Samstag, 10. Juni 2017

Islamistischer Terror hat nichts mit Religion zu tun

Polizisten patrouillieren auf der Westminster Bridge in London

Islamistischer Terror hat einen religiösen Kontext, zieht seine Rechtfertigung aus einem vermeintlich heiligen Krieg gegen Ungläubige. „This is for Allah“ sollen die Attentäter in London gerufen haben. Der selbsternannte Islamische Staat, der regelmäßig die Verantwortung für die schlimmsten Mordtaten übernimmt, versteht sich als religiöse Institution.

Daran ändert auch nichts, dass etliche der Täter zuvor mit ihrem Leben als Kleinkriminelle eine Spur der Gottlosigkeit durch die Gesellschaft gefurcht haben.

Islamistischer Terror hat nichts mit Religion zu tun. Religion wird von den Tätern und Täter-Organisationen gern vorgeschoben, um Gewalt und Krieg zu rechtfertigen. Dabei geht es in diesen Fällen doch immer nur um Geld und Macht. Besser gesagt: Wenn wir uns die Kriege der Vergangenheit oder insbesondere die aktuellen Konflikte im Nahen Osten genauer ansehen, dann wird deutlich, dass es um Rohstoffe und die Hoheit über dieselben geht. Das hat mit Religion nichts zu tun.

Der Terror der Islamisten hat auch nichts mit Religiosität zu tun, aber schon eher mit der Verführung der Religiösen zum Fanatismus im Auftrage des Glaubens. Religiosität dagegen, also das persönliche Leben und Erleben von Religion, ist immer schon besonders wichtig, weil ihr Fehlen zur Verrohung jeder Gesellschaft führt. Terror setzt den Willen zum Bösen voraus. Das erinnert an Schopenhauers Werk »Die Welt als Wille und Vorstellung«.

Der Islam ist ein gutes Beispiel für die Unterwerfung unter dem Willen Gottes. Die Fundamentalisten stecken dabei in der Zwickmühle: Ohne Religion lassen sich keine Jugendlichen rekrutieren und anschließend zum Terror verführen, doch schaden sie mit dem Terror dem Ansehen ihrer Religion, denn viele Menschen sind zu klug  und wissen, daß Terror nichts mit Religion zu tun hat.

Daran schließt sich auch die klassische Frage an: „Lieber Gott, warum lässt Du all so etwas zu?“ – die ganz große Theodizee-Frage nach der „Gerechtigkeit Gottes“, über die sich die Theologen und Philosophen immer schon gestritten haben. Dies ist so zu erklären: Das Böse ist eigentlich „nur“ eine Folge der menschlichen Freiheit – und die wiederum hat Gott gewollt. Wer keine Zweifel kennt, der glaubt vielleicht auch nicht richtig.

Eng mit dem Terrorismus verbunden ist - zumindest in der abendländischen Welt - auch die Theodizee-Frage nach der „Gerechtigkeit Gottes“. Konkret geht es um die Frage, warum ein Gott oder Christus das Leiden zulässt, wenn er doch die Omnipotenz („Allmacht“) und den Willen („Güte“) besitzen müsste, das Leiden zu verhindern. Der Begriff théodicée (später deutsch „Theodizee“) geht auf den Philosophen und frühen Vordenker der Aufklärung Gottfried Wilhelm Leibniz zurück.

Man kann die Theodizee als Widerspruch konstruieren, der sich aus der Annahme ergibt, dass es Übel in der Welt gibt und Gott existiert:

Gott existiert und es gibt Übel in der Welt.
Wenn Gott existiert, dann ist Gott allmächtig.
Wenn Gott allmächtig ist, dann kann Gott das Übel verhindern.
Wenn das Übel existiert, dann kann Gott das Übel nicht verhindern.
Wenn Gott existiert und das Übel existiert, dann kann Gott das Übel verhindern und nicht verhindern. (Widerspruch)
Oder: Gott existiert nicht.


