Montag, 27. Juni 2022

Peter Sloterdijk 75. Geburtstag

Peter Sloterdijk

Der Philosoph, Kulturwissenschaftler und Buchautor Peter Sloterdijk wurde vor 75 Jahren am 26. Juni 1947 als Sohn einer Deutschen und eines Niederländers geboren. Peter Sloterdijk gilt nicht nur als einer der wichtigsten deutschen Intellektuellen, sondern auch als ebenso risikofreudiger wie schwerverständlicher Denker am Puls der Zeit. Der Philosoph wurde 1983 mit seinem Werk »Kritik der zynischen Vernunft« zum philosophischen Shooting-Star.

Der kritisch reflektierende Denker Peter Sloterdijk gehört zu den massgeblichen intellektuellen Instanzen in Deutschland. Sloterdijk ist eine Koryphäe: rhetorisch gewandt, diskurssicher als auch feuilletonbewährt - gute Voraussetzungen für eine nachhaltige Wirkung seiner Lehre und Ansichten.

Sloterdijk ist ein grosser Stilist und Querdenker, der sich immer wieder in aktuelle Debatten einmischt oder sie auch anstösst. Der Philosoph sorgt mit seinen Wortmeldungen regelmässig für Erstaunen und Aufregung. Er ist im akademischen Betrieb genauso zu Hause wie in den Feuilletons. Mit seinen Büchern hat er eine breite Leserschicht erreicht, die weit über die philosophische Fachwelt hinausreichen und ihn populär gemacht haben. Mit seinen Beiträgen und Büchern hat der streitbare Philosoph in Deutschland zahlreiche Debatten ausgelöst und angeregt.

Von 1968 bis 1974 studierte er in München und an der Universität Hamburg Philosophie, Geschichte und Germanistik. 1971 erstellte Sloterdijk seine Magisterarbeit mit dem Titel »Strukturalismus als poetische Hermeneutik«.

In den Jahren 1972/73 folgten ein Essay über Michel Foucaults strukturale Theorie der Geschichte sowie eine Studie mit dem Titel »Die Ökonomie der Sprachspiele. Zur Kritik der linguistischen Gegenstandskonstitution«. Im Jahre 1976 wurde Peter Sloterdijk von Professor Klaus Briegleb zum Thema »Literatur und Organisation von Lebenserfahrung. Gattungstheorie und Gattungsgeschichte der Autobiographie der Weimarer Republik 1918-1933« promoviert.

Zwischen 1978 und 1980 hielt sich Sloterdijk im Ashram von Bhagwan Shree Rajneesh (später Osho) im indischen Pune auf. Seit den 1980er Jahren arbeitet Sloterdijk als freier Schriftsteller. Das 1983 im Suhrkamp Verlag publizierte Buch »Kritik der zynischen Vernunft« zählt zu den meistverkauften philosophischen Büchern des 20. Jahrhunderts.

Seit 2001 war Sloterdijk in der Nachfolge von Heinrich Klotz Rektor der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe sowie dort Professor für Philosophie und Ästhetik.

Mit streitbaren Thesen äußert er sich regelmäßig zum aktuellen Zeitgeschehen. Im Alter weist jedoch Sloterdijks Denken nicht mehr aufklärerische Impulse früherer Tage, sondern Züge eines bewahrenden und strukturellen Konservatismus auf. Sloterdijk geht es nicht mehr um Aufklärung, sondern um Bewahrung. Verschwunden ist auch der kynische Impuls seines reflektierenden Denkens.

Er bestätigt damit unfreiwillig seine eigene These, daß Herrschaftswissen, welches zu lange an der Macht ist, irgendwann zynisch wird. Niemand schreibt bekanntlich so schlecht wie die Verteidiger alternder Ideologien.


Weblink:

Peter Sloterdijk - Der Philosoph und Autor befragt von Frank A. Meyer - 3 Sat Kulturzeit


Literatur:

Kritik der zynischen Vernunft
»Kritik der zynischen Vernunft«
von Peter Sloterdijk


Was geschah im 20. Jahrhundert?: Unterwegs zu einer Kritik der extremistischen Vernunft
von Peter Sloterdijk


Blog-Artikel:


»Was geschah im 20. Jahrhundert? Unterwegs zu einer Kritik der extremistischen Vernunft«


Peter Sloterdijk ist selbst zum Zyniker geworden


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Samstag, 25. Juni 2022

Plotin - Denker und Mystiker

Plotin

Plotin, der Begründer des Neuplatonismus, gilt als Denker und Mystiker. Er ist vor allem in mystischen Zirkeln ein großer und leuchtender Name. Doch zu allererst ist dieser Denker der späten Antike des 3. Jahrhunderts ein Rehabilitierender des (neu-)platonischen Systems, das ganz von Idealismus und Transzendenz durchtränkt ist (s. Platons Ideen- und Seelenlehre).

Plotin

Die Lehre des Plotin beinhaltet folgende Standpunkte: Philosophie, Kunst oder Liebe sind Wege zum Guten, glücklich heißt, für die Sinne zu leben und den Verstand richtig gebrauchen zu können; Schmerz und Tod brauchen einen Philosophen nicht zu ängstigen, denn dessen Seele ist unerschütterlich; der Genuss besteht in der völligen Seelenruhe; nur die Gegenwart ist wahr; das Schöne und Gute ist ein und dieselbe Sache, die man auch als Gott bezeichnen kann; die Welt darf nicht verachtet werden, weil Gott in ihr wohnt.

Die eigentliche mystizistische Wirkkraft des Plotin zeigt sich in dem Seinsgehalt in den jeweiligen metaphysischen Stufen, der Ekstase (das Aussichheraustreten), das adeptische Streben zum Reich des mundus intelligibilis, die Koinzidenz des Erkennenden mit dem Erkannten.

Bereits in der Schrift "Der Abstieg der Seele in die Leibeswelt" wird Plotins Philosophie deutlich: höchstes Sein ist Göttlich-Geistiges, das (zahlenlose) eine, in Werten ist das eine also auch das absolute Schöne und Gute und Ewige. Würden wir dieses eine metaphorisch als Ozean verstehen, so wellen dessen Zungen in den Menschen hinein, "hinab" bis in das Materielle und damit Geistlose, worin auch die Potenz zur Hässlichkeit und zum Bösen inne wird. Der Mensch ist etwas Dreifaches: Leib, Seele und Geist.

Erkennen heißt Anschauung durch den Geist, "dass 'Sein und Denken dasselbe' sind." Der geformten Natur ist die Weisheit des Geistes eingelegt dem Credo nach: nature follows form. In seiner Abhandlung "Der freie Wille und das Wollen des Einen" expliziert Plotin eine Sittenlehre auf Grundlage des Einen, des Gewollten, wonach alles menschliche Streben hin zu ihm, dem Höchsten, Schönsten und Vernünftigen: "So hat denn der Geist, indem er ein Stück von sich in die Materie dargab, still und ohne Erschütterung das All gewirkt.

