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Samstag, 4. April 2020

Friedrich Nietzsche als Denker in der Krise










Friedrich Nietzsche



Viele Dichter und Philosopshen wurden aus Krisen geboren. In der Krise haben Philosophen und Denker Hochkonjunktur, ist doch ihre Meinung und Deutung einer Krise besonders gefragt. Eine Krise schenkt besondere Momente der (Selbst-)Reflektion, denn der Mensch verfügt nun über unerwartet geschenkte Zeit - auch Zeit zum Nachdenken - und er ist auf sich selbst zurückgeworfen - eine Situation, die viele Philosophen in ihrem Leben erlebt haben.


Der Freidenker Nietzsche hat das ungemeine Kunststück fertig gebracht, der überaus ernsten und zu seiner Zeit vom Rationalismus und Positivismus geprägten -Wissenschaft unter dem Zeichen eines freien Geistes einen überaus fröhlichen Touch zu verleihen.

Die Fröhliche Wissenschaft


»Die fröhliche Wissenschaft« aus dem Jahre 1882 ist eine Künstlerschrift und stammt aus seiner mittleren Schaffensphase, als es ihm darum ging, in der "Sprache des Tauwinds" traditionelle Wertformen und Denkhaltungen zu überwinden und an die Stelle metaphysisch orientierter Moral und Philosophie die Selbstbestimmung des heiteren »freien Geistes« zu setzen. In diesem Werk stellt er fest, daß wir die Welt nur von unserem Standpunkt aus wahrnehmen können und dabei auf unsere Sinnesorgane, unseren kognitiven Apparat und unsere sprachlich und kulturell gebildeten Wahrnehmungsmuster zurückgreifen.


Betrachtet man seine erkenntnistheoretische Schrift und gedankliche Grundlegung , so kommt man um die Feststellung nicht umhin, daß Nietzsche in Zeiten einer pandemischen Krise zu einer gesunden Portion Skepsis angehalten hätte und in diesem gedanklichen Grundzug folgt er dem großen schottischen Denker David Hume. - Wo Skepsis zu Reflektion führt, wird Reflektion auch zur Gewinnung von neuen Erkenntnissen führen, welche u.a. zur Lösung eines Problemes führen können. Die Krise wird bewältigt, wenn Vernunft auf Augenmaß trifft.



In seinem erkenntnistheoretischen Hauptwerk »Die fröhliche Wissenschaft« schreibt er mit einer gesunden Portion Skepsis:
"Ich lobe mir jede Skepsis, auf welche mir erlaubt ist zu antworten: Versuchen wir es."

Der zweite Grundzug der Skepsis ist folgender: Skepsis ist auch eine waltende Grundhaltung, welche den Menschen im täglichen Leben zur Abwägung von Informationen bei der Bildung von Urteilen anleiten  sollte. So ist eine Pandemie eine für Menschen fremde Erscheinung und alle Informationen über die Pandemie sind zunächst mit einer gesunden Portion Skepsis im Hinblick auf die enthaltene Wahrheit zu betrachten, bevor ein abwägendes Urteil im Hinblick auf das eigene Handeln getroffen wird.

Die Frage ist:, zu welchen Handlungen Skepsis den Menschen anleitet. Ist die Skepsis mit Vernunft gepaart, wird sie zu Erkenntnis führen und zur.Vorsicht anhalten. Ist die Skepsis von Unvernunft begleitet, so kann diese zu unvernünftigen Entscheidungen führen.

Was Skepsis bei Menschen bewirkt, ist stets in Relation zur Wahrheit und zur Vernunft zu betrachten.
Ist die Skepsis größer als die Vernunft, so führt diese zu Fehleinschätzungen bei der Erkenntnis der Wahrheit.

Die laufende Überprüfung von Informationen auf ihren Wahrheitsgehalt lässt die Skepsis schwinden. Wird die Wahrheit über eine Pandemie und ihre Verbreitung erkannt, dann können Maßnahmen zum Schutz von Menschen ergriffen und verbindliche Regeln aufgestellt werden.

So lässt sich auch in einer Pandemie dieser mit recht fröhlicher Erkenntnis ordentlich zu Leibe rücken, bevor der Mensch durch die Seuche an das Rad des Ixion - eine von Nietzsche gern gebrauchte Metapher für das Leid - geflochten wird.

Es lohnt sich also, auch Friedrich Nietzsche in Zeiten der Krise zu denken, denn gerade in erkenntnis- und wissenschaftstheoretischen Zusammenhängen zeigt sich die Aktualität des provokanten und skeptischen Denkers, der sich das Verdienst zuspricht, als erster die Wissenschaft zum Problem gemacht zu haben.

Literatur [ >> ] :

Die Fröhliche Wissenschaft
Die Fröhliche Wissenschaft
von Friedrich Nietzsche

Morgenröte / Idyllen aus Messina / Die fröhliche Wissenschaft.
Morgenröte / Idyllen aus Messina / Die fröhliche Wissenschaft.
von Giorgio Colli und Mazzino Montinari

Weblink:

Friedrich Nietzsche - www.famousphilosophers.org


Blog-Artikel:

David Humes Skeptizismus




Samstag, 28. März 2020

Arthur Schopenhauer als Philosoph in der Krise







Arthur Schopenhauer


In der Krise haben Denker und Philosophen mit ihren »Philosophischen Tagebüchern« gerade Konjunktur, da jede Krise gedanklich bewältigt und überwunden werden will und in der Krise besonders Ratschläge und Meinungen gefragt sind, welche die Menschen als Hilfe, Ratgeber und Anweisungen verstehen können.

In dieser Situation sind diejenigen Philosophen besonders hilfreich, welche selber leidhafte Erfahrungen gemacht oder Leid in der Welt erfahren haben und aus dieser Grunderfahrung heraus das Leid gedanklich und innerlilch verarbeitet und zu einer eigenen Philosophie ausgebaut haben.

So ist Arthur Schopenhauer ein begabter Denker, dessen Philosophie durch die Erfahrung von Leid in der Welt geprägt worden ist. Für Schopenhauer gibt es vor allem Unglück auf Erden, Verzweiflung, Krankheit, Ungerechtigkeit. Der Einwand, daß es auch Glück auf Erden gibt, sticht bei ihm nicht. Denn Glück, Lust oder Befriedigung sind nichts als eine Täuschung. Schopenhauer sieht in der Welt einen blinden, furchtbaren Universalwillen am Werk.



Die Erfahrung von Leid hat Schopenhauer zu einem pessimistischen Philosophen werden lassen. Schopenhauer gilt als Vertreter des Pessimismus, der das Leben als Leiden definiert hat. "Die Welt ist die Äußerung einer unvernünftigen und blinden Kraft; in ihr zu leben heißt leiden."

