Samstag, 19. September 2015

Utilitarismus ist ein ethisches Prinzip


Der Utilitarismus ist ein ethisches Prinzip, welches auf dem Nützlichkeitsprinzip basiert. Letzteres besagt, dass eine Handlung im ethischen Sinne korrekt ist, sofern sie das Wohlergehen der von der Handlung Betroffenen sichert. Damit ist der Utilitarismus eine Ausprägung der teleologischen Ethik.

Bei der teleologischen oder auch konsequentialistischen Ethik liegt der Maßstab zur Bestimmung richtiger oder falscher Handlungen in der Konsequenz, die diesen Handlungen folgt. Damit steht sie der deontologischen Ethik gegenüber, die vor allem durch Immanuel Kants „guten Willen“ und „kategorischen Imperativ“ geprägt wurde.

Bei der deontologischen Ethik ist der Maßstab zur Bestimmung guter und schlechter Handlungen die Absicht und die Befolgung einer verpflichtenden Regel. Eine Handlung ist demnach ethisch vertretbar, sofern der Wille dahinter gut war und einer Handlungsmaxime folgte – ungeachtet der Konsequenzen.


Der einzig und allein gerechte und einzig und allein zu rechtfer-tigende Endzweck des Staates ist das größte Glück der größten Zahl.

Jeremy Bentham (1748-1832), englischer Jurist, Philosoph und Sozialreformer


Das ethische Konzept des Utilitarismus ist eine der bekanntesten überhaupt. Der Utilitarismus ist eine normative Theorie zur moralischen Bewertung von Handlungen. In einer einfachen Formulierung lautet das utilitaristische Grundprinzip: „Handle so, dass die Folgen deiner Handlung bzw. Handlungsregeln für das Wohlergehen aller Betroffenen optimal sind.“

Damit möchte der Utilitarismus ein Kriterium bereit stellen, mit dessen Hilfe Handlungen, Normen und Institutionen moralisch beurteilt werden können.

Als Begründer des klassischen Utilitarismus gelten Jeremy Bentham (1748-1832) und John Stuart Mill (1806-1873). In seiner Schrift „Eine Einführung in die Prinzipien der Moral und Gesetzgebung“ (1789) stellt Bentham den Utilitarismus erstmals in einer systematischen Form vor.

John Stuart Mill

Mills Verteidigung der utilitaristischen Theorie, dass die Beförderung des allgemeinen Glücks das erste und einzige Kriterium des moralischen Handelns sei, gehört zu den am häufigsten diskutierten, aber auch zu den am häufigsten kritisierten moralphilosophischen Werken.

Utilitarianism / Der Utilitarismus
Utilitarianism / Der Utilitarismus

Als Rechtswissenschaftler und Nationalökonom war Bentham insbesondere daran gelegen die gesellschaftlichen Institutionen und die Rechtsordnung in Großbritannien zu verbessern und nach gerechteren Maßstäben auszurichten. Mill greift seine Ideen in »Der Utilitarismus« (1863) auf und modifiziert sie so, dass sie der sofort entstandenen Kritik besser standhalten können.

Dem Utillitarismus entgegengesetzt ist die »Ethik der Pflicht« Kants, bei der es nicht auf die Folgen des Tuns ankommt, sondern, daß die Taten der Menschen gut in einem sittlichen Sinne sind und dem moralischen Gesetz sowie dem »Kategorischen Imperativ« entsprechen.


Handle so, daß die Maxime deines Willens jederzeit zugleich
als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.


Weblink:

Alles über der Utilitarismus - Utilitarismus-Portal - utilitarismus.com


Literatur:

Utilitarianism / Der Utilitarismus
Utilitarianism /Der Utilitarismus
von John Stuart Mill und Dieter Birnbacher

Einführung in die utilitaristische Ethik: Klassische und zeitgenössische Texte
Einführung in die utilitaristische Ethik: Klassische und zeitgenössische Texte
von von Otfried Höffe

Samstag, 5. September 2015

Das ethische Konzept des Utilitarismus

Der Utilitarismus (lat. utilitas, Nutzen, Vorteil) ist eine Form der zweckorientierten (teleologischen) Ethik, die in verschiedenen Varianten auftritt. Auf eine klassische Grundformel reduziert besagt er, dass eine Handlung genau dann moralisch richtig ist, wenn sie den aggregierten Gesamtnutzen, d. h. die Summe des Wohlergehens aller Betroffenen, maximiert. Neben der Ethik ist der Utilitarismus auch in der Sozialphilosophie und den Wirtschaftswissenschaften von Bedeutung.


Der Utilitarismus fordert das Glück der größten Zahl.

Das ethische Konzept des Utilitarismus ist eine der bekanntesten überhaupt. Der Utilitarismus ist eine normative Theorie zur moralischen Bewertung von Handlungen. In einer einfachen Formulierung lautet das utilitaristische Grundprinzip: »Handle so, dass die Folgen deiner Handlung bzw. Handlungsregeln für das Wohlergehen aller Betroffenen optimal sind.« Damit möchte der Utilitarismus ein Kriterium bereit stellen, mit dessen Hilfe Handlungen, Normen und Institutionen moralisch beurteilt werden können.


Handle so, dass die Folgen deiner Handlung bzw. Handlungsregeln
für das Wohlergehen aller Betroffenen optimal sind.

Seit seiner Entstehung im späten 18. Jahrhundert hat der Utilitarismus eine starke Ausdifferenzierung erfahren. Insbesondere im anglo-amerikanischen Raum haben sich zahlreiche Spielarten des Utilitarismus entwickelt. So sollte man heute nicht mehr von dem Utilitarismus als homogene Theorie sprechen, sondern eher vom „Utilitarismus“ als Überbegriff eines ganzen Bündels unterschiedlicher Theorieansätze. Dennoch lassen sich einige Prinzipien festhalten, die allen utilitaristischen Ansätzen gemein sind.

Jeremy Bentham

Als Begründer des klassischen Utilitarismus gelten Jeremy Bentham (1748-1832) und John Stuart Mill (1806-1873). In seiner Schrift »Eine Einführung in die Prinzipien der Moral und Gesetzgebung« (1789) stellt Bentham den Utilitarismus erstmals in einer systematischen Form vor.

Utilitarianism / Der Utilitarismus
Utilitarianism / Der Utilitarismus

Mills Verteidigung der utilitaristischen Theorie, dass die Beförderung des allgemeinen Glücks das erste und einzige Kriterium des moralischen Handelns sei, gehört zu den am häufigsten diskutierten, aber auch zu den am häufigsten kritisierten moralphilosophischen Werken.

Als Rechtswissenschaftler und Nationalökonom war Bentham insbes. daran gelegen die gesellschaftlichen Institutionen und die Rechtsordnung in Großbritannien zu verbessern und nach gerechteren Maßstäben auszurichten. Mill griff seine Ideen in »Der Utilitarismus« (1863) auf und modifiziert sie so, dass sie der sofort entstandenen Kritik besser standhalten können.


Das Prinzip des größten Glücks der größten Zahl beinhaltet die Forderung nach Gleichberechtigung, verstanden als gleiche Berücksichtigung des Glücks bei der Bewertung der Handlungsfolgen.


Die goldene Regel dabei lautet: Der Utilitarismus muss zwischen eigenem und dem Glück anderer entscheiden. Das Glück des Einzelnen muss aber weitgehend mit dem Interesse der Gemeinschaft einher gehen. Behandle dabei andere so, wie du selbst behandelt werden willst.

Die richtige Bestimmung des größten Glücks setzt die Freiheit der Meinungsäußerung (Pressefreiheit, Freiheit der Wissenschaft etc.) voraus.

Diese freiheitliche Version des Utilitarismus findet sich auch in der politischen Philosophie Bertrand Russells (1872–1970) wieder.

Dem Utillitarismus entgegengesetzt ist die »Ethik der Pflicht« Kants, bei der es nicht auf die Folgen des Tuns ankommt, sondern daß die Taten gut sind und dem moralischen Gesetz sowie dem »Kategorischen Imperativ« entsprechen.


Handle so, daß die Maxime deines Willens jederzeit zugleich
als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.


Weblink:

Alles über der Utilitarismus - Utilitarismus-Portal - utilitarismus.com


Literatur:

Utilitarianism / Der Utilitarismus
Utilitarianism /Der Utilitarismus
von John Stuart Mill und Dieter Birnbacher

Einführung in die utilitaristische Ethik: Klassische und zeitgenössische Texte
Einführung in die utilitaristische Ethik: Klassische und zeitgenössische Texte
von von Otfried Höffe

Samstag, 22. August 2015

Nietzsches Verhältniis zum Süden

Nietzsche. Süden
Nietzsche. Süden


»Das weiße Meer liegt eingeschlafen, und purpurn steht ein Segel drauf. Fels, Feigenbäume, Turm und Hafen, Idylle rings, Geblök von Schafen, - Unschuld des Südens, nimm mich auf.«

Friedrich Nietzsche, »Im Süden«


Der Süden hat es dem berühmten Philosophen lange angetan und sein Denken wesentlich beeinflusst. Für Nietzsche ist der Süden eine Idee - ein Pfad, auf dem man als Wanderer wandeln kann. In seinen Werken gerät der Süden zur Metapher.

Nietzsche hatte ein besonderes Verhältnis zum Süden. Auf Nietzsches Spuren zu wandeln und sowohl Nietzsches Gedanken über den Süden als auch die Metaphern und Ideen des Südens selbst nachzuzeichnen.

Im Sommer hielt Nietzsche sich ab 1881 bevorzugt in Sils Maria, im schweizerischen Oberengadin, auf. Für Nietzsche selbst war ja "das Engadin und die Gegend um Sils-Maria zum Teil tausendmal südlicher als Turin oder Italien."

