Dienstag, 1. November 2005

1755 Erdbeben in Lissabon

1755 Erdbeben in Lissabon

Das Erdbeben von Lissabon ereignete sich am Allerheiligentag 1755 und zerstörte zusammen mit einem Großbrand und einem heftigem Seebeben die portugiesische Hauptstadt Lissabon fast vollständig. Dieses Erdbeben, dem eine gewaltige Feuersbrunst folgte, war so verheerend, dass sich das Ereignis ganz schnell in ganz Europa verbreitete.

Das Erdbeben von Lissabon 1755 brachte auch das Weltbild der Menschen gehörig ins Wanken: es rüttelte an den Fundamenten der abendländischen Kultur und war Anlass für zahlreiche Publikationen auch heute noch bekannter Autoren wie Immanuel Kant, Goethe und Kleist sowie einer bedeutenden Theodizee-Diskussion.

Das Erdbeben von Lissabon brachte nicht nur die Stadt am Tejo, sondern ganze Weltbilder zum Einsturz. Es war so verheerend, daß sich selbst Philosophen um Aufklärung der Katastrophe bemühten - mit höchst unterschiedlichen Ergebnissen.

Immanuel Kant, der Philosph der Vernunft, startete daraufhin den ersten systematischen Versuch, Erdbeben aus natürlichen Ursachen zu erklären. Jean-Jacques Rousseau, der Philosoph der Aufkärung, dagegen machte weniger die Gewalten der Natur, sondern den Menschen verantwortlich, der sich zu weit von der Natur entfernt habe.

Dienstag, 21. Juni 2005

Jean-Paul Sartre 100. Geburtstag

Jean-Paul Sartre



Jean-Paul Sartre wurde vor 100 Jahren am 21. Juni 1905 in Paris geboren. Jean-Paul Sartre war ein bedeutender französischer Philosoph, Schriftsteller und Dramatiker des 20. Jahrhunderts und wichtigster Vertreter des französischen Existenzialismus.

Der politisch engagierte Verfasser zahlreicher Romane, Erzählungen, Dramen, Essays und philosophischer Werke gilt als Vordenker und Hauptvertreter des Existentialismus und als der repräsentative französische Intellektuelle des 20. Jahrhunderts.

Das Sein und das Nichts
In den 1940er Jahren schrieb er seine bekanntesten Dramen. 1942 schrieb er sein philosophischen Hauptwerk »L'Être et le néant« (»Das Sein und das Nichts«). 1943 wurde sein Drama »Die Fliegen« im besetzten Paris uraufgeführt. Das Drama sollte zum Widerstand gegen die deutsche Besatzungsmacht aufrufen.

Jean-Paul Sartre

Jean-Paul Sartre lehrte als Professor für Philosophie an der Pariser Universität Sorbonne. Der Vorlesungsphilosoph gilt als der bedeutendste Vertreter der Denkrichtung des französischen Existenzialismus. In den Nachkriegsjahren war Sartre der tonangebende französische Intellektuelle.

Mit seinen philosophischen Schriften, Essays, Romanen und Dramen wurde Jean-Paul Sartre zum führenden Vertreter des französischen Existentialismus. Sein Grundgedanke: "Der Mensch ist zur Freiheit verdammt"

Sein Werk »L'Être et le néant« und der Essay »L'Existentialisme est un humanisme« von 1946 galten als Hauptwerke der neuen, hauptsächlich von ihm geschaffenen Philosophie des Existenzialismus, dessen Kernaussage ist, dass der Mensch durch den Zufall seiner Geburt in die Existenz "geworfen" ist und aktiv selbst versuchen muss, dem Leben einen Sinn zu geben.

Sartre sieht das Indivduum zu absoluter Freiheit verurteilt, worauf er seine Ethik des »engagement« und der politischen Verantwortung gründet. Freiheit bedeutet Verantwortlichkeit. Das Indivduum ist nur sich selbst gegenüber verantwortlich.

