Camus versus Sartre
Camus stand an der Seite der einfachen Menschen seiner Herkunft und beharrte darauf, Gewalt nicht mit Gewalt zu vergelten und Freiheit auch als Verpflichtung zu begreifen.
Sein Leben und seine Bücher erzählen von der Sehnsucht nach den großen,
elementaren Erlebnissen, vom Glück der Beschränkung auf das Essentielle,
vom Zauber der Einfachheit.
Die Protagonisten des Existentialismus, vor allem Jean-Paul Sartre und
Albert Camus, gehören zu den bekanntesten Philosophen-Literaten des 20.
Jahrhunderts. In Hinsicht auf Sartres Freiheitsbegriff kann der
Existentialismus als ein Gipfelpunkt der Moderne gelesen werden.
Die Feindschaft zwischen den beiden Exponenten des Existenzialismus hatte unübersehbar einen klassenkämpferischen Hintergrund: Der dem Elend entwachsene Camus strebte nach Bürgerlichkeit im besten Sinne des Begriffs durch kritische Aneignung der Kultur der Aufklärung, während der dem privilegierten linken Bildungsbürgertum entstammende Sartre und mehr noch dessen Partnerin Simone de Beauvoir vom Virus des Selbsthasses, des Kulturrelativismus und des sozialistischen Nihilismus angesteckt waren.
Sartre kritisierte den Nihilismus der Nazis im Namen des nicht weniger nihilistischen internationalen Sozialismus. Camus kritisierte den Nihilismus mit dem Verweis auf die Zehn Gebote und das Naturrecht.
Weblink:
Albert Camus und die Liebe zur Wahrheit - EF-Magazin
Philosophenwelt-Blog gewährt Einblicke in die Welt der Philosophie. Dieser Blog bietet Ansichten und Einsichten zum Thema Philosophie. Der Philosophenwelt-Blog ist ein Philosophie Blog und Podcast zu aktuellen, aber auch klassischen Themen der Welt. Der aufklärerische Blog folgt dabei einer Kantschen Devise: "Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen." Immanuel Kant
Mittwoch, 5. November 2003
Freitag, 10. Oktober 2003
»Minima Moralia« von Theodor W. Adorno
»Minima Moralia – Reflexionen aus dem beschädigten Leben« ist eine im amerikanischen Exil verfasste philosophische Schrift Theodor W. Adornos. Das Aufklärungswerk der Moderne ist ein sprachästhetisch gewaltiges Werk zur Kulturkritik. Es ist Zeitdiagnose und Kulturkritik zugleich.
Die »Minima Moralia« sind aus der Erschütterung über den Terror im faschistischen Deutschland geschrieben worden. Sie gehen auf Notizen zurück, die der Autor in den Jahren seines Exils in England seit 1934 und den USA seit 1938 niedergeschrieben hat.
Die Schrift enthält 153 Aphorismen und kurze Essays über die Bedingungen des Menschseins - der Conditio humana - unter kapitalistischen und faschistischen Verhältnissen. Neben der »Dialektik der Aufklärung« und der »Negativen Dialektik« zählt die Schrift zu den philosophischen Hauptwerken Adornos. In seinem Gesamtwerk nimmt die Schrift insofern eine Sonderstellung ein, da die kurzen, durchnummerierten Texte untereinander keinen erkennbaren theoretischen Zusammenhang aufweisen, sondern lose aneinander gefügt sind.
Adorno behauptet, dass ein gutes und richtiges Leben unter den Bedingungen einer unmenschlich gewordenen Gesellschaft, die den Menschen zu einem „reduzierten und degradierten Wesen“ machte, nicht mehr möglich sei. In der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft, die zu einer Welt des kalten Kommerzes geworden sei und die die Menschen zu Anhängseln einer verselbständigten Maschinerie erniedrige, könne es „kein davon unberührtes Residuum des Wahren und Authentischen“ mehr geben.