Bis Mai 1877 hielt er sich mit Malwida von Meysenbug (1816-1903) und dem Moralpsychologen Paul Rée (1849-1901) in der süd-italienischen Stadt Sorrent auf, wo er 1876 zum letzten Mal auf Wagner traf.

Wegen seines sich rapide weiter verschlechternden Gesundheitszustandes bat er 1879 um Entlassung aus dem Basler Amt, welche ihm gewährt wurde. Er erhielt eine Pension für sechs Jahre, die 1885 verlängert wurde.

Nietzsche lebte von da an nomadisch: Den Winter verbrachte er meistens in Italien, vor allem in Genua, Rapallo, dem italienischen Nizza, Turin, Venedig, Riva, Recoaro und Messina. Im Sommer hielt er sich ab 1881 bevorzugt ins Sils Maria, im schweizerischen Oberengadin, auf, zwischenzeitlich war er u.a. bei seiner Mutter in Naumburg, in Basel, Genf und Berlin.

1882 wurde sein nomadisches Leben unterbrochen: Zusammen mit Rée besuchte er von Meysenbug in Rom, wo er und Rée sich in die russische Schriftstellerin Lou von Salomé (1861-1937) verliebten und beide ihr jeweils erfolglos einen Heiratsantrag machten. 1889 wurde in Turin eine organische Hirnerkrankung bei ihm festgestellt, deren Folge eine fortschreitende Zerstörung des Bewusstseins war.



Das Werk »Nietzsche. Süden« ist eine interessante Art, sich an den Philosophen zu erinnern.

Literatur:

Nietzsche. Süden
Nietzsche. Süden
von A. T. Schaefer und Peter A. Bloch

»Praktische Ethik« von Peter Singer

Praktische Ethik
Praktische Ethik


Peter Singers »Praktische Ethik«, 1979 in erster Auflage erschienen, ist in seiner ebenso präzisen wie nachvollziehbaren Argumentationsstruktur ein Musterbeispiel für klares, philosophisches Denken. Seine Praktische Ethik enthält eine Menge grundlegender Texte. Behandelt wird darin u.a. das Gleichheitsprinzip auf Grundlage der utilitaristischen Ethik.

Besonders wichtig ist der von Singer eingeführte Begriff des Speziesismus (Menschen denken über Tiere anders, weil Tiere keine Menschen sind, obwohl es sachlich begründete Argumente gibt, genau dies nicht zu tun).

Singer beschäftigt sich mit ethischen Grundfragen unserer Zeit. Ers behandelt aktuelle Schlüsselprobleme unserer Zeit und gibt dabei viele gut verständliche und nachvollziehbare Beispiele aus der Praxis. Dazu zählen beispielsweise heiß diskutierte Themen wie Abtreibung oder aktive Sterbehilfe. Oder auch das Gleichheitsprinzip auf Grundlage der utilitaristischen Ethik.

Für Kontroversen sorgten seine Theorien über Sterbehilfe und Euthanasie. Für diese dritte Auflage hat der Autor den Band komplett durchgearbeitet und um ein neues Kapitel über den Klimawandel und die sich aus diesem ergebenden Verpflichtungen gegenüber kommenden Generationen ergänzt.

Da hier jeder zu kritischem Nachdenken über sich selbst und die Welt angeregt wird, ist das Buch nicht nur für Philosophie-Intenessierte äußerst zu empfehlen!

Weblink:

Praktische Ethik
Praktische Ethik
von Peter Singer

Hegel der Staat und die Krise Europas


Als der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel in seinen Berliner Vorlesungen einst den preußischen Staat bejubelte, verblüffte er seine Studenten mit folgendem Gedanken. Warum ist der preußische Staat ein so herrliches Gebilde? Die Antwort: weil er den höchsten Stand der geschichtlichen Vernunft verkörpert. Oder um Hegels Hammersatz aus dem Jahr 1820 noch einmal in seiner ganzen Pracht zu zitieren: "Was vernünftig ist, das ist wirklich; und was wirklich ist, das ist vernünftig."

Unter den kritischen Intellektuellen verursachte der Satz damals einen Aufschrei, und sie verstanden ihn so, wie er anfangs gemeint war: Der Staat hat immer recht, er ist die Wirklichkeit der Vernunft. Der Staat ist für Hegel die Vernunft gewordene Wirklichkeit. Hier wird Philosophie zu einer gefährlichen Verklärung des Diesseitigen. Diese Staatsphilosophie ist eine gefährliche Verdrehung der Wirklichkeit. Bekanntlich war es der Linkshegelianer Karl Marx, der den Satz revolutionär auf den Kopf stellte: Die Wirklichkeit ist nicht vernünftig, denn sie besteht aus Unterdrückung, Elend und Ausbeutung. Die Wirklichkeit ermächtigt dazu, sie zu verändern.

Geschichte wiederholt sich, solange wie die Widersprüche nicht beseitigt sind. Ist das nicht genau die Situation, in der sich Europa heute befindet? Die Verteidiger des Brüsseler Apparats argumentieren lippensynchron mit dem staatsfrommen Hegel: Die Vernunft wohnt in den Institutionen, sie sind alternativlos, es gibt nichts Besseres. Demnach wären die Herren Dijsselbloem und Schäuble die Personifizierungen des obwaltenden Weltgeistes. Man muss ihnen vertrauen, vor allem aber: Man muss ihnen gehorchen.

Es ist klar, wer die Rolle der Linkshegelianer einnimmt, es sind Syriza, Podemos und die Intellektuellen aus aller Herren Länder, die sich über das "preußische" Brüssel empören. Wie ihre rebellischen Vorfahren drehen sie den Spieß um und sagen: Die Wirklichkeit ist unvernünftig, sie ist autoritär, und ein deutsches Europa habe sowieso niemand gewollt. Europa droht, straft, demütigt, und egal, was das Volk sagt – Brüssel setzt allgemeine Regeln durch, ohne Rücksicht auf die besondere gesellschaftliche Lage, in der diese zur Anwendung kommen. Die EU serviert den unterschiedlichsten Nationen eine neoliberale Einheitsmagerkost, bei der selbst Wirtschaftsexperten übel wird. "Denk ich an Europa in der Nacht, / Dann bin ich um den Schlaf gebracht."

Geschichte wiederholt sich nicht, aber es kann nicht schaden, aus ihr zu lernen. Der autoritäre Geist und die kompromisslose institutionelle "Vernunft" helfen vielleicht für den Augenblick und lassen die Wankelmütigen und Abtrünnigen noch einmal widerwillig strammstehen. Aber das bleibt nicht so. Entweder kommt Europa zur Vernunft und wird wahrhaft demokratisch – oder die Geschichte wiederholt sich doch, und dann kommt das Volk, "der große Lümmel" (Heinrich Heine), und baut seine Barrikaden.

Für Hegel ist die Geschichte ein Prozeß, der das Kommen der Wahrheit - des Geistes vollbringt. Nach Hegel zeigt sich dieser Geist in der Freiheit, genauer: den Freiheitskämpfen der Menschen. Nur wenn Unterdrückte um ihre Freiheit ringen, unter Umständen sogar ihr Leben dafür geben, kann Geshcichte sich vollzien, Fortschritt sich ereignen.

Weblink:

Weltgeist Schäuble - www.zeit.de

Samstag, 1. August 2015

Die Kyniker waren die Anarchisten der Antike

Die Schule der griechischen Kyniker wurde von Anisthenes mit dem Ziel gegründet, ein bedürfnisloses, von Staat und und Religion unabhängiges Leben führen zu können. Erst später schlug der Kynismus in einen alle kulturellen Werte und Normen verachtenden Zynismus um.

Die Kyniker waren eine griechische Philosophenschule, die das Ideal der Bedürfnislosigkeit lebten, bis hin zur Missachtung staatlicher und religiöser Gesetze. Ihre Haltung war der Zynismus, d.h. die Missachtung oder Verhöhnung von Werten und Gefühlen.

Die Kyniker waren die Anarchisten unter den Philosophen der Antike. Sie lehnten alles ab, worauf schon damals die öffentliche Ordnung begründet war. Mein oder dein, öffentlich oder privatr, bekleidet oder nackt, das seien alles nur unsinnige Konventionen, erklärte der berühmteste Kyniker Diogenes.

Diogenes verkörpert den Urahnen des Kynikers: "Der Kyniker furzt, scheißt, pißt, masturbiert auf offener Straße vor den Augen des athenischen Marktes; er verachtet den Ruhm, [...] parodiert die Geschichte von Göttern und Helden, ißt rohes Fleisch und Gemüse, liegt in der Sonne, scherzt mit den Huren und sagt zu Alexander dem Großen, er möge ihm aus der Sonne gehen" . Der Kyniker setzt hier dem Aufgeklärtheit simulierenden Mainstream seine Direktheit und Vulgarität als Gegenpart entgegen.

Zu den elementaren Genüssen der kynischen Philososphen gehörten täglich wiederkehrende Gewohnheiten: In der Sonne liegen, dem Weltbetrieb zusehen, seinen Körper pflegen und sich darüber freuen und auf nichts zu warten haben.

Er soll sogar Alexander dem Großen begegnet sein und den Eroberer ganz schön bloßgestellt haben. Alexander dem Große soll versprochen haben, ihm einen Wunsch zu erfüllen, worauf Diogenes angeblich entgegnete: "Nimm deinen Schattten von mir!«

Literatur:

Das Leben des Diogenes von Sinope
Das Leben des Diogenes von Sinope
von Diogenes Laertios

Leben und Lehre der Philosophen
Leben und Lehre der Philosophen
von F. Juerss und Diogenes Laertios

Mittwoch, 29. Juli 2015

»Über das Unglück, ein Grieche zu sein« von Nikos Dimou

Über das Unglück, ein Grieche zu sein
Über das Unglück, ein Grieche zu sein

von Nikos Dimou


Der griechische Philosooph Nikos Dimou gilt als unter Greichenaldns Intellektuellen. Sein Buch »Über das Unglück, ein Grieche zu sein« ist eine wahre Fundgrube an Provokation. Ein Buch, in dem er mitunter die Ursachen der Griechenland-Krise beschreibt.