Er schrieb zahlreiche Dramen, Essays, Filmbücher und Romane. Seine bekanntesten Dramen sind »Die Fliegen« und »Die schmutzigen Hände«. Sartres philosophisches Hauptwerk ist das »Sein und das Nichts«. 1964 veröffentlichte er seine Autobiographie »Die Wörter« und mutierte damit zum französischen Klassiker.

Sartre betrachtete es als seine Aufgabe, sich auch gesellschaftspolitisch zu engagieren. Der politisch engagierte Philosoph stand - wie Simone de Beauvoir, Simone Signoret und Yves Montand - der französischen KP nahe, doch war er gegen jede Art von politischem Machtverhalten, lehnte alles Diktatorische kategorisch ab.

Nach den Mai-Unruhen von 1968 wurde Sartre von 1970 bis 1973 Weggefährte der französischen Maoisten. Bis zuletzt setzte er sich für die Entrechteten dieser Welt ein, wie 1979 mit Raymond Aron für die Kampagne "Ein Boot für Vietnam".

Jean-Paul Sartre starb am 15. April 1980 in Paris.

Sartre-Bücher:

Das Sein und das Nichts
Das Sein und das Nichts
von Jean-Paul Sartre

Der Existentialismus ist ein Humanismus und andere philosophische Essays 1943 - 1948.

Der Existentialismus ist ein Humanismus
von Jean-Paul Sartre

Sartre-Biografie:

Jean-Paul Sartre
Jean-Paul Sartre
von Christa Hackenesch

Samstag, 20. März 2004

»Sören Kierkegaard: Biographie« von Joakim Garff

Sören Kierkegaard: Biographie
Sören Kierkegaard: Biographie

Joakim Garff, einer der besten Kenner von Kierkegaards Leben und Werk, hat die maßgebliche Biografie voregelegt. Anschaulich und detailliert zugleich, erörtert er dessen Philosphie und stellt auf der Grundlage genauer Archivkenntnisse Zeitbezüge her, die ihr Verständinis erleichtern. Ein großer europäischer Lebensroman, bestiommt nicht nur für Philosophen.

Der Vater des Existentialismus, Sören Kierkegaard, hatte gefordert (seinerseits an Sokrates zurückerinnernd), es doch auch einmal mit Ironie zu versuchen. Kierkegaard experimentierte damit, ein erheblich mehr individualisiertes Lebenskonzept zu verwirklichen als es damals unter dem Horizont orthodoxer Frömmigkeit oder braver Staatsloyalität oder ehelicher Treue denkbar schien. Er benutzte sowohl die Form des philosophischen Essays als auch ausgedehnte literarische Exkurse sowie außerdem riskante Vermengungen mit seiner realen Lebenswirklichkeit, um sein Gedankengebäude voranzutreiben.

Ein Meisterwerk des Autoren Joakim Garff in einer kongenialen Übersetzung: Ausgebreitet wird das außergewöhnliche Leben des visionären Philosophen und Theologen Kierkegaard. In sein Werk wird gründlich eingeführt, immer mit genauer Analyse der Lebensumstände, Krisen und Selbstanalysen, die zu den einzelnen Schriften führten. Seine Stellung in der Kopenhagener Intellektuellengemeinde wird ebenso ausführlich beleuchtet wie der Mensch Kierkegaard in all seinen Lebensvollzügen bis hin zu seiner physischen Erscheinung.

Dazu kommt eine Darstellung eines halben Jahrhunderts europäischer Geistesgeschichte in ihrer dänischen Variante, die einen Einblick in die Zeit bis hinein in die Lebensumstände der Menschen erlaubt. Die Sprache des Buches ist präzise und ironisch, also seinem Subjekt angemessen.

Weblink:

 Sören Kierkegaard: Biographie
Sören Kierkegaard: Biographie
von Joakim Garff

Donnerstag, 18. Dezember 2003

Johann Gottfried Herder 200. Todestag

Johann Gottfried von Herder

Johann Gottfried Herder starb am 18. Dezember 1803 in seinem selbst gewählten "Exil" in Weimar. Herder war ein universaler Geist - ein »Homo universalis«: er war deutscher Dichter, Übersetzer, Theologe und Philosoph der »Weimarer Klassik«.

