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Samstag, 19. September 2020

Hegels Bedeutung heute

Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Viele halten den deutschen Idealismus und allen voran Hegel für den Gipfelpunkt der Philosophie. Die Bewunderung für Hegel entstammt nicht nur der aus heutiger Sicht geradezu abenteuerlich erscheinenden Vorstellung, wahre Philosophie müsse einem Systemanspruch gerecht werden, also einen umfassenden Welterklärungscharakter besitzen, sondern auch der Überzeugung, Philosophie solle in einem christlichen Sinne religiös sein.

Georg Wilhelm Friedrich Hegel gehörte mit Kant und Schelling zu den wichtigsten Vertretern des deutschen Idealismus. Seine Werke zur Logik, Naturphilosophie und Philosophie des Geistes beeinflussten die Wissenschaften über die Grenzen der Philosophie hinaus und prägten über lange Zeit das Denken großer Philosophen wie Adorno und Feuerbach.

Hegels System ist ein begriffliches System, das helfen kann, die Denkbegriffe des alten europäischen Denkens von der Antike bis hin zu Kant zu ordnen. Durch seine Schüler, und das waren nicht nur Marx, Engels und Lenin, ist es immer noch in uns vorhanden und hat unser Denken und Sprechen durchzogen.

Hegel brachte ein neues Denken in die Philosophie, Geschichte mit Fortschritt durch die Überwindung von Gegensätzen zu verbinden.

Georg Wilhelm Friedrich Hegel


Die Philosophie Hegels ist eine Theorie über den Wahrheitsgehalt philosophischer Theorien und über die Entwicklungslogik. Nie in der Geschichte der Philosophie ist ein höherer Anspruch erhoben worden. Und nie hat es eine Philosophie gegeben, die so wie die Hegelsche die Geschichte der Philosophie in sich resümiert, und dies aus einem tiefen Verständnis ihrer Klassiker wie Platon, die Vorsokratiker, Aristoteles, Plotin, Proklos, Descartes, Spinoza oder Leibniz. Halfwassen: "Wir stehen heute grundsätzlich auf den Schultern Hegels. Er lehrt uns die Geschichte der Philosophie als ein Wahrheitsgeschehen."

Vor seiner Berufung nach Heidelberg hat Hegel sein revolutionäres philosophisches System nicht zusammenfassend dargestellt. Die beiden Hauptwerke sind keine Darstellungen des Systems, sondern dessen Grundlegung. "Die Phänomenologie des Geistes" befreit das Bewusstsein aus seiner Befangenheit in den endlichen Gestalten des Bewusstseins und führt es aus seiner Selbstvergessenheit hinauf zu dem Punkt, an dem das Selbstbewusstsein sich und seine Einheit mit der Wahrheit denkend erfasst. Hegel nennt ihn das "absolute Wissen" und meint damit die Identität von Denken und Sein.

Den Inhalt des "absoluten Wissens" entfaltet "Die Wissenschaft der Logik". Sie ist eine Metaphysik des absoluten Denkens und seiner grundlegenden Bestimmungen. Hegel nennt das Sichselbst als das die Totalität aller reinen Bestimmungen wissende Denken mit dem Ausdruck Platons die "absolute Idee". Und diese interpretiert er mit Plotin als den göttlichen Geist. Und weil Gott Geist ist, handelt es sich um Theologie. Diese theologische Metaphysik ist die erste Philosophie Hegels.


Weblinks:

Weltgeist Schäuble - www.zeit.de

Warum heute noch Hegel? - warumheutenochhegel.blogspot.de

Samstag, 12. September 2020

Die Staatstheorie von Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Als der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel in seinen Berliner Vorlesungen einst den preußischen Staat bejubelte, verblüffte er seine Studenten mit folgendem Gedanken. Warum ist der preußische Staat ein so herrliches Gebilde? Die Antwort lautet: Weil er den höchsten Stand der geschichtlichen Vernunft verkörpert. Oder um Hegels Satz aus dem Jahr 1820 noch einmal in seiner ganzen Pracht zu zitieren: "Was vernünftig ist, das ist wirklich; und was wirklich ist, das ist vernünftig."

Die Staatstheorie Hegels dient der Verherrlichung des Staates. Für Hegel ist der Staat »der Gang Gottes auf Erden«, in dessen Rahmen sich der Fortschritt vollzieht. Der Staat ist für Georg Wilhelm Friedrich Hegel einerseits der höchste Zweck des Menschen auf der menschlichen Ebene, dient aber andererseits lediglich als Voraussetzung und Mittel, den Geist zur vollen Entfaltung des Absoluten zu bringen.


Die absolute Freiheit des absoluten Geistes ist für Georg Wilhelm Friedrich Hegel das höchste Ziel, das man erreichen kann.

»Der Staat ist die Wirklichkeit der sittlichen Idee.« Ohne den Staat wäre der Mensch auf seine nackte Existenz zurückgeworfen, die ihm von seinen Nachbarn streitig gemacht werden würde. Gegenseitige Anerkennung der Menschen im sittlichen Sinn ist nur im Staat möglich, der für die Sicherheit der Individuen garantiert. Der Staat schützt die Familie und das Funktionieren einer bürgerlichen Gesellschaft, in der das Recht regiert.

Georg Wilhelm Friedrich Hegel


Die Staatstheorie Hegels weist eine besonders kritische Einstellung gegenüber der Demokratie auf: Verständnis von der Demokratie als unmittelbare Volksherrschaft, die gleichzusetzen sei mit der Revolution.


»Die Demokratie setzt die Vernunft des Volkes voraus,

die sie erst hervorbringen soll.«


Weblinks:

Die Staatstheorie von Georg Wilhelm Friedrich Hegel - www.wissen57.de

Philosophie Hegels - Philolex - www.philolex.de

Samstag, 5. September 2020

Bedeutung der Lehre Hegels


Georg Wilhelm Friedrich Hegel


Viele halten den deutschen Idealismus und allen voran Hegel für den Gipfelpunkt der Philosophie. Die Bewunderung für Hegel entstammt nicht nur der aus heutiger Sicht geradezu abenteuerlich erscheinenden Vorstellung, wahre Philosophie müsse einem Systemanspruch gerecht werden, also einen umfassenden Welterklärungscharkter besitzen, sondern auch der Überzeugung, Philosophie solle in einem christlichen Sinne religiös sein.

Mit Hegels Philosophie erscheint eine neue Denkweise und ein neues Welterklärungsmodell am Horizont. Durch seine Welt- und Geschichtsgedanken tritt die Philosophie in eine reifere Vernunft. Den Hegelschen Welt- und Geschichtsgedanken liegt die Logik der Evolution, die Logik einer positiven Dialektik, die eine konstruktive Destruktion verspricht, zugrunde. Dieses Denkmodell garantiert ein neues Zeitalter der Evolution und der metaphysischen Spekulation. Die Evolutionstheorien treten in den Wissenschaften das metaphysische Erbe an.

Georg Wilhelm Friedrich Hegel


Hegel war ein Systemdenker. Hegels philosophisches System tritt nicht einfach neben die älteren Systeme. Hegel beansprucht vielmehr, alle relevanten Einsichten von grundsätzlichem Rang, die das philosophische Denken in seiner gesamten Geschichte begonnen hat, in sich aufzunehmen und zu bewahren. Zudem beansprucht er, die innere Entwicklungslogik zu enthüllen, nach der die Einsichten aller Philosophen von Rang aufeinander aufbauen. Bei Hegel handelt es sich um ein philosophisches System wie nie zuvor und keines nach ihm, zumal die Systemdenker „heute praktisch ausgestorben“ sind.

Hegels Philosophie erhebt den Anspruch, die gesamte Wirklichkeit in der Vielfalt ihrer Erscheinungsformen einschließlich ihrer geschichtlichen Entwicklung zusammenhängend, systematisch und definitiv zu deuten. Sein philosophisches Werk zählt zu den wirkmächtigsten Werken der neueren Philosophiegeschichte.Hegel als Systemdenker

Hegel geht davon aus, dass die Philosophie im absoluten Wissen, wie es dann in seiner inneren Struktur in der Wissenschaft der Logik systematisch entfaltet wird, prinzipiell vollendet sei und insofern die Zeit „getilgt“ habe, wie es in der Phänomenologie heißt. Und auch die Weltgeschichte ist damit, nach Hegels Auffassung, an ein Ende gekommen, denn diese ist ihm Fortschritt im Bewußtsein der Freiheit, und im absoluten Wissen der Philosophie ist sich der Geist selbst als Freiheit durchsichtig geworden.

Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Es gliedert sich in „Logik“, „Naturphilosophie“ und „Philosophie des Geistes“, die unter anderem auch eine Geschichtsphilosophie umfasst. Sein Denken wurde außerdem zum Ausgangspunkt zahlreicher anderer Strömungen in Wissenschaftstheorie, Soziologie, Historie, Theologie, Politik, Jurisprudenz und Kunsttheorie und prägte vielfach auch weitere Bereiche von Kultur und Geistesleben.

Hegels Philosophie wurde daher einer der zentralen Ausgangspunkte für den Dialektischen Materialismus, der zum Wissenschaftlichen Sozialismus führte. Hegel übte auch entscheidenden Einfluss auf Søren Kierkegaard und die Existenzphilosophie, später vor allem auf Jean-Paul Sartre, aus. Die Methode Hegels, den Gegenstand dadurch zu begreifen, dass alle seine Ansichten zur Darstellung gebracht werden, erlaubte es, dass sich die gegensätzlichsten Vertreter auf Hegel beriefen und noch heute berufen.

Hegel-Handbuch: Leben - Werk - Schule
Hegel-Handbuch: Leben - Werk - Schule

Den Inhalt des "absoluten Wissens" entfaltet sein fundamentales Werk "Die Wissenschaft der Logik". Sie ist eine Metaphysik des absoluten Denkens und seiner grundlegenden Bestimmungen. Hegel nennt das Sichselbst als das die Totalität aller reinen Bestimmungen wissende Denken mit dem Ausdruck Platons die "absolute Idee". Und diese interpretiert er mit Plotin als den göttlichen Geist. Und weil Gott Geist ist, handelt es sich um Theologie. Diese theologische Metaphysik ist die erste Philosophie Hegels.

Die Logik der Evolution eröffnet neue Erkenntnisse und Erklärungen. Mit Hilfe des Entwicklungsgedankens können die uralten Fragen nach der Theodizee und der Vergänglichkeit der Erscheinungen in einer neuen Form gestellt werden und mit einer neuen Logik beantwortet werden. Hegel versöhnt Sinnlichkeit und Geist im dialektischen Tanz des absoluten Geistes-

Doch befähigt das Denken in einem System auch wirklich freies Denken? Der deutsche Dichter Jean Paul sah das kritisch:

„Keiner denkt mehr frei, der ein System hat.“

Jean Paul

Weblinks:

Georg Wilhelm Friedrich Hegel-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de

Georg Wilhelm Friedrich Hegel-Zitate - Zitate-Portal www.die-zitate.de


Literatur:

Hegel-Handbuch: Leben - Werk - Schule
Hegel-Handbuch: Leben - Werk - Schule
von Walter Jaeschke

Weblink:

Warum heute noch Hegel? - warumheutenochhegel.blogspot.de




Samstag, 29. August 2020

Hegels absoluter Idealismus


Georg Wilhelm Friedrich Hegel


Der deutsche Idealismus versuchte, Natur und Geschichte noch einmal zu verbinden. Er ist das Projekt einer Metaphysik, die nach Kant ihre Unschuld verloren hat, denn absolutes Wissen schien zu seiner Zeit unmöglich. In Hegels ist die Welt aus Geist erschaffen, sie ist Geist - in Hegels Welt ist Alles Geist.

Hegel knüpft gedanklich an Fichte und Schelling an. Mit Schelling möchte er gegen Fichte die Realität des Gegenständlichen Seins nicht aus dem subjektiven Bewusstsein begründen, sondern als etwas Selbständiges und dem Subjekt wirklich Gegenüberstehendes betrachten. Dennoch wollte er aber auch nicht das Gegenständliche Sein vom Bewusstsein trennen. Er ging deshalb mit Schelling den Schritt zum objektiven Idealismus. Das Gegenständliche Sein ist auch Geist. Es ist das Denken des Weltgeistes. Alles ist in diesem Weltgeist begründet: Denken des Individuums, Wahrheit und Sein sind alle Ausdruck des Weltgeistes. Alles ist in ihm enthalten. Deshalb spricht man auch von absolutem Idealismus.

Viele halten den deutschen Idealismus und allen voran Hegel für den Gipfelpunkt der Philosophie. Die Bewunderung für Hegel entstammt nicht nur der aus heutiger Sicht geradezu abenteuerlich erscheinenden Vorstellung, wahre Philosophie müsse einem Systemanspruch gerecht werden, also einen umfassenden Welterklärungscharkter besitzen, sondern auch der Überzeugung, Philosophie solle in einem christlichen Sinne religiös sein.



Als das Wesen von Welt und Geschichte sah er den Geist, der sich im Laufe der Geschichte immer höher entwickelt, indem sich aus Entgegensetzem (These und Antithese) etwas Neues (Synthese) bildet, das wiederum dem dialektischen Kreislauf unterworfen ist. Höchste Stufe dieser Entwicklung ist die Philosophie, in der der Geist sich selbst erkennt und zu sich selbst findet. Hegel sah in der Materie nur eine Erscheinungsform des göttlichen Geistes.

Blog-Artikel:

Georg Wilhelm Friedrich Hegel und sein absoluter Idealismus - philosophiestudium.blogspot.com

Samstag, 8. August 2020

Die Philosophie Hegels



Georg Wilhelm Friedrich Hegel


Hegel war ein Philosoph des Geistes und der bedeutendste Vertreter des deutschen Idealismus. Viele halten den deutschen Idealismus und allen voran Hegel für den Gipfelpunkt der Philosophie. Die Bewunderung für Hegel entstammt nicht nur der aus heutiger Sicht geradezu abenteuerlich erscheinenden Vorstellung, wahre Philosophie müsse einem Systemanspruch gerecht werden, also einen umfassenden Welterklärungscharakter besitzen, sondern auch der Überzeugung, Philosophie solle in einem christlichen Sinne religiös sein.

Hegels Philosophie erhebt den Anspruch, die gesamte Wirklichkeit in der Vielfalt ihrer Erscheinungsformen einschließlich ihrer geschichtlichen Entwicklung zusammenhängend, systematisch und definitiv zu deuten. In ihrer Wirkung auf die westliche Geistesgeschichte ist sie mit dem Werk von Platon, Aristoteles und Kant vergleichbar. Sein philosophisches Werk Phänomenologie des Geistes aus dem Jahre 1807 zählt zu den wirkmächtigsten Werken der Philosophiegeschichte überhaupt.

Georg Wilhelm Friedrich Hegel


Die Philosophie Hegels ist eine Theorie über den Wahrheitsgehalt philosophischer Theorien und über die Entwicklungslogik. Nie in der Geschichte der Philosophie ist ein höherer Anspruch erhoben worden. Und nie hat es eine Philosophie gegeben, die so wie die Hegelsche die Geschichte der Philosophie in sich resümiert, und dies aus einem tiefen Verständnis ihrer Klassiker wie Platon, die Vorsokratiker, Aristoteles, Plotin, Proklos, Descartes, Spinoza oder Leibniz. Halfwassen: "Wir stehen heute grundsätzlich auf den Schultern Hegels. Er lehrt uns die Geschichte der Philosophie als ein Wahrheitsgeschehen."

Hegel vertritt eine idealistische Lehre vom in dialektischen Entwicklungschritten zu sich selbst kommenden absoluten Geist.

Kant glaubt in der »Kritik der reinen Vernunft« alles Wesentliche für ein System der Metaphysik - "die Vollendung aller Kultur der menschlichen Vernunft" - versammelt. Hegel will mit der »Wissenschaft der Logik« Kants transzendentale Logik vollenden, und seine politische Philosophie basiert auf ebendem "freien Willen, der den freien Willen will", den Kant als Grundlage herausgearbeitet hatte.

Kant hat den Prinzipien der Synthesis a priori und der Autonomie des Willens, auf denen auch Hegel fußt, nicht ausreichend materiale Geltung verschafft. Deshalb unternimmt Hegel in der "Wissenschaft der Logik" eine kritische Prüfung aller historisch relevanten Grundbegriffe der Philosophie wie der damaligen Fachwissenschaften. Und in der Rechtsphilosophie wie in der Geschichtsphilosophie untersucht er die Institutionen der Freiheit und ihr Werden.

Vor seiner Berufung nach Heidelberg hat Hegel sein revolutionäres philosophisches System nicht zusammenfassend dargestellt. Die beiden Hauptwerke sind keine Darstellungen des Systems, sondern dessen Grundlegung. "Die Phänomenologie des Geistes" befreit das Bewusstsein aus seiner Befangenheit in den endlichen Gestalten des Bewusstseins und führt es aus seiner Selbstvergessenheit hinauf zu dem Punkt, an dem das Selbstbewusstsein sich und seine Einheit mit der Wahrheit denkend erfasst. Hegel nennt ihn das "absolute Wissen" und meint damit die Identität von Denken und Sein.