Weblink:

Theodizee - de.wikipedia.org

Blog-Artikel:

»Theodizee« von Gottfried Wilhelm Leibniz - Philosophenwelt-Blog - http://philosophen-welt.blogspot.com

Lesen Sie weitere Artikel zum Thema Religion:

Religion





Hegel und die Krise Europas

Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Hegel hätte sich Europa auf drei verschiedene Weisen denken können bzw. denkend annähern können: als Staatengebilde, in der die Geschichte zur Vernunft gekommen ist  als Idee der Freiheit und als Fall der Dialektik. Mit der EU ist Europa zur Freiheit gekommen, bevor die Finanzkrise Europa erschüttert hat und Europa in die Krise geführt hat. Die Krise der EU bildet wiederum die Grundlage der Dialektik für die Synthese zu seiner Überwindung. Mit seiner Dialektik gibt Hegel Europa eine Methode zur Überwindung der Gegensätze zur Hand.

Momentan in der Krise, da Europa von Spaltung bedroht ist, sind Denker gefragt und es eignet sich keiner besser zum Bannerträger der Idee Europas als Hegel. Kerngedanke Hegels von Europa ist die Idee der Freiheit, unter dessen Gesichtspunkt hier Europa zu begreifen ist. Mit Hilfe der Dialektik lassen sich die Gegensätze Europas überwinden. Geschichte wiederholt sich, solange wie die Widersprüche nicht beseitigt sind. Ist das nicht genau die Situation, in der sich Europa heute befindet? Somit ist der Streit die Grundlage für die Synthese zu seiner Überwindung.

Der berühmte Hegel-Schüler Eduard Gans, Jurist, Rechtsphilosoph und Historiker, drückt den Kerngedanken seines Lehrers lapidar so aus: „Die Idee Europas begreifen“. Was ist denn die Idee Europas? Sie ist für Hegel identisch mit der Idee der Freiheit. Die Freiheit ist für Hegel ein dynamischer, dialektischer Prozess. Europa ist ein Kontinent der Freiheit, die sich durch Synthese von Unterschied und Einheit, durch die Harmonie in der Vielfalt ausdrückt.

Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Für Hegel ist die Geschichte ein Prozeß, der das Kommen der Wahrheit - des Geistes vollbringt. Nach Hegel zeigt sich dieser Geist in der Freiheit, genauer: den Freiheitskämpfen der Menschen. Nur wenn Unterdrückte um ihre Freiheit ringen, unter Umständen sogar ihr Leben dafür geben, kann Geshcichte sich vollzien, Fortschritt sich ereignen.

Die Freiheit als Grundidee Europas stellt aber keinen idyllischen Zustand dar. Ihrem Wesen nach ist sie an die Fähigkeit zum Streit und Widerspruch gebunden. Die Negation mündet jedoch nicht in die Zerstörung, sondern in eine höhere Synthese. Dabei geht es nicht darum, nach Lösungen zu suchen, die den Streit einfach beilegen würden, sondern darum, einen ganz neuen Seinszustand hervorzubringen, in dem der Widerspruch, der Konflikt, wie Hegel sagt, „aufgehoben“ wird.


Hinweis in eigener Sache:

Die zahlreichen Leser dieses Philosophie-Portals sind sich offensichtlich zu schade, ein Buch aus zahlreichen Angebot zu erwerben. Schade eigentlich.

Nachdenken ist die Stärke dieser Leser offensichtlich nicht, denn ansonsten würden sie sicherlich mal darüber nachdenken, wie sich ein solches aufwendiges Portal finanziert.

Durch bloßes Lesen resp. Begaffen der Beiträge mit Sicherheit nicht! Nicht alles im Internet, was es umsonst gibt, ist auch kostenlos. Und wer den durchaus geschätzen Lesern arbeitet heutzutage schon gern umsonst, fragt sich die Redaktion zu recht!

So verschwindet Kultur immer auch durch Nichtunterstützung der kulturell Interessierten. Ansonsten gilt hier die Devise der interessenlosen Anschauung (Kant) und des kauflosen Interesses.

