte gehorche der selbstzerstörerischen Logik des Kapitals und des Kapitalismus und sei deshalb auf eine proletarische Avantgarde angewiesen. Geschickt wußte sich Marx mit seiner Idee abzugrenzen, denn zugleich schmähte er alle anderen Formen des Sozialismus als utopisch.

Im Herbst 1989 brach der Sozialismus in den Staaten des Ostblocks zusammen. <!-- Der Sozialismus hatte als Gesellschaftsmodell und Staatsdoktrin ausgedient. --> - Doch ist der Sozialismus als linke Idee deshalb gescheitert, weil dieser von den Machthabern als Ideologie mißbraucht wurde?

Karl Marx Analyse der ökonomischen Verhältnisse für die Gesellschaft ist keineswegs überholt, sondern lediglich seine Lösungsansätze sind in der Realität gescheitert bzw. nicht zur Verwirklichung gekommen. Dass der <i>real existierende Sozialismus</i> in der Realität als Gesellschaftsmodell scheiterte, ist jedoch nicht Karl Marx und seiner Theorie vom Sozialismus anzulasten.

Weblink:

<a title="Karl Marx »Das Kapital«" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3866473257/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank"><img alt="Das Kapital" src="http://images-eu.amazon.com/images/P/3866473257.03.TZZZZZZZ.jpg" width="57" border="0"/><br />Das Kapital</a> von Karl Marx

<!-- Marx verkündete die Lehre des Sozialismus als ewige Wahrheit und als geschichtliches Naturgesetz, das sich von selbst erfüllt.

Karl Marx rechtfertigte seinen wissenschaftlichen Sozialismus, indem er behauptete, dieser sei wissenschaftlich begründet und verkünde deshalb die Wahrheit über die Geschichte, die in ihrer Struktur von der Dialektik bestimmt sei, der gewaltsamen Heraufkunft der Wahrheit bedürfe, unausweichlich auf die Revolution zustrebe. -->

Samstag, 1. November 2014

Untergangsängste im Wandel der Zeit

Auch die Untergangsängste unterliegen dem Wandel der Zeit. Die Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg waren schließlich durch den Ost-West-Konflikt und ein massives atomares Aufrüsten bestimmt. Das Atomwaffenpotenzial der beiden Supermächte hätte ausgereicht, die Weltbevölkerung mehrfach auszulöschen, und es sah so aus, als bedürfe es nur eines kleinen Auslösers, um diese Apokalypse einzuleiten.

Um 1989 trat eine von niemandem erwartete Wende ein, als sich der Ost-West-Konflikt buchstäblich in Wohlgefallen auflöste, es zur Abrüstung kam und die Bedrohung der atomaren Vernichtung fast über Nacht verschwand, zumindest verglichen mit den vorausgegangenen Jahrzehnten. Freudenfeiern beschränkten sich dennoch weitgehend auf jene über den Fall der Berliner Mauer.

Wir sehen eher Gefahren und Negatives als das Positive, und wer nun gar glaubte, damit würden auch apokalyptische Ängste verschwinden, sah sich rasch getäuscht. Der Wegfall der atomaren Bedrohung schuf vielmehr eine Art kollektiven psychischen Ungleichgewichts, wie man es vom Neurotiker kennt, der es sich nicht gut gehen lassen darf und nur darauf wartet, dass auf seine Momente des Glücks die Strafe auf dem Fuße folgen muss. Die zuvor in der nuklearen Bedrohung gebundenen Vernichtungsängste wurden frei flottierend und suchten sich neue Objekte.

Der Übermensch bei Nietzsche

Friedrich Nietzsche


Friedrich Nietzsche bot mit seiner Philosophie Perspektiven in zweifacher Hinsicht an. Zum einen bot er einen Gegenentwurf zu den Erlösungs- und Heilsvorstellungen der Religion an. Zum anderen entwickelte er eine Utopie der Selbstverantwortung des Menschen - repräsentiert durch den Übermenschen.

Die Entwicklung seiner Philosophie ist eng an seine Zeit geknüpft. Nietzsche gab auf den Wertewandel seiner Zeit mit dem Übermenschen eine perspektivische Antwort: er riet, der einzelne solle aus seinem Leben ein Kunstwerk machen.

Wer der Übermensch ist und was man sich unter diesem Begriff vorzustellen hat, bleibt letztlich im »Zarathustra« unbeantwortet.

Nietzsche selbst beschreibt in »Ecce homo« den Begriff „Übermensch“ als „Bezeichnung eines Typus höchster Wohlgerathenheit … - ein Wort, das im Munde eines Zarathustra … ein sehr nachdenkliches Wort wird“.

Mann mit der Laterne

Der Übermensch steht im Gegensatz zum modernen und „guten“ Menschen und ist keinesfalls idealistischer Held oder halb Heiliger und halb Genie.

Am ehesten nahe kommt dem Typus des Übermenschen Zarathustra selbst: „Und wie Zarathustra herabsteigt und zu Jedem das Gütigste sagt! … Hier ist in jedem Augenblick der Mensch überwunden, der Begriff „Übermensch“ ward hier höchste Realität“.

Nietzsches Bild vom Übermenschen ist ambivalent und des verbirgt sich darin ein existenzielles Drama. Der Übermensch repräsentiert einen höheren biologischen Typus, er könnte ein Produkt einer zielstrebigen Züchtung sein. Aber er ist auch ein Ideal für jeden, der Macht über sich selbst gewinnen will und seine Tugenden pflegen und entfalten will, der schöpferisch und auf der ganzen Klaviatur des meschlichen Denkvermögens, der Phantasie und der Einbildungskraft zu spielen weiß.

Nietzsches Bild vom Übermenschen

Der Übermensch realisiert das Bild des Vollbild des Menschenmöglichen, und darum ist Nietzsches Übermensch auch eine Antwort auf den Tod Gottes. Der Übermensch ist der prometheische Mensch, der seine theogonischen Talente entdeckt hat. Der Gott außer ihm ist tot, der Gott, von dem man weiß, daß er durch den Menschen und in ihm lebt, ist lebendig, er ist ein Name für die schöpferische Macht des Menschen.

Bedeutung des Übermenschen

Für ist die eigentliche Bedeutung des Übermenschen, daß dieser nämlich jener Mesnch ist, der reif geworden ist dafür, daß Ungeheure dieser Lehre zu fassen und zu ertragen. Der Übermensch ist der Mensch, der nicht an dieser Lehre zerbricht und der sie sich einverleiben kann.

Weblink:

Der Übermensch - www.hausarbeiten.de

Friedrich Nietzsche-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de


Literatur, die man gelesen haben sollte:

Also sprach Zarathustra
Also sprach Zarathustra
von Friedrich Nietzsche

Ecce Homo, Sonderausgabe
Ecce Homo - Sonderausgabe



Alle Philosophie muss vom Menschen ausgehen

Friedrich Nietzsche

Nietzsche war ein sehr bewusster Künstler, der im Leben dafür sorgte, dass für das Werk der notwendige Raum zur Verfügung stand - und bei ihm ging es darüber hinaus, eine Gelegenheit oder eine Räumlichkeit zu finden, um arbeiten zu können. Es war das Leben, das er für sein Werk zur Verfügung stellte. Leben und Werk durchdrang sich, deshalb können sie nicht voneinander getrennt werden.

Nietzsche betont, dass es zu einer der Grundeigenschaften des Menschen gehört, sein Leben nach den individuellen Ansprüchen und Bedürfnissen zu organisieren.

Aus der Natur kann dies nicht abgeleitet werden. Diese ist gegenüber den menschlichen Bedürfnissen und Wünschen neutral. Der Mensch ist daher genötigt, einen eigenen Maßstab zu schaffen, durch den erst eine Bewertung entsteht.

Das Perspektivische ist eine „Grundbedingung des Lebens“ (Einleitung), weshalb man nicht den Geist oder das Gute absolut setzen kann wie Platon. Darum muss alle Philosophie vom Menschen ausgehen.

An Agathon

"Wenn Könige mit Gunst dich überhäufen,
Rund um dich Gold in hohen Haufen lacht,
Und zwanzig Schiffe dir durch alle Meere streifen,
Und für dein Wohl Fortuna treulich wacht,
So rühmet jedermann dein Glück; doch stets vergebens,
Denn hast du nicht dabei Philosophie des Lebens,
So hast du nichts."