Es ist aber dieses Stück rationale Form [Logos], die aus dem Geiste floss; denn was aus dem Geist erfließt, ist rationale Form, und die erfließt immerdar, solange denn der Geist in der Wirklichkeit gegenwärtig ist." In diesem Satze steckt die implizite Idee vom "Weltgeist" und infolge des Logos auch vom "Weltplan", so beschreibt Plotin in "Von der Vorhersehung" das Ordnungsprinzip: "Denn da alles aus Einem herrührt, läuft es mit Naturnotwendigkeit auch wieder in Eines zusammen, daher auch das, was unterschiedlich erspross und als Gegensätzlich erstand, dennoch, weil es aus dem Einen ist, zusammengebannt wird zu einer einheitlichen Ordnung."

Plotin begriff das Leben als körperliche und sinnliche Erfahrung. Nur der "mystische Verstand" im Sinne Plotins ermöglichte diese existenzenielle Erfahrung.

Bekannt ist sein programmatischer Ausspruch, er nehme nicht am Gottesdienst teil, denn „jene (die Götter) müssen zu mir kommen, nicht ich zu ihnen“.

Literatur:

Ausgewählte Schriften Ausgewählte Schriften von Plotin

Samstag, 18. Juni 2022

Aristoteles - Glück durch Tätigsein

Aristoteles Marmorbüste im Louvre


Der Stagirit Aristoteles war der erste Philosoph, der die Frage nach dem Glück des Menschen systematisch untersucht hat und eine Glückslehre entwickelt hat. Die Glückslehre des Aristoteles ist nichts anderes als die Tugendlehre und diese wiederum ein Bestandteil der Staatslehre.

Aristoteles sieht den Menschen als Mitglied der staatlichen Gemeinschaft, der Mensch wird seine Bestimmung also nur in ihr und auch nur durch sie erreichen können. Jeder Mensch hat demnach eine Bestimmung, die er durch tugendhaftes Verhalten bis zur Vollendung bringen kann und dadurch glücklich wird

Jegliches Leben strebt laut Aristoteles nach dem Guten, ebenso der Mensch - sein höchstes Gut ist dabei die Glückseligkeit. Hier muss unterschieden werden zwischen zufälligem Glück, etwa Würfelglück, und dem allgemeinen Zustand der Glückseligkeit. Wenn Aristoteles von Glück spricht, meint er immer die Glückseligkeit - ein glückliches Leben.



Aristoteles ist der Auffassung, ein so großes Gut wie das Glück könne nur durch ein Tätigsein erreicht werden, indem Fähigkeiten und angelegte Möglichkeiten entfaltet werden. Die Entfaltung ist etwas, das Freude bereitet und zu einem guten, erfüllten Leben beiträgt.

Als das einem Menschen eigentümliche Werk (das, wozu er speziell bestimmt ist) versteht Aristoteles die mit Vernunft verbundene Tätigkeit der Seele und ein entsprechendes Handeln. Das menschliche Gut ist nach ihm der Vortrefflichkeit gemäße Tätigkeit der Seele.



Literatur:

Nikomachische Ethik


Nikomachische Ethik

Samstag, 11. Juni 2022

Derrida und seine Methode der Dekonstruktion



Jacques Derrida (1930-2004) gilt als Begründer der Philosophie der Dekonstruktion. Sein Werk ist eines der wichtigsten Philosophen des 20. Jahrhunderts. Mit der von ihm angewandten Methode der "Dekonstruktion" von Texten wollte der Philosoph die eigentliche Bedeutung philosophischer Schriften freilegen.

Das Wort Dekonstruktion (vgl. frz. déconstruction ‚Zerlegung, Abbau‘; ein Portmanteauwort aus „Destruktion“ und „Konstruktion“) bezeichnet eine Reihe von Strömungen in Philosophie, Philologie und Werkinterpretation seit den 1960er-Jahren. Dekonstruktivisten bemühen sich um den Nachweis, dass – und vor allem: wie – ein Text seine Bedeutung selbst hinterfragt, durchkreuzt und gerade mit solchen Paradoxien Sinn schafft, z. B. durch Widersprüche zwischen inhaltlicher Aussage und sprachlicher Form. Die Methode der Dekonstruktion ist ein kritisches Hinterfragen und Auflösen eines Textes im weiteren Sinn.


Historisch knüpft der Begriff der Dekonstruktion an Martin Heidegger an. Dieser hatte von einer „Destruktion“ der abendländischen Tradition der Metaphysik gesprochen:

„Die Destruktion hat ebenso wenig den negativen Sinn einer Abschüttelung der ontologischen Tradition. Sie soll umgekehrt diese in ihren positiven Möglichkeiten, und das besagt immer, in ihren Grenzen abstecken, die mit der jeweiligen Fragestellung und der aus dieser vorgezeichneten Umgrenzung des möglichen Feldes der Untersuchung faktisch gegeben sind.“
Heidegger


Auch hatte Heidegger von einer methodischen Verschränkung von Konstruktion und Destruktion gesprochen. Diese betraf drei Momente:
  1. „Erfassung des Seienden auf das Verstehen von dessen Sein (phänomenologische Reduktion)“
  2. „Entwerfen des vorgegebenen Seienden auf sein Sein und dessen Strukturen (phänomenologische Konstruktion)“
  3. „kritischer Abbau überkommener Begriffe (Destruktion)“
In Aufnahme dieser Verschränkung von Destruktion und Konstruktion meint Dekonstruktion nicht einen Angriff auf die Legitimität oder Sinnhaftigkeit von Texten oder Thesen, sondern die sinnkritische Analyse ihrer Verstehens- und Geltungsbedingungen.


Weblink:

Derrida und die Dekonstruktion - philomag.de

Samstag, 4. Juni 2022

Kierkegaard und das Selbst

Søren Kierkegaard



"Das Große ist nicht, dies oder das zu sein,

sondern man selbst zu sein."

Søren Aabye Kierkegaard (1813 - 1855),
dänischer Philosoph, Theologe und Schriftsteller


Johann Gottlieb Fichte

Kierkegaard wandelt in seinen Selbstbetrachtungen auf den Spuren Fichtes und der deutschen Romantiker, die stets das »Ich« als Ausdruck des Selbst betont haben. Die Frage ist, inwieweit man tatsächlich selbst sein darf bzw. wie die Individuation von äußeren Einflüssen abhängt.

Kierkegaards Aussage deckt sich nicht immer mit der Erfahrung des Alltags. Wer heute noch er selbst sein darf, hat einfach nur Glück.

In der Regel macht man im Alltag leider die Erfahrung, dass man nicht "Du selbst" sein kann und darf. Man muss sich maskieren und in eine "bestimmte Alltagsrolle schlüpfen". Zunehmend betrifft dies sogar Schulkinder, denn diese dürfen nicht Sie selbst sein, weil sie vom Erwartungsdruck der Eltern "erdrückt" werden.