In den »Minima Moralia« beantwortet Adorno die Frage, was das „richtige Leben“ ausmache, durchgehend in negativer Weise, als bestimmte Negation: „Er setzt bei dem an, 'was nicht sein soll', bzw. am Leben in seiner 'verkehrten' oder 'entfremdeten Gestalt'.“
Fünfzig Jahre nach ihrer Publikation im Jahre 1951 ist die aphoristische Sammlung im Hinblick auf die Popularität und den von Beginn an überraschend großen Erfolg mit insgesamt über 100.000 verkauften Exemplaren als letztes deutsches "Volksbuch der Philosophie" und "Hausbuch der kritischen Intelligenz" bezeichnet worden.
Adorno setzt mit den »Minima Morala« viele Grundlagen der modernen Kulturkritik, an der am Konsum- bzw. Kapital orientieren Unterhaltungsindustrie, die er zu analysieren und kritisieren nicht müde wird. Mag seine Aphorismen-Edition auch vor 50 Jahren geschrieben worden sein, in den Grundzügen hat sie Maßstäbe gesetzt und ist für viele Kultursoziologen und -philosphen eine Referenzgröße.
Die »Minima Moralia« sind aus der Erschütterung über den Terror im faschistischen Deutschland geschrieben worden. Sie gehen auf Notizen zurück, die der Autor in den Jahren seines Exils in England seit 1934 und den USA seit 1938 niedergeschrieben hat.
Die Schrift enthält 153 Aphorismen und kurze Essays über die Bedingungen des Menschseins - der Conditio humana - unter kapitalistischen und faschistischen Verhältnissen. Neben der »Dialektik der Aufklärung« und der »Negativen Dialektik« zählt die Schrift zu den philosophischen Hauptwerken Adornos. In seinem Gesamtwerk nimmt die Schrift insofern eine Sonderstellung ein, da die kurzen, durchnummerierten Texte untereinander keinen erkennbaren theoretischen Zusammenhang aufweisen, sondern lose aneinander gefügt sind.
Adorno behauptet, dass ein gutes und richtiges Leben unter den Bedingungen einer unmenschlich gewordenen Gesellschaft, die den Menschen zu einem „reduzierten und degradierten Wesen“ machte, nicht mehr möglich sei. In der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft, die zu einer Welt des kalten Kommerzes geworden sei und die die Menschen zu Anhängseln einer verselbständigten Maschinerie erniedrige, könne es „kein davon unberührtes Residuum des Wahren und Authentischen“ mehr geben.
In den »Minima Moralia« beantwortet Adorno die Frage, was das „richtige Leben“ ausmache, durchgehend in negativer Weise, als bestimmte Negation: „Er setzt bei dem an, 'was nicht sein soll', bzw. am Leben in seiner 'verkehrten' oder 'entfremdeten Gestalt'.“
Fünfzig Jahre nach ihrer Publikation im Jahre 1951 ist die aphoristische Sammlung im Hinblick auf die Popularität und den von Beginn an überraschend großen Erfolg mit insgesamt über 100.000 verkauften Exemplaren als letztes deutsches "Volksbuch der Philosophie" und "Hausbuch der kritischen Intelligenz" bezeichnet worden.
Adorno setzt mit den »Minima Morala« viele Grundlagen der modernen Kulturkritik, an der am Konsum- bzw. Kapital orientieren Unterhaltungsindustrie, die er zu analysieren und kritisieren nicht müde wird. Mag seine Aphorismen-Edition auch vor 50 Jahren geschrieben worden sein, in den Grundzügen hat sie Maßstäbe gesetzt und ist für viele Kultursoziologen und -philosphen eine Referenzgröße.
Montag, 24. Februar 2003
Albert Camus – Revolution als Irrweg
Albert Camus bezeichnet die Revolution als Irrweg für den Menschen, der sich dem Absurden gegenüber sieht. Camus widmet den Großteil seines Buches »Der Mensch in der Revolte« dem Thema Revolution. Wie für den Menschen, der sich dem Absurden gegenüber sieht, so ergibt sich also nach Albert Camus auch für den Menschen in der Revolte ein Widerspruch, der ihn zu einer Entscheidung drängt.
In der Revolution löse die Vernunft den Widerspruch, in dem sie das Verlangen nach Freiheit und Gerechtigkeit absolut setzt und die Grenze negiert. Von diesem Absoluten ausgehend beginne sie dann damit, eine Theorie zu formulieren, die diese Absolutsetzung rechtfertigt. Der Versuch, diese Rechtfertigung wissenschaftlich zu gestalten, muss für Camus jedoch scheitern, da es dazu notwendig wäre, sich in seiner Argumentation auf das menschliche Wesen zu berufen.