»Über das Unglück, ein Grieche zu sein« von Nikos Dimou ist ein buntes Panoptiklum zeitloser Ansichten über Griechenland und die Griechen. Sein berühmter Aphorismenband »Über das Unglück, ein Grieche zu sein« erschien zuerst 1975. Er wirft einen tiefen Blick in die Seele Griechenlands.

»Wenn ein Grieche von Europa spricht, schließt er Griechenland automatisch aus. Wenn ein Ausländer von Europa spricht, ist es undenkbar für uns, dass er Griechenland nicht mit einschließt.«

»Das Parkinsonsche Gesetz auf Griechisch: Zwei Griechen schaffen in zwei Stunden (wegen Streitigkeiten), was ein Grieche in einer Stunde schafft.«




Das behaupten nicht die Kontrolleure der EU, sondern einer der bekanntesten griechischen Intellektuellen, Nikos Dimou. Sein Klassiker »Über das Unglück, ein Grieche zu sein«, den jeder Grieche kennt, hat gerade wieder die Bestsellerlisten gestürmt - und liegt nun erstmals auf Deutsch vor.

Zeitlose Einsichten für alle, die Griechenland lieben und doch an ihm verzagen: »Ein Grieche tut alles, was er kann, um die Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit zu vergrößern.«

»Mit Methode und System, die unserem täglichen Leben und unserer Arbeit fehlen, konzentrieren wir uns auf unsere geheime Mission: das wunderbare Land, das uns das Schicksal zugedacht hat, so effektiv wie möglich zu zerstören.«

»Ein Grieche« - so Dimou - »nimmt die Realität prinzipiell nicht zur Kenntnis. Er lebt zweifach über seine Verhältnisse. Er verspricht das Dreifache von dem, was er halten kann«.


Der Grieche als freundlicher Negierer der Realität. Natürlich übertreibt hier auch Dimou - wie sollte er - als Grieche - auch nicht? Ist dieser Hang des Griechen zur maßlosen Übertreibung eine heilbare Krankheit?

Nein, sie ist Teil der griechischen Mentalität, die ich in den 25 Jahren in denen ich Griechenland bereist habe, erleben konnte. Eine Mentalität ist nichts, was man sich aussuchen kann. Sie ist Teil der eigenen Kultur und eines erlernten Selbstverständnisses.

Was Dimou an dieser Stelle vergisst zu erwähnen ist, dass auch Herz und Seele des Griechen mindestens vier mal so groß sind wie die des durchschnittlichen Nordeuropäers.

Der Philosoph Nikos Dimou, geb. 1935 in Athen, studierte in Athen und München und ist Autor von über 60 Büchern. Bekannt wurde der streitbare Intellektuelle durch seine Fernsehtalkshows, Radiosendungen und vielbesuchten Blogs. Sein berühmter Aphorismenband »Über das Unglück, ein Grieche zu sein« erschien zuerst 1975.

Das Buch sei das meistverkaufte Sachbuch seit der Antike, heisst es ironisch - auf jeden Fall ein Bestselles. Ein tiefer Blick in die griechische Seele. <!-- Wer dieses lesenswete Buch liest, hat die Seele Griechenlands erfasst.-->Wer dieses lesenswete Buch liest, vermag die Seele Griechenlands zu erfassen.

Weblink:

Über das Unglück, ein Grieche zu sein
Über das Unglück, ein Grieche zu sein
von Nikos Dimou

Samstag, 25. Juli 2015

Peter Singer - der Weltverbesserer unter den Philosophen

Peter Singer


Der australische gilt als der Weltverbesserer unter den Philosophen. Der streitbare Ethiker Peter Singer scheut die Kontroverse nicht. Er fordert Menschenrechte für Menschenaffen, Sterbehilfe für schwerbehinderte Kinder, radikale Umverteilung des Reichtums zugunsten der Armen.

Singer beschäftigt sich mit ethischen Grundfragen unserer Zeit. Er behandelt aktuelle Schlüsselprobleme unserer Zeit und gibt dabei viele gut verständliche und nachvollziehbare Beispiele aus der Praxis.

Der Philosoph Peter Singer ist von einer Radikalität im Denken, die irritiert. Doch wer meint, der Utilitarist sei kalt und egoistisch, irrt: Alles, was wir tun, soll dazu dienen, die Welt für Menschen wie Tiere zu einem besseren Ort zu machen - auch wenn die knappen Ressourcen bittere Opfer abverlangen.

Peter Singer hat unter anderen folgende Bücher veröffentlicht: "Leben retten. Wie sich die Armut abschaffen lässt - und warum wir es nicht tun", "Wie sollen wir leben? Ethik in einer egoistischen Zeit", "Praktische Ethik" und "Animal Liberation. Die Befreiung der Tiere".

Weblink:

Praktische Ethik
Praktische Ethik
von Peter Singer

Freitag, 24. Juli 2015

»Kritik der zynischen Vernunft« von Peter Sloterdijk

Peter Sloterdijk

Die »Kritik der zynischen Vernunft« ist ein 1983 erschienenes zweibändiges Werk des deutschen Philosophen Peter Sloterdijk. Das Werk behandelt den Kynismus/Zynismus als gesellschaftliches Phänomen der europäischen Geschichte. Mit diesem Werk gelang Peter Sloterdijk der Durchbruch als philosophischer Autor.

In seiner »Kritik der zynischen Vernunft« stellt Peter Sloterdijk dem antiken Zynismus dem modernen Zynismus entgegen. Der erste Band beinhaltet die philosophischen Grundlagen. Der zweite Band fächert darauf aufbauend eine Phänomenologie der Handlungsgeschichte auf. In beiden Bänden ist der Text-Bild-Bezug ein integraler Bestandteil des philosophischen Diskurses.



Im Jahr 1984 veröffentlichte der deutsche Philsosoph Peter Sloterdijk sein Buch »Zur Kritik der zynischen Vernunft«. Peter Sloterdijk verstand Aufklärung als Ideologiekritik und Erneuerung des Kynismus. Sein Vorbild waren die Kyniker der Antike. Für Sloterdijk bedarf moderne Aufklärung eines kynischen Impulses, d.h. der Frechheit von unten.

Dargestellt wird an einem Kabinett der historischen Kyniker, von Diogenes in der Tonne bis Adolf Hitler, die neue Betrachtung der Geschichte der Aufklärung: Die Aufklärung wird dazu benutzt, die Praktiken der Amoral und des Beschiss' zu verstärken.

Aufklärung hat nicht die Menschen besser gemacht, sondern die Drecksmethoden der Privilegierten nunmehr auch den einfacheren Leuten zugänglich gemacht. Während früher der Papst öffentlöich Wasser predigte und heimlich Wein soff, somacht heute jeder kleine Bausparer seine Versicherungsbetrüge und nennt es Sünde und Kavaliersdelikt, derer man sich in Gesellschaft sogar selbst rühmt.


200 Jahre nach dem Erscheinen von Kants »Kritik der reinen Vernunft« sieht sich jede Kritik, die Aufklärung in der Gegenwart einlösen will, mit einer neuen Form des falschen Bewusstseins konfrontiert. Dieses falsche Bewusstsein beruht weder auf Lüge noch auf Irrtum, es ist auch nicht durch die auf eine "Kritik der politischen Ökonomie" gestützte Ideologiekritik aufzulösen.

Zynismus ist das aufgeklärte falsche Bewußtsein. Es ist das modernisierte unglückliche Bewußtsein, an dem Aufklärung zugleich erfolgreich und vergeblich gearbeitet hat. Es hat seine Aufklärung gelernt, aber nicht vollzogen und wohl nicht vollziehen können. Gutsituiert und miserabel zugleich fühlt sich dieses Bewusstsein von keiner Ideologiekritik mehr betroffen, da seine Falschheit bereits reflexiv gefedert ist.
Peter Sloterdijk

Sloterdijk - ein aufgeklärter Vertreter der zynischen Vernunft - übt in seinem Werk moderne Ideologiekritik im aufgeklärten Sinne. Das Herrschaftwissen der Eliten hält sich den Schleier der Demaskierung selber vor - es ist zynisch geworden. Zeit also, sich um eine zeitgemäße Aufklärung zu bemühen. Diesem Unterfangen widmet sich Sloterdijk in seinem epochalen Werk anhand der Verfahrensweisen des antiken Kynismus.

Sloterdijks Werk ist der Kristallisationskern, um den sich eine Realphilosophie eines erneuerten Kynismus entfalten kann.

Dieses Werk ist im besten Sinne aufklärerisch, denn es legt den Finger auf eine Wunde unserer modernen Geschichte. Dass nämlich jeder aufklärerische Impuls irgendwann zu Denkfaulheit und Abgestumpftheit des Herzens verflacht und dann zynisch wird. Anders gesagt: Wer irgendwann in der Geschichte recht bekam, der kämpfte darum, recht zu behalten, und wer so oft recht behielt, dass er sich gar nicht mehr rechtfertigen musste, der wurde gar zynisch.

Literatur:

Kritik der zynischen Vernunft
Kritik der zynischen Vernunft
von Peter Sloterdijk


Weblink:

Zynismus und Gesellschaft – von den Alten zu den Zeitgenossen - www.streifzuege.org

Samstag, 18. Juli 2015

»Gerechte Freiheit« von Philip Pettit

Was heißt Freiheit heute – jenseits einer auf persönliche Interessendurchsetzung zielenden neoliberalen Marktfreiheit? Kann es eine gerechte Freiheit geben? Können wir noch ein Freiheitsverständnis entwickeln, das uns moralische Orientierung in einer immer komplexeren Welt bietet? - Der vorherrschende Neoliberalismus lässt da durchaus berechtigte Zweifel aufkommen.