Das "Du selbst sein dürfen" hängt auch vom politischen System ab, in dem man lebt und arbeitet. In Nordkorea beispielsweise ist es wesentlich schwieriger, sich selbst wirklich zu entfalten als in Kalifornien. Es hängt auch vom monatlichen Geldeinkommen ab, denn Armut erdrückt und knechtet.

Könnten Menschen global wirklich sie selbst sein, gäbe es kaum noch Kriege und Gewalt, denn die Menschen sind zu 99 Prozent weder gewalttätig noch destruktiv. Sie wollen lieben und geliebt werden und sich an der blühenden Natur erfreuen. Sie werden durch ihre schmerzhaften Lebensbedingungen daran gehindert und wehren sich.

Für Kant dagegen ist das Individuum das souveräne das autonome, übersittliche Individuum, das selbst sein darf. Bei Kant bedeuet Autonomie die Selbstgesetzgebung des Individuums durch seine eigene Vernunft und damit die Unabhängigkeit von fremden, emprischen und historisch tradierten Prinzipien.

Hegel nennt das Sichselbst als das die Totalität aller reinen Bestimmungen wissende Denken mit dem Ausdruck Platons die "absolute Idee". Und diese interpretiert er mit Plotin als den göttlichen Geist. Und weil Gott Geist ist, handelt es sich um Theologie. Diese theologische Metaphysik ist die erste Philosophie Hegels.

Für Nietsche ist das Ich die Entwicklung zum Willen zum Selbst hin. Der Mensch soll sich zu sich selbst hin entwickeln.

„Alle Kraft des Menschen wird erworben durch Kampf mit sich selbst und Überwindung seiner selbst." (Werke, Bd. 5, Zur Religionsphilosophie, 1796) Fichte

Menschen, die an ihrer eigene Größe scheitern, haben Kierkegaard nicht gelesen.

Samstag, 28. Mai 2022

Bertrand Russell - der radikale Pazifist

Bertrand Russell



Bertrand Russell war einer der populärsten Philosophen des 20. Jahrhunderts, ein Philosoph, der zu einem radikalen Pazifist wurde. Russell war ein weltweit bekannter Aktivist für Frieden und Abrüstung und galt als eine Leitfigur des Pazifismus, auch wenn er selbst kein strikter Pazifist war. Der Philosoph war radikaler Pazifist und setzte sich als Vorkämpfer der Friedensbewegung gegen die Atomrüstung und das amerikanische Eingreifen in Vietnam ein.

Bertrand Russell

Mit dem Ersten Weltkrieg verschob sich sein Interesse Richtung Politik. Seit dem Ersten Weltkrieg wurde er zunehmend politisch, kam sogar ins Gefängnis, weil er entgegen der allgemeinen Kriegseuphorie die Sinnhaftigkeit des Krieges anzweifelte.

Bertrand Russell

Bertrand Russell unterrichtete Philosophie, Mathematik und Logik am »Trinity College« in Cambridge, als 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach. Der Erste Weltkrieg stellte für Russell eine zentrale Zäsur dar, die einherging mit der Einstellung seiner mathematischen Forschungen ab 1914. Ab diesem Zeitpunkt setzte sich Russell als Aktivist und Autor gegen die Kriegsteilnahme des Vereinigten Königreichs ein. Es war der historische Moment, in dem der spätere Nobelpreisträger zum Pazifisten wurde – und wegen seines konsequenten Einsatzes für den Frieden 1916 seinen Lehrstuhl in Cambridge verlor.

Der Erste Weltkrieg war für Bertrand Russell ein traumatisches Ereignis. Von der Sinnlosigkeit des Krieges überzeugt, setzte er sich öffentlich für die sofortige Beendigung des Krieges ein und unterstützte Wehrdienstverweigerer. Bei einer Versammlung von Kriegsdienstgegnern entging er nur knapp der Lynchjustiz aufgebrachter Patrioten. Als die Gesellschaft um ihn herum in eine hysterische Kriegsbegeisterung verfiel, durchschaute er die Gefahren selbstgerechter moralischer Empörung. Diese Erfahrung machte ihn zu einem konsequenten Pazifisten.

1917 musste Russell aufgrund seines aktiven Pazifismus für drei Monate ins Gefängnis.

Samstag, 21. Mai 2022

Bertrand Russells pragmatischer Pazifismus

Bertrand Russell


Vom viktorianischen Zeitalter bis hin zu den frühen Tagen des Protests gegen den Vietnamkrieg: Fast hundert Jahre überspannte das Leben von Bertrand Russell.

Mit dem Ersten Weltkrieg verschob sich sein Interesse Richtung Politik. Seit dem Ersten Weltkrieg wurde er zunehmend politisch, kam sogar ins Gefängnis, weil er entgegen der allgemeinen Kriegseuphorie die Sinnhaftigkeit des Krieges anzweifelte.

Bertrand Russell

Bertrand Russell unterrichtete Philosophie, Mathematik und Logik am »Trinity College« in Cambridge. Als 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach. Es war der historische Moment, in dem der spätere Nobelpreisträger zum Pazifisten wurde – und wegen seines konsequenten Einsatzes für den Frieden heute vor 100 Jahren seinen Lehrstuhl verlor.

Sein relativer Pazifismus ließ aber durchaus Ausnahmen zu wie den Krieg der Alliierten gegen Nazideutschland. Ohne sich in Widersprüche zu verwickeln, bestand er darauf, dass dies eine Ausnahme war. Fast immer, aber eben nicht immer, so Russell, sind Kriegsfolgen um Dimensionen schlimmer als die Folgen von Nachgeben, Niederlage oder Kapitulation.

Ein wichtiges Ereignis für Russell, das sein weiteres Leben bestimmen sollte, war der Abwurf der ersten Atombombe auf Japan im August 1945. Russell sah die gesamte Menschheit bedroht, wenn die kommunistische Sowjetunion ebenfalls über die entsprechende Technologie verfügen würde.

Philosoph Bertrand Russell steht auf einer Bühne am Trafalgar Square in London und spricht in mehrere Mikrofone.

Der Philosoph war radikaler Pazifist und setzte sich als Vorkämpfer der Friedensbewegung gegen die Atomrüstung und das amerikanische Eingreifen in Vietnam ein. 1955 gründete er zusammen mit Albert Einstein sogar ein Friedenstribunal.

In seinem Essay »Philosophie des Pazifismus « sah Russell vor allem zwei Argumente gegen den Krieg: Zunächst die ihm charakteristischen Schäden, dann die Nutzlosigkeit (vom ethischen Standpunkt betrachtet), ein Volk ‚bestrafen‘ zu wollen.

Vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges ist Russell aktueller denn je. Im Hinblick auf den Krieg in der Ukraine hätte Russell die Lieferung von Waffen nüchtern abwägend besonders zu Zwecke der Verteidigung eines Landes nicht generell abgelehnt, doch vor dem Ausbruch eines atomaren Krieges eindrücklich gewarnt.

Blog-Artikel:

Bertrand Russell 150. Geburtstag

Mittwoch, 18. Mai 2022

Bertrand Russell 150. Geburtstag

Bertrand Russell



Bertrand Russell wurde vor 150 Jahren am 18. Mai 1872 in Trellech (Monmouthshire) in Südwales in eine adlige Familie geboren.

Bertrand Russell war Philosoph, Logiker, Mathematiker und Sozialkritiker. Er wurde in Südwales geboren, studierte Mathematik und Philosophie in Cambridge und wurde später dort Dozent für Mathematik.

Bertrand Russell

Russellr war einer der bedeutendsten britischen Mathematiker und Philosophen des 20. Jahrhunderts. Er war einer der elegantesten und radikalsten Verteidiger der Aufklärung mit einer anarchistisch-pazifistischen Grundhaltung.

Die philosophische Strömung der analytischen Philosophie, entwickelte sich in England Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Bertrand Russell war einer der Initiatoren der philosophischen Strömung der analytischen Philosophie, die sich in England Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte.

Bertrand Russell war der Lehrer Ludwig Wittgensteins und großer Erneuerer im Bereich Sprache und Denken. Ludwig Wittgenstein, ein Schüler und Freund von Bertrand Russell, übte großen Einfluss auf ihn aus.

1917 musste Russell aufgrund seines aktiven Pazifismus für drei Monate ins Gefängnis. 1938 erhielt er eine Gastprofessur an der Uni von Chicago und New York. 1944 lehrte er wieder in England.

Für sein Buch »Ehe und Moral«, worin er den Standpunkt der freien Liebe und unkonventioneller Partnerschaften vertritt, erhielt er 1950 den Nobelpreis für Literatur verliehen.

In seiner Arbeit stützte er sich unter anderem auf Leibniz, Peano und Frege. Ludwig Wittgenstein war teils sein Schüler, teils sein Gesprächspartner. Er wurde von ihm angeregt, seine Arbeit weiter zu treiben.

Bertrand Russell

Bertrand Russell gilt als einer der Väter der Analytischen Philosophie und entwickelte eine skeptische Erkenntnistheorie. Russell wird zusammen mit George Edward Moore als Begründer der Analytischen Philosophie und einiger deren Teildisziplinen betrachtet.

Auf Russell berufen sich die Sprachphilosophie (in der Ausrichtung der Philosophie der idealen Sprache) und auch der Logische Positivismus. Die einflussreichste Periode seiner philosophischen Arbeit mündete in seiner Version des Logischen Atomismus.

Bertrand Russell Zitat

Er gilt als Vertreter des Sensualismus, einer Theorie, die alles erkennen aus Sinneseindrücken und Empfindungen ableitet. Alle Dinge bestehen nur aus wahrgenommenen Sinnesdaten, sind also nur logische Konstruktionen.

Er unterrichtete zeitweise am Trinity College in Cambridge, in Oxford, London, an der Harvard University und in Peking und war bedeutendes Mitglied der »Cambridge Apostles«.

Sein erstes Buch schrieb Bertrand Russell über die deutsche Sozialdemokratie (1896). Neben seinen mathematischen Schriften veröffentlichte er noch viele weitere gesellschaftskritische und philosophische Studien.

Zusammen mit Alfred North Whitehead schrieb er die »Principia Mathematica«, eines der wichtigsten Werke mathematischer Grundlagenforschung, nach den Erschütterungen der Mathematik Anfang des 20. Jahrhunderts.

Der Verfechter des Positivismus war Lehrer des angehenden Philosophen Ludwig Wittgenstein und trug entscheidend zur Anerkennung des Empirismus als Erkenntnistheorie bei. Wissen wird nach Russell durch unmittelbare Erfahrung gewonnen.

Mit dem Ersten Weltkrieg verschob sich sein Interesse Richtung Politik. Seit dem Ersten Weltkrieg wurde er zunehmend politisch, kam sogar ins Gefängnis, weil er entgegen der allgemeinen Kriegseuphorie die Sinnhaftigkeit des Krieges anzweifelte.


Literatur:

Philosophie des Abendlandes
Philosophie des Abendlandes
von Bertrand Russell Der Philosoph war radikaler Pazifist und setzte sich als Vorkämpfer der Friedensbewegung gegen die Atomrüstung und das amerikanische Eingreifen in Vietnam ein. Russell war ein weltweit bekannter Aktivist für Frieden und Abrüstung und galt als eine Leitfigur des Pazifismus, auch wenn er selbst kein strikter Pazifist war.

Für seine Schriften, in denen er humanistische Ideale und die Gedankenfreiheit vertat, bekam er 1950 den Nobelpreis für Literatur verliehen.

Für Russell war würdevolles Leben einzig in einer aufgeklärten Gesellschaft vorstellbar. Die Welt braucht einen furchtlosen Ausblick in die Zukunft und eine freie Intelligenz.

Bertrand Russell starb am 2. Februar 1970 in Penrhyndeudraeth (Gwynedd), Wales.

Samstag, 14. Mai 2022

Fichte und seine Philosophie

Johann Gottlieb Fichte

Der deutsche Philosoph Johann Gottlieb Fichte gilt als einer der bedeutendsten deutschen Philosophen und als Vertreter des deutschen Idealismus. Johann Gottlieb Fichte ist einer der bedeutendsten deutschen Philosophen gleichrangig neben Kant, Hegel, Marx.

Fichte gilt als der Vater des deutschen Idealismus und war von größtem Einfluß auf das Kultur- und Geistesleben im ausgehenden 18. und 19. Jahrhundert und die deutsche Klassik. Aber dennoch ist der Verfasser der bahnbrechenden »Wissenschaftslehre« und der »Reden an die deutsche Nation« bis heute ein weitgehend Unbekannter.

Das geistige Rüstzeug der Frühromantik (1790-1801) stellte neben Johann Gottlieb Fichte und Friedrich Schlegel vor allem der Philosoph Friedrich Wilhelm Schelling bereit. 1797 entwarf er mit seiner Einleitung zu: »Ideen zu einer Philosophie der Natur« ein Fundament des romantischen Denkens.

»Was für eine Philosophie man wählt, hängt davon ab, welch ein Mensch man ist.«

Erste Einleitung in die Wissenschaftslehre, 1794



Johann Gottlieb Fichte gehört zu den interessantesten Figuren der deutschen Geistesgeschichte. Er beeindruckt durch die Kühnheit seiner Gedanken und die Wucht seines philosophischen Entwurfs. Die Welt ist für ihn kein statisches System, sondern dynamischer Ausdruck eines Handelns. Fichte versuchte, Gott und die Welt aus dem Bewusstsein als solchem zu verstehen.