Gerade dieses wäre aber der Beweis für die Unmöglichkeit des Absoluten und kann daher nicht als Stütze dienen, sondern muss ganz im Gegenteil geleugnet werden. Und so benötigte schließlich jede Theorie, die das Absolute fordert als letzte Legitimation eine Art religiöse Instanz. Für die Jakobiner hätte diese in der Vernunft und der daraus abgeleiteten Tugend bestanden, wodurch sie den von ihnen abgeschafften Gott wieder eingeführt hätten.
Der Marxismus, wie Camus ihn versteht, jedoch besiegelt den historischen Nihilismus, in dem er auch die Tugend abschafft. Mit Hegel führt er die Geschichte, die unausweichlich auf die Revolution zusteuert, als alleinige Richterin ein. Ob Vernunft oder menschliches Wesen: Alles ist der Geschichte unterworfen und kann daher keinen Anhaltspunkt für richtiges Handeln bieten. Der einzige feste Punkt, der einem Halt bieten kann, ist das Ende der Geschichte und alles was ihr dient, ist demnach gerechtfertigt. Und so existiert auch der Marxismus – trotz wissenschaftlicher Ansätze – von Beginn an nur als Prophezeiung. Der Marxismus macht also aus dem Verlangen der Revolte nach Freiheit und Gerechtigkeit ein Absolutes, dem er den restlichen Teil der menschlichen Natur unterwerfen muss. Doch dadurch, dass das Ziel eben dem menschlichen Wesen widerspricht, zieht sich der Kampf in die Länge und die Menschen müssen sich entweder der Disziplin des Kampfes unterwerfen, oder werden zu Gegnern, die es zu töten gilt. Und die Länge dieses Kampfes kann sogar noch beliebig hinausgedehnt werden, da es ja mit der Revolution, sogar mit der Weltrevolution, noch nicht getan ist. Das Reich der Freiheit kann erst einkehren, wenn sämtliche Ungerechtigkeit, mitsamt den nach ihr verlangenden Personen, ausgerottet ist. Im Verlauf des Kampfes werden somit die einstmals Revoltierenden entweder vernichtet, oder in ein Heer von Sklaven verwandelt – untertäniger, als der Kapitalismus sie je hätte schaffen können. Abschließend sei zum besseren Verständnis noch ein Rückgriff auf die griechische Mythologie angeführt, in dem Camus, so wie er den absurden Menschen anhand der Figur des Sisyphos verbildlichte, das Schicksal des Revolutionärs mittels einer abgewandelten Form der Prometheus-Sage veranschaulicht: „Er [Prometheus] schreit seinen Hass auf die Götter und seine Liebe zu den Menschen heraus, wendet sich verachtungsvoll von Zeus ab und kommt zu den Sterblichen, um sie zum Ansturm gegen den Himmel zu führen. Doch die Menschen sind schwach oder feig; man muss sie organisieren. Sie lieben das unmittelbare Vergnügen und Glück; man muss sie lehren, um zu wachsen, den Honig der Tage zu verschmähen. So wird auch Prometheus zum Lehrer, der zuerst lehrt, darauf befiehlt. Der Kampf dauert noch länger an und wird aufreibend. Die Menschen zweifeln zuerst am Sonnenstaat und seinem Bestehen. Man muss sie vor sich selbst retten. Der Held sagt ihnen darauf, er kenne den Staat, er allein. Die daran zweifeln, werden in die Wüste getrieben, an einen Felsen genagelt, den grausamen Vögeln zum Fraß vorgeworfen. Die anderen gehen fortan im Dunkeln, hinter dem einsamen, gedankenverlorenen Meister. Prometheus, der Einsame, ist Gott geworden und herrscht über die Einsamkeit der Menschen. Aber von Zeus hat er nur die Einsamkeit und die Grausamkeit angenommen, er ist nicht mehr Prometheus, er ist Cäsar. Der wahre, ewige Prometheus hat nun die Gestalt eines seiner Opfer.” Für Camus ist also keiner der beiden bereits existierenden Wege gangbar. Er wählt stattdessen den Weg der Revolte: Während Resignation und Revolution den Impuls der Revolte vernichten, indem sie ihn durch eine Idee ersetzen, ist sich der Mensch in der Revolte bewusst, dass die Revolte von ihrem Wesen her nicht maßlos ist, sondern eine Grenze in sich trägt. Um diese Grenze zu erhalten und somit der Revolte treu zu bleiben, darf sie nicht in eine absolute Idee umgewandelt werden, sondern als ursprünglicher Impuls erhalten bleiben. Der Mord ist für den Menschen in der Revolte notwendig und unentschuldbar, darf also keineswegs die Folge rationaler Berechnung sein. Die Wünsche nach absoluter Freiheit und absoluter Gerechtigkeit müssen sich gegenseitig begrenzen, da beides zugleich unmöglich ist.
