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Freitag, 14. Oktober 2016

Hannah Arendt 110. Geburtstag

Hannah Arendt

Hannah Arendt war eine bekannte Publizistin und Politiktheoretikerin des 20. Jahrhunderts. Hannah Arendt wurde am 14. Oktober 1906 in Linden bei Hannover geboren. Die hochbegabte Schülerin wuchs in Königsberg in einem sozialdemokratisch orientierten Elternhaus assimilierter Juden auf.

Bekannt wurde die Denkerin Hannah Arendt durch ihre Theorie zur totalen Herrschaft und ihr politisches Konzept der Pluralität. Sie hatte trotz Weltruf nie die Ambition, als Kopf einer Denktrichtung zu gelten. Wie Immanuel Kant, in dessen Heimatstadt die aufwuchs, betrieb Arendt Philosophie als kritisches Geschäft in einer selbstbewußt schnörkellosen Sprache.

»Denken muss man mit Haut und Haaren.
Oder man lässt es bleiben.«


Hannah Arendt

Sie stellte die Philosophie nach dem Zweiten Weltkrieg angesichts der Herrschaft totalitäter Systeme auf eine neue theoretische Grundlage. Ihr Nachdenken, Schreiben und wissenschaftliches Forschen war motiviert von ihrem "Bedürfnis zu verstehen" - und dies hieß für die politische Schriftstellerin und Philosophin Hannah Arendt, die Wirklichkeit zu begreifen, um so mit ihrer Arbeit weniger zu wirken als in der Welt "zu Hause zu sein".

Doch das 20. Jahrhundert stellte dieses Verstehen wollen nach Einschätzung Hannah Arendts vor eine ungeahnte Herausforderung, ausgelöst durch die unfassbaren Schrecken totalitärer Systeme. Sie hatten bisherige Maßstäbe für moralisches Urteilen und politisches Handeln eindeutig gesprengt und damit eine epochale "Krise der Moderne" und ihrer Traditionsbestände hervorgerufen.

Dieser Situation gerecht zu werden, das hieß für Hannah Arendt, die Grundlagen politischen Handelns und Urteilens neu zu bestimmen. Stets diente ihr das Nachdenken über Politik dabei auch zur eigenen Standortbestimmung angesichts persönlicher Erfahrungen von Judenverfolgung, Exil und Krieg.

Die politische Theoretikerin beschäftigte sich mit den Formen totaler Herrschaft. Für Arendt ist die totale Herrschaft die einzige Staatsform, mit der es keine Koexistenz und keinen Kompromiss geben kann. Spätestens seit ihrem Buch über die »Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft« (1951) war sie eine gefragte Denkerin.

»Nur wer an der Welt wirklich interessiert ist,
sollte eine Stimme haben im Gang der Welt.«


Hannah Arendt


Im Gegensatz zu Heidegger begründete Arendt ihr Denken von der Geburt des einzelnen Menschen her und nicht vom Tod. In ihrem 1958 veröffentlichten, sich hauptsächlich auf Philosophie beziehenden zweiten Hauptwerk »The Human Condition« – von ihr selbst übersetzt unter dem Titel »Vita activa oder Vom tätigen Leben« in deutscher Sprache 1960 erschienen.

Hannah Arendt starb am 4. Dezember 1975 in New York.

Samstag, 18. Juni 2016

Europäische Bürgersolidariät einfordern

Anegesichts der Finanzkrise steht die Europäische Union vor neuen Herausforderungen.

Die Europäische Union muss eine europäische Bürgersolidariät einfordern und gewährleiten können, wenn sie in der Krise bestehen und die Unterschiede in der EU begrenzen will.


So glaube ich nicht, dass wir als Europäer Begriffe wie Moralität und Sittlichkeit, Person und Individualität, Freiheit und Emanzipation… ernstlich verstehen können, ohne uns die Substanz des heilsgeschichtlichen Denkens jüdisch-christlicher Herkunft anzueignen.


Jürgen Habermas (1929)


Die europäische Bürgersolidariät verlangt weniger ein gleich hohes Wohlstandsniveau als vielmehr für alle gleichermaßen verbindliche Spielregeln.

Auch die Europäische Union müsse, so verlangt es Habermas, gewährleisten, was das Grundgesetz die Einheitlichkeit der Lebensverhältnisse nennt.

Samstag, 13. Februar 2016

Habermas-Kritik an Europa

In seinem Essay »Zur Verfassung Europas« weiß der Autor sehr wohl, dass dem Europa-Gebilde gemeinsame "soziale und kulturelle Rechte" fehlen. Und kritisiert deshalb gründlich jene Politik, "die vorgibt, den Bürgern ein selbstbestimmtes Leben primär über die Gewährleistung von Wirtschaftsfreiheiten garantieren zu können".

Doch schon bei der Forderung nach der Präzisierung der Menschenrechte in einer zu ändernden europäischen Verfassung, gelingt im eine mediokre Formulierung von richtungsweisender Schwäche für das Gesamtwerk:

"Jede Abschiebung eines Asylbewerbers . . ., jedes kenternde Schiff mit Armutsflüchtlingen . . . ist eine weitere beunruhigende Frage an die Bürger des Westens."

Wo ein bescheidener Verstand geglaubt hätte, das diese Vorgänge eine Sauerei wären und den Menschenrechte feind, sieht der Philosoph erstmal Fragen. Es ist ein Schwanken zwischen demokratischer Vernunft und feigem Kompromiss, der die jüngste Arbeit des großen Intellektuellen prägt.

So auch, wenn er kühl und richtig sieht, das die Menschenrechtspolitik des Westens nicht selten nur ein Feigenblatt zur Durchsetzung von Großmachtinteressen ist und die "Kollateralschäden" beklagt, zum anderen aber seine Kritik mit einer sonderbaren Sorge bestückt: "Noch haben die intervenierenden Mächte in keinem Fall bewiesen, dass sie die Kraft und Ausdauer zum state-building . . . aufbringen."

Samstag, 5. Dezember 2015

Georg Wilhelm Friedrich Hegel - Die Welt ist Geist


Hegels Geist strebt nach Freiheit und Selbsterkenntnis. Um dieses Ziel zu erreichen, muss er sich notwendiger weise verkörpern. Der Geist braucht die Welt genauso, wie wir als denkende Wesen auf einen Körper angewiesen sind – wir schweben ja auch nicht einfach als Geister durch die Luft.

Das klingt zunächst, als sei der Geist nichts anderes als ein Schöpfergott. Aber Hegels Geist entwirft die Welt nicht einfach von außen, vielmehr schafft er die Bedingungen seiner eigenen
Existenz: Der Geist setzt sich selbst. Aber indem er sich in der Welt verkörpert, setzt er sich auch selbst in einen Widerspruch. Existieren kann er nur, wenn er diesen Widerspruch über windet.
Das ist die Kernidee von Hegels berühmter »Dialektik«.

Die kühnsten Denkgebäude der Philosophiegeschichte sind im Zeitalter des Deutschen Idealismus entstanden. Der Leitgedanke dabei war, dass der Geist die Welt nicht nur erkennt, sondern in gewisser Weise auch selbst hervorbringt.

Hegel nennt das Sichselbst als das die Totalität aller reinen Bestimmungen wissende Denken mit dem Ausdruck Platons die "absolute Idee". Und diese interpretiert er mit Plotin als den göttlichen Geist. Und weil Gott Geist ist, handelt es sich um Theologie. Diese theologische Metaphysik ist die erste Philosophie Hegels.

Bei Kant und Fichte tut dies der Geist des Menschen. Bei Georg Wilhelm Friedrich Hegel ist es der absolute Geist, der die Welt, wie wir sie kennen, erschafft.

