Mittwoch, 6. August 2014

Nietzsche auf dem Pfade der Erleuchtung

Friedrich Nietzsche

Der fröhliche Wanderer Friedrich Nietzsche unternahm am 6. August 1881 einen Spaziergang, der zu dem wichtigsten Spaziergang seines Lebens werden sollte.

Am Silvaplana See im Oberengadin in der Schweiz ereilte ihn eine Erleuchtung wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Für Nietzsche war dies in einschneidendes Erlebnis. Verzückt von seinem Gedanken erklärte er den mächtigen Felsen am Seeufer, vor dem er stand, zu seinem "Erleuchtungsfelsen".

Mit großem Pathos beschrieb der damals 36-jährige Friedrich Nietzsche den besonderen Moment, den der erleuchtete Philosoph im schweizerischen Engadin erlebte: "Man muss Jahrtausende zurückgehen, um eine ähnliche Inspiration zu entdecken".

Am Samstag, dem 6. August 1881, war Nietzsche wie so oft zuvor zu einem Spaziergang vom gemieteten Zimmer im Dörfchen Sils-Maria zum Silvaplanersee aufgebrochen. Unweit der Ortschaft Sils Maria Surlej, rund fünf Kilometer von seinem Sommerquartier entfernt, passierte er einen eindrucksvollen Felsblock.

Anhänger des Philosophen haben den "Erleuchtungsfelsen" am malerischen Silvaplana See zum Weiheort erhoben. Neben dem imposanten Felsbrocken schichten sie seit Jahren Stelen aus Holz oder Steinen auf, Dutzende davon stehen wie Denkmäler am Ufer.

Dort, unmittelbar am Ufer des Sees vor dramatischer Alpenkulisse, traf Nietzsche die Erleuchtung. Ihn durchblitzte der nach eigener Einschätzung wichtigste Gedanke seines Lebens; sein Dasein wurde von jetzt an "in zwei Hälften auseinandergeschnitten: das Leben davor und das Leben danach", wie Biograf Rüdiger Safranski schreibt.

Als ein Meister der Selbststilisierung mystifizierte Nietzsche diesen Moment. In sein Arbeitsheft notierte er: "6000 Fuß über dem Meere und viel höher über allen menschlichen Dingen." In einem Brief schrieb er: "An meinem Horizonte sind Gedanken aufgestiegen, dergleichen ich noch nie gesehen habe." Er vergieße "Tränen des Jauchzens".

Anhänger des deutschen Philosophen pilgern zum Silser See und haben den "Erleuchtungsfelsen" zum Weiheort erhoben. Neben dem Felsbrocken schichten sie seit Jahren Stelen aus Holz oder Steinen auf, Dutzende davon stehen wie Denkmäler am Ufer.

Literatur:


Friedrich Nietzsche: Wanderer und freier Geist
von Sabine Appel

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