Dankeschön aber auch für Ihre Kantische Sicht auf die Dinge und das Kaufangebot!

Hegels Idee der Freiheit ist dialektisch und agonal. Sie impliziert Streit und Widerspruch. Sie ist keine tote Einheit zwischen dem Einzelnen und dem Allgemeinen. Die starre Unterwerfung des Einzelnen unter das Allgemeine ist die Unfreiheit. Der Konflikt des Verschiedenen ist die Voraussetzung dafür, dass die Versöhnung erreicht wird. Die Freiheit muss erkämpft werden durch Konflikte hindurch. Sie ist nicht einfach gegeben.

Dass das Bewusstsein der Freiheit noch nicht deren Realisierung in der gesellschaftlich-politischen Wirklichkeit bedeutet, wusste Hegel selbst sehr gut. Geschichte mit Hegel als Freiheitsgeschichte zu denken, bedeutet also, die jeweilige politisch-gesellschaftliche Wirklichkeit kritisch vom Begriff der Freiheit und den Realisierungsmöglichkeiten der Freiheit her zu denken.

Weblink:

Es lebe der Streit! - www.faz.net

Georg Wilhelm Friedrich Hegel-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de

Georg Wilhelm Friedrich Hegel-Zitate - Zitate-Portal www.die-zitate.de

Samstag, 3. Juni 2017

Hegel und Marx

Georg Wilhelm Friedrich Hegel


Hegels Lehre hatte grossen Einfluss auf die Philosophie und Geistesgeschichte des 19. Jahrhunderts, insbes. auf Karl Marx.

Er stellte die idealistische - im Sinne von Platon - Philosophie Hegles vom Kopf "auf die Füße". Er übernahm Hegels Erkenntnismethode und die Ansicht, daß die Geschichte mit ihrem Elend einem dynamischemn Prinzip gehorche, sich nach dem Gesetz des Widerspruches entwickle, sich also dialektisch auf ein bestimmtes Ziel zubewege, doch deutete er die Menschheitsgeschichte radikal anders - ohne Gott, ohne Weltgeist, ganz vom Menschen und vom materiellen Dasein her.

Neben Marx präg­te wohl kein an­de­rer Phi­lo­soph kri­ti­sche Theo­rie­bil­dung so grund­sätz­lich wie Hegel. In den aus­führ­li­chen He­gel-​Re­zep­tio­nen von Theo­re­ti­kern wie Georg Lukács, W. I. Lenin oder Theo­dor W. Ador­no, um nur ei­ni­ge zu nen­nen, fir­miert der Idea­list nicht sel­ten als „Er­gän­zung“ zu Marx, oder doch zu­min­dest als der erste kri­ti­sche Ex­po­nent der bür­ger­li­chen Auf­klä­rungs­phi­lo­so­phie, an dem kri­ti­sche Re­fle­xi­on zu schu­len wäre.

Und in der Tat scheint im He­gel­schen Den­ken be­reits eine kri­ti­sche Tie­fen­di­men­si­on ma­ni­fest, deren In­halt le­dig­lich mit an­de­ren Vor­zei­chen zu ver­se­hen, das heißt „vom Kopf auf die Füße“ zu stel­len wäre: Denn nicht nur, dass mit Hegel das dia­lek­ti­sche Den­ken in sys­te­ma­ti­scher Form auf die his­to­ri­sche Bühne tritt, auch die Tat­sa­che, dass er auf einer We­sens-​Er­schei­nungs-​Dif­fe­ren­zie­rung in­sis­tiert und in der „Phä­no­me­no­lo­gie des Geis­tes“ mit einem Sub­stanz­be­griff ope­riert, si­gna­li­siert un­mit­tel­bar die Nähe zur Marx­schen Theo­rie. Wenn man und frau sich dann noch ver­ge­gen­wär­ti­gen, dass Hegel in sei­nen frü­hen Schrif­ten den Aus­druck der „abs­trak­ten Ar­beit“ präg­te, könn­te bei­na­he ge­meint wer­den, Hegel sei „der erste Mar­xist“ ge­we­sen.