Philip Pettit, einer der meistdiskutierten Philosophen der Gegenwart, entwickelt in seinem mitreißenden Buch einen Freiheitsbegriff, der die Idee eines nichtbeherrschten Lebens in sein Zentrum stellt. Freiheit heißt ihm zufolge sein eigener Herr sein, allen auf Augenhöhe begegnen können und den Einfluss anderer Menschen nicht fürchten müssen. Das hat weitreichende soziale, ökonomische und politische Konsequenzen.

Pettit verfolgt diese republikanische Idee der Freiheit von ihrer Entstehung in der Römischen Republik über den Republikanismus der Florentiner Renaissance bis hin zur englischen Revolution der 1640er Jahre und zur amerikanischen Revolution des 18. Jahrhunderts, um sie dann auf brillante Weise zur Lösung aktueller Probleme fruchtbar zu machen. Im sozialen und ökonomischen Bereich ergibt sich daraus die Notwendigkeit weitreichender sozialstaatlicher Interventionen, robuster Arbeitnehmerrechte sowie der Schutz kleiner Unternehmen gegen große Konzerne.

»Freiheit ist Einsicht in die Notwendigkeit.«

Georg Friedrich Wilhelm Hegel

Mit Blick auf die Demokratie führt Pettit innovative Überlegungen ein, wie man die Bürger nicht nur über Wahlen als Autoren der Gesetze stärken kann, sondern auch über sogenannte »Kontestationen« von Mehrheitsentscheidungen. Und im Hinblick auf die internationale Politik begründet er, warum Staaten, die ihre Bürger vor Beherrschung schützen, nicht selbst zum Opfer von Beherrschung durch mächtigere Staaten, multinationale Konzerne oder internationale Organisationen werden dürfen. Ein unverzichtbarer Kompass für die Navigation im 21. Jahrhundert.

Weblink:

Gerechte Freiheit: Ein moralischer Kompass für eine komplexe Welt
Gerechte Freiheit: Ein moralischer Kompass für eine komplexe Welt

von Philip Pettit und Karin Wördemann Philip Pettit: Homepage - Princeton University - www.princeton.edu/~ppettit

Samstag, 11. Juli 2015

Was bedeutet Freiheit heute?

"Die Menschen waren ins Paradies gesetzt, doch sie verlangten nach Freiheit und stahlen
das Feuer vom Himmel, obwohl sie wußten, daß sie unglücklich würden."
 
Fjodor Dostojewski, »Die Brüder Karamasow«


Die Freiheit und ihre Idee davon ist ziemlich in Verruf geraten - spätestens seitdem Politiker mit ihr nichr gut umgegangen sind. Zeit also für eine Neubestimmung der Freiheit, die sich folgneden Fragen stellen sollte. Welche Bedeutung hat Freiheit in einer immer komplexeren und globalisierten Welt? Wie kann die Freiheit des Einzelnen aber auch von Staaten verlässlich geschützt werden?

Der Rechtsphilosoph Philip Pettit stellt in seinem Buch »Gerechte Freiheit« die Idee der Freiheit als Nichtbeherrschung ins Zentrum seiner Theorie. Er entwirft nicht weniger als einen Kompass, der die Richtung für das Verhältnis zwischen Bürger und Staat, aber auch von Staaten untereinander im 21. Jahrhundert vorgeben soll.

Doch funktioniert ein solcher "moralischer Kompass" auch, wenn wir uns mit Terrorrismus und repressiven Systemen konfrontiert sehen? Welche Rolle spielen nicht-staatliche Macht und Beherrschung, wie sie von globalen Konzernen und Finanzinstituten ausgeübt werden?

Und in welche Richtung schlägt Pettits Kompass aus, wenn man das aktuelle Verhältnis zwischen Griechenland und der EU oder die Ukraine-Krise betrachtet?

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Gerechte Freiheit: Ein moralischer Kompass für eine komplexe Welt
Gerechte Freiheit: Ein moralischer Kompass für eine komplexe Welt

von Philip Pettit und Karin Wördemann

Philip Pettit: Homepage - Princeton University - www.princeton.edu/~ppettit

Samstag, 4. Juli 2015

Philip Pettit fordert eine gerechte Freiheit

Philip Pettit ist ein irischer Philosoph und die Gegenstimme zu dem neoliberalen Mainstream. Er vertritt das Ideal der republikanischen Freiheit und fordert mehr als nur republikanische Kontrollen. Pettits Ideal der republikanischen Freiheit umreißt, wofür wir Leben und uns entscheiden können.

Im 21. Jahrhundert brauchen wir einen neuen moralischen Kompass, weil die Bürger, die der Staat beschützen soll, selbst vom Sttat beschützt werden müssen.

Die republikanische Idee der Freiheit erfordert die Lösung aktueller Probleme unter dem Gesichtspunkt einer gerechten Freiheit. Im sozialen und ökonomischen Bereich ergibt sich daraus die Notwendigkeit weitreichender sozialstaatlicher Interventionen, robuster Arbeitnehmerrechte sowie der Schutz kleiner Unternehmen gegen große Konzerne.

Mit Blick auf die Demokratie führt Pettit innovative Überlegungen ein, wie man die Bürger nicht nur über Wahlen als Autoren der Gesetze stärken kann, sondern auch über sogenannte "Kontestationen" von Mehrheitsentscheidungen.

Weblink:

Gerechte Freiheit: Ein moralischer Kompass für eine komplexe Welt
Gerechte Freiheit: Ein moralischer Kompass für eine komplexe Welt

von Philip Pettit und Karin Wördemann Philip Pettit: Homepage - Princeton University - www.princeton.edu/~ppettit

Samstag, 27. Juni 2015

Habermas: Merkels Griechenland-Politik ist ein Fehler

"Nicht Banken, sondern Bürger müssen über Europa&#8236; entscheiden, das fordert der berühmte Philosoph Jürgen &#8234;Habermas&#8236;. Angela Merkel habe die Krise mitverursacht. Der Kanzlerin seien die Anlegerinteressen wichtiger als die Sanierung der griechischen Wirtschaft."

Das jüngste Urteil des Europäischen Gerichtshofes wirft ein grelles Licht auf die Fehlkonstruktion einer Währungsgemeinschaft ohne politische Union. Alle Bürger mussten im Sommer 2012 Mario Draghi dafür dankbar sein, dass er sie mit einem einzigen Satz vor den desaströsen Folgen eines unmittelbar drohenden Kollapses ihrer Währung bewahrt hat.

»Stehen Frauen an der Spitze der Regierung, so ist der Staat in Gefahr, denn sie handeln nicht nach den Anforderungen der Allgemeinheit, sondern nach zufälliger Neigung und Meinung.«

Georg Friedrich Wilhelm Hegel

Mit der Ankündigung, notfalls Staatsanleihen in unbegrenzter Höhe anzukaufen, hatte er für die Euro-Gruppe die Kastanien aus dem Feuer geholt. Er musste vorpreschen, weil die Regierungschefs unfähig waren, im europäischen Gemeininteresse zu handeln; sie blieben ihren jeweils nationalen Interessen verhaftet und verharrten in Schockstarre.

Man ist versucht zu sagen, das Recht der Europäischen Verträge muss von deren Hütern nicht direkt gebeugt, aber doch gebogen werden, um von Fall zu Fall missliche Konsequenzen jener Fehlkonstruktion der Währungsgemeinschaft auszubügeln, die - wie Juristen, Politologen und Ökonomen seit vielen Jahren immer wieder nachgewiesen haben - nur durch eine Reform der Institutionen behoben werden kann.

Weblinks:

<a href="http://www.sueddeutsche.de/kultur/europa-sand-im-getriebe-1.2532119" target="blank">Habermas: Warum Merkels Griechenland-Politik ein Fehler ist</a> - www.sueddeutsche.de/kultur

<a href="http://www.nachdenkseiten.de/?p=26499" target="blank">Kritik an Habermas‘ SZ-Artikel „Warum Merkels Griechenland-Politik ein Fehler ist“</a> - www.nachdenkseiten.de

<a title="»Zur Verfassung Europas: Ein Essay« von Jürgen Habermas" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/351806214/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank"><img alt="Zur Verfassung Europas: Ein Essay" src="http://ecx.images-amazon.com/images/I/310txNESwOL._SL500_PIsitb-sticker-arrow-big,TopRight,35,-73_OU03_SS115_.jpg" width="57" border="0"/><br />Zur Verfassung Europas: Ein Essay </a> von Jürgen Habermas
<!-- http://images-eu.amazon.com/images/P/351806214.03.TZZZZZZZ.jpg -->

Sonntag, 21. Juni 2015

Das wilde Leben des Jean-Jacques Rousseau

Jean-Jacques Rousseau

Wahrscheinlich hat kein anderer Philosoph so wild wie er gelebt. Jean-Jacques Rousseau führte ein recht wildes Leben, dass ihn jedoch nicht an fundamentalen Erkenntnissen hinderte.

Doch trotz aller Turbulenzen in seinem Leben entwickelte er Ideen, die ihn zum Wegbereiter der Französischen Revolution machten und deren Gedankengut später grundlegend für die moderne Gesellschaft wurde.

"Wohl mir, wenn meine Lernfortschritte in eigener Sache mich so weit bringen,
dass ich die Welt zwar nicht besser - das wäre auch unmöglich -
aber doch tugendhafter verlasse, als ich sie betrat."


Jean-Jacques Rousseau

In seiner Schrift »Entstehung der Ungleichheit unter den Menschen« analysierte er, was schief gelaufen war, nachdem der Mensch den Naturzustand verlassen hatte.