Hegel

Hegel beschäftigte sich allerdings mit dem dialektischen Denken aber beklagte mehrmals, auch in der Vorrede der »Phänomenologie des Geistes«, welches einen bestimmten Formalismus und Formulierungen wie die »These-Antithese-Synthese« aufwies.

Hegel stellte seine Vorstellung, im Allgemeinen als das Abstrakte, dann aufgehoben was ein Nichts ergibt und danach ein Negieren des Nichts - oder Negieren des Negierens - und zu dieser Bewegung kann man vielleicht noch weitere Stadien aus dem Übrigbleibenden hinzufügen.

Weblinks:

Georg Wilhelm Friedrich Hegel - Die Welt ist Geist - Youtube - www.youtube.com


Literatur:

Phänomenologie des Geistes
Phänomenologie des Geistes
von Georg Friedrich Wilhelm Hegel

Samstag, 19. September 2015

Utilitarismus ist ein ethisches Prinzip


Der Utilitarismus ist ein ethisches Prinzip, welches auf dem Nützlichkeitsprinzip basiert. Letzteres besagt, dass eine Handlung im ethischen Sinne korrekt ist, sofern sie das Wohlergehen der von der Handlung Betroffenen sichert. Damit ist der Utilitarismus eine Ausprägung der teleologischen Ethik.

Bei der teleologischen oder auch konsequentialistischen Ethik liegt der Maßstab zur Bestimmung richtiger oder falscher Handlungen in der Konsequenz, die diesen Handlungen folgt. Damit steht sie der deontologischen Ethik gegenüber, die vor allem durch Immanuel Kants „guten Willen“ und „kategorischen Imperativ“ geprägt wurde.

Bei der deontologischen Ethik ist der Maßstab zur Bestimmung guter und schlechter Handlungen die Absicht und die Befolgung einer verpflichtenden Regel. Eine Handlung ist demnach ethisch vertretbar, sofern der Wille dahinter gut war und einer Handlungsmaxime folgte – ungeachtet der Konsequenzen.


Der einzig und allein gerechte und einzig und allein zu rechtfer-tigende Endzweck des Staates ist das größte Glück der größten Zahl.

Jeremy Bentham (1748-1832), englischer Jurist, Philosoph und Sozialreformer


Das ethische Konzept des Utilitarismus ist eine der bekanntesten überhaupt. Der Utilitarismus ist eine normative Theorie zur moralischen Bewertung von Handlungen. In einer einfachen Formulierung lautet das utilitaristische Grundprinzip: „Handle so, dass die Folgen deiner Handlung bzw. Handlungsregeln für das Wohlergehen aller Betroffenen optimal sind.“

Damit möchte der Utilitarismus ein Kriterium bereit stellen, mit dessen Hilfe Handlungen, Normen und Institutionen moralisch beurteilt werden können.

Als Begründer des klassischen Utilitarismus gelten Jeremy Bentham (1748-1832) und John Stuart Mill (1806-1873). In seiner Schrift „Eine Einführung in die Prinzipien der Moral und Gesetzgebung“ (1789) stellt Bentham den Utilitarismus erstmals in einer systematischen Form vor.

John Stuart Mill

Mills Verteidigung der utilitaristischen Theorie, dass die Beförderung des allgemeinen Glücks das erste und einzige Kriterium des moralischen Handelns sei, gehört zu den am häufigsten diskutierten, aber auch zu den am häufigsten kritisierten moralphilosophischen Werken.

Utilitarianism / Der Utilitarismus
Utilitarianism / Der Utilitarismus

Als Rechtswissenschaftler und Nationalökonom war Bentham insbesondere daran gelegen die gesellschaftlichen Institutionen und die Rechtsordnung in Großbritannien zu verbessern und nach gerechteren Maßstäben auszurichten. Mill greift seine Ideen in »Der Utilitarismus« (1863) auf und modifiziert sie so, dass sie der sofort entstandenen Kritik besser standhalten können.

Dem Utillitarismus entgegengesetzt ist die »Ethik der Pflicht« Kants, bei der es nicht auf die Folgen des Tuns ankommt, sondern, daß die Taten der Menschen gut in einem sittlichen Sinne sind und dem moralischen Gesetz sowie dem »Kategorischen Imperativ« entsprechen.


Handle so, daß die Maxime deines Willens jederzeit zugleich
als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.


Weblink:

Alles über der Utilitarismus - Utilitarismus-Portal - utilitarismus.com


Literatur:

Utilitarianism / Der Utilitarismus
Utilitarianism /Der Utilitarismus
von John Stuart Mill und Dieter Birnbacher

Einführung in die utilitaristische Ethik: Klassische und zeitgenössische Texte
Einführung in die utilitaristische Ethik: Klassische und zeitgenössische Texte
von von Otfried Höffe

Samstag, 5. September 2015

Das ethische Konzept des Utilitarismus

Der Utilitarismus (lat. utilitas, Nutzen, Vorteil) ist eine Form der zweckorientierten (teleologischen) Ethik, die in verschiedenen Varianten auftritt. Auf eine klassische Grundformel reduziert besagt er, dass eine Handlung genau dann moralisch richtig ist, wenn sie den aggregierten Gesamtnutzen, d. h. die Summe des Wohlergehens aller Betroffenen, maximiert. Neben der Ethik ist der Utilitarismus auch in der Sozialphilosophie und den Wirtschaftswissenschaften von Bedeutung.


Der Utilitarismus fordert das Glück der größten Zahl.

Das ethische Konzept des Utilitarismus ist eine der bekanntesten überhaupt. Der Utilitarismus ist eine normative Theorie zur moralischen Bewertung von Handlungen. In einer einfachen Formulierung lautet das utilitaristische Grundprinzip: »Handle so, dass die Folgen deiner Handlung bzw. Handlungsregeln für das Wohlergehen aller Betroffenen optimal sind.« Damit möchte der Utilitarismus ein Kriterium bereit stellen, mit dessen Hilfe Handlungen, Normen und Institutionen moralisch beurteilt werden können.


Handle so, dass die Folgen deiner Handlung bzw. Handlungsregeln
für das Wohlergehen aller Betroffenen optimal sind.

Seit seiner Entstehung im späten 18. Jahrhundert hat der Utilitarismus eine starke Ausdifferenzierung erfahren. Insbesondere im anglo-amerikanischen Raum haben sich zahlreiche Spielarten des Utilitarismus entwickelt. So sollte man heute nicht mehr von dem Utilitarismus als homogene Theorie sprechen, sondern eher vom „Utilitarismus“ als Überbegriff eines ganzen Bündels unterschiedlicher Theorieansätze. Dennoch lassen sich einige Prinzipien festhalten, die allen utilitaristischen Ansätzen gemein sind.

Jeremy Bentham

Als Begründer des klassischen Utilitarismus gelten Jeremy Bentham (1748-1832) und John Stuart Mill (1806-1873). In seiner Schrift »Eine Einführung in die Prinzipien der Moral und Gesetzgebung« (1789) stellt Bentham den Utilitarismus erstmals in einer systematischen Form vor.

Utilitarianism / Der Utilitarismus
Utilitarianism / Der Utilitarismus

Mills Verteidigung der utilitaristischen Theorie, dass die Beförderung des allgemeinen Glücks das erste und einzige Kriterium des moralischen Handelns sei, gehört zu den am häufigsten diskutierten, aber auch zu den am häufigsten kritisierten moralphilosophischen Werken.

Als Rechtswissenschaftler und Nationalökonom war Bentham insbes. daran gelegen die gesellschaftlichen Institutionen und die Rechtsordnung in Großbritannien zu verbessern und nach gerechteren Maßstäben auszurichten. Mill griff seine Ideen in »Der Utilitarismus« (1863) auf und modifiziert sie so, dass sie der sofort entstandenen Kritik besser standhalten können.


Das Prinzip des größten Glücks der größten Zahl beinhaltet die Forderung nach Gleichberechtigung, verstanden als gleiche Berücksichtigung des Glücks bei der Bewertung der Handlungsfolgen.