Den Inhalt des "absoluten Wissens" entfaltet "Die Wissenschaft der Logik". Sie ist eine Metaphysik des absoluten Denkens und seiner grundlegenden Bestimmungen. Hegel nennt das Sichselbst als das die Totalität aller reinen Bestimmungen wissende Denken mit dem Ausdruck Platons die "absolute Idee". Und diese interpretiert er mit Plotin als den göttlichen Geist. Und weil Gott Geist ist, handelt es sich um Theologie. Diese theologische Metaphysik ist die erste Philosophie Hegels.

Weblinks:

Georg Wilhelm Friedrich Hegel-Biografie - Biografien-Portal www.die-biografien.de

Georg Wilhelm Friedrich Hegel-Zitate - Zitate-Portal www.die-zitate.de

Samstag, 1. August 2020

Hegel und der Weltgeist


Hegel


Für Hegel, den bedeutendsten Vertreter des deutschen Idealismus, bestand die Welt aus Geist. Zu den gedanklichen Figuren, welche Philosoophiegeschichte geschrieben haben, gehört zweifelsohne auch Hegels Weltgeist.

Georg Wilhelm Friedrich Hegel


Georg Wilhelm Friedrich Hegel sah die Welt von einem sog. Weltgeist beherrscht, der sich großer, tatkräftiger Persönlichkeiten bedient, um die Geschichte in einem dialektischen Prozess voranzutreiben. Der Weltgeist ist bei Hegel eine bestimmende Kraft, die etwas Göttliches hat. Der Weltgeist hat bei Hegel etwas Göttliches. Eine Kraft wirkt, eine andere stellt sich ihr entgegen, und auf einer höheren Ebene strebt der geschichtliche Prozess weiter seinem Ziel, einer Idealwelt, entgegen.

Das Gegenständliche Sein ist auch Geist. Es ist das Denken des Weltgeistes. Alles ist in diesem Weltgeist begründet: Denken des Individuums, Wahrheit und Sein sind alle Ausdruck des Weltgeistes. Alles ist in ihm enthalten. Deshalb spricht man auch von absolutem Idealismus.


Weht der Weltgeist wie oder wo er will? - "Die List der Vernunft, so Hegel, sorgt auf schönste Weise dafür, dass wir uns alle im großen Ganzen wieder finden. Und da der Weltgeist auf die "List der Vernunft" setzt, indem er eigennützige Individuen für seine übergeordneten Ziele arbeiten lässt, gelangt Hegel zu dem gewagten Schluss: "Was vernünftig ist, das ist wirklich, und was wirklich ist, das ist vernünftig." Das war eine Rechtfertigung nicht nur des preußischen Staates, sondern auch der Welt insgesamt.


Als der Philosoph Hegel in seinen Berliner Vorlesungen einst den preußischen Staat besang, verblüffte er seine Studenten mit folgendem Gedanken. Warum ist der preußische Staat ein so herrliches Gebilde? Die Antwort: weil er den höchsten Stand der geschichtlichen Vernunft verkörpert. Oder um Hegels Hammersatz aus dem Jahr 1820 noch einmal in seiner ganzen Pracht zu zitieren: "Was vernünftig ist, das ist wirklich; und was wirklich ist, das ist vernünftig."

Und jeder sah, dass diese Feststellung angesichts des Leids auf Erden nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmte. Allerdings wusste auch Hegel: "Die Weltgeschichte ist nicht der Boden des Glücks. Die Perioden des Glücks sind leere Blätter in ihr." Wieder so ein Satz, dem eher die Mächtigen zustimmen werden als diejenigen, die unter Krieg, Unterdrückung und anderen Zwängen unmittelbar zu leiden haben.

Einmal spürte Hegel den Weltgeist, der die Geschicke der Menschheit lenkt, ganz in seiner Nähe. Hegel war gerade Professor in Jena geworden, als Napoleon vor den Mauern der Stadt stand. Der Philosoph hatte davon nichts Gutes zu erwarten, musste Plünderungen erdulden und war dennoch voller Hochachtung für den kleinen, großen Franzosen: "Es ist in der Tat eine wunderbare Empfindung, ein solches Individuum zu sehen, das hier auf einen Punkt konzentriert auf einem Pferde sitzend, über die Welt übergreift und sie beherrscht."


Der Weltgeist, der sich in Gestalt Napoleons so überraschend körperlich zu erkennen gab, war im Übrigen ein recht theoretisches Konstrukt Hegels. Auf der ersten Stufe, so legte er in seiner "Wissenschaft der Logik" dar, befindet sich der Weltgeist im Zustand des An-sich-Seins; dem entspricht als philosophische Disziplin die Logik.

Wo der Geist weht, da verschwindet das Materielle, Profane, das «gesellschaftliche Sein». Das hat schon Marx dem deutschen Idealismus vorgeworfen. Philosophische Bildung ist mehr noch als Kunstkenntnis angewandte Distinktion.

Weblinks:

Was macht der Weltgeist? - www.zeit.de

Hegel und seine Philosophie des Weltgeistes - www.dw.com

Hegel – Preußens Staatsphilosoph - www.rp-online.de

Hegel-Biografie - www.die-biografien.de


Literatur:

Mit Hegel dem Weltgeist auf der Spur
Mit Hegel dem Weltgeist auf der Spur
von Hans J Neubauer

Samstag, 25. Juli 2020

Das Geschichtsbild Hegels

Georg Wilhelm Friedrich Hegel


Jedem Philosophen haftet explizit auch ein eigenes Geschichtsbild an. Anders als Immanuel Kant, der große Erkenntnistheoretiker, war Hegel in erster Linie Geschichtsphilosoph. Die Geschichte war für den Denker zwar vernünftig, aber sie war, wie es eben dem Verliebten vorkommt, von einer hinreißender und mitteilenden Vernunft. Sie galt ihm als der "bacciantisiche Taumel, an dem kein Glied mehr trunken ist".

Georg Wilhelm Friedrich Hegel


Hegel sah die Weltgeschichte als Fortschritt im Bewußtsein der Freiheit. "Die Weltgeschichte ist der Fortschritt im Bewußtsein der Freiheit."

»Was die Erfahrung aber und die Geschichte lehren, ist dieses, daß Völker und Regierungen niemals etwas aus der Geschichte gelernt und nach Lehren, die aus derselben zu ziehen gewesen wären, gehandelt haben.«

Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770 - 1831)

Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte, 1837

Dass das Bewusstsein der Freiheit noch nicht deren Realisierung in der gesellschaftlich-politischen Wirklichkeit bedeutet, wusste Hegel selbst sehr gut.

Hegels Geschichtsphilosophie vertritt die These vom "Ende der Geschichte", in der die Geschichte welthistorisch zur Vernunft gekommen sei.


Hegel glaubte, dass mit seiner Philosophie eine Art geschichtlicher Endzustand heraufgezogen sei – das "Ende der Geschichte", wie es einige Denker nach Ende des Kalten Krieges im 20. Jahrhundert noch einmal ausriefen, wiederum zu Unrecht.

Geschichte mit Hegel als Freiheitsgeschichte zu denken, bedeutet also, die jeweilige politisch-gesellschaftliche Wirklichkeit kritisch vom egriff der Freiheit und den Realisierungsmöglichkeiten der Freiheit her zu denken.

Hegels Lehre hatte grossen Einfluss auf die Philosophie und Geistesgeschichte des 19. Jahrhunderts, insbes. auf Karl Marx.

Er stellte die idealistische - im Sinne von Platon - Philosophie Hegles vom Kopf "auf die Füße". Er übernahm Hegels Erkenntnismethode und die Ansicht, daß die Geschichte mit ihrem Elend einem dynamischemn Prinzip gehorche, sich nach dem Gesetz des Widerspruches entwickle, sich also dialektisch auf ein bestimmtes Ziel zubewege, doch deutete er die Menschheitsgeschichte radikal anders - ohne Gott, ohne Weltgeist, ganz vom Menschen und vom materiellen Dasein her.

Marx hielt dagegen, dass im preußischen Staat seiner Zeit das Ziel der Weltgeschichte noch nicht erreicht sei. Darin jedenfalls hat er recht behalten.