Sein Denken und Werk ist gekennzeichnet durch seine Auseinandersetzung mit der Ethik und Erkenntnisphilosophie Kants. Unter dem Druck von Argumenten, die gegen Kant vorgebracht worden waren, ist Fichte zu seiner eigentümlichen Konzeption von Transzendentalphilosophie geführt worden, die er dann konsequent fortentwickelt hat: Das "Postulat der Freiheit" erzwingt einen "Idealismus aus einem Stück", eine Transzendentalphilosophie ohne dualistische Prämissen.

Fichte knüpfte unmittelbar an Kant an und widmete sich rein menschlich, einer auf dem Ich fundierten Theorie von Erkenntnis. Das Ich (= die schöpferische menschliche Persönlichkeit) schafft sich mit Hilfe der schöpferischen Phantasie das Nicht-Ich (= Außen-/Umwelt), an dem es sich sittlich betätigen kann. Das Nicht-Ich ist daher nichts Fremdes, sondern eine Schöpfung des Ich.


Fichte-Gesllschaft:

Johann-Gottlieb-Fichte-Gesellschaft - Fichte-Gesellschaft - www.fichte-gesellschaft.de
Fichte-Gesellschaft
Johann-Gottlieb-Fichte-Stiftung

Weblinks:


Kant-Biografie - Philolex.de
Fichte-Biografie - Preussen Chronik
Über den Begriff der Wissenschaftslehre oder der sogenannten Philosophie

Ausführliche Biografie


Literatur:

Johann Gottlieb Fichte: Ein deutscher Philosoph
Johann Gottlieb Fichte: Ein deutscher Philosoph
von Manfred Kühn

Johann Gottlieb Fichte: Eine Biographie
Johann Gottlieb Fichte: Eine Biographie
von Wilhelm G. Jacobs

Samstag, 7. Mai 2022

David Hume 320. Geburtstag


David Hume


David Hume wurde vor 320 Jahren am 7. Mai 1711 in Edinburgh geboren. Hume war ein schottischer Philosoph, Ökonom und Historiker. Er war einer der bedeutendsten Vertreter der schottischen Aufklärung und wird der philosophischen Strömung des Empirismus bzw. des Sensualismus zugerechnet. Sein skeptisches und metaphysikfreies Philosophieren regte Immanuel Kant zu seiner Kritik der reinen Vernunft an.

David Hume war einer der Mitbegründer der schottischen Aufklärung. Der philosophische Aufklärer erfand den modernen Liberalismus in seiner konservativen Ausprägung als Programm zur Vermehrung des Wohlstands und zur Zerschlagung des religiösen und säkularen Aberglaubens.


Hume war zwanzig Jahre alt, als er sich völlig klar wurde über „den Ursprung meiner Philosophie“, die er sein Leben lang weiterentwickeln und auf zahlreiche Forschungsgebiete ausdehnen wird, auf Moral und Politik, Recht und Ökonomie, Urteilskraft und Geschmack, Geist und Natur, wissenschaftliche Erkenntnis und religiösen Glauben. Denn 1731 war ihm bewusst geworden, dass die Quellen seiner körperlichen und seelischen Leiden nicht in ihm lagen, sondern in den Lehren, auf die er sich mit sei-nen entflammten Einbildungen und Gedanken eingelassen hatte: Das Menschenbild des rigiden Calvinismus war eine widernatürliche Konstruktion, die sich nur durch eine unkritische, gläubige Bibellektüre zu legitimieren versuchte; die aus der Antike überlieferte Natur- und Moralphilosophie schien ihm „mehr auf Erfindung als auf Erfahrung zu beruhen“; und den modernen Rationalismus eines Descartes und Leibniz empfand er als fehlgeleitet und unvernünftig, weil er die vielfältigen sinnlichen Eindrücke und konkreten Vorstellungen der Menschen übersah oder vernachlässigte.

David Hume: Der Philosoph und sein Zeitalter


David Hume: Der Philosoph und sein Zeitalter

David Hume gilt als einer der einflussreichsten Denker des 18. Jahrhunderts. Als radikaler Empirist wandte er sich kritisch gegen den Rationalismus und die metaphysischen Spekulationen seiner Zeitgenossen und plädierte stattdessen für eine „experimentelle“, allein auf Beobachtung und Erfahrung gegründete Methode.

Auch die zeitgenössischen „moral sciences“, die sich auf das geistige, kulturelle und sittliche Wesen des Menschen konzentrierten, befanden sich in einem beklagenswerten Zustand. „Jeder richtete sich nur nach seiner eigenen Phantasie beim Errichten von Lehrgebäuden über die Tugend und das Glück, ohne die menschliche Natur zu betrachten, von der jede moralische Schlussfolgerung abhängen muss. Ich entschloss mich daher, die menschliche Natur zum Gegenstand meines Hauptstudiums zu machen und zur Quelle, aus der ich jede Wahrheit in der ästhetischen Urteilskraft (criticism) und Moralphilosophie ableiten wollte.

Mittelbar wirkte dieser Vordenker der Aufklärung auf die modernen Richtungen des Positivismus und der analytischen Philosophie. In Bezug auf seine wirtschaftswissenschaftliche Bedeutung kann er zur vorklassischen Ökonomie gezählt werden. Hume war ein enger Freund von Adam Smith und stand mit ihm in regem intellektuellem Austausch.

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Humes wichtigster Beitrag zur Philosophie ist wohl jener, dass der reine Empirismus keine ausreichende Grundlage für die Wissenschaft darstellt, – ohne dessen Unterbau aber auch reine Logik und seine Methoden sehr schnell zu Vernünfteleien, zu Gewohnheiten und Schablonen des Denkens, zu Tautologien führen, die keinen festen Halt mehr an die Realität haben; einem Versuch durch Geist zu besetzen, woran die eigene Erfahrung nicht heranreicht. Einem fehlenden Abgleich von Innen- zu Außenwelt (Realitätsverlust). Denn keine Methode hat noch je eine Hypothese hervorgebracht.

David Hume war und ist als Philosoph nicht eigentlich populär. Er schrieb, kühl beobachtend und analysierend, eine «science of man» oder Anthropologie, aus deren Grundlagen sich alle Äusserungen des Menschen zu allen Zeiten begreifen lassen sollten. So wurde Hume zum scharfsinnigen Philosophen wie auch – später – zum Historiker der englischen Geschichte. Es ist verblüffend, wie es ihm gelang, das Versprechen seines Frühwerks, des «Traktats von der menschlichen Natur» (1739/1740), in die Tat umzusetzen und sowohl die philosophischen Prinzipien wie das empirische Handeln geschichtlicher Menschen zu durchdringen.

David Hume starb am 25. August 1776 in seiner Heimatstadt Edinburgh.