Novalis

In diesem Sinne ist Nietzsche ein Vorläufer der Lebensphilosophie. Aufgrund dieser These wird Nietzsches Philosophie auch als Perspektivismus bezeichnet.


Friedrich Nietzsche gilt mit seiner kritischen Kulturphilosophie als Vorläufer der Lebensphilosophie. Bereits in seinem Frühwerk »Die Geburt der Tragödie« stellte er das rationale Denken, das Appolinische, dem triebhaften Streben, dem Dionysischen, gegenüber. Rückblickend stellte er in der Götzendämmerung fest: „Das Jasagen zum Leben selbst noch in seinen fremdesten und härtesten Problemen; der Wille zum Leben im Opfer seiner höchsten Typen der eignen Unerschöpflichkeit frohwerdend – das nannte ich dionysisch, das errieth ich als die Brücke zur Psychologie des tragischen Dichters.“

Im ganzen Werk entwickelte Nietzsche Gedanken, die als Anregung für die Lebensphilosophie gelten. Hier zu nennen sind etwa der Titel seines Werkes »Menschliches, Allzumenschliches« oder die Betrachtung des Weltgeschehens als organische Struktur und die Konzepte des Willen zur Macht und der Ewigen Wiederkehr. Nietzsche wendete dabei Schopenhauers Konzept vom Willen als dem Willen zum Leben um in die Formel vom Willen zur Macht, der alles Leben beherrscht. Weblink:

Friedrich Nietzsche-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de



Samstag, 25. Oktober 2014

Nietzsche und seine Lehre vom »Willen zur Macht«

Der »Willen zur Macht« sollte Nietzsches Hauptwerk werden, das er aber nicht vollenden konnte, weil ihm das nötige Basiswissen fehlte. Dennoch kam er in seinen Überlegungen weiter als alle anderen Philosophen.

Was hier von sich gibt, gründet sich auf besondere, seltene Erfahrungen eines bereits aufgebrochenen Menschentums, das in naher Fühlung mit dem Kosmos eine neue, höhere Form anstrebt. Darum betont er immer wieder: »Es sind nicht unsere Perspektiven, in denen wir die Dinge sehen: aber es sind Perspektiven eines Wesens nach unserer Art, eines Größe´ren: in dessen Bilder wir hineinblicken.« Zukunft
"Nur, wo Leben ist, da ist auch Wille: aber nicht Wille zum Leben,
sondern – so lehre ich's dich – Wille zur Macht!"

 
Friedrich Nietzsche: Also sprach Zarathustra.


Mit dem Willen zur Macht ist keinesfalls das Beherrschenwollen anderer Menschen gemeint, sondern das Beherrschenwollen der Dinge. Hier liegt der zentrale Denkfehler derer, die die Philosophie Nietzsches nicht verstehen, weil sie entweder das eigene Beherrschtwerden für eine "Tugend" halten, oder selbst nichts anderes im Sinn haben, als andere zu beherrschen.

Gerade dieses Beherrschen und Beherrschtwerden, die Fremdbestimmung, mit der sich alle gegenseitig auf die Füße treten und behindern, muss beendet werden, damit der darum bis heute noch machtlose Mensch zum "von Göttern und Anbetungen erlösten Übermenschen" wird, der über die wahre Macht, die Beherrschung der Dinge, verfügt.

Nachdem Nietzsche seine Vernunftkritik bis ins Extrem betrieben hat, leuchtet bei ihm so etwas wie ein neuer Gedanke auf, eine positive Wendung zum Antikritischen.

Es ist dies seine Lehre vom »Willen zur Macht«, das Weltganze vom Anorganischen bis ins Geistige hinein soll aus einem Prinzip erklärt werden: „Die Welt von innen gesehen, die Welt auf ihren intelligiblen Charakter hin bestimmt und bezeichnet - sie wäre eben Wille zur Macht und nichts ausserdem.“

Mit seinem Gedanken vom »Willen zur Macht« zieht Nietzsche die Konsequenz aus der Tatsache, dass mit dem Tod Gottes der menschliche Verstand so handeln muss, als ob die Angeln der Welt sich in ihm drehen würden. Er ist nicht mehr Organ der göttlich beglaubigten Wahrheit, sondern Ort einer Selbstüberhebung, eines „mehr-sein-Wollens“ als man ist.

Weblinks:

Der Wille zur Macht - opium-des-volkes.blogspot.de

Der Übermensch - www.hausarbeiten.de

Das Leben und Denken Friedrich Nietzsches - www.youtube.com

Literatur, die man gelesen haben sollte:

Also sprach Zarathustra
Also sprach Zarathustra
von Friedrich Nietzsche

Künstlerphilosophen und ihre Bedeutung in der Philosophie


Seit den Anfängen der europäischen Philosophie bei den Griechen ist das Verhältnis von Philosophie und den Künsten nicht unproblematisch. Dieses Verhältnis ist selbst Gegenstand einer philosophischen Betrachtung geworden.

“Das Leben ein Mittel der Erkenntnis - mit diesem Grundsatz im Herzen kann man nicht nur tapfer, sondern sogar fröhlich leben und fröhlich lachen!”
Friedrich Nietzsche


Der „Künstlerphilosoph“ steht immer in der Wechselwirkug von Leben und Werk. Bei einem Künstlerphilosophen steht Leben und Werk in Einklang und beeinflussen sich gegenseitig. Ein Dichterphilosoph bringt sein Leben in sein Werk ein und sein Werk in sein Leben ein.

Nietzsche hat mit seiner Konzeption des „Künstlerphilosophen“ eine neue Denkfigur in der Philosophie geschaffen, welche die Frage der Philosophie als Haltung und als Lebensstil aufwirft.

Nietzsche steht mit seiner Konzeption des „Künstlerphilosophen“ in der Tradition der Vorsokratiker und auch Schopenhauers. Diese Philosophen sahen sich nicht als Erben der appolinischen Ordnung, sondern als Erben der dionysischen Bejahung des Lebens.

Einerseits stoßen wir auf „Künstlerphilosophen“ wie Platon und Nietzsche, die in ihren philosophischen Untersuchungen selbst von künstlerischen Darstellungspraxen Gebrauch machten.

Andererseits entwickelte gerade Platon ein äußerst problematisches Verhältnis zu den Künsten, indem er eine Reihe von künstlerischen Praxen aus seinem idealen Philosophenstaat verbannte.

Was versteht unter einem Künstlerphilosophen? Ganz einfach: das Gegenteil von einem Künstlerphilosophen. Als Inkarnatioenen dienen hier: Schopenhauer versus Hegel. Schopenhauer war auch Philosophieoprofessor an einer Universität, aber eher wieder Willen. Hegel war der Prototyp eines akademischen Theoretikers, unfähig, Leben und Werk in Beziehung zu setzen.

Dagegen spricht die verbreitete Ausffassung, Philosophie sei Wissenschaft und nicht Kunst, der Philosoph Akademiker und nicht Künstler.
Professoren sind die Narren ihre eigenen Lehrgebäude oder moderner gesagt: Anhängsel ihrer »Diskurse«.


Bereits früh in der Geschichte er Philosophie gab es kritische Vorbehalte gegenüber dem Philosophen als Künstler. Gerade seit Platon gibt es eine mächtige (sokratische) Tendenz in der Philosophie, in der die Philosophie immer mehr darauf Wert legt, Wissenschaft, und nicht Kunst, sprich Dichtung, zu sein.

Vielleicht hat Nietzsche diese sokratische Tradition des Philosophierens mit der Konzeption des „Künstlerphilosophen“ am radikalsten in Frage gestellt. Verlangt diese neue Denkfigur doch einen neuen Typus von Philosophen, der bereit ist, die beiden Disziplinen „Philosophie“ und „Kunst“ miteinander zu kreuzen.

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Mittwoch, 15. Oktober 2014

Friedrich Nietzsche 170. Geburtstag


Friedrich Nietzsche



Friedrich Nietzsche wurde am 15. Oktober 1844 in Röcken bei Leipzig als Sohn eines evangelischen Pfarres geboren. Nietzsche gilt als einer der bedeutendsten und einflussreichsten Denker aller Zeiten. Der Religionskritiker entwickelte eine neue Morallehre und eine eigene Philosophie, die den Willen in den Mittelpunkt der Betrachtung stellt. Nietzsche gilt als unzeitgemäßer Philosoph, der mit dem Hammer philosophierte und dabei bestehende Moralvorstellungen zertrümmerte.