Die goldene Regel dabei lautet: Der Utilitarismus muss zwischen eigenem und dem Glück anderer entscheiden. Das Glück des Einzelnen muss aber weitgehend mit dem Interesse der Gemeinschaft einher gehen. Behandle dabei andere so, wie du selbst behandelt werden willst.

Die richtige Bestimmung des größten Glücks setzt die Freiheit der Meinungsäußerung (Pressefreiheit, Freiheit der Wissenschaft etc.) voraus.

Diese freiheitliche Version des Utilitarismus findet sich auch in der politischen Philosophie Bertrand Russells (1872–1970) wieder.

Dem Utillitarismus entgegengesetzt ist die »Ethik der Pflicht« Kants, bei der es nicht auf die Folgen des Tuns ankommt, sondern daß die Taten gut sind und dem moralischen Gesetz sowie dem »Kategorischen Imperativ« entsprechen.


Handle so, daß die Maxime deines Willens jederzeit zugleich
als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.


Weblink:

Alles über der Utilitarismus - Utilitarismus-Portal - utilitarismus.com


Literatur:

Utilitarianism / Der Utilitarismus
Utilitarianism /Der Utilitarismus
von John Stuart Mill und Dieter Birnbacher

Einführung in die utilitaristische Ethik: Klassische und zeitgenössische Texte
Einführung in die utilitaristische Ethik: Klassische und zeitgenössische Texte
von von Otfried Höffe

Freitag, 24. Juli 2015

»Kritik der zynischen Vernunft« von Peter Sloterdijk

Peter Sloterdijk

Die »Kritik der zynischen Vernunft« ist ein 1983 erschienenes zweibändiges Werk des deutschen Philosophen Peter Sloterdijk. Das Werk behandelt den Kynismus/Zynismus als gesellschaftliches Phänomen der europäischen Geschichte. Mit diesem Werk gelang Peter Sloterdijk der Durchbruch als philosophischer Autor.

In seiner »Kritik der zynischen Vernunft« stellt Peter Sloterdijk dem antiken Zynismus dem modernen Zynismus entgegen. Der erste Band beinhaltet die philosophischen Grundlagen. Der zweite Band fächert darauf aufbauend eine Phänomenologie der Handlungsgeschichte auf. In beiden Bänden ist der Text-Bild-Bezug ein integraler Bestandteil des philosophischen Diskurses.



Im Jahr 1984 veröffentlichte der deutsche Philsosoph Peter Sloterdijk sein Buch »Zur Kritik der zynischen Vernunft«. Peter Sloterdijk verstand Aufklärung als Ideologiekritik und Erneuerung des Kynismus. Sein Vorbild waren die Kyniker der Antike. Für Sloterdijk bedarf moderne Aufklärung eines kynischen Impulses, d.h. der Frechheit von unten.

Dargestellt wird an einem Kabinett der historischen Kyniker, von Diogenes in der Tonne bis Adolf Hitler, die neue Betrachtung der Geschichte der Aufklärung: Die Aufklärung wird dazu benutzt, die Praktiken der Amoral und des Beschiss' zu verstärken.

Aufklärung hat nicht die Menschen besser gemacht, sondern die Drecksmethoden der Privilegierten nunmehr auch den einfacheren Leuten zugänglich gemacht. Während früher der Papst öffentlöich Wasser predigte und heimlich Wein soff, somacht heute jeder kleine Bausparer seine Versicherungsbetrüge und nennt es Sünde und Kavaliersdelikt, derer man sich in Gesellschaft sogar selbst rühmt.


200 Jahre nach dem Erscheinen von Kants »Kritik der reinen Vernunft« sieht sich jede Kritik, die Aufklärung in der Gegenwart einlösen will, mit einer neuen Form des falschen Bewusstseins konfrontiert. Dieses falsche Bewusstsein beruht weder auf Lüge noch auf Irrtum, es ist auch nicht durch die auf eine "Kritik der politischen Ökonomie" gestützte Ideologiekritik aufzulösen.

Zynismus ist das aufgeklärte falsche Bewußtsein. Es ist das modernisierte unglückliche Bewußtsein, an dem Aufklärung zugleich erfolgreich und vergeblich gearbeitet hat. Es hat seine Aufklärung gelernt, aber nicht vollzogen und wohl nicht vollziehen können. Gutsituiert und miserabel zugleich fühlt sich dieses Bewusstsein von keiner Ideologiekritik mehr betroffen, da seine Falschheit bereits reflexiv gefedert ist.
Peter Sloterdijk

Sloterdijk - ein aufgeklärter Vertreter der zynischen Vernunft - übt in seinem Werk moderne Ideologiekritik im aufgeklärten Sinne. Das Herrschaftwissen der Eliten hält sich den Schleier der Demaskierung selber vor - es ist zynisch geworden. Zeit also, sich um eine zeitgemäße Aufklärung zu bemühen. Diesem Unterfangen widmet sich Sloterdijk in seinem epochalen Werk anhand der Verfahrensweisen des antiken Kynismus.

Sloterdijks Werk ist der Kristallisationskern, um den sich eine Realphilosophie eines erneuerten Kynismus entfalten kann.

Dieses Werk ist im besten Sinne aufklärerisch, denn es legt den Finger auf eine Wunde unserer modernen Geschichte. Dass nämlich jeder aufklärerische Impuls irgendwann zu Denkfaulheit und Abgestumpftheit des Herzens verflacht und dann zynisch wird. Anders gesagt: Wer irgendwann in der Geschichte recht bekam, der kämpfte darum, recht zu behalten, und wer so oft recht behielt, dass er sich gar nicht mehr rechtfertigen musste, der wurde gar zynisch.

Literatur:

Kritik der zynischen Vernunft
Kritik der zynischen Vernunft
von Peter Sloterdijk


Weblink:

Zynismus und Gesellschaft – von den Alten zu den Zeitgenossen - www.streifzuege.org

Samstag, 28. Februar 2015

»Das Kapital im 21. Jahrhundert« von Thomas Piketty


Das Kapital im 21. Jahrhundert

»Das Kapital im 21. Jahrhundert« von Thomas Piketty ist ein Werk von außergewöhnlichem Ehrgeiz, von großer Originalität und von beeindruckendem Rigorismus. Es lenkt unser ganzes Verständnis von Ökonomie in neue Bahnen und konfrontiert uns mit ernüchternden Lektionen für unsere Gegenwart.Marx wäre von den heutigen Krisenerscheinungen kaum überrascht gewesen – weder vom Phänomen der Working Poor, von der Zunahme an Depressionen durch Überarbeitung, der Erosion des Zusammenlebens und des Klimas noch von den verheerenden Wirtschaftskrisen.

Das Werk geht der Frage nach: Wie funktioniert die Akkumulation und Distribution von Kapital? Welche dynamischen Faktoren sind dafür entscheidend? Jede politische Ökonomie umkreist die Fragen nach der langfristigen Evolution von Ungleichheit, der Konzentration von Wohlstand und den Chancen für ökonomisches Wachstum. Aber befriedigende Antworten gab es bislang kaum, weil geeignete Daten und eine klare Theorie fehlten.
Thomas Piketty
In seinem Werk »Das Kapital im 21. Jahrhundert« untersucht der französische Ökonom Thomas Piketty Daten aus 20 Ländern, mit Rückgriffen bis ins 18. Jahrhundert, um die entscheidenden ökonomischen und sozialen Muster freizulegen. Seine Ergebnisse werden die Debatte verändern und setzen die Agenda für eine neue Diskussion über Wohlstand und Ungleichheit in der nächsten Generation.