Bekannt wurde Herder als bedeutender Dichter und Philosoph der Aufklärung und einer der grossen Anreger der deutschen Geistesgeschichte. Er gilt als einer der großen Schöpfergestalten deutscher Sprache und deutschen Geistes.

Auf Einladung der Herzogin Anna Amalia zog Herder im Jahr 1776 nach Weimar, das zur Zeit Goethes den Mittelpunkt des deutschen Geisteslebens darstellte. Dort konnte er auch Freundschaft mit Schiller und Wieland schließen und wurde in diesem Kreise zum Mitbegründer der »Weimarer Klassik«.

Zusammen mit Goethe, Schiller, Wieland, Fichte und den Brüdern Humboldt wurde Weimar das geistige Zentrum Deutschlands und durch diesen erlauchten Personenkreis gelangte die Stadt an der Ilm zu großer kultureller Blüte.

Seine letzten Lebensjahre verbrachte der große Aufklärer Herder allerdings isoliert vom gesellschaftlichen Leben Weimars. 1802 wurde er geadelt und verstarb 1803 im Stande des Adels, den er im Geistigen schon vorher erreicht hatte.

Weblinks:

Johann Gottfried Herder-Biografie - Biografien-Portalwww.die-biografien.de

Johann Gottfried Herder-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

JOHANN GOTTFRIED HERDER-Tour - Kulturreise-Portal - kulturreise-ideen.de

Mittwoch, 5. November 2003

Camus versus Sartre

Camus versus Sartre

Camus stand an der Seite der einfachen Menschen seiner Herkunft und beharrte darauf, Gewalt nicht mit Gewalt zu vergelten und Freiheit auch als Verpflichtung zu begreifen.

Sein Leben und seine Bücher erzählen von der Sehnsucht nach den großen, elementaren Erlebnissen, vom Glück der Beschränkung auf das Essentielle, vom Zauber der Einfachheit. 

Die Protagonisten des Existentialismus, vor allem Jean-Paul Sartre und Albert Camus, gehören zu den bekanntesten Philosophen-Literaten des 20. Jahrhunderts. In Hinsicht auf Sartres Freiheitsbegriff kann der Existentialismus als ein Gipfelpunkt der Moderne gelesen werden.

Die Feindschaft zwischen den beiden Exponenten des Existenzialismus hatte unübersehbar einen klassenkämpferischen Hintergrund: Der dem Elend entwachsene Camus strebte nach Bürgerlichkeit im besten Sinne des Begriffs durch kritische Aneignung der Kultur der Aufklärung, während der dem privilegierten linken Bildungsbürgertum entstammende Sartre und mehr noch dessen Partnerin Simone de Beauvoir vom Virus des Selbsthasses, des Kulturrelativismus und des sozialistischen Nihilismus angesteckt waren.

Sartre kritisierte den Nihilismus der Nazis im Namen des nicht weniger nihilistischen internationalen Sozialismus. Camus kritisierte den Nihilismus mit dem Verweis auf die Zehn Gebote und das Naturrecht. Weblink:

Albert Camus und die Liebe zur Wahrheit - EF-Magazin

Freitag, 10. Oktober 2003

»Minima Moralia« von Theodor W. Adorno

»Minima Moralia – Reflexionen aus dem beschädigten Leben« ist eine im amerikanischen Exil verfasste philosophische Schrift Theodor W. Adornos. Das Aufklärungswerk der Moderne ist ein sprachästhetisch gewaltiges Werk zur Kulturkritik. Es ist Zeitdiagnose und Kulturkritik zugleich.

Die »Minima Moralia« sind aus der Erschütterung über den Terror im faschistischen Deutschland geschrieben worden. Sie gehen auf Notizen zurück, die der Autor in den Jahren seines Exils in England seit 1934 und den USA seit 1938 niedergeschrieben hat.