Literatur:

David Hume: Der Philosoph und sein Zeitalter
David Hume: Der Philosoph und sein Zeitalter
von Gerhard Streminger

Habermas zu Ukraine-Krieg und SPD

Jürgen Habermas

Die Welt ist in Gefahr, denn der Krieg bedroht die ganze Welt und den Pazifismus. Russland hat den Krieg in der Ukraine flächendeckend entfacht. Die Luftangriffe halten an, Städte werden eingekesselt, die Welt reagiert weiter mit Sanktionen, immer mehr Menschen sind auf der Flucht.

Die Bedrohung durch den Krieg zwingt auch kritisch und intuellektuele Geister, der intellektuelle Stimmen sind unabhängig und nicht mit der Rüstungsindustrie verwoben sind, zur offenen Stellungnahme. Zwei Monate nach Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine hat sich nun Philosoph Jürgen Habermas zu Wort gemeldet.

In der »Süddeutschen Zeitung« hat Habermas (Jahrgang 1929), die Haltung von Bundeskanzler Scholz und dessen SPD, dennn nienamd will durch Waffenlieferungen als Kriegstreiber gelten.  Scholz hat weitsinn gezeigt und ein Gespür dafür, was aus deutsche Lieferungen von schweren Waffen resultieren kann. Deren Kritiker ruft er zur Mäßigung auf. „Selbstgewiss“, „aggressiv“ und „schrill“ seien sie, die den Kanzler zu einer entschiedeneren Parteinahme für die Ukraine drängten.

Wolle man nicht Kriegspartei werden, so Habermas, seien einem weitgehend die Hände gebunden. „Das Dilemma, das den Westen zur risikoreichen Abwägung zwischen zwei Extremen – einer Niederlage der Ukraine oder der Eskalation eines begrenzten Konflikts zum dritten Weltkrieg – nötigt, liegt auf der Hand.“

Die Atommacht Russland dürfe man nicht weiter reizen.

Tatsächlich, ein aussichtsloses „Dilemma“? Ausdrücklich bezieht sich Habermas auf ein »Spiegel«-Interview von Olaf Scholz vom 23. April. Scholz hat dort verkündet: „Ich tue alles, um eine Eskalation zu verhindern, die zu einem dritten Weltkrieg führt. Es darf keinen Atomkrieg geben.“

»Der Spiegel« entgegnete: „Was lässt Sie denken, dass Panzerlieferungen aus Deutschland diese furchtbaren Konsequenzen hätten?“ Scholz antwortete: „Es gibt kein Lehrbuch für diese Situation, in dem man nachlesen könnte, ab welchem Punkt wir als Kriegspartei wahrgenommen werden. Das Buch wird täglich neu geschrieben, manche Lektionen liegen noch vor uns.“

Künstler, Wissenschaftler und Journalisten, die gar den Nachkriegspazifismus in Gefahr sehen, haben sich in einem offenen Brief gegen Hochrüstung und für Frieden ausgesprochen.

Samstag, 30. April 2022

Lebenssinn in der Arbeit

Zu den vielen Sinnfragen der Philosophie und auch des Lebens gehört die Frage nach dem Lebenssinn in der Arbeit. Vielen berufstätigen Menschen stellt sich dabei die Frage: »Macht Arbeit noch Sinn?«

Kann man sich nur über die Arbeit definieren? Ich arbeite, also bin ich dementsprechend.

Wer seinen Lebenssinn in der Arbeit sucht, gibt sich damit bereits als Sklave unseres Zeitalters zu erkennen. Gefordert ist vielmehr ein radikaler Bruch mit der herrschenden Leistungs- und Verwertungslogik.

Dazu gibt es mehrere Ansätze und Haltungen wie z.B. Eskapismus. Für Byung-Chul Han liegt er in einer Besinnung auf die göttliche Zeit des Feierns und des Spielens.

Weblink:

Macht meine Arbeit noch Sinn? - philomag magazin - philomag.de

Samstag, 23. April 2022

»Berichte aus einer Welt von Elend und Hoffnung« von Bernard-Henri Lévy

The will to see: Dispatches from a world of misery and hope


Bernard-Henri Lévy, Philosoph, Filmemacher und Autor, hat mehr als 50 Jahre damit verbracht, ausführlich über Menschenrechtsverletzungen auf der ganzen Welt zu berichten.

Sein neuestes Buch »Berichte aus einer Welt von Elend und Hoffnung« (»The will to see: Dispatches from a world of misery and hope«) und der begleitende Dokumentarfilm folgen Lévy in acht internationale Hotspots, darunter Afghanistan; Bangladesch; Lesbos, Griechenland; Syrisches und irakisches Kurdistan; Libyen; Nigeria; Somalia und der Ukraine.
Das Buch gibt auch einen Einblick in die ukrainische Donbas-Region wieder. In der Ukraine besucht Lévy erneut die Front und beobachtet, wie sehr sich das ukrainische Militär seit Beginn des Krieges im Jahr 2014 verändert hat.

In einer zutiefst persönlichen Einführung erzählt Lévy von der intellektuellen Reise, die ihn zur Anwaltschaft führte, und argumentiert, dass eine wahrhaft humanistische Philosophie zwangsläufig zu Maßnahmen zum Schutz der Schwächsten führen muss. Im zweiten Teil berichtet er von den acht Recherchereisen, die er kurz vor oder während der Corona-Pandemie unternommen hat, von den massakrierten christlichen Dörfern in Nigeria bis ins gefährlich fragile Afghanistan am Vorabend der Taliban-Gespräche, von einem antisemitischen Hinterhalt in Libyen in das überrannte Flüchtlingslager auf der Insel Lesbos. Teils Manifest, teils Botschaften aus der Praxis, dieses neue Buch ist eine aufrüttelnde Rüge der Gleichgültigkeit und eine Ermahnung, unseren Blick auf diejenigen zu richten, die uns am meisten verborgen sind.
In einem bewegenden Bericht bewegt er sich durch die Schützengräben der Ukraine und kommt zu dem Schluss, dass dass „der verlorene Krieg in der Ukraine unser kollektives Gewissen schwer belasten sollte."

»Der vergessene Krieg in der Ukraine sollte die Welt daran erinnern, daß dort fundamentale Weise die Werte Europas und des Westens verteidigt werden.«


Das Werk beschäftigt sich mit der Frage: Wie kann Kiew angesichts der russischen Eskalation in der Ukraine die Welt daran erinnern, dass es in seinem vergessenen Krieg im Wesentlichen um die Verteidigung der Werte Europas und des Westens geht?


Literatur:

The will to see: Dispatches from a world of misery and hope von Bernard-Henri Lévy

Freitag, 22. April 2022

Kritik der Urteilskraft von Immanuel Kant


Immanuel Kant

Mit der Kritik der Urteilskraft hat der Königsberger Philosoph Immanuel Kant 1790 die Reihe seiner drei berühmten Kritiken abgeschlossen. Das Werk umfasst im ersten Teil seine Ästhetik, die Lehre vom ästhetischen Urteilen, und im zweiten Teil die Teleologie, die Lehre von der Auslegung der Natur mittels Zweckkategorien. In dieser dritten Kritik entwickelt Kant ein Konzept der Urteilskraft, um Phänomene wie das Schöne in der Natur und Kunst, Genie, Geschmack, Erhabenheit und die systematische Einheit der Natur erfassen zu können.