1870 wurde Friedrich Nietzsche mit 25 Jahren und noch ohne Promotion als Professor nach Basel berufen. Mit seinem ersten Buch "Die Geburt der Tragödie aus dem Geist der Musik" (1871) erregte er einen handfesten Skandal, welcher seine akademische Karriere ruinierte. Darin verherrlichte er das tragische Lebensgefühl und feierte den umstrittenen Komponisten und Operndichter Richard Wagner als Neubegründer der deutschen Kultur.

Nietzsche, dessen Stil durch den Gebrauch von Aphorismen und Metaphern geprägt ist, war ein scharfer Religionskritiker. Sein Ziel war es, die Hintergründe und Motive, die die Grundlage der westlichen Philosophie, Kunst und Kultur bilden, freizulegen und zu interpretieren. Seine Philosophie in der Tradition der Aufklärung war eine Abrechnung mit den tradierten Moralvorstellungen des Christentums.

Seine Haltung kommt durch seinen berühmten Satz »Gott ist tot« gut zum Ausdruck. Er propagierte die »Umwertung aller Werte« und die Schaffung eines "Übermenschen" anstelle des traditionellen Christentums. Als seine wohl wichtigste Schrift gilt sein vierbändiges Hauptwerk »Also sprach Zarathustra« (1883-1885). Weitere bedeutende Veröffentlichungen des Philosophen sind »Unzeitgemäße Betrachtungen« (1873-1876) und der nach seinem Tod erschienene Band »Der Wille zur Macht« (1901).



Nietzsche begann seine Laufbahn als Philologe, begriff sich selbst aber zunehmend als Philosoph oder als „freier Denker“. Er durchlief in seinen Werken auf dem Weg zum eigenständigen Denker einen Reifungs- und Emanzipationsprozeß: an dem er an die Stelle der Kunst die Philosophie als den Gipfelpunkt der Kultur setzte und seine allmähliche Loslösung von seinen Vorbildern Arthur Schopenhauer und Richard Wagner betrieb.

Nietzsche hat wie kaum ein Zweiter mit den Lehrsätzen der Philosophie und Theologie aufgeräumt und abgrechnet. Mit der Kritik der Moral hängt eine Kritik bisheriger Philosophien zusammen. Sein Werk enthält scharfe Kritiken an Moral, Religion, Philosophie, Wissenschaft und Formen der Kunst. Er kritisierte die überkommenen Werte der christlichen Moral und forderte eine Abkehr vom Christentum. In seinen Werken wandte sich der Moralphilosoph gegen die überkommenen christlichen Werte. Das Christentum lehnte er als eine Religion für die Schwachen ab.

Seine Philosophie betonte den Wert des Lebens für die Moral. Die Frage nach dem Wert der Moral für das Leben bildete eine Grundfrage seiner Moralkritik. Nach Nietzsche haben Menschen des »Ressentiment«, deren Wille sich gegen das Leben richtet, eine Moral, ein System von Werten erfunden, das ihnen über ihre Schwäche hinweghilft.

Der radikale Denker erhob den Menschen selbst zum Schöpfer und forderte einen neuen, vollkommenen höchsten Menschen - den »Übermenschen« als Verkünder einer neuen, höherwertigen Moral.

Nietzsche philosophierte mit dem Hammer und zertrümmerte bestehende Moralvorstellungen und entwickelte eine höhere Moral »Jenseits von Gut und Böse«. Der Philosoph sah im »Willen zur Macht« die Triebfeder allen Lebens. Ziel und Sinn aller Entwicklung war für Nietzsche der »Übermensch«.

Jenseits von Gut und Böse

Bekannt wurde Nietzsche auch für seine versierte Sprachschöpfung und die sprachlich anspruchsvolle Dichtkunst. Zu seinen bekanntesten - zumeist aphoristischen Werken - gehören »Also sprach Zarathustra«, »Genealogie der Moral«, »Jenseits von Gut und Böse«, »Menschliches, Allzumenschliches«.

Nietzsche beeinflusste durch sein vielseitiges Werk nachhaltig die Philosophie der Neuzeit. Er gilt als der einflussreichste Philosoph der Neuzeit. <!-- Sowohl in fortschrittlichen und avantgardistischen als auch in konservativen Kreisen fand Nietzsche in ganz Europa erklärte Anhänger ebenso wie radikale Gegner. -->Grossen Einfluss übte er durch seinen Ansatzpunkt, den Menschen in den Mittelpunkt seiner Philosophie zu stellen, auf die spätere Existenzphilosopie aus.

Friedrich Nietzsche bot mit seiner Philosophie Perspektiven in zweifacher Hinsicht an. Zum einen bot er einen Gegenentwurf zu den Erlösungs- und Heilsvorstellungen der Religion an. Zum anderen entwickelte er eine Utopie der Selbstverantwortung des Menschen - repräsentiert durch den Übermenschen.

Wenn Nietzsche ein Bergwerk ist, in dem sich jeder mit seiner Feuilleton-Schippe bedient, so steht die Tafel des Heraklit am Eingang, daß "die Goldsucher viel Erde graben und wenig finden". Dazu Colli: Im Bergwerk dieses Denkers ist jedes Metall zu finden. Nietzsche hat alles gesagt und das Gegenteil von allem. Und überhaupt ist es unredlich, sich der Zitate aus Nietzsche zu bedienen, wenn man über ihn spricht.

Selten hat jemand einen so hohen Preis für sein Genie bezahlt. Bereits im Alter von 45 Jahren kam es endgültigen Zusammenbruch, dem sich ein letztes Lebensjahrzehnt in geistiger Umnachtung anschloss.

Weblinks:

Friedrich Nietzsche-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Friedrich Nietzsche-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

Friedrich Nietzsche - www.famousphilosophers.org



Friedrich Nietzsche-Werke [ >> ]:

Also sprach Zarathustra
Also sprach Zarathustra
von Friedrich Nietzsche

Ecce Homo, Sonderausgabe
Ecce Homo - Sonderausgabe
von Friedrich Nietzsche

Genealogie der Moral
Genealogie der Moral
von Friedrich Nietzsche

Zarathustra
Zarathustra


Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik
Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik
von Friedrich Nietzsche




Montag, 13. Oktober 2014

Heidegger und der Sinn des Daseins

Der Mensch ist nach Heidegger wesentlich Dasein, dem es immer auch um dieses Dasein gehe. Mit anderen Worten: Er ist an seiner Existenz interessiert, deren Wesen jedoch nicht in seiner Selbstbstimmung liegt.

Der Sinn des Daseins bemisst sich für Heidegger folgendermaßen: Der Mensch solle kein selbstbestimmtes, selbstgestaltetes Leben führen, sondern er solle sein Schicksal erkennen und sich diesem unterwerfen.

Das menschliche Leben habe sein Wesen auch darin, <i>»dass es sein Sein als seiniges zu sein hat«</i>. Unser Dasein ist vor allem <i>»das Seiende, das wir je selbst sind«</i>. Mit anderen Worten: Um das konkrete individuelle Dasein sollte es gehen, nicht um das allgemein menschliche. Das sagte in ähnlicher Form schon  Kierkegaard.

Das von Heidegger zumindest zu Beginn unterstützte nationalsozialistische Regime hatte mit dem jeweiligen individuellen Sein des Einzelnen aber überhaupt nichts am Hut.

<!-- http://www.philolex.de/heidegge.htm Martin Heidegger --><!--
In der Massengesellschaft lebe nach Martin Heidegger der Einzelne aber nicht sein Leben. »Das Dasein steht im alltäglichen Miteinandersein in der Botmäßigkeit der Anderen. Nicht er selbst ist, die Anderen haben ihm das Sein abgenommen. ... Diese anderen sind dabei nicht bestimmte Andere. Im Gegenteil, jeder Andere kann sie vertreten.« (Zitiert nach Helferich, S. 299.)

Heidegger nennt dieses Herrschaft des »Man«. Menschliches Dasein sei unter diesen Umständen Verfallenheit, uneigentliches Dasein, Uneigentlichkeit.

Mit anderen Worten: Der Mensch lebt kein selbstbestimmtes, selbstgestaltetes Leben. Das in der Gesellschaft allgemein übliche wird übernommen. Hier ist eine Stelle der heideggerschen Philosophie, wo ich noch am ehesten mit ihm übereinstimmen kann. Allerdings nicht, wenn er nun meint ein allgemein gültiges Rezept für »richtiges« Dasein zu besitzen. (Siehe weiter unten   Heideggers Kritik an der Technik.)