Das He­gel­sche Früh­werk ist jene frühe Phase sei­nes Wer­kes, die mit der „Phä­no­me­no­lo­gie des Geis­tes“ endet. Öko­no­mi­sche Schrif­ten He­gels sind „Sys­tem der Sitt­lich­keit“, „Je­na­er Re­al­phi­lo­so­phie“.

Fol­gen­de, für eine kri­ti­sche Theo­rie zen­tra­le Fra­gen wer­den dabei auf­ge­wor­fen:

- Abs­trak­te Ar­beit“ bei Hegel: Der An­fang einer ma­te­ria­lis­ti­schen Fe­tisch­kri­tik oder die in­tel­lek­tu­el­le Selbst­ver­ge­wis­se­rung des Geis­tes über seine ge­dank­li­che Tä­tig­keit?

- Der Sub­stanz­be­griff in der „Phä­no­me­no­lo­gie“: Kri­ti­scher To­ta­li­täts­be­griff oder Le­gi­ti­ma­ti­on des ewi­gen Geis­tes?

- Die dia­lek­ti­sche Be­we­gung bei Hegel: An­satz­punkt für eine kri­ti­sche Theo­rie oder Mys­ti­fi­ka­ti­on der Dia­lek­tik als on­to­lo­gi­sche Me­tho­de?

Sonntag, 28. Mai 2017

Die Erkenntnis der Grenzen der Realität Mensch

Gegen Demokratie
Gegen Demokratie

»Gegen Demokratie« heisst das neueste Werk des amerikanischen politischen Philosophen Jason Brennan. Brennan beklagt darin die Herrschaft der Unwissenden und plädiert darin für eine Herrschaft der Wissenden und eine informierte Demokratie bzw. eine Demokratie gut informierter Bürger. Der Autor beschreibt in seinem Buch die Erkenntnis der Grenzen der Realität Mensch.

Er stellt sinnreiche Fragen zum Zustand der Demokratie: Wie und warum konnte sich dieses Gesamtsystem so entwickeln, dass es mittlerweile um diesen Planeten in seiner Gesamtheit existenziell sogar wesentlich schlechter steht, als von der Wissenschaft bisher überhaupt erfasst werden kann und dass der Respekt und die Achtung für den Menschen und vor dem Leben fast vollständig verloren gegangen ist?

Und die Antwort, ist leider sehr einfach: Es liegt nicht nur daran, dass gierige, machthungrige, skrupel- und verantwortungslose Eliten das so gewollt haben, sondern auch daran, weil wir Menschen, die absolute Mehrheit der Zivilgesellschaft, das zugelassen und mitgemacht haben, und das immer wieder aufs Neue.

Brennan klagt in diesem Buch genau diese Realitäten an. Dass die Mehrheit der Menschen sich nach wie vor eben nicht informieren, sich nicht selbst reflektieren, nicht systemische Zusammenhänge hinterfragen, sich nicht mit den komplexen Zusammenhängen eines Systems auseinandersetzen, sich eben nicht emanzipieren und auch eine geistige Eigenverantwortung übernehmen und sich das notwendige Wissen aneignen, sondern immer wieder wie die Lemminge die Verantwortung unreflektiert und undifferenziert an andere abgeben (Stichwort: Martin Schulz-Hype).

Er bezeichnet diese Grenzen der Realität Mensch dann auch zu Recht und richtigerweise als Oberflächlichkeit, Ignoranz und Dummheit. Und damit stellt dieses Buch durchaus ein Novum dar, denn es thematisiert die Grenzen der Realität Mensch auf eine Weise, die bisher aus Gründen der politischen Korrektheit als Tabu galt.

Seine Konsequenzen, die er aus diesen Realitäten ziehen möchte und die er in diesem Buch beschreibt, sind aber grundlegend falsch. Verkürzt dargestellt, möchte er die "Dummen" dann nicht mehr zur Wahl zulassen und das ist natürlich höchst undemokratisch und sektiererisch bis diktatorisch und kann deswegen natürlich keine Lösung darstellen.