Zwar forderte er kein »Zurück zur Natur«, wie ihm oft unterstellt wurde, aber doch eine grundlegende Korrektur der gesellschaftlichen Verhältnisse.

Sein Aufruf »Zurück zur Natur« hat viele Wissenschaftler geprägt und spätere Gegenbewegungen zur Industrialisierung ausgelöst.

Auch heute noch wird über Rousseau heftig debattiert. Philosophie und Politik, Theologie und Pädagogik verdanken ihm viele Anregungen. Öko- und Friedensbewegung und politische Utopisten orientieren sich bis heute an ihm.


Literatur:

Zurück zur Natur?: Das wilde Leben des Jean-Jacques Rousseau
Zurück zur Natur?: Das wilde Leben des Jean-Jacques Rousseau
von Christiane Landgrebe

Sonntag, 31. Mai 2015

»Die offene Gesellschaft und ihre Feinde« ist ein sozialphilosophisches Hauptwerk dieses Jahrhunderts

Karl Popper


»Die offene Gesellschaft und ihre Feinde« ist ein sozialphilosophisches Hauptwerk dieses Jahrhunderts. In Deutschland lange Zeit unterschätzt bzw. absichtsvoll missverstanden, nicht zuletzt durch Diffamierungen aus dem Umkreis der Frankfurter Schule (Adorno, Habermas u.a.), gilt das Werk des Totalitarismus heute selbstverständlich als ein Standardwerk zum Thema Totalitarismus und Geschichtsphilosophie.

Popper versteht unter offenen Gesellschaften die diversen Formen der Demokratie, vom klassisch-demokratischen Athen bis hin zu den modernen Gesellschaften der "western civilization", im Unterschied zu den geschlossenen (statischen) Gesellschaften der Stammeskulturen, der antiken Diktaturen und Tyranneien, bis hin zu den diktatorischen Regimen unseres Jahrhunderts.

Der Philosoph Karl Popper hat sein Werk »Die offene Gesellschaft und ihre Feinde« aus dem Jahr 1945 als Antwort auf den Faschismus konzipiert. Darin rechnet er detailliert mit den Gedankensystemen von Platon, Hegel und Marx ab, die seiner Meinung nach totalitäre Systeme theoretisch begründet und praktisch befördert haben.

Das Werk ist aus seiner Zeit heraus zu verstehen. Von 1939 bis 1942, Anlass war der Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in Österreich, hat Popper an den beiden Bänden der offenen Gesellschaft geschrieben: Gegen Hitler und Stalin; gegen Nazismus und Kommunismus. Vom Zauber Platons, dessen idealstaatliche Vorstellungen Popper im ersten Band seiner "offenen Gesellschaft" vehement kritisiert und als totalitäre Version des Historizismus (eine Philosophie der unangemessenen Sinnndeutung des historischen Geschehens) entlarvt, spannt er den Bogen zu den "falschen Propheten" der Neuzeit, die er vor allem in Hegel 507572 und Marx sieht, den "orakelnden Philosophen" (Popper).

»Band 2 Hegel, Marx und die Folgen« kündet von den falsche Propheten der Philosophie. Hegel ist für Popper ein philosophischer Falschspieler, der immer wieder "mit Hilfe seiner zauberkräftigen Dialektik wirkliche, physische Kaninchen aus rein metaphysischen Zylindern" holte. Gegen Ende seiner knappen, aber heftigen Ausführungen zur Hegelschen Philosophie räumt Popper allerdings ein: "Viele meiner Freunde haben mich kritisiert wegen meiner Einstellung zu Hegel und wegen meiner Unfähigkeit, Hegels Größe zu sehen.

Sie hatten damit natürlich völlig recht, denn ich war wirklich unfähig , sie zu sehen. (Ich bin es noch immer.)"


Der Hauptteil dieses zweiten Bandes der offenen Gesellschaft ist Karl Marx zugedacht: Marxens Methode, Marxens Prophezeihung, Marxens Ethik. Wobei Popper, bei aller respektvollen Würdigung der marx'schen Analysen, vor allem dessen ökonomistischen Determinismus als eine besonders dogmatische Form des Historizismus kritisiert. Die darin angeführten Zitate sind teils hoch amüsant, teils erschreckend und belegen, dass auch (oder gerade) große Denker sich großen Unsinn aus den Fingern saugen können.

Literatur:

Die offene Gesellschaft und ihre Feinde
Die offene Gesellschaft und ihre Feinde
von Karl Popper

Samstag, 9. Mai 2015

Gedanken zum Ende des Zweiten Weltkrieges

Jahrestage und Gedenkveranstaltungen prägen die Erinnerungskultur der Menschen. Das gilt besonders für den 8. Mai, den Tag des Kriegsendes in Europa. Zentraler Bestandteil dieser Erinnerungskultur ist, dass Geschichte immer von den Siegern geschrieben wird. Entscheidend ist hier nicht der tatsächliche Verlauf der Geschichte, sondern deren Interpretation, in der immer auch die Möglichkeit der Lüge enthalten ist.

„Geschichte ist die Lüge,
auf die man sich geeinigt hat“

Voltaire

„Geschichte ist die Lüge, auf die man sich geeinigt hat“, schrieb einst der Aufklärer Voltaire. Aber wer hat sich auf was geeinigt? Marx und Engels helfen da weiter: „Die Gedanken der herrschenden Klasse sind in jeder Epoche die herrschenden Gedanken.“ Die herrschende Geschichtsschreibung ist die Geschichtsschreibung der Herrschenden.

„Die Gedanken der herrschenden Klasse sind in jeder Epoche die herrschenden Gedanken.“

Karl Marx


Das galt und gilt auch für die Jahrestage und Gedächtnisfeiern zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Als Richard von Weizsäcker in seiner berühmten Rede am 8. Mai 1985 sagte der Bundespräsidnet in einer wegweisenden Rede:



„Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.“ Und weiter „Wir dürfen nicht im Ende des Krieges die Ursache für Flucht, Vertreibung und Unfreiheit sehen. Sie liegt vielmehr in seinem Anfang und im Beginn jener Gewaltherrschaft, die zum Kriege führte“ und: „Wer seine Ohren und Augen aufmachte, wer sich informieren wollte, dem konnte nicht entgehen, das Deportationszüge rollten.“

Richard von Weizsäcker


In Richard von Weizsäcker höchst bemerkenswerten Rede - eine Rede für die Geschichtsbücher, die einen Bruch in der Kontinuität deutschen Denkens und deutscher Geschichtsauffassung darstellt - kamen nicht etwa die Gedanken der herrschenden Klasse zum Ausdruck, sondern die eines besiegten Wehrmachtsoffziers, der im Alter zu seiner eigenen Geschichtesauffasung gekommen war.

Seine Rede atmete den Geist einer höheren Vernunft. Es war die geläuterte Ausfassung und Sichtweise eines Besiegten, der zur Vernunft gekommen war - der Weltgeist hinterm Rednerpult sozusagen.

Eine höhere Vernunft, welcher der herrschenden Klasse - die sich 1945 lieber besiegen als befreien lies - bis heute immer noch fern liegt. Diese Klasse hält es mit der Geschichtsschreibnung wohl eher mit Voltaire, der das Wesen der Geschichte schon damals erkannat hatte.

Weblinks:

Das Ende des Zweiten Weltkrieges – ein Beitrag von Oskar Lafontaine zum 8.5.2015 Bundespräsident Weizsäcker Rede am 8 Mai 1985 - Youtube - www.youtube.com

Sonntag, 5. April 2015

Israel hat mit seiner Umwertung aller Werte triumphiert

Friedrich Nietzsche hat Israel mit seiner Rache und Umwertung aller Werte bisher über alle anderen Ideale, über alle vornehmeren Ideale immer wieder triumphiert. Diese Aussage aus seiner "Streitschrift" &"Zur Genealogie der Moral" gehört zu der Gewißheit seines Glaubens.

Dieser Jesus von Nazareth, als das leibhafte Evangelium der Liebe, dieser den Armen, den Kranken, den Sündern die Seligkeit und den Sieg bringende »Erlöser« – war er nicht gerade die Verführung in ihrer unheimlichsten und unwiderstehlichsten Form, die Verführung und der Umweg zu eben jenen jüdischen Werten und Neuerungen des Ideals?

Hat Israel nicht gerade auf dem Umwege dieses »Erlösers«, dieses scheinbaren Widersachers und Auflösers Israel's, das letzte Ziel seiner sublimen Rachsucht erreicht? Gehört es nicht in die geheime schwarze Kunst einer wahrhaft grossen Politik der Rache, einer weitsichtigen, unterirdischen, langsam-greifenden und vorausrechnenden Rache, dass Israel selber das eigentliche Werkzeug seiner Rache vor aller Welt wie etwas Todfeindliches verleugnen und an's Kreuz schlagen musste, damit »alle Welt«, nämlich alle Gegner Israel's unbedenklich gerade an diesem Köder anbeissen konnten?

Und wüsste man sich andrerseits, aus allem Raffinement des Geistes heraus, überhaupt noch einen gefährlicheren Köder auszudenken? Etwas, das an verlockender, berauschender, betäubender, verderbender Kraft jenem Symbol des »heiligen Kreuzes« gleichkäme, jener schauerlichen Paradoxie eines »Gottes am Kreuze«, jenem Mysterium einer unausdenkbaren letzten äussersten Grausamkeit und Selbstkreuzigung Gottes <i>zum Heile des Menschen?</i> ...

Gewiss ist wenigstens, dass <i>sub hoc signo</i> Israel mit seiner Rache und Umwertung aller Werte bisher über alle anderen Ideale, über alle <i>vornehmeren</i> Ideale immer wieder triumphiert hat.