Weblinks:

Warum heute noch Hegel? - warumheutenochhegel.blogspot.de

Hegel-Biografie - Biografie-Portal

Samstag, 4. Juli 2020

Gedanken in einer idyllischen Welt



Stellen Sie sich vor, es herrscht eine Krise im Land und Sie haben die Möglichkeit, sich auf ein idyllisches Schloss auf dem Lande zurückzuziehen und sich dort in einem rund gemauerten Turm ihre Gedanken über Gott und die Welt und über die Menschen zu machen und diese tiefsinnigen Gedanken niederzuschreiben. - Die Bewältigung der Krise durch Rückzug in ein Idyll - Wer könnte diesem verlockenden Gedanken widerstehen?


Es gibt unterschiedliche Wege und Denkhaltungen, einer Krise zu begegnen: Rückzug, innere Einkehr, Reflektion, Kontemplation und Muße.



In dieser idyllischen Umgebung ist es ruhig auf dem Lande, es herrscht andächtige Stille wie in einer idyllischen Landschaft und die Idylle nimmt Sie in ihren kontemplativen Schoß. In einer solchen Landschaft schuf Michel de Montaigne mit seinen »Essais« und der darin meisterlich entwickelten Kunst der Reflexion eine neue Philosophie und ein neues Bild vom Menschen.


Michel Montaigne


»Die Nützlichkeit des Lebens liegt nicht in seiner Länge,
sondern in seiner Anwendung.«


Es ist sogar ein Genuss, nicht andauernd Flugzeuge am Himmel zu sehen und zu hören, und auch daß der Autoverkehr so eingeschränkt existiert. Diese Entschleunigung ist sehr heilsam für uns alle.

Wir können uns darauf konzentrieren, was wirklich für ein gutes Leben notwendig ist. Die allemeisten Dinge und Besitztümer sind es nicht.

Die Menschen haben und nehmen sich in der Krise Zeit zur Muße, anderen als den für sie gewohnten Geschäften nachzugehen - und da ist auch Michel de Montaigne nicht fern, für den die Erfahrung der Stille ein prägendes Erlebnis war, welches ihn zum Nachdenken anregt hat.

Samstag, 20. Juni 2020

»Die Gedanken« von Blaise Pascal

Blaise Pascal

Acht Jahre nach seinem Tod erschienen Pascals Aufzeichnungen erstmals in einer Buchausgabe. Sie wurden erstmals 1670 unter dem Titel »Pensées sur la religion et autres sujets« von Freunden Pascals auszugsweise und unter Herstellung einer vermeintlich sinnvollen Ordnung veröffentlicht.

»Die Gedanken« (»Les Pensées«) sind ein Werk von Blaise Pascal (1623–1663) und einer der meistgelesenen philosophischen bzw. theologischen Texte der europäischen Geistesgeschichte. Seine »Gedanken« gelten den großen Fragen der Menschheit und sind eindrückliche Zeugnisse eines tief im Glauben wurzelnden Geistes.

Der geniale französische Physiker und Mathematiker arbeitete während seiner letzten Lebensjahre an einer Schrift zum Christentum, die jedoch unvollendet blieb. Es handelt sich bei den »Gedanken« um kein geschlossenes, fertiges Werk, sondern um eine von Ausgabe zu Ausgabe divergierende Zusammenstellung von Notizen aus dem Nachlass des Autors.

Die Notizen entstanden ab ca. 1657 und dienten der Vorbereitung eines Werkes zum Lob und zur Rechtfertigung des christlichen Glaubens aus der Sicht eines Jansenisten.

Tropfen Liebe



Drei Gründe sind es, warum Pascal für uns heute noch ungemein anregend ist. Erstens stellt er sich sehr intensiv den Ungeheuerlichkeiten menschlicher Existenz, seiner Schwäche und seiner Endlichkeit, ohne zu vergessen, dass dem Menschen auch eine unendlich großen Würde innewohnt. Zweitens wendet er sich radikal nach innen als dem einzigen Ort, wo Wahrheit zu finden ist. Damit wird er zugleich zum scharfzüngigen Kritiker der modernen Gesellschaft. Und drittens setzt er sich mit seiner Gotteserfahrung auseinander. Und darin wird er zum ersten Kritiker des blinden Vertrauens in die Leistungen des Verstandes.

Denn es gibt da etwas vor allem Verstand in uns, das unser Leben bestimmt und sicher leitet. Pascal nennt es das Herz. Es ist der Sitz für all das, was wir als für unser Leben gesichert annehmen, ohne es rational begründen zu können, es ist unsere grundsätzliche Lebensorientierung, unsere Intuition, es sind innere, unmittelbare, nicht beweisbare Erkenntnisse, die die persönliche Lebensführung bestimmen. Es ist auch unser moralisches Gewissen, unsere Glücksdisposition und schließlich unsere Empfänglichkeit für die Gotteserfahrung. Das Herz ist die - die menschliche Existenz umgreifende - Grunddisposition, das Ganze eines Menschen und die einen Menschen tragende und durchs Leben führende Substanz.

Das Herz, und nicht der Verstand, ist auch Sitz der Gotteserfahrung. Das Herz hat seine Gründe, von denen der Verstand nichts weiß. Nur im Herzen kann die Wahrheit und Gott auf einen Blick gesehen werden und ist eine Gottesliebe möglich, in der der Mensch das Sein und sich selbst auf natürliche Weise liebt. Pascals Nähe zur Mystik ist offensichtlich.

Es gibt also neben der Ratio ein Vermögen, das Pascal auch manchmal Einbildung nennt, das Menschen von innen heraus überzeugt - eine zweite Natur, die über uns verfügt. Dieses Vermögen lenkt den Verstand als vorgängige Lebenskraft. Menschenbildung bedeutet daher in erster Linie Bildung des Geistes, des Herzens und der Empfindung. Wie ein Samenkorn in gutes Erdreich getan, gute Frucht bringt, so bringt ein Grundsatz in einem guten Geist verankert reichlich gute Frucht.

Pascal steht in der Tradition derjenigen, für die das Wahre nur in einem Selbst zu finden ist. Nur in der Selbsterkenntnis kann ich das Wahre finden, oder zumindest das eigene Leben in geordnete Bahnen lenken. Zur weisen Lebensführung gehört die Selbsterkenntnis. Aber woran liegt es, dass wir an keiner Stunde des Tages über uns nachdenken wollen, und uns lieber mit allem möglichen Äußerlichkeiten herumtreiben?

Ein weiterer Schwerpunkt Pascals ist seine Kritik an dem äußerlichen Menschen. So entlarvt er schonungslos die menschliche Geschäftigkeit als Zerstreuung, die keinen anderen Zweck hat als die Ablenkung von einer radikalen Besinnung auf sich selbst. Er hat bereits erkannt, dass wir uns lieber zu Tode amüsieren als das wir uns mit uns selbst beschäftigen. Und die Neugier erkennt Pascal als eitles Treiben: man will nur wissen, um darüber reden zu können. Und wer denkt nicht an die heutige Situation, wenn Pascal beschreibt, wie schnell es den Menschen vor Langeweile in äußere Aktivitäten treibt. Wir hassen die Ruhe und lieben die Sensation, das Abenteuer, den Lärm und das Getümmel.

In seinen Notizen setzt sich Pascal auch den Grunderfahrung menschlichen Seins aus: etwa seiner Endlichkeit, Ungesichertheit, Widersprüchlichkeit und seinem schicksalhaften Ausgesetztsein. In vielem nimmt er den Existenzialismus vorweg. Wenn ich, so schreibt er, die kurze Dauer meines Lebens betrachte, das von der Ewigkeit davor und danach aufgesogen wird, gerate ich in Schrecken und Erstaunen, dass ich gerade hier und jetzt lebe. Wer hat mich hierhin gestellt?

Pascal ist heute - in einer Situation, in der wir die Nachteile und Gefahren der modernen wissenschaftlich geprägten, materialistischen und konsumorientieren Lebensweise kennen lernen - vielleicht mehr denn je wichtig als Gegenentwurf. Freilich deutet er vieles nur an. Wer sich einmal daran machen wird, denkend einen neuen Weg aufzuzeigen, wird aber wahrscheinlich an Pascal nicht ganz vorbei gehen können.

Literatur:

Gedanken
Gedanken
von Blaise Pascal

Spinoza und die wiederwachende Lebenslust








Baruch de Spinoza


Es gibt ein Leben nach der Krise! - Die Lockerungen in der Corona-Krise läßt die Menschen aufatmen und neuen Lebensmut schöpfen. Es ist ein schöner Moment nach einer Krise, wenn das Leben und die Lebenslust wieder erwacht. Nach Wochen der Einschränkungen überwiegt die Freude an der neuen Freiheit und es kommen auch wieder menschliche Grundzüge ans Licht, ein Gefühl welches auch Baruch Spinoza (1632-1677) unter dem Gesichtspunkt von Vernunft und Lebenslust philosophisch betrachtet hat.