Weblinks:
Albert Camus – Marxismus und Moral - www.bruchlinien.at
Der Mensch in
der Revolte
In der Revolution löse die Vernunft den Widerspruch, in dem sie das Verlangen nach Freiheit und Gerechtigkeit absolut setzt und die Grenze negiert. Von diesem Absoluten ausgehend beginne sie dann damit, eine Theorie zu formulieren, die diese Absolutsetzung rechtfertigt. Der Versuch, diese Rechtfertigung wissenschaftlich zu gestalten, muss für Camus jedoch scheitern, da es dazu notwendig wäre, sich in seiner Argumentation auf das menschliche Wesen zu berufen.
Gerade dieses wäre aber der Beweis für die Unmöglichkeit des Absoluten und kann daher nicht als Stütze dienen, sondern muss ganz im Gegenteil geleugnet werden. Und so benötigte schließlich jede Theorie, die das Absolute fordert als letzte Legitimation eine Art religiöse Instanz. Für die Jakobiner hätte diese in der Vernunft und der daraus abgeleiteten Tugend bestanden, wodurch sie den von ihnen abgeschafften Gott wieder eingeführt hätten.
Der Marxismus, wie Camus ihn versteht, jedoch besiegelt den historischen Nihilismus, in dem er auch die Tugend abschafft. Mit Hegel führt er die Geschichte, die unausweichlich auf die Revolution zusteuert, als alleinige Richterin ein. Ob Vernunft oder menschliches Wesen: Alles ist der Geschichte unterworfen und kann daher keinen Anhaltspunkt für richtiges Handeln bieten. Der einzige feste Punkt, der einem Halt bieten kann, ist das Ende der Geschichte und alles was ihr dient, ist demnach gerechtfertigt. Und so existiert auch der Marxismus – trotz wissenschaftlicher Ansätze – von Beginn an nur als Prophezeiung. Der Marxismus macht also aus dem Verlangen der Revolte nach Freiheit und Gerechtigkeit ein Absolutes, dem er den restlichen Teil der menschlichen Natur unterwerfen muss. Doch dadurch, dass das Ziel eben dem menschlichen Wesen widerspricht, zieht sich der Kampf in die Länge und die Menschen müssen sich entweder der Disziplin des Kampfes unterwerfen, oder werden zu Gegnern, die es zu töten gilt. Und die Länge dieses Kampfes kann sogar noch beliebig hinausgedehnt werden, da es ja mit der Revolution, sogar mit der Weltrevolution, noch nicht getan ist. Das Reich der Freiheit kann erst einkehren, wenn sämtliche Ungerechtigkeit, mitsamt den nach ihr verlangenden Personen, ausgerottet ist. Im Verlauf des Kampfes werden somit die einstmals Revoltierenden entweder vernichtet, oder in ein Heer von Sklaven verwandelt – untertäniger, als der Kapitalismus sie je hätte schaffen können. Abschließend sei zum besseren Verständnis noch ein Rückgriff auf die griechische Mythologie angeführt, in dem Camus, so wie er den absurden Menschen anhand der Figur des Sisyphos verbildlichte, das Schicksal des Revolutionärs mittels einer abgewandelten Form der Prometheus-Sage veranschaulicht: „Er [Prometheus] schreit seinen Hass auf die Götter und seine Liebe zu den Menschen heraus, wendet sich verachtungsvoll von Zeus ab und kommt zu den Sterblichen, um sie zum Ansturm gegen den Himmel zu führen. Doch die Menschen sind schwach oder feig; man muss sie organisieren. Sie lieben das unmittelbare Vergnügen und Glück; man muss sie lehren, um zu wachsen, den Honig der Tage zu verschmähen. So wird auch Prometheus zum Lehrer, der zuerst lehrt, darauf befiehlt. Der Kampf dauert noch länger an und wird aufreibend. Die Menschen