Weblink zum Text:

<a href="http://gutenberg.spiegel.de/buch/zur-genealogie-der-moral-3249/3" target="blank">Zur Genealogie der Moral</a> - Friedrich Wilhelm Nietzsche - Projekt Gutenberg

Literatur:

<a title="»Friedrich Nietzsche: Genealogie der Moral« von Otfried Höffe" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3050030267/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank"><img alt="Friedrich Nietzsche: Genealogie der Moral
" src="http://images-eu.amazon.com/images/P/3050030267.03.TZZZZZZZ.jpg" width="60" border="0"/><br />Friedrich Nietzsche: Genealogie der Moral</a> von Otfried Höffe

<!-- Ein drittes, zwar wirkungsmächtiges, aber nicht klassisches Modell bündelt sich im Werk des Philologen, Schriftstellers und vor allem Philosophen Friedrich Nietzsche. In seiner "Streitschrift" "Zur Genealogie der Moral" führt er die abendländische Moralkritik zu einem Höhepunkt. -->

Samstag, 28. März 2015

Der ewige Frieden eine moralische Verpflichtung

Für Kant ist der ewige Frieden eine moralische Verpflichtung. Der Königsberger Philosoph vertritt zu einen den Standpunkt einer Menschheitsethik, die von allen fundamemtalen Freiheiten aller Menschen ausgeht. Zum anderen von der Pflicht zum Frieden als eine zentrale moralische Norm und nicht nur als eine politische Norm.

Friede als nur das Ende der Revolution und als bloßen Waffenstillstand abzutun, liegt nicht im Interesse Kants, zumal er ihm das Attribut "ewig" anhängen wird. Kein Friedensschluss mit Vorbehalt, kein Tausch von Staaten, die er als Habe bezeichnet mit einer Gesellschaft von Menschen. Kein Waffenheer, keine Staatsschulden gegenüber anderen Staaten.

Der Friedenszustand unter Menschen ist, wie man meinen kann, durch Verbote zu erreichen. Friede ist kein Naturzustand, er muss gestiftet werden, wie Kant postulierte. In einer Gesellschaft, die Freiheit aller, eine Abhängigkeit aller zu einer Gesetzgebung und so vollständige Gleichheit verspricht, wird unter der Idee der Republik Recht und Friede gestiftet. Zwischen den Staaten gilt dann das Völkerrecht auf Basis des Föderalismus. Völker als Staaten werden wie einzelne Menschen betrachtet.

Deren Maximen des Zusammenlebens gelten ebenso unter Staaten, das Recht hat zu siegen und nicht durch Sieg im Krieg das vorgebliche Recht. Trägt man diese Maximen unter eine Sonne, gilt das Weltbürgerrecht, nämlich als Recht auf dem Boden anderer nicht feindselig behandelt zu werden. Dieses Recht auf Hospitalität denkt bereits das allumfassende Recht als Grundlage einer globalen Wanderung und impliziert, dass sich der Fremde in einem für ihn fremden Land ebenso nicht feindselig verhält.

Tritt dieses Weltbürgerrecht als oberste Maxime über alle Völker, Staaten und Menschen in Kraft, so findet die Rechtsverletzung dagegen im Prinzip an einem Platz statt und wird in allen gefühlt - und wird so als öffentliches Menschenrecht zum Codex das ewigen Friedens.

Gewährleister dieses Codexes ist die Natur selbst, die in ihrer Zweckmäßigkeit hervor leuchtet und die Friedenssicherung zuletzt notwendig macht, in dem sie a) für alle Menschen in allen Erdgegenden gesorgt hat, b) die Menschen durch Krieg in jeden Winkel der Erde getrieben hat und c) die Menschen gerade durch den Krieg in gesetzliche Verhältnisse genötigt hat.

Wenn Staaten wegen der in ihnen wohnenden Menschen wie einzelne Menschen zu behandeln sind, dann gelten für diese Staaten auch die Vernunftgründe, die sich im kategorischen Imperativ der praktischen Vernunft zeigen und zudem die moralischen Instanzen in ihnen selbst. Der Streit zwischen Moral und Politik kann objektiv aufgehoben werden, findet sich jedoch subjektiv verdeutlicht, wenn man den Vernunftmaximen nicht folgt.

Kant spricht vom ewigen Frieden als einer Aufgabe, die nur nach und nach zu lösen sei, deren Ziel man schrittweise näherkomme.

Weblink:

Zum ewigen Frieden
Zum ewigen Frieden
von Immanuel Kant

Samstag, 21. März 2015

»Zum ewigen Frieden« von Immanuel Kant

Zum ewigen Frieden
Zum ewigen Frieden


Die Altersschrift »Zum ewigen Frieden. Ein philosophischer Entwurf« (1795) gehört zu den bekanntesten Werken des deutschen Philosophen Immanuel Kant. In seiner Schrift von 1795 entwarf er eine Theorie der internationalen Politik. Kant skizzierte darin das Verhältnis von globaler Ökonomie, Völkerrecht und internationaler Politik. Das Werk gilt als Grundlagenschrift globaler politischer Theorie.

In Form eines Friedensvertrages wendet Kant seine Moralphilosophie (vgl. »Grundlegung zur Metaphysik der Sitten«, »Kategorischer Imperativ«) auf die Frage der Politik nach dem Frieden zwischen den Staaten an. Auch hier gilt es, von der Vernunft geleitete Entscheidungen zu treffen und nach Gerechtigkeit zu trachten. Dabei stellt er klar, dass der Frieden kein natürlicher Zustand für den Menschen sei und deshalb gestiftet werden müsse.

Die Schrift behandelt das Verhältnis von globaler Ökonomie, Völkerrecht und internationaler Politik. Die Schrift ist ein Plädoyer für freien Handel zwischen den Nationen und Völkern. Kant zieht darin eine Beziehung von Frieden und freiem Handel und so kann die Schrift als Vorläufer des globalen Halnds angesehen werden.

Kants berühmte Altersschrift enthält als zentrale moralische und politische Normen die Pflicht zum Frieden und zur Völkergemeinschaft. Die Gewährung des Friedens sei Sache der Politik, welche sich der Idee eines allgemeingültigen Rechtssystems unterzuordnen habe; denn so heißt es im Anhang: Das Recht der Menschen muß heilig gehalten werden, der herrschenden Gewalt mag es auch noch so große Aufopferung kosten. Dem Despotismus erteilt Kant eine Absage.

Immanuel Kants Schrift »Zum ewigen Frieden« (1795) kann im weiteren Sinne unter die Vorläufer einer europäischen Einigung gerechnet werden, da sie einen föderalen Zusammenschluss republikanischer Staaten als Voraussetzung des Weltfriedens ansah.

Immanuel Kant hat in seiner Schrift vom »Ewigen Frieden« das Weltbürgerrecht formuliert. Er schrieb: „Es ist hier nicht von Philanthropie, sondern vom Recht die Rede, und da bedeutet Hospitalität das Recht eines Fremdlings, seiner Ankunft auf dem Boden eines andern wegen von diesem nicht feindselig behandelt zu werden. Dieser kann ihn abweisen, wenn es ohne seinen Untergang geschehen kann, so lange er aber auf seinem Platz sich friedlich verhält, ihm nicht feindlich begegnen.“

Das Schild eines holländischen Gastwirts, ein Bild eines Friedhofes mit der Textzeile "Zum ewigen Frieden" mag in seiner ganzen Satire den großen Philosophen Immanuel Kant angeregt haben, eine besondere, auf dieser Welt bisher einmalige Schrift zu verfassen, die in der Revolutionszeit im Jahre 1795 erschien. Für Kant ein Jahrzehnt vor seinem Lebensende die Geburtsstunde für das Denken "zum ewigen Frieden".

Weblink:

Immanuel Kants Schrift »Zum ewigen Frieden« - Wikipedia.org

Literatur:

Zum ewigen Frieden
Zum ewigen Frieden
von Immanuel Kant

Samstag, 14. März 2015

Bedingungen zur Errichtung des „Ewigen Friedens“

Zum ewigen Frieden


Die Schrift „Zum ewigen Frieden“ - im Jahr 1795 von Immanuel Kant (1724-1804) in der Form eines Friedensvertrages veröffentlicht - ist nicht die erste seiner Art, doch die am häufigsten von Gesellschaft und Politik rezipierte. In den vergangenen Jahrhunderten hatten sich bereits mehrere Denker vor Kant zum „Ewigen Frieden“ die Köpfe zermartert.

Dante Alighieri (1265-1321) erdachte eine Friedensordnung basierend auf einem Konglomerat von internationalen Regeln. Hugo Grotius (1583-1645) ersann die Grundlagen des Völkerrechts in seiner Publikation „De jure belli ac pacis“ und Charles Irénée Castel de Saint-Pierre (1658-1743) erarbeitete eine allgemeingültige Form des Friedens zwischen den Nationen aus („projet pour rendre la paix perpétuelle en Europe“) und beeinflusste mit seinen Ausarbeitungen wesentlich das Denken von Jean-Jacques Rousseau und Immanuel Kant. Jeremy Bentham veröffentlichte seine „Grundsätze für Völkerrecht und Frieden“ (1786/1789).

Doch keiner der großen und bedeutenden Denker konnte verbindlich sagen, wie Friede zu erreichen und dauerhaft zu erhalten sei. Immanuel Kant hat versucht, zu erklären, wie wir Frieden erreichen könnten. Die zentralen Bedingungen zur Errichtung des „Ewigen Friedens“ sind zum einen die Stiftung einer Rechtsordnung mittels der Vernunft (a priori) um die Interaktion der Staaten zueinander zu regeln und zum anderen die Etablierung des Rechts. Kant unterscheidet mehrere Formen des Rechts: Insbesondere das ius ad bellum (Recht zum Krieg) im Falle einer Perzeption eines Bedrohungsszenarios, ius in bello (Recht im Krieg) und ius post bellum (Recht nach dem Krieg).