Diese Stelle der heideggerschen Philosophie wird von einigen Autoren aber auch ganz anders bewertet, bzw. interpretiert. Der Mensch solle nach Heidegger kein selbstbestimmtes, selbstgestaltetes Leben führen, sondern er solle sein Schicksal erkennen und sich diesem unterwerfen.
http://www.philolex.de/heidegge.htm -->

Samstag, 4. Oktober 2014

Heideggers Verstrickung in den Nationalsozialismus

Heideggers Werk würde heute ein höherer Stellenwert zukommen, wenn der Philosoph sich nicht so tief in den Nationalsozialismus verstrickt hätte. Die Nähe und Treue zum NS-Regime liegt wie dunkler Schatten über seinem Werk und seinem Wirken.

Heidegger sieht den Nationalsozialismus als "die Vollendung der Neuzeit". Die Neuzeit müsse vollendet werden, daran sei nichts zu kritisieren. "Ernst des Denkens ist nicht Betrübnis und Klage über vermeintlich schlechte Zeiten und drohende Barbarei."

Unter der Führung Deutschlands - oder besser der deutschen Philosophie - soll eine geistige Erneuerung Europas statffinden. Diese - völig unblutige - Überzeugung vertritt der Denker, als Adolf Hitler 1933 an die Macht kommt.

Zehn Monate ist Heidegger unter "wesentlicher Bejahung" des Nationalsozialismus fest davon überzeugt, daß der Führer als einziger Politiker in der Lage ist, Ordnung in das politisch zerstrittene und von Massenarbeitslosigkeit heimgesuchte Volk zu bringen.

1933 sah Heidegger in dem politischen Umschwung neue Möglichkeiten zur Veränderung. Er wollte sich einschalten, und es schien ihm geboten, die Entwicklung mitzugestalten. Am 21. April 1933 wurde Heidegger Rektor der Freiburger Universität.
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Heidegger hat dem Nationalsozialismus bis 1941 nicht nur nicht abgeschworen, sondern sich einer "wesentlichen Bejahung" verschreibt. "Rein 'metaphysisch' (d. h. seynsgeschichtlich) denkend habe ich in den Jahren 1930–1934 [!] den Nationalsozialismus für die Möglichkeit eines Übergangs in einen anderen Anfang gehalten und ihm diese Deutung gegeben.

Damit wurde diese 'Bewegung' in ihren eigentlichen Kräften und inneren Notwendigkeiten sowohl als auch in der ihr eigenen Größengebung und Größenart verkannt und unterschätzt. … Aus der vollen Einsicht in die frühere Täuschung über das Wesen und die geschichtliche Wesenskraft des Nationalsozialismus ergibt sich erst die Notwendigkeit seiner Bejahung und zwar aus denkerischen Gründen."

Diese Stelle lässt erstmals keinen Zweifel mehr daran: Heidegger selbst hat (seit 1930 und weit über 1934 hinaus) sein Denken an eine Bejahung des NS-Regimes gebunden.

1933 sah Heidegger in dem politischen Umschwung neue Möglichkeiten zur Veränderung. Er wollte sich einschalten, und es schien ihm geboten, die Entwicklung mitzugestalten. Am 21. April 1933 wurde Heidegger Rektor der Freiburger Universität. Für das Amt des Rektors wurde er von seinem Vorgänger Wilhelm von Möllendorff vorgeschlagen. Möllendorff war Sozialdemokrat und einen Tag zuvor – vermutlich auf Druck des NS-Regimes – zurückgetreten. Nachdem Heidegger bereits 1932 die NSDAP gewählt hatte, trat er ihr am 1. Mai 1933 bei und blieb bis Kriegsende Mitglied.
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"Wesentliche Bejahung" des Nationalsozialismus

Immer wierder hat man Heidegger vorgeworfen, er sei ein Kritiker der Moderne gewesen.

Seine "Schwarzen Hefte" von 1939 bis 1941 zeigen Martin Heidegger als Antisemiten und Antiwestler, nicht aber als Kritiker der Moderne. Der Philosoph fantasierte über eine "Reinigung des Seyns".

Heidegger hat keinen Bezug des Seins zur Moral hergestellt. Die Moral bemisst sich als Maßstab des Handelns in der Wirklichkeit und liefert ethische Grundsätze für das Sein.

Das Verhältnis von seinem Werk zu seinem Verhalten während der Nazi-Zeit bemisst die Fallhöhe des Philosophen. Heidegger tat während der NS-Diktatur wohl seine Pflicht, aber er hat sich darin verheddert und zu einem moralischen Fall geworden.

Die Moral ist für ihn überhaupt der Maßstab des "historischen Tiers". Dieses Tier wird für ihn vor allem durch die "englisch-amerikanische Welt" mit ihrer "mit Moral übermalten händlerischen Rechenhaftigkeit" vertreten, wobei er später deren Allianz mit dem "Weltjudentum" konstatiert, das "durch die aus Deutschland hinausgelassenen Emigranten" "aufgestachelt" worden sei.

"England brachte die parlamentarische, auf Parteien abgestellte Demokratie und das Maschinenwesen." Ganz im Geiste Hitlers, der auch in die Liste der H-Denker zu gehören scheint (Heidegger nennt Heraklit, Hegel und Hölderlin), ist der Westen der Feind. Denn: "Was wir den Tschechen und Polen verschafften, wollen England und Frankreich auch den Deutschen zugute kommen lassen." Eine versteckte Ethik ist hier nicht zu vermuten.

http://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article126631899/Wesentliche-Bejahung-des-Nationalsozialismus.html
"Wesentliche Bejahung" des Nationalsozialismus
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Donnerstag, 25. September 2014

Martin Heidegger vor 125 Jahren geboren

Martin Heidegger


Martin Heidegger wurde vor 125 Jahren am 26. September 1889 in Meßkirch geboren. Heidegger war ein bedeutender und einflußreicher deutscher Philosoph und gilt als einer der größten Denker klassischen abendländischen Philosophie, mit deren zentralen Grundfragen er sich beschäftigte, um sie mit seiner Seinslehre auf ein neues Fundament zu stellen.

Er stand in der Tradition der Phänomenologie - vor allem Edmund Husserls - der Lebensphilosophie - besonders Wilhelm Diltheys - sowie der Existenzdeutung Søren Kierkegaards, die er in einer neuen Ontologie überwinden wollte. Die wichtigsten Ziele Heideggers waren die Kritik der abendländischen Philosophie und die denkerische Grundlegung für ein neues Weltverständnis.

Die überragende Größe Martin Heideggers liegt darin, daß er die zentralen Grundfragen der klassischen abendländischen Philosophie, z. B. die Frage nach dem Sein, der Welt, der Zeit oder die Frage nach der Wahrheit und der Logik - auf einen Boden gestellt hat, wie diese keinem anderem Denker seiner Zeit gelungen ist. Genau genommen beschäftigte sich Heidegger mit einer einzigen Frage, die ihn sein Leben lang nicht los ließ: »Was ist der Sinn von Sein?«

Sein und Zeit

Heidegger stellt diese grundlegende Frage in seinem 1927 erschienenen philosophischen Hauptwerk <a title="Martin Heidegger »Sein und Zeit«" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3484701536/zitatenschatz-21" target="blank">»Sein und Zeit«. Zentrales Thema seines Aufsehen erregenden Hauptwerkes ist die Frage nach dem »Sinn von Sein«. Diese Frage hatte schon Platon beschäftigt, aber dabei die Bedeutung der Zeit nicht berücksichtigt. Den Fehler des bisherigen philosophischen Denkens, nicht die Bedeutung der Zeit für das Verständnis des Seins in den Blick zu bringen, sollte eine fundamentalontologische Untersuchung korrigieren.

Denker wie Kant haben den Menschen als ein Wesen definiert, das vorrangig durch Verstand und Vernunft gekennzeichnet ist. Heidegger bricht mit dieser denkerischen Tradition und stellt in einem neuen Denkansatz den Menschen als "Dasein" und als "Existenz" in den Mittelpunkt des Philosophierens. Heidegger konnte mit dem neuen ontologischen Denken, das auf dem Verhältnis von Dasein und Sein basierte, viele Probleme der überkommenen Ontologie überwinden.