„Freude ist ein Übergang des Menschen von einer geringeren zu einer größeren Vollkommenheit.“ Aufbauend auf dieser Grundüberzeugung revolutionierte Baruch de Spinoza das Denken seiner Zeit durch das Sich-leiten-lassen des Menschen durch die Vernunft. Der Amsterdamer Philosoph entwarf ein Bild der menschlichen Existenz, in dem eine vernunftgeleitete Maximierung der Lebenslust das eigentliche Erkenntnisziel darstellte. Für Spinozas Philosophie prägend ist der Dreiklang von Steigerung der Selbsterkenntnis, Welterkenntnis und einer gesteigerten Lebensqualität.

Bei Spinoza musste es auch gleich die Maximierung der Lebenslust sein, die Optimierung wäre sicherlich besser gewesen, denn die Lebenslust ist nicht von Dauer und auch nicht so beschaffen, daß die fortwährend maximiert werden könnte.

Eitel und gierig sei der Mensch, nur auf seinen eigenen Vorteil aus. Er vergesse über dem Genuss der Lust das Gemeinwohl, die Arbeit, das aus Vernunft Notwendige.

Baruch Spinoza
So wie ein Astronom geometrisch bestimmen kann, wann die Sonne am höchsten stehen oder sich verfinstern wird, ob und wenn ja, wann ein Meteorit einschlägt, ebenso wollte Spinoza geometrisch über Unfreiheit und Freiheit, das gelingende und misslingende Leben, über Schmerz, Trübsal, Lust und Liebe nachdenken.

Das Empfinden von Lust ist für den Hedonisten Spinoza gut. Denn gut ist, was uns nützt, uns erhält, unser Tätigkeitsvermögen steigert. Doch um uns dem auszusetzen, was für uns gut ist, müssen wir wissen, was für Individuen wir sind. Und wir müssen wissen, was in der Welt unser Tätigkeitsvermögen steigert. Selbsterkenntnis und Welterkenntnis können unsere Lust steigern. Überhaupt sind wir, wenn wir erkennen, tätig, und wenn wir dabei Neues herausbekommen, steigern wir unsere Selbsterhaltungsfähigkeiten und empfinden Lust. Diese Tatsache in einer epidemischen Krise zu erkennen und sich zu vergegenwärtigen, kann für Menschen sogar geradezu überlebenswichtig sein.



Weblinks:

Baruch de Spinoza-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Baruch de Spinoza-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de

Samstag, 13. Juni 2020

Wie wird sich die Gesellschaft durch die Corona-Krise verändern?

Die Welt aus dem All gesehen


»Das Sein bestimmt das Bewußtsein«, hat Karl Marx gesagt. Die Krise wird das Leben verändern, doch wie wird sich das Bewußtsein verändern? Gibt es nach der Krise eine bessere Gesellschaft, welche aus der Krise etwas gelernt hat?

Die Pandemie verändert die Sicht des Bürgers auf den Staat. Der Staat als „allumfassender Helfer“ hat ausgedient. Ohne den Goodwill der Bürger ist die Corona-Pandemie nicht auf Dauer beherrschbar. Die Verweigerung der Maskenpflicht hat subversiven Charakter. Die Pandemie offenbarte die Hilflosigkeit der Behörden und der staatlichen Akteure. Einerseits wird versucht „hoheitliche“ Aufgaben wahrzunehmen, andererseits erfährt der Bürger das er sich telefonisch auf dem Amt mit seinem Anliegen anmelden muss.

Dies wird wohl nicht ohne Folgen für die (Zivil-)Gesellschaft bleiben.

Die sozialen und gesellschaftlichen Gegensätze werden sich durch Corona verschärfen. Karl Marx hätte in der Corona-Krise attestiert, daß sich die gesellschaftlichen Gegensätze verschärfen werden - allerdings ohne das daraus eine rervolutionäre Situation entstehen könnte, denn es fehlt an politischen Bewußtsein zur Veränderung einer Gesellschaft. Bessergestellte werden sich Lebensbedingungen verschaffen, welche die Gefahr von Corona erträglich machen.


Hegels Geist strebt nach Freiheit und Selbsterkenntnis. Um dieses Ziel zu erreichen, muss er sich notwendigerweise verkörpern. Der Geist braucht die Welt genauso, wie wir als denkende Wesen auf einen Körper angewiesen sind – wir schweben ja auch nicht einfach als Geister durch die Luft.



Das klingt zunächst, als sei der Geist nichts anderes als ein Schöpfergott. Aber Hegels Geist entwirft die Welt nicht einfach von außen, vielmehr schafft er die Bedingungen seiner eigenen
Existenz: Der Geist setzt sich selbst. Aber indem er sich in der Welt verkörpert, setzt er sich auch selbst in einen Widerspruch. Existieren kann er nur, wenn er diesen Widerspruch über windet.
Das ist die Kernidee von Hegels berühmter »Dialektik«.


Für Marx ist das Privateigentum und seine ungerechte Verteilung der Grund für die Herausbildung gesellschaftlicher Gegensätze und Ausbreitung von Elend, die Ausdruck der Herrschaft der herrschenden Klasse sidn und sich so verschärfen, daß die Klassengegensätze nur durch eine vom Proletariat durchzuführenden Revolution überwunden werden können.

Das Defizit pro Jahr wird insgesamt deutlich hoeher ausfallen als 81 Milliarden Euro. Denn es sind ja nicht nur Einnahmeausfaelle zu beklagen, sondern auch die Ausgaben steigen drastisch. Ich rechne insgesamt mit einem Defizit von 160-180 Milliarden Euro. Gut, daß Deutschland in den vergangenen Jahren so fleißig gespart und sogar Schulden abgebaut hat. Denn diese Krise wird finanziell ganz gewaltig zuschlagen!

Entscheidend ist, was aus einer Krise resultieren und hervorgebracht werden wird. - Wird am Ende der Krise die Gesellschaft noch die gleiche sein oder wird es eine andere geben? - Wenn Karl Marx recht hatte, dann wird die Kraft der Reproduktion, welcher der Bürgerlichen Gesellschaft immanent ist, die alten Verhältnisse wiederherstellen und Corona lediglich als häßliche Narbe hinterlassen.

Durch Corona hat das Land unfreiwillig ein gutes Stück Weg zum Klimaschutz zurückgelegt. Massive Einsparung von fossilen Energien, bei gleichzeitigen Verlust von Hunderttausenden Arbeitsplätzen. Wenn die Regierung nun noch Wege findet, die Löcher in den öffentlichen Haushalten zu stopfen, den sozialen Frieden zu sichern und den Wohlfahrtsstaat am Leben erhalten, hat sie ganz nebenbei auch die Klimaziele erreicht.

Die Pandemie ist ein Brennspiegel der Probleme, welche die Gesellschaft in sich trägt und die durch die Krise offen an das Tageslicht gekommen sind.

Nur weil zufällig eine Pandemie ausgebrochen ist, sind doch die Probleme, welche die Gesellschaft vorher hatte, nicht verschwunden. Weder die Klimaveränderung noch die ungerechte Verteilung von Vermögen, um nur zwei Beispiele zu nennen. Es mag ja sein, dass wir kurzfristig andere Probleme haben, aber ein Verhalten wie bei kleinen Kindern, die die Hand vor Augen halten und dann glauben, es sähe sie niemand, ist doch bei vernunftbegabten Erwachsenen eher unangemessen.

Natürlich hat es kurzfristig Auswirkungen, wenn kaum noch ein Flugzeug fliegt und die Produktion zurückgefahren wird, aber das wird sich wieder ändern. Und dann brauchen wir ein Konzept, wie wir die schädlichen Auswirkungen auf Umwelt und Klima möglichst gering halten.

Durch Corona haben wir ein gutes Stück Weg zum Klimaschutz zurückgelegt. Massive Einsparung von Fossilen Energien, bei gleichzeitigen Verlust von Hunderttausenden Arbeitsplätzen. Wenn wir nun noch Wege finden die Löcher in den öffentlichen Haushalten zu stopfen, den sozialen Frieden zu sichern und den Wohlfahrtsstaat am Leben erhalten, haben wir die Klimaziele erreicht.

Der Klimaschutz kann nur dauerhaft von der Corona-Krise profitieren, wenn wir Menschen begreifen, dass wir unser Leben in vielerlei Hinsicht verändern müssen. Auch die rasend schnelle Verbreitung des Virus hängt ja von Voraussetzungen ab, die letztlich von uns Menschen geschaffen werden.