Des Weiteren erfasst er das Recht des Friedens – welches das Neutralitätsrecht, die langfristige Sicherung des Friedens und die Einbindung der Staaten in Korporationen beinhaltet – und das Weltbürgerrecht als ein rechtliches Konzept zur Annäherung an das friedliche Zusammenleben der Völker.

Samstag, 7. März 2015

Immanuel Kant und seine Haltung zum Frieden

Immanuel Kant


Immanuel Kant lebte am Ende seines Lebens in politisch bewegten Zeiten. Die Französische Revolution führte zu einem Umsturz der Monarchie und löste eine Welle von Kriegen aus. Auf die Französische Revolution folgten seit 1792 die gegen sie gerichteten Kriege europäischer Koalitionen.

In politisch unruhigen Zeiten ist die Sehnsucht nach Frieden am ausgeprägtesten. Die revolutionären Umwälzungen und die darauf folgenden Kriege bestärkten Kant in seiner Haltung zum Frieden und daß die Gewährung des Friedens ein wichtiges Gut, durch die Politik sicherzustellendes, Gut sei.

Der Krieg "der Quell aller Übel und Verderbnis der Sitten" soll also vermieden werden, zunächst, um den Fortschritt wenigstens nicht zu stören. Zu Grunde liegt diesem Gedankengang Kants die Beobachtung der Französischen Revolution, aus der er eine "moralische Anlage im Menschengeschlecht" ableitet.

Kant sprach sich angesichts der kriegerischen Situation in Europa entschieden für den Frieden aus. Den Krieg nannte er eine "Geißel des menschlichen Gechlechts", die militärsche Tapferkeit "die höchste Tugend der Wilden" und besonders verabscheute er die Kriegspredigten.

Samstag, 28. Februar 2015

»Das Kapital im 21. Jahrhundert« von Thomas Piketty


Das Kapital im 21. Jahrhundert

»Das Kapital im 21. Jahrhundert« von Thomas Piketty ist ein Werk von außergewöhnlichem Ehrgeiz, von großer Originalität und von beeindruckendem Rigorismus. Es lenkt unser ganzes Verständnis von Ökonomie in neue Bahnen und konfrontiert uns mit ernüchternden Lektionen für unsere Gegenwart.Marx wäre von den heutigen Krisenerscheinungen kaum überrascht gewesen – weder vom Phänomen der Working Poor, von der Zunahme an Depressionen durch Überarbeitung, der Erosion des Zusammenlebens und des Klimas noch von den verheerenden Wirtschaftskrisen.

Das Werk geht der Frage nach: Wie funktioniert die Akkumulation und Distribution von Kapital? Welche dynamischen Faktoren sind dafür entscheidend? Jede politische Ökonomie umkreist die Fragen nach der langfristigen Evolution von Ungleichheit, der Konzentration von Wohlstand und den Chancen für ökonomisches Wachstum. Aber befriedigende Antworten gab es bislang kaum, weil geeignete Daten und eine klare Theorie fehlten.
Thomas Piketty
In seinem Werk »Das Kapital im 21. Jahrhundert« untersucht der französische Ökonom Thomas Piketty Daten aus 20 Ländern, mit Rückgriffen bis ins 18. Jahrhundert, um die entscheidenden ökonomischen und sozialen Muster freizulegen. Seine Ergebnisse werden die Debatte verändern und setzen die Agenda für eine neue Diskussion über Wohlstand und Ungleichheit in der nächsten Generation.

Piketty zeigt, dass das moderne ökonomische Wachstum und die Verbreitung des Wissens es uns ermöglicht haben, Ungleichheit in dem apokalyptischen Ausmaß abzuwenden, das Karl Marx prophezeit hatte. Aber wir haben die Strukturen von Kapital und Ungleichheit nicht in dem Umfang verändert, den uns die optimistischen Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg suggeriert haben.


Piketty verweist zu Recht auf das vielleicht wichtigste Legitimitätsproblem des Kapitalismus - die ungleiche Verteilung von Wohlstand, auf die ja auch der französische Ökonom Thomas Piketty in seinem Bestseller "Das Kapital im 21. Jahrhundert hinweist". Die Verteilungsfrage ist vielleicht die größte Herausforderung für den Kapitalismus seit der Zeit der großen Kartellgesetze zum Ende des 19. Jahrhunderts.

Der Haupttreiber der Ungleichheit - dass Gewinne aus Kapital höher sind als die Wachstumsraten - droht heute vielmehr extreme Formen von Ungleichheit hervorzubringen, die den sozialen Frieden gefährden und die Werte der Demokratie unterminieren. Doch ökonomische Trends sind keine Handlungen Gottes. Politisches Handeln hat ökonomische Ungleichheiten in der Vergangenheit korrigiert, sagt Piketty, und kann das auch wieder tun.

Piketty sieht sich in der Tradition klassischer Ökonomen des 19. Jahrhunderts. Abstrakte mathematische Modelle, wie sie heute an den Universitäten verbreitet sind, lehnt er ab. Stattdessen trägt er Indizien zusammen und zieht daraus Schlüsse. Diese Methode hat ihre Grenzen. So kann er nicht schlüssig erklären, warum die Vermögenserträge dauerhaft so hoch sind. Dennoch sprechen seine Daten eine klare Sprache – und selbst konservative Institutionen wie der Internationale Währungsfonds warnen inzwischen vor der wachsenden Ungleichheit auf der Welt.

Literatur:


Das Kapital im 21. Jahrhundert
von Thomas Piketty und Ilse Utz (Übersetzerin)

Das Kapital im 21. Jahrhundert - Kulturzeit-Video 3 Sat Mediathek

Blog-Artikel:

Wer hat, dem wird gegeben ... - Stadtschreiber-Blog - http://stadtschreiber.blog.de

Mittwoch, 25. Februar 2015

Die Griechen spüren den kalten Hauch des Turbo-Kapitalismus der Finanzwirtschaft

Griechenland ist ein Beispiel dafür, was passiert, wenn man ein Land unter den Sparvorgaben der EU zugrundegehen lässt. Am Ende ist das Land saniert und die Bevölkerung kaputtgespart.

Es sind die "Sparvorgaben seiner Gläubiger", gegen die sich Griechenland wehrt. Es sind genau diese Sparvorgaben, die die Staaten vor der Finanzwirtschaft in die Knie zwingen sollte, wie man sich Staaten einverleibt und auf demokratischer Basis die Diktatur des Kapitals weiter ausweitet und festigt.

Ob Griechenland das so sieht? Es könnte so sein. - Und wenn nicht, so ahnen und spüren die Griechen doch schon etwas von dem kalten Hauch des Turbo-Kapitalismus der Finanzwirtschaft, der Staaten sozial verwüstet und ausgebeutet zurückläßt, wenn man ihn dereguliert walten läßt.

Man sollte Griechenlands Haltung als Signal verstehen, als Signal für eine sozial-ökonomischen Schieflage, die es zu korrigieren gilt, will man den sozialen Frieden und Europa auf eine solide Grundlage stellen. Ein in die Armut entlassenes Griechenland ist eine Gefahr für die EU.

Europa ist nicht nur eine Wirtschaftsgemeinschaft und ein "Markt", sie ist vor allem eine Gemeinschaft von Menschen. Wer Europa bewahren will, muss sich den Menschen zuwenden.

Dienstag, 24. Februar 2015

»Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung« von Joseph Schumpeter

Der österreichische Ökonom Joseph Schumpeter war ein österreichischer Nationalökonom und Politiker. In seinem Frühwerk »Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung« (1911) stellte er sich dem Problem, die wirtschaftliche Entwicklung des Kapitalismus zu erklären.

Schumpeter versuchte, von der stationären Betrachtung der Ökonomie ausgehend eine Theorie der wirtschaftlichen Dynamik aufzustellen, die (ähnlich wie zuvor Marx' Akkumulations- und Zusammenbruchstheorie) wirtschaftliche Entwicklung(en) erklären konnte.

Der österreichische Ökonom Joseph Schumpeter entwickelte die Idee, daß der Kapitalismus ein fortwährender Sturm der schöpferischen Zerstörung ist. Sein Verdienst ist es, die Dynamik der Wirtschaft und ökonomischer Prozesse erkannt zu haben. Mit jeden Zyklus gibt es eine neue Firma, die eine alte zerstört.

Schumpeter zufolge wird ein innovativer Unternehmer durch seine Innovation zu einem Monopolist - so lange, bis Nachahmer auftreten (oder seine Innovation durch andere Entwicklungen verblasst). Schumpeter erkannte damit das Wechselspiel aus Innovation und Imitation als Triebkraft des Wettbewerbs.

Es bildet die Grundlage für eine Reihe von Konjunkturmodellen. Die Begriffe 'Schöpferische Zerstörung' und 'Kreative Zerstörung' sind in der Makroökonomie bis heute bekannt. Es ist heute jedoch die Frage zu stellen, ob mit der 'Schöpferische Zerstörung' nicht die Axt an die Wurzel der Zukunft gelegt wird.

Samstag, 21. Februar 2015

Das Unbehagen am Kapitalismus wächst

Der Kapitalismus ist ein innovatives und schöpferisch-produktives Wirtschaftssystem, das sich mit Innovationen immer wieder neu erfindet und dabei auf die regulativen Kräfte des Marktes setzt. Er beinhaltete auch einmal ein großes Glücksversprechen: Wohlstand für alle, doch davon hat er sich heute in Zeiten der Globalisierung weit entfernt.

Schon Karl Marx hatte erkannt: Der Kapitalismus wirbt mit einer trügerischen Verheißung. Sie lautet: Folge meinem Gesetz, gehe ein Risiko ein, und du wirst reich belohnt. Auch wenn dabei das gute Alte auf der Strecke bleibt, so ist die Zerstörung doch schöpferisch, und am Ende fällt der Wohlstand den Menschen wie eine reife Frucht in den Schoß.