Im Alter von 34 Jahren erhielt Heidegger 1923 einen außerordentlichen Lehrstuhl für Philosophie in Marburg, wo er an der Philipps-Universität bis 1927 lehrte. Nach der Herausgabe von »Sein und Zeit« folgte er seinem Lehrer Edmund Husserl auf das Ordinariat für Philosophie an der Universität Freiburg.

1933 war Heidegger vorübergehend Rektor der Freiburger Universität und Mitglied der NSDAP. Als Rektor der Freiburger Universität ergriff er für die Nationalsozialisten Partei, distanzierte sich aber 1934 vom nationalsozialistischen Regime und wurde von diesem fortan geächtet. Nach dem Zweiten Weltkrieg führte die Auseinandersetzung mit der zentralen Frage nach dem Sein zu einer neuen Orientierung seines Denkens, die er mit dem Begriff "die Kehre" bezeichnete.

Ab Mitte 1930 begann Heidegger mit einer Gesamtinterpretation der abendländischen Philosophiegeschichte. Dazu untersuchte er die Werke bedeutender Philosophen unter phänomenologischen, hermeneutischen und ontologischen Gesichtspunkten und versuchte so, deren „unbedachte" Voraussetzungen und Vorurteile freizulegen. Alle bisherigen philosophischen Entwürfe vertraten laut Heidegger eine einseitige Auffassung der Welt – eine Einseitigkeit, die er als Merkmal jeder Metaphysik ansah.

Danach veröffentlichte er in rascher Reihenfolge weitere Schriften, die sich unter anderem mit der Geschichte der Philosophie, mit Interpretationen von Dichtungen - u.a. Hölderlin und Rilke - mit Sprache, Kunst und dem Wesen der Technik befassen.

Sein Werk ist von einem Widerhall begleitet, wie es in der Geistesgeschichte ohnegleichen ist. Heideggers Denken entfaltete weltweite Wirkung. Eine breite Rezeption machte Heidegger zu einem der einflussreichsten Philosophen des 20. Jahrhunderts. Gleichwohl ist sein Werk inhaltlich umstritten. Auch sein nationalsozialistisches Engagement ist bis heute Gegenstand kontroverser Debatten.

Literatur:

Sein und Zeit
Sein und Zeit
von Martin Heidegger

Samstag, 20. September 2014

Nietzsche - Irrungen und Wirrungen

»Nietzsches Werk ist wie ein Steinbruch, in dem man sich nach Belieben bedienen kann.«

Wenn Nietzsche ein Bergwerk ist, in dem sich jeder mit seiner Feuilleton-Schippe bedient, so steht die Tafel des Heraklit am Eingang, daß "die Goldsucher viel Erde graben und wenig finden". Dazu Colli: Im Bergwerk dieses Denkers ist jedes Metall zu finden. Nietzsche hat alles gesagt und das Gegenteil von allem. Und überhaupt ist es unredlich, sich der Zitate aus Nietzsche zu bedienen, wenn man über ihn spricht.

Kein Wunder also, daß dieser Steinbruch als Selbstbedienungsladen auch für die Anhänger des Faschismus eine interessante auszubeutende Lagerstätte war. Die ungebetenen Besucher bedienten sich dessen, was für ihre Ideologie von Interesse war.

Nietzsche einen geistigen Wegbereiter des Faschismus zu nennen, bedeutet nicht zu behaupten, Nietzsche wäre ein hundertprozentiger Befürworter der nationalsozialistischen Ideologie und Bewegung gewesen, hätte er zu der Zeit noch gelebt.

Dies sagt aber lediglich aus, dass Nietzsche mit der konkreten Art, wie der Faschismus von den Nazis praktiziert wurde, wohl in einigen Punkten nicht übereingestimmt hätte. Der Pöbel des Faschismus hätte den aristokratischen Denker nur angewidert.

Den Faschismus hätte es auch ohne Nietzsche gegeben, aber ohne Nietzsche hätte es einen anderen Faschismus gegeben. Das Schreckgespenst seiner Philosophie spukt im Faschismus herum, weil die Diktatoren ihn als ihren Ahnherren betrachteten. Durch Nietzsche ist der Faschismus hoffähig geworden - damit die Diktatoren was zu sinnieren haben.


Weblink:

Genealogie der Moral
Genealogie der Moral von Friedrich Nietzsche

Samstag, 13. September 2014

Das Wüten der blonde Bestie in Europa

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<table width="80%" border="0">
<tr>
<td>
<blockquote><center><i>
»Das tiefe, eisige Mißtrauen, das der Deutsche erregt, sobald er zur Macht kommt, ist immer noch ein Nachschlag jenes unauslöschlichen Entsetzens, mit dem Jahrhunderte lang Europa dem Wüthen der blonden germanischen Bestie zugesehen hat.« </i>
<p align="right"><a title="Nietzsche Genealogie Moral" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3050030267/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank">»Genealogie der Moral«</a></p>
</center></blockquote>
</td>
</tr>
</table>
</center>

Was sich liest wie eine Raubtier-Metapher, läst sich auch als düstere Prophezeihung der Zukunft verstehen. Aber konnte Nietzsche ahnen, daß die blonde germanische Bestie bald wieder in Europa wüten würde?

Der Einwand, daß der Deutsche ein gestörtes Verhältnis zur Macht hat, erwies sich als durchaus berechtigt. Auch lässt sich ein Raubtier nicht mit <i>Appeasement</i> aufhalten.

Das Mißtrauen der Westmächte war allerdings nicht tief genug, um Hitler von seiner kriegstreiberischen Politik abzubringen. Sie ließen sich immer wieder von Hitler beschwichtigen, der behauptete, keinen Krieg zu wollen und gaben seinen Forderungen immer wieder nach.

Die Antizipation des kommenden Krieges nahm Nietzsche, der offensichtlich der Überzeugung war, große Politik nur mit kriegerischen Mitteln realisieren läßt, bereits gedanklich vorweg:

<center>
<table width="60%" border="0">
<tr>
<td>
<blockquote><center><i>
»Die Zeit für kleine Politik ist vorbei: schon das nächste Jahrhundert bringt den Kampf um die Erd-Herrschaft, - den Zwang zur großen Politik.«
</i></center></blockquote>
</td>
</tr>
</table>
</center>

Der wahre, auf Angriff und Eroberung gerichtete Charakter der Außenpolitik Hitlers wurde 1939 mit der Besetzung der Tschechslowakei und dem Angriff auf Polen sichtbar.

Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges war die logische Folge der systematischen Ausweitung des Machtbereiches und des Strebens nach imperialer Hegemonialmacht auf dem Kontinent.

Der Tatmensch Hitler hatte die blonde Bestie, dieses symbolhafte Raubtier aus ihrem Käfig entlassen und diese verursachte in ihrem freien Lauf »Blut, Schweiß und Tränen« auf dem Kontinent. Das tiefe, eisige Mißtrauen war nicht tief genug, um den Krieg zu verhindern.<!-- Bei dem lüsternen territorialen Schweifen nach Beute kamen immer niedrigere Instinkte zum Vorschein. Schon bald wurde durch die Vertreter der Herrenmenschen daraus ein kosmischer Weltenbrand. -->

Nietzsche glaubte, über die Gabe zu verfügen, einen Krieg in einer nicht allzufernen Zukunft voraussehen zu können und Hitler erwies sich als sein williger Vollstrecker. Wenn er den Krieg voraussah, wusste er auch, daß dieser Vollstrecker als ein Mensch der Tat einst kommen würde. Der Gedanke geht der Tat voraus wie der Blitz dem Donner.

Weblink:

<a title="»Genealogie der Moral« Friedrich Nietzsche" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3050030267/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank"><img alt="Genealogie der Moral" src="http://images-eu.amazon.com/images/P/3050030267.03.TZZZZZZZ.jpg" width="57" border="0"/></a> <br /><a href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3050030267/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank">Genealogie der Moral</a> von Friedrich Nietzsche

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Den Vornehmen und Mächtigen und Reichen hat er seinen Knabentraum in der gleisnerischen Schrift "Zur Genealogie der Moral" (1887) gewidmet: "Sie treten in die Unschuld des Raubthiergewissens zurück", "als frohlockende Ungeheuer, welche vielleicht von einer scheußlichen Abfolge von Mord, Niederbrennung, Schändung, Folterung mit einem Übermuthe und seelischen Gleichgewichte davongehen, wie als ob nur ein Studentenstreich vollbracht sei, überzeugt davon, daß die Dichter für lange nun wieder Etwas zu singen und zu rühmen haben." -->

Samstag, 30. August 2014

Das nordische Denken der Europäer

Dem mediterranen Denken setzt Camus das nordische Denken der Europäer entgegen. Das nordische Denken ist für Camus Ausdruck von Ideologien, Nationalismus und Imperialismus, der für die beiden Weltkriege und viele Krisen in Europa verantwortlich ist. Das nordische Denken ist für ihn auch Ausdruck der Menschenverachtung der Denksysteme.