Der Mensch wiederum erhofft sich nur noch dann etwas von dieser Welt, solange sein Willen (noch) nicht ausgelöscht ist. Eine Erlösung aus all dem Unglück dieser Welt sieht er in der Weltverneinung. Der lebenskluge Schopenhauer empfiehlt den Menschen, sich Zeit zur Muße nehmen und sich in einsamen Stunden unter Anwdung seines Willens zur Interesselosigkeit, zur Askese durchringen und so leben, wie es die Heiligen oder die indischen Yogis tun. Diese erhoffen sich nichts mehr vom Dasein, der Wille ist in ihnen ausgelöscht.

Und im sanften Schlummer des Nirvana ist alles Leid der Welt schnell vergessen. Somit ist das Leben auch keine missliche Sache mehr. Schopenhauerisch gewendet ist die Krise nur noch eine willentlich zu überwindende Erfahrung von Leid.


Weblink:

Arthur Schopenhauer Biografie -


Samstag, 14. März 2020

Ein Virus, die Angst und die Freiheit








Corona Virus

Eine Krise verunsichert Menschen und läßt deren Bedarf in Informationen über diesen Zustand steigen, weil die Menschen informiert sein wollen. Mit jeder neuen Meldung über die sich ausbreitende Pandemie dringt auch etwas ein in unser tieferes kollektives Bewusstsein. Etwas, das rational schwer steuerbar erscheint. Vorbei ist es mit der „Eudaimonia“, das „gute Leben“ des Aristoteles.

Keine Panik, denn allgemeine Hysterie ist der schlechteste Ratgeber - auch jetzt - in der Abwehr des medial schon allgegenwärtigen Corona-Virus. Doch mischt sich die notwendige Vorsorge inzwischen nicht nur mit der vernünftigen Sorge.

Das Virus aus dem längst nicht mehr Fernen Osten hält schneller und heftiger als geahnt auch die westliche Welt in Atem. Niemand hätte sich eben noch vorstellen können, dass über die Möglichkeit einer Abriegelung von Millionenstädten wie Mailand oder Berlin überhaupt ernsthaft nachgedacht werden könnte.

Die Angst oder mindestens Sorge, so sie nicht zur kopflosen Panik gerät, ist ein strenger Lehrmeister nicht nur des medizinischen Fortschritts. Anders als beim Klimawandel geht es beim Corona-Virus nicht um das Überleben des Planeten. Aber die Begegnung mit Seuchen berührt die Urängste vor dem Unsichtbaren, Unreinen, Unheimlichen. Macht den Infizierten potenziell auch zum Aussätzigen.

Der Staat ist gezwungen, zu reagieren und begegnet der weiteren Ausbreitung des Virus mit massiven Einschränkungen des sozialen Lebens, z.B. mit dem Verbot von Veranstaltungen. Die weitgehendste Einschränkung ist die Anordnung einer Quarantäne für infizierte Personen, die damit vom sozialen Leben ausgeschlossen werden.



Die Bewegungsfreiheit wird eingeschränkt. Die Menschen können sich nicht mehr uneingeschränkt fortbewegen. Der Mensch ist von Natur aus ein soziales Wesen, dem es schwerfällt, soziale Distanz zu wahren und soziale Distanzierung vorzunehmen. Der Mensch lebt immer schon in Gemeinschaft.

John Locke hatte in seinem »Essay on Toleration« erst einmal den Gedanken gefasst , daß Toleranz ein Regierungssystem besser stabilisiert als der Wille zur strikten Kontrolle. Es stellt sich auch die Frage nach dem Zusammenhang von Freiheit und Ordnung. Nach Hegel sind wir dann frei, wenn wir der sittlichen Idee des Staates Folge tragen. Denn der Staat hat keinen Zweck außer sich. In ihm verwirklicht sich der Mensch selbst, aber ist das auch in der Krise so?.

Nach Thomas Hobbes ist das Ziel des Staates nicht das Erreichen eines höchsten Guts (summum bonum), sondern nur das Vermeiden des größten Übels (summum malum). Allerdings geht Hobbes davon aus, dass durch die Sicherung von Leib und Leben die Verfolgung anderer Bedürfnisse (Anerkennung, Güter) überhaupt erst rational wird.

Die Corona-Krise engt - leider - auch die Willensfreiheit der Menschen - erheblichem Maße ein. In der Krise wirkt der Mensch nicht mehr selbst- sondern eher fremdbestimmt. - Willensfreiheit beruht nach John Locke erstens auf der Fähigkeit, vor dem Handeln innezuhalten und zu überlegen, was man in der jeweiligen Situation tun sollte, welche Gründe für die eine oder andere Alternative sprechen. Zweitens setzt Willensfreiheit aber auch voraus, dass wir nach dem Überlegen dem Ergebnis der Überlegung gemäß entscheiden (und handeln) können.

Locke

Gemäß John Locke ist es sogar keine Einschränkung der Freiheit, wenn sich unsere Entscheidungen und Handlungen mit kausaler Notwendigkeit aus dem Ergebnis unserer Überlegungen ergeben. Im Gegenteil: Wenn es anders wäre, wäre unserer Wille gar nicht durch uns selbst bestimmt: "Deshalb unterliegt jeder Mensch kraft seiner Eigenart als vernunftbegabtes Wesen der Notwendigkeit, sich beim Wollen durch seine eigenen Gedanken und durch sein Urteil über das, was für ihn das beste ist, bestimmen zu lassen; sonst wäre er der Entscheidung eines andern als ihm selbst unterworfen, was ein Fehlen der Freiheit bedeuten würde."


In Zeiten der Bedrohung wirken die Menschen verunsichert, wobei der Eindruck entstanden ist, daß es so manchem Bürger auch wieder nicht recht ist, nachdem sehr deutliche Maßnahmen ergriffen wurden. Es wurde von einigen Politikern deutlich empfohlen, sich auf nur ganz wenige Sozialkontakte selbst zu begrenzen. Jetzt können sehr viele zeigen, wie sie es mit der sozialen Verantwortung so halten, auf möglichst viele Kontakte verzichten, für ein besseres Miteinander und Füreinander.

Klares Denken beginnt mit einer kritischen Auseinandersetzung mit Fakten. Dazu gibt es in unserer komplexen Welt Experten. Denn nur sie beschäftigen sich tagtäglich ihr ganzes Leben lang mit denjenigen Themen, für die sie eben Experten sind. Wer diese Experten einfach ignoriert und stattdessen blind auf zweifelhafte Informationsquellen vertraut, kann, mit Verlaub, nicht ernsthaft behaupten, er würde klar denken.


Das Leben in der Krise ist oft eine recht mißliche Sache, begleitet von einem häufigen Lavieren zwischen Optimismus und Pessimismus. Der Optimist Hegel, der in Berlin blieb, starb an der Cholera. Der Pessimist Schopenhauer, der vor ihr aus Berlin nach Frankfurt floh, blieb unangesteckt und überlebte.