zweifeln zuerst am Sonnenstaat und seinem Bestehen. Man muss sie vor sich selbst retten. Der Held sagt ihnen darauf, er kenne den Staat, er allein. Die daran zweifeln, werden in die Wüste getrieben, an einen Felsen genagelt, den grausamen Vögeln zum Fraß vorgeworfen. Die anderen gehen fortan im Dunkeln, hinter dem einsamen, gedankenverlorenen Meister. Prometheus, der Einsame, ist Gott geworden und herrscht über die Einsamkeit der Menschen. Aber von Zeus hat er nur die Einsamkeit und die Grausamkeit angenommen, er ist nicht mehr Prometheus, er ist Cäsar. Der wahre, ewige Prometheus hat nun die Gestalt eines seiner Opfer.” Für Camus ist also keiner der beiden bereits existierenden Wege gangbar. Er wählt stattdessen den Weg der Revolte: Während Resignation und Revolution den Impuls der Revolte vernichten, indem sie ihn durch eine Idee ersetzen, ist sich der Mensch in der Revolte bewusst, dass die Revolte von ihrem Wesen her nicht maßlos ist, sondern eine Grenze in sich trägt. Um diese Grenze zu erhalten und somit der Revolte treu zu bleiben, darf sie nicht in eine absolute Idee umgewandelt werden, sondern als ursprünglicher Impuls erhalten bleiben. Der Mord ist für den Menschen in der Revolte notwendig und unentschuldbar, darf also keineswegs die Folge rationaler Berechnung sein. Die Wünsche nach absoluter Freiheit und absoluter Gerechtigkeit müssen sich gegenseitig begrenzen, da beides zugleich unmöglich ist.
Weblinks:
Albert Camus – Marxismus und Moral - www.bruchlinien.at
Der Mensch in
der Revolte
Samstag, 9. November 2002
Albert Camus Philosophie erlebt seine Renaissance
1960 kommt Albert Camus durch einen Autounfall ums Leben. 30 Jahre später erlebt seine Philosophie eine bemerkenswerte und bis heute andauernde Renaissance.
Französische Intellektuelle wie Bernard-Henri Lévi oder der Ex-Maoist André Glucksmann fordern unter Berufung auf Camus die Rückkehr der Moral in die Politik – ein guter Anlass für den Marxismus sich mit Camus auseinander zu setzen, denn die Bedeutung seines Werkes, das in einer Verwerfung der Geschichte zugunsten einer rein gegenwartsbezogenen Moral besteht, ist zutiefst widersprüchlich: Es ist Ausdruck einer schwerwiegenden Degeneration der menschlichen Zivilisation und birgt doch zugleich eine Wahrheit in sich, die dem Marxismus zunehmend abhanden zu kommen scheint. „Ich glaube an die Gerechtigkeit, aber bevor ich die Gerechtigkeit verteidige, werde ich meine Mutter verteidigen.” So die Antwort des Algerienfranzosen Albert Camus auf die Frage, warum er den algerischen Unabhängigkeitskampf nicht unterstütze. Camus wurde damals für diese Antwort heftig angegriffen.
Das Unverständnis darüber, dass er, der große Moralist und Kämpfer für Gerechtigkeit und Freiheit, diese Prinzipien plötzlich fallen ließ, sobald sie seinen eigenen Interessen widersprachen, war ebenso groß, wie der daraus folgende Vorwurf der Unaufrichtigkeit – ein Vorwurf, der jedoch ganz und gar ungerechtfertigt war, stand seine Äußerung doch durchaus in Übereinstimmung mit seiner Philosophie - auch wenn er sich in letzterer wesentlich eleganter auszudrücken vermochte. Tatsächlich bildeten Camus´ Denken und Leben wie bei kaum einem anderen Philosophen eine Einheit, als deren Symbol das oben erwähnte, in seiner Ehrlichkeit und Direktheit entlarvende Zitat angesehen werden kann.