Samstag, 16. April 2022

Ostern ist kein Fest für Philosophen


Ostern ist das Fest der Auferstehung und auch das Fest, wo Menschen das Leben und die Fruchtbarkeit feiern. An Ostern werden die zentralen Aussagen über den christlichen Gott sichtbar. Was an Weihnachten die Menschwerdung ist, das steht an Ostern auf dem Prüfstand, mit dem Blick auf das Leiden, auf Gewalt und Tod, auf all jene Themen, die das Menschsein im Tiefsten beschäftigen. Auch die Frage: Was bedeutet unsere Sterblichkeit, und mit welcher Hoffnung können wir leben? Der Kreuzestod des Gottessohnes ist seit jeher eine Provokation. Paulus schrieb über das Christentum, es sei „den Heiden eine Torheit“.

Die Sperrigkeit dieses Festes liegt an diesem Skandalon, dass Gott stirbt. Für die hellenistische Weisheitslehre besteht die Torheit darin, dass sich die Göttlichkeit in diesem gekreuzigten Galiläer zeigen soll und nicht in einer absoluten Größe wie in der griechischen Philosophie. Diese Sperrigkeit hat Ostern behalten, trotz des Auferstehungsgedankens.

Osterfest Auferstehung

Ostern bedeutet für Christen biblische Auferstehung, Vergebung der Sünden und das ewige Leben eine höhere Offenbarung und reichlich biblischen Stoff aus dem Reich der Jenseitigkeit, für Philosophen jedoch nur metaphyhische Themen, mit denen diese wenig anfangen können, denn die Jenseitigkeit ist kein Betrachtungsgegenstand einer auf das Irdische ausgerichteten Philosophie.

Auch mit der Formel des christlichen Glaubensbekenntnisses "Am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel" – kann die Philosophie nichts anfangen.

Die Philosophie ist gegen die Bibel nicht gefeit. So spekulativ die Philosophie sich auch gebärden mag, bleibt sie doch verpflichtet auf das Irdische, auf die Grenzen der Vernunft, und kommt daher nicht weiter als bis zum Tod. Die Jenseitigkeit ist in aufklärerischen Zeiten nach Kant kein Thema der Philosophie mehr.

Für Wittgenstein liegt der Sinn in der Bedeutung der Worte


Wittgenstein wollte die Philosophie radikal entrümpeln und fing bei der Sprache an.

»Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt«, so lautet ein Zitat von Ludwig Wittgenstein. Der österreichische Philosoph stellte als Erster seiner Berufsgattung die Sprache in den Mittelpunkt seiner Theorien.

Für den österreichischen Philosophen Ludwig Wittgenstein setzt der Sinn in der Bedeutung der Worte an. Er stellte sich die Frage, wie wir den Sinn finden sollen, wenn die Suche danach schon sprachlich falsch startet.

Er wollte die bisherige Philosophie entrümpeln und fing bei der Sprache und ihrer Logik an. Angefangen bei den „Basics“ – der Sprache, in der sie geschrieben war. Er stellte Sinn in Zusammenhang mit Bedeutung.

Soll ich einen Text über „Sinn und Bedeutung“ verfassen, frage ich nach dem Sinn der „Bedeutung“ oder nach der Bedeutung von „Sinn“. Wir müssen unsere Sprache richtig einsetzen um Sinn und Bedeutung auch verstehen zu können.

„Die meisten Fragen und Sätze der Philosophen beruhen darauf, dass wir unsere Sprachlogik nicht verstehen“, wusste Wittgenstein. Kommunikation ist alles. Denn wie sollen wir auch den Sinn finden, wenn die Suche danach schon sprachlich falsch startet?

Die Wörter sind das Problem, denn Wörter könne für unterschiedliche Personen ganz unterschiedlichen Sinn ergeben. „Was in den Zeichen nicht zum Ausdruck kommt, das zeigt ihre Anwendung.“ sagt Wittgenstein. Dann liegt der Sinn eines Begriffes darin, wie man ihn gebraucht. „Jedes Zeichen scheint allein tot. Was gibt ihm Leben? – Im Gebrauch lebt es.“

Allein der Ausdruck „Sinn machen“ ist doch schon Quatsch und macht keinen Sinn. Entweder ist der Sinn schon da oder nicht. Wobei es natürlich auch Leute gibt, die „Doppelwopper“ machen. Sinn ergeben kann eine Aussage nur aus sich selbst heraus. Alles andere ergibt sich dann von alleine.

Nicht überall macht der Gebrauch der Sprache aber auch Sinn und manchmal ist es besser, ihren Gebrauch zu unterlassen. Seine Maxime war: „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“

Die Menschen gehorchen Emotionen (E)

In der Philosophie wird der Mensch zumeist als verstandesorientertes Wesen dargestellt.

Die Menschen sind in ihrem Verhalten überwiegend nicht verstandesorientiert, sondern gehorchen Emotionen. Und selbst wenn viele einsähen, dass wir gegen die Wand fahren (nicht nur mit den Autos), wenn wir so weitermachen, wird es andere geben, die sich darüber freuen, einen Vorteil zu genießen. (siehe Kauf von SUVs und Geländewagen, siehe Wahlergebnisse, Fernflugreisen). Dies gilt auch für das Rüstungsgeschäft. So lange nur die Profitmaximierung das Maß aller Dinge ist, wird sich kaum was ändern.

Viele Menschen würden gerne auf diese Arbeit wie sie in unsere kapitalistischen Welt gelebt wird verzichten und auch damit aufhören diesen neoliberalen Staat auch nur irgendwie zu unterstützen, aber na ja leider muss auch ich irgendwie leben, essen und so weiter.

Samstag, 9. April 2022

Französischer Philosoph Bernard-Henri Lévy besucht Kontrollposten in der Ostukraine

Französischer Philosoph Bernard-Henri Lévy besucht Kontrollposten in der Ostukraine

Der französische Philosoph, Journalist und Publizist Bernard-Henri Lévy hat mehr als 50 Jahre damit verbracht, ausführlich über Menschenrechtsverletzungen auf der ganzen Welt zu berichten. Bernard-Henri Lévy ist in der Welt auch für seine Unterstützung der Ukraine in ihrem Kampf um die Freiheit und Unabhängigkeit bekannt.