Weblink:

John Locke - www.philosophieverstaendlich.de




Samstag, 25. Januar 2020

Die Mutlosigkeit der Philosophie

Forum Fridericanum

Forum Fridericanum Berlin *

Die akademische Philosophie ist zu einer mutlosen Disziplin verkommen. Die Mutlosigkeit drückt sich da aus, wo Philosophie als rein akademische Veranstaltung seltsam verschult daherkommt, welche an den Lehrstühlen nur noch Wissen vermittelt und wenig inspiriert ist, da das eigentliche Philosophieren zu kurz kommt. Diese Fakultät geriert sich sozusagen als eine Wissenschaft unter anderen Wissenschaften und wagt das Wagnis des Querdenkens nicht mehr, obwohl gerade in der Interdisziplinarität die größten Chancen der Erkenntnismehrung liegen (sic!). Wie erfrischend wäre in solchen verschulten Betrieb wohl ein frischer Diskurshopser?

Das hat institutionelle Gründe, da die Universität gehegt und gepflegt im universitären Kontext wird, da muss sie sich sozusagen als Wissenschaft aufführen, aber auch im populären Kontext gilt das zumindest in einer gewissen Weise.

Menschen mit angeborenem philosophischen Talent werden daher stets wenig Interesse an der Philosophie als Fach und als Wissenschaft zeigen.

Humboldt-Universität

Philosophie soll dann da einfach eine Art von Lebensberatung sein, der philosophische Briefkastenonkel, die philosophische Briefkastentante ist in den Gazetten und in den Medien ein beliebter Auftritt.

Aber Philosophie ist sehr viel stärker als wir das gewöhnlich wahrhaben wollen. Philosophie ist auch das Drängen in das Unbekannte, in das unbekannte Meer hinein, in das noch nicht Gedachte hin. Und das lässt sich dann nicht so einfach einhegen. Das Wagnis muss Auch das Drängen ins Unbekannte, ins noch nicht Gedachte hin. Und das lässt sich dann nicht so einfach einhegen. Das Wagnis muss sozusagen immer wieder reaktiviert werden, das Philosophie darstellt.

Philosophie ist seit 1945 weithin Philosophieverwaltungswissenschaft. Sie verwaltet die intellektuellen Wagnisse vergangener Tage. In akademischer Sicht ist sie eine emutlose Disziplin, die keine großen Visionen mehr hervorbringen kann bzw. hervorzubringen instande ist.

Gerde diese seit Aristoteles und Sokrates vom Diskurs lebende Disziplin ist doch keine ausgestopfte zoolgische Veranstaltung! - Was soll da helfen? - Eine Revitalisierung und Neuausrichtung der Lehrpläne und Unterrichtsstoffe zum Andenken auf neue Visionen hin. Denn die Zukunft der Philosophie als Wissenschaft - sollte sie noch eine haben - in der interdisziplinären Arbeit mit anderen Wissenschaften und in der Beschäftigung mit Visionen bzw. mit der Entwicklung visionärer Projekte liegen.

Einer lebendigen Philosophie muß es ein besondereres Anliegen sein, den interdisziplinäre Diskurs zwischen Philosophie und anderen Fachbereichen und auch der Kunst anzuregen und praktisch zu erproben. Denn ist es doch gerade eine lebendige Philosophie, die den gesellschaftlichen Wandel anregen und begleiten sollte, angefeuert durch den Diskurs und diskutiert in Debatten über die Gestaltung der Zukunft.


Forum Fridericianum *

Das Forum Fridericianum (heute Bebelplatz) ist die historische Bezeichnung für eine Platzanlage am Beginn der Straße Unter den Linden in der Mitte Berlins, die im 18. Jahrhundert in sehr großen Dimensionen als architektonisches Zentrum Preußens geplant und dann in reduzierter Form verwirklicht worden ist.

Samstag, 16. November 2019

Heidegger und der verlorene Bezug zum Sein

Heidegger hat in seinem Werk einen Bezug des Seins zur Moral hergestellt, doch als die Zeit wenig später aus den Fugen geriet, verfiel der Philosoph in das Existenzial des "Geworfenseins" und hatte außer Anpassung an die politischen Gegebenheiten keine existenziellen Lösungen parat.

Hier ist eine gewisse Lebensentfremdung seiner Philosophie festzustellen, denn sie lieferte keine Lösung für den Sinn von Sein in einer Diktatur - aber die Anpassung an die Zeit und ihre Gegebenheiten kann auch eine durchaus philosophische Lösung sein, wenn jemand nur an seiner eigenen Existenz interessiert ist.

Das Verhältnis seines Werkes zu seinem Verhalten während der Nazi-Zeit bemisst die Fallhöhe des Philosophen. Heidegger tat während der NS-Diktatur wohl seine Pflicht, aber er hat sich darin verheddert und zu einem moralischen Fall geworden.

Die Moral ist für ihn - ganz wie bei Nietzsche - überhaupt der Maßstab des "historischen Tiers". Dieses Tier wird für ihn vor allem durch die "englisch-amerikanische Welt" mit ihrer "mit Moral übermalten händlerischen Rechenhaftigkeit" vertreten, wobei er später deren Allianz mit dem "Weltjudentum" konstatiert, das "durch die aus Deutschland hinausgelassenen Emigranten" "aufgestachelt" worden sei.



Samstag, 26. Oktober 2019

Die Lebensphilosophie Friedrich Nietzsches

Friedrich Nietzsche

Nietzsche war eine auch musisch begabte Künstlernatur, ein sehr bewusster Künstler, der in seinem Leben dafür sorgte, daß für das Werk der notwendige Raum zur Verfügung stand - und bei ihm ging es darüber hinaus, eine Gelegenheit oder eine Räumlichkeit zu finden, um arbeiten zu können. Es war das Leben, das er für sein Werk zur Verfügung stellte. Leben und Werk durchdrang sich, deshalb können sie nicht voneinander getrennt werden.



 "Der praktische Philosoph, 
der Lehrer der Weisheit durch Lehre und Beispiel, 
ist der eigentliche Philosoph." Kant

Unter dem Schlagwort der »Lebensphilosophie« bildete sich eine philosophische Richtung, die sich gegen den aufklärerischen Rationalismus und die Erkenntnistheorie, sowie gleichzeitig gegen den deutschen Idealismus und Positivismus wendete. Insbesondere Schopenhauer, Dilthey und Nietzsche waren Vertreter dieser Philosophie, die das Irrationale, die Triebe und Emotionen des Menschen in den Mittelpunkt stellt.


Friedrich Nietzsche gilt mit seiner kritischen Kulturphilosophie als Vorläufer der Lebensphilosophie. Bereits in seinem Frühwerk »Die Geburt der Tragödie« stellte er das rationale Denken, das Appolinische, dem triebhaften Streben, dem Dionysischen, gegenüber. Rückblickend stellte er in der Götzendämmerung fest: „Das Jasagen zum Leben selbst noch in seinen fremdesten und härtesten Problemen; der Wille zum Leben im Opfer seiner höchsten Typen der eignen Unerschöpflichkeit frohwerdend – das nannte ich dionysisch, das errieth ich als die Brücke zur Psychologie des tragischen Dichters.“

Im ganzen Werk entwickelte Nietzsche Gedanken, die als Anregung für die Lebensphilosophie gelten. Hier zu nennen sind etwa der Titel seines Werkes »Menschliches, Allzumenschliches« oder die Betrachtung des Weltgeschehens als organische Struktur und die Konzepte des Willen zur Macht und der Ewigen Wiederkehr. Nietzsche wendete dabei Schopenhauers Konzept vom Willen als dem Willen zum Leben um in die Formel vom Willen zur Macht, der alles Leben beherrscht. Die Ewige Wiederkunft des Gleichen hängt nach Ansicht vieler Interpreten mit einigen anderen Gedanken Nietzsches zusammen. Vor allem die Verbindung zum Konzept des „Übermenschen“ ist in der neueren Nietzsche-Deutung herausgestellt und untersucht worden.