Die Schrift enthält 153 Aphorismen und kurze Essays über die Bedingungen des Menschseins - der Conditio humana - unter kapitalistischen und faschistischen Verhältnissen. Neben der »Dialektik der Aufklärung« und der »Negativen Dialektik« zählt die Schrift zu den philosophischen Hauptwerken Adornos. In seinem Gesamtwerk nimmt die Schrift insofern eine Sonderstellung ein, da die kurzen, durchnummerierten Texte untereinander keinen erkennbaren theoretischen Zusammenhang aufweisen, sondern lose aneinander gefügt sind.

Adorno behauptet, dass ein gutes und richtiges Leben unter den Bedingungen einer unmenschlich gewordenen Gesellschaft, die den Menschen zu einem „reduzierten und degradierten Wesen“ machte, nicht mehr möglich sei. In der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft, die zu einer Welt des kalten Kommerzes geworden sei und die die Menschen zu Anhängseln einer verselbständigten Maschinerie erniedrige, könne es „kein davon unberührtes Residuum des Wahren und Authentischen“ mehr geben.

In den »Minima Moralia« beantwortet Adorno die Frage, was das „richtige Leben“ ausmache, durchgehend in negativer Weise, als bestimmte Negation: „Er setzt bei dem an, 'was nicht sein soll', bzw. am Leben in seiner 'verkehrten' oder 'entfremdeten Gestalt'.“

Fünfzig Jahre nach ihrer Publikation im Jahre 1951 ist die aphoristische Sammlung im Hinblick auf die Popularität und den von Beginn an überraschend großen Erfolg mit insgesamt über 100.000 verkauften Exemplaren als letztes deutsches "Volksbuch der Philosophie" und "Hausbuch der kritischen Intelligenz" bezeichnet worden.

Adorno setzt mit den »Minima Morala« viele Grundlagen der modernen Kulturkritik, an der am Konsum- bzw. Kapital orientieren Unterhaltungsindustrie, die er zu analysieren und kritisieren nicht müde wird. Mag seine Aphorismen-Edition auch vor 50 Jahren geschrieben worden sein, in den Grundzügen hat sie Maßstäbe gesetzt und ist für viele Kultursoziologen und -philosphen eine Referenzgröße.

Montag, 24. Februar 2003

Albert Camus – Revolution als Irrweg

Albert Camus bezeichnet die Revolution als Irrweg für den Menschen, der sich dem Absurden gegenüber sieht. Camus widmet den Großteil seines Buches »Der Mensch in der Revolte« dem Thema Revolution. Wie für den Menschen, der sich dem Absurden gegenüber sieht, so ergibt sich also nach Albert Camus auch für den Menschen in der Revolte ein Widerspruch, der ihn zu einer Entscheidung drängt.

In der Revolution löse die Vernunft den Widerspruch, in dem sie das Verlangen nach Freiheit und Gerechtigkeit absolut setzt und die Grenze negiert. Von diesem Absoluten ausgehend beginne sie dann damit, eine Theorie zu formulieren, die diese Absolutsetzung rechtfertigt. Der Versuch, diese Rechtfertigung wissenschaftlich zu gestalten, muss für Camus jedoch scheitern, da es dazu notwendig wäre, sich in seiner Argumentation auf das menschliche Wesen zu berufen.

Gerade dieses wäre aber der Beweis für die Unmöglichkeit des Absoluten und kann daher nicht als Stütze dienen, sondern muss ganz im Gegenteil geleugnet werden. Und so benötigte schließlich jede Theorie, die das Absolute fordert als letzte Legitimation eine Art religiöse Instanz. Für die Jakobiner hätte diese in der Vernunft und der daraus abgeleiteten Tugend bestanden, wodurch sie den von ihnen abgeschafften Gott wieder eingeführt hätten.