Piketty zeigt, dass das moderne ökonomische Wachstum und die Verbreitung des Wissens es uns ermöglicht haben, Ungleichheit in dem apokalyptischen Ausmaß abzuwenden, das Karl Marx prophezeit hatte. Aber wir haben die Strukturen von Kapital und Ungleichheit nicht in dem Umfang verändert, den uns die optimistischen Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg suggeriert haben.


Piketty verweist zu Recht auf das vielleicht wichtigste Legitimitätsproblem des Kapitalismus - die ungleiche Verteilung von Wohlstand, auf die ja auch der französische Ökonom Thomas Piketty in seinem Bestseller "Das Kapital im 21. Jahrhundert hinweist". Die Verteilungsfrage ist vielleicht die größte Herausforderung für den Kapitalismus seit der Zeit der großen Kartellgesetze zum Ende des 19. Jahrhunderts.

Der Haupttreiber der Ungleichheit - dass Gewinne aus Kapital höher sind als die Wachstumsraten - droht heute vielmehr extreme Formen von Ungleichheit hervorzubringen, die den sozialen Frieden gefährden und die Werte der Demokratie unterminieren. Doch ökonomische Trends sind keine Handlungen Gottes. Politisches Handeln hat ökonomische Ungleichheiten in der Vergangenheit korrigiert, sagt Piketty, und kann das auch wieder tun.

Piketty sieht sich in der Tradition klassischer Ökonomen des 19. Jahrhunderts. Abstrakte mathematische Modelle, wie sie heute an den Universitäten verbreitet sind, lehnt er ab. Stattdessen trägt er Indizien zusammen und zieht daraus Schlüsse. Diese Methode hat ihre Grenzen. So kann er nicht schlüssig erklären, warum die Vermögenserträge dauerhaft so hoch sind. Dennoch sprechen seine Daten eine klare Sprache – und selbst konservative Institutionen wie der Internationale Währungsfonds warnen inzwischen vor der wachsenden Ungleichheit auf der Welt.

Literatur:


Das Kapital im 21. Jahrhundert
von Thomas Piketty und Ilse Utz (Übersetzerin)

Das Kapital im 21. Jahrhundert - Kulturzeit-Video 3 Sat Mediathek

Blog-Artikel:

Wer hat, dem wird gegeben ... - Stadtschreiber-Blog - http://stadtschreiber.blog.de

Samstag, 21. Februar 2015

Thomas Piketty über die ungleiche Verteilung von Wohlstand

Thomas Piketty

Thomas Piketty zeigt, dass das moderne ökonomische Wachstum und die Verbreitung des Wissens es uns ermöglicht haben, Ungleichheit in dem apokalyptischen Ausmaß abzuwenden, das Karl Marx prophezeit hatte.

Thomas Piketty verweist zu Recht auf das vielleicht wichtigste Legitimitätsproblem des Kapitalismus - die ungleiche Verteilung von Wohlstand, auf die ja auch der französische Ökonom Thomas Piketty in seinem Bestseller »Das Kapital im 21. Jahrhundert« hinweist. Die Verteilungsfrage ist vielleicht die größte Herausforderung für den Kapitalismus seit der Zeit der großen Kartellgesetze zum Ende des 19. Jahrhunderts.

Das Kapital im 21. Jahrhundert
Das Kapital im 21. Jahrhundert

Der Haupttreiber der Ungleichheit - dass Gewinne aus Kapital höher sind als die Wachstumsraten - droht heute vielmehr extreme Formen von Ungleichheit hervorzubringen, die den sozialen Frieden gefährden und die Werte der Demokratie unterminieren. Doch ökonomische Trends sind keine Handlungen Gottes. Politisches Handeln hat ökonomische Ungleichheiten in der Vergangenheit korrigiert, sagt Piketty, und kann das auch wieder tun.

Kapital lesen 2016

Es gibt aber auch einen Gegenentwurf: das skandinavische Sozialstaatsmodell mit hohen Steuersätzen für alle bei einer zugleich hohen Staatsquote die für eine gleiche Verteilung von Wohlstand sorgt. Sicherlich kein schlechtes Modell, auch wenn die Skandinavier gerade in den letzen Jahren auch mit erheblichen politischen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten.


Weblink:

Die USA: Kapitalismus im Endstadium - /www.danielflorian.de


Literatur:

Das Kapital im 21. Jahrhundert
Das Kapital im 21. Jahrhundert
von Thomas Piketty

Dienstag, 16. Dezember 2014

Die Bedeutung der »Bekenntnisse« des heiligen Augustinus

Augustinus


Durch die grundsätzlichen Erwägungen über das Wesen des Menschen sind die »Bekenntnisse« des heiligen Augustinus mehr als nur eine Biographie - sie gelten vielmehr als die erste Autobiographie der Literatur.

Wie Augustinus bemerkt, hat der Titel zwei Bedeutungen: "Confession" im Sinne von "Schuldbekenntnis" und "Confessio" im Sinne von "Glaubensbekenntnis".

Autobiografische Elemente, philosophisch-theologische Betrachtungen, Gebet und psychologische Analyse verbinden sich zu einem einziartigen Geamtkunstwerk, das viele in seinen Bann geuogen hat.

Bekenntnisse
Bekenntnisse


In den dreizehn Büchern der »Bekenntnisse« schildert Augustinus sein Leben und gibt Einblick in die Höhen und Tiefen der menschlichen Seele und des menschlichen Wesens.

Die »Bekenntnisse« beschreiben introspektiv die Phasen der geistigen Entwicklung Augustins. Er analysiert sein frühes Leben, seine ständige Suche nach Wahrheit und seine Bekehrung.

Neben den unmittelbar theologischen Einsichten geben die »Confessiones« Einblick in das menschliche Seelenleben überhaupt und offenbaren dabei eine bis heute unerreichte Tiefe und Subtilität.

Aurelius Augustinus stellte sich in seinen »Confessiones« u.a. die Frage, was Gott tat, bevor er die Welt erschuf.

Weblink:

Bekenntnisse
Bekenntnisse
von Aurelius Augustinus

Samstag, 13. Dezember 2014

»Bekenntnisse« von Aurelius Augustinus

<center><img title="»Bekenntnisse« von Aurelius Augustinus" src="https://encrypted-tbn0.gstatic.com/images?q=tbn:ANd9GcQhcSxiyBrERuobsc8xfkomWQk91_5DFwa95PnT3pksjNoDX6pM" height="125" width="150" alt="Augustinus"/></center> 

Die »Bekenntnisse« aus der Feder des Philosophen und Kirchenlehrers Augustinus gehören zu den berühmtesten Autobiographie des Abendlandes. Der Kirchenvater Aurelius Augustinus beschreibt darin seine Entwicklung hin zu Gott.

Die <a title="»Bekenntnisse« von Aurelius Augustinus" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3423300930/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank">»Bekenntnisse«</a> sind eine Mischung aus verzweifelter Anrufung Gottes, philosophisch-theologischer Spekulation und Autobiografie. Die 13 Bücher richten sich an Gott, schildern den stilisierten Werdegang des Verfassers so, dass der Leser sich darin wiederfinden kann.

Die »Bekenntnisse« von Aurelius Augustinus schildern den Kampf zwischen den körperlichen und geistigen Dimensionen des Menschen, die Auseinandersetzung einer faszinierenden Person mit sich selbst und seiner Biografie, die dem Leser zugleich Wegweiser zu Gott sein soll. Es ist die Geschichte einer Bekehrung, fesselnd in ihrer Suche nach Ruhe und absoluter Wahrheit, erschreckend in der konsequenten Ablehnung des körperlichen Menschen.