Friedrich Nietzsches Lebensphilosophie reißt das Leben heraus aus seiner deterministischen Zwangsjacke des späten 19. Jahrhunderts und gibt ihm seine eigentümliche Freiheit zurück. Es ist die Freiheit des Künstlers seinem Werk gegenüber.

Der Philosoph als Wegweiser? Es wäre schön, wenn immer alle Wege frei wären. So wie wir gerade Stürme in der Natur erlebt haben, so vergleichbar können auch die Stürme des Lebens sein .Wichtig bleibt jedoch für alle Menschen immer , die Freiheit mittels der Literatur und des Wortes ausdrücken zu dürfen.

Weblinks:

Friedrich Nietzsche-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Biografie:

Nietzsche: Biographie seines Denkens
»Nietzsche: Biographie seines Denkens«
von Rüdiger Safranski

Werke:

Also sprach Zarathustra
Also sprach Zarathustra
von Friedrich Nietzsche

Ecce Homo, Sonderausgabe
Ecce Homo - Sonderausgabe


Friedrich Nietzsche-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Samstag, 19. Oktober 2019

Nietzsche - ein Philosoph der Moderne

Friedrich Nietzsche

Friedrich Nietzsche gilt als einer der dunklen, aber neuzeitlich-fortschrittlichen Philosophen. Er sticht durch seine poetische Sprachkraft hervor und beeindruckt durch die Macht seiner Paradoxien. Seine Arbeit ist aufklärerisch, positivistisch und vor allem psychologisch.

Nietzsche war ein Philosoph der Moderne, denn sein Denken, das über die damalige Philosophie hinausging,  hatte bereits vielfach bereits sehr moderne Züge. Er gilt als der Wegbereiter des Existenzialismus. Als Verkünder der ästethischen Daseinsform übte Nietzsche von Anfang an großen kulturellen Einfluss aus.


Nietzsche kritisierte, dass sich die bisherige Philosophie – „ein Paar Skeptiker“ ausgenommen – der Moral unterworfen und sich deren Begründung statt Untersuchung und Kritik verschrieben habe. Er lobt dagegen die Methodik der Wissenschaft, die den Menschen unter die Tiere zurückgestellt habe und so erst anfange, ihn zu begreifen. Umgekehrt die ganze Natur und den Menschen von einer Gottheit, einem „Willen“ oder einem „Geist“ her verstehen zu wollen (wie Schopenhauer und Hegel) sei ein Irrweg.

Nietzsches Denken ist ein Denken, das existentiell ist, weil es um die Gestaltung des eigenen Lebens geht, das experimentell ist, weil darin die ganze Erkenntnis- und Moraltradition auf den Prüfstand gestellt wird, und das exemplarisch ist in seinen Antworten auf das Problem des Nihilismus.


Nietzsches Bedeutung war eine Leitfigur moderner Lebensphilosophie, Kulturdiagnose und Anthropologie. Nietzsches Kritik an der philosophischen Tradition, sein Konzept der Umwertung, seine Psychologie, sein Geschichtsdenken, seine Beziehung zu Darwin, Schopenhauer, Wagner und Heidegger, seine Lyrik sowie die Charakteristika seines Stils gehören zum breitgefächerten Themenspektrum.

Was als modernen Denker auszeichnet, ist seine Radikalität im Denken. In mehreren seiner letzten Werke philosophierte Nietzsche buchstäblich „mit dem Hammer“ und er wollte alte Werte „umwerten“. Unter Rückgriff auf einige seiner früheren Schriften bündelte er seine Kritik am Christentum, der er eine bisher nicht gekannte Schärfe gab.

Er war ein Philosoph des Perspektivismus. Perspektivismus und Perspektivität bezeichnen philosophische Lehren, die besagen, dass die Wirklichkeit von Standpunkt und Eigenschaften des betrachtenden Individuums abhängig ist. Das menschliche Denken, Erkennen und Handeln ist endlich, da es vielfältigen Einschränkungen unterliegt, die aus den Bedingungen von Zeit und Raum, individuellen Veranlagungen, Umgebung und Situation resultieren - beispielsweise kultureller oder gesellschaftlicher Natur sind.


Literatur:

t
Nietzsche als Philosoph der Moderne
von Barbara Neymeyr, Andreas Urs Sommer



Samstag, 12. Oktober 2019

Karl Marx - der revolutionäre Denker


Karl Marx gilt auch heute noch als einer der wichtigsten und einflußreichsten Denker aller Zeiten.

Hegels Lehre hatte grossen Einfluss auf die Philosophie und Geistesgeschichte des 19. Jahrhunderts, insbes. auf Karl Marx.

Er stellte die idealistische - im Sinne von Platon - Philosophie Hegles vom Kopf "auf die Füße". Er übernahm Hegels Erkenntnismethode und die Ansicht, daß die Geschichte mit ihrem Elend einem dynamischemn Prinzip gehorche, sich nach dem Gesetz des Widerspruches entwickle, sich also dialektisch auf ein bestimmtes Ziel zubewege.

Ein wesentliches Anliegen von Marx und Engels war, den Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft zu erheben, damit er nicht bloß geglaubt oder ersehnt werden muss, sondern rational begründet werden kann. Auch seine historisch-materiellen Voraussetzungen sollten benannt werden können. Kurz: Eine Reflexion der Methode wissenschaftlicher Forschung und Darstellung war nötig.

Marx bezeichnet seine Methode als «dialektisch »und stellt sich damit bewusst in die Tradition der Hegelschen Philosophie. An ihrem Kern hält er fest, kritisiert aber ihre mystifizierte Form. Laut Marx ist die Dialektik «dem Bürgertum [...] ein Gräuel, weil sie in dem positiven Verständnis des Bestehenden zugleich auch das Verständnis [...] seines notwendigen Untergangs einschließt, jede gewordene Form [...] auch nach ihrer vergänglichen Seite auffasst, sich durch nichts imponieren lässt, ihrem Wesen nach kritisch und revolutionär ist.« (MEW: 23, 28)


Marx vertritt die Ansicht, dass alle Ideen, Vorstellungen und Gedanken aus einer gesellschaftlichen Realität und den dort herrschenden Machtverhältnissen kommen und diese resultieren letztendlich aus den jeweils historisch-geographischen Produktionsverhältnissen und materiellen Gegebenheiten.

