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Samstag, 20. September 2025

»Essais« von Michel de Montaigne

Michel de Montaigne

Michel de Montaigne (1533-1592) war zuallererst ein Skeptiker, auch Humanist sowie Politiker mit Zugang zu den einflussreichen Persönlichkeiten der französischen Monarchie am Ende der Renaissance und zu Beginn der Reformation und der beginnenden Gegenreformation.

Montaignes literarische Schaffensphase – von 1570 bis 1592 – fiel in die Zeit der französischen Religionskriege (acht Phasen von Bürgerkriegen zwischen 1562 und 1598). Die Unruhen waren Folge eines schwachen Königtums und religiöser Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und Hugenotten, die intensive Gewalterfahrung für Generationen zum Alltag machten, was Montaignes grundlegenden Skeptizismus verstärkt haben mag.


Mit seinen "Essais" hat Michel de Montaigne eine gleichnamige literarische Gattung geschaffen. Darin sinniert er nicht nur über Freundschaft und Einsamkeit, sondern gibt auch Details seines Liebeslebens und seiner Verdauung bekannt. Hierbei handelt es sich um freie Betrachtungen eines französischen Edelmannes aus der späthuma- nistischen Zeit des 16. Jahrhunderts.

Bunt gemischt und in leicht verständlicher Sprache steht Allgemeines neben Privatem, Literatur neben Philosophie, Kurioses neben Alltäglichem. Montaignes fragende Haltung, seine Klugheit und Weitsicht, haben diese vor über 400 Jahren verfassten "Versuche" bis heute lebendig gehalten.

De Montaigne macht sich tiefsinnige Gedanken über die verschiedensten Aspekte des Lebens, seines Lebens genauer gesagt, denn der Hauptgegenstand seiner Essais ist er selbst. Seine Selbsterkenntnis, das was ihm durch seine Gedankenwelt schweift, brachte er zu Papier, unterstützt durch viele Zitate von Dichtern des Altertums.

Essais
Essais

Montaigne behandelt in den Essais alle möglichen Themen, die scheinbar nach dem jeweiligen Gusto des Verfassers ausgewählt wurden und deshalb zufällig und unzusammenhängend erschei- nen. Doch im Lauf der Lektüre wird deutlich, daß der gemeinsame Nenner der Mensch ist, der im Zentrum aller Gedanken und Überlegungen steht. Montaigne verfolgt nicht die Absicht, den Menschen z. B. nach Maximen oder ethischen Normen zu klassifizieren, bzw. ein Dogma aufzustellen, nach dem der Mensch zu leben hat. Es geht ihm nicht um die Vereinheitlichung des Menschen, sondern es geht ihm vielmehr um den Versuch, die Menschen in ihrer Vielfalt zu begreifen. Sein Forschungsobjekt ist der gewöhnliche Mensch mit all seinen Charaktereigenschaften. Er soll vorurteilslos und ohne erzieherische Absichten erforscht werden.
Die mit über tausend Bänden glänzend bestückte Bibliothek war sein "Schoß der gelehrten Musen", wie die Inschrift eines Deckenbalkens lautete. Er begann mit der Niederschrift einer philosophischen Abhandlung. Einer äußerst Ungewöhnlichen:

"Dieses Buch, Leser, gibt redlich Rechenschaft. Sei gleich am Anfang gewarnt, dass ich mir damit kein anderes Ziel als ein rein häusliches und privates gesetzt habe."

Das Ergebnis war ein bahnbrechendes Werk über das Wesen des Menschen, noch dazu in einem klangvollen Französisch und nicht wie üblich auf Latein. Montaigne erfand eine eigene Gattung, die er Essai nannte, also "Probe", "Versuch" oder "Übung".


Weblink:

Erfinder der Selbstbeobachtung - www.deutschlandfunkkultur.de

Literatur:

Essais
Essais
von Michel de Montaigne

Samstag, 4. Juli 2020

Gedanken in einer idyllischen Welt



Stellen Sie sich vor, es herrscht eine Krise im Land und Sie haben die Möglichkeit, sich auf ein idyllisches Schloss auf dem Lande zurückzuziehen und sich dort in einem rund gemauerten Turm ihre Gedanken über Gott und die Welt und über die Menschen zu machen und diese tiefsinnigen Gedanken niederzuschreiben. - Die Bewältigung der Krise durch Rückzug in ein Idyll - Wer könnte diesem verlockenden Gedanken widerstehen?


Es gibt unterschiedliche Wege und Denkhaltungen, einer Krise zu begegnen: Rückzug, innere Einkehr, Reflektion, Kontemplation und Muße.



