Samstag, 4. Juni 2022

Kierkegaard und das Selbst

Søren Kierkegaard



"Das Große ist nicht, dies oder das zu sein,

sondern man selbst zu sein."

Søren Aabye Kierkegaard (1813 - 1855),
dänischer Philosoph, Theologe und Schriftsteller


Johann Gottlieb Fichte

Kierkegaard wandelt in seinen Selbstbetrachtungen auf den Spuren Fichtes und der deutschen Romantiker, die stets das »Ich« als Ausdruck des Selbst betont haben. Die Frage ist, inwieweit man tatsächlich selbst sein darf bzw. wie die Individuation von äußeren Einflüssen abhängt.

Kierkegaards Aussage deckt sich nicht immer mit der Erfahrung des Alltags. Wer heute noch er selbst sein darf, hat einfach nur Glück.

In der Regel macht man im Alltag leider die Erfahrung, dass man nicht "Du selbst" sein kann und darf. Man muss sich maskieren und in eine "bestimmte Alltagsrolle schlüpfen". Zunehmend betrifft dies sogar Schulkinder, denn diese dürfen nicht Sie selbst sein, weil sie vom Erwartungsdruck der Eltern "erdrückt" werden.

Das "Du selbst sein dürfen" hängt auch vom politischen System ab, in dem man lebt und arbeitet. In Nordkorea beispielsweise ist es wesentlich schwieriger, sich selbst wirklich zu entfalten als in Kalifornien. Es hängt auch vom monatlichen Geldeinkommen ab, denn Armut erdrückt und knechtet.

Könnten Menschen global wirklich sie selbst sein, gäbe es kaum noch Kriege und Gewalt, denn die Menschen sind zu 99 Prozent weder gewalttätig noch destruktiv. Sie wollen lieben und geliebt werden und sich an der blühenden Natur erfreuen. Sie werden durch ihre schmerzhaften Lebensbedingungen daran gehindert und wehren sich.

Für Kant dagegen ist das Individuum das souveräne das autonome, übersittliche Individuum, das selbst sein darf. Bei Kant bedeuet Autonomie die Selbstgesetzgebung des Individuums durch seine eigene Vernunft und damit die Unabhängigkeit von fremden, emprischen und historisch tradierten Prinzipien.

Hegel nennt das Sichselbst als das die Totalität aller reinen Bestimmungen wissende Denken mit dem Ausdruck Platons die "absolute Idee". Und diese interpretiert er mit Plotin als den göttlichen Geist. Und weil Gott Geist ist, handelt es sich um Theologie. Diese theologische Metaphysik ist die erste Philosophie Hegels.

Für Nietsche ist das Ich die Entwicklung zum Willen zum Selbst hin. Der Mensch soll sich zu sich selbst hin entwickeln.

„Alle Kraft des Menschen wird erworben durch Kampf mit sich selbst und Überwindung seiner selbst." (Werke, Bd. 5, Zur Religionsphilosophie, 1796) Fichte

Menschen, die an ihrer eigene Größe scheitern, haben Kierkegaard nicht gelesen.

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