Die maßlosen Brutalitäten, die im Namen von Heilserwartungen sowie kommunistischen und faschistischen Ideologien verübt werden, sind für ihn die Folge eines "nordischen Denkens". Im Gegensatz dazu skizziert Camus eine Art griechisches "Sonnendenken" - „eine“, so schreibt er, „neue Revolte, im Namen des Maßes und des Lebens“. 

Albert Camus warb für sein sonniges mittelmeerisches Denken – eine Art Gegengift für die Wachstumsideologien und die Maßlosigkeiten Europas. Dieses Sonnendenken, das seine Wurzeln in der Mittelmeerutopie der mediterranen Intellektuellen von Paul Valéry über Gabriel Audisio bis Alexandre Kojève hat, sollte dem alten, kriegsmüden Kontinent die natürliche Schönheit, die Bescheidenheit und Brüderlichkeit zurückbringen, die für Camus nur im Licht des Mittelmeeres gedeihen.

Deutschland, das Camus nur flüchtig und kurz bereist hat, hielt er immer für das Land des tiefsten Unglücks. Östlich von Paris, da war er sich sicher, gebe es nichts mehr, was ein Menschenherz erfreuen könne. - So Unrecht hatte Camus mit seiner Meinung aufgrund der ideologischen Verirrungen des 20. Jahrhunderts wohl nicht.

Weblinks:

Der Mitelmeermensch - 3Sat Kulturzeit - www.kulturzeit.de

"Er sagte: Hab keine Angst!" - Die Zeit-Essay über Albert Camus - www.zeit.de

Der Mensch in der Revolte
Der Mensch in der Revolte
von Albert Camus

Albert Camus-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de

Samstag, 23. August 2014

Albert Camus und seine Philosophie des Mittelmeers

Die Ambivalenz des Meeres, das mal idyllisch und spiegelglatt, dann wieder aufgewühlt und tödlich ist: Es war auch unter den Philosophen stets diese Doppelgesichtigkeit, die das Denken anregte.

Das Meer kann Freiheit und Glück bedeuten, aber es droht auch mit dem Tod in den Wellen. Die Schifffahrt und die Weite des Meeres finden sich also nicht ohne Grund in vielen philosophischen Texten.

Albert Camus entwickelte eine vom Leben geprägte Philosophie des Mittelmeers. Das mittelmeerische Leben und Denken sollte für ihn das Modell für Europa und damit auch das Modell für das nordische Leben werden. Er wollte Europa "mediterranisieren", mit dem Licht des Mittelmeers erhellen. Europa ginge es womöglich besser und wäre weniger krisengeschüttelt, wenn es von Camus‘ „mittelmeerischen Denkens“ beeinflusst wäre. Die Strände des Mittelmeeres luden ihn zu strahlendem Mediterranismus ein. Sein Vorbild war Nietzsche, der Künder des gleißenden, mediterranen Mittags, den Ergründer von Mythos und Tragödie.

Was er damit meint, ist, dass das Heute wichtig ist. Und das ist eben das mittelmeerische, das elementare Leben, ein Leben, das in Versöhnung mit den Elementen und mit der Natur existieren kann. Was er natürlich nicht damit meinte, war, dass der Mittelmeerraum den Norden okkupieren, besiegen oder was auch immer sollte, sondern, dass das mittelmeerische Leben und Denken das Modell für Europa und damit auch das Modell für das nordische Leben werden sollte.

Als Existenzphilosoph hatte Camus zu vielen Themen eine Antwort: der Mann mit dem Lächeln im Gesicht liebte die Erde, das Da-Sein und das Leben. Und zwar jenseits vom Jenseits, ganz im im Hier. Camus betrachtete das Leben von seiten der Freiheit und will uns beim Leben helfen, nicht durch Arroganz und sprachlich überwechselte Denkgebäude, sondern barrierefrei mit klarer Sprache, ohne Schubladen für beeindruckend nichtssagende Satzkaskaden.

Der frühe Tod von Albert Camus, der mit 47 Jahren durch einen Autounfall starb, verhinderte leider, dass er selbst an der Begründung dieses „mittelmeerischen Denkens“, mit dem er im Schlusskapitel des Essays „Der Mensch in der Revolte“ begonnen hatte und für das sich die Camus-Neuentdecker im 21. Jahrhundert begeistern, weiterarbeiten konnte: eines utopischen „Sonnendenkens“ der Revolte.

Weblinks:

Der Mitelmeermensch - 3 Sat Kulturzeit - www.kulturzeit.de

"Er sagte: Hab keine Angst!" - Die Zeit-Essay über Albert Camus - www.zeit.de

Albert Camus-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de


Literatur:

Der Mensch in der Revolte
Der Mensch in der Revolte
von Albert Camus

Namen der Freiheit: Leben und Philosophie des Albert Camus
Im Namen der Freiheit: Leben und Philosophie des Albert Camus
von Michel Onfray


Montag, 11. August 2014

Nikolaus von Kues 1464 gestorben

Nikolaus von Kues

Nikolaus von Kues starb vor 550 Jahren am 11. August 1464 auf einer Reise im umbrischen Todi. Geboren wurde Nikolaus Cusanus im Jahr 1401 in Kues an der Mosel als Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns, das genaue Datum ist unbekannt.

Nikolaus Kardinal von Kues war ein schon zu Lebzeiten berühmter, universal gebildeter deutscher Philosoph, Theologe und Mathematiker. Er gehörte zu den ersten deutschen Humanisten in der Epoche des Übergangs zwischen Spätmittelalter und Früher Neuzeit.

Er gehörte zu den ersten deutschen Humanisten in der Epoche des Übergangs zwischen Spätmittelalter und Früher Neuzeit. Ob die herkömmliche Bezeichnung „Mystiker" als sinnvoll erscheint, hängt von der Definition des Begriffs Mystik ab und wird in der Forschung unterschiedlich beurteilt.


Er studierte Kirchenrecht und beschäftigte sich mit Theologie, Philosophie, Mathematik und Astronomie. Mit seiner Reformschrift "De concordantia catholica" - deutsch: "Über die allumfassende Eintracht" - erregte er Aufsehen auf dem Konzil von Basel. Diese Kirchenversammlung stritt seit 1432 über die Frage, ob der Papst oder das Konzil die oberste Entscheidungsgewalt habe.

Das breite Werk des Nikolaus von Kues (1401-1464) erstreckt sich von philosophischen Schriften über Werke zu Theologie, Kirchenpolitik bis zu mathematischen Abhandlungen. Das macht ihn zu einer der faszinierendsten Gestalten der europäischen Geistesgeschichte.

Während der Wende zum 16. Jahrhundert stellte der Philosoph Nikolaus von Kues unumstößlich geltende Denkweisen infrage - und suchte nach einem Weg zum Frieden zwischen Moslems und Christen.

Cusanus zog als unumstößlich geltende Überzeugungen in Zweifel und stellte Autoritäten infrage, zum Beispiel die Gelehrten als Verwalter des Wissens und der Wahrheit. Ihnen stellte er die einfachen Leute mit ihren alltäglichen Erfahrungen gegenüber.



"Die Weisheit ruft auf den

Plätzen und in den Gassen."


Seine Gedanken über die Begrenztheit des Wissens brachten ihn auch dazu, das herrschende Weltbild auf den Kopf zu stellen. In seinem Hauptwerk "De docta ignorantia" - "Von der belehrten Unwissenheit" - stellte der gelehrte Denker fest:





"Die Erde kann nicht Weltzentrum sein.

Sie kann also auch nicht ohne jede Bewegung sein."



Weblinks:

Denker ohne Grenzen - www.deutschlandradiokultur.de

Nikolaus von Kues - www.youtube.com

Sonntag, 10. August 2014

Mittelmeerisches Denken



Das Meer prägt den Menschen, seine Lebensweise und auch seine Denkhaltung. Menschen, die am Meer leben, erkennt man an ihren ausgeprägten maritimen Haltungen. Der schier unendliche Raum des Meeres nimmt den Menschen in seinen kontemplativen Schoß.