Und so beschreibt dieses Buch zwar Realitäten, die notwendige (systemische und politische) Erneuerungen immer wieder verhindern, bleibt aber angesichts systemischer Alternativen hinter einem konstruktiven Diskurs zurück.

Dabei gibt es ein Systemkonzept, das die Grenzen der Realität Mensch erkannt hat und mit ihnen in positiver und konstruktiver Weise umgehen kann: Die wert-gestufte Reflexions-Systemtheorie der Viergliederung, das Politik- und Gesellschaftssystem der Wertstufendemokratie, die nicht nur aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat, sondern auch die sprunghafte Weiterentwicklung der Demokratie selbst bedeutet.

Trotz der Untauglichkeit der in diesem Buch formulierten systemischen Alternative, ist dieses Buch sehr zu empfehlen, da es einen maßgeblichen Punkt in der ganzen Demokratiediskussion thematisiert, der ansonsten (auch aus ideologischen Gründen) vermieden wird.

Blog-Artikel:

Erasmus und Luther im Widerstreit der Interessen

»Gegen Demokratie« von Jason Brennan

»Von der Freiheit eines Christenmenschen

»Abenteuer Freiheit« von Carlo Strenger (II)




Samstag, 20. Mai 2017

Erasmus und Luther im Widerstreit der Interessen

Humanismus und Renaissance sind zwei ineinander verschränkte umd sich gegenseitig bedingende Bewegungen. Der Humanismus ist aus dem Geist der Renaissance hervorgegangen. Und die Reformation sollte aus dem Geist des Humanismus hervorgehen, gefördert und hervorgebracht von zwei herausragenden Persönlichkeiten ihrer Zeit.

Erasmus und Luther sind in der Bekämpfung der Übergriffe, der Verlotterung der Kurie und des damaligen Papsttums eine Strecke gemeinsam gegangen. Doch beide verfolgten unterschiedliche Interssen und mit zunehmender Dauer kam ihre gegensätzliche Einstellung, die den gegensätzlichen Naturen entsprang, immer offenkundiger zum Vorschein.


Erasmus von Rotterdam

Erasmus von Rotterdam erwarb durch seine Werke und Schriften früh in ganz Europa Ruhm als Theologe, Sprachforscher und Rhetoriker. Der bedeutende Humanist galt als Vertreter eines ethisch orientierten, toleranten Christentums, als der er in der Reformationszeit zwischen den Parteien zu vermitteln suchte.

Erasmus war ein Ästhet, der in praktischen, insbes. aber in philosophischen Fragen mit einer geschliffenen Sprache von sich Reden machte. Dagegen war für Luther die Aussage entscheidend, die Wirkung interessierte ihn erst in zweiter Linie.

Bei aller Bewunderung für den Geist des Erasmus erkannte Luther schon bald die Unverbindlichkeit seines Wesens. In einem Brief vom 9. September 1521, das er während seines Aufenthaltes auf der Wartburg an Spalatin richtete, wies er auf diese Eigenschaft hin.


Erasmus blieb jedoch unverbindlich, spielerisch, den Beifall der Humanisten einkassierend, ohne sich nach der einen oder anderen Seite festzulegen. So kam es zu der grotesken Situation, daß Luther den Erasmus für einen Papsiten hielt, der Papst aber denselben für einen Lutheraner.

Blog-Artikel:

Martin Luther als deutscher Reformator - philosophen-welt.blogspot.com

Luther und sein fester Glauben - philosophen-welt.blogspot.com

Erasmus von Rotterdam 480. Tode - philosophen-welt.blogspot.com

Samstag, 22. April 2017

»Gegen Demokratie« von Jason Brennan

Gegen Demokratie
Gegen Demokratie

»Gegen Demokratie« ist das neueste Werk des amerikanischen politischen Philosophen Jason Brennan. Brennan plädiert darin für eine Herrschaft der Wissenden und eine informierte Demokratie bzw eine Demokratie gut informierter Bürger. Es geht ihm um Regierbarkeit im Zustand der Mündigkeit und Infomiertheit der Bürger und Wähler.