Kapital lesen 2016

Das Kapital-Werke:

Das Kapital
Das Kapital
von Karl Marx

http://www.rosalux.de/documentation/46230/marx-und-die-hegelsche-dialektik.html Marx und die Hegelsche Dialektik

Samstag, 22. Juni 2019

Michel Serres - einer der originellsten Denker unserer Zeit


Der französische Philosoph Michel Serres galt als ein ganz großer Denker. Er war ein gelernter Seemann, ein wandernder Linkshänder, ein Informationstheoretiker, vor allem aber: einer der originellsten Denker unserer Zeit. Immer in Bewegung, bedeutete Philosophie für ihn vor allem die Kunst, sich im eigenen Leben zu orientieren.

Serres war ein französischer Mathematiker und ein visionärer Philosoph: Die Grenzen zwischen Geistes- und Naturwissenschaften aufheben, um die Menschheit vor dem globalen Inferno zu bewahren.

Für Michel Serres geht der entscheidende Impuls des Denkens von der Ahnung aus, dass immer mehr als ein Weg, mehr als eine Beschreibung, mehr als eine Methode zum eigentlichen Ziel des Philosophierens führen kann. Dieses lautet: Zu wissen, wo man als Mensch steht und also auch, was von einem gegebenen Punkt der kulturellen Entwicklung aus möglich ist.

Serres’ Denken umspannt Systemtheorie und Semiotik ebenso wie Wissenschaftsgeschichte und Ökologie. Kein Wunder, dass er sein Hauptwerk nach Hermes benannt hat, dem Gott des Verstehens, der Reisenden und auch Wegelagerer. Von diesem begnadeten Fährtenleser lassen sich neue Wege ins Freie zeigen.

Denken heißt für Serres, sich auf die Wissenschaften und die Beobachtung zu stützen, doch es heißt auch, dass man es schafft, sich von ihnen zu lösen, einen Schritt beiseitezutreten.

Kennzeichen dieses Abstandnehmens ist die Distanz, die das Denken von der Erkenntnis trennt. Man muss immer von neuen Erkenntnissen ausgehen, doch aus dem Abstand, den man zu jenen Erkenntnissen einzunehmen vermag, geht das Denken hervor. Genau das ist Philosophie.

Samstag, 18. Mai 2019

»Falls Europa erwacht« von Peter Sloterdijk

Peter Sloterdijk

In der Tradition der Europa-Essays eine Neubegründung durch Peter Sloterdijk. »Falls Europa erwacht« ist ein 2002 veröffentlichter Essay von Peter Sloterdijk - eine 60-seitige Niederschrift einer umfassenden Betrachtung europäisch-politischem Bewusstseins, welches heute der unmodernen Tugend des Mutes und vor allem der visionären Phantasie eine neue Herausforderung abverlangt.

Auf dem Fundament seines weitreichenden Kulturwissens zeigt Peter Sloterdijk überzeugend historische Steuerungsprozesse, die bis heute europäisches Staats- und Machtverständnis prägen und offensichtlich als imperiales Gen die Europapolitik bestimmen und formen. Ohne eine durchgreifende Mutation an dieser Erbmasse, sieht der Autor keine Zukunft für eine moderne Kultur.

"Europa, einstmals „Reich der Mitte", ist seit 1945, nach dem Zweiten Weltkrieg, aus seiner überlieferten Stellung in der Mitte der Welt herausgefallen. (Seite 7)."

Es geht Sloterdijk in seinem Essay um Europa und seinem Bewußtsein, denn dieses Bewußtsein von Europa wartet immer noch auf sein Erwachen. Sollte die politische Einbildungskraft der Europäer noch einmal offensiv anspringen, dann nur, wenn sie von dem Elan ergriffen würden, eine ganz neuartige, verfremdete Fortsetzung ihrer Geschichte zu erfinden‹.

Dieses Europa wurde 1945 durch die Alliierten von der nationalsozialistischen Diktatur befreit – zugleich aber von neuen Weltmächten im Westen und im Osten in die Zange genommen: Diese Doppelerfahrung der Befreiung und der endgültigen Aufgabe der einstigen Vormachtstellung Europas zieht sich über zwei Generationen hinweg. Erst nach der Lösung der Supermächteklammer sind die Europäer imstande, die Fragen nach den prägenden Merkmalen okzidentaler Identität mit neuer Verbindlichkeit zu stellen.

In dem Essay mit dem anspielungsreichen Titel »Falls Europa erwacht«, verbindet er das Theorem von der genialen Progressivität des europäischen Geistes effektvoll mit Novalis‘ Idee einer Wiedergeburt Europas. Überall dort, so hatte Valéry zum Ende seiner Europareflexionen noch einmal bekräftigt, wo ›der europäische Geist zur Vorherrschaft‹ komme, trete ein ›Ensemble von Maxima‹ in Erscheinung: ein Maximum an Arbeit, Kapital, Macht, an ›Eingriffen in die äußere Natur‹, an ›Beziehung und Austausch‹. Sloterdijk erklärte diese Optimierungsthese zur nach wie vor ›gültige[n] Formel für die europäische Modernisierungsdynamik‹.

Wie aber wäre Europas großes Erwachen unter den pazifistischen und postimperialen Bedingungen des späten 20. Jahrhunderts ins Werk zu setzen? Auch Sloterdijk bringt auf der Suche nach einer Antwort das ganze Arsenal europäischer Integrationsarchetypen in Stellung. Angesichts der Aufgabe, Europas politisches Selbstverständnis zu reformieren, imaginiert er Europa als ein weibliches Wesen, das das ihm Andere aus sich hervorzubringen vermöchte: ›Aus gutem Grund‹, so Sloterdijk, ›suchen die besten europäischen Intellektuellen nach subversiven Traditionen und Verfahren, die das Fremde im Eigenen, das Andere im Selben offenlegten. Ja, wenn Europa ein Weib wäre…




Es ist, so argumentiert Peter Sloterdijk, täglich bedrängender eine Situation entstanden, in der Europas Politiker aus ihrer Verwirrung nicht mehr herausfinden, wenn sie nicht geschichtsphilosophische Informationen und klare prophetische Orientierungen suchen.

Wie kann Europas Stellung heute beurteilt werden? Haben Europäer wieder gelernt, »Großes von sich zu fordern«, um einen Wiedereintritt in einen Horizont großer und größter Herausforderungen zu gewährleisten?




Europa muß neu gedacht werden! - Sloterdijk erweist - anknüpfend an die Tradition europäischer Essays - sich darin als Vordenker einer neuen Vision von Europa. Besonders faszinierend ist sein Postulat nach einer ganz eigenen und fundamental neuen Vision, die jede traditionelle Rechtfertigung politischer Macht in transzendentem göttlichen Auftrag oder irdischem Elite-Bewusstsein ablegt und ganz neue Motive und Strukturen europäischen Bewusstseins beinhaltet, die sich - ohne jede Erfahrungswerte - gegen Konservativismen und vor allem gegen "historisch erworbene Skepsis"  erst noch durchsetzen müssen.