Weblink:
Albert Camus – Marxismus und Moral - www.bruchlinien.at
Französische Intellektuelle wie Bernard-Henri Lévi oder der Ex-Maoist André Glucksmann fordern unter Berufung auf Camus die Rückkehr der Moral in die Politik – ein guter Anlass für den Marxismus sich mit Camus auseinander zu setzen, denn die Bedeutung seines Werkes, das in einer Verwerfung der Geschichte zugunsten einer rein gegenwartsbezogenen Moral besteht, ist zutiefst widersprüchlich: Es ist Ausdruck einer schwerwiegenden Degeneration der menschlichen Zivilisation und birgt doch zugleich eine Wahrheit in sich, die dem Marxismus zunehmend abhanden zu kommen scheint. „Ich glaube an die Gerechtigkeit, aber bevor ich die Gerechtigkeit verteidige, werde ich meine Mutter verteidigen.” So die Antwort des Algerienfranzosen Albert Camus auf die Frage, warum er den algerischen Unabhängigkeitskampf nicht unterstütze. Camus wurde damals für diese Antwort heftig angegriffen.
Das Unverständnis darüber, dass er, der große Moralist und Kämpfer für Gerechtigkeit und Freiheit, diese Prinzipien plötzlich fallen ließ, sobald sie seinen eigenen Interessen widersprachen, war ebenso groß, wie der daraus folgende Vorwurf der Unaufrichtigkeit – ein Vorwurf, der jedoch ganz und gar ungerechtfertigt war, stand seine Äußerung doch durchaus in Übereinstimmung mit seiner Philosophie - auch wenn er sich in letzterer wesentlich eleganter auszudrücken vermochte. Tatsächlich bildeten Camus´ Denken und Leben wie bei kaum einem anderen Philosophen eine Einheit, als deren Symbol das oben erwähnte, in seiner Ehrlichkeit und Direktheit entlarvende Zitat angesehen werden kann.
Weblink:
Albert Camus – Marxismus und Moral - www.bruchlinien.at
Sonntag, 10. September 2000
Nietzsche und die Frage nach dem Sinn
Mit der Aufklärung geriet die religiöse Ordnung ins Wanken. Hatte Kant noch versucht die Metaphysik zu retten, so haben wir in Nietzsche einen Skeptiker vor Augen, der nichts mehr gelten läßt. Mit Nietzsche wird der Begriff "Nihilismus" und seine Aussage aus der »Fröhlichen Wissenschaft« verbunden: »Gott ist tot.«
»Was taten wir, als wir diese Erde von ihrer Sonne losketteten? Wohin bewegt sie sich nun? Wohin bewegen wir uns? Fort von allen Sonnen? Stürzen wir nicht fortwahrend? Und rückwärts, seitwärts, vorwärts, nach allen Seiten? Gibt es noch ein Oben und Unten? Irren wir nicht wie durch ein unendliches Nichts! ... Gott ist tot!«
Schon früh spürte Nietzsche die Zerrissenheit der Wirklichkeit. In diesem Stadium verehrte er aber noch die kulturellen Leistungen der Vergangenheit. Er hielt die bildende Kunst und die Musik für eine "wohltätige Illusion", deren Spiel am Abgrund der Welt gerechtfertigt schien. Doch sein Glaube an die Kultur war im Verfall begriffen. Schärfer und radikaler analysierte er den Zustand seiner Zeit und den Verfall der Kultur.
»Die Zeit, in die wir geworfen sind", ist "die Zeit eines großen inneren Verfalles und Auseinanderfalles. Die Ungewißheit ist dieser Zeit eigen; nichts steht auf festen Füßen und hartem Glauben an sich«.
Das Nichtigwerden des in der moderne Kultur latenten Christentums, das scheinheilige Festhalten an Werten, an die man nicht mehr wirklich glaubt, nennt der Philososph Friedrich Nietzsche „Nihilismus“.
Für den Zustand der Zeit wählte Nietzsche den Ausdruck "Nihilismus". Diesen Nihilismus verstand Nietzsche als Konsequenz der abendländischen Geistesbewegung, als ein objektives Geschehen, dem sich niemand entziehen kann.