Die Formen des Reisens und das Reiseverhalten wird sich ändern. Viele finanziell Schwache werden sich gar keinen Urlaub mehr leisten können. Finanziell Bessergestellte werden sich Bedingungen schaffen, welches das Infektiosnreisiko mindern.

Die ganze Corona-Geschichte wird nur dann einen Sinn gehabt haben, wenn man sie mit dem verbindet, was sie abschließt und vollendet: den Staat, in dem die Menschen endlich wie Menschen leben können.

Jeder Bürger sollte sich dieser Gefahr und der eigenen Verantwortung bewusst sein, von sich aus alle inzwischen allgemein bekannten Möglichkeiten zu nutzen, um zu verhindern, dass es nicht zu einer neuen Ausbreitung der Pandemie kommen kann.

Samstag, 6. Juni 2020

»Das Prinzip Hoffnung« von Ernst Bloch








Ernst Bloch


Träume in der Hoffnung auf eine bessere Gesellschaft stehen in Krisenzeiten hoch im Kurs. Im Laufe der Geschichte sind vielerlei Arten von Zukunftsvisionen geträumt worden. Die bekannteste davon ist »Utopia« von Thomas Morus.

Das Noch-nicht-Sein wird auch im Werk von Ernst Bloch als Utopie beschrieben. In seinem Werk »Das Prinzip Hoffnung« geht es um das Denken, was ist und die Darstellung dessen, was in Zukunft sein soll.

»Das Prinzip Hoffnung« ist das philosophische Hauptwerk von Ernst Bloch und entstand in den Jahren 1938 bis 1947. Das Werk gilt als epochales philosophisches Werk des 20. Jahrhunderts.

Der Titel des Buches ist bereits Programm: In fünf Teilen wird der Begriff der Hoffnung klar definiert und sehr breitgefächert analysiert. »Die Sehnsucht scheint mir die einzige ehrliche Eigenschaft des Menschen.« Hoffnung soll in die Wirklichkeit umgesetzt werden. Bloch spricht deshalb von der Hoffnung als einer „konkreten Utopie“. Für Ernst Block hatte die Hoffnung eine besondere Grundschattierung des Lernens:


»Es gehört zum Wesen der Hoffnung, dass sie enttäuscht
werden kann, sonst wäre sie ja Zuversicht.«


»Es kommt darauf an, das Hoffen zu lernen.«

Ernst Bloch

Nun hier einige Ausführungen zur Erhellung der Grundgedanken von Ernst Bloch:

»Das Prinzip Hoffnung« handelt von Kunst, Literatur, Musik, von Religion und Sozialtheorien, der Technik und den Einzelwissenschaften sowie deren vorwissenschaftlichen Frühstadien. In philosophiegeschichtlicher Hinsicht bekennt sich Bloch zur Humanität des Marxismus.

Ernst Bloch


Ernst Blochs Opus magnum einer Seinslehre (Ontologie) des "Noch-nicht-Seins" enthält eine Menschheitsgeschichte, die von jeher für qualitativ Neues offen ist. Unter dem Titel »Der Traum vom besseren Leben« entstand »Das Prinzip Hoffnung« während der Emigration in den USA. Als Bloch mit seiner Schreibarbeit begann, war er 50 Jahre alt. Bloch ging von seinem Grundgedanken aus, den er bereits als Student hatte: von »Noch-Nicht -Bewußten« und »Noch-Nicht-Gewordenen«. Bloch meinte damit, daß die Menschen noch kein richtiges Bewußtsein von sich und der Welt haben. Ihr Bewußtsein ist noch im Werden, so wie die Welt noch nicht ist, was sie sein soll.


Im Gegensatz zur Bibel, welche die Welt als geschaffen und vollendet beschreibt, glaubt Bloch, daß die Schöpfung (Genesis) noch am Anfang steht. Sowohl die Menschen als auch die Welt sind noch gar nicht aus sich herausgekommen, sind noch nicht richtig geboren.

Ein Schwerpunkt der philosophischen Untersuchung Blochs war die Kategorie der Möglichkeit oder um mit Ernst Bloch zu sprechen: das "Noch-Nicht-Sein". Der Mensch ist »die reale Möglichkeit all dessen, was in der Geschichte aus ihm geworden ist und vor allem mit ungesperrtem Fortschritt noch werden kann«.

Die Möglichkeit ist der »Seinszustand der Welt«, dem Bloch eine enzyklopädische Gesamtschau von Indizien des Noch-nicht-Erschienenen widmet.

Auch in der Krise ist der Mensch dem "Noch-nicht-Sein" in besonderem Maße unterworfen, aber es ist natürlich eine Illusion, daß Krisen eine bessere Welt hervorbringen werden, denn dazu braucht schließlich auch noch Bewßsein, Mut, Tatkraft und natürlich den politischen Willen zur Veränderung. Die Krise wird bewältigt, wenn Vernunft auf Augenmaß trifft. Auch das Ende der Corona-Krise ist ein "Noch-Nicht-Sein" im Sinne von Ernst Bloch. Es kommt auch nach der Corona-Krise darauf an, wieder das Hoffen zu lernen. Vielleicht hat die Krise ja die Möglichkeit auf einen besseren »Seinszustand der Welt« geweckt.

Und noch etwas Trost zum Schluß: Wer in der Krise vom »Prinzip Hoffnung« lebt, wird nicht enttäuscht werden, denn die Hoffnung, daß Krisen eine bessere Welt, die für den selbstbewußten Philosophen Bloch »Heimat« war, hervorbringen, stirbt zuletzt.


Das Land der Verheißung heißt bei Karl Marx das »Paradies«, bei Ernst Bloch »Heimat«. Bloch hat nach einem Bild für seine Utopie gesucht und es in der Heimat gefunden. Heimat ist für Ernst Bloch nicht einfach die Gegend, aus der jemand her stammt. Das Wort sagt ihm eher das Gegenteil. Heimat ist »etwas, worin noch niemand war«. Sie muß in dieser Welt erst noch entstehen, von den Menschen erst noch begründet werden - so wie Karl Marx »kommunistisches Paradies«.

Literatur:

Das Prinzip Hoffnung
Das Prinzip Hoffnung
von Ernst Bloch


Weblinks:

Ernst-Biografie - www.die-biografien.de

Ernst Bloch -Zitate - www.die-zitate.de






Samstag, 2. Mai 2020

Blaise Pascal oder die Unrast des Menschen








Blaise Pascals berühmtestes Werk sind seine »Gedanken«. Die »Pensées« (»Gedanken«) - eine Sammlung von Fragmenten, findet sich an einer Stelle in der er die prekäre Stellung des Menschen in der Welt mit unüberbietbarer Lakonie festhält:

»Das ganze Unglück der Menschen kommt daher,
daß sie nicht ruhig in einem Zimmer bleiben können.«

Folgt man dem aphoristischen Gedanken Blaise Pascals, dann sucht der Mensch sein Glück in rastloser Beschäftigung, aus Angst, sich mit dem Tod, Elend und Not auseinanderzusetzen, statt ruhig in einem Zimmer zu sitzen und sich mit sich sebst zu bechäftigen. An den ganzen Menschen, deren größte Qual nun die irrsinnige Langeweile ist, merkt man gut, wie viele Menschen ein im Grunde sinnloses Leben führen und ihre Zeit mit Sinnlosigkeit vergeuden.

Alles muss Spaß machen, nichts darf jemals langweilig sein, Dauerkonsum und Dauersensation soll die Regel sein. Unser Belohnungszentrum muss permanent befriedigt werden, die Aufmerksamkeitsspanne verringert sich. Sich alleine zu Hause beschäftigen, in dem man ein sinnvolles Bbuch liest scheint unmöglich. Da muss schon bald eine neue Sensation her.

Für den praktisch orientierten Menschen bedeutet Pascals Gedanke in coronalen Zeiten, daß der Mensch sein ganzes Glück in der guten Stube suche!


Ein weiterer Schwerpunkt Pascals ist seine Kritik an dem äußerlichen Menschen. So entlarvt er schonungslos die menschliche Geschäftigkeit als Zerstreuung, die keinen anderen Zweck hat als die Ablenkung von einer radikalen Besinnung auf sich selbst. Er hat bereits erkannt, dass wir uns lieber zu Tode amüsieren als das wir uns mit uns selbst beschäftigen. Und die Neugier erkennt Pascal als eitles Treiben: man will nur wissen, um darüber reden zu können. Und wer denkt nicht an die heutige Situation, wenn Pascal beschreibt, wie schnell es den Menschen vor Langeweile in äußere Aktivitäten treibt. Wir hassen die Ruhe und lieben die Sensation, das Abenteuer, den Lärm und das Getümmel.