Weblinks:

Peter Sloterdijk - Falls Europa erwacht - petersloterdijk.net


Rezensionen:

Rezension zu: P. Sloterdijk: Falls Europa erwacht - H-Soz-Kult - www.hsozkult.de

Peter Sloterdijk: Falls Europa erwacht - Begleitschreiben - www.begleitschreiben.net

Literatur:


Falls Europa erwacht: Gedanken zum Programm einer Weltmacht am Ende des Zeitalters ihrer politischen Absence
von Peter Sloterdijk

Samstag, 6. April 2019

Descartes Denken gilt als »Cartesianische Wende«


René Descartes



Descartes Philosophie und sein Denken gilt als »cartesianische Wende« in der Geistesgeschichte der abendländischen Welt. Descartes hat mit seiner Sichtweise des Denkens den Bezugsrahmen und das Koordinatensystem des bis dahin gültigen Denkens so verändert, da man von einer »Cartesianische Wende« spricht. Das scholastische und das dualistische Weltbild wurden abgelöst durch eine völlig neue Selbstbestimmung des Menschen. Descartes' berühmter Satz „Cogito ergo sum - Ich denke also bin ich" konzentriert dieses neue Denken in einem Punkt. Im Mittelpunkt steht jetzt das

Eine Wende von „kopernikanischer“ Tragweite trat im europäischen Kulturkreis mit der Neuzeit im 17. Jahrhundert ein; sie ist mit dem Namen René Descartes unlösbar verbunden. Es ist die »cartesianische Wende« in der Geistesgeschichte der abendländischen Welt. Das scholastische und das dualistische Weltbild wurden abgelöst durch eine völlig neue Selbstbestimmung des Menschen. Descartes berühmter Satz „Cogito ergo sum – ich denke also bin ich“ konzentriert dieses neue Denken in einem Punkt.

René Descartes

Descartes Denken ist der Ausdruck der Selbstgewissheit des Ich-Bewußtseins.
Im Mittelpunkt steht jetzt das Ich des Menschen, und dieses seiner selbst bewusste Ich ist die Grundlage und Voraussetzung aller Realität. Die Wirklichkeit des Menschen entspringt seinem Ich, seinem Selbstbewusstsein. So unterscheidet Descartes grundlegend zwischen res cogitans und res extensa, zwischen dem denkenden Selbst und allen außerhalb des Ich liegenden Dingen, d.h. allem, was sich in Raum und Zeit ausdehnt. Man könnte von der Entdeckung des Subjektes sprechen, das die Welt der Objekte aus sich heraus setzt oder auch außerhalb seiner selbst vorfindet und sie sich gegenüberstellt. Nicht mehr Materie und Geist, Dunkel und Licht sind die bestimmenden Gegensätze, sondern das absolute Ich, das seiner Welt gegenübertritt.

Schon Leibniz fragte grundsätzlich: „Warum ist überhaupt etwas und nicht vielmehr nichts?“ Descartes antwortet: Indem ich mich selbst denkend erkenne, ist erst etwas, nämlich alles das, was meinem Ich als Objekt gegenüber tritt. Es ist etwas, weil ich denke: Cogito ergo sum ergo est mundus. Indem ich mich denke, gibt es mich und die Welt um mich herum. Die eigene Vernunft wird nun zum alles bestimmenden Werkzeug der Welterklärung und der Welteroberung; sie ist das entscheidende Organ aller Welterkenntnis des Menschen. Zwar ist sie begrenzt, aber innerhalb dieser Grenzen allgemein gültig und zuverlässig.

Descartes hatte mit seinen Überlegungen auch Gott abgeschafft. Und noch während er schrieb „Cogito, ergo sum" stellte er auf einmal fest, daß er soeben über die gedankliche Autonomiebezeugung des Menschen Gott abgeschafft habe, was man heute als »Cartesianische Wende« bezeichnet. Er war so irritiert darüber, daß er sofort entschied, diese Gedanken nur unter einem Pseudonym zu veröffentlichen.

In seiner »Abhandlung über die Methode« ermuntert Descartes jene, die sich in einem Wald verlaufen haben, „so geradewegs wie möglich immer in derselben Richtung zu laufen“. Es geht darum, entschlossen eine Linie beizubehalten, selbst wenn man im Zweifel ist.

Descartes ist zu verdanken, daß der Zweifel zu einer Methode der Erkenntnis geworden ist. Mit den Mitteln radiklen Skepsis gab René Descartes der Philosophie ein neues Fundament und wurde zum Vater der neuzeitlichen Philosophie.

Dort wo der Zweifel Einzug hält, ist die Gewißheit einer Aussage nur so lange haltbar, solange sie nicht wiederlegt worden ist. Erkenntnistheoretisch hat er den Skeptizismus begründet.

So ist auch Cartesius ganzes Werk ist der Ausdruck radikalen Zweifelns und der zugrundeliegenden Methodik.

Das cartesianische Denken stellt in der Geschichte der Philosophie die größte Neuerung des Denkens vor Kant (1724 - 1804) und eine Wende philosophischer Betrachtung und in den Grundlagen des Denkens in der Philosophie dar, welcher im Nachhall der Skepsis bis heute spürbar ist.


Weblinks:

René Descartes-Biografie - Biografien-Portal.- www.die-biografien.de

René Descartes-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

Literatur:

Rene Descartes
Rene Descartes
von Dominik Perler

Descartes zur Einführung
Descartes zur Einführung
von Peter Prechtl




Samstag, 30. März 2019

René Descartes 425. Geburtstag

René Descartes


René Descartes wurde vor 425 Jahren am 31. März 1596 in La Haye in der Touraine geboren. Er entstammte einer aristokratischen altfranzösischen Familie in der Touraine. Descartes war ein bedeutender französischer Philosoph der Aufklärung und Begründer der neuzeitlichen Philosophie.

Descartes markiert die Wende der Philosophie des Mittelalters zur Philosophie der Neuzeit. Mit ihm begann das Denken der Neuzeit. Mit den Mitteln radiklen Skepsis gab René Descartes der Philosophie ein neues Fundament und wurde zum Vater der neuzeitlichen Philosophie. Die cartesianische Philosophie umfasst sowohl erkenntnistheoretische Aspekte als auch empirische und naturwissenschaftliche Forschungen von Descartes.


Nur für kurze Zeit nahm er am üblichen gesellschaftlichen Treiben seiner Gesellschaftsschicht in Paris teil, dann zog er sich für zwei Jahre zurück, um sich ganz dem Studium der Mathematik hinzugeben. Anschließend ging er als Soldat in den Dreißigjährigen Krieg, weil er die Welt und Menschen in ihrer Abgründigkeit studieren wollte.

Der Militärzeit folgten jahrelange Reisen durch ganz Europa, dann wieder Phasen der Zurückgezogenheit und der wissenschaftlichen Arbeit. Königin Christine, die Descartes Werke studiert hatte, berief in daraufhin nach Schweden. Dort verstarb er nach kurzem Aufenthalt, weil er das ungewohnte Klima nicht vertrug.