Vom Land betrachtet verlieren die wilden Wogen des Meeres ihren Schrecken. Weit entfernt von der See kann es sich schon einstellen, das Gefühl des Erhabenen, des Anmutigen, das Philosophen von Burke über Kant beschrieben haben, als sie ans Meer dachten. Zwischen dem entfernten Blick aufs Meer und dem Erfahren der Naturkräfte im Meer gibt es jedoch einen besonderen Unterschied: die eigene Verletzlichkeit.

Die Ambivalenz des Meeres, das mal idyllisch und spiegelglatt, dann wieder aufgewühlt und tödlich ist: Es war auch unter den Philosophen stets diese Doppelgesichtigkeit, die das Denken angeregt hat.



Albert Camus war ein Mensch des Mittelmeeres. Sein Werk ist nicht denkbar ohne das Klima und die Salzluft Nordafrikas und es ist umspült von dem Wasser des Mittelmeeres. Seine Erzählung "Der Fremde", seine Essays "Der Mythos des Sisyphos" und "Der Mensch in der Revolte" sowie sein letzter autobiografischer Roman "Der erste Mensch" kreisen um das Mittelmeer.

Der berühmte Essay "Der Mensch in der Revolte" von Albert Camus endet mit einem Aufruf zum "mittelmeerischen Denken", das er im Gegensatz zur "deutschen Ideologie" begreift. Sein bestimmendes Prinzip ist das solare Denken.

Albert Camus warb für sein sonniges mittelmeerisches Denken – eine Art Gegengift für die Wachstumsideologien und die Maßlosigkeiten Europas. Dieses Sonnendenken, das seine Wurzeln in der Mittelmeer-Utopie der mediterranen Intellektuellen von Paul Valéry über Gabriel Audisio bis Alexandre Kojève hat, sollte dem alten, kriegsmüden Kontinent die natürliche Schönheit, die Bescheidenheit und Brüderlichkeit zurückbringen, die für Camus nur im Licht des Mittelmeeres gedeihen.

Camus dachte gern in Bildern, um die Welt zu beschreiben. Das Mittelmeer, an dessen Küsten diese Utopie vom Glück der Einfachheit entstanden ist, sollte das Modell für ganz Europa werden. Deutschland, das Camus nur flüchtig und kurz bereist hat, hielt er immer für das Land des tiefsten Unglücks. Östlich von Paris, da war er sich sicher, gebe es nichts mehr, was ein Menschenherz erfreuen könne.


Mit dem Begriff bestimmt er auch seine eigene Position im philosophischen Betrieb und grenzt diese ab. Das mittelmeerische Denken ist der Gegensatz zum nordischen Denken. Camus steht hier gegen Hegel und Kierkegaard. "Die 'pensée de midi' war ein Heilmittel gegen die Nazi-Ideologie. Nichts konnte Camus, der in den Algerienfranzosen eine Melange geliebt hatte, in denen Spanier und Elsässer, Italiener, Juden und Griechen zu einer 'glücklichen Mischung' zusammengefunden hatten, fremder sein als eine Weltanschauung, die nach der Reinheit der Rasse verlangte."

"Im Regen", schrieb der Nobelpreisträger Elias Canetti, "sehen die Menschen aus, als hätten sie viel vor. In der Sonne sehen die Menschen aus, als verdienten sie es zu leben."


Weblinks:

Der Mitelmeermensch - 3Sat Kulturzeit - www.kulturzeit.de

Albert Camus: Die Welt, die Wüste, das Meer - www.tagesspiegel.de

"Er sagte: Hab keine Angst!" - Die Zeit-Essay über Albert Camus - www.zeit.de

Albert Camus-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de

Albert Camus-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de


Literatur:

Der Mensch in der Revolte
Der Mensch in der Revolte
von Albert Camus

Mittwoch, 6. August 2014

Nietzsche auf dem Pfade der Erleuchtung

Friedrich Nietzsche

Der fröhliche Wanderer Friedrich Nietzsche unternahm am 6. August 1881 einen Spaziergang, der zu dem wichtigsten Spaziergang seines Lebens werden sollte.

Am Silvaplana See im Oberengadin in der Schweiz ereilte ihn eine Erleuchtung wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Für Nietzsche war dies in einschneidendes Erlebnis. Verzückt von seinem Gedanken erklärte er den mächtigen Felsen am Seeufer, vor dem er stand, zu seinem "Erleuchtungsfelsen".

Mit großem Pathos beschrieb der damals 36-jährige Friedrich Nietzsche den besonderen Moment, den der erleuchtete Philosoph im schweizerischen Engadin erlebte: "Man muss Jahrtausende zurückgehen, um eine ähnliche Inspiration zu entdecken".

Am Samstag, dem 6. August 1881, war Nietzsche wie so oft zuvor zu einem Spaziergang vom gemieteten Zimmer im Dörfchen Sils-Maria zum Silvaplanersee aufgebrochen. Unweit der Ortschaft Sils Maria Surlej, rund fünf Kilometer von seinem Sommerquartier entfernt, passierte er einen eindrucksvollen Felsblock.

Anhänger des Philosophen haben den "Erleuchtungsfelsen" am malerischen Silvaplana See zum Weiheort erhoben. Neben dem imposanten Felsbrocken schichten sie seit Jahren Stelen aus Holz oder Steinen auf, Dutzende davon stehen wie Denkmäler am Ufer.

Dort, unmittelbar am Ufer des Sees vor dramatischer Alpenkulisse, traf Nietzsche die Erleuchtung. Ihn durchblitzte der nach eigener Einschätzung wichtigste Gedanke seines Lebens; sein Dasein wurde von jetzt an "in zwei Hälften auseinandergeschnitten: das Leben davor und das Leben danach", wie Biograf Rüdiger Safranski schreibt.

Als ein Meister der Selbststilisierung mystifizierte Nietzsche diesen Moment. In sein Arbeitsheft notierte er: "6000 Fuß über dem Meere und viel höher über allen menschlichen Dingen." In einem Brief schrieb er: "An meinem Horizonte sind Gedanken aufgestiegen, dergleichen ich noch nie gesehen habe." Er vergieße "Tränen des Jauchzens".

Anhänger des deutschen Philosophen pilgern zum Silser See und haben den "Erleuchtungsfelsen" zum Weiheort erhoben. Neben dem Felsbrocken schichten sie seit Jahren Stelen aus Holz oder Steinen auf, Dutzende davon stehen wie Denkmäler am Ufer.

Literatur:


Friedrich Nietzsche: Wanderer und freier Geist
von Sabine Appel

Freitag, 1. August 2014

Was kann man aus der Geschichte lernen?

„Aus der Geschichte der Völker können wir lernen, daß die Völker aus der Geschichte nichts gelernt haben."

Montag, 28. Juli 2014

Ludwig Feuerbach 1804 geboren


Ludwig Feuerbach

Ludwig Feuerbach wurde am 28. Juli 1804 in Landshut als Sohn des bedeutenden Rechtsgelehrte Paul Johann Anselm von Feuerbach (1775 -1833) geboren. Ludwig Feuerbach war ein bedeutender deutscher Philosoph des 19. Jahrhunderts.

Er war ein deutscher Philosoph, dessen Religions- und Idealismuskritik bedeutenden Einfluss auf die Bewegung des Vormärz hatte und einen Erkenntnisstandpunkt formulierte, der für die modernen Humanwissenschaften, wie zum Beispiel die Psychologie, grundlegend geworden ist.

Ludwig Feuerbach war ein leidenschaftlicher Reformator der Philosophie, der nicht das reine Wissen, sondern den ganzen Menschen in das Zentrum seines Bemühens stellte. Dieser Denkansatz löste einen Erdrutsch in der geistigen Landschaft der Restaurationszeit aus. Die klassische deutsche Philosophie brach buchstäblich zusammen, und Feuerbach wurde zur intellektuellen Leitfigur des deutschen Vormärz, bevor ihn andere für sich vereinnahmten: die Marxisten, die zumeist nur interpretierten, was Marx und Engels über ihn gesagt hatten, und die Theologen, denen er der sprichwörtliche Pfahl im Fleische blieb.

Ludwig Feuerbach wurde auch bekannt als Philosoph, der eine materialistische Sicht der Welt hatte und der die Dialektik in seinen Betrachtungen als Denkmodell einführte.