Literatur:
<;br>Die Fröhliche Wissenschaft von Friedrich Nietzsche
Morgenröte / Idyllen aus Messina / Die fröhliche Wissenschaft. von Giorgio Colli und Mazzino Montinari
Freitag, 25. August 2000
Friedrich Nietzsche 1900 in Weimar gestorben
Friedrich Nietzsche starb vor 100 Jahren am 25. August 1900 im Alter von 55 Jahren in Weimar an den Folgen einer Lungenentzündung und eines weiteren Schlaganfalls. Friedrich Nietzsche war einer der bedeutendsten deutschen Philosophen des 19. Jahrhunderts. Er entwickelte eine neue Morallehre und eine eigene Philosophie.
Im Jahre 1870 wurde er mit 25 Jahren und noch ohne Promotion als Professor nach Basel berufen. Mit seinem ersten Buch »Die Geburt der Tragödie aus dem Geist der Musik« (1871) erregte er einen handfesten Skandal, welcher seine akademische Karriere ruinierte.
Darin verherrlichte er das tragische Lebensgefühl und feierte den umstrittenen Komponisten und Operndichter Richard Wagner als Neubegründer der deutschen Kultur.
Die historischen Umwälzungen von der Französischen Revolution bis zum Pariser Kommune-Aufstand forderten sein Denken nachhaltig heraus. Historische Analysen von Tocqueville bis Jacob Burckhardt bildeten für ihn wichtige Koordinaten. Positivismus und Historismus, Psychologie und Physiologie des 19. Jahrhunderts waren für ihn ebenso Meilensteine der geistigen Auseinandersetzung wie Schopenhauer, Wagner und Darwin.
Ähnlich vieldimensional ist die Wirkungsgeschichte
Nietzsches, den Gottfried Benn das „größte Ausstrahlungsphänomen der
Geistesgeschichte“ nannte. Es genügt, an Thomas Mann, Hofmannsthal,
Musil, Benn, Freud und Heidegger sowie an die Wirkung Nietzsches im
französischen Geistesleben von Gide bis zu Derrida zu erinnern, ferner
an die ideologische und politische Sprengkraft, die der weltanschaulich
vereinnahmte Nietzsche im 20. Jahrhundert erhielt; zu betonen ist auch
seine Schlüsselstellung für die moderne Anthropologie und Kulturkritik.
Nietzsche warf der bisherigen Philosophie und Wissenschaft vor, herrschende Moralvorstellungen unkritisch übernommen zu haben; wahrhaftig freies und aufgeklärtes Denken habe sich dagegen, wie der Titel eines Buchs sagt, »Jenseits von Gut und Böse« zu stellen.
Er durchlief in seinen Werken auf dem Weg zum eigenständigen Denker einen Reifungs- und Emanzipationsprozeß: an dem er an die Stelle der Kunst die Philosophie als den Gipfelpunkt der Kultur setzte und seine allmähliche Loslösung von seinen Vorbildern Arthur Schopenhauer und Richard Wagner betrieb.
Nietzsche hat wie kaum ein zweiter mit den Lehrsätzen der Philosophie und Theologie aufgeräumt und abgrechnet. Mit der Kritik der Moral hängt eine Kritik bisheriger Philosophien zusammen. Sein Werk enthält scharfe Kritiken an Moral, Religion, Philosophie, Wissenschaft und Formen der Kunst.
Er kritisierte die überkommenen Werte der christlichen Moral und forderte eine Abkehr vom Christentum. In seinen Werken wandte sich der Moralphilosoph gegen die überkommenen christlichen Werte. Das Christentum lehnte er als eine Religion für die Schwachen ab.
Nietzsche war ein dichtender Denker - sein Stilmittel war der Aphorismus. Nietzsches Herangehensweise an die Probleme der Philosophie ist teils die des Künstlers, teils die des Wissenschaftlers und teils die des Philosophen.
Anfang Januar 1889 erlitt Nietzsche in Turin einen geistigen Zusammenbruch. Er fiel in geistige Umnachtung und wurde bis zu seinem Tode von seiner Mutter und Schwester gepflegt. Nach mehreren Schlaganfällen war Nietzsche allerdings teilweise gelähmt und konnte weder stehen noch sprechen.
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