Samstag, 21. Mai 2022

Bertrand Russells pragmatischer Pazifismus

Bertrand Russell


Vom viktorianischen Zeitalter bis hin zu den frühen Tagen des Protests gegen den Vietnamkrieg: Fast hundert Jahre überspannte das Leben von Bertrand Russell.

Mit dem Ersten Weltkrieg verschob sich sein Interesse Richtung Politik. Seit dem Ersten Weltkrieg wurde er zunehmend politisch, kam sogar ins Gefängnis, weil er entgegen der allgemeinen Kriegseuphorie die Sinnhaftigkeit des Krieges anzweifelte.

Bertrand Russell

Bertrand Russell unterrichtete Philosophie, Mathematik und Logik am »Trinity College« in Cambridge. Als 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach. Es war der historische Moment, in dem der spätere Nobelpreisträger zum Pazifisten wurde – und wegen seines konsequenten Einsatzes für den Frieden heute vor 100 Jahren seinen Lehrstuhl verlor.

Sein relativer Pazifismus ließ aber durchaus Ausnahmen zu wie den Krieg der Alliierten gegen Nazideutschland. Ohne sich in Widersprüche zu verwickeln, bestand er darauf, dass dies eine Ausnahme war. Fast immer, aber eben nicht immer, so Russell, sind Kriegsfolgen um Dimensionen schlimmer als die Folgen von Nachgeben, Niederlage oder Kapitulation.

Ein wichtiges Ereignis für Russell, das sein weiteres Leben bestimmen sollte, war der Abwurf der ersten Atombombe auf Japan im August 1945. Russell sah die gesamte Menschheit bedroht, wenn die kommunistische Sowjetunion ebenfalls über die entsprechende Technologie verfügen würde.

Philosoph Bertrand Russell steht auf einer Bühne am Trafalgar Square in London und spricht in mehrere Mikrofone.

Der Philosoph war radikaler Pazifist und setzte sich als Vorkämpfer der Friedensbewegung gegen die Atomrüstung und das amerikanische Eingreifen in Vietnam ein. 1955 gründete er zusammen mit Albert Einstein sogar ein Friedenstribunal.

In seinem Essay »Philosophie des Pazifismus « sah Russell vor allem zwei Argumente gegen den Krieg: Zunächst die ihm charakteristischen Schäden, dann die Nutzlosigkeit (vom ethischen Standpunkt betrachtet), ein Volk ‚bestrafen‘ zu wollen.

Vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges ist Russell aktueller denn je. Im Hinblick auf den Krieg in der Ukraine hätte Russell die Lieferung von Waffen nüchtern abwägend besonders zu Zwecke der Verteidigung eines Landes nicht generell abgelehnt, doch vor dem Ausbruch eines atomaren Krieges eindrücklich gewarnt.

Blog-Artikel:

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