In seinen Notizen setzt sich Pascal auch den Grunderfahrung menschlichen Seins aus: etwa seiner Endlichkeit, Ungesichertheit, Widersprüchlichkeit und seinem schicksalhaften Ausgesetztsein. In vielem nimmt er den Existenzialismus vorweg. Wenn ich, so schreibt er, die kurze Dauer meines Lebens betrachte, das von der Ewigkeit davor und danach aufgesogen wird, gerate ich in Schrecken und Erstaunen, dass ich gerade hier und jetzt lebe. Wer hat mich hierhin gestellt?

Den allgegenwärtigen Wunsch nach Zerstreuung, wie er vor allem beim Adel zu Hause ist, deutet er als Ausdruck einer „gefallenen“ menschlichen Natur, einer inneren Not, eines Getrieben-Seins, das unter dem Druck von Einsamkeitsangst und Langeweile nach Ablenkung sucht. Weil sie mit sich nichts anzufangen wissen, flüchten die Menschen in den Tumult, der sie ihr Elend vergessen lässt.

Pascal lebte in einer unruhigen Zeit von Kriegen, Not und Elend und in einer Zeit absoluter Herrscher. Der König heilt sich einen Hofstaat einzig und allein, um zu verbergen, daß er allein sei.

Der gläubige Katholik Pascal versuchte, die Existenz Gottes durch das ordnende Prinzip zu beweisen, welches der Welt zugrunde liegt. Auch in den Menschen spiegelt sich das ordnende Prinzip wieder. Als Beweis für die Existenz Gottes führte Pascal die Tatsache an, daß der Mensch Gedanken verkettet und Vernunftgründe ordnet und in sich selbst das Prinzip jeden Gedankens und jeder Vernunft offenbart. Indem der Mensch Gedanken verkettet und Vernunftgründe ordnet und in sich selbst das Prinzip jeden Gedankens und jeder Vernunft offenbart, offenbart sich Gott.

»Das Weltall ist ein Kreis, dessen Mittelpunkt überall, dessen Umfang nirgends ist.«
Indem der Mensch sich mit dem Weltall auseiandersetzt, gelangt er zur Würde.

Blaise Pascal war ein tief religiöser Mensch. Sein Glaube war tief in der Religion verwurzelt. Glaube an Gott, Religion als Ausweg.

Pascals Wette lautet: »Wenn es Gott wirklich gibt, gewinnt der Mensch Alles und wenn es ihn nicht gibt, verliert er nichts.«

Der Denker stellts sich sehr intensiv den Ungeheuerlichkeiten menschlicher Existenz, seiner Schwäche und seiner Endlichkeit, ohne zu vergessen, dass dem Menschen auch eine unendlich großen Würde innewohnt. Zweitens wendet er sich radikal nach innen als dem einzigen Ort, wo Wahrheit zu finden ist. Damit wird er zugleich zum scharfzüngigen Kritiker der modernen Gesellschaft. Und drittens setzt er sich mit seiner Gotteserfahrung auseinander. Und darin wird er zum ersten Kritiker des blinden Vertrauens in die Leistungen des Verstandes.

Pascal sagt, daß es von entscheidender Wichtigkeit sei, zu wissen, ob die Seele unsterblich ist oder nicht ist wichtiger als die Lehre von Kopernikus zu ergründen, das sollte zu denken geben und zwar deswegen, weil man eben auch heute noch nicht wissenschaftlich genau sagen kann, was eigentlich Vita ausmacht.

Soweit sind wir also auf dem wissenschaftlichen Weg der Erkenntnisse fortgeschritten, daß wir immer noch nach dem Schlüssel zum Leben suchen? Das gibt uns zu denken und das zeigt uns, daß Pascal eventuell im Recht ist mit seiner Meinung, daß es es eine Zukunft gibt trotz Tod und daß ein Mittler schon einmal hier auf der Erde war, der uns dieses vermittelt hat. Nun, der Glaube ist wichtig in diesem Fall und nicht etwa das Wissen.

Berühmt wurde Pascal durch sein philosophisches Hauptwerk »Pensées« (»Gedanken«), einem Werk aus 1.000 Fragmenten, Epigrammen und Essays. Neben weiteren mathematischen Arbeiten widmete er sich theologischen Studien und religiösen Meditationen.

1640 erschien auch das erste Werk von Pascal »Essais sur les Coniques« (»Abhandlung über Kegelschnitte«).
Diese mathematische Meisterleistung ließ ihn schlagartig in der wissenschaftlichen Welt bekannt werden.


Weblinks:

Blaise Pascal-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Blaise Pascal-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de



Samstag, 25. April 2020

Angst als eine natürliche Reaktion auf die Ausbreitung der Pandemie


Eine natürliche Reaktion auf die Ausbreitung der Pandemie ist Angst in ihren unterschiedlichen Formen. Furcht und Sorge, Hektik und Panik sind alles Spielarten der Angst.

Angst löst im Menschen ganz unterschiedliche Reaktionen aus: Angst kann also sowohl blind machen, wie auch die Aufmerksamkeit, das Bewusstsein für etwas, für eine Situation steigern.

Angst kann also sowohl blind machen, wie auch die Aufmerksamkeit, das Bewusstsein für etwas, für eine Situation steigern.

Angst galt in der Antike, von Sokrates über Platon bis Aristoteles, als Störung des Denkens. Erst in der Neuzeit ist es zu einer Neubewertung der Angst gekommen, als Denker Angst anders bewertet haben.

Es gibt aber auch eine allgemeine Angst, die sich nicht aus der konkreten Lebenssituation eines Menschen erklären lässt, die keine Angst vor etwas konkretem ist. Diese Angst ist bei einigen Philosophen ein ganz zentraler Aspekt ihrer Philosophie, z. B. bei Kierkegaard und Heidegger.

So ist Angst eine Wertschätzung des eigenen Lebens, wobei die Sorge Menchen umtreibt, das eigene Leben und das nahestehender Menschen, wie das der eigenen Familie, zu schützen.

Angst treibt die Menschen an, Vorsorge für das eigene Leben zu treffen. So entstehen in der Krise und bei Gefahr auch Solidarität und Nacbbarschaftshilfe.


Keine Philosophie, die keinen Rat gegen die Angst hätte.

Weblinks:


Johns Hopkins University

Johns Hopkins University

Angst - Grosser Zitatenschatz

Samstag, 18. April 2020

Wie Hegels Gedanken in der Corona-Krise helfen können


Wie lange noch schränkt der Staat wegen der Corona-Pandemie die Freiheit seiner Bürger ein? Das fragen sich gegenwärtig viele Menschen, denn Freiheit bedeutet für sie, jederzeit das tun zu können, was man will.

Ein berühmter deutscher Philosoph hatte eine Richtschnur für dieses Dilemma. Georg Wilhelm Friedrich Hegel, der vor 250 Jahren, im August 1770, in Stuttgart geboren wurde und 1831 in Berlin starb, hat einen Gedanken entwickelt, der in der heutigen Krise hilfreich sein kann. Freiheit erscheint als die Losung des Zeitalters, in dem Hegel groß geworden ist. John Locke hatte sie der Politik zugrunde gelegt, mit Rousseau war sie zu einer menschheitlichen Forderung geworden und Kant konnte zeigen, dass sie der Ursprung aller humanen Leistungen ist, ohne im Widerspruch zur strengen Naturgesetzlichkeit zu stehen.

Die Freiheit tritt bei Hegel nun im "Geist" hervor, den Kant als die "belebende Kraft im Gemüthe" versteht. Damit war nicht nur der Grund für die Erfahrung des Schönen, sondern auch für einen neuen Begriff des Lebens gelegt. Nur vor diesem Hintergrund ist das Freiheitspathos Friedrich Schillers zu verstehen, der seine Ideale bereits im realen Prozess des Lebens - und damit auch in der Geschichte - wirksam sieht.

Hegels Geist strebt nach Freiheit und Selbsterkenntnis. Um dieses Ziel zu erreichen, muss er sich notwendiger weise verkörpern. Der Geist braucht die Welt genauso, wie wir als denkende Wesen auf einen Körper angewiesen sind – wir schweben ja auch nicht einfach als Geister durch die Luft.