<!-- Augustinus beginnt mit harscher Kritik an den Bildungsinhalten, die er in der Schule erlernte, die ihn aber nur von Gott entfernten. Ebenso scharf geht er mit sinnlichen und körperlichen Vergnügungen ins Gericht. Ausführlich beschreibt er seine fehlgeleitete Leidenschaft, die er auf körperliche Genüsse und materiellen Reichtum zurückführte, anstatt sie als eine Sehnsucht nach Gott zu verstehen. Mit Verachtung schildert er seine Jugendzeit voller Irrtümer, Vergehen und Sünden, berichtet von seinem geistigen »Irrweg« zur heidnischen Philosophie und zum Manichäismus. -->Über die Lehren Platons kommt Augustinus zu Paulus und zur Einsicht Gottes. »Nimm und lies« fordert ihn im 8. Buch eine Stimme auf. Er greift zum Römerbrief und wird von der zweifelsfreien Einsicht übermannt. In einem Akt der Erleuchtung begreift er Gott als das Zentrum seiner Hoffnungen, Wünsche und Sehnsüchte.

Weblink:

<a title="»Bekenntnisse« von Aurelius Augustinus" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3423300930/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank"><img alt="Bekenntnisse" src="http://images-eu.amazon.com/images/P/3423300930.03.TZZZZZZZ.jpg" height="75" width="57" border="0"/><br />Bekenntnisse</a> von Aurelius Augustinus

<!--
Zunächst nur eingestreut finden sich knappe Bestimmungen fundamentaler philosophischer Begriffe wie des Schönen. Nach der Schilderung seiner Bekehrung bestimmen diese theologisch-philosophischen Spekulationen und Reflexionen die weiteren Bücher. Augustinus entwirft darin eine Theorie des Geistes, der Sinne und des Gedächtnisses sowie eine Auslegung der Genesis. Berühmt ist die Abhandlung über die Zeit im 11. Buch.

Die Bekenntnisse sind eine Mischung aus verzweifelter Anrufung Gottes, philosophisch-theologischer Spekulation und Autobiografie. Die 13 Bücher richten sich an Gott, schildern den stilisierten Werdegang des Verfassers so, dass der Leser sich darin wiederfinden kann.

Die Schriften des Augustinus haben das christliche Abendland zutiefst geprägt; durch seine Verbindung von philosophischer Reflexion und christlichem Glauben kann er als Vater der Theologie gelten. Mit den Bekenntnissen schuf er das Genre der Autobiografie; er prägte eine Literaturform, die den eigenen Werdegang reflektiert, das Individuelle mit dem Allgemeinen verbindet und damit dem Leser Anleitung zur Selbstreflexion gibt. Bereits zu Lebzeiten, im Mittelalter, in der Renaissance und bis in die Moderne hinein war und ist Augstinus der wohl meistgelesene christliche Philosoph. -->

<!-- Die »Bekenntnisse« zeugen von einer Epoche, die man als »Zeitalter der Angst« bezeichnet hat. Die römische Welt versank: Bereits in zwei Teile gespalten, wurde Rom von wandernden Völkern angegriffen, im Jahr 410 von den Goten erobert. Um 400 zogen die Wandalen durch römische Provinzen und eroberten 438 Karthago. Der christliche Glaube war Staatsreligion geworden und hatte den Kaiserkult abgelöst.

 Die Strukturen des römischen Reiches waren einem tief greifenden Wandel unterzogen; historisch kann vom Ende der Antike gesprochen werden. Mit Augustinus beginnt die Geistesgeschichte des christlichen Mittelalters, die in den Bekenntnissen ihren exemplarischen Ausgangspunkt erhält. -->

Samstag, 22. November 2014

»Candide« von Voltaire

Candide
Candide
von Voltaire
Die philosophische Erzählung »Candide oder Der Optimismus« von Voltaire ist eine durchgängig witzige Parodie der Liebes-, Abenteuer- und Reiseromane seiner Zeit. Darin findet er die Leibnizsche Auffassung, es könne keine bessere Welt geben, naiv und machte den Denker lächerlich. Voltaire wusste in der Erzählung die Parodie als Stilmittel einzusetzen.

In seinem philosophischen Roman »Candide« kehrt Voltaire die von Gottfried Wilhelm Leibniz aufgestellte These von »dieser Welt als der besten aller möglichen« ins Ironische um, indem er die Welt als eine in sich fragwürdige Konstruktion darstellt. Der Roman ist eines der wichtigsten Werke der französischen Aufklärung.

Voltaires Grundüberzeugungen von einer vernünftigen Einrichtung der Welt waren durch die Beendigung seiner Freundschaft mit König Friedrich II. von Preußen (1712–86), durch Berichte über den Siebenjährigen Krieg (1756–63) sowie durch das Erdbeben von Lissabon (1755) erschüttert worden. Seine daraus entstehenden Zweifel an einem optimistischen Weltbild der Metaphysik nahm Voltaire zum Anlass, diese in einem Roman auszudrücken.

Candide Auf der Suche nach seiner geliebten Cunegonde zieht Candide quer durch Europa bis nach Südamerika und zurück. Zahlreiche Erlebnisse und Begegnungen zeigen dem neugierigen jungen Herrn die Welt, wie sie tatsächlich ist, nämlich keinesfalls nur zum Besten der Menschen, wie sein Lehrer Panglos behauptet hatte.

Voltaire hat mit diesem philosophisch-satirischen Roman eines der wichtigsten Werke der französischen Aufklärung geschrieben. Hier übt er zum einen harsche Kritik an den politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen seiner Zeit, zum anderen zweifelt er offen an der Existenz eines Gottes, der alles zum Guten lenkt und »die beste aller möglichen Welten« geschaffen habe.

Weblinks:

Candide
Candide
von Voltaire

Candide
Candide
von Voltaire

Mittwoch, 19. November 2014

»Das Prinzip Hoffnung« von Ernst Bloch

Ernst Bloch

»Das Prinzip Hoffnung« ist das philosophische Hauptwerk von Ernst Bloch und entstand in den Jahren 1938 bis 1947. Das Werk gilt als epochales philosophisches Werk des 20. Jahrhunderts.

Der Titel des Buches ist bereits Programm: In fünf Teilen wird der Begriff der Hoffnung klar definiert und sehr breitgefächert analysiert. Hoffnung soll in die Wirklichkeit umgesetzt werden. Bloch spricht deshalb von der Hoffnung als einer „konkreten Utopie“.

»Es kommt darauf an, das Hoffen zu lernen.«

Ernst Bloch

»Das Prinzip Hoffnung« handelt von Kunst, Literatur, Musik, von Religion und Sozialtheorien, der Technik und den Einzelwissenschaften sowie deren vorwissenschaftlichen Frühstadien. In philosophiegeschichtlicher Hinsicht bekennt sich Bloch zur Humanität des Marxismus.

Ernst Blochs Opus magnum einer Seinslehre (Ontologie) des "Noch-nicht-Seins" enthält eine Menschheitsgeschichte, die von jeher für qualitativ Neues offen ist. Unter dem Titel »Der Traum vom besseren Leben« entstand »Das Prinzip Hoffnung« während der Emigration in den USA.

Ein Schwerpunkt der philosophischen Untersuchung Blochs ist die Kategorie der Möglichkeit. Der Mensch ist »die reale Möglichkeit all dessen, was in der Geschichte aus ihm geworden ist und vor allem mit ungesperrtem Fortschritt noch werden kann«.

Möglichkeit ist der »Seinszustand der Welt«, dem Bloch eine enzyklopädische Gesamtschau von Indizien des Noch-nicht-Erschienenen widmet.

Literatur:

Das Prinzip Hoffnung
Das Prinzip Hoffnung
von Ernst Bloch


Samstag, 15. November 2014

»Marx verstehen« von Robert Misik

Marx verstehen
Marx verstehen

Als Prophet war er ein Versager, als Soziologe ein Riese, als Ökonom vor allem ein gelehrter Mann: Karl Marx, der Theoretiker des Industriekapitalismus, wollte nicht nur zu revolutionären Ergebnissen kommen, sondern die Notwendigkeit der Revolution beweisen. Der Mauerfall hat ihn ideologisch entlastet und als originellen Denker rehabilitiert.