In dieser idyllischen Umgebung ist es ruhig auf dem Lande, es herrscht andächtige Stille wie in einer idyllischen Landschaft und die Idylle nimmt Sie in ihren kontemplativen Schoß. In einer solchen Landschaft schuf Michel de Montaigne mit seinen »Essais« und der darin meisterlich entwickelten Kunst der Reflexion eine neue Philosophie und ein neues Bild vom Menschen.


Michel Montaigne


»Die Nützlichkeit des Lebens liegt nicht in seiner Länge,
sondern in seiner Anwendung.«


Es ist sogar ein Genuss, nicht andauernd Flugzeuge am Himmel zu sehen und zu hören, und auch daß der Autoverkehr so eingeschränkt existiert. Diese Entschleunigung ist sehr heilsam für uns alle.

Wir können uns darauf konzentrieren, was wirklich für ein gutes Leben notwendig ist. Die allemeisten Dinge und Besitztümer sind es nicht.

Die Menschen haben und nehmen sich in der Krise Zeit zur Muße, anderen als den für sie gewohnten Geschäften nachzugehen - und da ist auch Michel de Montaigne nicht fern, für den die Erfahrung der Stille ein prägendes Erlebnis war, welches ihn zum Nachdenken anregt hat.

Samstag, 25. April 2020

Michel de Montaigne und die Stille

Michel Montaigne




Vor dem wachen Auge des Wanderers liegt eine sanft hügelige Landschaft, die von dunklen Wäldern umgeben ist und auf einem Hügel ragt in der Idylle ein Schloß empor. Das Schloss Montaigne liegt malerisch gelegen auf einer Anhöhe, 30 Kilometer östlich von Bordeaux, in der historischen Landschaft des Périgord. Hierhin zog sich Michel de Montaigne bereits im Alter von 38 Jahren zurück.

In der Abgeschiedenheit seines ländlichen Anwesens beschäftigte er sich vor allem mit der Erforschung seiner selbst. Die zeitgenössische Philosophie, die bisherige Philosophie überhaupt schien ihm nicht in der Lage, die tatsächliche Befindlichkeit menschlicher Existenz wiederzuspiegeln.

Und so schuf Michel de Montaigne mit seinen »Essais« und der darin meisterlich entwickelten Kunst der Reflexion eine neue Philosophie und ein neues Bild vom Menschen.


Nun ist es ruhig im Lande, es herrscht andächtige Stille wie in einer idyllischen Landschaft. In einer solchen Landschaft schuf Michel de Montaigne mit seinen »Essais« und der darin meisterlich entwickelten Kunst der Reflexion eine neue Philosophie und ein neues Bild vom Menschen.

»Die Nützlichkeit des Lebens liegt nicht in seiner Länge, sondern in seiner Anwendung.«


Es gibt unterschiedliche Wege und Denkhaltungen, einer Krise zu begegnen: Rückzug, innere Einkehr, Reflektion, Kontemplation und Muße.


Die Menschen haben und nehmen sich in der Krise Zeit zur Muße, anderen als den für sie gewohnten Geschäften nachzugehen - und da ist auch Michel de Montaigne nicht fern, für den die Erfahrung der Stille ein prägendes Erlebnis war, welches ihn zum Nachdenken anregte.

Auch die Krise schenkt den Menschen ungewohnte Momente der Stille, die Menschen nachdenklich stimmen werden. Der Hauch Ödnis auf den Straßen und Plätzen erinnert daran, wie viel wir Menschen einander verdanken. Der Mensch ist dann er selbst, wenn er sich anderen darstellt, sich vor ihnen inszeniert.

Deshalb sollten die Menschen jetzt, da sie zu Einschränkungen gezwungen sind und Zeit zur Besinnung haben, darüber nachdenken, was in unserer Gesellschaft und speziell in der Wirtschaft schief gelaufen ist, was uns wirklich wichtig, was sinnvoll und wertvoll ist, und daraus Konsequenzen ziehen.

"Erst im Anderen", bemerkt Michel de Montaigne, "begegnen wir uns selbst, ganz gleich, ob wir nun einen Pinsel in die Hand nehmen oder einen Stift."

»Indem ich mich für einen anderen zeichne, stelle ich mich in deutlicheren Farben dar als sie eigentlich sind. Ich habe mein Buch nicht mehr geschrieben als es mich geschrieben hat, ein Buch, das mit seinem Autor identisch ist.«

Wie oft und inständig wünschen Menschen sich gerade die Stille, manch einer geht für ein Schweige-Wochenende zur inneren Einkehr ins Kloster, andere wollen auf eine einsame Insel. Aber kaum ist sie da, die Stille, wird sie uns unheimlich. Oder liegt es doch an dieser speziellen, etwas unwägbaren Situation, dass sie uns merkwürdig erscheint?


Weblinks:

Michel de Montaigne-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Michel de Montaigne-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de/">www.die-zitate.de


Blog-Artikel:

Michel de Montaigne »Essais«