Der Marxismus, wie Camus ihn versteht, jedoch besiegelt den historischen Nihilismus, in dem er auch die Tugend abschafft. Mit Hegel führt er die Geschichte, die unausweichlich auf die Revolution zusteuert, als alleinige Richterin ein. Ob Vernunft oder menschliches Wesen: Alles ist der Geschichte unterworfen und kann daher keinen Anhaltspunkt für richtiges Handeln bieten. Der einzige feste Punkt, der einem Halt bieten kann, ist das Ende der Geschichte und alles was ihr dient, ist demnach gerechtfertigt. Und so existiert auch der Marxismus – trotz wissenschaftlicher Ansätze – von Beginn an nur als Prophezeiung. Der Marxismus macht also aus dem Verlangen der Revolte nach Freiheit und Gerechtigkeit ein Absolutes, dem er den restlichen Teil der menschlichen Natur unterwerfen muss. Doch dadurch, dass das Ziel eben dem menschlichen Wesen widerspricht, zieht sich der Kampf in die Länge und die Menschen müssen sich entweder der Disziplin des Kampfes unterwerfen, oder werden zu Gegnern, die es zu töten gilt. Und die Länge dieses Kampfes kann sogar noch beliebig hinausgedehnt werden, da es ja mit der Revolution, sogar mit der Weltrevolution, noch nicht getan ist. Das Reich der Freiheit kann erst einkehren, wenn sämtliche Ungerechtigkeit, mitsamt den nach ihr verlangenden Personen, ausgerottet ist. Im Verlauf des Kampfes werden somit die einstmals Revoltierenden entweder vernichtet, oder in ein Heer von Sklaven verwandelt – untertäniger, als der Kapitalismus sie je hätte schaffen können. Abschließend sei zum besseren Verständnis noch ein Rückgriff auf die griechische Mythologie angeführt, in dem Camus, so wie er den absurden Menschen anhand der Figur des Sisyphos verbildlichte, das Schicksal des Revolutionärs mittels einer abgewandelten Form der Prometheus-Sage veranschaulicht: „Er [Prometheus] schreit seinen Hass auf die Götter und seine Liebe zu den Menschen heraus, wendet sich verachtungsvoll von Zeus ab und kommt zu den Sterblichen, um sie zum Ansturm gegen den Himmel zu führen. Doch die Menschen sind schwach oder feig; man muss sie organisieren. Sie lieben das unmittelbare Vergnügen und Glück; man muss sie lehren, um zu wachsen, den Honig der Tage zu verschmähen. So wird auch Prometheus zum Lehrer, der zuerst lehrt, darauf befiehlt. Der Kampf dauert noch länger an und wird aufreibend. Die Menschen zweifeln zuerst am Sonnenstaat und seinem Bestehen. Man muss sie vor sich selbst retten. Der Held sagt ihnen darauf, er kenne den Staat, er allein. Die daran zweifeln, werden in die Wüste getrieben, an einen Felsen genagelt, den grausamen Vögeln zum Fraß vorgeworfen. Die anderen gehen fortan im Dunkeln, hinter dem einsamen, gedankenverlorenen Meister. Prometheus, der Einsame, ist Gott geworden und herrscht über die Einsamkeit der Menschen. Aber von Zeus hat er nur die Einsamkeit und die Grausamkeit angenommen, er ist nicht mehr Prometheus, er ist Cäsar. Der wahre, ewige Prometheus hat nun die Gestalt eines seiner Opfer.” Für Camus ist also keiner der beiden bereits existierenden Wege gangbar. Er wählt stattdessen den Weg der Revolte: Während Resignation und Revolution den Impuls der Revolte vernichten, indem sie ihn durch eine Idee ersetzen, ist sich der Mensch in der Revolte bewusst, dass die Revolte von ihrem Wesen her nicht maßlos ist, sondern eine Grenze in sich trägt. Um diese Grenze zu erhalten und somit der Revolte treu zu bleiben, darf sie nicht in eine absolute Idee umgewandelt werden, sondern als ursprünglicher Impuls erhalten bleiben. Der Mord ist für den Menschen in der Revolte notwendig und unentschuldbar, darf also keineswegs die Folge rationaler Berechnung sein. Die Wünsche nach absoluter Freiheit und absoluter Gerechtigkeit müssen sich gegenseitig begrenzen, da beides zugleich unmöglich ist.

Weblinks:

Albert Camus – Marxismus und Moral - www.bruchlinien.at Der Mensch in der Revolte
Der Mensch in
der Revolte
Albert Camus