Der angesehene Philosoph zeigt, dass eine Herrschaft der Wissenden die bürgerlichen Freiheiten besser schützen und fördern kann als die Demokratie, wie wir sie kennen. Er entwickelt in seinem Buch Argumente, warum wir die Politik nicht den Unvernünftigen überlassen dürfen und für eine Herrschaft der Wissenden.

Demokratie als Staatsform generiert nicht automatisch Weisheit oder Klugheit und sie ist auch keine Staatsform der Weisen und der Wissenden. Das wußte bereits der Philosoph Platon in der Antike - ein erklärter Gegner der Demokratie. Er vertrat die Auffassung, daß ein Staat nur dann gut regiert sei, wenn seine Lenkung in der Hand von Philosophen liege und plädierte daher für einegemäßigte Epistokratie.

Platon lehnte zwei Wesensmerkmale der Demokratie, die Freiheit und Gleichheit, entschieden ab. Für ihn war die Mehrheit des Volkes aufgrund mangelnder Bildung nicht sachverständig genug, um komplexe Entscheidungen treffen zu können.

Jason Brennan erhebt eine provokante Forderung: Die Demokratie soll endlich nach ihren Ergebnissen beurteilt werden. Und die sind keineswegs überzeugend. Demokratie führt oft dazu, dass lautstarke Meinungsmacher den Bürgern ihre fatalen Entscheidungen aufzwingen.

Zumal die Mehrheit der Wähler uninformiert ist, grundlegende ökonomische und politische Zusammenhänge nicht begreift, aber dennoch maßgeblich Einfluss auf die Politik ausübt. Wir sollten anerkennen, dass das Wahlrecht kein universales Menschenrecht ist, sondern nur verantwortungsvollen, informierten Menschen mit politischen Kompetenzen zusteht.


Die Demokratie in ihrer gegenwärtigen Form ist ungerecht. Viele unschuldige Menschen werden großen Risiken aussetzt, indem wir ihr Schicksal in die Hände schlecht informierter, irrationaler, voreingenommener und manchmal unmoralischer Entscheidungsträger legen. Denn die meisten Wähler sind politisch inkompetent.

Jason Brennan spricht dem Volk die Mündigkeit zur Demokratie einfach ab. zufolge gibt es in einer Demokratie drei Typen von Bürgern: Die uninteressierten, meinungslosen Hobbits und die meinungsstarken, aber nicht ausreichend informierten Hooligans stellen die Mehrheit der Wähler dar. Nur die kleine Gruppe der Vulkanier denkt rational. Sie akzeptiert als wahr, was empirisch bestätigt wurde, und versucht, zu objektiven Urteilen zu kommen.

Gegen Demokratie
Gegen Demokratie

»Gegen Demokratie« ist eine Schrift für eine Herrschaft der Wissenden und gegen den Populismus und ein Plädoyer für eine Epistokratie im Sinn von Platon, für den der Einfluß der Weisen und Wissenden  zum Tragen kommen sollte. Diese Philosophenherrschaft ist ein zentrales Element der politischen Philosophie des antiken griechischen Philosophen Platon (428/427 – 348/347 v. Chr.). Platon vertritt in seinem Dialog »Politeia« (»Der Staat«) die Auffassung, ein Staat sei nur dann gut regiert, wenn seine Lenkung in der Hand von Philosophen sei.

Mit Verve und anhand prägnanter Beispiele zeigt Brennan, dass eine gemäßigte Epistokratie – eine Herrschaft der Wissenden – die sinnvollere Regierungsform im 21. Jahrhundert ist. Brennan kann zwar belegen, wer die Unvernünftigen - die politisch Unmündigen - sind und wozu politische Unvernunft in der Politik führt, aber die Schwäche des sehr lesenswerten Buches ist jedoch eindeutig, daß er nicht begründen kann, wer zu der Gruppe der Wissenden gehören soll und wer davon ausgeschlossen wird.