Das klingt zunächst, als sei der Geist nichts anderes als ein Schöpfergott. Aber Hegels Geist entwirft die Welt nicht einfach von außen, vielmehr schafft er die Bedingungen seiner eigenen
Existenz: Der Geist setzt sich selbst. Aber indem er sich in der Welt verkörpert, setzt er sich auch selbst in einen Widerspruch. Existieren kann er nur, wenn er diesen Widerspruch über windet.
Das ist die Kernidee von Hegels berühmter »Dialektik«

Wer frei sein will, muss vernünftige Einschränkungen der Allgemeinheit akzeptieren – eine Einsicht, die auf Hegel zurückgeht. "Wer unter den Corona-Maßnahmen der Regierung eine Einschränkung von Freiheitsrechten versteht, der irrt" - sagt der Hegel-Forscher Klaus Vieweg. Denn:

»Das höchste Freiheitsrecht ist das Recht auf Leben. Das heißt es wird Freiheit nicht eingeschränkt, sondern Freiheit in ihrem Fundament garantiert.«


"Die Freiheit ist das Denken selbst", lehrte Hegel und meinte damit, daß Freiheit das Denken voraussetzt. "Wer das Denken verwirft und von Freiheit spricht, der weiß nicht, was er redet. (...) Der Wille ist nur als denkender frei." Das bedeutet: Auswählen zu können zwischen vielen Möglichkeiten ist lediglich Willkür. Freiheit wird daraus erst in dem Moment, wenn die Vernunft den Willen bestimmt. "Der Willkür mangelt es am Denken, sie impliziert Unwissenheit."

Wenn Menschen ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden wollen, müssen sie sich vor Risikogruppen schützen. Wenn aber die Freiheit von Menschen durch ihr Handeln zu einer Gefährdung der Freiheit anderer führt, dann liegt für Hegel willkürliches Handeln vor. Ebenso ist für Hegel Freiheit ohne Denken lediglich Willkür. bzw. eine Haltung, die sich in willkürlichen Akten ausdrückt.

Der Staat ist in der Krise ein Beschränker der Freiheit. Wenn der Staat also aus vernünftigen Gründen Ausgangsbeschränkungen erlässt und Corona-Partys verboten hat, dann schränkt er Hegel zufolge keine Freiheit ein, sondern lediglich Willkür. Was Hegel damit sagen wollte, ist, daß die Freiheit des Einzelnen dort aufhört, wo sie zur Gefahr für andere wird. Von einer Gängelung oder Repression der Bürger kann dann keine Rede sein. "Die Teilnehmer an Corona-Partys machen eben nicht ihr Recht auf freies Handeln geltend", betont der Jenaer Philosophie-Professor Klaus Vieweg. "Sie handeln bloss willkürlich und verstossen fundamental gegen die Freiheit, gegen die Rechte des Menschen."

Hegel lebte in einer Zeit, in der Seuchen durchaus verbreitet waren. Die verheerenden Wirkungen von Pandemien kannte Hegel zur Genüge. Als er starb, wütete in Berlin eine Cholera-Epidmie, die zahlreiche Todesopfer forderte, dazu gehörte auch Hegel. Trotzdem war der opotimistische Denker felsenfest davon überzeugt, daß es in der Welt vernünftig zugeht : "Was vernünftig ist, das ist wirklich; und was wirklich ist, das ist vernünftig." - Für keinen anderen Satz wurde Hegel so intensiv angefeindet und verleumdet, dass es heute nur noch wenige Intellektuelle gibt, die sich offen als Hegelianer zu erkennen geben.

Es scheint, als hätte Hegel damit einen großen Teil der Welt einfach weggeleugnet, denn mit diesem heute verstaubten Satz hat der Denker ja jede Seuche und jedes Unrecht dieser Welt als vernünftig gerechtfertigt, hat damit alles Bestehende heiliggesprochen, auch den damaligen preußischen Polizei-Staat. - Auch darin liegt die große Gefahr der Willkür des Denkens!



Weblinks:

Hegel-Biografie - Biografie-Portal

Hegel, der Weltgeist und die Freiheit - www.zdf.de



Johns Hopkins University

Johns Hopkins University


Samstag, 11. April 2020

Søren Kierkegaard, die Krise und die Angst











Søren Kierkegaard

In Zeiten einer Krise ist Angst eine weit verbreitete und begleitende Erscheinung. Viele Menschen lassen die Angst zu, wissen, das sie da ist und versuchen, sich ihr zu stellen. Es handelt sich hierbei um eine konkrete Angst, die an einen bestimmten Gegenstand oder ein Ereignis geknüpft ist.


Angst löst im Menschen ganz unterschiedliche Reaktionen aus: Angst kann also sowohl blind machen, wie auch die Aufmerksamkeit, das Bewusstsein für etwas, für eine Situation steigern.

Es gibt aber auch eine allgemeine Angst, die sich nicht aus der konkreten Lebenssituation eines Menschen erklären lässt, die keine Angst vor etwas Konkretem ist. Diese Angst ist bei einigen Philosophen ein ganz zentraler Aspekt ihrer Philosophie, z. B. bei Kierkegaard und Heidegger. Ein Mensch, der sich dieser Angst gestellt hat, war der dänische Philosoph Søren Kierkegaard.

Kierkegaard gilt geradezu als Philosoph der Angst. Am 17. Juni 1844 erschien in Kopenhagen ein Buch mit dem merkwürdigen Titel: »Der Begriff Angst«. Noch etwas merkwürdiger ist der Untertitel: »Eine schlichte psychologisch-andeutende Überlegung über das dogmatische Problem der Erbsünde«. Am allermerkwürdigsten aber ist der lateinische Name des Verfassers: »Vigilius Haufniensis« - zu Deutsch etwa »Der Nachtwächter Kopenhagens«.

In seinem Werk wollte Kierkegaard seinen Landsleuten die Nacht erhellen, sprich: die dunkle Seite ihres Wesens. Als Grundzug des Menschen findet er einen in der Philosophie völlig neuen Grundbegriff: die Angst. Er möchte sie allerdings sofort von der Furcht unterscheiden, die einen Gegenstand hat, während Angst gegenstandslos ist. Man fürchtet sich „vor“ etwas, aber man „hat“ Angst.


Angst ist im Denken Kierkegaards einer der zentralen Begriffe, an dem sich nicht zuletzt zeigt, was es bedeutet, ein Mensch zu sein. Angst ist ein existenzielles Grundgefühl und gehört zur Grundausstattung der menschlichen Existenz, die unsere Flucht- und Überlebensimpulse steuert. Angst kennt viele Gesichter: Existenzangst, Angst um den Arbeitsplatz, Zukunftsangst, Terrorangst, Angst vor Digitalisierung - und dann auch noch Urangst - die Angst aller Ängste.

Kierkegaard unterscheidet zwischen Furcht und Angst. Furcht richte sich auf Bestimmtes, Angst ist ein diffuses Gefühl und bleibt stets unbestimmt. Es ist die Angst vor dem Nichts, das weite Feld des Unbekannten, in dem auch die Möglichkeit zur Schuld liegt.


Vor Corona schützen Sie sich durch praktische Vernunft im Sinne Kants am besten, indem Sie keine Angst vor dem Virus zeigen, sondern durch umsichtiges und vorsichtiges Verhalten, in dem Sie Abstand wahren, ihre Sozialkontakte einschränken, sich regelmäßig die Hände waschen und beim Einkaufen Handschuhe und ggf. Mundschutz tragen.

Die Angst - und das ist der entscheidende philosophische Dreh - führt für Kierkegaard direkt zu dem Begriff der Freiheit. An beiden Begriffen - Angst und Freiheit - wird deutlich, daß ein Mensch nicht ohne weiteres er selbst ist, sondern es in entscheidender Weise erst noch werden muß.

Und wo ist der Bezug zu Gott? - Nun, Gott hat mit der Auferstehung Jesu zu Ostern den Tod besiegt und damit auch den Menschen auch die Angst vor dem Tode genommen und auch das Leben und die Liebe sind stärker als der Tod.

Søren Kierkegaards Schrift »Der Begriff Angst«, 1844 erstmals veröffentlicht, hat in der Folgezeit Philosophie, Theologie und die Literatur maßgeblich beeinflußt.

Und Kierkegaard wäre nicht Kierkegaard, wenn er nicht auch einen passenden - existenziell angehauchten - Spruch für den Menschen nach einer Krise parat gehabt hätte:
»Der Mensch wird nicht ein anderer, den er zuvor gewesen, nein, er wird er selbst«

Weblinks:

Soren Kierkegaard - www.famousphilosophers.org

Der Mensch braucht Angst, sonst lernt er nichts: Sören Kierkegaard - WELT - www.welt.de

Literatur:

Der Begriff Angst bei Søren Kierkegaard
Der Begriff Angst
von Søren Kierkegaard