Rene Descartes
Rene Descartes


Descartes lebenslanges Thema war die Überwindung der scholastisch geprägten aristotelischen Philosophie. Der Franzose forderte als Ausgangspunkt und Methode philosophischen Denkens die Gültigkeit eine Aussage in Zweifel zu ziehen, so lange diese nicht zureichend begründet sei. Und so war der Zweifel bei Descartes der Philosophie Anfang.

René Descartes gilt als der Vater des modernen Denkens, denn er hat den Menschen aus seinem tiefen Dämmer herausgeholt und ihn zum erkennenden Objekt gemacht, wobei er stellte den Menschen in den Mittelpunkt der Erkenntnis. Sein berühmter Satz "Cogito, ergo sum" ("Ich denke, also bin ich") steht für das Selbstbewusstsein des neuzeitlichen Individuums.

Das Diktum des Cartesius »Ich denke, also bin ich« machte das menschliche Bewußtsein zum Ausgangspunkt wahrer Welterkenntnis. Das vernünftig denkende Objekt wird zum Maßstab allen Wissens.


Blog-Artikel:

Descartes Denken gilt als »Cartesianische Wende« - Philosophenwelt-Blog


Literatur:

Rene Descartes
Rene Descartes
von Dominik Perler

Descartes zur Einführung
Descartes zur Einführung
von Peter Prechtl

Sonntag, 30. Dezember 2018

Robert Spaemann gestorben

Robert Spaemann

Der Philosoph und Autor Robert Spaemann ist im Alter von 91 Jahren in Stuttgart gestorben. Er war ein kluger und tiefschürfender Kopf mit einem umfassenden philosophiegeschichtlichen Horizont. Der konservative Denker beschäftigte sich mit der Ideengeschichte der Neuzeit, mit Naturphilosophie, Problemen der Ethik, der Politischen Philosophie und der Religionsphilosophie.

Robert Spaemann studierte Philosophie, Theologie, Geschichte und Romanistik in Münster, München, Fribourg und Paris. 1952 promovierte er in Münster bei Joachim Ritter und habilitierte sich dort 1962, nach einem Intermezzo als Lektor beim Stuttgarter Kohlhammer Verlag, mit einer Studie über den französischen Theologen und Schriftsteller François Fénelon. Er lehrte dann Philosophie in Stuttgart (bis 1968), Heidelberg (bis 1972).

Spaemann war ordentlicher Professor für Philosophie an den Universitäten Stuttgart (bis 1968), Heidelberg, wo er Hans-Georg Gadamer nachfolgte (1969 bis 1972), und München, wo er 1992 emeritiert wurde. 1962 habilitierte er in den Fächern Philosophie und Pädagogik und war bis 1992 ordentlicher Professor an den Universitäten Stuttgart, Heidelberg und München.


Die Thematiken Spaemanns ergeben sich organisch aus seiner denkerischen Wachsamkeit für das "was in Wahrheit ist". Die ausführlich dargestellten Arbeiten über de Bonald und Fénelon führen weiter zur Entdeckung des teleologischen Denkens, einer Neuformulierung des Natur-Begriffs, einer praktischen Philosophie "über Glück und Wohlwollen" (in Nachbarschaft zu Kant) und schließlich zum Band »Personen. Versuche über den Unterschied zwischen 'etwas' und 'jemand'«, der sich jedem Utilitarismus und jeder Verzweckung des Menschen widersetzt. Spaemann war wie kein anderer ein Philosoph der Ökologie nicht nur der Umwelt, sondern auch des Menschen selbst. So lehnte er entschieden Atomwaffen, Kernenergie und Genmanipulationen ab.

In seinem wissenschaftlichen Werk beschäftigte sich Spaemann mit der Ideengeschichte der Neuzeit, mit Naturphilosophie, Problemen der Ethik, der Politischen Philosophie und der Religionsphilosophie. Beachtet wurde sein Engagement in zeitgenössischen Debatten in Gesellschaft und Kirche. Seine Hauptwerke – »Glück und Wohlwollen« (1989) und »Personen« (1996) – wären ohne diese Auseinandersetzungen kaum zu denken.

Betrachtet man Spaemanns literarisches Werk, dann fällt auf, dass er stets zweigleisig gefahren ist. Es gibt die philosophischen Bücher wie etwa »Glück und Wohlwollen – Versuch über Ethik« (1989) oder »Personen – Versuche über den Unterschied zwischen ‚etwas‘ und ‚jemand‘« (1996), von denen die meisten bei Klett-Cotta in Stuttgart erschienen sind. Sie richten sich an die Gebildeten unter den Verächtern der Religion. Und es gibt die „Christlichen Reden“ für die schon Überzeugten, veröffentlicht in einem katholischen Verlag in der Schweiz.

Spaemann war ein enger Berater der Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI., deren Ansichten er besonders in Fragen der Bedeutung der Naturrechtslehre für die Ethik nahestand. Er schrieb zeitkritische Beiträge zu ethischen, politischen und religiösen Fragen für überregionale Zeitungen und internationale Fachzeitschriften. Seine Positionen, insbesondere zur Ökologie und zur Bioethik, werden über die Grenzen verschiedener Weltanschauungen und Parteien hinaus beachtet.


Literatur:

Personen – Versuche über den Unterschied zwischen ‚etwas‘ und ‚jemand‘
Personen – Versuche über den Unterschied zwischen ‚etwas‘ und ‚jemand‘
von Robert Spaemann

Freitag, 21. Dezember 2018

Halkyonische Tage

Die Halkyon ist ein antiker literarischer Dialog in altgriechischer Sprache, der dem Philosophen Platon zugeschrieben wurde, aber sicher nicht von ihm stammt. Die Unechtheit wurde schon in der Antike erkannt. Der unbekannte Verfasser, der angeblich Leon hieß, lebte anscheinend in der hellenistischen Zeit.

Der Dialog spielt sich zu Lebzeiten des Sokrates († 399 v. Chr.) ab, noch vor der Machtergreifung des oligarchischen Rats der Dreißig („Dreißig Tyrannen“) im Jahr 404 v. Chr., die Chairephon zwang, ins Exil zu gehen. Der historische Chairephon war ein Altersgenosse, Schüler und Freund des Sokrates.

Eine Rahmenhandlung fehlt, das Gespräch setzt unvermittelt ein. Die beiden Gesprächspartner befinden sich auf einem Spaziergang am Meerufer bei Phaleron in der Nähe von Athen. Es ist die Zeit der vierzehn „halkyonischen Tage“ im Dezember um die Wintersonnenwende.

Die halkyonischen Tage wurden im antiken Griechenland wegen des in diesem Zeitraum gewöhnlich heiteren Wetters und der Windstille geschätzt. Sie wurden nach der Halkyon, dem Eisvogel, benannt, denn man nahm an, dass das Eisvogel-Weibchen um diese Zeit nistet und brütet.