Die Wissenden verfolgen dabei nicht nur ihre eigenen Interessen, sonder auch die der herrschenden Klasse. Gefahr der Herrschaft der Spezialisten, Technkraten und Bürokraten. Zur Demokratie gehört aber auch mit einem Ergebnis umzugehen und es zu akzeptieren. Man hat ja bei der nächsten Wahl die Gelegenheit etwas zu ändern. Alles andere ist eher undemokratisch.

Literatur:

Gegen Demokratie
Gegen Demokratie
von Jason Brennan

Blog-Artikel:

Platon und die Demokratie -
antikewurzeln.wordpress.com

Samstag, 15. April 2017

»Von der Freiheit eines Christenmenschen« von Martin Luther

Martin Luther

»Von der Freiheit eines Christenmenschen« ist eine im Jahr 1520 verfasste Streitschrift von Martin Luther. Luther stritt darin für die Freiheit des Glaubens. Er vertrat darin die These von der Freiheit des Glaubens eines Christenmenschen als Freiheit des Gewissens. Der Mensch ist für Luther mit seinem Gewissen nur vor Gott verantwortlich.

Luthers Schrift »Von der Freiheit eines Christenmenschen« (1520) fasst die „evangelische Freiheit“ eines Christen in Anlehnung an Paulus von Tarsus in zwei Sätzen dialektisch zusammen: „Ein Christ ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem untertan – durch den Glauben. – Ein Christ ist ein dienstbarer Knecht aller und jedermann untertan – durch die Liebe.“

Die »Freiheit des Christenmenschen«

ist gemäß der Lehre Martin Luthers

eine rein religiöse Freiheit des Gewissens vor Gott.

»Von der Freiheit eines Christenmenschen« gibt eine Zusammenfassung der beiden Seiten des religiös-ethischen Prinzips: "Ein Christ ist ein freier Herr aller Dinge" - da geht es um den Glauben, durch den Christus freimacht von allen Qualen und Gewissesnöten. "Ein Christ ist ein dienstbarer Knecht aller" - da geht es um die Liebe, die aus diesem Glauben emporwächst, und aus dem sich die ethischen, sozialen und politischen Konsequenzen unabdingbar und unerbittlich ergeben.

Die »Freiheit des Christenmenschen« ist eine rein religiöse Freiheit des Gewissens vor Gott. Luther wandte sich gegen die Freiheit und einen Angriff auf die Obrigkeit aufgrund der herrschenden sozialen Ungerechtigkeit, weil er die weltliche Ordnung als gottgegeben ansah. Ihm ging es aber nicht um die weltliche Freiheit des Individuums im Sinne der Selbstbestimmung des Menschen und dessen freien Willen. Hierin ist Luther mit seiner Lehre in seiner damaligen Zeit des Mittelalters mißverstanden worden.

Luther war ein konservativer Theologe, der an der Veränderung der Welt im Sinne der weltlichen Ordnung überhaupt keine Interesse hatte. Die unterdrückten Bauern und das Volk strebte jedoch nach Freiheit. Und so vertrat ein anderer Prediger dieser Zeit die weltlichen Interessen der unterdrückten Bauern und ihren allgemeinen Wunsch auf Freiheit: Thomas Müntzer. Er griff angesichts der herrschenden Unterdrückung den Willen der Menschen nach Freiheit auf und predigte den Himmel bereits auf Erden.

Müntzer unterstützte den Aufstand der unterdrückten Bauern, griff zum Schwert und erhob sich mit seinem Bauernheer im Jahr 1525 in Thüringen gegen die Obrigkeit.



Weblink:

Geschichte des Freien Willens - Wikipedia


Blog-Artikel:

Martin Luther als deutscher Reformator

Luther und sein fester Glauben

Luther und der Humanismus


Weitere Luther-Artikel:

Luther