Der Marxismus ist die neben dem Christentum einzige universelle Theorie zur Humanisierung der Erde, welche eben vor allem als analytisch-theoretisches Instrument zum Verständnis von Wirklichkeit sich eignet.

Ein wesentliches Anliegen von Marx und Engels war, den Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft zu erheben, damit er nicht bloß geglaubt oder ersehnt werden muss, sondern rational begründet werden kann. Auch seine historisch-materiellen Voraussetzungen sollten benannt werden können. Kurz: Eine Reflexion der Methode wissenschaftlicher Forschung und Darstellung war nötig.

Marx bezeichnet seine Methode als dialektisch »und stellt sich damit bewusst in die Tradition der Hegelschen Philosophie. An ihrem Kern hält er fest, kritisiert aber ihre mystifizierte Form. Laut Marx ist die Dialektik «dem Bürgertum [...] ein Gräuel, weil sie in dem positiven Verständnis des Bestehenden zugleich auch das Verständnis [...] seines notwendigen Untergangs einschließt, jede gewordene Form [...] auch nach ihrer vergänglichen Seite auffasst, sich durch nichts imponieren lässt, ihrem Wesen nach kritisch und revolutionär ist.« (MEW: 23, 28)

Der Marxismus ist tot, doch die tote Lehre hat das Werk überdauert: Marx' Werk aber ist lebendiger denn je – »Das Kapital« und das »Kommunistische Manifest« sind verblüffend aktuell. Die Gegner ebenso wie die Befürworter der globalisierten Wirtschaft entdecken in den Theorien des großen Denkers den besten Schlüssel zum Verständnis unserer Zeit.

Hegel war der Lehrer von Marx und es war Lenin, der gesagt hatte, daß Marxens »Kapital« ohne Studium der »Phänomenologie des Geistes« Hegels nicht verstanden werden könne.

Der vielfach ausgezeichnete Journalist Robert Misik stellt die aus heutiger Sicht wichtigsten Marx'schen Ideen vor und skizziert anhand ausgewählter Selbstzeugnisse das facettenreiche Porträt eines herrschsüchtigen Visionärs, der stets über seine Verhältnisse lebte.

Das Werk gerät dem Autor jedoch zur Lobhudelei für den Wegbereiter des zweitgrößten Verbrechens der Menschheitsgeschichte.


Literatur:

Marx verstehen
Marx verstehen
von Robert Misik

»Das Kapital« von Karl Marx

Karl Marx

»Das Kapital« ist das wissenschaftliche Hauptwerk von Karl Marx. Das Werk ist ohne Zweifel eines der Schlüsselwerke der politischen Philosophie und ein Klassiker der Kritik der politischen Ökonomie.

1867 erschien der erste Band »Der Produktionsprozess des Kapitals« von Karl Marx. Der erste Band des Kapital erschien beim Hamburger Verleger Otto Meissner in einer Startauflage von 1.000 Exemplaren. Friedrich Engels stellte nach Marx’ Tod (1883) aus dessen Manuskripten zwei weitere Bände zusammen.

Anders als etwa das »Kommunistische Manifest« ist es kein Aufruf zur Revolution, sondern eine äußerst umfangreiche, systematische und detailreiche Analyse und "Kritik der politischen Ökonomie" - so der Untertitel.


Karl Marx

Marx analysierte die gesellschaftlichen Verhältnisse seiner Zeit so scharf wie niemand vor ihm. Entsprechend lange hat Marx dafür gebraucht: 15 Jahre arbeitete er allein am ersten Band.

Marx versuchte, in seiner komplexen Abhandlung hinter die versteckten Funktionsweisen des Kapitalismus zu kommen. Dabei näherte er sich schrittweise über die Begriffe der Ware, des Tauschwerts und des Gebrauchswerts seiner berühmt gewordenen Arbeitswertlehre:

Eine Ware, so Marx, ist so viel wert, wie die darin "geronnene" Arbeitszeit. Der Arbeiter muss, da er keine Produktionsmittel besitzt, seine Arbeitskraft verkaufen, und zwar an die Kapitalisten, die Maschinen und andere Produktionsmittel besitzen.

Der Kapitalist will seine Waren nicht verkaufen, um andere Waren erwerben zu können, sondern um sein Geld zu vermehren. Das "geldheckende Geld", der kapitalistische Akkumulationsprozess steht im Zentrum der Marx'schen Kritik.

Eine besondere Meisterleistung sind die Unterkapitel zur Wertform und zum Waren- und Geldfetischismus. Marx' Ausführungen hierzu im ersten Kapitel des Kapitals sind enorm schwer verdaulich und werfen grundlegende Interpretationsprobleme auf. Gleichzeitig bilden sie einen - wenn nicht den - fundamentalen Baustein seiner Kritik der politischen Ökonomie.

Die Auswirkungen von Marx' Werk auf die Wissenschaften sind schon kaum zu überschätzen - diejenigen auf die weit reichenden politischen Umwälzungen in großen Teilen der Welt im 20. Jahrhundert in den kommunistischen Staaten erst recht nicht.

Kapital lesen 2016

Der Klassiker der Kritik der politischen Ökonomie, »Das Kapital« von Karl Marx, ist bekanntlich schwerer Lesestoff. Mehr als 2500 Seiten, Beispiele und Bezüge auf volkswirtschaftliche Theorien, denen die heutige Aktualität fehlt und der Umstand, dass Marx für den zweiten und dritten Band nur Manuskripte hinterlassen hat, machen den Zugang nicht leicht.

Marx Analyse der ökonomischen Verhältnisse für die Gesellschaft ist keineswegs überholt, sondern lediglich seine Lösungsansätze sind in der Realität gescheitert.

Es ist gut möglich, daß die Idee des Sozialismus das vor 25 Jahren gescheiterte Gesellschaftsmodell überleben wird und angesichts der Krise des Kapitalismus und der zunehmenden Ungerechtigkeit der ökonomischen Verteilung als kritische Theorie wieder an Aktualität gewinnen wird.

Das Kapital-Werke:

Das Kapital
Das Kapital
von Karl Marx


Das Kapital im 21. Jahrhundert
von Thomas Piketty und Ilse Utz

Kritik der politischen Ökonomie
Kritik der politischen Ökonomie
von Michael Heinrich

Weblinks:

Karl Marx-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Karl Marx-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

Wiwo-Weblinks:

Der bärtige Gelehrte - www.wiwo.de

Joseph Schumpeter und das Vermächtnis Marx' - www.wiwo.de Das Kommunistische Manifest - Marx' Herz und Verstand - www.wiwo.de

Mittwoch, 12. November 2014

Was wird bleiben von Karl Marx?


Karl Marx

Was wird bleiben von Karl Marx nach dem Ende von so gut wie allen kommunistischen, ja auch nur sozialistischen Staatswirtschaften dieser Welt? Wird sich die Erinnerung an sein wissenschaftliches Hauptwerk »Das Kapital« mit dem Nachgeschmack des untergegangenen Totalitarismus im Osten Europas allmählich ganz im Nichts verlieren? Ist sein Gedankengut heute noch salonfähig oder ebenso gescheitert wie der real existierende Sozialismus?

»Manche sind von ihrer Unfehlbarkeit so überzeugt,
dass sie jeden als Feind ansehen,
der ihren Rat nicht annehmen will.«

Karl Marx

Im Gegenteil wird irgendwann der Blick wieder frei werden für dieses Stück deutscher und europäischer Geistesgeschichte. Frei vor allem von der gegenwärtig noch reflexhaften Konnotation mit den ehemals real existierenden staatskapitalistischen Diktaturen, deren Führer ihren und ihrer Staatsdoktrinen Namen mit dem von Marx verbanden, ohne dass der sich noch hätte wehren können.