Samstag, 17. November 2018

Karl Marx und die Hegelsche Dialektik


Ein wesentliches Anliegen von Marx und Engels war, den Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft zu erheben, damit er nicht bloß geglaubt oder ersehn» werden muss, sondern rational begründet werden kann. Auch seine historisch-materiellen Voraussetzungen sollten benannt werden können. Kurz: Eine Reflexion der Methode wissenschaftlicher Forschung und Darstellung war nötig.

Insbesondere Karl Marx wurde durch Hegels Philosophie geprägt, die ihm durch die Vorlesungen Eduard Gans' bekannt wurde. Marx bezeichnet seine Methode als dialektisch und stellt sich damit bewusst in die Tradition der Hegelschen Philosophie. An ihrem Kern hält er fest, kritisiert aber ihre mystifizierte Form.

Laut Marx ist die Dialektik «dem Bürgertum [...] ein Gräuel, weil sie in dem positiven Verständnis des Bestehenden zugleich auch das Verständnis [...] seines notwendigen Untergangs einschließt, jede gewordene Form [...] auch nach ihrer vergänglichen Seite auffasst, sich durch nichts imponieren lässt, ihrem Wesen nach kritisch und revolutionär ist.» (MEW: 23, 28)

Hegel war der Lehrer von Marx und es war Lenin, der gesagt hatte, daß Marxens »Kapital« ohne Studium der »Phänomenologie Hegels nicht verstanden werden könne.

Weblink:

Marx und die Hegelsche Dialektik - www.rosalux.de

Samstag, 10. November 2018

»Der Werk den Mensch in der Revolte« - Camus Kritik der Geschichte

»Der Werk den Mensch in der Revolte« ist Camus Kritik der Geschichte, denn die anspruchsvolle Essay-Sammlung ist eine Absage an die Auffassung, dass Geschichte ein sinnvoller Ablauf sei. Camus‬ versuchte nachzuweisen, dass die politischen Ideen von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis heute Konstruktionen und Utopien waren, da sie das Absolute wollen, und deshalb notwendig ins Absurde, in Terror und legitimierten Mord einmünden mussten.

Der Mensch in der Revolte

Zur Unterstützung seiner Thesen führt Camus exemplarisch die zwei politischen Hauptströmungen des 20. Jahrhunderts und schließlich deren Scheitern im Nihilismus an. Zum einen den Nationalismus, der durch den "Nerobefehl" in den letzten Zügen des Dritten Reichs, den einzigen Wert, den der Rasse, verleugnete. Zum anderen den Kommunismus, der mit seiner angeblichen Liebe zum zukünftigen sozialistischen Menschen, die schlimmsten Verbrechen rechtfertigte. So unterschieden sich der sowjetische Gulag und die Konzentrationslager der Nazis nur durch theoretische Überlegungen, nicht aber in der Konsequenz.

Jean-Paul Sartre nahm Camus »Der Werk den Mensch in der Revolte« zum Anlass zur Kritik. Er kritisiertedie unterschiedliche Auffassung in Bezug auf Hegel und Marx. Camus endete mit der Überlegung, dass man in einer hellenistischen Gesellschaft leben sollte. Für Jean-Paul Sartre hat das menschliche Sein immer mit der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu tun. Er fordert Engagement in der Situation, dieses bedeutet, sich auf die Zukunft hin zu entwerfen. Das vermisste er bei Camus.

In Camus' umstrittenem Werk, wegen dem sich sein langjähriger Freund Jean-Paul Sartre von ihm abwandte, vertritt er die Überzeugung, dass die gesamte Periode nach der französischen Revolution durch den Nihilismus geprägt wurde und ihn bis heute nicht überwunden hat.


Literatur:

Der Mensch in der Revolte
Der Mensch in der Revolte von Albert Camus

AlbertCamus‬

Samstag, 3. November 2018

Wie zeitgemäß ist Camus Werk »Der Mensch in der Revolte« heute?

Der Mensch in der Revolte
Der Mensch in
der Revolte


Albert Camus setzt seine Überlegungen über die Absurdität und dem Mord mit seinem Werk »Der Mensch in der Revolte« fort. Die Revolte ist die Unvernunft und das Unverständnis über das menschliche Leben. Er versucht den Mord aus philosophischen Überlegungen zu Rechtfertigen und diesen zu überprüfen. Zuerst beschreibt er die metaphysische Revolte.



Der Revoltierende ist jemand, der nein sagt zu den bestehenden Verhältnissen. Er kämpft für seine Unversehrtheit. Die metaphysische Revolte ist der Tausch zwischen dem Regime der Gnade und dem der Gerechtigkeit. Camus beschreibt die Negation Gottes an den Beispielen von Marquis de Sade, John Milton, Iwan Karamasow und Nietzsche. Der Revoltierende setzt sich mit Gott gleich. Daraus folgt, dass er eine neue Weltordnung entdecken muss. Als logische Folge beschreibt er nach der metaphysischen Revolte die historische Revolte.

Camus war ein bedeutender und einflußreicher französischer Schriftsteller und Philosoph des 20. Jahrhunderts. Albert Camus war ein unabhängiger, unbeirrbarer Geist, der weder Ideologien noch Intrigen oblag. Der Denker war einer der bekanntesten französischen Autoren und ein bedeutender Vertreter des Existentialismus.

Weblink:


Der Mensch in der Revolte


Wie zeitgemäß ist Camus Werk »Der Mensch in der Revolte« heute? Die Frage stellt sich angesichts Massenarbeitslosigkeit, Verarmung und Verelendung und sozialer Ausgrenzng ganzer Bevölkerungsschichten auf dringliche Weise. Die Absurdität besteht in das Geworfensein des Menschen in eine immer zynisch werdenden Gesellschaft, die voraussetzt, das alles klaglos hingenommen wird, was gegen ihn gerichtet ist.

Die Existenz des Menschen ist oder erscheint recht sinnlos. Was dem Einzelnen in dieser Situation bleibt, ist die Revolte. Die "permanente Revolte" sah Albert Camus als Weg zur Überwindung des Absurden an. Der Mensch muss in der Lage sein, die Last der Sinnlosigkeit zu ertragen, Selbstverantwortung übernehmen und nach Glück streben. Nur so wird er Herr seines Schicksals und kann der die Absurdität des Lebens überwinden.

Die Revolte bedeutet nicht nur Ablehnung vorgefundener Umstände, sondern sei auch immer Ausdruck für etwas, nämlich für bestimmte Werte. Die Prinzipien der Revolte verneinten die Knechtschaft, die Lüge und den Terror und äußerten sich nicht zuletzt in der Kunst.

Eine Revolte ohne klares Ziel erscheint wiederum selbst ohne Sinn. Gegen wen soll sich die Revolte richten und wie soll sie sich organisieren?

Eine Revolte braucht die Solidarität und Verständigung der Menschen untereinander. Die Revolte eines einzelnen Menschen erscheint wiederum ebenfalls recht sinnlos. Um sich Gehör zu verschaffen, muss der Mensch sich eimne Plattform suchen und sich organisieren. Nur so kann er Zuhörer und Sympathisanten für sein Anliegen finden.

Weblink:

Der Mensch in der Revolte
Der Mensch in der Revolte von Albert Camus