Das Kapital
Das Kapital
von Karl Marx

Das Unbehagen am Kapitalismus wächst. Man muss kein Marxist sein, um zu sehen, dass es um die kapitalistische Verheißung derzeit nicht gut bestellt ist. Der Beinahe-Crash des Finanzsystems gibt all jenen recht, für die die unsichtbare Hand des Marktes nur deshalb unsichtbar ist, weil es sie gar nicht gibt. Nun ist die Ratlosigkeit groß.

Kapital lesen 2016

Noch gestern wollten die ökonomischen Eliten den Staat zum Hilfskellner im Kasino-Kapitalismus degradieren. Heute rufen sie kleinlaut nach seiner helfenden Hand, damit er brav ihre Zeche zahlt.

Weblink:

Der große Ausverkauf - www.zeit.de

Gleichschritt von Politik und Ökonomie

In den Zeiten einer zunehmenden Ökonomisierung ist es zu einem Gleichschritt von Politik und Ökonomie gekommen. Beide sind in einem bemerkenswerten gesellschaftlichen Gleichschritt unterwegs. es geht um die Angleichung marktkonformen Verhaltens in der Politik.

Lange Zeit schien es schien so, als sei es überflüssig daran zu erinnern, dass gemeinwohlorientiertes Handeln noch nie konstitutives Element ökonomischer Logik war - einer Logik, die die Werte der Demokratie eher unterminiert.

Das Demokratieverständnis der Kanzlerin jedoch zeigt, dass dies voreilig wäre. Frau Merkel meint, so hat sie uns vor Jahren wissen lassen, es sei angebracht, "die parlamentarische Mitbestimmung so zu gestalten, dass sie trotzdem auch marktkonform ist."

Nicht, dass der Primat der Politik nicht längst faktisch aufgegeben wäre, den Kotau vor der Ökonomie allerdings zum Programm zu erheben, gar als Zukunftsvision zu adeln, das hatten vorher nicht einmal die Liberalen gewagt. Das Egalitäre ist getilgt.

Die neoliberale Ökonomie hat seit geraumer Zeit als selbsternannte ultimative Deutungsmacht übernommen. Der Markt als ein universelles Verfahren. Die Ökonomie stilisiert den Markt quasi zur neuen naturnotwendigen Struktur der Freiheit.

Mehr Demokratie wagen! - wie es noch Willy Brandt formulierte - war gestern. Heute gilt offensichtlich die Formel Mehr Kapitalismus! wagen, wie es zur Unzeit und ungeschickt der wirtschaftspolische Sprecher der Union Friedrich Merz herausposaunte.

In dem Maße allerdings, wie die neoliberale kapitalistische Rationalität die gesamten Lebenszusammenhänge der Menschen dominiert und durchdringt, sich zur universellen Deutungs- und Definitionsmacht aufgeschwungen hat, ja sich als Hort der Freiheit geriert, entzieht sie sich selbst ihre intellektuellen Reproduktionsbedingungen, indem sie durch den Versuch unmittelbarer und ausschließlicher ökonomischer Verwertbarkeit menschlichen Wissens Fachidiotentum produziert. Die Fallstricke, in denen sie sich verfängt, hat sie selber ausgelegt.

Mehr als 150 Jahre nach Heine und mehr als 200 Jahre nach Kant sind wir also nach vorübergegangener Einsicht wieder beim status quo ante angelangt. Wenn es sich - eine Lehre der Aufklärung - bei Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität um universelle Werte handelt, dann muss diesen wieder neuen Leben eingehaucht weden.

Weblink:

Die infizierte Gesellschaft - Rudolf Homann-Blog - http://rudolf-homann.blog.de

Thomas Piketty über die ungleiche Verteilung von Wohlstand

Thomas Piketty

Thomas Piketty zeigt, dass das moderne ökonomische Wachstum und die Verbreitung des Wissens es uns ermöglicht haben, Ungleichheit in dem apokalyptischen Ausmaß abzuwenden, das Karl Marx prophezeit hatte.

Thomas Piketty verweist zu Recht auf das vielleicht wichtigste Legitimitätsproblem des Kapitalismus - die ungleiche Verteilung von Wohlstand, auf die ja auch der französische Ökonom Thomas Piketty in seinem Bestseller »Das Kapital im 21. Jahrhundert« hinweist. Die Verteilungsfrage ist vielleicht die größte Herausforderung für den Kapitalismus seit der Zeit der großen Kartellgesetze zum Ende des 19. Jahrhunderts.

Das Kapital im 21. Jahrhundert
Das Kapital im 21. Jahrhundert

Der Haupttreiber der Ungleichheit - dass Gewinne aus Kapital höher sind als die Wachstumsraten - droht heute vielmehr extreme Formen von Ungleichheit hervorzubringen, die den sozialen Frieden gefährden und die Werte der Demokratie unterminieren. Doch ökonomische Trends sind keine Handlungen Gottes. Politisches Handeln hat ökonomische Ungleichheiten in der Vergangenheit korrigiert, sagt Piketty, und kann das auch wieder tun.

Kapital lesen 2016

Es gibt aber auch einen Gegenentwurf: das skandinavische Sozialstaatsmodell mit hohen Steuersätzen für alle bei einer zugleich hohen Staatsquote die für eine gleiche Verteilung von Wohlstand sorgt. Sicherlich kein schlechtes Modell, auch wenn die Skandinavier gerade in den letzen Jahren auch mit erheblichen politischen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten.


Weblink:

Die USA: Kapitalismus im Endstadium - /www.danielflorian.de


Literatur:

Das Kapital im 21. Jahrhundert
Das Kapital im 21. Jahrhundert
von Thomas Piketty

Donnerstag, 19. Februar 2015

Pierre-Joseph Proudhon 150. Todestag

Pierre-Joseph Proudhon

Pierre-Joseph Proudhon starb am 19. Januar 1865 in Passy bei Paris. Proudhon war ein französischer Ökonom und Soziologe. Er war so etwas wie ein praktischer Anarchist. Er darf als einer der ersten Vertreter des solidarischen Anarchismus gelten. Er war der Vertreter eines libertären Gesellschaftsmodells. Er setzte sich für die Abschaffung der Ausbeutung, der Regierung des Menschen durch den Menschen, Kooperation, Gerechtigkeit und Freiheit, Mutualismus und Föderalismus ein. Er führte Untersuchungen über den Ursprung und die Grundlagen des Rechts und der Herrschaft durch.

In seiner "Theorie des Eigentums" (1866) unterzog Pierre-Joseph Proudhon das kapitalistische Eigentum einer wissenschaftlichen und politischen Grundsatzkritik. Deren Aktualität erweist sich besonders da, wo er es als Instrument wachsender wirtschaftlicher und politischer Macht und als Gegenstand immer schärferer innergesellschaftlicher Konflikte charakterisiert.

Vielzitiert ist der Satz „Eigentum ist Diebstahl“ aus seinem Werk "Was ist das Eigentum?: Untersuchungen über den Ursprung und die Grundlagen des Rechts und der Herrschaft" ("Qu’est ce que la propriété? Ou recherches sur le principe du droit et du gouvernement"). Der Band ist das erste grundlegende Werk zu Proudhons Philosophie des Anarchismus; es wurde 1840 erstveröffentlicht. Die Schrift, die Proudhons provokativste Postulate enthält – Eigentum ist Diebstahl! – Gott ist alles Übel! – Anarchie ist die beste Regierung! – erlangte ihre wichtigste Bedeutung in der 1848er Revolution und ist eine der Begründungsschriften des Anarchismus überhaupt, auf die sich insbesondere die syndikalistische Arbeiterbewegung in Frankreich und die kommunistischen Anarchisten um Kropotkin bezogen.

Auch Karl Marx, der in den frühen 1840ern noch sehr befreundet mit Proudhon war, lobhudelte die Veröffentlichung: 'Herausfordernder Trotz, der das ökonomische ›Allerheiligste‹ antastet, geistreiche Paradoxie, womit der gemeine Bürgerverstand gefoppt wird, zerreißendes Urteil, bittre Ironie … revolutionärer Ernst.'

In der Februarrevolution von 1848 traf er Michail Bakunin und entwickelte als Abgeordneter der französischen Nationalversammlung ein Arbeitsprogramm. Er erstrebte eine Entwicklung zum Sozialismus ohne Gewalt, getragen von der freien Entscheidung der Arbeiter. Proudhon lehnte jede staatliche Gewalt ab und prägte die Überzeugung der Anarchisten, wonach die unbegrenzte Freiheit der Menschen die Grundvoraussetzung für eine sozialistische Ordnung sei.

Proudhon war ein Mensch nicht frei von Widersprüchen: Er kritierte Eigentum und Staat, um dann beides zu verteidigen, er kritisierte Wahlen und kandidierte dann selbst. Diese Logik wird verständlich, wenn man weiß, daß Proudhon das kapitalistische Eigentum kritisierte, das libertäre aber veretidigte, daß er den kapitalistischen Staat geißelte, den Staat als föderalistischen Raum aber begrüßte, daß er keine bürgerlichen Wahlen wollte, sie aber uneterstüztze, wenn sie dem Anarchismus dienten.

Pierre-Joseph Proudhon wurde am am 15. Januar 1809 in Besançon geboren.

Weblinks:

 Theorie des Eigentums 

Theorie des Eigentums von Pierre-Joseph Proudhon

Was ist das Eigentum?: Untersuchungen über den Ursprung und die Grundlagen des Rechts und der HerrschaftWas ist das Eigentum?: Untersuchungen über den Ursprung und die Grundlagen des Rechts und der Herrschaft

von Pierre-Joseph Proudhon