Soldaten auf Panzer mit Flagge



Auch Philosophen nehmen Anteil am Krieg in der Ukraine. Levy besuchte auf seiner Reise durch die Ukraine auch die umkämpfte Ostukraine als Zeichen der Solidarität einen Kontrollposten an der Konfliktlinie in der Ostukraine besucht, um sich ein Bild der Lage vor Ort zu machen. »Es war eine Reise in tiefe Abgründe.«

Auf dem Kontrollposten sprach Bernard-Henri Lévy mit ukrainischen Grenzsoldaten. »Ihre wichtigste Waffe ist, dass sie zeigen., was das bedeutet, dort und hier zu leben«, sagte er nach Angaben des Grenzschutzdienstes der Ukraine im Gespräch

Er schätzte die Gewährleistung einer schnellen und komfortablen Überquerung der Konfliktlinie für die Bürger positiv ein.

Der stellvertretende Kommandeur des regionalen Abteilung »Ost« des Grenzschutzdienstes, Olexand Ptyzja, betonte, dass das Leben und Gesundheit der Zivilisten für die Grenzsoldaten höchste Priorität hat. Trotz der Provokationen der russischen Besatzungstruppen machen sie alles Mögliche, damit die Menschen unter Beschuss des Feindes nicht geraten.

Soldaten auf Panzer mit Flagge


Weblink:

Französischer Philosoph Bernard-Henri Lévy besucht Kontrollposten in der Osstukraine

Blog-Artikel:

Krieg in der Ukraine weitet sich aus - Torpedo-Blog

Mittwoch, 6. April 2022

Platons Ideenlehre


Die Einführung der Ideenlehre wird häufig als die Trennlinie zwischen sokratischer und platonischer Philosophie gesehen. In den frühen aporetischen Definitionsdialogen beschäftigt sich der Sokrates Platons primär mit ethischen Themen. Er fragt danach, welche Eigenschaften eine bestimmte Tugend wie Gerechtigkeit oder Tapferkeit ausmachen oder durch welche Merkmale das Gute gekennzeichnet ist.

Jedoch bleiben die dort erwogenen Definitionen für ihn ungenügend, weil sie entweder zu eng oder zu allgemein gefasst sind und daher keine präzise Bestimmung des Inhalts des jeweils zu definierenden Begriffs ermöglichen.

Dagegen befasst sich Platon in den mittleren Dialogen mit dem Wesen einer Tugend oder eines beliebigen Objekts, ohne sich auf die Suche nach Definitionsmerkmalen zu beschränken. Ein Mensch mag zwar als gerecht bezeichnet werden, jedoch ist er nicht an und für sich gerecht; ein Gegenstand kann schön genannt werden, aber er ist niemals der Inbegriff des rein Schönen.

Alle Dinge, denen aufgrund von Urteilen, die in Sinneserfahrungen gründen, eine bestimmte Eigenschaft – etwa „schön“ – zugeschrieben wird, haben in höherem oder geringerem Maß Anteil an deren an sich gedachtem Prinzip, an einer Idee (ἰδέα idéa), etwa dem „Schönen an sich“. Platons Ideenlehre



Freitag, 1. April 2022

Grundfragen zur Moral

Moral - ist sie angeboren oder anerzogen, bzw kulturell bedingt?


Jeder Mensch hat ein Bild von der Moral und sieht darin einen Sinn, wenn er sich in dessen Rahmen bewegt. Jedoch ist sie von verschiedenen Aspekten abhängig und verändert ihr erscheinen im anbetracht der Umstände und der Zeit. Moral ist lediglich ein weg der Orientierung und zeigt ihr wahres Gesicht in extremen Situationen.

Samstag, 26. März 2022

Pathologie - die dunkle Seite des Menschen

Joker in Batman



Jeder Mensch hat seine dunklen Seiten, die sich in ganz unterschiedlichen Merkmalen ausdrücken. Die Psychopathie eines Menschen drückt sich in manipulativem Verhalten, Rücksichtslosigkeit und einem vollständigen Fehlen von Empathie aus. Psychopathen verfügen über keinerlei soziales Verantwortungsgefühl.

Harry Lime

Die dunkle Seite des Menschen zeigt sich in seinen zahlreichen Facetten: Als Fratzen der Gewalt oder psychische Störungen. Wie kann man nun einen bösen Menschen erkennen? Wichtig ist die Tätereinschätzung und ein Gespür für die Situation. Die eigenen Gefühle sind das entscheidende Frühwarnsystem. „Der erste Eindruck stimmt oft“, sind die beiden überzeugt.

Häufig lassen sich bereits in der Jugend erste Auffälligkeiten ausmachen: Tierquälerei, unnatürlich langanhaltendes Bettnässen in fortgeschrittenem Lebensalter und jugendliche Brandstiftung können im Erwachsenenalter zu sadistisch veranlagten Tötungen führen. „Aber nicht jeder Junge, der diese drei Verhaltensauffälligkeiten aufweist, wird zum Serienmörder.“

Joker in Batman


Die meisten Psychopathen verhalten sich gegenüber der Öffentlichkeit wie normale Menschen, schwer zu erkennen, da sie geschickt wie Schauspieler Masken zu tragen pflegen und sich verstellen können.

Und doch lassen sich Psychopathen deutlich erkennen. Ein Psychopath ist stets ein Blender, der sich trickreich zu verstellen weiß und hinter dessen nach außen hin blendender Fassade sich ein innerer Abgrund auftut.

Erst bei genauer Betrachtung einer psychpatischen Person und das Feststellen von grundlegenden Zusammenhängen der Einwirkung seiner Person lassen sich psychopathische Eigenschaften feststellen.

Jeder Täter legt ganz unbewußt seine eigene Spur. Ein Psychopath führt durch lang anhaltendes bedrohliches Einwirken seiner Person nahezu automatisch auf seine Spur. Es ist wie bei einem Psychopathen wie eine feine detektivische Spur, welche der Täter bei seiner Hinterlist anderen gegenüber selbst legt.

Klassische Psychopathie

    trickreich sprachgewandter Blender mit oberflächlichem Charme
    erheblich übersteigertes Selbstwertgefühl
    enthemmtes Verhalten
    pathologisches Lügen (Pseudologie)
    betrügerisch-manipulatives Verhalten
    Mangel an Gewissensbissen oder Schuldbewusstsein
    oberflächliche Gefühle
    Gefühlskälte, Mangel an Empathie
    mangelnde Bereitschaft und Fähigkeit, Verantwortung für eigenes Handeln zu übernehmen

Soziopathie

    Stimulationsbedürfnis (Erlebnishunger), ständiges Gefühl der Langeweile
    parasitärer Lebensstil
    Fehlen von realistischen, langfristigen Zielen
    Impulsivität
    Verantwortungslosigkeit
    geringe Verhaltenskontrolle
    Frühe Verhaltensauffälligkeiten

Literatur:

Profile des Bösen Profile des Bösen von Christian Lüdke und Kerstin Lüdke

Blog-Artikel:

Das Böse - die dunkle Seite des Menschen - Philosophenwelt-Blog