1823 begann er in Heidelberg das Studium der Theologie. 1824 ging Feuerbach nach Berlin, wo er gegen den Widerstand des Vaters das Studienfach wechselte: Zwei Jahre lang hörte er sämtliche Vorlesungen, die Hegel in dieser Zeit hielt, die Logik sogar zweimal.

Im Juni 1828 promovierte er in Philosophie, am Ende desselben Jahres folgte die Habilitation. Wenige Wochen danach begann er, als unbesoldeter Privatdozent in Erlangen zu lehren.

Feuerbach griff mit einer Reihe von Rezensionen und Aufsätzen, von denen einige zu seinen wichtigsten Schriften zählen, so »Zur Kritik der positiven Philosophie« (1838) und »Zur Kritik der Hegelschen Philosophie« (1839), in die geistig-ideologischen Auseinandersetzungen der Restaurationszeit ein.

Die heftige Polemik gegen die als rückwärtsgewandt und unredlich kritisierte „Christentümelei“ der Restauration veranlasste ihn, dem Phänomen Religion auf den Grund zu gehen. Zwei Jahre lang, von 1839 bis 1841, arbeitete er am Hauptwerk »Das Wesen des Christentums«. Das Werk erschien im Frühjahr 1841 im Verlag Otto Wigand in Leipzig und machte Feuerbach schlagartig berühmt.


"Zu einem vollkommenen Menschen

gehört die Kraft des Denkens,

die Kraft des Willens,

die Kraft des Herzens."





Feuerbach deutete in seinem Werk »Das Wesen des Christentums« (1841) die Gedanken Martin Luthers, wenn auch in keineswegs gläubigen Sinn, daß der anch Gottes Ebenbild geschaffene Mensch umgekehrt das Göttliche nach seinem eigenen Ebenbild schafffe. Er erklärte die Religion für einen Traum des Menschen: Was der Mensch Gott nenne, sei das Wesen des Menschen selbst.

Durch seine in der Zeit der Restauration in breiten Kreisen als befreiend empfundene Religions- und Idealismuskritik wurde Feuerbach zur intellektuellen Leitfigur der Dissidentenbewegungen des „Vormärz“.

Ab 1842 erhielt er eine Reihe von Angeboten zur Mitarbeit an Zeitungen und Zeitschriften des oppositionellen Spektrums (so auch von der „Rheinischen Zeitung“). Er nahm keines wahr, eine Absage erteilte er 1843 auch Karl Marx, als dieser ihn für die in Paris erscheinenden (sehr kurzlebigen) "Deutsch-französischen Jahrbücher" gewinnen wollte. Marx ließ allerdings »Das Wesen des Glaubens im Sinne Luthers« im Pariser Vorwärts! abdrucken.

Durch Lektüren und die Bekanntschaft mit einem Handwerksburschen entdeckte Feuerbach auch selbst die frühkommunistische Bewegung, die ihn begeisterte.

1845 erhielt Feuerbach von seinem Verleger Otto Wigand das Angebot, seine Schriften in einer Werkausgabe zu versammeln. Bis 1866 erreichten diese »Sämmtlichen Werke« zehn Bände. Der erste erschien bereits 1846. Feuerbach überarbeitete alle seine Bücher aus den dreißiger Jahren, um der inzwischen vollzogenen Abkehr von der Hegelschen Philosophie Rechnung zu tragen. Auch das inzwischen in zweiter Auflage erschienene Wesen des Christentums unterzog er einer nochmaligen Revision.

Nach dem Ausbruch der März-Revolution 1848 wurde Feuerbach von mehreren Seiten dazu aufgefordert, für das Frankfurter Paulskirchenparlament zu kandidieren. Er unterlag zwar einem örtlichen Advokaten, ging aber dennoch als Beobachter nach Frankfurt.

Seit dem Erscheinen des »Wesen des Christentums« war Feuerbachs Privatleben wesentlich bewegter als zuvor. Er ging häufiger auf Reisen.

Der preußisch-österreichische Krieg 1866 erschütterte Feuerbach zutiefst. Anders als früher verfolgte er jetzt mit gespannter Aufmerksamkeit das politische Geschehen. Bismarcks Einigungspolitik lehnte er entschieden ab, weil sie auf Gewalt gestützt war und in seinen Augen keine Freiheit brachte, hingegen studierte er den ersten Band von Marx’ »Kapital« kurz nach dessen Erscheinen und begeisterte sich für die in Amerika aufkommende Frauenbewegung.

Feuerbach machte die Religionskritik zu seinem Hauptthema und stellte klar, dass der religiöse Glaube sich überlebt habe und des „denkenden Menschen“ unwürdig sei. Vernunft und Wissenschaft waren zu so unabweisbaren Ergebnissen gelangt, dass es zur Frage der intellektuellen Redlichkeit wurde, ob man noch an religiösen Dogmen festhält. Der Glaube hatte seine einstige Unschuld und Berechtigung verloren, er wurde zur Heuchelei vor sich selbst und der Mitwelt.

Den bedeutendsten und direktesten Einfluss übte Feuerbach auf die Herausbildung der marxschen Philosophie aus. Marx übernahm von ihm nicht nur die Religionskritik, sondern vor allem den anthropologischen Materialismus, der für ihn die theoretische Grundlage bildete.

Ludwig Feuerbach starb am 13. September 1872 in Schoppershof bei Nürnberg.


Literatur:

Ludwig Feuerbach: Denker der Menschlichkeit
Ludwig Feuerbach: Denker der Menschlichkeit


Das Wesen des ChristentumsDas Wesen des Christentums


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Sonntag, 27. Juli 2014

Der Gedanke von der »Wiederkunft des Gleichen«

In der Philosophie kennt man den Gedanken von der »Wiederkunft des Gleichen«, der Fortschrittsgläubigen widerstrebt: Dass sich die Dinge wiederholen und Ereignisse nicht einmalig sind, sondern zyklisch wiederkehren.

Friedrich Nietzsche hat poetische Worte dafür gefunden: "Alles geht, Alles kommt zurück; ewig rollt das Rad des Seins. Alles stirbt, Alles blüht wieder auf, ewig läuft das Jahr des Seins. Alles bricht, Alles wird neu gefügt; ewig baut sich das gleiche Haus des Seins."

Die Verse werden im "Zarathustra" übrigens von Tieren vorgetragen und Zarathustra bespöttelt sie als "Leier-Lied". Nietzsche selbst sah die Wiederkunft-Idee aber als "mächtigsten Gedanken" an - was noch kein Beweis für die Richtigkeit ist.

Nach buddhistischer Vorstellung befinden sich alle Lebewesen in einem fortlaufenden Kreislauf aus Geburt, Werden und Tod. Das ist das Samsara. Die Ursache dafür ist das Karma. Die Befreiung vom ewigen Kreis der Die Ursache dafür ist das Karma. Die Befreiung vom ewigen Kreis der Wiedergeburt ist nur durch Erleuchtung möglich: Dann entsteht kein neues Karma mehr. Im Nirwana gibt es keine Wiedergeburt mehr, aber auch keinen Tod.

Samsara nennen Hindus und Buddhisten den ewigen Kreislauf des Lebens. Hindus und Buddhisten glauben, dass der Geist eines jedes Lebewesens nach seinem Tod immer wieder in einem neuen Körper geboren wird. Dabei entscheiden die Gedanken und Taten eines Menschen jeweils darüber, in welchem Körper, in welcher Umgebung und unter welchen Umständen er sein nächstes Leben verbringt.

Oswald Spengler vertrat eine Zyklentheorie der Kultur, die in "Der Untergang des Abendlandes" von 1918 kulminierte - ein teils hellsichtiges Buch, das von Rechtskonservativen und Nazis gefeiert, aber auch von Theodor W. Adorno verteidigt wurde. Gilles Deleuze hat in "Differenz und Wiederholung" Nietzsches Konzept zur komplexen "Wiederkehr des Differenten" ausgebaut.

Nun führt kein direkter Weg von der Philosophie zu den akuten Krisen. Aber offenbar kann das Vergleichs-Tier Mensch tatsächlich nichts anders, als den zeitlosen Gedanken von der Wiederkunft des Gleichen oder zumindest Ähnlichen - in konkreter Form - immer wieder hervorzukramen und zu erwägen.


Literatur:

Also sprach Zarathustra
Also sprach Zarathustra
von Friedrich Nietzsche

Zarathustra
Zarathustra von Friedrich Nietzsche

Biografie:


Friedrich Nietzsche: Wanderer und freier Geist
von Sabine Appel