Es ist gut möglich, daß die Idee des Sozialismus das vor 25 Jahren gescheiterte Gesellschaftsmodell überleben wird und angesichts der Krise des Kapitalismus und der zunehmenden Ungerechtigkeit der ökonomischen Verteilung als kritische Theorie wieder an Aktualität gewinnen wird. Die Krise des Kapitalismus beweist, daß der Sozialismus kein Auslaufmodell ist.

"Alles fliesst" meinte Heraklit. Ich lasse meine Gedanken fliessen um die Frage, ob es nicht an der Zeit ist, die Marx' philosophischen Schriften unter dem Aspekt des nachhaltigen Versuchs der Menschen, sich die Natur untertan zu machen und auch der fortgeschrittenen Gesellschaft neu zu lesen?

Literatur:

Das Kapital
Das Kapital
von Karl Marx


Weblinks:

Karl Marx-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Karl Marx-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

Wiwo-Weblinks:

Der bärtige Gelehrte - wiwo.de

Joseph Schumpeter und das Vermächtnis Marx' - wiwo.de

Sonntag, 9. November 2014

Der Sozialismus als Gesellschaftsmodell gescheitert

Vor 25 Jahren brach mit dem Fall der Mauer auch der real existierende Sozialismus zusammen. Der Sozialismus hatte als Gesellschaftsmodell und Staatsdoktrin quasi über Nacht ausgedient. Auch als Ideologie war der Sozialismus delegitimiert und verflogen. Selten ist eine fortschrittliche und utopische egalitäre Idee durch Mißbrauch von Macht so nachhaltig diskrediert worden.

Das 19. und das 20. Jahrhundert standen unter Fuchtel des marxistischen Sozialismus - bis zum Mauerfall. <a title="Karl Marx-Biografien" href="http://www.die-biografien.de/biografien/365.php" target="blank">Marx</a> verkündete die Lehre des Sozialismus als ewige Wahrheit und als geschichtliches Naturgesetz. Im 19. Jahrhundert errang Karl Marx, der Autor des soziologischen Werkes <a title="Karl Marx »Das Kapital«" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3866473257/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank">»Das Kapital«</a> die Herrschaft über den europäischen Sozialismus.

Der Erfolg dieser Idee lag in seiner wissenschaftlichen Begründung. Marx' Theorie war eine wissenschaftlich begründete Fortschrittstheorie. Dieser Begründung verdankt diese auch seinen späteren Aufstieg als Gesellschaftsmodell.

<center>
<table width="60%" border="0">
<tr>
<td>
<blockquote><center><i>
»Manche sind von ihrer Unfehlbarkeit so überzeugt,
dass sie jeden als Feind ansehen,
der ihren Rat nicht annehmen will.«</i></center>
<p align="right"><a title="Karl Marx-Zitate" href="http://www.die-zitate.de/personen/369.php" target="blank">Karl Marx</a></p>

</blockquote>
</td>
</tr>
</table>
</center>

Karl Marx rechtfertigte seinen wissenschaftlichen Sozialismus, indem er behauptete, dieser sei wissenschaftlich begründet und verkünde deshalb die Wahrheit über die Geschichte, die in ihrer Struktur von der Dialektik bestimmt sei, der gewaltsamen Heraufkunft der Wahrheit bedürfe, unausweichlich auf die Revolution zustrebe.

Die Geschichte gehorche der selbstzerstörerischen Logik des Kapitals und des Kapitalismus und sei deshalb auf eine proletarische Avantgarde angewiesen. Geschickt wußte sich Marx mit seiner Idee abzugrenzen, denn zugleich schmähte er alle anderen Formen des Sozialismus als utopisch.

Im Herbst 1989 brach der Sozialismus in den Staaten des Ostblocks zusammen. <!-- Der Sozialismus hatte als Gesellschaftsmodell und Staatsdoktrin ausgedient. --> - Doch ist der Sozialismus als linke Idee deshalb gescheitert, weil dieser von den Machthabern als Ideologie mißbraucht wurde?

Karl Marx Analyse der ökonomischen Verhältnisse für die Gesellschaft ist keineswegs überholt, sondern lediglich seine Lösungsansätze sind in der Realität gescheitert bzw. nicht zur Verwirklichung gekommen. Dass der <i>real existierende Sozialismus</i> in der Realität als Gesellschaftsmodell scheiterte, ist jedoch nicht Karl Marx und seiner Theorie vom Sozialismus anzulasten.

Weblink:

<a title="Karl Marx »Das Kapital«" href="http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3866473257/zitatenschatz-21" rel="nofollow" target="blank"><img alt="Das Kapital" src="http://images-eu.amazon.com/images/P/3866473257.03.TZZZZZZZ.jpg" width="57" border="0"/><br />Das Kapital</a> von Karl Marx

<!-- Marx verkündete die Lehre des Sozialismus als ewige Wahrheit und als geschichtliches Naturgesetz, das sich von selbst erfüllt.

Karl Marx rechtfertigte seinen wissenschaftlichen Sozialismus, indem er behauptete, dieser sei wissenschaftlich begründet und verkünde deshalb die Wahrheit über die Geschichte, die in ihrer Struktur von der Dialektik bestimmt sei, der gewaltsamen Heraufkunft der Wahrheit bedürfe, unausweichlich auf die Revolution zustrebe. -->

Mittwoch, 23. Juli 2014

»Phänomenologie des Geistes« - ein Werk des deutschen Idealismus


Die kühnsten Denkgebäude der Philosophiegeschichte entstanden im Deutschen Idealismus. Der Leitgedanke dabei war, dass der Geist die Welt nicht nur erkennt, sondern in gewisser Weise auch selbst hervorbringt. Bei Kant und Fichte tut dies der Geist des Menschen; bei Georg Wilhelm Friedrich Hegel ist es der absolute Geist, der die Welt, wie wir sie kennen, erschafft.

Hegels »Phänomenologie des Geistes« ist nicht nur kompliziert, es ist vielleicht sogar das komplizierteste, unverständlichste Buch der ganzen Philosophiegeschichte. Es betrachtet die Gesellschaft aus dem Blickwinkel der Totalität.

Hegel unternahm auf etwa 600 Seiten den Versuch, die Erscheinungsweisen des menschlichen Geistes zu untersuchen: von Wahrnehmung über Verstand, Bewusstsein, Selbstbewusstsein, Vernunft, Geist und Religion bis zum "absoluten Wissen", der Philosophie.

"Das Absolute soll nicht begriffen, sondern gefühlt und angeschaut [werden], nicht sein Begriff, sondern sein Gefühl und Anschauung sollen das Wort führen und ausgesprochen werden."

"Es ist daher das Verkennen der Vernunft, wenn die Reflexion aus dem Wahren ausgeschlossen und nicht als positives Moment des Absoluten erfaßt wird."

"An diesem, woran dem Geiste genügt, ist die Größe seines Verlustes zu ermessen."

Die »Phänomenologie des Geistes« beschreibt nichts weniger als den Aufstieg des Geistes zu immer höheren Entwicklungsstufen, von der Sinneswahrnehmung über die Vernunft bis zum »absoluten Wissen«. Der Geist ist also nicht einfach da. Er manifestiert sich vielmehr in einem dynamischen, geschichtlichen Prozess, er kommt erst zu sich selbst. Das »Absolute« ist das große Ganze – die Welt, wie sie wirklich ist. Doch die wahre Realität, das ist für Hegel nicht die Materie, sondern der Geist selbst. Das führt zur atemberaubendsten Kreisbewegung der Philosophiegeschichte: »Absolutes Wissen« ist dann erreicht, wenn der Geist erkennt, dass das Ziel seiner Suche nichts anderes ist als er selbst.

Hegel geht die Sache recht forsch an. Gemeinhin hielten Philosophen das Erkennen für eine Art Instrument, mit dem wir die Wirklichkeit erfassen, sagt Hegel in der Einleitung der »Phänomenologie«. Damit unterscheiden sie aber schon zwischen dem erkennenden Subjekt und der Wirklichkeit. Das Problem ist natürlich, dass jedes Instrument die Realität verzerren kann. Das führt zwangsläufig zur skeptischen Frage, woher wir dann wissen, dass unsere Überzeugungen überhaupt wahr sind. Aber wenn wir immer nur fürchten, Fehler zu machen, kommen wir in der Erkenntnis der Wirklichkeit nicht weiter. Hegels radikale Schlussfolgerung lautet, die skeptische Frage überhaupt zu verwerfen. Schwimmen lernen wir schließlich auch nicht, wenn wir nie ins Wasser gehen.

Hegel vollendete die Schrift in Jena gerade zu jener Zeit, als Napoleon sich anschickte, den Preußen in der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt eine vernichtende Niederlage beizubringen. Kein Wunder, dass Hegel in Napoleon den "Weltgeist zu Pferde" vorbeireiten zu sehen meinte.

Hegels Werk ist nicht nur - neben Fichtes und Schellings - eine weitere Ausformung des deutschen Idealismus, sondern außerdem eines der bekanntesten und meistkommentierten Werke der Philosophie überhaupt. Vor allem dank des Prinzips der Dialektik:

Aus einer Folge von Negationen entwickelt sich der Geist, aber auch die Wirklichkeit zu immer höheren Formen. Dies lässt sich in den kleinsten Erscheinungen der Natur ebenso beobachten wie in der Geschichte der Menschheit. Hegels Ruhm mehrte sich mit seinen Kritikern und Interpreten. Zu den bekanntesten gehört Karl Marx, der einige Elemente von Hegels Systems "vom Kopf auf die Füße" stellen wollte.


Weblinks:

Philosophie Hegels - Philolex - www.philolex.de

Georg Wilhelm Friedrich Hegel - Die Welt ist Geist - Youtube - www.youtube.com


Literatur:

Phänomenologie des Geistes
Phänomenologie des Geistes
von Georg Friedrich Wilhelm Hegel

Dienstag, 17. Juni 2014

»Die schrecklichen Kinder der Neuzeit« von Peter Sloterdijk


»Die schrecklichen Kinder der Neuzeit« ist eine Kritik der Moderne. In seiner neuen Veröffentlichung hat Peter Sloterdijk ein anthropologisches und dystopisches Werk vorgelegt, eine unverwechselbare sloterdijksche Mischung aus philosophiekundiger Kulturgeschichte, garniert mit tausend witzigen Wendungen, unzähligen Neologismen und einer guten Prise Apokalyptik und Zynismus.

Sloterdijk beschreibt die geistige Obdachlosigkeit der Moderne in der Folge der Französischen Revolution. Dort geschah ein Bruch mit dem Alten, mit der Tradition, doch sieht er auf diese - vermutlich um seiner Kritik der Moderne ein Fundament zu geben - zu gutgläubig, zu bedürftig, um einen Grund unter seinen Gedanken zu spüren.

Die schrecklichen Kinder der Neuzeit
Die schrecklichen Kinder der Neuzeit

Sloterdijk stellt darin die großen anthropologischen Fragen: Was treibt die Menschheit voran? Entwickelt sie sich von Niederem zu Höherem? Orientiert sich Fortschritt an Lehren aus der Geschichte? Ist Geschichte als Progression der und in der Freiheit zu begreifen?

Solche überkommenen Fragen und die korrespondierenden unpassenden Antworten blenden den Übergang von einer Generation zur nächsten aus, der zu Beginn des 21. Jahrhunderts immer mehr gefährdet ist.


Mit dem Gelingen oder Scheitern dieses Übergangsstadiums, in welchem teilweise kriegerische und mörderische, teilweise die Population ganzer Kontinente auslöschende Szenarien dominieren, steht der Fortbestand der uns bekannten Zivilisation auf dem Spiel, behauptet Sloterdijk.

Deshalb ist das neue Buch von Peter Sloterdijk eine Dystopie von der pessimistischen Sorte - ein Schwarzbuch über kommende Generationen. Wenn in der Moderne die Traditionsfäden chronisch reißen und immerfort neue Vektoren den Zug in Kommende bestimmen, wandeln sich die Individuen zu »Kindern ihrer Zeit«, Nachkommen »schlagen aus der Art«.

Da moderne Eltern-Generationen selbst meist schon zivilisatorisch labil antreten, gerät die Formung ihres Nachwuchses zu einem unbeendbaren Match zwischen potentiell schrecklichen Eltern und potentiell schrecklichen Kindern.


Das Werk ist Futter für ein verrohtes Bürgertum: Mit seinem neuen Buch »Die schrecklichen Kinder der Neuzeit« entpuppt sich der "elastische Konservative" Peter Sloterdijk endgültig als Reaktionär und Ressentimentlieferant.


Weblink:

Der Stil Peter Sloterdijks - zwey.me


Literatur:

Die schrecklichen Kinder der Neuzeit
Die schrecklichen Kinder der Neuzeit
von Peter Sloterdijk


Samstag, 24. Mai 2014

Jedem europäischen Land sein eigenes inneres Brüssel

Europäsiches Parlament

Was stellt Europa eigentlich mit uns, den Bürgern Europas, an - soweit wir uns überhaupt als solche fühlen, und nicht nur als Deutsche, Italiener oder Griechen? Denn im Prozess der europäischen Integration zu immer mehr Demokratie sollen wir ja zunehmend beides sein, nationale Staatsbürger und europäische Unionsbürger.

Das verlangt Jürgen Habermas, nicht zum ersten Mal, in seiner im Suhrkamp Verlag herausgekommenen Schrift "Zur Verfassung Europas": "Auf der europäischen Ebene soll der Bürger gleichzeitig und gleichgewichtig sowohl als Unionsbürger wie auch als Angehöriger eines Staatsvolkes sein Urteil bilden und politisch entscheiden können. Jede Bürgerin nimmt an den europäischen Meinungs- und Willensbildungsprozessen sowohl als einzelne autonom 'ja' oder 'nein' sagende Europäerin wie als Angehörige einer bestimmten Nation teil.

So die Forderung für einen Verfassungsbildungsprozess, der sich nach der optimistischen Erwartung von Habermas seine Bürger erst schaffen muss, aber auch wird. Dass es dabei zu Problemen kommen kann, übersieht der Philosoph keineswegs: "Was innerhalb eines Nationalstaates als eine Gemeinwohlorientierung zählt, verwandelt sich auf der europäischen Ebene in eine partikulare, auf das eigene Volk beschränkte Interessenvertretung, die mit jener europaweiten, in ihrer Rolle als Unionsbürger erwarteten Interessenverallgemeinerung in Konflikt geraten kann."

Europa als einigendes Subjekt - Geheilt werden soll dieser Konflikt durch eine demokratisch höher integrierte Verfassung - im Klartext geht es um ein den Regierungen gleichberechtigtes Parlament - die es den Bürgern erlauben soll, ihre beiden "Rollenaspkete" ausgewogen zu verwirklichen. Am Ende bildet dann jedes demokratische Subjekt sein eigenes inneres Brüssel oder Straßburg aus, in dem wohlabgewogene Entscheidungen zwischen nationalem Interesse und europäischer Solidarität getroffen werden - etwa bei europäischen Wahlen und gestützt durch einen auf ganz Europa aufmerksamen Medienkonsum.

Weblink:

Zur Verfassung Europas
Zur Verfassung Europas
von Jürgen Habermas Zeitungsartikel: Unseres inneres Brüssel SZ - Feuilleton, Samstag, Sonntag, 26./27.November 2011, Seite 15